8. Kapitel
„Perc?“, fragte Neveo
leise. „Was ist los?“ Er beobachtete, wie die Hand des Älteren zitterte, ein
Brief war zu Boden gesegelt. Er hob ihn auf, legte ihn auf den Tisch zurück. Im
ersten Moment hatte er gedacht, der Rotschopf war wegen irgendwas sauer, doch
nun sah er, dass der Andere eher vollkommen schockiert schien. Er war gerade
erst aus der Küche gekommen, Percy war schon vor einer Stunde vorgegangen, weil
eine sehr penetrante Briefeule aufgetaucht war. Er hatte zu dem Zeitpunkt nur
noch Donuts glasiert und Petit Fours verziert, um die die Zwillinge gebeten
hatten, wenn die dann ab in zwei Tagen den Verkauf starten würden. Es gab einen
Zauber, der die Sachen konservierte, ohne den Geschmack zu verändern oder
auszutrocknen. Er würde sonst nicht mal hinterher kommen.
Der Rotschopf sah auf, noch
immer bis in die Wurzeln schockiert und auch etwas angepisst, nicht vollständig
informiert worden zu sein. Er hatte sich wirklich nichts dabei gedacht, als die
verdammte Eule Rabatz geschlagen hatte, hatte Neveo beim letzten Feinschliff
seiner Backwaren allein gelassen, um endlich Ruhe zu haben, doch damit hätte er
nicht gerechnet. Er hatte gerade den Lord gerufen, um mit ihm zu reden, sah nun
auf. „Ich… habe etwas Unschönes erfahren…“
„Was?“, fragte Neveo,
setzte sich auf den Schoß des Älteren und fuhr über dessen Wangen, was dazu
führte, dass der sich tatsächlich etwas zu entspannen schien. Vielleicht konnte
Neveo sich ein wenig revanchieren für all das, was der Rotschopf für ihn getan
hatte. Und das nicht nur, indem er Diesem möglich machte, Erfolge zu sehen, für
den der gekämpft hatte. Er kam sich viel zu oft vollkommen hilflos vor,
sozusagen jede Stunde des Tages, wenn er nicht gerade hinter dem Herd stand,
denn selbst in dieser Beziehung bekam immer nur er hatte er den Eindruck.
Nun musste Percy doch
lächeln, er sah auf, direkt in die besorgten, dunkelblauen Augen, drückte den
Jüngeren an sich, küsste Diesen, wenn auch nur leicht, auf die Lippen, bevor er
seufzte, die Augen schloss und seinen Kopf für eine kurze Weile auf die Schulter
des Jüngeren sinken ließ. „Dein Vater kommt gleich, dann kann ich es erklären“,
sprach er. Er wollte das Ganze nicht öfter, als eben ein Mal durchmachen. „Es
geht um eine kleine Änderung desmorgigen Tages.“ Er hätte es Neveo so oder so
sagen müssen.
Der Jüngere hob eine
Augenbraue, doch er ließ den Anderen gewähren. Was genau war vorgefallen? Konnte
ja nichts Gutes gewesen sein. Allerdings… er nahm all seinen Mut zusammen, sah
den Älteren an. „Du bist mein Gefährte, richtig?“, fragte er schließlich leise.
Verwirrt sah Percy wieder
auf, festigte den Griff um die Taille des Jüngeren. „Wie kommst du jetzt denn da
drauf?“, fragte er, effektiv abgelenkt von dem, was er erfahren hatte. „Glaubst
du wirklich, dein Dad hätte mich am Leben gelassen, wäre dem nicht so? Oder ich
würde dich in meinem Bett schlafen lassen?“
Gut, jetzt wurde Neveo rot.
Es stimmte, es war wohl eher nicht normal, dass man jede Nacht zu Jemandem ins
Bett kroch, der fünf Jahre älter war, ohne mit ihm verwandt zu sein und vor
seinem Ausflug als Leopard mit Stummelflügeln hatten sie sich nicht mal gekannt,
nicht wirklich zumindest, da hatte er nur Ron gehabt, der ihn nicht gemocht und
ihm dauernd erzählt hatte, wie doof Percy war und was hatte er damals schon
glauben sollen? Der Andere war für ihn einfach nur ein älterer Schüler gewesen.
Und was seinen Vater anging… er wusste, der Andere sorgte sich und seit gestern
wusste er, der Mann, der einst seinen Tod gewollt hatte, im Glauben er sei ein
anderer, wollte nichts mehr als ihn glücklich machen, hatte ihm einen
Verkaufsraum geschenkt und ihm erlaubt, seine Sachen zu machen und zu
experimentieren, so viel und mit was er nur wollte, solang es nicht gefährlich
war für ihn.„Ich… ich frag mich… du… du hast mich nur ein, zwei Mal wirklich
geküsst“, nuschelte er schließlich, begann, mit einem Zipfel das halb
aufgeknöpften, weißen Hemdes des Rotschopfes zu spielen, sich selbst fragend,
woher er dazu den Mut nahm.
Verdattert starrte Percy
seinen kleinen Gefährten an, der den Blick gesenkt hatte und mit einem der
Perlmuttknöpfe an seinem Hemd spielte. Hatte Neveo ihn gerade, wenn auch auf
eine etwas seltsame Weise, darum gebeten, dass er mehr körperlichen Kontakt
wollte?! Er hielt sich doch nur dauernd zurück, um Neveo nicht zu verängstigen!
Oh, hätte er das mal eher gewusst! Mit einem Finger hob er das Kinn des
Jüngeren, sah erneut in dessen Augen und konnte, trotz Allem, nicht anders, als
zu grinsen, bevor er seine Lippen erneut auf die seines Gefährten legte, nur
dieses Mal nicht für ein kurzes Streifen, nein, dieses Mal für mehr und er
wusste, er war nicht der Einzige, der das zu wollen schien. Sanft fuhr er mit
der Zunge die Lippen des Jüngeren nach, er merkte, wie die dann auseinander
glitten, ihn einließen.
Hmmm… ja, das war es, was
Neveo gewollt hatte. Er wusste bis jetzt noch nicht, woher er endlich den Mut
zum fragen gefunden hatte, er war nur froh, dass er ihn gefunden hatte, merkte,
wie seine Arme sich um Percys Hals legten und die Arme des Älteren ihn noch
fester hielten.
„Ich bin… oh, verdammt! Es
gibt Dinge, die will ein Vater nicht wissen!“, stöhnte Tom, nicht wissend, ob er
grinsen oder Toben sollte, als er das hier sah. Sein Sohn auf dem Schoß seines
Generals, beide vollkommen versunken in dem Kuss. Auf der einen Seite wollte er
wieder nur brüllen, dass sein Kind zu jung für so was war, zu viel mitgemacht
hatte, auf der Anderen war es generell das erste Mal, dass er sah, dass die
Beiden mehr taten, denn sonst hielt Percy den Jüngeren meist nur in den Armen.
Vor Allem sah sein Sohn mit der Situation recht glücklich aus, selbst als die
Beiden auseinander fuhren.
Erschrocken löste Percy den
Kuss, als er diese Stimme hörte, überrascht, wie sehr er sich in eben dem
verloren hatte. Doch er ließ Neveo nicht los, hielt den Jüngeren an sich
gedrückt und blinzelte, während ihm erst langsam klar wurde, dass der Lord hier
nicht rein geplatzt war, sondern, dass er Diesen ja gerufen hatte. „Lord“,
sprach er ruhig, lächelte seinen kleinen Gefährten nur an, strich über dessen
Wange, deutete dann auf einen Sitz. „Ich habe gerade etwas bekommen und würde es
euch gern zeigen.“
Tom hob eine Augenbraue,
trat zu seinem General, unterdrückte das Bedürfnis was Kindisches zu tun, wie
einen Kratzzauber einzusetzen, lächelte seinen Sohn an und strich kurz über
dessen Haare, sehr zufrieden, dass der nicht zurückzuckte oder etwas tat, um ihm
auszuweichen, sondern ihn mit einem offenen Lächeln ansah. Der Tag gestern
schien Wunder gewirkt zu haben. Alles, was es gebraucht hatte, waren ein paar
nette Worte gewesen und die Versicherung, dass er nur wollte, dass sein Kind
Spaß am Leben hatte. Wäre doch nur alles so einfach…
Percy war wirklich
erleichtert, dass der Lord sich setzte, ohne ihn spüren zu lassen, dass er alles
Andere als begeistert darüber war, dass er soeben mit dessen Sohn vor ihm
geknutscht hatte, er ließ Neveo den
Platz, sich etwas bequemer und weniger verfänglich zu setzen. Er lächelte seinen
Kleinen noch mal an, bevor er wieder nach dem Brief griff und ihn auf den Tisch
legte, er atmete tief durch, zwang sich, ruhig zu reden und nicht zu schreien.
„Ich habe gerade einen Brief bekommen, von einer sehr nervigen Posteule. Sie
stammt von einer Heilerin aus der Abteilung für Flüche in St. Mungos. Wo sich
mein Vater aufhält…“
Was?! Erschrocken wandte
Neveo sich zu seinem Geliebten um, er wusste doch, wie sehr Weasleys sich auf
Familienzusammenhalt beriefen! „Was… was ist passiert?“, fragte er leise. Er
wusste ja von nichts, nicht von Mollys Flucht oder von dem was vor sich ging. Er
hätte es ohnehin nicht begriffen, fürchtete er.
Percy strich leicht über
Neveos Seite, um den Jüngeren zu beruhigen, der sich sichtlich Sorgen machte,
während er antwortete. „Man wollte ihn befragen und er ist zusammengebrochen.
Die Heiler fanden mehrere schlecht platzierte obliviates, die schreckliche
Schmerzen verursacht haben müssen – und einen Imperio, der etwa sechzehn Jahre
alt sein muss und so lang gehalten hat. Die Flüche hatten zwei magische
Signaturen – die meiner Mutter und die von… Dumbledore selbst.“
Neveo glaubte das gerade
nicht, er starrte auf Percy, nicht verstehend, was da vorging, blickte dann aber
zu seinem Vater, der den Rotschopf eine Weile lang nachdenklich ansah und
ähnliche Gedanken zu haben schien, wie dieser.
„Also hat deine Mutter
deinen Vater unter der Knute gehalten“, resümierte Tom ruhig. Oh, das erklärte
so viel! Warum sich ein Mann aus dem wenn auch nicht mit Reichtum gesegneten,
aber ehrwürdigen Geschlecht der Weasleys soweit hatte fallen lassen können,
jahrelang für fast kein Gehalt zu arbeiten wie ein Tier, sich für eine Sache
verpflichtend, die gegen jedes einzelne Gebot der alten Sitten der Magier
verstieß, die bis dahin ja auch er geheiligt hatte.
Percy nickte einfach. „Das
denke ich und… nun, der Zeitpunkt, er gibt mir auch zu Denken…“
„In wiefern?“
„Nach Außen hin war unsere
Mutter scheinbar immer stolz auf uns, hat uns versorgt und geliebt, doch im
Inneren… sagen wir es so, Bill ist gegangen, weil er die Kälte nicht ertragen
hat, Charlie ist geflüchtet, weil er seine Freiheit und nicht in den Orden
eintreten wollte, Mutter hat wochenlang getobt, ich war eine Enttäuschung, weil
ich Leute unterstütze, oder zumindest nicht dem Orden zuarbeite oder ihm
beitrete und die Zwillinge – sie ist Freds und Georges Mutter und sie kann sie
nicht auseinander halten. Dagegen Ron und Ginny – die konnten nicht mal was
falsch machen und sie sehen uns, abgesehen von den roten Haaren, auch nicht so
wirklich ähnlich. Ginny sieht aus, wie Molly, auf den alten Fotos, hat aber gar
nichts von Vater, Ron sieht nicht mal ihr ähnlich und sie überschüttet ihn
regelrecht, sie hat die Zwillinge mal wegen eines Streiches gegen ihn halb tot
geprügelt…“
Neveo musste sich auf die
Lippen beißen. Er wusste von einigen der Dinge, doch wie er, hatten seine
Freunde nie wirklich über ihr Zuhause geredet, wenn es sich vermeiden ließ.
„Es ist nie so ausgeartet,
wie bei dir“, sprach Percy leise, strich sanft über Neveos Rücken, regelrecht
spürend, was sein Gefährte dachte. „Wir Brüder haben immer zusammengehalten und
wenn er da war, hat mein Vater eingegriffen…“, dann sah er zu Tom. „Ich würde
ihn gern sehen. Er hat, laut der Heilerin, mehrfach nach mir gefragt, jedes Mal,
wenn er wach war. Nach dem Treffen morgen, wenn Ihr erlaubt. Wenn mein Vater so
lang unter einem Zauber stand, könnte er etwas wissen und wer will schon einen
angeblichen Heiligen, der zu Mord, Todschlag, Folter und Kindesentziehung auch
noch ein ganz gewöhnlicher Ehebrecher ist? Er hat sich nicht zurückgehalten, um
nur dem Guten zu dienen! Er hatte sicher immer Irgendwen, mit dem er es
getrieben hat! Ich würde empfehlen, vielleicht noch mal mit McGonagall zu
reden!“ Immerhin hatte es schon zu seiner Zeit in Hogwarts Gerüchte über die
Beiden gegeben!
