9. Kapitel
Unruhig stand Fred neben
seinem Zwilling, froh um die Arme, die sich um seine Schultern gelegt hatten. Er
sah zu seinem Vater, der in einem Sessel saß, in dem neu errichteten
Ankunftsraum, den der Lord ihrem Laden spendiert hatte, so, dass man nicht immer
direkt in ein Lagerregal krachte. Ein Zugeständnis an Neveo, der gern bei dieser
Art der Fortbewegung bitter auf der Nase landete. Es würde das erste Mal seit
Jahren sein, dass er seine älteren Brüder wiedersah, wobei er Percy natürlich
nicht meinte.
Der war auch da, saß in
einem anderen Sessel, er wirkte sehr erwachsen, elegant in seiner Kleidung und
mit der Frisur, neben ihm Neveo, allerdings als Leopard, wie er sehr gern
herumlief, seit er es wieder durfte, vor Allem, wenn er eigentlich Fremde
treffen sollte. Als Tier schien er viel besser mit solchen Situationen umgehen
zu können, als in seinem richtigen Körper. Nun, nach Allem, was geschehen war,
kein Wunder. Er war nur hier, weil Percy hatte kommen wollen und nicht gewusst
hatte, wie lang es dauern könnte. Natürlich hätte Neveo durch die neue
Verbindung auch einfach durch seine Küche gehen können, wenn es ihm zu viel
wurde und er seinen Gefährten sehen wollte, doch das schien er auch nicht zu
wollen. Er hasste es, irgendwo rein zu gehen, nur weil es ihm schlecht ging, im
festen Glauben, dann noch mehr zu stören, als wenn er gleich mit rein kam und
sich stumm und reglos in eine Ecke verkrümelte, wo er über kurz oder lang
übersehen werden würde.
Fred wandte seinen Kopf um,
sah zu Fenrir, der ihm kurz zunickte, ihm eine Hand auf die Schulter legte. Es
war wirklich beruhigend, Jemanden zu haben von dem man wusste, dass er da war,
dass man sich auf ihn verlassen konnte, der mal die Fäden in die Hand nehmen
konnte. Vor Allem jetzt, als die Flammen im Kamin grün wurden und kurz danach
zwei Männer preis gaben, die sich sehr verändert hatten.
Da war Charlie, nun mit fas
hüftlangen, karottenroten Haaren, die er mit einem einfachen Stück Leder
zurückgebunden hatte, einen halben Kopf kleiner als Fenrir aber fast genauso gut
gebaut. Seine Beine steckten in auffällig engen Lederhosen und die
Drachenlederstiefel reichten mindestens bis zur Hälfte der Unterschenkel. Sonst
trug er nur noch ein lockeres Hemd. Ja, Charlie sah wild aus, so, wie er sich
als Jugendlicher immer benommen hatte.
Bill dagegen trug weiterhin
eine Kurzhaarfrisur, dazu einen einfachen, schwarzen Rollkragenpullover, eine
Farbe, die wenig mit seinen Haaren kollidierte, dazu eine Muggeljeans mit
Schlag, unter der man aber auch Drachenlederstiefel sehen konnte. Dazu war Bill
ziemlich braun von seiner Zeit in Ägypten, denn immerhin war er erst vor drei
Monaten nach Frankreich gekommen. Er brachte außerdem eine junge Frau mit, sie
hatte fast so helle Haare wie die Malfoys, war schlank, ziemlich und wirklich
hübsch. Wenn man denn noch Interesse hatte, denn nicht mal George schien es zu
reizen, einen zweiten Blick zu werfen. Nun, er kam auch gerade von seiner
Millie. „Hi“, lächelte er, stand auf und umarmte erst den Einen, dann den
Anderen.
„Auch hi, undefinierbarer
Zwilling“, grinste Charlie nur, schubste seinen einen Bruder weiter, nahm den
Nächsten und dann schließlich auch Percy in den Arm, den sowohl Bill alsauch er
eine ganze Weile musterten. Sie beide waren nur zwei Jahre auseinander gewesen,
standen sich daher recht nahe, so, wie die Zwillinge es taten. Percy hatte immer
das Pech gehabt, ein wenig auf verlorenem Posten zu stehen, doch er hatte sich
gemacht, war nun den Zeitungen im Ausland nach einer der mächtigsten Männer in
England. „Hab gehört, du hast einen kometenhaften Aufstieg hingelegt, kleiner
Bruder?“
Percy musste sich nicht
umdrehen, er wusste, auch Bills Blick bohrte sich nun forschend in seinen
Rücken. Toll, da hatte er sich als Einziger im entsprechenden Alter der
richtigen Seite zugewandt und wurde jetzt dafür ins Kreuzverhör genommen! Toll,
wirklich! Die Beiden hatten doch das Land verlassen, nicht er! „Und?“, fragte er
nur. „Es ist nicht so, als hättet ihr nicht geahnt, dass was nicht stimmt. Nur
hab ich mich eben nicht ins Ausland abgesetzt, sondern versucht, vor Ort was
Sinnvolles zu tun.“ Er stand zwar, hatte aber einer Hand auf Neveos Kopf, sein
Gefährte hatte die Ohren bereits angelegt und viel fehlte vermutlich nicht mehr,
bevor er die Zähne fletschen und fauchen würde.
Bill hob eine Augenbraue.
Es war klar gewesen, dass der Andere so reagierte, er hatte sich immer für sein
Interesse an Politik und den alten Gesetzen rechtfertigen müssen, war
ausgeschlossen und übersehen worden, das Opfer der Streiche der älteren und
jüngeren Brüder. „Nun, wir haben uns einfach nur gewundert, wie… du hinter Dinge
gekommen bist, die wir alle nicht gesehen haben.“
„Ihr habt nicht sehr
intensiv gesucht“, entgegnete Percy nur wieder. „Ich schon – und die Zwillinge
auch.“
Abrupt wandten sich beide
Brüder zu Fred und George um. George verdrehte die Augen, sein älterer Bruder
dagegen wurde kurz starr und nur die Arme des Mannes hinter ihm schienen ihn
noch am Ort zu halten. „Bitte?!“, fragte nun Charlie, der schon immer der
Vorlauteste gewesen war. Er packte den Arm des am Nächsten stehenden, allerdings
mi ungeahnten Folgen. Ein Fremder, den er bisher nicht zur Kenntnis genommen
hatte, packte sein Handgelenk und drückte so heftig zu, dass er schreiend
losließ. „Wer…?!“
Percy lächelte etwas.
„Vielleicht solltest du von Zeit zu zeit nachdenken, bevor du handelst“, stellte
er fest. „Bei Drachen magst du Erfolg haben, wenn du auf dein Bauchgefühl
reagierst, hier kann das ganz schnell in die Hose gehen, wenn Andere das auch
tun. Darf ich vorstellen? Fenrir Greyback. Fred, falls du gerade nicht weißt,
nach wem du gegriffen hast, ist sein Gefährte und er mag es nicht, wenn man ihn
einfach so packt. Das duldet er eigentlich nur von einer Person und das
vermutlich auch nur, weil er schneller tot wäre als er kucken könnte, wenn er
den anfasst.“
Fenrir knurrte Percy nur
an, doch er wusste, der Andere hatte Recht. Er war auch nicht angetan davon,
wenn Fred dauernd mit dem Sohn des Lords im Arm durch die Gegend rannte, aber
erstens sah er den eher als Kind und nicht als Bedrohung und zweitens hatte der
Junge wirklich zu viel Einfluss, zu viele Leute würden bei dessen Ableben ihm
und seinem Rudel zu nahe rücken.
„Fenr….Fenrir… Greyback?“,
fragte Bill mit schwacher Stimme, musterte den Mann, der da stand, immer noch
Charlies Handgelenk in einem Griff, der schmerzhaft aussah, vor Allem, da dessen
Hand erst rot, dann violett zu werden schien.
„Fen“, bat Fred leise,
küsste den Werwolf, froh, dass der seinen Bruder an einem sicher ähnlich
unangenehmen Griff um sein Gelenk gehindert hatte. „Lässt du ihn bitte los?“
Fenrir beschränkte sich auf
ein Knurren, doch er ließ den Anderen los, schleuderte dessen Arm aber mit einer
eindeutigen Warnung von dem Jüngeren weg, er wusste, wie nervös Fred wegen
seiner Brüder gewesen war, die so lang nicht mehr da gewesen waren, mit denen sie mehr als zwei Jahre
einfach gar keinen Kontakt mehr gehabt hatten.
„Kann uns bitte mal Jemand
was erklären?“, fragte Bill schließlich, der einfach mal davon ausging, nicht
hierher eingeladen worden zu sein, um von einem angeblich irren Werwolf
umgebracht zu werden. Zu viel von dem, was sie in Hogwarts gelehrt bekommen
hatten, hatte sich schon als falsch erwiesen, aber das hinderte ihn nicht daran,
kurz vor einer Panik zu stehen, während Fleur schon mal etwas Abstand zwischen
sich und den Rest der Sippe gelegt hatte. „Und wo ist Dad?“
Percy blickte zu seinen
Brüdern, dann zu den Zwillingen und seufzte. Warum hatte immer er die
unangenehmen Aufgaben? „Wie wäre es, wenn ihr euch erst mal hinsetzt?“, fragte
er schließlich, eine Hand immer noch auf Neveos Kopf. Er musterte die junge
Halbveela, die sofort ihren Platz auf Bills Schoß bezog. Interessant, wie er
feststellen musste. Nun, warum auch nicht? Er hatte sein Glück schließlich auch
gefunden. Automatisch kraulte er seinen Gefährten und begann schließlich zu
erzählen, erst, wie er selbst festgestellt hatte, dass etwas nicht stimmte,
dann, wie er dem Lord geholfen hatte, von dessen Sohn, der wieder aufgetaucht
war, wobei er da sehr vage blieb, schließlich von ihrem Vater, zu dem sie ja
nachher gehen wollten.
Bill schwieg, hörte einfach
nur zu, versuchte zu verstehen. Ja, er hatte gewusst, dass das, was ihre Eltern,
besser gesagt, ihre Mutter getan hatte, doch es fiel ihm schwer zu begreifen,
wie Percy die Beiden so hatte verraten können. Sicher, am Ende hatte der Andere
Recht behalten und stand auf der Siegerseite, was sie vermutlich alle schützte,
aber er wusste nicht, ob er das gut finden sollte. Wäre es nicht besser gewesen,
hätte Percy einfach das Land verlassen, wie sie es getan hatten?
„Und das ist ein Grund, die
Familie zu verraten?“, faucht ein dem Moment auch schon Charlie.
„Verraten?“, fragte Percy
mit hoch gezogener Augenbraue.
„Verraten?“, echoten die
Zwillinge.
„Verraten?“, zischte Fenrir
angepisst, während er seinen Gefährten hinter sich schob, die Hand bereits
ausgestreckt, um diesen Angeber zu packen und ein klein wenig durchzuschütteln.
Nur, dass Fred ihn, vielleicht auch nur vorübergehend, daran hinderte.
„Natürlich! Wir waren auch
nicht begeistert! Aber man verrät seine Familie nicht! Darum sind wir ins
Ausland gegangen!“, baffte Charlie, der gerade nicht wusste, wen er mehr hasste,
seine Mutter, die sie wohl ziemlich falsch behandelt hatte oder Percy, der wie
ein beleidigtes Kind zu dem Mann gerannt war, den er trotz Allem immer noch als
Feind sah. In blinder Wut auf Alle griff Charlie dieses Mal nach Percy, nur,
damit spitze Zähne sich zentimetertief in seinen Unterarm bohrten.
Percy, der das schon hatte
kommen sehen, wollte gerade einfach nur ausweichen, Charlie war schon immer
nicht in der Lage gewesen, seine Wut zu kontrollieren, Ron nicht unähnlich. Und
wie der Jüngere hatte der Andere die Angewohnheit, immer die Falschen zu
attackieren. Erst Fred und jetzt auch noch ihn. Doch noch bevor der bemuskelte
Arm ihn auch nur hätte erreichen könne, war Neveo aufgesprungen, die Ohren
angelegt, hatte sich heftig in Charlies Arm verbissen, Blut troff auf das weiße
Fell, während Charlie allen Ernstes versuchte, seinen kleinen Gefährten
abzuschütteln, indem er ihn gegen die Wand schlug! Er packte den Älteren, sah,
wie Fenrir mit einem Mal bei ihm stand, seinen Bruder festhielt. „Neveo“, sprach
Percy leise. „Es ist gut, er greift mich nicht an, lass ihn los, bitte?“
Oh, es hatte schon so
einige Leute gegeben, die Neveo wirklich, wirklich nicht mochte, doch der da,
der war auch ganz weit oben auf seiner Liste! Niemand griff seinen Percy an! Das
war seiner ganz allein! Sein Gefährte, sein Kuschelpartner und der beste Küsser,
den es geben konnte! Als der Kerl dann angriff, ließ er einfach nur zu, dass
seine Instinkte übernahmen, biss mit aller Macht in den Arm, der über ihn hinweg
schoss, da er von den drei Neuankömmlingen vollkommen ignoriert worden war,
hatte auch Niemand damit gerechnet. Er schmeckte die metallene Süße von Blut in
seinem Maul, merkte, wie er geschleudert wurde, doch er ließ nicht locker. Er
hasste es, zu töten, aber dem da, dem würde er ein paar Brocken Fleisch vom Arm
reißen und fressen! Dann allerdings hielt der Mann still, den er nur ein Mal
vorher gesehen hatte und von dem er auch damals, beim Quiddichturnier, einfach
ignoriert worden war. Erste Eindrücke trügten wohl eher selten. Kurz nachdem die
ruckartigen Bewegungen aufhörten, hörte er Percys Stimme, dessen Bitte. Er
wollte eigentlich nicht von seiner Beute ablassen, er biss noch mal fester zu,
doch schließlich, als er die Hand des Anderen spürte, die über seinen Rücken
strich, ließ er los, sah Percy mit großen Augen an.
Percy seufzte leise, strich
sanft über NEveos Kopf, sah dann wütend zu Charlie. „Sag mal, hast du sie noch
alle?! Du hast früher schon immer um dich geschlagen, wenn dir was nicht gepasst
hat! Aber wie wäre es, wenn du die schlägst, die Scheiße gebaut haben, statt
denen, die helfen?!“
„Helfen?“, zischte Charlie,
der sich, trotz seiner Stärke, nicht losreißen kann. „Ich wollte genau den
Richtigen schlagen! Und was war das für ne hässliche Sackratte mit
Stummelflügeln? Lässt du immer noch andere deine Kämpfe austragen?! Willst du
vielleicht deinen Lord rufen, ihm die dreckigen Roben küssen und ihn fragen, ob
er mich umbringt!? Du hast deine Kämpfe noch nie selbst ausgetragen, du
widerwärtiger Feigling!“
„Nein“, befahl Percy leise,
als er merkte, dass der wieder angreifen wollte. „Das ist es nicht wert, mein
Kleiner. Lass ihn toben, er braucht immer eine Weile, um klar zu denken.“ Dann
wandte er sich an Charlie. „Ich habe noch nie Irgendwem irgendwas geküsst, wenn
es nur darum ging, Macht zu unterstützen. Es gibt nur eine Person, die ich küsse
und bei der sind es sicher nicht die Roben, du Hitzkopf. Ich habe Vater geholfen
und ich denke nicht, dass du urteilen solltest, bevor du weißt, was sich noch
verändert hat, was entdeckt wurde.“
„Und du… hast alle Werte
vergessen, die du je gehabt zu haben scheinst!“, brüllte Charlie, der wirklich
nicht mehr klar denken konnte, schließlich seinen Bruder anspuckte.
Percy sah den Anderen an,
dann Fenrir, der seinen Griff so festigte, dass der Andere das Japsen begann.
Ruhig wischte er den Speichel aus seinem Gesicht. „Fenrir, würdest du den Besten
bitte nach Draußen geleiten? Er kann wiederkommen, wenn er sich beruhigt hat.
Sonst kann er gern zu Dumbledore rennen und dem die Roben küssen. Hitzkopf.“ Er
griff nicht ein, als der Größere den Mann am Kragen packte und ihn zweifellos
sehr wenig zart auf die Straße, raus in den Schnee setzen würde. Erst dann
wandte er sich zu Bill um, froh, dass Neveo nur als Leopard an seiner Seite
gewesen war. Je weniger der Hitzkopf erst mal wusste, umso besser vermutlich. Es
war erschreckend, wie seltsam ähnlich Charlie ihrer Mutter war. Immer noch
vollkommen ruhig wandte er sich zu Bill um. „Willst du ebenfalls gehen?“, fragte
er sehr direkt. Er hatte keine Lust, seinem Vater, der ohnehin noch mit all dem
kämpfte, was ihm geschehen war, solche Söhne vor die Nase zu setzen.
Bill schüttelte den Kopf.
„Ich verstehe, was passiert ist“, gab er ruhig zurück. „Und ich verstehe deine
Entscheidungen. Charlie braucht nur, wie immer, etwas Zeit. Ich rede später mit
ihm. Übrigens – nettes Haustier. Was genau hast du dir da angeschafft?“
„Er ist kein Haustier“, gab
Percy ruhig zurück, strich über Neveos Fell, um das Blut zu beseitigen, das den
herrlich weißen Pelz besudelte.
„Was… soll das da denn
sonst sein?“, fragte Bill verwirrt, beobachtete, wie Percy dem Tier etwas ins
Ohr zu flüstern schien und er wusste, sein Kiefer lag auf dem Boden, als das
Wesen begann, sich zu strecken und aus dem schließlich ein Mensch wurde, ein
Junge, wie es schien, jünger als die Zwillinge, mit eleganter, sicher teurer
Kleidung, welligen, etwa schulterlangen Haaren und stechend blauen Augen. „Äh…
hi?“, brachte er, nach mehreren Augenblicken hervor, in denen sein jüngerer
Bruder wieder zum Sessel ging, den Jungen, der eben noch ein geflügelter Leopard
gewesen war, auf seinen Schoß ziehend. „Percy?“
Am liebsten hätte der
Rotschopf geseufzt, doch er hielt sich zurück, legte eine Hand um Neveos Taille,
er merkte, wie wenig glücklich der Jüngere war, den Körper zu wechseln. „Ich
will, dass du und deine Veela mir schwört, dass das hier den Raum nicht
verlassen wird – zu seiner Sicherheit.“ Aus purer Neugier taten Beide, was er
wollte und erst dann stellte er seinen Kleinen vor. „Das hier ist Neveo Zeon
Riddle, Sohn des Lords und Königs, Prinz in England und außerdem mein Gefährte.“
Er lächelte etwas, küsste den Jüngeren, der sichtlich unruhig war.
Gut, das war der Abschuss.
Bill starrte seinen Bruder an, dann den anderen Jungen, der ja laut der
ausländischen Zeitungen nur wenig jünger sein konnte, als Ron selbst, der nun
auf Percys Schoß saß, sehr schlanke Arme um dessen Nacken gelegt, den Kopf an
dessen Hals versteckt. Nichts deutete darauf hin, dass derselbe Junge eben
Charlie fas Fleisch aus dem Unterarm gebissen hatte. „O~kay,“ brachte er
schließlich raus. „Was… genau bedeutet das?“
„Dass ich mit ihm zusammen
bin?“, fragte Percy gelangweilt.
„Und… deine Stellung?“
„Vielen Dank auch, ich habe
mich sicher nicht hoch geschlafen, die hatte ich, bevor ich ihn gefunden habe!“,
knirschte er. „Oder willst du mir sagen, du bist nur deswegen in Gringotts
angesehen, weil du mit einer Veela zusammen bist?“
„He! Ich war schon vorher…!
Oh“, murmelte Bill dann betroffen, während sich gleichzeitig Fleurs Ellenbogen
in seine Rippen bohrte. „Sorry, Brüderlein. Ich… glaub, ich bin einfach nur
überfordert“, stellte er fest. „Erst ist Fred mit Greyback zusammen, dann du mit
dem Sohn des Lords, George, was is mit dir?“
„Eine Slytherin, grinste
George. „Und he, wenigstens haben wir beide Jemanden. Ihr habt uns früher immer
gesagt, keiner würd Zwillinge wie uns haben wollen! Kann mich aber ehrlich
gesagt, nicht beschweren!“
„Genauer will ich es gar
nicht, vielen Dank“, murmelte Bill, beobachtete seinen Bruder, der diesen so
jung aussehenden Jungen hielt, dazu übergegangen war, leise mit Diesem zu reden.
Scheinbar, um ihn zu beruhigen. Warum? Eben schien er auch alles Andere als
schüchtern gewesen zu sein! Und das sollte der Sohn vom Lord sein? Der sah aus,
als könne ein zu lautes Geräusch ihn jetzt aus der Haut fahren lassen! „Ehrlich
gesagt, würde ich, glaub ich, gern mit Dad sprechen“, murmelte Bill schließlich.
Er wollte mit seinem Vater reden, hören, was der zu sagen hatte, bevor er sich
mit Charlie auseinandersetzen musste. Etwas, wofür er gern noch mehr Meinungen
hätte.
Percy nickte. „Dann gehen
wir“, nickte er, zögerte aber dann. „George, kannst du Bill bringen? Fred sieht
aus, als würde er sich gern verkriechen und Neveo steht kurz vor einer
hysterischen Backeinlage. Ich denke, er sollte lieber heim und…“, weiter kam er
gar nicht, bevor er einen Schneeleopard auf dem Schoß hatte. Ja, es wurde
wirklich Zeit und das so kurz vor den öffentlichen Auftritten…
Wie würde das nur werden,
wenn Neveo schon so mit so wenigen Leuten kämpfte? Er hoffte wirklich, dass es
einfacher werden würde.
„Nein!“, zischte Albus
aufgebracht, so heftig, dass seine Magie reagierte, die Fenster zum Scheppern
und seine Tochter zum Zurückspringen brachte. Etwas, das ihn zurück in die
Realität holte. Er zwang seine Magie in den Körper zurück, musterte das
wunderschöne Mädchen, das gerade vom Einkaufen in diesem Muggelladen
zurückgekommen war, wo sie ihren Bedarf deckten, gerade mal so eben zumindest.
„Vater?“, frage Ginny
vorsichtig. Sie war nur kurz bei den Muggeln gewesen, doch sie würde gleich
wieder mit ihrem Bruder trainieren, sie wollten da sein, wenn Hogwarts
wiedereröffnet werden würde. Vielleicht würde sich da noch keine Gelegenheit
anbieten, doch von da an würden sie beide, Ron und sie, auf sich gestellt, das
wieder in Ordnung bringen, was schief gegangen war.
Denn dummerweise lebte der
Junge noch, den sie als Potter ausgegeben hatten. Und er galt nun als Prinz der
Gesellschaft! Etwas, das Ginny gar nicht ertrug! Auf ihr Haupt gehörte eine
Krone! Nicht auf die von diesem Drecksschwein, diesem unnatürlichen! Ein Kind
von diesem Schlangenmonster! Das musste totgeschlagen werden, etwas, das sie
höchstselbst zu tun gedachte. Denn ihr Vater konnte sich ja im Moment trotz all
seiner guten Taten nirgends sehen lassen, weil diese bescheuerten Menschen ihn
für böse hielten! Nur, weil zumindest einer zu sehen schien, was getan werden
musste! Aber es würde die Zeit kommen, wo sie die Krone und die guten Kleider
tragen würde, wo dieser kleine Schleimscheißer zu ihren Füßen ausbluten würde!
Mühsam riss Albus sich
zusammen, nickte seiner Tochter kurz zu. Er wusste, es würde gar keinen Sinn
machen, ihr zu erklären, was geschehen war und was man über ihn ausgegraben
hatte, denn es wäre peinlich. Er selbst hatte immer gegen so etwas gepredigt.
Sicher, sie würden alle verstehen, dass er das getan hatte, um am Ende sein Ziel
zu erreichen, doch sie würden ihn dann auch anders ansehen, darauf konnte er
wahrlich verzichten.
Es hatte aber auch soweit
kommen müssen! All die Arbeit, all die Opfer, all das, was er getan hatte, um so
etwas zuvor zu kommen und nun war es doch
passiert. Wochen, monatelang hatte er damals gearbeitet, um Vertrauen
aufzubauen. Gut, zu Beginn hatte er an Gellard geglaubt, an dessen Ideen, sie
waren im Prinzip nicht schlecht gewesen, doch wie er selbst wollte der Mann die
Macht nicht mal mit ihm teilen, dem Einzigen, dem er damals wirklich vertraut
hatte. Und das obwohl er sich sogar von dem Kerl hatte entwürdigen lassen, in
der in seinen Augen schlimmsten Art und Weise! Ja, er hatte sich einer der
schlimmsten Sünden überhaupt hingegeben: der Sodomie und nicht nur das, er war
auch noch der gewesen, der unten lag. Und jedes Mal, wenn der Ältere ihn
genommen und ihn zum Orgasmus gebracht hatte, hatte er sich selbst geschämt.
Unendlich geschämt. Das alles sollte für die Katz gewesen sein? Seine
Entwürdigung, die Tatsache, dass er bis heut bei dem guten, richtigen Sex mit
einer Frau nicht halb so viel Spaß hatte, wie damals bei dieser unnatürlichen
Sache? Natürlich hatte er daraufhin beschlossen, das nicht hinzunehmen, Gellard
für all die Entwürdigungen beseitigt, den Ruhm eingesteckt und beschlossen, sein
eigenes Reich aufzubauen.
Dumm nur, dass gleich der
Nächste einen Verdacht gehabt hatte. Direktor Dippet, der ihn nie wirklich
gemocht, ihn am liebsten aus der Schule geworfen hatte. Er hatte ihn einen Tag
vor dem Mann umgebracht, der sich selbst als seinen Liebhaber bezeichnet hatte.
Als hätte er jemals die Beziehung mit einem Mann ernst genommen, die so falsch
und gegen die Natur war!
Ja, er sah das als falsch
und als Sünde. Egal, ob Männer Nachwuchs produzieren konnten, oder nicht. Es
mochte seltsam klingen, doch egal, was Muggel an dummen Ideen hatten, einige
davon waren einfach richtig. Wie die Sache mit der Sodomie. Eine Vorfahrin, die
Muggel gewesen war, hatte diese Tradition in die Familie Dumbledore gebracht und
es war sicher, dass zwei Söhne, die was mit Männern gehabt hatten, von den
eigenen Vätern erschlagen oder zu Tode gehext worden waren, da das nicht
toleriert wurde. Zurecht. Er hätte bei seinem Kind nicht anders gehandelt, egal,
wie er Ron liebte, er würde ihn lieber tot als in so einer widerwärtigen Sünde
sehen. Etwas, wobei Molly ihn vollkommen unterstützte. Sie selbst wollte ihre
Kinder umbringen, die, die von ihrem richtigen, ihrem offiziellen Mann
abstammten. Zumindest die, die kein eindeutiges Statement zu ihrer Seite nehmen
würden. Molly wusste, was Opfer bedeuteten. Sie war eine weit bessere Wahl
gewesen, als Minerva es je hätte sein sollen. Sicher, die Frau hatte ihm einige
Türen geöffnet, doch nie ein wirkliches Opfer gebracht und sich irgendwann
benommen, wie eine alte Jungfer, obwohl sie beide wussten, dass sie das nicht
war.
„Kind, geh zu deiner
Mutter“, sprach Albus, als er sich an seine Tochter und ihre Anwesenheit
erinnerte, er packte die Zeitung, lief dann einfach aus der Tür und in den Wald
hinein, setzte sich dort auf einen Baumstamm, wo er schon als Kind immer
gesessen hatte. Allein, um seinen Gedanken nachzuhängen.
Es war damals ein Leichtes
gewesen, als Kriegsheld zum Direktor ernannt zu werden, ohne die übliche
Prozedur durchzumachen, wohl wissend, dass er so keine Chance gehabt hätte, er
hätte keine der Prüfungen bestehen können. Weder war er je selbstlos, noch
parteilos gewesen. Und ganz sicher hatte ihn das Wohl anderer nicht wirklich
interessiert. Aber so was von gar nicht! Daher war seine erste Amtshandlung
gewesen, die Bilder der Gründer aus der Halle und weg in einen abgelegenen,
ungenutzten Stock zu bringen, versteckt in einem Raum, den er versigelt hatte.
Ein Jahr lang war alles gut gegangen, bis auf ein Mal Dippets Geist aufgetaucht
war. Es hatte ihn in einem komplizierten Ritual dorthin gebannt, wo er schon die
unliebsamen, anderen Dinge hatte verschwinden lassen, doch nun war es
erforderlich gewesen, sicher zu stellen, dass kein Kind mehr in diesen Gang
gehen würde, also hatte er die Legende des dritten Stocks erfunden und in den
ersten etwa zwanzig Jahren hatte er dieselbe Zahl an Kindern geopfert, aus
machtlosen Reinblutfamilien, muggelgeborene Kinder, die Niemand vermissen würde,
Halbblüter, nach denen nicht weiter gefragt worden war. Danach hatte es keine
Fragen mehr gegeben oder Ausflüge in den verbotenen, dritten Stock. Es war
perfekt gewesen, doch nun hatte er ein großes Problem.