Tom rieb sich seine Stirn.
„Ich gehe davon aus, dass du meinen Sohn mitnehmen möchtest?“
„Ich… weiß nicht, wie lang
es dauert und wenn Neveo dabei ist, können die Zwillinge auch gleich bleiben,
vielleicht… würde ich ihn auch hierher mitnehmen, in ein Gästezimmer, Zaibini
könnte ihn auch betreuen, denke ich und er wäre nicht allein. Er ist ein guter
Mann, Lord.“
„Ihr nehmt Greyback mit“,
bestimmte Tom ruhig. Er gab Percy recht, man wusste nie, wie lang so was dauern
konnte, es war zu riskant, seinen Sohn wieder mit hierher zu nehmen, er mochte
dessen Tränen nicht, schon gar nicht, wenn sie wegen vermeidbarer Schmerzen
rollten. „Er kann vor der Tür warten und deine Brüder vielleicht auch erst mal,
bis du die Lage sondiert hast, sonst haben wir noch mehr Leute, die verletzt
sind.“
Percy nickte, er spürte,
wie Neveo ihn streichelte. Der Jüngere war weit schockierter, als er selbst,
auch das war leicht zu merken. Er freute sich einfach über die Hoffnung, nicht
beide Eltern verloren zu haben. „Wenn es ist, wie ich denke, werde ich meinen
Brüdern Bescheid sagen, vielleicht kommen die dann auch zurück.“
„Ich werde Zimmer
vorbereiten lassen und Zaibini vorwarnen“, nickte Tom, erhob sich dann wieder,
wobei er sich innerlich fragte, worauf er sich da gerade einließ. Aber gut, was
tat man nicht alles für seine Familie. Für sein Kind? Sogar die Schwiegereltern
dulden. Zumindest solang sie ihm nicht in die Quere kommen würden. Er trat zu
Neveo, lächelte etwas. „ihr kommt zum Abendessen zu uns – ordentlich angezogen
und schlimmstenfalls Händchen haltend. Es gibt Dinge, die will ich nicht so
genau wissen“, fügte er mit Blick auf Percy an, der wenigstens den Anstand
hatte, ein wenig zu erröten, bevor er den Raum verließ.
„Es… ich,… es tut mir…“
„Nev, wenn du dich jetzt
entschuldigst, für etwas, für das du nichts können kannst, werd ich sauer“,
erklärte Percy knapp. Er hob den Kopf des Jüngeren, lächelte Diesen an. „Und
wenn du das nächste Mal etwas möchtest… sag einfach eher was“, hauchte er, bevor
er genau da weiter machte, wo sie unterbrochen worden waren…
Es war soweit. Nun, noch
nicht ganz, im Moment befanden sie sich in einem kleinen Vorraum zur heiligen
Halle, die Masken gerade abgenommen, denn der Vorsitzende, Rafael Gribbson,
hatte tatsächlich noch um ein persönliches Gespräch gebeten, wie sie es sich
schon gedacht hatten und die Mitglieder des Wizgamont hatten es wohl tatsächlich
als Friedenswillen genommen, dass Tom seinen Sohn mitbrachte. Der saß gerade
zwischen Percy und ihm, während hinter ihm Lucius, ein schon wieder
eifersüchtiger Severus sowie Fenrir und seine Wölfe standen. Die Zwillinge in
ihrer neuen Uniform, standen grinsend an der gegenüberliegenden Wand, in den
Händen ihre Halbmasken, leise miteinander redend. Zweifellos über den großen
Verkaufsstart am nächsten Tag, denn sie gingen von einem höllischen Andrang aus.
Genug, um Hilfe angeheuert zu haben. Zu seiner Überraschung hatte Greyback zwei
Leute aus seinem Rudel gestellt, was auch immer den dazu bewogen haben mochte,
doch er hatte es getan.
Wobei… wenn Tom so darüber
nachdachte… der Werwolf starrte dauernd zu den identischen Rotschöpfen und
schien seinen Blick nicht abwenden zu können. Interessante Entwicklung. Konnte
ja nur um Fred, den Älteren gehen, denn George hatte sich ja mit der kleinen
Bullstrode eingelassen, etwas, dass deren Vater wütend bei ihm angeprangert
hatte, nur um dann klein und lieblich auf dem Boden zu sitzen, als er von der
eigentlichen Stellung der Weasleys gehört hatte. Auf ein Mal hatte er seine
Tochter wie eine Hure angeboten. Wobei… George schien so abgeneigt nicht gewesen
zu sein, wobei sich Millie auf seine Fragen hin noch ein Jahr Bedenkzeit
ausgebeten, aber einer vorläufigen Verlobung begeistert zugestimmt hatte. Sie
wollte nur zuerst ihre Schulzeit beenden, doch vor ihrer Ausbildung zur
Tränkemeisterin wäre sie gern bereit zu heiraten, sollte sie George noch immer
lieben. Es war ein sehr lustiges Gespräch gewesen und eine kurze Unterredung mit
Luna hatte ihm gesagt, dass die Beiden mal recht glücklich sein würden. Daher
hatte auch er zugestimmt.
Ihm gegenüber saß bereits
der Vorsitzende des Wizgamont, lächelte etwas.
„Ich hätte gern einige
besondere Köstlichkeiten organisiert, leider beginnt der Verkauf erst ab
morgen“, erklärte Rafael, wobei seine Augen riesig wurden, als der schmale,
vollkommen verschüchterte Junge, der zwischen Lord Voldemort und Percival
Weasley saß, ein Blech auf den Tisch stellte, auf dem mehrere Schnitten Kuchen
aufgereiht waren und drum herum Gebäck, Donuts, Muffins und Kuchen. Eindeutig
von diesem Laden, von dem er durch Zufall so köstliche Dinge gekauft hatte,
leider nicht schnell genug, da es nur ein Probeverkauf gewesen war. Nun, umso
glücklicher war er gewesen, als er erfahren hatte, dass der Bäcker beschlossen
hatte, wirklich künftig immer zu verkaufen. „Woher…?!“
„Das ist unser Geheimnis“,
grinste Tom geheimnisvoll, sah zu seinem Sohn, machte dann eine einladende
Bewegung. „Bedienen Sie sich“, meinte er nur.
Etwas, was Rafael sich
nicht zwei Mal sagen ließ, er nahm einen Teller, tat darauf eine Scheibe einer
mit dunklem Rot überzogenen Torte und nahm einen der Löffel, die aufgetaucht
waren, nahm einen Bissen und musste sich zurückhalten, um nicht aufzustöhnen, so
gut war das Stück, nicht schrecklich süß, sondern voller unterschiedlicher
Geschmacksnoten. Doch dann zwang er sich zurück in die Gegenwart, musterte die
Männer vor ihm. Der Rat war, wenig überraschend, nach all dem was sie erfahren
hatten, schnell zu einem Schluss gekommen, doch sie hatten ihn gebeten, sicher
zu stellen, dass sei dadurch die Situation nicht verschlimmern würden. Sie
trauten ihm, weil er damals einer der Wenigen gewesen war, der sich gegen
Dumbledores Wahl zum Vorsitzenden gestellt hatte, ohne zur anderen Seite
überzulaufen.
Der Lord hatte gesagt, sein
Kind war so alt, wie das von Lucius Malfoy. Er hatte Draco schon gesehen, das
ließ sich in einer Gemeinde wie der von England gar nicht vermeiden. Doch der
Junge da vor ihm war anders. Er trug edle, gute Gewänder, die, im Gegensatz zu
denen der Anderen, nicht schwarz, aber auch nicht grün waren, sondern von einem
tiefen, dunklen Blau und ähnlich geschnitten wie die Roben des rothaarigen
Mannes, an den er sich nun mehr oder minder unauffällig lehnte. Doch auch das
konnte nicht über die nicht vorhandene Größe hinwegtäuschen, oder über die
Tatsache, dass der Junge krankhaft dünn wirkte. Und schreckhaft. Als eben die
Hauselfe mit Getränken aufgetaucht war, war der Kleine fast gegen die Decke
gesprungen und die Augen trugen einen gejagten Ausdruck. Er war ganz
offensichtlich außerhalb seiner sicheren Zone. Typische Zeichen, die für
Misshandlungen oder in dem Fall wohl eher Folter sprachen. Vermutlich hielten
nur die zwei Männer zwischen denen er saß, seine Flucht. Es war wirklich ein
großer Vertrauensbeweis des Lords, seinen Sohn trotzdem hierher zu bringen. Ja,
der Mann war kein Ungeheuer, ganz im Gegenteil, er schien eher sehr besorgt, sah
immer wieder auf den Kleinen, legte ein Mal kurz die Hand über die seines
Kindes.
„Percy“, sprach Tom
schließlich leise, deutete auf eine der Türen des kleinen Zimmers. „Soweit ich
mich erinnere, ist da hinten doch dieser innen angelegte Garten. Ich habe Neveo
gestern davon erzählt. Zeig ihn ihm.“
Sie hatten sich vorher
schon abgesprochen, Percy wusste, dass das das Zeichen war, er nickte, nahm
Neveos Hand. Der Jüngere brauchte ohnehin eine Pause, er war so schon
überfordert, der Gang durch die Gänge, selbst mit Maske und Begleitschutz, die
starrenden Blicke, er hatte gespürt, wie sein Gefährte sich an ihn gekrallt
hatte. Wenn die nun über seinen Kleinen sprachen, war es besser, wenn er nicht
dabei sein musste. „Komm“, sprach er lächelnd. „Der Bach da drin ist toll. Ich
zeige dir, wo ich einen großen Teil meiner wenigen Pausen verbringe.“ Er griff
noch zu dem Tablett, griff nach einem Muffin für sich und lief los.
Rafael hob eine Augenbraue.
„Sie wollten fragen, gut,
tun Sie es, aber nicht vor dem Jungen, er muss nicht alles immer wieder
durchleben“, erklärte Tom dem Vorsitzenden. Auch er nahm ein Stück Gebäck,
deutete Severus, sich zu setzen, statt zu stehen.
„Euer Sohn sieht
schrecklich aus“, stellte Rafael schließlich fest, dachte an sein Kind, gut,
sein Sohn war tot, doch so hatte er nie ausgesehen.
„Er war bis vor vier
Monaten in den Händen des Lichts“, gab Tom nur zurück.
„Ihr wisst, dass Harry
Potter verschwunden ist? Um die Zeit herum, zu der auch Molly Weasley
verschwunden ist? Wollt Ihr den Jungen immer noch töten?“, fragte Rafael sehr
direkt.
Tom knurrte, warf dem Mann
ein Dokument vor. „Ich muss nichts tun, die Natur hat das alles schon selbst
besorgt“, erklärte er, legte dann aber die Hand auf die Schrift. „Ich hoffe
doch, dass das hier diesen Raum nie verlassen wird. Das hat auch vor den anderen
Leuten nichts zu tun, ich will nicht, dass er noch mehr leidet!“
„Natürlich“, bestätigte
Rafael, wartete, bis die Hand sich hob – und stockte. „Das…!“
„Das Kind, dass ich einst
als meines beerdigt habe, war der lebensunfähige, kranke Sohn von James Potter
und der Beginn des Martyriums meines Sohnes. Der Junge, den die Welt als Harry
James Potter kannte, war mein Sohn, den man zu Muggelverwandten von Lily Evans
brachte, die Magie hassten. Sie haben meinen Jungen am vollen Tisch hungern
lassen, er hat zum Teil mehr als eine Woche am Stück nichts zu essen bekommen,
hat dann noch Prügel bezogen, wenn er im Müll nach irgendwas gesucht hat. In
Hogwarts saß er zwar dann an der vollen Tafel, doch Dumbledore, der wusste, wer
der Junge war, hat da weiter gemacht, wo Andere aufgehört haben. Er war nie
verwöhnt, er hatte nie Freunde, egal, was die Leute gesehen haben wollen und er
hat dauernd Angst, vor jeder zu schnellen Bewegung in seiner Umgebung.“
Gut, nun wurde Rafael
schlecht. Er legte den Teller beiseite, sah auf die halb offene Tür. Harry
Potter war der Sohn des Lords? Harry Potter war unter den Augen der magischen
Welt misshandelt worden und Niemand hatte es gemerkt?! „Aber… Ihr sagtet, Euer
Sohn wäre seit... vier Monaten bei Euch, aber der Junge ist doch erst seit ein
paar Tagen…!“
„Ich habe keine Ahnung, wer
das gewesen sein will, es war nicht mein Sohn und Harry James Potter ist im
Alter von drei Monaten gestorben, kurz bevor man mir mein Kind genommen und
meine Frau getötet hat. Ich will nicht, dass Irgendwer außerhalb dieses Kreises
je erfährt, wer der Junge war und was genau er durchgemacht hat.“
„Das… verspreche ich Euch“,
gab Rafael ruhig zurück, sah auf eine dicke Akte. „Was…?“
„Das sind die
Krankenunterlagen meines Sohnes, erstellt von meinen Heilern und es sind
Befragungsakten von Black und der Familie, in der man mein Kind untergebracht
hat. Er musste für diese Schweine kochen, seit er seine kleinen Hände irgendwie
um den Griff einer Pfanne legen konnte, als er mal den Speck angeblich verdorben
hat, wurde seine Hand auf die Herdplatte gedrückt, er trägt die Narben heut
noch. Und das ist nur die Spitze des Eisberges.“ Tom blieb nur aus einem
einzigen Grund ruhig – die Hand von Severus, die sich auf seinen Oberschenkel
legte. Etwas, das er eigentlich nie geduldet hätte und das Lucius zu einem
tiefen Einziehen der Luft brachte, doch in dem Moment brauchte er das einfach.