Hogwarts war wieder in
Betrieb genommen worden, Zwerge hatten das Gemäuer auf Vordermann gebracht und
all seine dreckigen Geheimnisse entdeckt. Der Geist von Dippet, der all die
Jahrzehnte auf Jemanden gewartet hatte, der ihm zuhörte, dummerweise hatte das
gesamte Wizgamont genau das sehr intensiv getan, die dummen, toten Gören, die zu
blöd gewesen waren, in die Anderswelt hinüber zu gehen, die Gemälde, die er
Stück für Stück beseitigt hatte, weil es unerwünschte Zeugen waren. All die
Dinge waren nun frei zugänglich gewesen, Wahrheiten waren gedruckt worden. Das
war nicht gut. Das ruinierte alles nur noch weiter! Er wusste, nun ging es nicht
mehr einfach. Selbst, wenn seine Kinder nun schnellen Erfolg haben und ihre
Pflicht tun würden, musste er einen weiteren Krieg anstrengen, um seine Macht zu
bekommen! Dabei hätte es so einfach sein sollen und mit einem Wort hier oder da
hätte es dazu kommen sollen, dass man ihm die Krone auf einem Goldtablett
servieren würde, doch das war ihm, ein weiteres Mal, einfach kaputt gemacht
worden! Von dem verdammten Bengel, der ihm entkommen war! Der seine Zauber
gelöst haben musste, um zu entkommen! Damit hatte das gesamte Unglück seinen
Lauf genommen! Wie der verfluchte Vater, so der verdammte Sohn! Nun, er würde
sie beide zu Tode foltern, dann würde es ihm auch wieder besser gehen und
selbst, wenn er nicht mehr viel von der Macht haben würde, seine Kinder würden
die Dynastie Dumbledore groß machen.
„Ruhig“, bat Tom leise, er
lächelte seinen Sohn zu, schloss ihn kurz in die Arme. Er wusste von seinem
roten General, der gerade leise etwas mit seinen vier Brüdern besprach, dass
sein Kleiner die Nacht nicht geschlafen sondern in der Küche verbracht hatte,
vor purer Panik wegen des heutigen Tages, seinem ersten, offiziellen Auftritt
vor anderen Menschen. Doch gerade heute war es wichtig, dass sein Sohn an seiner
Seite war, immerhin wurde Hogwarts offiziell wiedereröffnet. Im Februar, einen
Monat nach Ende der Winterferien. „Sie werden nicht mal mit dir reden, du bist
einfach nur an meiner Seite.“ Er blickte auf den dunklen Schopf, der nicht mal
bis zu seiner Schulter reichte. Es war Neveos erster, wirklicher Auftritt in der
Öffentlichkeit, vor Allem, seit er selbst in einer Zeremonie zum König gekrönt
worden war. An dem Tag war sein Sohn sogar krank gewesen, hatte sich in einer
Tour erbrochen, vermutlich vor Panik, darum hatte er nicht mitkommen können.
Stattdessen war einer der Zwillinge mit Polysaft an seiner Seite gewesen, denn
es wäre nicht gegangen, an dem Tag nicht sein Kind an seiner Seite zu haben.
Auch heut war es mit einem Krankheitsschub losgegangen, doch es war nicht ganz
so heftig gewesen.
Percy hatte seinen Jungen
schließlich in die Paradekleidung bekommen und hierher gebracht. Sie befanden
sich hinter einer Absperrung vor der Lehrertafel, die in einigen Minuten, wenn
Lucius seine Rede als Vorsitz im Schulgremium beendet haben würde, fallen würde.
„Und du bist nicht allein“, betonte Tom leise. „Percy ist neben dir, deine
Zwillinge, Fenrir, Severus und meine Minderheit sind auch da. Okay? Bleib
einfach ganz ruhig.“
Ruhig? Ja, der Andere hatte
leicht Reden! Neveo kämpfte immer noch mit seinem nervösen Magen, der es das
letzte Mal sogar unmöglich gemacht hatte, überhaupt das Haus zu verlassen, was
für ihn inzwischen für Sicherheit stand! Nur dank eines Trankes von ausgerechnet
Snape war er nicht schon wieder am Reiern! Er würde angestarrt werden, von
vielen Leuten, auch von welchen außerhalb von England!
Als Severus die Stimme
seines Ge… seines Ehemannes hörte, sah er herum und musterte den Jungen, der
schon wieder dabei war, sich in eine Panik rein zu steigern. Es war eindeutig,
dass das Zusammentreffen mit den Weasleys sie zurückgeworfen hatte. Neveos Panik
hatte danach wieder extrem zugenommen. Verdammte Weasleys! All die harte Arbeit,
die auch er in den Jungen investiert hatte, ging gerade den Bach runter! Schnell
holte er eine Phiole aus seiner Tasche, trat zu Tom und drückte sie Diesem in
die Hand. „Beruhigungstrank“, erklärte er knapp.
Tom nickte, drehte sich zu
seinem Sohn, gab ihm den Trank. „Trink das“, bat er, beobachtete, wie sein Sohn
das tat, ohne zu fragen oder nachzusehen, was es eigentlich war. Danach ließ das
Zittern zumindest soweit nach, dass die Leute es nicht sehen würden. Er sah das
Zucken der Finger immer noch, aber das Schlimmste war wohl vorerst vorbei.
Neveo merkte, wie er
ruhiger wurde, er stand nun zwischen Percy und seinem Vater, spürte die Hand des
Einen auf seiner Schulter und die des Anderen ganz nahe bei sich. Trotzdem fuhr
er fast aus der Haut, als der Sichtschutz sich in Luft auslöste und er mit einer
Halle voller neugieriger Blicke konfrontiert war, mit Fotoapparaten, die immer
wieder klickten. Eine Masse aus starrenden Augen, die erst sehr ruhig war und
dann mit Hochrufen begann. Für seine Umgebung, die ihn eigentlich doch
interessiert hätte, konnte er keine Aufmerksamkeit aufbringen, zu sehr musste er
sich darum bemühen, nicht das Atmen aufzuhören.
„Ruhig“, sprach Percy
leise, strich beruhigend immer wieder über das Bissmal, frustriert, dass es
bedeckt war, so, dass er nicht mit den Fingern darüber fahren konnte. Es musste
auch so reichen, etwas, das ihm gar nicht gefiel. Die Menschenmenge, die heut
hier war, war leider riesig. Dazu noch die Geister, unter Anderem Dippet, der
davon überzeugt war, erst gehen zu können, wenn sein Mörder seine Strafe
erhalten würde. Der Direktor schwebte bei Lucius, blickte ebenfalls zu Neveo.
Kameras, Reporter. Zu viel nach allem, was eigentlich geschehen war, zu viel
nach dem Anfall, den sein bescheuerter, immer noch beleidigter Bruder hingelegt
hatte. Das hatte Neveo wieder in eine Hysterie fallen lassen, dem hier nicht
gewachsen zu sein. Charlie hatte wirklich was angerichtet. „Wir sind Alle da und
Bill hat starke Barrieren um das Podium errichtet. Neunzig Prozent aller Zauber
kämen hier nicht mal durch.“
Und die anderen zehn
Prozent? Das war Neveos erster Gedanke, doch dann, auf ein Mal, stand ein Geist
vor ihm. Er wollte automatisch flüchten, doch in dem Moment durchflutete ihn
eine Ruhe, die ihm sonst nicht mal ein Trank geben konnte. Den hatte er noch
nicht gesehen. Das musste der Direktor vor Dumbledore gewesen sein, sein Dad
hatte ihm davon erzählt. Professor Dippet, gestorben an aggressivem Gift im
Essen. Nur – was wollte der Mann von ihm?
Etwas, das sich Alle
fragten. Von Tom bis hin zur Allgemeinheit.
Dippet stand bei Malfoy,
der seinem Großvater erstaunlich ähnlich war. Er beobachtete, wie schließlich
der Sichtschutz um den alten Lehrertisch fiel. Viel mehr blieb ihm nicht zu tun,
denn zu seinem persönlichen Frust hatte er nicht, wie erhofft, nach seiner
Aussage Erlösung gefunden und eine Frau, die selbst kurz vor ihrem Tod stand und
noch im Wizgamont diente, sie war unter seiner Regiede in Hogwarts gewesen,
hatte ihm gesagt, dass er wohl noch eine Aufgabe hier habe. Er hatte gedacht, es
sei, Albus endlich das Handwerk zu legen, doch nun sah er es. Der Junge, der da
stand, umgeben von Menschen, zwischen seinem Vater und seinem Gefährten,
trotzdem verloren und offensichtlich würde er nichts lieber tun, als zu
verschwinden. Ein Kind mit gejagten Augen, die von Angst und zu viel schlechter
Erfahrung sprachen. Er konnte gar nicht anders, es war, als würde er zu dem
Kleinen gezogen, sah ihn dann an, merkte, wie etwas von der Ruhe, die ihn immer
ausgezeichnet hatte, auf das Kind überging, das definitiv schon zu viel gesehen
zu haben schien. Das musste der Junge sein, von dem Tom geredet hatte. Der
verschollene, misshandelte Sohn. Logischerweise. Der Richtige, nicht der Falsche
von der Krönungszeremonie. Und er verstand, verstand, warum er hier festgehalten
wurde, was das alles für einen Sinn hatte.
Hogwarts. Auch nach seinem
körperlichen Ableben hatte er hier seine Aufgabe. So, wie viele Schulleiter vor
ihm, wie es schien. „Du, mein Junge, hast eine gute Zukunft vor dir, wenn du all
das, was in der Vergangenheit geschehen ist, hinter dir lässt, wird sich dir
eine neue, eine bessere, eine gute Welt öffnen, eine, in der du wirklich etwas
ändern kannst und immer, wenn du dir nicht sicher bist, komm zurück nach
Hogwarts, denn hier, in diesen alten Gemäuern sind so viele ehemalige
Direktoren, haben ihre Macht gelassen, um die Schüler zu schützen und die Zauber
zu stärken. Und das ist auch mein Schicksal. Ein Teil von mir wird immer hier
sein, dich beraten, wie es die Gemälde tun werden. Hogwarts soll wieder sicher
sein…“ Er hatte leise gesprochen, nur der Junge und die, die ihm am nächsten
standen, konnten ihn gehört haben. „Du, mein Junge, hast mir den Weg ins nächste
Leben gewiesen. Dafür danke ich dir…“
Verdattert sah Neveo zu,
wie der Geist blau zu leuchten schien, zusammen mit einigen der Kindergeister,
die während dieser Worte zu ihnen gekommen waren, die Gesichter der
durchscheinenden Geschöpfe lächelten, bevor sie sich schließlich auflösten, wie
in Zeitlupe, das Gemäuer um sie herum begann zu leuchten, es schien Minuten zu
dauern, bevor es vorbei war und doch hätten Alle geschworen, dass es auf ein Mal
viel, viel heller schien, als noch zu Beginn dieser Zeremonie.
Der Sohn des Lords wusste
gar nicht, was geschah, oder warum, als auf ein Mal tosender Applaus ausbrach,
Hochrufe mit seinem Namen erklangen und obwohl er sich unwohl fühlte, ihm war
nicht schlecht und er hatte gerade keine wirkliche Panik, er war, dank dem
Geist, der mit ihm geredet hatte, seltsam ruhig, hatte kurz gespürt, wie etwas
ihn in seinem Inneren berührt hatte. „Was… warum jubeln die so?“, fragte Neveo
schließlich hilflos, erst Percy, dann seinen Vater fragend anblickend.
Eine ganze Weile blieb Tom
einfach nur stumm und sprachlos vor Staunen. Noch nie hatte er die Erlösung
eines Geistes gesehen. Es galt als unendlich selten, als etwas Besonderes und
Mächtiges und sein Sohn schien diesem Mann und den Kindern den Weg in die
Ewigkeit, ins Licht, gewiesen zu haben. „Du..:“, erklärte er schließlich, als er
die Stimme wiederfand, „du hast gerade mehr als einem Geist den Weg in eine
Erlösung gezeigt.“
„Und… was ist daran
ungewöhnlich?“, fragte Neveo immer noch irritiert. Er hörte ein Schnauben von
Snape, spürte, wie Percys Hand auf seiner Schulter kurz zudrückte, doch erst
sein Vater antwortete ihm schließlich.
„Das hier waren die ersten,
erlösten Geister seit etwa zweihundert Jahren“, erklärte er. „Die Letzten vor
ihnen wurden… vom letzten, amtierenden König, kurz nach seiner Abdankung,
erlöst. Es soll… auch einer der Direktoren von Hogwarts gewesen sein.“ War es
das? War das noch ein Talent, das sein Sohn in sich trug? Die Gabe der Erlösung?
Er hatte mit seinem Kind einen Volltreffer gelandet, legte seinen Arm um dessen
Taille, hob dann seine Hand, um für Ruhe zu sorgen. Es dauerte eine Weile, doch
dann beruhigten die Menschen sich tatsächlich wieder.
„Nun, wir sind
offensichtlich gerade Zeugen eines kleinen Wunders geworden“, sprach Tom. „Doch
das ist nur ein Teil dessen, was heut stattfinden soll, wie ich erwähnen möchte!
Dieser Tag gehört, so glorreich er auch für Einige der Toten gewesen sein mag,
den Lebenden!“ Es wirkte, die Blicke wandten sich wieder ihm zu, Ruhe kehrte
ein, nur noch leises Flüstern war aus der Menge zu hören. „Heute ist auch für
uns ein großer Tag, nach nur wenigen Monaten und bezahlt aus meiner privaten
Tasche kann ich dem Volk die einst größte und beste Schule für Magie wieder
zurückgeben! Es gibt nun keine unerforschten, gefährlichen Gänge mehr. Keinen
dritten Stock, indem Menschen, aus welchem Grund auch immer, verschwinden! Ab
heute wird hier wieder Unterricht stattfinden, aber nicht so, wie in den letzten
fünfzig Jahren! Das hier ist keine politische Bildungseinrichtung! Das hier ist
ein Ort des Wissens! Schwarze Magie, weiße Magie, nicht die Magie ist böse oder
gut, sondern der Zweck, zu dem sie benutzt wird! Noch haben wir keinen richtigen
Direktor, nur einen vorübergehenden, bis wir einen gefunden haben, der die alten
Prüfungen, vor denen der Letzte sich gedrückt hat, uns einen neuen zeigt. Hier
wird keine Politik mehr verbreitet, sondern Wissen gefördert, Wissen für Jeden,
nicht nur für eine zahlungskräftige Oberschicht. Talentierte Kinder sollten
immer hierher kommen dürfen, seien es nun Lykaner, Veela, Menschen oder andere
Wesen! Die Zeiten des magischen Rassismus müssen zu einem Ende kommen.“
Tosender Beifall erhob
sich, während Neveo seinen Vater beobachtete. Er hatte Diesen in der
Öffentlichkeit noch nie gesehen, nie erlebt. Es war beeindruckend, so, wie im
Wizgamont und mehr. Wie er die Leute in seinen Bann ziehen konnte, mit wenigen,
aber mit den richtigen Worten. Selbst Leute, die vorher absolut gegen ihn
gewesen waren, klatschten nun begeistert und auch die Gestalten auf den Gemälden
ließen sich mitreißen.