Rafael starrte auf die
Akte, vorsichtshalber stellte er auch seine Tasse, um die er sich geklammert
hatte, beiseite, nahm die Papiere, schlug sie auf – und war dankbar, kaum was
gegessen zu haben, denn schon bei der ersten Seite, einem magischen Bild von
einem schrecklich entzündeten Rücken und vielen Narben, bereitete ihm einfach
nur Übelkeit. Er schaffte es nur, die Notizen zu überfliegen, die
Verhörprotokolle, über deren Herkunft er besser nicht nachdachte, denn egal, was
diesen Leuten geschehen war, es war in seinen eigenen Augen nicht genug. Er
wusste, das hier durfte Niemand erfahren. Es war besser, wenn Harry Potter als
tot galt, als verschollen, etwas, das ja auch unterstützt wurde, durch
denjenigen, der diese Identität weitergeführt hatte. „Harry Potter ist tot und
hatte nie etwas mit Eurem Sohn zu tun“, erklärte er, als er bei einer Stelle
ankam, wo der Junge von seinem angeblichen Onkel verprügelt worden war, weil man
ihn in einer Schulpause dabei erwischt hatte, halb gegessene Brote aus dem
Mülleiner genommen zu haben. Er konnte das nicht lesen, schon gar nicht auf ein
Mal. Vielleicht wollte er auch gar nicht wissen, wie weit das letztendlich
gegangen war.
Tom nickte. Er wusste,
dieser Mann verstand, was es bedeutete, dass er seinen Sohn dabei hatte. Der
Beste hatte selbst ein erwachsenes Kind verloren, er würde Neveos Geheimnis
schützen und er wusste, was er selbst alles geopfert hatte. „Ich hoffe, Sie
wissen, was das für mich bedeutet.“
„Ich weiß Euer Vertrauen zu
schätzen, Lord“, gab Rafael ruhig zurück. „Und ich weiß, was es Euch gekostet
haben muss, Euren Sohn in eine potentielle Gefahr zu bringen.“ Er schob die Akte
von sich weg, die sofort wieder von Snape eingesteckt wurde.
„Gut“, konterte Tom, froh,
dass die Akte, die er selbst so hasste, wieder verschwand. Oh, er machte sich
schreckliche Vorwürfe, dass er dem Jungen, den er ja für tot gehalten hatte,
nicht hatte helfen können… Rasch sah er auf, musterte den Vorsitzenden. „Ich
nehme an, es gibt Fragen?“
„Sollten wir auf Eure
Forderungen eingehen, wäret Ihr bereit, hinzunehmen, dass wir eine magisch
bindende Unterschrift fordern, die sicherstellt, dass Entscheidungen des
Wizgamont immer geachtet und nicht nur aus Prinzip von Euch torpediert werden?
Dass Ihr die Versammlung nicht einfach auflöst, weil wir unangenehm werden? Und
dass Ihr keinen Krieg und keine Verfolgung gegen ehemalige Mitglieder aus
Dumbledores Orden führen werdet, die Euch auf ihre Magie die Treue schwören?“
„Solang in dem Vertrag für
mich dieselben Rechte gelten“, gab Tom sofort zurück. „Ich wünsche neue Gesetze
gegen Diskriminierung von Rassen, die ich nicht blockiert haben will.“
„Das versteht sich von
selbst“, stimmte Rafael zu. „Der Rat hat bereits einen Vertag aufgesetzt.“ Er
schob Diesen zu Tom. Es war ein guter Vertrag, der die Macht als Herrscher
einschränkte, aber auch die des Wizgamont nicht zu groß werden ließ.
Tom überflog die Worte, gab
dann das Dokument an seinen Fachmann weiter, während er sich selbst ein Stück
Torte nahm, gerade, als sein Sohn wieder ins Zimmer kam, etwas unruhig. Gut,
dass die Akte wieder weg war, ein Gedanke, den nicht nur er zu haben schien.
„Neveo. Wie gefällt dir der Garten?“
Neveo zuckte mit den
Schultern. Oh, er war nicht dumm, ihm war klar, dass durchaus Sachen besprochen
worden waren, die vor ihm verschwiegen wurden, doch das war ihm gleich. Er hatte
nur zurück gewollt, als von einer Treppe andere Leute gekommen waren und ihn
angestarrt hatten. „Nett“, erklärte er, wartete, bis Percy sich setzte, um auf
dessen Schoß zu kriechen, Er hasste es einfach, angestarrt zu werden, da konnte
der schönste Ort zur Hölle mutieren!
Fragend blickte Tom zu
seinem General.
„Über einen anderen Zugang
ist eine Gruppe Ministerialarbeiter aufgetaucht“, erklärte Percy ruhig. „Sie
haben ihn dumm angestarrt, er wollte weg. Darum sind wir hier.“
Tom nickte einfach nur,
sah, wie Lucius den Vertrag mit einem durchaus zufriedenen Nicken zurückgab, ihm
ins Ohr flüsterte, dass der wirklich gut war. „Dann würde ich den Tag gern
hinter mich bringen“, erklärte er schließlich, warf einen kurzen Blick auf
seinen Sohn, der jetzt schon erschöpft von der Situation wirkte, obwohl ihm ja
noch ein Ausflug nach St. Mungos bevorstand. Doch Gribbson schien zu verstehen,
nickte. „Das Wizgamont ist bereits versammelt. Wir können direkt hinein.“
Neveo war wenig begeistert,
direkt wieder aufstehen zu müssen, doch er tat es, ließ sich von Percy noch mal
die goldene Maske anlegen, die er dann vor den ganzen Leuten da drin abnehmen
sollte. Er klammerte sich, auch wenn es kindisch war, an Percys Hand, während
sie, mit dem ihm fremden Mann, durch die große Flügeltür traten, hinein, in eine
volle Halle, die sofort zur Ruhe kam und alle Blicke richteten sich erst auf
seinen Vater – und dann zu seinem Entsetzen auf ihn. Was ihn erst mal dazu
brachte, rückwärts zu gehen, doch er ließ sich von seinem Gefährten zumindest
hinter seinen Vater bugsieren.
„Meine Herren, auch, wenn
es ungewöhnlich ist, mich nun schon an Sie zu wenden, ich bitte Sie, davon
abzusehen, mein Kind anzustarren, als wäre er eine Attraktion in einem Zoo“,
sprach Tom kühl, sah zu Severus – und grinste. Warum nicht zwei Fliegen mit
einer Klappe totschlagen? Das würde dann auch endlich das Zusammenleben mit
einem Anderen erheblich erleichtern und seinem Geliebten klar machen, dass der
mehr war, als sein dreckiges, kleines Geheimnis, als das er Diesen nie gesehen
hatte, nur hatte scheinbar die Situation nie gepasst, um die Beziehung offiziell
zu machen. Nun, das hier würde das Ganze sicher klar stellen. „Mein künftiger
Bindungspartner“, er zerrte den vollkommen verdatterten Severus neben sich und
nahm Diesem die Maske ab. „Mein Lebenspartner Severus Snape und meine Wenigkeit
sind Ihre Verhandlungspartner, nicht mein Sohn. Ich habe ihn als
Vertrauensbeweis mitgebracht, nicht als Attraktion.“
Im ersten Moment bekam
Neveo panische Angst, seine Augen zuckten zu Snapes Rücken, hieß das, dass der
da sein Stiefvater werden sollte?! Dass er seinen Vater verlieren würde?! Er
starrte zu Percy, der mindestens so überrascht wirkte, wie er selbst, doch als
der ihn sah, lächelte er beruhigend und deutete auf Snape selbst, der irgendwie…
entsetzt und schockiert wirkte, als er mitten im Zentrum der Aufmerksamkeit
stand. Gut, das war auch was, was er noch nicht gesehen hatte!
Im ersten Moment hatte
Severus gedacht, dass es das war. Lebenspartner? Welcher Lebenspartner?! Gut, er
hatte immer gewusst, er war nur eine Affäre, aber dass der Mann gleichzeitig
noch was hatte laufen lassen…! Er wollte schreien, sich umdrehen, wegrennen,
doch dann wurde er gepackt und neben Tom gezogen, der ihm auch noch die Maske
abnahm und ihn als eben diesen Partner vorstellte, vor dem Wizgamont, vor der
Hälfte des inneren Zirkels – vor der Welt! Er starrte seinen Geliebten sprachlos
an, während die Menschen in den Reihen heftig zu diskutieren begannen. „Was…?!“
„Nun, ich dachte, damit
mache ich dir auch endlich klar, dass du nicht mein dreckiges Geheimnis bist“,
meinte Tom nur leise, grinste etwas. „Ich hab das schon mehrfach in den
Sitzungen des inneren Kreises machen wollen, aber jedes Mal ist dann das
dazwischen gekommen. Und jetzt, mein Tränkemeister, tu so, als wärest du nicht
überrascht und zeig mir, dass du mehr Etikette beherrschst, als mein Sohn.“ Er
grinste, sehr mit sich selbst zufrieden. „Immerhin bist du ab jetzt Coregent und
Stiefvater – ich hoffe, einer von der guten Sorte.“ Das war auch durchaus eine
versteckte Warnung gewesen, er hoffte, sie war auch angekommen.
Percy konnte, nach dem
ersten Moment, kaum noch das Lachen zurückbeißen. Er war froh, dass die Leute
sich jetzt auf was Anderes konzentrierten, als auf Neveo, gleichzeitig war er
wirklich gespannt, was sich nun auch im Gefüge des Ordens nach dieser
Offenbarung tun würde, die wohl vor Allem Lucius aus heiterem Himmel getroffen
zu haben schien. Seine Brüder waren weniger subtil, diese beiden Schwachköpfe
bogen sich praktisch vor Lachen. Nun, zumindest hatte das die Situation etwas
entspannt und es ging nun schnell weiter. Der Vertrag wurde vor aller Augen
unterschrieben, der Lord nahm offiziell seine Titel an, würde als Lord Slytherin
regieren. Er war von den Anderen mit Ehrenbezeichnungen gegrüßt, ein Schritt war
getan, doch wie er wusste, war das nur der erste Schritt. Wie gesagt, einen
Krieg konnte fast Jeder führen, das Aufräumen danach war das Problem. Cornelius
war auch da, nickte ihm zu.
Nach den Formalitäten nahm
Tom Percy und seinen Sohn beiseite. „Wenn ich hier raus gehe, werde ich
zweifellos von der Presse überfallen und ich will auf gar keinen Fall, dass
Neveo überfallen wird. Cornelius sagt, dass es einen Hinterausgang gibt. Nimm
Greyback und deine hysterischen Brüder, sobald die sich beruhigt haben und geh
schon jetzt.“ Erst dann wandte er sich zu seinem Sohn, lächelte Diesen an und
strich über dessen Wange, wobei sich die eben noch lachenden Zwillinge so
stellten, dass Niemand diese Interaktion sehen konnte. „Du hast dich wacker
gehalten, Neveo“, lobte er, schloss den Kleinen in die Arme.
Kurz lehnte Neveo sich in
die Umarmung. „Hast die Leute ja zur Genüge geschockt, um sie abzulenken…“
Da lachte Tom nur, schob
seinen Sohn zu Severus, der seine Seite nicht verlassen hatte, aber immer noch
ziemlich bedröpst da stand. „Dann sag deinem Stiefvater auch tschüss.“
Severus starrte erst seinen
Lover oder was auch immer der Mann nun offiziell war, dann den Jungen an, für
den er in dem Sinne ja nun immer Verantwortung übernommen hatte, sah auch dessen
unsicheren Blick. Nun, vielleicht hatten sie Beide einfach Angst gehabt. Also
tat er etwas, das er unter normalen Umständen sicher nicht getan hätte. Kurz
umarmte er seinen Dauerpatienten. „Sieh zu, dass du nicht über einen Strohhalm
fällst“, murrte er.
Gute Reaktion, stellte
Percy erleichtert fest, bevor er seinen Brüdern und Greyback, der sofort
Stellung neben Fred bezog, ein Zeichen. Er wusste, das war auch für die nicht
einfach, denn sie hofften gerade verzweifelt, doch ein Elternteil zu haben,
denen sie etwas bedeuteten. Nun, vorerst würde nur er in den Raum gehen, die
Anderen würden in einem Vorraum warten, dann würde er die Entscheidung fällen.
Percy ließ sich, nach einer kurzen Verabschiedung und einer weiteren Umarmung
zwischen seinem Lord und seinem Gefährten von Cornelius nach Draußen begleiten.
Neveo war einfach nur
erleichtert, als sie wieder draußen waren, wo sie durch einen Kamin in einem
Ärztezimmer landeten, in dem sie schon von einer Frau mittleren Alters erwartet
wurden, sie musste von Irgendwem über ihre Ankunft informiert worden sein.
„Können meine Begleiter
hier bleiben?“, fragte Percy auch direkt.
„Natürlich“, nickte die
Heilerin, die über die Situation nur teilweise aufgeklärt war, aber die schon
froh war, endlich eine Reaktion bekommen zu haben. Sie nickte den Anwesenden zu,
führte dann nur den Mann mit dem seltsamen Mantel, der aussah, als käme er aus
der Muggelwelt, die Gänge entlang zu dem entsprechenden Zimmer, wo sie klopfte
und eintrat. Ihr Patient saß wie immer im Bett, die Augen nach Draußen
gerichtet, manchmal zitterte er, als Folge der Schmerzen, aber er war auch nicht
mehr so bleich wie zu Beginn. „Sir“, sprach sie ihren Patienten an. „Sie haben
Besuch.“
Das brachte Arthur, der zum
Teil auf Pfleger und Heiler gar nicht mehr reagierte, zu sehr in der
Vergangenheit versunken war, dazu, sich umzudrehen und im ersten Moment musste
er ganz ehrlich sagen, stockte ihm der Atem.
Sein Sohn, da stand sein
Sohn. Percy, in einem seltsamen Mantel, den er sicher noch nie an Diesem gesehen
hatte, mit vollkommen unbewegtem Gesicht und stechendem Blick. Er war gekommen.
„Percy“, sprach er leise, versuchte, sich etwas weiter aufzurichten, überrascht,
dass sein Sohn ihm ohne zu zögern half. Trotz der Tatsache, dass scheinbar die
gesamte Welt bereits wusste, dass er Todesser gewesen sein musste. Nun, damit
hatte zumindest eines seiner Kinder die offensichtlich bessere Wahl getroffen,
bedachte man, dass er irgendwie davon überzeugt worden war, einem mordenden
Maniac beizutreten, der nicht mal vor Kindesraub gestoppt hatte. Oh ja, er hatte
die Zeit, in der sein Kopf nicht vor Schmerzen fast geplatzt war, dazu genutzt,
zu lesen, was in den letzten beiden Wochen vor Allem über Albus Dumbledore und
dessen mörderische Tendenzen herausgekommen war.
„Vater“, antwortete Percy
ruhig, half dem Mann, sich etwas mehr aufzurichten, bevor er sich einen Stuhl
angelte und ihn zum Bett zog. „Wie geht es dir?“, fragte er schließlich, nicht
wissend, wo er beginnen sollte.
„Stimmt es?“, fragte Arthur
fast zeitgleich, nicht willens, etwas Unwichtiges, wie seinen eigenen Zustand
einer genaueren Überprüfung unterziehen zu lassen.
Kurz hob Percy eine
Augenbraue. „Was genau?“
„Hat… er das getan? Hat…
hat deine Mutter das alles getan?!“, fragte Arthur aufgebracht. „Ein… ein Kind
entführt, um es dann …. Jahrelang zu foltern?! Und sie… sie hat ihm..
geholfen?!“ Er konnte sich noch immer nicht an Alles erinnern, an kleinere
Stückchen, sah, wie sie die Kinder zu hart bestrafte, den Anderen zu viel
durchgehen ließ, doch er konnte sich eigentlich noch nicht mal daran erinnern,
was genau er selbst im Orden so getan hatte.
„Ja“, antwortete Percy
ruhig. „Albus Dumbledore hat ein Kind aufgezogen, nur um es zu foltern, er hat
Leute umgebracht und behauptet, Andere hätten es getan. Unter Anderem die Mutter
von Luna Lovegood, Xenos Frau. Weil sie nicht ihre Visionen zu seinem Vorteil
sprechen wollte und er wollte dasselbe mit der Tochter machen. Und ja, falls das
das Nächste ist“, sprach er direkt mit einem Blick auf die Zeitung weiter. „Ich
bin ein überzeugter Anhänger des dunklen Lords.“ Er rollte seinen Mantel etwas
hoch, so, dass man das Mal deutlich sehen konnte. „Die Entscheidungen, die ich
getroffen habe, würde ich so jederzeit erneut treffen.“
„Oh Götter“, murmelte
Arthur leise, rieb sich über das Gesicht. „Und ich habe all das hingenommen,
nur… um eine Frau zu heiraten, die ich ursprünglich doch gar nicht mochte! Ich…
sie meinen, es könnte das Ergebnis von einem Liebestrank gewesen sein, dessen
Spuren sich nicht mehr nachweisen lassen, nach all der Zeit. Ich… all die Werte,
die meine Familie mal hatte, ich… ich habe sie alle verraten“, er merkte, wie
seine Augen feucht wurden.
„Wenn, dann hast du es
offensichtlich nicht freiwillig getan“, stellte Percy ruhig fest. „Du standest
unter mehr als einem schweren Zauber. Niemand gibt dir die Schuld an Irgendwas,
so viel kann ich dir garantieren, wenn es dich beruhigt. Darum bin ich hier. Ich
will wissen, warum du nie eingegriffen hast, als Bill nicht in den Orden wollte,
als Charlie lieber Familie woanders gesucht hat, als Molly die Zwillinge
verprügelt hat. Du bist daneben gestanden!“
„Ich… konnte nicht“,
versuchte Arthur zu erklären, schloss die Augen. „Ich… ich wollte, ich habe
nicht verstanden, warum sie das tut, aber es war jedes Mal, als wären meine Füße
festgenagelt und meine Stimmbänder durchgeschnitten, ich… ich wurde…“
Super. Da schien ja
wirklich Alles zusammengekommen zu sein. „Das solltest du Fred und George
vielleicht sagen. Sie dachten immer, du hast der Frau zugestimmt. Sie haben
immer sehr darunter gelitten, dass ihr sie nicht auseinander halten könnt, vor
Allem Fred…“
„Was?“, fragte Arthur
ungläubig. „So ein Unsinn! Natürlich kann ich sie auseinander halten! Sie sind
doch vollkommen unterschiedlich!“
Das brachte Percy dann doch
zum Lachen. „Stimmt“, nickte er einfach. „Das sind sie. George hat sich gerade
selbst erfolgreich in Schwierigkeiten gebracht, Fred scheint eine Schwachstelle
für einen Werwolf ent…“
„Nein!“, rief Arthur
entsetzt. „Nein! Das verbiete ich! Habt ihr eine Ahnung, was Lupin..?!“
„Natürlich haben wir“,
konterte Percy. „Und weißt du, Lupin ist bei Weitem nicht der einzige Werwolf,
den es in Britannien gibt und selbst, wenn du es wolltest, würde das Fred nicht
von seinem Wer abbringen.“
Das brachte Arthur dazu,
sich erleichtert zurückfallen zu lassen. Es war nicht Lupin, nicht dieser irre
Werwolf, den er selbst schon beim Töten hatte beobachten müssen. Es war ein
Anderer, es konnte nichts Schlimmeres sein. „Sie sind hier?“, fragte er daher
leise.
„Ja, sie warten in einem
Aufenthaltsraum. Ich wollte sie nicht rein lassen, bevor ich nicht sicher war,
dass sie weiter verletzt werden, sie haben lang genug gebraucht, um das zu
verwinden, was Molly ihnen angetan hat.“ Percy musterte den erschöpft
aussehenden Mann eine Weile. „Willst du sie sehen?“
„Ja… ja, natürlich“, nickte
Arthur. „Ist… da noch was, das ich vielleicht erfahren sollte?“, fragte er
allerdings noch, seinem Gefühl folgend. „Dich betreffend?“
„Einiges“, gab Percy zur
Antwort. „Unter Anderem, dass auch ich einen festen Partner habe, von dem ich
mich nicht trennen werde. Aber dazu später. Ich wollte dir noch etwas anbieten.
Statt hier zu hocken und Löcher in die Luft zu starren, kannst du zu uns, um
dich zu erholen. Wir haben hervorragende Heiler bei uns und einen großen Park,
da liegt es sich genauso gut. Außerdem ist es nicht weit, bis zu den Zwillingen
und Niemand stürmt rein, um dich zu befragen.“
„Du… willst, dass ich zu
euch komme?!“, fragte Arthur überrascht. Und glücklich. Er hätte seine Kinder
auch verstanden, hätten sie nichts mehr mit ihm zu tun haben wollen.
„Du bist mein Vater“, gab
Percy einfach nur zurück, sah dann auf die Uhr. „Ich würde dann jetzt die
Zwillinge rein lassen, ein weiteres Mitglied des Ordens und Freds Werwolf wird
dich dann zu uns bringen, wenn du es möchtest, ich muss zu meinem K...
Gefährten, er ist sicher erschöpft, wir hatten schon einen ziemlich langen Tag.“
Arthur nickte, griff nach
der Hand seines Sohnes. „Danke…“
„Tom!“, verlangte Severus
zu wissen, kaum, dass sie das Chaos der Reporter hinter sich gelassen hatten und
wieder zu Haus waren. „Was genau hast du gerade im Wizgamont gesagt, was hast du
gemeint und war das nur eine Ablenkung oder was sollte das werden? Ein Überfall
den armen Tränkemeister?“ Er wusste nicht, was er davon halten sollte. Was, wenn
das alles nur ein riesiger Witz war, der dazu gedient hatte, Leute von Neveo
abzulenken?!
Seufzend trat Tom auf den
aufgebrachten Mann zu, packte Diesen und zwang ihn, ihn anzusehen. „Nie, niemals
würde ich über so etwas Witze machen“, erklärte er ruhig. „Ich habe ernst
gemeint, was ich gesagt habe. Ich wollte dich schon vor Monaten bitten, an
meiner Seite zu sein und dich an mich zu binden, aber jedes verdammte Mal ist
was dazwischen gekommen. Meinst du nicht, ich weiß, dass du glaubst, mein
dreckiges Geheimnis zu sein? Ich wollte, dass das aufhört. Ich will dich und das
sicher nicht nur heimlich in meinem Kämmerlein. Ich schätze dich, ich habe das
schon immer getan, deine Einsicht, dein strategisches Denkvermögen, deine
Vielseitigkeit und deinen Sarkasmus, der wirklich unterhaltsam ist. Du hast
sogar Zugang zu Neveo, dir hat er lange vor mir vertraut. Und du erträgst meine
Launen. Nun, was sagst du?“, fragte Tom, wissend, dass er das eigentlich hätte
fragen müssen, bevor er die Fakten groß verkündet hatte, nur wusste er, dass es
manchmal auch besser war, gerade diesen Mann vor vollendete Tatsachen zu
stellen.
„Du weißt schon, wie du
wirken wirst, wenn ich jetzt nein sage?“, fragte Severus nur, doch er fühlte
sich besser, als seit Monaten, erleichtert und durchaus geschmeichelt,
selbstzufrieden, bei der Tatsache, Lucius nun immer unter die Nase halten zu
können, wer von ihnen jetzt höher stand. Es war gut zu wissen, dass er nicht
fürchten musste, bei einem hysterischen Anfall vom Sohn des Lords abgesetzt z
usein.
„Wirst du mich vor dieser
Schande erretten?“, fragte Tom nur mit sanfter Stimme, wobei sie beide die
Antwort bereits kannten, immerhin war der Andere auch bei der peinlichen
Befragung durch die Reporter bei ihm geblieben. Er hatte nicht viel gesagt, aber
allein dessen Anwesenheit hatte auf ihn nun mal einen beruhigenden Effekt und
mehr als einer dieser frechen Trottel hatte seinem Tränkemeister heut sein Leben
zu verdanken.
„Natürlich“, antwortete
Severus, grinste den Älteren dann an. „Irgendwer muss ja verhindern, dass du
Mist baust, unangespitzt durch die Decke gehst oder anderweitig aus der Reihe
tanzt. Auch, wenn ich sagen muss, dass ich mir von einem ordentlichen Antrag was
Anderes erwartet hätte.“ Nun, er hatte eigentlich nie damit gerechnet, je
gefragt zu werden, aber her, auch er durfte mal sticheln! Das war sein
verdammtes, gutes Recht!