„Es ist an der Zeit, in ein
neues Jahrhundert zu gehen, ein modernes Leben zu führen! Eines, in dem wir aber
auch unsere Wurzeln nicht vergessen und weiterhin achten! Eine Welt, die
vielleicht irgendwann auch zu einer Koexistenz mit Muggeln. Und bis dahin werden
wir hoffentlich einen guten Zwischenweg finden, Kinder fördern und ihnen helfen,
wenn diese in ihrer Familie schlecht behandelt werden. Hier sollen Alle eine
neue Heimat finden, das ist mein Wunsch!“ Tom blickte zu seinem Sohn, gab ihm
eine goldene Schere, deutete auf die breite, rot,, blau, gelb und grün gefärbte
Schärpe, die direkt vor ihnen gespannt war. „Schneid sie durch, Neveo, wenn es
sich Jemand verdient hat, dann wohl du.“
Verdattert starrte Neveo
auf die Schere, er hatte gewusst, dass sein Vater das Band hatte durchschneiden
wollen, doch… nun sollte er das tun? Hilflos sah er sich um, in Percys stolz
strahlendes Gesicht. Der Ältere brachte ihn die zwei Schritte weiter vor, nickte
und ermutigte ihn, während er mit seiner wieder langsam aufsteigenden Panik
kämpfte. Doch dann riss er sich zusammen. Der Geist hatte ihm gesagt, er war
hier immer sicher. Also hob er die Schere, begann, das breite Band zu
durchtrennen.
Ein weiterer, heftiger
Applaus brach aus und Neveo trat hastig in die Sicherheit der Ferne zurück,
hätte sich nun wirklich am liebsten hinter den Anderen versteckt. Doch er riss
sich ein weiteres Mal mit aller Macht zusammen. Er musste ein Wimmern
unterdrücken, versuchte, sich auf einen Punkt in der gesichtslosen Masse zu
konzentrieren – und er stockte. Nein! Das konnte nicht sein! Da… da waren zwei
rote Schöpfe, doch die Zwillinge waren hinter ihm, Percy war auch woanders und
selbst Bill und Arthur befanden sich woanders, Charlie war aber doch nur Einer!
Wer…!?
„Ruhig“, sprach Percy
automatisch, als er merkte, dass etwas nicht zu stimmen schien. Bis gerade eben
war Neveo ruhig gewesen, hatte sich gut gehalten! Er schlang seine Arme enger um
seinen Gefährten, sah in die Richtung, in die der blickte – und stockte selbst.
„Lord, könnten wir langsam einen Rückzug machen?“, bat er leise. „Ich muss mit
Euch reden. Schnell.“
Kurz blickte Tom zu seinem
General, dann zu seinem auf ein Mal panischen Sohn, dann nickte er, machte den
Anderen ein Zeichen. „Ich bitte Sie, Ihren Aufenthalt hier zu genießen, in zwei
Stunden werden wir wieder hier zusammentreffen, um ein Buffet zu genießen und
vergessen Sie bitte nicht, auch den dritten Stock zu besuchen und die Denkmäler
der Kinder dort zu betrachten.“ Dann lief er los, seine Leute im Schlepptau, bis
zu einem kleinen Raum, der später mal ein Unterrichtsraum für Begabte werden
sollte. „Percy, was ist los?“, fragte er knapp, sah auf seinen aufgebrachten
Sohn, strich über dessen Kopf.
„Ich habe Ron und Ginny
gesehen“, erklärte Percy, nahm Neveo auf seinen Schoß. „Das hat ihn vermutlich
so erschreckt. Dabei ging es endlich mal so gut…“ Er blickte zu seinem
Gefährten. „Es ist gut, Kleiner. Die kommen an dich nicht ran. Dafür werden wir
alle sorgen.“ Er war erleichtert, als die Arme des Jüngeren sich vertrauensvoll
um ihn legten.
Neveo antwortete nicht, er
schlang einfach seine Hände um den Nacken des Jüngeren, er wusste, Percy würde
Alles tun, um ihm zu helfen, egal, wer da kam, das hatte er versprochen. Das
hieß aber nicht, dass es nicht doch ein Schock gewesen war, die Beiden zu sehen.
„Ich werde Leute auf die
Beiden ansetzen. Sie werden heut kaum was vorhaben, sonst hätten wir sie nicht
gesehen. Es war wohl eine Warnung, sie wissen, wer Neveo mal war2, erinnerte
Tom. Zumindest ging er persönlich davon aus. Denn er vermutete, wie Arthur und
inzwischen auch Bill, dass Dumbeldore ihr Vater war und auch mal wieder nicht
davor zurückschreckte, in seiner Verblendung auch seine eigenen Kinder zu
benutzen.
Mit einem leicht abwesenden
Blick saß Luna in der Nähe des Sees. Es war recht kalt, doch das war ihr gleich.
Sie blickte zu Neville, der wie immer in letzter Zeit ihr Gefährte gewesen war,
der auch nun bei ihr saß, ohne die Stille mit unnützen Gesprächen zu füllen. Er
war es, der sie verstand, der ihre Andersartigkeit hinnahm, wie sie nun mal war.
Wie sie es gesehen hatte. „Es ist schön geworden, nicht wahr?“, fragte sie
schließlich, blickte zum Gebäude hinter ihnen. Sie sahen Die Schule, die sie ja
schon vier Jahre besucht hatten und die jetzt, im fünften Jahr, weit besser und
schöner aussah, als damals. Man fühlte sich auch einfach wohler. Was die Sicht
noch etwas beeinträchtigte, war allerdings die streng abgesperrte Baustelle, wo
ein weiteres, fast genauso großes Gebäude entstand.
Eines, in dem jüngere
Kinder leben sollten, ein kombiniertes Heim mit einer weiteren Internatsschule.
Die Schule für die Kinder, die ein Zuhause hatten, indem sie geborgen
und sicher waren, das Heim gleichzeitig für die, denen es schlechter
ging. Leute, die durchgemacht hatten, was ihr Freund Flocke erlebt hatte.
Neville nickte. Er mochte
die neue Schule wirklich gern und die neuen Lehrer, was er nie im Leben vermutet
hätte. Das Schloss schien wärmer und heimeliger, manchmal sogar zu leuchten.
Selbst die Kerker waren nun viel trockener und wärmer hatten einige Slytherins
ihnen erzählt. Er war auch im dritten Stock gewesen, vor der Tafel der Schüler,
die hier ihr Leben gelassen hatten, wegen eines Irren, der seine dreckigen
Geheimnisse zu verwahren versucht hatte. Es war eine schöne Tafel, mit in Stein
geschlagenen Gesichtern der Kinder, ihren Namen und ihren Daten. Sie war aus
weißem, mit bunten Fäden durchzogenem Marmor und wenn man eine Weile Zeit
mitbrachte, konnte man sie manchmal leuchten sehen, von den Kindern, die bei der
Zeremonie mit dem Schloss verschmolzen waren, dank Neveo, der sie erlöst hatte.
Fast alle, bis auf ein sehr junges Mädchen, das immer noch verzweifelt nach
lebenden Verwandten suchte, wegen etwas, das sei denen mitteilen wollte. Etwas
Wichtiges, wie es wohl schien. Er hatte sie gesehen, sie war oft bei dem Mal,
dass ihre Mitleidenden und sie zeigte. Sie starrte es selbst stundenlang an,
wobei wohl für sie die Zeit nichts mehr bedeutete.
Er hatte mit ihr geredet.
Sie hieß Juliana und war elf gewesen, als sie gestorben war. Sie wusste noch,
wie sie hierhergekommen war. An einem Wintertag, ihr Todestag würde sich bald
jähren. Sie hatte nur noch weggewollt. Weg von den Professoren, die so streng zu
ihr gewesen waren, die sie ausgeschimpft hatten, weil sie ihre Mommy so
vermisste und ihren jüngeren Bruder. Und dann… hatte sie etwas gefühlt, einen
Zauber, inzwischen wussten sie, es war wohl ein Imperio, der sie, obwohl sie
versucht hatte, sich zu wehren, in den dritten Stock geführt hatte, direkt
hinein in eine schreiend heiße Wand, sie hatte unendliche Schmerzen gehabt,
bevor sie gestorben war und dann, auf ein Mal, war sie wieder aufgewacht und
doch nicht. Als hätte sie geschlafwandelt. Und sie war nicht allein gewesen. Da
war ein Mann gewesen, der sie traurig angesehen hatte und noch ein älterer
Junge. Neville hatte gefragt, warum sie unbedingt bleiben musste, selbst jetzt
noch, wo doch fast alle anderen Kinder gegangen waren und sie hatte geweint,
gesagt, das sie doch ihrer Familie was sagen musste, etwas sehr Wichtiges.
„Sag mal, weißt du was über
eine Juliana Trent?“, fragte er schließlich, sich von den Blicken das gejagten
Kindes verfolgt fühlend, so, als müsse er, als müssten Luna und er, ihr helfen.
„Ihr Name ist auf der Tafel und…“
„Sie ist einer von drei
Geistern, die nicht den Weg ins nächste Leben gefunden haben“, beendete Luna den
Satz. „Ich weiß von ihr, ja. Ich hab schon von ihr geträumt, als ich sehr jung
war. Sie war eine Ravenclaw, wie ich es bin, anders, sie hat mehr gesehen und
vor Allem gefühlt. Ich denke, sie war Empathin. Ihre Familie hat es nur nicht
erkannt. Früher im Traum hab ich gesehen, dass sie was genommen hat, aus dem
Schreibtisch ihrer Mutter, um es dann zu verstecken. Vielleicht geht es darum.“
„War bei der Feier Jemand
von der Familie?“
„Nein, ich glaub nicht“,
gab Luna leise zurück. „Zumindest ist Niemand da gewesen, um über ihren Kopf zu
streicheln, wie bei den Anderen. Vielleicht wissen ihre Eltern nicht, dass sie
noch hier ist, vielleicht sind ihre Verwandten auch nicht mehr hier in England.“
„Wie finden wir das raus?“,
fragte Neville, er wollte dem kleinen Mädchen unbedingt helfen. „Kannst… du
nicht was sehen?“
„Neville, so leicht ist es
auch für mich nicht. Ich sehe nicht immer alles. Das wäre zu einfach für viele
Dinge. Manchmal sehe ich auch gar nichts. Vielleicht… helfen Name, Datum und ein
Bild von ihr. Dass wir die Zeitungen bitten, das zu veröffentlichen. Ich kann
mit Dad reden. England ist sicher kein Problem. Ich weiß nur nicht, wie es im
Ausland ist…“
„Na… wir fragen Neveo! Er
kann sicher mit seinem Dad reden und der mit Botschaftern! Luna, das ist die
Lösung! Wir können Juliana helfen! Niemand sollte ein Geist bleiben, wenn man es
doch nicht will! Und Neveo hat auch den anderen geholfen! Wie auch immer er das
gemacht hat…“
Luna lachte leise. „Es ist
seine Gabe. Er löst in denen, die geblieben sind, etwas aus, denke ich, etwas,
das ihnen klar macht, was zu tun ist und wenn es getan werden kann, können sie
gehen. Wenn sie es wollen.“
„Nun, Murtle ist gegangen“,
meinte Neville nur. Den Geist würde er sicher nicht vermissen. Wie wohl leider
kaum Jemand. Aber gut, vielleicht würde sie da, wo sie jetzt war, endlich ihren
Frieden finden. Andere waren geblieben. Wie Binns, die Graue Lady, der blutige
Baron, Peeves und der fast kopflose Nick. Sie hatten Neville gesagt, dass nun
mal nicht Jeder gehen könne, dass Einige von ihnen die Chance, ihr Vergehen zu
sühnen oder ihre letzte Aufgabe zu erledigen, verloren hatten. Dann hatte man
zwei Möglichkeiten – wie Peeves Unheil stiften oder zu helfen, wie die
Hausgeister es taten. Er hoffte nur, dass es für Juliana noch nicht zu spät sein
würde.
„Ich glaub, sie hat einfach
nicht gewusst, wie sie gehen soll“, meinte Luna nur, zuckte mit den Schultern.
„Etwas an Neveo hat es ihr klar gemacht und sie ist gegangen. Ich denke, Binns
wird auch gehen, vor Allem jetzt, wo er ja nicht mehr unterrichten darf und nur
noch einer von vielen Geistern ist.“
„Was auch immer“, murmelte
Neville nur, sah dann auf. „Wollen wir mit deinem Dad reden?“
„Ja, aber erst gehen wir zu
Juliana und machen ein Foto und eine Skizze von ihr. Dann hat der gleich alles
beisammen, was er braucht.“
„Dann los!“
„Perc! Perc, kuck mal! Es
ist was geworden! Du musst mal probieren!“, lachte Neveo glücklich, hetzte in
ihr Zimmer. Der Andere war vor einer halben Stunde hoch gegangen, um einige
Briefe für seinen Vater aufzusetzen, er wusste ja, sie waren nicht getrennt und
die Gänge waren nicht mehr so lang, denn seine eigene Küche war ihren Zimmern
viel näher, als die Alte. Er selbst war geblieben, er hatte begonnen,
Himbeertoffees zu kreieren, die auch aussahen, wie Himbeeren, dank der Formen,
die er sich von seinem eigenen Geld hatte kaufen können, zusammen mit
Pfefferminzbonbons, neben den üblichen Sachen, stolz darauf, so einen Erfolg zu
haben. Inzwischen sah man, erzählten ihm die Anderen, überall die Dosen und
Tüten mit seinem Sigel darauf.
Gerade, als Percy der
Hauselfe den letzten Brief übergeben hatte, den er für seinen König und Lord
verfasst hatte, so, dass der nur noch unterschreiben musste, flog die Tür
regelrecht aus ihren Angeln und sein strahlender Gefährte lief hinein. Er wirkte
stolz auf sich selbst, glücklich und er hielt ein kleines Körbchen vor sich.
Neveo hatte sich wirklich
gemacht, auch in der Woche nach der Wiedereröffnung von Hogwarts, die für ihn
und seinen Kleinen nach der Entdeckung seiner Geschwister, nein,
Halbgeschwister, ein Ende gefunden hatte. Der Lord hatte einfach nur
entschieden, kein unnützes Risiko einzugehen und Neveo wieder Angst zu machen.
Also waren sie gegangen, sein Kleiner war ohnehin vollkommen erschöpft gewesen,
nach der Anstrengung, einen so öffentlichen Akt durchzustehen. Was er da mit den
Geistern geleistet hatte, war ihm bis heut noch nicht klar geworden und er
mochte Neveo jetzt nicht damit belasten, wo er sich wieder beruhigt hatte.
Sein Gefährte hatte auch
etwas zugenommen, sah nicht mehr aus, als würde jeder Windstoß ihm gefährlich
werden. Die Narben auf dem Rücken waren alle inzwischen zu hauchdünnen,
silbrigen Linien geworden, die nun, nach einem letzten Trank, innerhalb des
nächsten Jahres verschwinden, er war vermutlich gesünder, als je zuvor in seinem
Leben. Erst gestern hatten sie die Zeit genutzt, um zwischendurch als Großkatzen
durch den Schnee zu toben. Wobei Neveo wirklich im Vorteil gewesen war. Hätte er
nicht seine Nase, der Jüngere wäre im Weiß der Umgebung fast verschwunden.