Das brachte Tom nur noch
mehr zum Lachen, er küsste den Jüngeren erneut, nahm dann eine Schachtel raus.
Er hatte sich dieses Mal, statt für Reifen, für einfache, etwas breitere Ringe
entschieden. Es passte besser zu Severus und die Reifen – sie waren Mirèe
vorenthalten. „Ich wüsste Niemanden, der mich sonst so im griff hätte“, gab er
zu, nahm die linke Hand des Jüngeren und legte ihm den sehr einfachen,
platinfarbenen Verlobungsring mit dem slytheringrünen Smaragd in Form seines
Familienzeichens um.
Severus sah auf den
zweifelsfrei teuren Ring, hob dann die Augenbraue, als ihm was Anderes einfiel:
„Was ist mit deinem unleiderlichen, alten, arroganten Haustier?“,f ragte er
schließlich. Naigini ist im Winterschlaf verschwunden, bevor sie von deinem
Söhnchen erfahren hat und…“
„Sev, Neveo ist ein
Parselmund und er riecht nach mir, er sieht wie ich aus, ich denke, sie wird ihn
erst umbringen, wenn sie mich gefragt hat. Außerdem ist sie nicht unleiderlich.
Du weißt, dass sie das nicht gern hört…“
„Du weißt, dass du gerade
von einem Tier sprichst, dass nichts mehr liebt, als Hauselfen zu jagen und zu
ängstigen, oder wahlweise deine idiotischen Anhänger?“
„Wie du so schön sagtest –
die Idiotischen.“
„Ach, tu doch, was du
willst“, murmelte Severus einfach, lehnte sich an seinen Geliebten, nun, seinen
Verlobten und schloss kurz die Augen. „Du weißt, dass die Arbeit jetzt erst
richtig losgehen wird? Du hast kaum die halbe Miete eingetrieben. Ja, du
bekommst jetzt nen netten Titel, aber die Arbeit fängt jetzt an.“
„Ich weiß“, gab Tom einfach
nur zurück, zog den Andere mit sich zum Sofa und ließ sich fallen, schloss kurz
die Augen. „Aber jetzt haben wir die Chance, wieder gut zu machen, was die
Anderen versaut haben. Ich… will auf keinen Fall, dass noch ein Kind so
schrecklich leidet, wie mein Sohn. Aus solchen Kindern können aggressive
Erwachsene und unberechenbare Irre werden.“
„Also das, was man dir
unterstellt zu sein.“
„Ja, nur mit dem
Unterschied, dass die tun würden, was ich nur angeblich getan habe.“ Tom strich
über die weichen, seidigen Haare des Jüngeren. „Und wir können den Fortschritt
bringen. Ich bin noch jung, ich kann noch lang genug regieren um meinem Sohn
kein Chaos zu hinterlassen, weder ihm noch seinem Gefährten.“
Kurz zuckte Severus
zusammen, sah dann ruhig auf. „Ich bin kein magisches Wesen. Ich hoffe, das ist
dir klar. Mit zweihundert, wenn ich denn so lang überlebe, werde ich aussehen,
wie Dumbledore.“
„Ich hoffe doch, dass du,
Kleidungstechnisch, nicht so tief sinken wirst“; konterte Tom schaudernd, zuckte
denn mit den Schultern. „Dafür die Bindung“, erklärte er. „Mein Leben an dein
Leben. Du lebst, solang ich lebe, ohne zu heftig zu altern.“
„Ist… ist dir eigentlich
klar, dass das noch einen Nebeneffekt hat?!“, fragte Severus entsetzt. „Wenn
ich…!“
„Sev, du bist ein fähiger
Mann, ein guter Krieger und Duellant, Jemand, der auch mit Muggelschusswaffen
umgehen kann. Ich traue dir zu, zu überleben“, gab der Lord ruhig zurück,
überrascht, wie der Kopf des Anderen zu arbeiten schien.
„Du bist wahnsinnig“,
murmelte Severus, den Anderen nicht verstehend. Warum ging der unnötig so ein
Risiko ein? Dumbledore war noch da draußen und er hatte noch Anhänger! Anhänger,
die sie vielleicht auch nicht kannten, die ihn ins Visier nehmen könnten, als
den, der leichter zu töten war! Oh, warum sah der Mann manchmal nicht, was vor
seiner Nase lag?!
„Das wurde mir schon mehr
als ein Mal unterstellt und glaub es oder nicht, in dem Fall bin ich es gern“,
erklärte Tom seelenruhig, küsste seinen Geliebten sanft. Zumindest konnte der
nun nicht mehr damit kommen, dass er nur ein dreckiges Geheimnis war, Sev war
damit fast so mächtig, wie er selbst. „Und du wirst Vater…“
„Yiha…“
Es war kalt draußen,
stellte Arthur fest. Ziemlich kalt, aber nicht zu sehr. Nichts, was ein
einfacher Wärmezauber, den zu sprechen er wieder die Kraft hatte, nicht in den
Griff bekommen konnte. Und es war ein einfacher Genuss nach Allem, was geschehen
war, wie er zugeben musste. Hier, im Garten, nein, in diesem Park zu laufen,
ohne Druck oder Angst, ohne höllische Kopfschmerzen und dunkle Gedanken. Na ja,
Letzteres stimmte nicht ganz, doch dieses Mal waren es Gewissheiten, nicht mehr
diese quälenden Gedanken.
Ja, sein Sohn war ein
hochrangiges Mitglied des dunklen Ordens, der schon immer politikinteressierte
junge Mann hatte es weit gebracht, er stand auf der Siegerseite und seine
Zwillinge offenbar auch, selbst, wenn ihr Verhältnis zu der dunklen Seite wohl
ein Anderes zu sein schien. Wobei dieser Begriff ihm inzwischen falsch schien,
denn die Leute, die immer behauptet hatten, das Richtige zu tun, waren es ja
wohl gewesen, die fröhlich gemordet hatten. Immer und immer wieder.
Trotz seiner eigenen
Verwicklungen, und auch er hatte ja für den Orden gekämpft, hatte man ihm
erlaubt, hier zu leben, statt im vollkommen zerstörten Fuchsbau, niedergerissen
von seiner eigenen Frau. Sie hatte das Haus vernichtet, das er mühsam mit seinem
minimalen Gehalt aufrecht erhalten hatte, das ihm ein geliebtes Heim gewesen
war. Doch vermutlich würde er jetzt auch nicht mehr darin leben können.
Percy hatte ihn mit zur
Ruine genommen, doch da war nichts mehr gewesen, das brauchbar war, keine
Kleidung, keine seiner Schmuckstücke der Familie Weasley, da war nur ein
einziges Bild gewesen, das er hatte retten können, in einem Rahmen, den er einst
immer auf dem Kaminsims seiner Mutter gesehen hatte, aus Silber. Ein Bild seiner
fünf Ältesten mit ihm. Inzwischen sein größtes Heiligtum. Auch hatte sein Sohn
ihm neue Kleidung beschafft und eine Aufgabe. Vorerst. Er unterrichtete, was er
früher schon mit seinen Söhnen gemacht hatte. Muggelkunde und bei den Jüngeren
einfache Transfigurationszauber. Es lenkte ab von all dem Schrecklichen.
So, wie die Besuche bei
seinen Zwillingen, die ihn mit offenen Armen empfangen hatten. Sie warteten auf
seine Ankunft, machten dann immer Kaffee und Tee mit hervorragendem Gebäck, sie
waren so lächerlich glücklich gewesen, als sie erfahren hatten, dass er sie
auseinanderhalten konnte. Sie erzählten ihm viel, von ihrem erfolgreichen Laden,
von ihrem Zweitgewerbe, der fast noch erfolgreicheren Konditorei mit dem Namen
‚Delicious Dreams‘, von der auch immer die Köstlichkeiten kamen, die zum Kaffee
gereicht wurden.
Doch sie erzählten ihm auch
in lebhaften Bildern, was das Licht mit ihrem eigentlichen Job getan hatten. Mit
dem Prinzen des dunklen Lords, mit dessen Sohn, der jahrelang gefoltert worden
sein musste. Ein Junge, der offensichtlich schwer traumatisiert sein musste –
und der Verlobte seines anderen Sohnes war. Percy hatte einen Trank genommen, um
seine magischen Gene zu stärken, was zu seiner Wandlung geführt zu haben schien.
Und dazu, dass er eben nun einen Gefährten hatte. Man war verantwortlich, egal,
warum, egal, wie groß der Altersabstand war.
Oh, außerdem war da noch
Fred, der ebenfalls in einer festen, wohl ernsten Beziehung steckte, mit einem
Mann, den er immer für einen gewissenlosen Mörder gehalten hatte, doch auch das
war scheinbar nur Lug und Trug gewesen. Er hatte Greyback getroffen, mit ihm
geredet, relativ zivil, wie er dem Anderen zugestehen musste.
Auch George hatte eine
feste Beziehung, eine Verlobung, mit einem Mädchen im Alter von Ron, doch das
war an sich nichts Ungewöhnliches. Überrascht war Arthur nur gewesen, als er
erfahren hatte, dass das Mädchen es gewesen war, das seinen rabiaten Sohn aufs
Kreuz gelegt hatte. Was vermutlich der Grund war, warum sie ihn immer noch
fesselte. So viel, es hatte sich so
erschreckend viel getan und er hatte vieles nicht mitbekommen. Hatte die Tränen
seiner Kinder nicht trocknen können und ja, er wusste inzwischen ziemlich
sicher, dass die Jüngsten nicht die Seinen waren.
Ja, das war noch so etwas.
Seine Frau, für die er so viel geopfert und aufgegeben hatte, die er trotz
Warnungen von Anderen geheiratet hatte. Er hatte so einen Druck gefühlt, das zu
tun, vielleicht kopflos gehandelt, oder den Symptomen nach, wie Professor Snape
ihm bestätigt hatte, benebelt von einem starken Liebestrank. Den ja auch nur sie
ihm hatte einflößen können.
Immer wieder trieben ihn
diese Gedanken nach draußen in den großen Park, in die hinteren Ecken, die da
waren, wo die Kinder selten hin gingen, denn der Quiddichplatz und der
Spielplatz für die Jüngeren war weiter vorn. Hier konnte er nachdenken und ja,
auch er hatte Tränen vergossen, über die Jahre die er so verloren hatte.
Auch heute war er hier,
beobachtete die Schneeflocken, die weißen Wölkchen seines Atems und dachte
darüber nach, was er nun tun wollte. Er hatte seine Arbeit im Ministerium sehr
gemocht, würde gern zurückkehren, doch auch die Arbeit mit den Kindern hatte
etwas Befreiendes.
Außerdem befand sich das
Ministerium gerade in einem Umbruch. Es war offiziell wieder das Königtum aus
der alten Linie eingeführt worden mit dem dunklen Lord als direkten Nachfahren,
sogar in der männlichen Linie. Er war schon jetzt im Amt, doch es würde auch
eine offizielle, eine prächtige Krönung geben, um den Magiern etwas zu feiern zu
geben. Nach den Midwinterfeierlichkeiten war sie angesetzt und auch sein Sohn,
sowie der Sohn des Lords und dessen künftiger Ehemann sollten teilnehmen. Wobei
Snape den anderen Mann wohl zu Midwinter auch heiraten.
Es war ein seltsames
Gefühl. Es hatte eine Zeit gegeben, da hatte er gedacht, die Welt müsse
untergehen, in dem Moment, in dem die dunkle Seite an die Macht kam und nun
hatte er tatsächlich die Hoffnung, dass auch er Frieden finden könnte. Er war
eigentlich noch recht jung, vielleicht würde auch er noch mal eine Chance haben,
Liebe finden, oder zumindest wieder eine gute Freundschaft mit Jemandem, der ihn
verstehen konnte. Denn seine Söhne, so sehr er sie liebte, waren seine Kinder,
sie hatten schon so viel durchgemacht, sie auch noch zu belasten schien ihm wie
Verrat.
Seufzend wollte Arthur sich
wieder auf den Rückweg machen, immerhin hatte er einige Dinge für den Unterricht
vorbereiten, doch etwas hielt ihn ab, das Geräusch eines trockenen
Aufschluchzens, das sich anhörte, wie er selbst vermutlich vor einigen Tagen
geklungen hatte. Er runzelte die Stirn, folgte dem verschneiden, kaum noch
erkennbaren Pfad weiter bis zu einer abgeschirmten, kleinen Laube. Da, auf einer
Bank sah er sie. Er erkannte sie sofort, sie hatte auch ihn schon unterrichtet
und damals sehr ähnliche Dinge getragen. Das dunkelgrüne, fast slytherin
anmutende, hochgeschlossene Kleid mit dem schwarzen Spitzenkragen, an dem in der
Mitte eine Kreole saß, dazu ein weiter, eleganter Umhang, die Haare zu einem
festen Knoten aufgesteckt.
Leise, unbemerkt, trat
Arthur zu ihr, setzte sich. „Madame McGonagall, sprach er leise.