„Was gibt es?“, fragte
Percy, einfach nur glücklich, seinen Gefährten so locker und so ohne Angst zu
sehen. Kein Vergleich zu dem verzweifelten Jungen, der ihn angebettelt hatte,
nicht zu gehen oder zu seinen Gefährten, der vor Schmerzen gekrümmt auf einem
Sofa gesessen hatte, weil er die Trennung über einen so langen Zeitraum nicht
verkraftet hatte. „Neue Kreationen? Ich werd noch dick!“, lachte er, musterte
das, was ihm da entgegen gehalten wurde, nahm sich einige der Süßigkeiten und
steckte sie in den Mund. „Hmmmm!“, lobte er auch sofort. „Das ist hervorragend!
Und es hält länger, als Gebäck, da kannst du große Vorräte von anlegen.“
Neveo lachte glücklich. Es
hatte also geklappt. Nach nur zwei Versuchen. „Die Zwillinge haben mich auf die
Idee gebracht. Weiß sie Spaßsüßigkeiten machen und dann wär es cool, auch
Richtige in den Regalen zu haben. Na ja, dann hab ich daran gedacht, wie Snape
und du Obst mögt. Also hab ich entsprechend versucht, Obstbonbons oder eben
Toffees zu machen.“
„Ich glaub, das ist dir
gelungen“, meinte Percy nur, er packte den Jüngeren, zog ihn ganz zu sich und
küsste ihn ausgiebig. Dumm war, dass er nur zu deutlich merkte, dass er immer
mehr wollte, mehr als Küsse, mehr als das Kuscheln nachts und es fiel ihm immer
schwerer, sich zurückzuhalten. Allerdings hatte er heut Nacht gesehen, dass
nicht nur er inzwischen mehr wollte. Auch an diesem Morgen war er nicht der
Einzige mit einer Morgenlatte gewesen, der Jüngere hatte sich, im Glauben, dass
er noch schlafen würde, heimlich ins Bad geschlichen. Nun, er wollte seinem
Kleinen zeigen, dass er nicht mehr auf eigenen Handbetrieb angewiesen war.
„Gut“, nickte Neveo,
deutete auf seine Schüssel. „Magst du noch was?“
„Später bestimmt“, meinte
Percy nur, küsste den Hals des Jüngeren und grinste, als er merkte, dass dem
wohl etwas wärmer wurde, vor Allem, als er an dem Bissmal entlang strich, das er
hinterlassen hatte. Oh, er wollte Süßes, aber eben gerade etwas Anderes.
„Perc?“, fragte Neveo
unsicher, als er spürte, wie der Andere begann, an seinem Hals entlang zu
küssen, während dessen Hand um seine Taille ihn hielt, aber einige der Finger
schlichen sich unter seinen Rollkragenpullover, strichen über die Haut darunter,
wie er es sonst nur nachts zu tun schien, wenn Percy schlief und es gar nicht
merkte. Darum war Neveo schon zwei Mal früh aufgewacht und hastig im Bad
verschwunden, um das Problem zu beseitigen, das er vorher auch noch nie gehabt
hatte. Nicht mal, als Cedric die ersten eindeutigen Gefühle in ihm geweckt
hatte.
„Hm?“, gab der Rotschopf
nur von sich, begann, am Ohrläppchen des Jüngeren zu knabbern, ließ seine Hand
ganz unter den Pullover gleiten, während seine zweite Hand langsam über den
Innenschenkel des Jüngeren glitt, allerdings ohne dessen Hose zu entfernen oder
auch nur zu öffnen. Zu amüsant war es zu sehen, wie dessen Schritt etwas weiter
wurde.
„Was… was… tust du?“,
piepste Neveo schließlich, bevor er die Luft laut ausstieß, zurück an die
breitere Brust des Anderen sackte, offensichtlich war da eine empfindliche
Stelle an seinem Ohrläppchen.
„Hmm“, fragte Percy
nachdenklich, strich das erste Mal über die Front der Hose, reizte so seinen
Gefährten, der sich der Hand entgegen streckte. „Was mach ich wohl…? Dir zeigen,
dass du nicht heimlich ins Bad schleichen musst und dass Gefährten so was
übernehmen?“, grinste er, zog Neveos Kopf ein wenig zu sich, küsste Diesen auf
die Lippen, während er den Knopf der Hose öffnete und den Reißverschluss nach
unten gleiten ließ.
Oh Gott!
Ohgottohgottohgottohgott! Percy musste ihn erwischt haben! Im Bad! Heut... und…
er wollte Percy bitten, das zu lassen, dass er das wirklich nicht tun musste,
dass er nicht dazu verpflichtet war, doch dessen Lippen legten sich auf seine,
machten ihm das Sprechen unmöglich – und er spürte etwas in seinem Rücken.
Etwas, das ihn wirklich überraschte. Percy war selbst erregt! Er… er machte
seinen Gefährten an! Er gefiel dem Anderen! Das allein löste in Neveo eine
ungekannte Welle von Glück aus.
Percy grinste, als der
Jüngere auf ein Mal zurücksackte, sich nicht mehr verspannte und sich
offensichtlich nicht gegen das, was er zu tun gedachte, wehrte. Sicher noch
nicht… nun, alles, aber eine Erleichterung für sie Beide. Etwas, das Neveo klar
machen würde, dass er sich nicht zu verstecken brauchte. Er strich mit seiner
Hand noch ein Mal über das Glied, bevor er schließlich in dessen Boxer griff und
über das erhärtete Fleisch glitt. Etwas, dass das erste, laute Stöhnen auslöste,
Neveo bewegte sich, was auch ihn selbst massierte. Kurz schloss Percy
genießerisch seine Augen, dann saugte er sich ein weiteres Mal am vernarbten
Bissmal fest, während er fester zugriff. Die Folgen waren sofort zu spüren. Auch
für ihn, denn nun zuckte die Hüfte seines Kleinen hin und her, massierte ihn
regelmäßig mit und zu seiner Schande musste er gestehen, dass auch er es nicht
mehr lang aushalten würde, nicht bei der Stimulation, die er selbst bekam und
mit der er so wirklich nicht gerechnet hatte! Er hatte nur seinem kleinen was
Gutes tun wollen! Nun, umso besser, wenn es beiden guttat.
Neveo konnte nicht mehr, er
merkte, wie er sich bewegte, doch er konnte nicht aufhören, zu überreizt war er.
Es war das erste Mal, das nicht er selbst sich berührte und dazu hörte er, wie
Percy selbst heftig atmete. Als der Ältere schließlich schneller wurde, war es
auch schon vorbei. Das heiße Feuer, das durch seine Arme strömte, würde noch
intensiver, Sterne tanzten vor seinen Augen, es war unheimlich intensiv, als er
kam, durch die Hände des Älteren.
Percy, der nur Momente nach
dem Anderen kam, brauchte nicht allzu lang, um wieder ruhiger zu atmen, er
lächelte, küsste seinen kleinen Gefährten sanft auf den Hals, wenig überrascht,
dass der nun mit dunklen Knutschflecken übersät war. Es fühlte sich gut an. Ein
weiterer Beweis, dass der Kleine ganz allein ihm gehörte. Er blickte zu Neveo,
der die Augen noch geschlossen hatte, aber auch langsam wieder ruhiger atmete.
Mit einer kurzen Handbewegung ließ Percy den Beweis dessen, was sie getrieben
hatten, verschwinden und schloss die Hose des Jüngeren ordentlich. Er hielt
seinen Kleinen einfach nur, ließ ihn wieder klarer werden.
Wow!
Das war das Einzige, was
Neveo einfiel, als er wieder klar denken konnte. Noch nie in seinem Leben hatte
er sich so entspannt gefühlt, musste er zugeben. Oder so geliebt. Sicher, ja,
jede Nacht in den Armen des Älteren, der seine Alpträume fern zu halten
vermochte. Willkommen, inzwischen sogar durchaus bei seinem Vater, aber nicht
so. Er kuschelte sich an den Älteren.
„Du siehst aus, wie eine
Katze, wenn sie Sahne bekommen hat.“
„So fühl ich mich“, grinste
Neveo einfach. Es war seltsam, so offen über ein Thema zu reden, das früher
panisch gemieden worden war. Allerdings hatte er sich selbst auch etwas
abgehärtet, schon allein, weil die Zwillinge immer recht ausführlich
berichteten.
„Gut, also, nur, falls du
diesen Wink mit dem Zaunpfahl falsch verstanden hast – du hast keinen Grund, auf
eigenen Handbetrieb zu setzen – wir haben beide mehr Spaß, wenn wir das zusammen
tun“, sprach Percy einfach, grinste zufrieden, als der Junge rot bis in die
Haarwurzeln zu werden schien.
„Sag mal, Charlie, tickst
du noch ganz richtig?“, fragte Bill aufgebracht. Er verstand seinen Bruder
gerade wirklich nicht. Im ersten Moment hatte er das, was er gesehen hatte,
nicht glauben können, doch er wusste, dass es wohl wahr war. Er hatte den
Anderen am Kragen mit zu ihrem Vater geschleppt, der inzwischen in Hogwarts
lebte, dort weiterhin Geschichte der Magie unterrichtete, sich aber wohl vor
Allem um die Schüler kümmerte, die dauernd zu ihm zu kommen schienen, allein
während ihres letzten Gespräches waren acht Unterbrechungen gewesen, sechs davon
nicht so wichtig, kleine Trostworte oder Hilfe bei einer Aufgabe, doch auch eine
wohl recht heftige Sache, über die Dad sich nicht geäußert hatte, doch er hatte
das Kind mit einem Portschlüssel irgendwo hin gebracht und ein Mal war es um
einen Angriff von Schülern auf Andere gegangen.
Der andere Rotschopf
knurrte seinen Bruder an, lehnte sich weiter an die Wand zurück, um etwas mehr
Abstand zwischen sich und den Älteren zu bringen. Bill blieb zwar oft lang
ruhig, aber wenn er explodierte, wollte auch er nicht in der direkten Schussbahn
stehen. Außerdem fühlte er sich im Recht! Er hatte mit seinen Geschwistern
geredet, nicht mehr! Auch, wenn sie vielleicht einen anderen Vater haben
mochten, sie waren mit ihm verwandt! Ja, seine Mutter mochte Mist gebaut haben,
aber sie war immer noch seine Mutter! Ja, er hielt auch nur wenig von
Dumbledore, aber seine Familie zu verraten sollte doch wirklich auch nicht in
Frage kommen! „Ich habe mit ihnen geredet! Sie…!“
„Sie versuchen, Den König
und seinen Sohn umzubringen!“
„Ich habe keinen verdammten
König!“, brüllte Charlie aufgebracht. „Ich bin englischer Bürger der magischen
Gemeinde, ich habe nicht für ihn gestimmt!“
„Ach nein?“, fragte Bill
kalt. „Ist es dir lieber, dass hier weiterhin Bürgerkrieg herrscht?! Nur, weil
du deinen Hintern bequem bei den Drachen geparkt hast, weit weg von Allem, was
dir hier gefährlich sein könnte?!“ Er war am Rande seiner Beherrschung, doch er
versuchte, noch nicht laut zu werden, einfach, weil das unter seiner Würde war
und außerdem nichts brachte. Nicht bei Charlie. Der war von Ruhe viel mehr
tangiert.
„Ich bin hier, oder etwa
nicht?!“, brüllte Charlie zurück.
„Ja, jetzt, wo es ruhig
geworden ist, dank der Tatsache, dass es wieder ein Oberhaupt gibt.“
„Ist es bei dir etwa
anders?“, zischte Charlie mühsam.
„Ja, ich habe England
gemieden, weil ich wusste, dass die Frau, die mich auf die Welt gebracht hat,
meine künftige Frau nicht akzeptiert hätte, weil sie in ihren Augen kaum mehr
ist, als besseres Vieh. Und ich konnte nichts dafür, dass Gringotts mich zur
Ausbildung nach Ägypten gebracht hat. Das lag außerhalb von meinen
Kalkulationen.“
„Natürlich, gelegene
Ausrede! Wer sagt denn, dass Mom sie nicht mit offenen Armen empfangen hätte?!“
„Das, was sie jeden Tag
erzählt hat!“, antwortete Bill, langsam wirklich am Ende seiner Geduld. „Du hast
immer versucht, ihr Alles Recht zu machen, du warst von uns Älteren immer ihr
Liebling, bis du außer Landes gegangen bist! Aber was du nicht hast, ist einen
klaren Blick!“
„Etwa du, du verdammter
Todesser?! Willst du dem Schwein auch in den Arsch kriechen, wie Percy, für den
ich mich schäme, oder die verdammten Zwillinge, von denen ich nicht wirklich was
Besseres erwartet hätte?! Ist doch kein Wunder, dass Ron und Gin sich eine
andere Welt wünschen! Wer sagt dir, dass Dumbledore so viel schlechter gewesen
wäre?! Er war immer nett zu uns, als wir in der Schule waren!“
„Weißt du was, du Idiot?!
Pack deine Sachen und verschwinde wieder zu deinen verdammten Drachen, bis dein
Hirn klar ist!“, zischte Bill. „Percy hat als Einziger von uns das Richtige
getan und er hat noch nie geschleimt!“
„Ich…!“
„Jungs“, bat Arthur ruhig.
Er hatte schon eine ganze Weile zugehört, traurig und getroffen von den
Abgründen, die sich ins seiner einst so beispielhaften Familie auftaten. Alles
nur wegen dem Lug und Trug um sie herum. Er trat zu den Beiden, legte seinem
Ältesten die Hand auf den Arm, sah, wie der sich wieder in den Griff zu bekommen
schien. Dann erst wandte er sich Charlie zu. „Dein Bruder hat Recht. Die Frau,
die ich geheiratet habe, hat mich von Anfang an unter einen Trank gesetzt und
mich dann auch noch konstant betrogen. Das ist eine unbestreitbare Tatsache.“ Er
machte eine kurze Pause, sah in das Gesicht seines Kindes. „Charlie, deine
Mutter begeht ein Verbrechen und abgesehen davon, dass sie mit einem weiteren
Verbrecher zusammenleben dürfte, sie zieht auch noch ihre jüngsten Kinder in
einen Krieg, der schon lange vorbei ist – auf die einzig korrekte Weise.“
Sprachlos starrte Charlie
seinen Vater an. War der auch übergeschnappt?! Warum waren auf ein Mal alle
gegen die Dinge, die sie früher immer so toll gefunden hatten?! Nur, wegen
einiger Dinge, die ans Licht gekommen waren! Niemand ging nun mal mit einer
weißen Weste aus dem Krieg hervor! Nur – wie konnte man den Einen zu einem
Führer machen und den Anderen derart verdammen?! „Ich… gehe!“, knirschte Charlie
schließlich. „Ich habe das Gejammer hier so satt!!“
Bill blickte seinem Bruder
kühl hinterher. Wieder einmal bewies Charlie, wie schlecht er wirklich mit
Veränderungen umgehen konnte. Er wollte nicht sehen, was geschehen war, egal,
wer es ihm erklärte. Er würde vermutlich lang brauchen, um sich wieder
einzubekommen. Er würde schmollen, brüllen, noch etwas toben und sich dann
irgendwann beruhigen, zur Ruhe kommen und über das nachdenken, was er erfahren
hatte. Hoffentlich würde nicht noch Jemand aus ihrer Familie sie verlassen, das
war das Einzige, was er sich wünschte. Er sah zu seinem Vater, der so alt
aussah, und doch jünger, als er ihn in Erinnerung hatte.
„Er beruhigt sich. Ich
hoffe nur, dass er das tut, bevor er was Unüberlegtes tut, was wir nicht mehr
rechtfertigen können. Percy kann uns nicht vor allem bewahren.“ Arthur
beobachtete die aufröhrenden Flammen des internationalen Floosystem, das seit
einigen Tagen auch wieder ohne spezielle Erlaubnis geöffnet war.
„Ich hoffe es“, murmelte
Bill, rieb sich den Kopf. „Perc war schon angepisst wegen Charlies Benehmen
bezüglich Neveo…“, ja, das war noch so was genommen. Sicher, er hatte es
vermutlich lockerer genommen, wissend, wie es war, ein magisches Wesen als
Gefährten zu haben, doch er hatte es gehasst, den Jungen zusammenzucken zu
sehen.
„Oh ja, das kann ich mir
vorstellen“, nickte Arthur. Er hatte inzwischen wieder regelmäßigen Kontakt mit
seinen Söhnen, kannte auch den schüchternen, aber so lieben und sanften Neveo,
der so ganz anders war, als der fast gleichaltrige Ron. Ruhig und freundlich,
sehr schüchtern und sehr auf seinen Sohn fixiert. Wenn Charlie ihn angeschrien
hatte, dann war das wirklich dumm gewesen. „Er tut sich schwer… er wird sich
fangen.“
„Ich hoffe es…“
Zufrieden grinsend stand
Tom im Rahmen der Tür, beobachtete seinen Ehemann. Oh, ihm war klar, dass Viele
nichts von dieser Verbindung hielten, aus allen möglichen Gründen. Es war keine
arrangierte, politisch irgendwie wertvolle Hochzeit, um Machterhalt oder
Machtvergrößerung zu sichern. Einige Leute im Wizgamont hatten sogar den Nerv
gehabt, ihn zu fragen, ob es nicht angebrachter gewesen wäre, Sev als heimlichen
Geliebten zu behalten, eine andere Frau zu heiraten und vielleicht mehr Kinder
zu zeugen. Kinder, die geeigneter für die Nachfolge seien, als der gefolterte
Sohn. Idioten. Er hatte sie aus allen Ämtern entlassen. Natürlich gehörtern si
weiterhin dem Wizgamont an, aber mehr Einfluss hatten sie nicht mehr. Er würde
nicht zulassen, dass Irgendwer sich in sein Privatleben, seine Entscheidungen
oder Morgana bewahre, in das Leben seines einzigen Kindes einmischen würde! Und
wozu noch ein Kind? Er hatte Neveo, er liebte den Jungen und als Nachfolger war
Percy ideal. Ein weiteres Kind würde am Ende nichts als Unruhe stiften, gerade
in der Politik. Nein, er stand mehr denn je hinter seiner Entscheidung.
Außerdem liebte er Severus,
der ihm so treu war und der auch, trotz seiner Stärke, mit seiner Vergangenheit
kämpfte. Der Mann hatte es, nach allem, was er durchgemacht hatte, nicht
verdient, nur ein dreckiges Geheimnis um der Politik Willen zu sein! Nein! Sein
Geliebter war und blieb sein Ehemann. Eine andere Frau würde er weder lieben
noch ehren können, nicht nach Mirèe und einen anderen Mann, was ihm ebenfalls
vorgeschlagen war, hätte er nicht mal ansehen können!
Sev war gut. So gut, dass
die Gemälde der Gründer ihn als Direktor vorgeschlagen hatten, doch der
Tränkemeister hatte brüsk abgelehnt. Der Mann hatte genug vom Unterrichten, von
zu vielen Kindern um sich herum. Er hatte klar gemacht, dass sein einziges
Interesse neben seiner Familie der Fortentwicklung und Neuschaffung von Tränken
galt, der Forschung. Die Gründer waren enttäuscht gewesen, die Schüler
zweifelsohne einfach nur dankbar. Außerdem hatte Sev ganz ruhig klargestellt,
dass er, als Mitglied der königlichen Familie, nicht den Fehler des Alten
fortsetzen wollte. Es sei zu gefährlich, zu verführerisch, als Kopf über ein
solches Institut, Kinder parteiisch zu vereinnahmen. Allein mit dem Satz hatte
Sev sich bei fast Allen im Wizgamont, aber auf jeden Fall bei Allen, die
zählten, etabliert, er galt nun auch als hervorragender Politiker.
Da sie schon keine
wirkliche Hochzeitsreise hatten machen können, hatte Tom beschlossen, seinem
Mann ein anderes Geschenk zu machen, was dem aber vermutlich genauso gut
gefallen dürfte. Wenn nicht sogar besser. Sein Geliebter konnte ohnehin keine
drei Tage still sitzen und von einem Bad in der Sonne hielt er gleich noch viel
weniger.
„Bist… du wahnsinnig?“,
brachte Severus schließlich mühsam heraus, nachdem er sich umgesehen hatte. Das
hier war ein Paradies. Ein neumodisches Labor, eines, indem auch Muggelgeräte
standen, die weit besser Flüssigkeiten trennen konnten, als die magischen
Geräte, Töpfe, die mit Teflon ausgeschalt waren, damit keine Reste
zurückblieben, sogar einige goldene Kessel, die man für spezielle Tränke
benötigte, befanden sich auf einer Materialablage, verschiedenste
Rührinstrumente und ein Zutatenschrank, indem sich noch mehr Basilisk befand,
als sein Stiefsohn – er schauderte noch immer bei dem Gedanken an den Faktor,
dass er gegen seinen Willen Vater geworden war – ihm ohnehin schon zu Midwinter
geschenkt hatte. „Das… das muss doch ein… ein Vermögen gekostet haben!“
Tom lachte nur leise,
verschränkte seine Arme. „Und?“, fragte er herausfordernd. „Ich habe Nev auch
eine Küche eingerichtet.“
„Das da… hat ein Vermögen
mehr gekostet und..:!“, weiter kam Severus nicht, bevor der Andere ihn an sich
zerrte und küsste.
„Sev, ich verbiete dir,
Preise zu vergleichen. Du bist jetzt ein guter Ehemann und nimmst dein
Hochzeitsgeschenk an. Immerhin hast du den Mumm, es mit einem dunklen Lord,
seinen verstörten Sohn, einer vollkommen irren Nation und obendrein mit dem
Entwicklungsausschuss aufzunehmen. Nicht zu vergessen, dass wir nicht mal eine
Hochzeitsreise hatten.“
„Weil wir auch beide die
Hände in den Schoß legen könnten und wochenlang am Pool liegen würden“, murmelte
Severus, doch er gab auf, er wusste, er würde am Ende doch nur den Kürzeren
ziehen, Tom würde ihn in Grund und Boden reden, wie er es immer getan hatte und
wie er immer seinen Willen bekommen hatte. Mehr oder weniger mit seiner
Begeisterung verbunden verstand sich natürlich. Allerdings gehörte es dazu. Es
war Stärke und zugleich Schwäche des Mannes, den er nun mal über Alles liebte.
„Nun, darum habe ich mich
ja zu diesem Geschenk entschlossen. Wir können hier zusammen forschen, oder du
kannst hierher, um dich zurückzuziehen. Wenn dir Zutaten fehlen, sag den
Hauselfen Bescheid, sie werden deine Bestände so halten, wie du sie haben
möchtest. Und wenn du mehr Basilisk brauchst – frag Neveo.“
Severus lächelte einfach
nur, strich über die fehlerlosen Werktische, die eine Auflage aus rostfreiem
Stahl, an einigen Stellen mit Teflon überzogen hatten. Leicht zu säubern, ideal
zum Arbeiten. Modern und effizient. Es würde eine Freude sein, hier zu arbeiten,
das wusste er jetzt schon. Hier konnte man forschen und entwickeln, hier konnte
er sich abreden, hier konnte er die weiteren Nährtränke entwickeln. „Danke, du
Wahnsinniger…“
„he, ich muss doch meinem
Ruf gerecht werden! Hab hart dran gearbeitet!“
Severus lachte nur leise,
lehnte sich an seinen Mann. Er fühlte sich erstaunlicherweise frei, seit sie
verheiratet waren, seit er wusste, nicht als Geheimnis im Stillen leben zu
müssen. Es war so gut, zu wissen, dass man geschätzt wurde, denn einen anderen
Grund gab es nicht, ihn zu heiraten, er brachte keinerlei Vorteile. Sicher, er
besaß die Kammern der alten Familie Prince, einen Sitz in Ausschüssen, aber
nichts rechtfertigte das hier politisch. Dann allerdings wurde er ernst. „Was
macht das Rektorenproblem?“
„Es… gab eine Wendung, die
dich sehr überraschen dürfte“, erklärte Tom. Sicher, es stand noch nichts fest,
aber auch er hatte bereits den Kandidaten im Auge, den er für den
Wahrscheinlichsten hielt und er musste sagen, dass er mit der Idee auch leben
konnte.
„Was? Der Vater von der
kleinen mit den irren Augen?“, fragte Severus entsetzt. „Der Zeitungsfritze?“
Das war gerade das Schlimmste, was ihm gerade einfiel.
„Schlimmer. Die Gründer
haben ihren Favoriten.
Arthur Weasley.“
Der Mann hatte inzwischen mit ihm geredet. Nicht
als ehemaliger Gegner oder neuer Fürsprecher, sondern als Vater seines künftigen
Schwagers, um ihm zu versichern, dass Percy ein guter Junge sei. Als wisse er
nicht selbst, wie sein roter General zu seinem Sohn stand.
„Oh super“, murmelte
Severus, doch er fand das nicht so schlimm. Immerhin hatte er schon mehrfach mit
dem Mann gesprochen, der sich als erstaunlich intelligent gezeigt hatte und der
selbst mit seinem Schicksal kämpfte, der nun mit Minerva befreundet war. „Die
rote Invasion. Vom Bildungssystem bis zu Thron…“
„Ich liebe deinen Humor“,
grinste Tom nur. „Komm, wir haben den Pas und einige andere Botschafter zu
Besuch beim Essen. Neveo hat für den Nachtisch gesorgt. Er hat eine neue Torte
und Trüffel entworfen, extra für… wow, so schnell hab ich den auch noch nicht in
Richtung Speisesaal hetzen sehen…“, amüsierte der Lord sich, während er dem
Anderen folgte, den man mit den Süßigkeiten seines Sohnes überall vorlocken
konnte.
Lächelnd und ohne die Augen
zu öffnen, blieb Neveo liegen, als er aufwachte. Er spürte, sicher und schwer,
den Arm über seiner Taille und den Anderen, auf dem sein Kopf lag. Die Wärme vor
Allem in seinem Rücken. Es war einfach schön, das zu genießen, ganz bewusst. Die
Sicherheit, der Atem des Älteren an seinem Nacken. Es war selten, dass er zuerst
wach war und das auch genießen konnte. Vorsichtig, ganz vorsichtig drehte er
sich in den Armen, was Percy zum Grummeln brachte, bevor der Griff um seine
Taille sich festigte und der Ältere ruhig weiter schlief. Etwas, das Neveo fast
zum Kichern gebracht hätte. Er blickte in das friedliche, ruhige Gesicht, strich
eine der karottenroten Strähnen aus dessen Stirn.
Gestern musste es wirklich
spät geworden sein. Vor einigen Tagen war Percys Vater zu Aller Überraschung von
Hogwarts selbst zum Rektor gekürt und vom Schulgremium anschließend offiziell
eingesetzt worden. Doch es war direkt zu Problemen gekommen, durch Unterlagen,
die Arthur wohl gefunden hatte. Auch über ein Mädchen, das ein Geist war und
nicht gehen konnte, dem Luna und Neville halfen. Irgendwas so Heftiges, das eine
große Sitzung einberufen worden war. Neveo hatte den gesamten Abend und den Tag
mit Backen verbracht, war erst gegen Mitternacht selbst ins Bett gekrochen, lang
nach den Zwillingen, die bei seiner letzten Lieferung selbst schon geschlafen
hatten, und da war Percy noch nicht wieder da gewesen.
Irgendwann hatte er dann
bemerkt, dass die Matratze sich bewegt hatte, er hatte wohl versucht, sich
aufzusetzen, doch sein Gefährte hatte ihm leise zugeflüstert, weiter zu
schlafen, was er wohl auch getan haben musste. Vorsichtig strich er über die vom
Schlaf warme Wange des Anderen, der ihn immer so schützte, der ihm zusprach und
der immer da war, selbst, wenn es wirklich gerade ungelegen kam, wie mit den
Trennungsproblemen oder der Tatsache, dass er immer noch schwer tat, lang vor
vielen Menschen zu stehen.
„Rmpf“, grummelte Percy,
als er merkte, wie in seinen Armen sich was regte, er festigte seinen Griff,
doch Neveo hatte wohl gar nicht vor, aufzustehen, er hatte sich nur umgedreht.
Allerdings spürte er, wie die Finger des Jüngeren über sein Gesicht geistern.
Toll. Neveo war ein Frühaufsteher, aber er hatte seinem Kleinen angewöhnt, sich
vor sechs Uhr nicht zu rühren. Was leider nur heißen konnte, dass er nicht nur
verschlafen sondern nicht mal einen Weckzauber gesprochen hatte! Dabei standen
heut Termine an, auf die er sich noch vorbereiten musste! Gut, der Erste war am
Nachmittag, doch er wollte unbedingt noch mal Alles durchgehen, verdammt! „Schu
früh“, murmelte er trotzdem. Ja, die Nacht war lang gewesen, er hatte mit dem
Lord und dem neuen Lordconsort, auch was, an das er sich erst noch gewöhnen
musste, über neue und wichtige Beschlüsse debattiert, er war erst gegen halb
zwei endlich ins Bett gekrochen, womit er Neveo, der sehr unruhig gewesen war,
auch noch fest geweckt hätte. Aber einige Worte und der Jüngere hatte weiter
geschlafen. Bis jetzt. „Wie viel Uhr?“, fragte Percy trotzdem, noch nicht bereit
die Augen zu öffnen oder seinen Griff um seinen Gefährten schon zu lösen.
„Acht“, gab Neveo zurück.
„Muss ja gestern heiß her gegangen sein, wenn du so spät erst gekommen bist.“ Er
kicherte, küsste den Älteren, erst auf die Wangen, dann auf den Mund, wenig
überrascht, dass der sich nun regelrecht über ihn warf und einen richtigen
Guten-Morgen-Kuss zu bekommen wünschte.
„Ja, es war… eine lange
Nacht“, murmelte Percy, nachdem er sich erst mal einen ordentlichen Kuss geholt
hatte. Er lehnte seine Stirn gegen die Des Jüngeren. „Aber wenigstens kommen wir
der Sache langsam näher.“
„Na, das is doch was!“,
lächelte Neveo einfach, fuhr durch die roten Haare des Anderen. „Und… was is…
mit deinen Geschwistern?“, fragte er schließlich vorsichtig. Es war ein wundes
Thema, er gab sich dauernd selbst die Schuld an dem Schicksal von Ron und Ginny,
wusste, dass es da ganz große Probleme gab, auch mit seinem Vater und vermutlich
auch mit Arthur.