Minerva wusste nicht, wie
lang sie schon wieder hier draußen saß. Sie kam hierhin, seit sie mit den
Kindern her gebracht worden war. Sie hatte Qualen erwartet, Folter und den Tod.
Erhalten hatte sie ein elegantes, gut eingerichtetes Appartment, eine Hauselfe,
die ihr zur Hand ging und die Erlaubnis, weiter ihrem Beruf nachzugehen. Keinem
der Kinder war Irgendetwas getan worden. Im Gegenteil, die angeblich ach so
bösen Menschen hatten jedes Einzelne von ihnen untersucht und befragt, dann
entschieden, einige von ihnen nicht zurück in scheinbar denkbar ungeeignete
Elternhäuser zu schicken, sondern sie, bis sich eine bessere Lösung auftat, hier
zu behalten.
Der dunkle Orden hatte
gewonnen, es war nicht lange her, dass Tom Riddle, den sie selbst kennen gelernt
und mit dem sie die Schule besucht hatte, als Lord Slytherin zum König
ausgerufen worden war, noch nicht gekrönt, aber rein rechtlich bereits fest im
Amt. Die Krönung war eine reine Feierlichkeit.
Kaum hatte das
festgestanden, war ihr gesagt worden, dass Hogwarts nach den Winterferien wieder
in Betrieb gehen würde, man würde gerade renovieren und neue Lehrer finden,
außerdem anbauen, eine Vorschule und ein Heim für Kinder, die aufgrund ihrer
Magie von nichtmagischen Familien abgelehnt wurden. Etwas, das sie vorher nie
gesehen hatte, doch dann hatte man ihr vier ihrer Schützlinge, aus ihrem eigenen
Haus gezeigt, geschlagen, misshandelt und verängstigt. Wie hatte ihr das
entgehen können?! Zauber, hatte man ihr erklärt, blindes Vertrauen. Man hatte
ihr auch gesagt, dass sie in ihrer Position als Kopf des Hauses Gryffindor im
Amt bleiben könne, doch weder würde sie Rektorin noch Vizerektorin werden, ein
Job, den neue, unverbrauchte Kräfte ausfüllen sollten, die vermutlich
zweifelsfrei auf der dunklen Seite standen.
Nur, auch sie fragte sich,
wie viele ihrer älteren Schüler, inzwischen, was war dunkel, was war hell und
wie viel genau lag eigentlich in einer Grauzone, die sie nie bedacht hatten? Was
sie wusste, war, dass sie ihr Leben weggeschmissen hatte, wie ihre Eltern es
immer behauptet hatten. Ihre Eltern, ihre Schwester, ihr nach Amerika
ausgewanderter Bruder, den sie als Feigling beschimpft hatte, da er mit dem
Krieg nichts hatte zu Tun haben wollen und wenn, dann eher auf der Seite derer,
die sie so viele Jahre als absolute, grausame Feinde gesehen hatte und die sie
jetzt zu ihrer Schande freundlich und ehrenvoll behandelten, sie als gleich
gestellt anzusehen schienen.
Allerdings schrak Minerva
heftig zusammen, als sie eine Stimme hörte, einen Arm fühlte, der sich seltsam
tröstend um sie legte. „A.. Arthur“, stellte sie fest, musterte ihren neuesten
Kollegen, der ihr mit den unteren Klassen half. Noch so ein fehlgeleitetes Opfer
des Krieges, wie es auszusehen schien. Nur hatte er vieles wohl eher gesehen,
war darum so lange unter Zaubern gestanden, die jetzt noch nachwirkten, der
Rothaarige, der schon so viele graue Strähnen hatte, wurde schnell müde, bekam
hefitge Kopfschmerzattacken, bekannte Nachwirkungen von Langzeitzaubern.
Arthur lächelte etwas, bot
der Frau sein Taschentuch an, das diese auch nahm. „Worum geht es?“, fragte er
schließlich. „Einfach nur die Situation oder um etwas ganz Bestimmtes? Wenn ich
hierher komme, dann meist, weil ich es nicht aushalte, mehr oder weniger nur zu
Gnaden meiner Kinder so gut davon gekommen zu sein…“
Das brachte Minerva etwas
zum Lächeln, trotz der Tränen. Ihr ehemaliger Schüler, selbst schon älter,
machte wirklich etwas sehr Ähnliches durch. „Dazu sind wir die Besiegten und sie
behandeln uns wie Opfer, nicht wie Täter. Ich bin alles Andere als unschuldig…
ich habe… so viel übersehen, Probleme von Kindern, sogar in meinem Haus,
Misshandlungen, gegen die nie etwas getan wurde… ich war blind, weil Albus mir
immer gesagt hat, es wäre nichts. Ich habe ihn für gut gehalten, für einen
Engel, ich habe ihm blind vertraut, ihm einfach geglaubt, nicht ein einziges Mal
hinterfragt, nicht mal, als meine Eltern mich gewarnt haben… ich wollte bei
seiner Seite sein…“
Arthur nickte einfach,
lehnte sich etwas zurück, musterte die blattlosen Ranken, die sich um ein
Metallgitter schlangen, die im Sommer sicher nicht mehr sichtbar waren, so, dass
der Pavillon von einem grünen Baldachin überspannt sein dürfte. Es musste ein
sehr schöner Ort sein. Voller Frieden und Hoffnung. „Ja, sie versorgen uns, sie
lassen uns arbeiten, sie helfen, wenn wir es zulassen. Aber wie könnten wir das
dauernd? Ja, ich mag nicht für Alles verantwortlich sein, aber es spricht auch
nicht gerade für mich, dass ich die Zauber nicht bemerkt habe, sie nie
abschütteln konnte… Dabei habe ich mich einst für so stark gehalten…“, und sich
dabei vollkommen verrannt, das hatte er begriffen. Auf die harte Weise.
Minerva nickte einfach. Sie
musste an früher denken, an all das, was sie für den Älteren getan hatte, egal,
wie entwürdigend es für sie persönlich gewesen war. Sie hatte Geld ihrer Familie
an ihn gegeben, sie hatte für ihn geworben, aber das, was im Nachhinein das
Schlimmste war – sie hatte sich vollkommen von dem Mann entehren lassen. Die
McGonagalls waren eine alte, reinblütige Familie gewesen, mit einem klaren
Kodex, der eigentlich gerade von Mädchen eine gewisse Zurückhaltung verlangte.
Sicher, etwas altmodisch, doch vielleicht nicht so verkehrt im Nachhinein
gesehen. Statt nachzudenken, wie ihr Vater es verlangt hatte, statt sich
umzusehen, hatte sie Albus Alles gegeben, auch ihren Körper. nicht nur für ein
kurzes Vergnügen, sondern für weit mehr. Für lange Zeit hatte sie alles stumm
ertragen, im Glauben, einst seine Gefährtin zu werden und stolz an seiner Seite
eine neue, bessere Welt erschaffen zu können. Doch als sei sich dann am Ende
doch geweigert hatte, dem Anderen unverheiratet ein Kind zu gebären, weil
uneheliche Abkömmlinge von Reinblütern es so wenig einfach hatten, wie die
Muggelgeborenen und weil sie damit auch den letzten Rest ihres Rufes ruiniert
hätte, der ihr noch geblieben war, hatte sie abgelehnt, woraufhin er sie hatte
fallen lassen, wie eine heiße Kartoffel. Es war das Jahr gewesen, bevor Molly
Weasley in die Schule gekommen war und sie wusste noch, wie er etwas mit einer
andere Frau angefangen hatte, subtil nach Außen, klar zu sehen für sie. „Wir
haben uns täuschen lassen“, murmelte sie, lächelte traurig und sah in den
Schnee, das Taschentuch in ihrer Hand. Die stillen Flocken umtanzten sie wie
kleine, glänzende Sterne. „Und wir haben es gewollt…“
„Ja, weil wir es nie besser
gelernt haben“, gab Arthur zurück. „Der Mann war intelligent, er hat uns als
Kinder geprägt, er hat sich so eine treue Armee erschaffen, die denkt, wie er es
erlaubt und möchte. Wir hatten keine Chance, denn wir hatten keine zweite Sicht
der Dinge, wie die Slytherins, die immer einen klaren Kopf behalten haben, denn
sie hatten andere Vertraute…“
„Sie hatten Familien, die
sich weigerten, ihre alten Errungenschaften einfach aufzugeben“, antwortete
Minerva. So, wie sie es getan hatte. Sie hatte all das, was ihre Familie in den
letzten Jahrhunderten erreicht hatte, über Bord geworfen, um dem Falschen zu
folgen, wie sie jetzt wusste, hatte Einsamkeit und Abfälligkeit in Kauf
genommen. Erst viel zu spät war sie zu den alten Werten zurückgekehrt, hatte die
hochgeschlossene Kleidung alter Jungfern angelegt, zu spät, um zu ihrer Familie
zurückzukehren oder ihre Ehre zu retten, zu spät um selbst nach der ihr
erteilten Abfuhr die Seite, die sie ein Mal gewählt hatte, abzulegen.
„Nun, man kann wieder aus
dem Staub holen, was man einst weggeworfen hat. Sogar Kronen, wie es scheint“,
stellte Arthur fest. „Vielleicht braucht es für uns Alle einen Schritt zurück,
um wiedernach Vorn gehen zu können“, sprach der Rothaarige, strich sich über den
Umhang, auf dessen Schultern sich der Schnee sammelte.
„Wollen wir einen Tee trinken?“, fragte er freundlich.
„Gern“, lächelte Minerva,
ließ sich von dem Jüngeren aufhelfen, sie hatte sich beruhigt. Ja, es war
unfair, ja, es war vieles falsch gelaufen, aber sie hatten auch die Chance zu
helfen, etwas Neues zu erringen – vielleicht endlich ein Weg in die bessere
Welt, für die sie am Ende alle, mit mehr oder weniger probaten Mitteln gekämpft
hatten.
Es war wie ein
Bilderbuchtag, draußen, vor dem Fenster rieselte Schnee in dicken Flocken, auf
den Bäumen lag eine schwere, weiße Decke, es war so friedlich da draußen. Und
hier drin knisterten die Flammen eines wärmenden Feuers, Mistelzweige zierten
die Türstützen und Goldketten zogen sich durch den Raum, der noch mehr Wärme und
Frieden spendete, als sonst. Neveo lächelte etwas, er fühlte sich seltsam, aber
nicht schlecht. Das hier, das war eigentlich sein erstes, richtiges
Weihnachtsfest, auch, wenn es eigentlich Midwinter hieß, wie man ihm erklärt
hatte, dass man die Magie feierte, nicht einen dummen Muggelglauben von Leuten,
die nicht mal rechnen konnten, da Jesus nicht vor März auf die Welt gekommen
sein konnte, so es ihn denn gegeben habe. Nun, er konnte mit dem Glauben, der
ihm nichts als Schmerz gebracht hatte, ohnehin nicht viel anfangen, immerhin
hatte man ihn auch nie unterrichtet und der Priester, der in seiner Grundschule
unterrichtet hatte, hatte ihn gern geschlagen, weil seine Vormünter es ja
ausdrücklich erlaubt hatten.
Das hier war sein erstes
Familienfest, mit einer richtigen Familie. Er hatte unzählige Lebkuchen,
Plätzchen und Kuchen gebacken, nicht nur für Kunden, die ihm alles aus der Hand
gerissen hatten, die Kuchentheke war meist schon nach zwei Stunden wieder leer
gewesen, egal, wie viel er gebacken hatte, sondern auch für hier. An einigen
Bäumen hingen seine Leckerbissen, auf allen Tabletts lagen sie im Moment.
Und nachher würden sie alle
feiern, mit seinem Vater, von dem er sich inzwischen gern in die Arme nehmen
ließ, dessen künftigen Mann, Snape, den er nun Severus nennen sollte und der ihm
immer noch etwas Angst machte, mit den Zwillingen, Percy und deren Vater. Er
würde Arthur das erste Mal seit er wusste, wer er war, wiedersehen, hatte auch
ein flaues Gefühl im Magen, doch sein Gefährte hatte ihm immer wieder gesagt,
dass der ihn nur mögen könne, er sei immer noch besser, als Greyback, denn das
musste den Mann wahrlich geschockt haben. Neveo hatte es nur leise belustigt,
denn seit er Fenrir kannte, mochte er den Werwolf, der seine ganz eigene Art
Humor hatte.
Allerdings hatte Neveo auch
aus anderen Gründen Schmerzen. Er hatte Angst vor den nächsten Wochen, denn nun
musste er immer wieder an der Seite seines Vaters auftauchen, in der
Öffentlichkeit, bei der Krönung, wobei er nicht verstand, warum er da sein
musste, bei einem Marsch durch die Winkelgasse, bei der Wiedereröffnung der
Schule nach den Ferien, dieses Mal mit besseren Lehrern und offeneren Fächern.
Wo es Kontrollen geben würde, um zu verhindern, dass Andere durchmachen mussten,
was sein Vater, Snape und er selbst erlitten hatten. Sicher ein guter Weg, doch
eigentlich wollte er nicht wirklich da raus.
Außerdem kämpfte er noch
immer mit der sich ändernden Situation, in der im Moment Percy seine einzige
Konstante war. Nun, wo er mehr Kontakt mit seinem Vater hatte, hatte der, erst
vor zwei Tagen, Snape geheiratet, in einer kleinen Zeremonie. Oh, er gönnte dem
Anderen das Glück, doch… er fürchtete, dann nicht mehr wichtig zu sein, da der
Tränkemeister ihm ja auch nicht gerade Liebe entgegen brachte. Manchmal wurde
ihm Alles zu viel, so, wie gestern. Dann stürzte er sich in eine Backmanie, in
der er mehr fertigte, als sonst. Gestern waren es mehr als sechzig Kilo gewesen
und das nur bei den Plätzchen und Lebkuchen, dazu noch vier Torten, acht Kuchen
und mehrere Tabletts Schokomuffins. Was er gerade am liebsten auch wieder machen
würde, doch Percy würde sicher gleich wieder aus dem Bad kommen, um mit ihm zum
Familiensalon zu gehen.
Was die Anderen wohl zu
seinen Geschenken sagen würden? Na ja, für Snapes hatte er, dank ein wenig
Unterstützung seines entsetzten Vaters, nichts zahlen müssen, auch, wenn es wohl
viel Wert war, aber die Anderen… er hatte sie von dem Geld bezahlt, dass er
selbst verdient hatte mit seinen Backsachen, die die Zwillinge für in seinen
Augen sehr hohe Preise verkauften, aber die Menschen schienen zum Teil sogar
noch mehr bezahlen zu wollen, wenn sie dafür nur was bekämen.
Leise trat Percy aus dem
Bad, er hatte sich vor dem Treffen noch kurz waschen wollen. Sie würden zwar
unter sich bleiben, doch nachdem er einer halben Stunde lang den Folterern
seines Gefährten einen lang überfälligen Freundschaftsbesuch erstattet hatte,
wollte er doch lieber noch mal sicher sein, dass Neveo am Ende kein Blut bei ihm
entdeckte und dachte, er sei verletzt. Das zu erklären würde sicher nicht nett
werden und den Jüngeren unnötig aufregen. Es war so schon schwer genug gewesen,
dem Kleinen zu erzählen, was er eigentlich gerade heute hatte tun müssen, wobei
er sagen musste, dass Neveo gar nicht klar war, was heut für ein Tag war, denn
das offizielle Weihnachten, das er sich schon seit Jahren zu feiern weigerte,
war ja eigentlich unbemerkt vorbei gezogen. Warum sollte er einer Religion
Respekt zollen, die propagierte, Leute wie sie umzubringen, sei es, weil sie
Männer liebten oder eben mehr konnten, als Andere?! Nein! Sie waren Magier, sie
mussten sich nicht solchen dummen Feiern unterwerfen. Mit den Gedanken und in
frischer, sauberer Kleidung sah Percy auf, lächelte etwas, als er seinen
Gefährten sah.
Neveo saß an der
Fensterbank, den Blick in den Garten gerichtet, ohne wohl etwas zu sehen, er
schien wieder mal vollkommen in seinen Gedanken versunken zu sein, war auch
wieder sehr still seit sein Vater geheiratet hatte. Der Lord hatte es, in seinen
Augen, etwas arg eilig gehabt, nun, auf ein Mal, wo er doch vorher
offensichtlich jahrelang seine Beziehung im Geheimen ausgelebt hatte. Vermutlich
hatte Tom einfach verheiratet sein wollen, bevor die Krönung war, so, dass sie
beide inthronisiert werden konnten, ohne zusätzliche Umstände. Nur hatten sie
dummerweise mal wieder vergessen, wie die Situation für Andere war, zum Beispiel
für Neveo, der so schon vollkommen überfordert war, nach der Zeremonie
stundenlang in seinen Armen geweint hatte, aus Angst, nun unwichtig zu sein, da
Tom, nach einem kurzen Klopfen auf seine Schulter, einfach gegangen war, ohne
Zweifel, um die kurzen Tage allein mit Severus zu genießen, die ihnen bis heut
geblieben waren. Neveo hatte Angst, einfach, weil er doch kaum Zugang zu seinem
Vater gefunden hatte.
Was sich wohl gestern
gezeigt hatte, als der Jüngere eine wahre Backorgie gefeiert hatte, stundenlang
in der Küche, die für Hauselfen daraufhin zur Hälfte unzugänglich gewesen war,
nun, sie mussten im Moment nicht so viele Leute versorgen, doch glücklich waren
sie nicht gewesen. Percy hatte nicht viel mehr tun können, als da zu sein.
Einfach war es trotzdem nicht. Dazu kam noch der Druck der anstehenden,
öffentlichen Auftritte, auf die er seinen Gefährten gerade vorzubereiten
versuchte, immerhin musste sein Kleiner wissen, wer wie hoch stand, wo er selbst
stand, wie er sich den Anderen gegenüber verhalten musste. Ein Crashkurs für den
in Politik absolut desinteressierten Jungen, der schon Mühe hatte, den Alltag zu
meistern und der zum Teil riesige Umwege in Kauf nahm, nur um nicht der Masse
der Schüler begegnen zu müssen und der nichts lieber wollte, als in seiner
zweiten Gestalt herumzulaufen, um nicht erkannt zu werden. Was nicht gegangen
war, weil seine Magie selbst jetzt noch ein wenig unter dem war, was er selbst
gern gesehen hätte. Zwar wieder stabil und er würde seinem Kleinen heut auch
wieder erlauben, Gestalten zu wechseln und ihn künftig zu begleiten, wenn es was
gab, was seine Anwesenheit für längere Zeit erfordern würde, doch er wusste
schon jetzt, es würde für den Jüngeren wieder zu einer Flucht werden.
Er trat hinter Neveo, legte
dem Jüngeren seine Arme um die Taille, der zuckte kurz, weil er ihn nicht gehört
hatte, lehnte sich dann aber an ihn, ohne den Blick vom Fenster zu wenden.
„Worüber brütest du?“,f ragte er ruhig. „Heut ist ein Feiertag. Ist dir das
klar?“, fragte er schließlich. „Einer, auf den wir das gesamte Jahr freudig
warten.“
Kurz sah Neveo auf,
lächelte etwas, zuckte dann mit den Schultern. Für ihn war im Grunde ein Tag wie
jeder Andere, er hatte nie wirklich gefeiert. In Hogwarts, das erste Jahr, war
fast so was wie Weihnachtsstimmung gewesen, aber… immer mit dem bitteren
Nachgeschmack, ein Familienfest ohne Familie feiern zu müssen. Etwas, das sich
heut ganz ähnlich anfühlte. Snape war immer für ihn da gewesen, hatte ihm
geholfen, aber… ihn sicher nie als Familie gesehen oder gewollt und sein Vater…
war nun Snapes Mann! Was war dann er? Das nette Beiwerk? Dann doch lieber gar
nicht! Er… hatte Angst, dass man ihm am Ende sogar Percy wegnehmen könnte.
Percy musste, nicht das
erste Mal in den letzten Tagen, die sein Gefährte brütend und von Verlustängsten
geschüttelt vor dem Fenster oder hinter dem Herd verbracht hatte, ein Seufzen
unterdrücken. Heut hatte er gesehen, was Neveo früher unter Weihnachten
verstanden hatte – extra Arbeit oder in Hogwarts kleinere Geschenke, die man ihm
wieder weggenommen hatte, manchmal verbunden mit einem Tag Ruhe, falscher
Freundschaft und großen Enttäuschungen. „Ich weiß, deine bisherigen Feste waren
nicht toll, aber dein Vater hat etwas extra für dich vorbereitet.“
Neveo murmelte nur leise
etwas, das hoffentlich auch Percy nicht verstand, doch er ließ sich von der
Fensterbank heben. Er wollte gerade nicht mal aus dem Zimmer raus, doch der
Rotschopf zog ihn einfach mit sich, hin zu einem Salon, der in der Nähe von dem
Arbeitsraum seines Vaters war, den er aber bisher nicht betreten hatte. Er war
festlich geschmückt, mit Ästen und seinen selbst gebackenen Plätzchen und
Lebkuchen. Kaum stand er im Raum, spürte er die Arme seines Vaters, die sich um
ihn legten, doch gerade jetzt konnte er sich nicht fallen lassen.
„Neveo!“, lächelte Tom,
drückte den Jüngeren an sich, er spürte, wie angespannt sein Sohn war, es war,
wie Severus ihn vorgewarnt hatte. Der Jüngere schien sich wieder zurückgezogen
zu haben, war noch nicht ganz mit der Bindung zwischen dem Tränkemeister und ihm
im Reinen. Severus hatte ihm erklärt, dass es einfach daran lag, dass diese
Veränderung für den unsicheren Teenager zu schnell gekommen war, doch er ließ
sich davon nicht entmutigen. Er nickte seinem General zu, nahm seinen Sohn dann
mit zu dem Sofa, an dem auch Severus schon sah und ihn mit diesem typischen ‚Ich
hab’s dir doch gesagt‘-Blick ansah.
„Wie war der wenn auch
kurze Urlaub?“, fragte Percy freundlich.
„Kurz“, knurrte Severus
kurz angebunden. Es war nett gewesen, für einen Tag in Frankreich zu sein,
unerkannt und mit der Möglichkeit, für eine Zeit einfach unter sich zu sein, das
erste Mal seit der Lord wieder da gewesen war, doch er hätte gern etwas mehr
Zeit weg von den Anderen und nur mit seinem Mann verbracht. Unmöglich in der
momentanen Situation und mit einem verstörten Jugendlichen, der mit dem, was
gerade vorging, so wenig umgehen konnte, wie mit der gesamten Situation, die
seit Wochen herrschte.
„Sev“, bat Tom ruhig,
lächelte dann. „Hattet ihr eine schöne Zeit?“
„In der Küche“, gab Percy
zurück, zog Neveo näher zu sich, als der sich offensichtlich immer unwohler
fühlte. „Aber egal jetzt. Gehen wir zum schönen Teil über!“ Er wollte, dass das
Neveo auf andere Gedanken brachte, bevor der sich noch mehr in Unsinn rein
steigerte. „Lord“, er hielt dem Anderen ein Geschenk hin, Ergebnis langer
Verhandlungen. Der erste, gültige Handelsvertrag mit Übersee, vor Allem auf Sn…
nun wohl Lord Consort Slytherins Tränke bezogen, seine Bücher und alles Andere.
Nun, und auf Neveos Leckereien.
Mit gehobenen Augenbrauen
entfaltete Tom das Dokument und lachte dann. „Mein roter General, ich glaub das
nicht! Ein Handelsvertrag mit dem Pas?“, fragte er, gab das Schriftstück an
Severus weiter. „Wie hast du das geschafft?!“ Das war England seit mehr als drei
Jahrzehnten nicht mehr geglückt und selbst er war nur auf eine Zeit vertröstet
worden, in der er einige Modernisierungen verwirklicht haben würde!
Percy grinste, deutete auf
Neveo. „Seine Köstlichkeiten öffnen mehr Türen, als wir je hätten vermuten
können. „Nev, gib es ihm“, forderte Percy auf, nahm die Tasche, die er mit
Diesem gestern zusammengestellt hatte, nachdem Tom vor einigen Tagen die Sachen
aus der Schule geholt und einen Anfall bei ihm bekommen hatte, wie leichtsinnig
und mörderisch es sei, ein so unerfahrenes Kind gegen so ein riesiges,
aggressives Tier antreten zu lassen.
Neveo starrte auf den
Rucksack mit den vielen Fächern, der innen auch viel größer war als außen, sah
dann zu Snape, der ihn nicht bedrängte, auf Abstand blieb. Er riss sich
zusammen, der Mann mochte sein Stiefvater sein, aber er hatte ihm auch geholfen,
zumindest nie die Hand gegen ihn erhoben. Also stand er auf, gab dem
überraschten Mann den Rucksack und flüchtete hastig zurück in seine persönliche
Sicherheit. Es war vermutlich albern, aber er fühlte sich nicht gut dabei.
Überrascht musterte Severus
den Rucksack, öffnete ihn in der Erwartung springender Schlangen, doch was er
fand, waren Phiolen, Gläser und Töpfe aus Steingut. Er runzelte die Stirn, nahm
eine Phiole mit Blut hoch – und zuckte herum. „Basiliskenblut?!“, fragte er
ungläubig. „Wo bitte hast du das her?“
Neveo setzte zum Antworten
an, er wollte es wirklich, doch er bekam kein Wort raus! Sollte… Snape das nicht
eigentlich sogar wissen?!