Percy seufzte, rollte sich
von Neveo, zog den Jüngeren aber auf seine Brust. Er wusste, sein Kleiner machte
sich Vorwürfe, gab sich die Schuld. Ja, sicher, durch sein Verschwinden waren
die Dinge in Bewegung gekommen, doch er hatte nichts Falsches getan und er
konnte sicher nichts dafür, ganz oben auf der Liste von zwei Jugendlichen zu
sein, die sich freiwillig bereit erklärt hatten, Meuchelmörder für eine
wirklich, wirklich tote Idee zu spielen! „Hör auf, dir Gedanken zu machen“, bat
er einfach. „Ich kümmere mich darum, dein Dad kümmert sich darum und du hast
absolut keine Schuld. Die Beiden haben mehrere Hirnwäschen hinter sich, von
Molly, von Dumbledore, von Jedem. Sie sind nicht zu retten und sie wollten dich
schon vorher töten, nur wollten sie warten, bis Ginny von dir schwanger gewesen
wäre.“ Das hatten Tom, Snape und er zumindest aus den vorliegenden Fakten und
dem Befragen der Gefangenen geschlossen.
Ja, die Gefangenen. Das war
noch so ein Drahtseilakt gewesen, bei dem er wirklich dankbar dafür gewesen war,
dass Neveo kaum Interesse an Politik aufbringen konnte und es mied, Zeitungen zu
lesen, weil er sich selbst dort nicht sehen wollte. Lupin, Black und einige
weitere Mitverschwörer, Mörder und Drahtzieher waren vor drei Wochen ganz
öffentlich hingerichtet worden. Er wusste, würde sein Gefährte das erfahren, er
würde Alpträume bekommen und sich ein Mal mehr schuldig fühlen. Ein Risiko, das
er nicht hatte eingehen wollen. Er war an dem Tag mit Neveo sogar nach
Frankreich gegangen, um zu verhindern, dass der was mitbekam und die Zwillinge
hatten den Rest besorgt, ihm den Rücken frei gehalten.
„Ich weiß“, flüsterte
Neveo. Sein Dad selbst hatte ihm das gesagt. Danach hatte er drei Nächte nicht
richtig geschlafen, geplagt von Alpträumen von Ginny und einer Zwangsehe, einem
schrecklichen Tod. Doch Percy war immer da gewesen, hatte ihn auch dann wieder
geweckt und ihn beruhigt. „Es… is trotzdem nich toll…“
„Nein, aber du musst dich
damit nicht belasten, das machen wir Anderen, die, die Politik mögen. Hm?
Apropos.. weißt du, dass der österreichische Vertreter des Kopfes der magischen
Gesellschaft mich kontaktiert hat, um für den Ministerpräsidenten eine riesige
Bestellung deiner Leckereien zu beschaffen? Schließlich seien wir doch nun
politische Partner und da trauriger weise die österreichischen Patisserien mit
den Köstlichkeiten nicht mithalten könnten, würden sie sich freuen. Wir haben
fast zwanzig Kilo verschickt. Petit Fours, Torten, Trüffel, Pralinen und Gebäck.
Deine Leckereien ebnen uns mehr Wege, als ich je gedacht hätte. Du, mein
Kleiner, bist ein Genie.“
Neveo wusste, er war rot
bis in die Haarspitzen. Er wusste, er war erfolgreich mit dem, was er tat, die
Zwillinge sagten es ihm jedes Mal wieder und egal, wie viel er produzierte, es
schien nie zu reichen, meist war alles, wirklich Alles, ausverkauft, bevor die
große Glocke in Muggellondon zum Mittag rief. Dabei arbeitete er inzwischen mit
Zaubern, produzierte ein Vielfaches und lernte sogar drei Hauselfen an, die ihm
beim Dekorieren und Abfüllen halfen! „Ich… ich… wenn ich backe, es… ist, als
würden mir die Zutaten sagen, was sie sein wollen…“
Das brachte Percy zum
Lachen, er küsste seinen Kleinen nur, biss mit wenig Druck in das Mal an dessen
Hals und genoss das leise Stöhnen, das der sofort von sich gab. „Und ich liebe
dein Talent…“, ja, so lenkte man Neveo von hässlichen Themen ab. Er rollte sie
Beide erneut herum, strich leicht über dessen Seite. „Kann es sein, dass es dich
anmacht, von Süßem zu reden?“, fragte er schließlich amüsiert.
„Dich… doch auch…“,
verteidigte Neveo sich, der das schließlich deutlich spürte. Und die
Aufmerksamkeiten genoss, die sie inzwischen oft morgens austauschten. Er
streckte sich der forschenden Hand entgegen. Außerdem wusste Percy doch genau,
dass er immer erregt war, wenn der Andere über das Bissmal strich! Und der
Rotschopf nutzte das doch jedes Mal!
„Stimmt“, bestätigte Percy
einfach, küsste Neveo, rieb sich an Diesem und genoss das heiße Gefühl,
das sofort durch seinen Körper schoss. Und wohl nicht nur durch seinen,
wenn er das genüssliche Aufstöhnen richtig deutete – und dazu brauchte es
wirklich nicht viel. Mission erfolgreich, Neveo vollständig abgelenkt. Jetzt nur
noch dafür sorgen, dass das auch den Rest des Tages so bleiben würde. Mit diesem
Hintergedanken begann Percy, am Hals des Jüngern zu knabbern, er achtete
allerdings sorgfältig darauf, dem Bissmal dabei nicht zu nahe zu kommen.
Neveo stöhnte. Ja, er
liebte Morgende, wenn Percy noch neben ihm lag und… das hier tat. Er wusste, wo
es enden würde und er wusste auch, der Ältere würde ihn erst mal zappeln lassen,
Percy schien ihn wirklich gern betteln zu hören und er wusste, das würde er
vermutlich noch vor Ablauf einer viertel Stunde unter diesen geschickten Händen
auch wieder tun. Allerdings… er wollte mehr, er wollte…. Er wollte endlich…
endlich Alles! Den Anderen in sich spüren, völlig mit ihm vereint sein. Etwas,
das ihm schon länger durch den Kopf ging, vor Allem, seit er das Pech gehabt
hatte, aus Versehen in seinen Dad und Snape zu rennen, die tatsächlich und zum
sichtlichen Frust der Hauselfen die untere Küche entweiht zu haben schienen!
Dabei hatte er nur noch einen Herd mehr gebraucht für eine besonders große
Bestellung! Zu sehen bekommen hatte er stattdessen den Hintern seines Vaters und
gehört hatte er das Anfeuern des Tränkemeisters. „Perc…“, versuchte Neveo die
Aufmerksamkeit des Anderen zu bekommen. Er wollte es wirklich, hatte gesehen,
mit was für einem zufriedenen Grinsen Snape danach aus der Küche gekommen war
und er vertraute dem Rotschopf, der ihm bisher noch nie weh getan hatte, nicht
mal, als er Diesem nicht gesagt hatte, wer er wirklich war.
„Hm?“, fragte Percy,
während seine Finger spielerisch am Bund der Schlafhose entlang strichen, er
spürte, wie immer, amüsiert, wie sein Kleiner versuchte, mehr Reibung zu
bekommen, indem er sich an seinem Bein rieb, doch dieses Mal hielt er die Hüfte
des Jüngeren fest, um das zu verhindern, um den Genuss zu verlängern – für sie
beide.
„Ich… ich… ah…..! Perc,
ich… ich will… ich…“, Neveo spürte, wie der Ältere aufhörte, ihn zu berühren,
ihn nun aufmerksam aus den intensiv leuchtenden, blauen Augen ansah. „Ich… ich
will, dass… du mich nimmst“, brabbelte Neveo schnell herunter, bevor sein Mut
ihn im Stich lassen würde. „Ich… will, dass… du…!“, Merlin, wie sollte er das
nur noch deutlicher sagen?!
„Du willst, dass ich mit
dir schlafe?“, fragte Percy, vollkommen von dieser stotternden Aussage
überrascht, die ihm zeigte, dass Neveo einfach nicht wusste, wie er sonst darum
bitten wollte und er merkte, wie sein Körper darauf reagierte, wie sein Blut
sich nun vollkommen gen Süden zu verabschieden schien. Nie hätte er so bald
damit gerechnet. Sicher, Neveo war ein Teenager, aber er hatte auch so viel
mitgemacht, er hätte nie gedacht, dass sein kleiner Gefährt ihm so schnell so
weit trauen würde. Vor allem, da sie ja auch erst seit etwa vier Monaten
wirklich zusammen waren, seit er wusste, wer sich hinter dem weißen Pelz
verborgen hatte.
Neveo wusste, er wurde
gerade dunkelrot, doch er nickte, hielt auch dem fragenden Blick stand und
kicherte, als er merkte, was das, was er gesagt hatte, anrichtete. Er liebte es
zu wissen, dass nur er das bei dem Älteren auszulösen schien, der sich,
unglaublicherweise, nie nach einem Anderen umgesehen hatte. Nicht nach einem
besonders lecker aussehenden Kerl, nicht nach einer Frau. Er wollte es,
unbedingt. Schon seit mehr als zwei Wochen, doch bis jetzt hatte er nicht den
Mut gefunden, das auch zu sagen.
„Merlin, Kleiner“,
flüsterte Percy nur, als er die Sprache wiederfand. Er wollte im ersten Moment
fragen, ob der Jüngere das ernst meinte, doch er sah das schon am Blick und wie
gesagt, er war selbst mehr als bereit, diesen letzten Schritt zu gehen, vor
Allem in seiner Tiergestalt hatte er gerochen, dass sein Gefährte soweit war,
doch er hatte Diesen auch nicht drängen wollen. Nun allerdings war diese letzte
Barriere eingerissen und er mochte ja stark sein, aber unfehlbar war auch er
nicht. Nur zu bereitwillig stürzte er sich auf diese Gelegenheit. Er konnte es
später immer noch auf die Tatsache schieben, nicht wach zu sein, denn er war
sich nicht sicher, was sein Boss zu dieser Sache sagen würde. Er packte Neveo,
küsste ihn noch verlangender, merkend, wie hart ihn allein der Gedanke an das,
was folgen konnte, machte, denn he, er war auch erst zwanzig!
Neveo sackte erleichtert
zurück, als er merkte, dass der Ältere nicht abgeneigt war und dessen Hände
wieder da weiter machten, wo sie vorher gewesen waren. Die Finger, die über
seine Brustwarzen geisterten, ihn provozierten. Er strich mehr als zufrieden
über die Oberarme des Älteren, genoss es, dass der Andere die Führung übernahm.
Percy wusste einfach, wo er streicheln musste, um ihn zu erregen. Er schloss die
Augen, stöhnte immer wieder leise. Doch als er einen Finger spürte, der über
seine Rosette streichelte, riss er sie wieder auf, blickte auf den Älteren, der
sanft lächelte. Es war ein seltsames Gefühl, als der erste Finger in ihn glitt.
Vollkommen undgewohnt, doch nicht unangenehm. Neveo spürte, wie der Finger in
ihm tastete, dann berührte der Ältere etwas in ihm, das ihn dazu brachte, laut
aufzustöhnen. So was hatte er auch noch nicht gespürt!
Percy grinste, sehr
zufrieden mit sich, gefunden zu haben was er gesucht hatte. Er strich erneut
leicht über Neveos Prostata, bevor er seinen Finge zurückzog, etwas Gleitcreme
auf nun zwei Finger verteilte und erneut in seinen kleinen Gefährten eindrang.
Er konnte es kaum abwarten, selbst in dieser Enge zu sein, und bei einem anderen
Partner wäre er sicher weniger rücksichtsvoll gewesen, hätte vermutlich auch nur
einen Zauber benutzt, wenn er denn soweit gedacht hatte, doch er wusste, es war
das erste Mal für seinen Kleinen und er wollte, dass das ein Erlebnis sein
würde. Er führte schließlich noch einen dritten Finger ein, hinderte Neveo ein
Mal daran, schon zu kommen.
„Ahhh! Perc… bitte!“,
wimmerte Neveo, der nicht mehr warten wollte. Er wollte den Anderen endlich
spüren, wollte nicht mehr warten! Alles in ihm schrie danach, zu beenden, was
Percy mit dem Biss damals im Sommer, im letzten Jahr im hohlen Baumstumpf
begonnen hatte! Er sah zum Älteren, hätte am liebsten protestiert, als die
Finger aus ihm verschwanden. Doch dann war da etwas doch Größeres an seinem
Eingang. „Bitte“, flüsterte er schließlich. Er wollte es endlich, aber Percy
machte einfach nicht weiter. „Ich will…! Ahhh…“ Und endlich, endlich bewegte der
Rotschopf sich. Ja, das, was da nun Eintritt in ihn begehrte, war definitiv
größer, als die Finger, doch auch, wenn es ungewohnt war, Schmerzen tat es
nicht. Schon gar nicht, wo Percy ihn küsste, an seinem Hals knabberte.
Oh Merlin! Das…das… das
war… so heiß und eng und… so viel besser, als all die anderen Male, die er Sex
gehabt hatte! Vorsichtig glitt er schließlich vollständig in seinen Gefährten,
küsste Diesen immer wieder, strich über das Bissmal. Er wartete, bis er merkte,
wie Neveo sich selbst bewegte, glitt ein Stück aus seinem Gefährten heraus,
bevor er sich zurück bewegte, vorsichtig versuchend, wieder diesen Punkt zu
finden. Was er auch nach dem dritten Versuch tat, begleitet, von einem
herrlichen Stöhnen, dass ihm nur noch mehr ins Blut fuhr.
Neveo wusste einfach nicht,
wohin mit den Gefühlen, die über ihm zusammenklatschten. Dieses Gefühl, viel
intensiver, als eben bei den Fingern. Zu wissen, dass der Ältere in ihm war,
dass sie so tief vereint waren, wie es nur eben ging. Allein das erregte ihn
noch viel mehr! Er wusste, er würde nicht lang durchhalten, zu lang hatte er
davon geträumt und nun war es ja sogar noch besser! Er stöhnte, keuchte – und
wusste, es war vorbei, als Percy besonders heftig und tief in ihn stieß. Er
stöhnte noch ein Mal auf, kam zwischen ihren Bäuchen, zeitgleich mit seinem
Gefährten.
Percy brauchte eine ganze
Weile, bis er selbst wieder so weit klar denken konnte, um sich vorsichtig aus
seinem Kleinen zurückzuziehen, sich neben ihn zu legen und ihn in die Arme
ziehen zu können. Er fühlte sich so gut wie nie, vollkommen entspannt. Der
dauernde Druck der letzten Wochen war ebenfalls verschwunden. „Alles in
Ordnung?“, fragte er leise, als er merkte, dass auch Neveo wieder wirklich klar
zu werden schien.
„Hmmm“, nickte Neveo nur,
er lächelte einfach, kuschelte sich gegen den Älteren. Das war einfach nur toll
gewesen und es war, als würde seine Magie sich etwas beruhigt haben. Und
zumindest wollte auch der Rotschopf gerade nicht aufstehen. Hatte er doch
gewonnen! Zufrieden kuschelte er sich an den Anderen, allerdings zuckte er
heftig zusammen, als auf ein Mal die Tür fast aus den Angeln flog und kein
Geringerer als sein Vater rein stürmte, mit einem Gesicht, das zeigte, dass er
bereit war, Morde zu begehen und im Moment schien ihn nur die Tatsache zu
hindern, dass Snape sich vor Diesen schob.
Automatisch riss Percy den
Jüngeren hinter sich, als er das Geräusch hörte – und starrte in das
aufgebrachte Gesicht seines Arbeitgebers, der gerade sehr, sehr angepisst
aussah. Was war denn nun los?! Es war doch nicht so als hätte der Mann nicht
gewusst, dass sie Gefährten waren und wohin das am Ende führen würde und…! Nein,
er sollte das zumindest gerade nicht laut aussprechen. „Lord“; murmelte er
schließlich.
Oh, Tom war sauer! Es war
eine Sache, dass Percy seinen Kleinen dauernd auf dem Schoß hatte und ihn
abknutschte, doch als er diesen mächtigen Magiestrom gespürt hatte, war er fast
ausgerastet. Oh, er wusste, was das bedeutete und es gefiel ihm gar nicht! Das
war… sein Kleiner, sein verletzter Sohn! Es war doch viel zu früh für so was,
verdammt noch mal! Severus und dessen Einwände hatte er auf seinem Weg gar nicht
wahrgenommen!
„Du hast…!“
„Dad?“, fragte Neveo leise,
der gar nicht verstand, was eigentlich los war. Er war immer noch irgendwo auf
Wolke sieben und nicht wirklich bereit, wieder runter zu kommen.
Irgendwie… dieses Wort, die
verschlafenen Augen, es brachte Tom langsam wieder runter, ob er wollte oder
nicht, er musste eingestehen, egal, was hier gerade wie gelaufen war, der
Jüngere hatte seinen fairen Anteil daran gehabt. „Ihr Wahnsinnigen!“, zischte er
schließlich. „Habt ihr eine Ahnung, was ihr gerade freigesetzt habt?!“
„Lord?“, fragte Percy
erneut, gerade wirklich nicht verstehend. Aber zumindest schien die schlimmste
Wut des Anderen verraucht zu sein. Was immerhin etwas war.
„Es gab einen magischen
Rückschlag, den jeder Squibb gefühlt haben dürfte!“, knurrte Tom, wobei er auch
beeindruckt gewesen war. Diese Beiden mussten zusammen sehr, sehr stark sein.
„Und spätestens jetzt wird der Alte sich gezwungen sehen, zu handeln! Das…!“
Okay, Rekapitulation. Der
Lord hatte also gespürt, was sie hier getan, was sie vollendet hatten und es
musste stark gewesen sein. Vor einer Zeremonie, vor einer Bindung, vor Allem.
Oha. Gut, sie könnten ein Problem bekommen, so gesehen. Ja, und dann war da
Dumbledore… „Ich schütze ihn“, gab Percy ganz ruhig zurück. „So, wie die
Zwillinge auch.“
Am liebsten hätte Tom den
Beiden was um die Ohren gehauen vom Unterschätzen von Gegnern, doch dieses Mal
kam Sev ihm zuvor, drängte ihn in einen Sessel. „Tom, hör auf, rumzuschreien,
was wir jetzt brauchen, ist nicht der gehörnte Vater, der das hier wirklich
hätte kommen sehen sollen, sondern ein Plan“, erklärte der Tränkemeister
lakonisch, musterte die Beiden im Bett. Nun, Weasleys Oberköper. Von P… Riddle
sah er kaum mehr als ein hochrotes Gesicht.
„Schadensbegrenzung?“,
fragte Percy, nun doch etwas verständnislos. „Was für Schadensbegrenzung? Nev
ist mein Gefährte!“
Das brachte Severus dazu,
sich den beiden ganz zuzuwenden. „Er ist der Sohn des Königs, Niemand wusste was
über eine Bindung, Hochzeit oder darüber, dass ihr Gefährten seid, aber Jeder,
wirklich Jeder in England und vermutlich auch in Frankreich hat das hier
gespürt“, knurrte der Tränkemeister. „Das hier ist ein Desaster! Denn der
einzige Ausweg ist es, zu sagen, dass ihr eine kleine, private Trauung hattet,
um Toms Ruf nicht zu beschädigen! Als hätten wir im Moment nicht so schon genug
um die Ohren“, knurrte missgelaunt, sah zu seinem Mann, der sich verzweifelt die
Stirn rieb.
Okay, diese magische Welle
musste heftig gewesen sein. Percy spürte, wie Neveo hinter ihm zitterte,
überhaupt nicht verstehend, warum sie so angefahren wurden. Er zog den Jüngeren
zu sich, küsste ihn leicht. „Wie wäre es, wenn wir uns kurz anziehen und dann in
Ruhe sprechen könnten?“, fragte er daher schließlich. „Neveo weiß gar nicht, was
los ist.“
Das brachte auch Tom wieder
ganz zur Vernunft. Er sah auf, zu seinem wieder recht verängstigt wirkenden
Sohn. Er stand auf, nickte Severus zu. „Tut mir Leid, Kleiner“, sprach er leise,
strich über Neveos Wange. Dann blickte er auf seinen General. Hatte er nicht
selbst gesagt, dass gegen Sex nichts einzuwenden war und dass das normal war für
Teenager? Er selbst hatte Mirèe… nun, er verstand zumindest, warum deren Eltern
ihn immer gehasst hatten. Die Frau hatte ihm mal entgegen geschleudert, dass er
sich umsehen würde, wenn er mal ein eigenes Kind hätte. Sie hatte Recht
behalten.
„Percy…“
Der Rotschopf wandte sich
zu seinem Kleinen, lächelte etwas. „Mach dir keine Sorgen. Ich glaub, der
schlimmste Schock für deinen Vater is durch.“ Er wuschelte über die Haare seines
Gefährten. „Und wenn er sauer is, dann auf mich. Nur, nicht mal er konnte
wissen, dass das passieren würde. Eine magische Welle ist etwas sehr seltenes.
Und was Gutes.“
„Ich… verstehe nicht“,
murmelte Neveo, froh, sich noch mal gegen den Anderen lehnen zu können, die
Augen geschlossen. Er hatte nichts gefühlt. Na ja, nichts außer seinem Orgasmus
und einer extrem hohen Zufriedenheit.
„Das werden die Beiden uns
schon sagen, wenn wir auftauchen“, gab Percy lakonisch zurück. Doch auch ihm war
klar, wenn Molly und Dumbledore das gespürt hatten, würden sie handeln. Und sie
würden nicht mehr nur auf Neveo zielen, er war nun ein Hauptziel. Es war leicht,
einen Gefährten umzubringen, denn das brachte in der Regel auch den Anderen um.
So, wie es fast den Lord das Leben gekostet hatte. Der hatte, im Nachhinein
betrachtet, vermutlich nur überlebt, weil sein Sohn ihn gebraucht hätte. Auch,
wenn er das nicht hatte wissen können. „Komm, gehen wir uns schnell duschen und
anziehen. Ich hätte ohnehin aufstehen müssen…“ Wobei Percy vorhatte, den Kleinen
noch mal gut zu entspannen…
„Tom?“, fragte Severus
ruhig. Er hatte eine ganze Weile gebraucht, um den Anderen zu beruhigen, da der
im Zimmer noch mal einen Tobsuchtsanfall über Pädophile abgelassen hatte und was
er mit seinem General zu tun gedachte. Nun allerdings stand er schon seit
Minuten vor einer Schatulle, die von einem verzauberten Drachen, einem Irischen
Gründrachen präziser gesagt, aus grüner Jade bewacht wurde. Er wusste, darin
befanden sich Schmuckstücke, vor Allem die von Toms Frau, die alten
Hochzeitsbänder, einige Ketten, Broschen und Ohrringe, sowie Toms eigene Ringe,
die er aber so gut wie nie trug, mal abgesehen vom Siegelring.
„Ich… ich dachte nicht,
dass die Beiden so schnell…“, murmelte Tom, er klappte den Deckel der Schatulle
hoch, hob den ersten Boden an und sah auf das Einzige, was da unten lag. So lang
hatte er sie einfach nur angestarrt, manchmal darüber gestrichen. Nun aber nahm
er die beiden Bindungsreifen raus. Sie gehörten zu einem sehr alten Ritus, den
man allerdings nur anwenden konnte, wenn es um Gefährten ging. Es ersparte einem
Zeremonien und konnte Eltern durchaus vor vollendete Tatsachen stellen. So hatte
er sich Mirèe geangelt.
„Tom, die haben dauernd
geknutscht in den letzten Wochen. Das war wirklich abzusehen. Selbst für Blinde.
Der Junge entwickelt sich und wenn du jetzt rumschreist, ist das Vertrauen, was
er dir entgegen bringt und für das wir Alle lang genug kämpfen mussten, wieder
weg. Ich… oh, praktisch. Gerade wollte ich fragen, ob du eine Möglichkeit hast,
der Öffentlichkeit vorzuspielen, dass du von der Sache wusstest und eine Bindung
vor der magischen Welle stand.“
„Es waren mal die von mir
und seiner Mutter.“ Tom starrte zum Fenster, es war, als könne er das Amüsement
seiner Frau spüren. „Ich… er ist doch noch so jung, er sieht so…!“
„Tom! Der Junge war
erwachsen, in dem Moment, wo du ihn angegriffen hast!“, knurrte Severus. „Aber
durch Weasley, so ungern ich was Gutes über ihn sage, hat er zumindest etwas
Spaß und Vertrauen gelernt! Und jetzt benimm dich wie ein Erwachsener, wenn die
Beiden rein kommen! Kein Knurren, keine Kastrationsandrohungen, keine dummen
Kommentare!“
„Schon gut“, seufzte Tom.
Er nahm die beiden Reifen, die beiden Schlangen, die sich selbst in den Schwanz
bissen. Alte Schmuckstücke aus den Kammern Slytherins. Seines Kindes würdig.
„Ich… kannst du kurz bei einer Zeitung anrufen, bevor es zu wilden Spekulationen
kommt?“
„Sicher. Benimm dich.“
Tom sagte nichts, er
wartete, bis Severus im hinteren Zimmer verschwunden war, setzte sich dann müde
auf seinen Sessel. Vater sein konnte wirklich anstrengend sein. Er drehte die
beiden Bänder erneut in der Hand, sah dann auf, als es, erst fast eine
Dreiviertelstunde nachdem sie gegangen waren, zögerlich klopfte. Mit einer
Handbewegung öffnete er die Tür, nur um seinen General ruhig eintreten und Neveo
nervös hinterher tapern zu sehen. Der Kleine wäre zweifellos am liebsten hinter
seinem Gefährten in Deckung zu gehen. „Das war lang für aufstehen und anziehen.“
„Duschen, mein Lord“, gab
Percy ruhig zurück, dirigierte Neveo zu dem Sofa, setzte sich und ließ Diesen
auf seinen Schoß klettern. Natürlich hatte er seinen Geliebten noch zusätzlich
etwas entspannt und ihm dann noch gut zureden müssen.
„Duschen“, wiederholte Tom
mit hochgezogener Augenbraue und beobachtete, wie sein Sohn latente Ähnlichkeit
zu einer Tomate annahm. Doch dann riss er sich zusammen. „Neveo, gib mir bitte
deinen rechten Arm. Mein General, du auch.“ Dann ließ er erst um das nicht mehr
knochige aber immer noch dünne Gelenk seines Sohnes den Reifen zuschnappen, tat
Dasselbe mit einem etwas überfahren aussehenden Percy. „Ihr seid hiermit
offiziell und offensichtlich vollständig gebunden. Das sind die alten
Bindungsreifen von Salazar Slytherin selbst. Percy, du solltest mit dem Konzept
vertraut sein.“ Zumindest gestand er den Beiden wirklich zu, nicht gewusst zu
haben, was für eine magische Welle sie losgetreten hatten. „Ist eben keine
romantische Hochzeit.“
Percy zuckte die Schultern,
starrte fasziniert, auf die alten, sicherlich kostbaren Kleinode, lächelte dann.
„Für immer, mein Kleiner“, flüsterte er in dessen Ohr, küsste ihn sanft.
„Für… immer, „antwortete
Neveo, einem inneren Drang folgend, er merkte kaum, wie das Band um sein
Handgelenk sich zusammenzog, bis es ihm perfekt passte. Dann sah er zu seinem
Vater. „Bist… bist du sehr sauer?“, fragte er leise.
„Ich bin nicht wirklich
sauer, Kleiner“, murmelte Tom. „Ich bin einfach nur überrascht gewesen. Du bist
mein Kleiner und… du bist offiziell endgültig verheiratet.“ Er nahm den Jüngeren
kurz in die Arme, trat dann wieder zum Sessel zurück und rieb seine Stirn. „Ich
hätte mir für dich nur was Anderes gewünscht. Eine schöne Feier oder so.“
Percy machte sich nicht mal
die Mühe, darauf hinzuweisen, dass Neveo eine offizielle Zeremonie viel mehr
mitgenommen und unglücklich gemacht hätte. Er war nur froh, dass Snape, der
gerade ins Zimmer zurücktrat, den Anderen wohl besänftigt hatte, wofür er gerade
sehr, sehr dankbar war. Er hielt seinen Kleinen in den Armen und fühlte sich
hervorragend. Stattdessen kam er direkt auf das nächste Thema zu sprechen. „Wie
sieht es mit heut Nachmittag aus?“
„Jetzt mit Sicherheit
schlechter, als vorher“, knurrte Severus unwillig, setzte sich auf die Lehne von
Toms Sessel. „Der Bengel ist magisch stärker als du, aber besser bewacht. Es ist
bekannt, dass du viel in der Öffentlichkeit bist. Deine Geschwister werden dich
ins Visier nehmen, sie wissen, so können sie zwei Fliegen mit einer Klappe
schlagen.“
„Ich bin stark genug“, gab
Percy knapp zurück, vor Allem, als er merkte, wie Neveo sich versteifte. „Ich
lasse mich nicht überrumpeln, das habe ich auch oft genug bewiesen. Und mit dem
Gerede macht ihr nicht mir, sondern ihm Angst.“
Tom seufzte: „Ich werd
Fenrir sagen, er soll ein paar Leute extra abstellen, Kleiner. Ich achte darauf,
dass dein Gefährte sicher ist, mach dir keinen Kopf.“ Dann blickte er direkt zu
Percy. „Aber Sev hat Recht. Der Alte wird das gespürt und schon Kontakt zu den
Beiden aufgenommen haben.“
„Gut“, gab Percy ungerührt
zurück. „Wenn das diese Idioten rauslockt, dann gut. Dann bekommen wir sie und
so den Ort, an dem die Anderen sind. Vielleicht gibt es dann endlich
Gerechtigkeit.“
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