„Erinnerst du dich an das
zweite Schuljahr mit Neveo?“, fragte Tom ruhig, als er sah, dass sein Sohn,
vielleicht auch wegen der harschen Worte, keinen Ton raus bekam. „Damals haben
Alle erfahren, dass er Parsel versteht. Nun, er hat in dem Jahr gegen ein
Monster gekämpft, das war der Basilisk aus Salazars versteckten Kammern. Er
liegt da immer noch präserviert, du kannst ihn jederzeit weiter beernten, Neveo
überlässt ihn dir. Er ist etwa zwölf Meter lang, du solltest eigentlich einen
Lebensvorrat Basilisk haben. Ich hab für heut nur eine kleine Menge geholt, denn
da unten bleibt sie besser frisch, als mit irgendeinem Zauber. Damit solltest du
gut experimentieren können.“
Sprachlos starrte Severus
seinen Stiefsohn an, seufzte dann. Er hatte Gerüchte gehört, natürlich, doch
erstens gab er darauf nicht viel und zweitens hatte er sie einfach nicht ernst
genommen. Also auch er unterschätzte Neveo noch immer. „Danke“, sprach er, zwang
sich zu einem netten Gesicht, holte dann eine schlanke Schachtel hervor und gab
sie dem Jüngeren.
Verwirrt blickte Neveo auf
den Kasten, der ihn entfernt an etwas erinnerte, dann hilflos zu Percy. Was
sollte er denn tun? Er hatte nicht damit gerechnet, was zu bekommen!
Kurz musste Severus sich
davon abhalten, den Jungen, aus purer Gewohnheit, wenn er wieder was Dämliches
machte, Potter zu nennen. „Aufmachen soll helfen“, schlug er daher vor, sich
selbst daran erinnernd, wie viel Neveo im Moment zu verarbeiten hatte und dass
er sicher im Moment nicht dazu bei getragen hatte, es Diesem einfacher zu
machen, mit der doch recht schnellen Hochzeit, mit der nebenbei auch er von Tom
etwas überfahren worden war.
„Na los“, ermutigte Percy
den Jüngeren, selbst neugierig, was da drin war.
Das brachte schließlich
Neveo dazu, den Deckel der Schachtel anzuheben und die Samtauflage beiseite zu
schlagen. Das… das war…!“
„Birke, elf Inches, ein
Kern aus Phönixtränen, Mondblumenblüte und Einhornhaar“, erklärte Severus. „Und
kuck nicht so, es gibt mehr Methoden, einen Stab zu finden, als Hunderte davon
in die Hand zu nehmen. Ehrlich gesagt ist das, was bei Ollivanders vor sich
geht, nicht nur ineffektiv, sondern oft trügerisch, da viele den ersten Stab
nehmen, der reagiert, statt erst mal weiter zu suchen. Das heißt, man hat einen,
der zwar funktioniert, aber nicht geeignet ist. Darum haben viele andere
magische Gemeinden die Blutprobe, wo ein speziell ausgebildeter Stabmacher das
Blut eines Suchenden mit Zaubern untersucht und nach den dort enthaltenen
Informationen einen Stab zusammenstellen. Ich habe etwas Blut in die Schweiz
geschickt.“ Allerdings verschwieg Severus noch eine Zutat des Zauberstabes, der,
was selten war, auch keinen extra Griff hatte, sondern nur ein schlankes Stück
Holz zu sein schien. Eines, dass im Blut der eigenen Mutter gelegen hatte, Tom
hatte dafür sogar eine Phiole von Mirées Blut, die traditionell vor ihrer
Beisetzung entnommen worden war, geopfert. „Nimm ihn in die Hand.“
Keine Phönixfeder? So viele
Sachen im Kern? Neveo hatte noch nie gehört, dass in England mehr als zwei
magische Bestandteile genutzt worden waren, aber wie gesagt, er wusste auch noch
nicht zu viel Die Erklärung von Snape rauschte mehr oder minder an ihm vorbei,
während er mit den Fingerspitzen über das Holz strich, dass unter den
Berührungen warm zu pulsieren schien. Seit er weggerannt war, hatte er keinen
eigenen Zauberstab mehr gehabt, nur ein Mal den von Percy bekommen, nun, er
hatte damals Alles zurückgelassen, da nichts mehr Bedeutung gehabt hatte. Nur am
Rande bekam er den Befehl mit, den Stab zu nehmen, griff ihn vorsichtig aus der
Schachtel, als könne er zerbrechen, nur um seine Magie regelrecht aus sich
heraus zu pulsieren spüren, bevor die Spitze ein wahres Feuerwerk an Funken
sprühte, weit mehr als damals bei Ollivanders. Es fühlte sich auch gar nicht
mehr schwer an, seine Kraft zu bündeln! Es…! Doch dann fiel ihm was Anderes ein.
„Ich… ich… darf ich wieder…?!“, hieß das, er konnte endlich wieder zum Leoparden
werden? Magie benutzten? Mit Percy als Panther toben?!
„Ja“, gab Severus zurück.
„Deine Magie hat sich relativ gut stabilisiert, daher ist es in Ordnung, wenn du
– einfache – Zauber einsetzt oder morphst, aber sicher nicht jetzt. Du und… der
da, ihr könnt später spielen, dass ihr Tiere seid.“
Auch Percy, als er die
Worte hörte, hatte sofort eine Hand um Neveo gelegt, um zu verhindern, dass der
sofort morphte, wohl wissend, wie sehr der Jüngere es vermisste, in seine
Tiergestalt flüchten zu können und wie oft er sich kaum noch hatte zurückhalten
können. „Und nicht vergessen, kein Morphen in der Öffentlichkeit…“
Neveo nickte nur, hielt
weiterhin den ungewöhnlichen Stab in der Hand, bis der Rotschopf ihm einen
Holster um die Arme band und den Stab dort hinein schob.
Mit einem leichten Lächeln
beobachtete Tom seinen Sohn, der unendlich erleichtert zu sein schien, seine
Magie wieder nutzen zu können. Wobei es dem Jungen wohl eher wichtig war, wieder
auf eine andere Art flüchten zu können, doch nach einem Gespräch mit Severus war
er sich nicht mal so sicher, dass das ein Fehler war, denn nun, wo sie wussten,
wer der Leopard war, konnten sie ihm zeigen, dass er wirklich nie in Gefahr war,
so, dass er auch als Mensch mehr Vertrauen fassen würde, nicht nur zu ihm,
sondern auch zum Rest der Welt. Er ließ seinem Sohn einen Moment, dann räusperte
er sich. „Wollen wir weiter machen?“, fragte er lächelnd, gab Percy eine Rolle.
Der Rotschopf lächelte
etwas, entrollte das Papier – und riss die Augen weit auf, starrte auf den Mann
mit den blutfarbenen Augen, der ihn angrinste. „Das…!“
„Nun, wir wissen alle, dass
es irgendwann soweit kommen wird, dass nicht Neveo meinen Platz einnehmen wird,
sondern, dass du es sein wirst, der die tägliche Politik erledigen wird,
irgendwann in ferner Zukunft. Da dachte ich mir, kannst du auch gleich
entsprechend was arbeiten. Du wirst damit einspringen, wenn weder Severus noch
ich zugegen sein können. Daher wirst du von mir ab jetzt als Familienmitglied
gesehen, unter der Prämisse, dass du, wenn es denn soweit ist, offiziell deinen
alten Nachnamen ablegen und Neveos annehmen wirst. Außerdem… wirst du mich ab
jetzt, privat und unter uns, duzen.“
„Ich… danke!“, grinste
Percy, drückte, ohne es selbst wirklich zu merken, Neveo enger an sich. Das hier
war die offizielle Duldung und Anerkennung von dem, was zwischen ihm und seinem
Kleinen war, wie gesagt, er musste seinen Familiennamen nicht fortführen, er
hatte genug Geschwister.
Überrascht über diese
Freude sah Neveo zu seinem Gefährten, der vollkommen auf seinen Vater fixiert
war, er freute sich, dass dem das Geschenk offensichtlich gefallen hatte und er
war noch erleichterter zu wissen, dass er nicht in die Politik gehen musste. Nun
ja, offiziell, hatte man ihm erklärt, musste er schon, doch Percy würde das
Meiste für ihn machen. Mehr musste er nicht wissen. Er kuschelte sich enger an
Percy, nahm dann ein weiteres Päckchen raus, strich über das dunkelgrüne Papier.
Er war unsicher, ob er das wirklich übergeben sollte, sah zu seinem Vater, für
den es war. Als er es fertiggestellt hatte, schien es eine gute Idee zu sein,
doch nun war er sich nicht mehr sicher. Doch schließlich streckte er seine Hand
aus, ließ zu, dass sein Vater das Päckchen nahm.
Lächelnd nahm Tom das etwas
ungewöhnliche, runde Packet an, löste erst die Schleife und zog dann den
schmalen Deckel ab, blickte auf dir Rolle, die sich darin verbarg und entrollte
sie, nur um die Luft heftig einzuziehen. Er blickte über den Rand des Bildes, es
war eine Kohlezeichnung, die so lebendig und echt aussah, als würde sie ihm
gleich entgegen kommen, gemalt auf hochwertigem Papier und mit einer Art Lack
befestigt. „Das… du überraschst mich immer wieder“, brachte er schließlich
heraus, legte die Rolle vorsichtig beiseite, zog seinen Sohn aus dem Schoß
seines Generals und schloss Diesen einfach in seine Arme. „Du hast so viele
ungewöhnliche Talente…“
Mit hochgezogener
Augenbraue schnappte Severus sich das Papier, er sah, dass Weasley grinste, der
wusste also, was da drauf war. Rasch entrollte er es, starrte dann ungläubig auf
das Motiv, dann auf den Jungen, der sich dieses Mal vom Vater halten ließ. Da,
in Kreide, war er. Und nicht nur er, sondern auch Tom, sie mussten was
besprochen haben, denn sie standen beide vor Toms Schreibtisch, er in seiner
typischen Haltung wenn er zuhörte, eine Hand vor der Brust, den Ellenbogen des
anderen Arms darauf abgestützt, die andere Hand unter dem Kinn, ein Finger, der
immer wieder gegen seine eigene Lippe klopfte, vor ihm Tom, eine Hand am
Schreibtisch habgestützt, so, dass er zwischen Schreibtisch und seinem Ge….
Ehemann stand, Toms andere Hand hielt einen Stift. Und auch, wenn es so
offensichtlich eine Besprechung war, wirkte das Bild auf seine Weise intim,
vertraut. Außerdem sah er an seinem Finger den Ring und auch der von Tom war
klar zu erkennen. Reichte es nicht, dass der Junge in der Küche ein Genie war?
Nun gut, dafür, tröstete Severus sich, konnte er sich auf dem öffentlichen
Parkett nicht bewegen und hatte keine Ahnung von Politik oder Tradition.
„Was meinst du, Sev?“,
fragte Tom. „Wo hängen wir es hin?“
„Dein Büro“, murmelte
Severus nur, sah, wie der Ältere seinen Sohn wieder aus den Armen entließ, nach
einem weiteren Dank.
„Gute Idee, dann hab ich
dich immer bei mir“, grinste Tom zufrieden. Er sah zu Neveo, der Sohn, über den
er offensichtlich immer noch so viel nicht wusste. So ein Malertalent gehörte
eigentlich gefördert, Maler, die so gut waren, dass sie die Essenz einer Person
einfangen konnten, schufen die berühmten, bewegten Gemälde und verdienten ein
Vermögen. Aber gut, Neveo hatte sich ja bereits für eine Karriere entschieden.
„Aber jetzt hab ich was für meinen Sohn! Komm! Dein Geschenk war etwas zu
unhandlich zum verpacken! Wir werden hinlaufen müssen!“
Nun selbst neugierig stand
auch Percy auf, folgte mit Severus dem Lord, der seinen Sohn an der Hand
genommen hatte und Diesen nun aus dem Salon raus und einen Gang entlang führte,
einige Zimmer weiter nur, wie es schien, wo eine Tür geöffnet wurde.
Verwirrt ließ Neveo sich in
den Raum schubsen, sah sich um – und stockte. Er stand in einer riesigen Küche,
die allein vier Öfen, mehrere Herde und einen riesigen Tisch hatte, über dem
Tisch hingen lauter Schneebesen, Kellen, Pinsel und andere Dinge, darüber
standen in sauberer Formation Schüsseln, Töpfe, Pfannen und andere Formen, mit
denen er Muffins leichter ausbacken konnte, sogar welche, damit Gebäck aussehen
konnte, wie Tiere! „Das…!“
„Nun, die Hauselfen waren
ein wenig… genervt, dass ihnen ein guter Teil ihrer Küche abhanden gekommen
ist“, erklärte Tom. „Und wenn du wirklich ein eigenes Geschäft versorgen
möchtest, können Hilfsmittel nicht schaden. Einige der Schüsseln können auf
verbalen Befehl rühren, wie du es möchtest, dann rühren sie weiter, während du
Sachen aus dem Ofen holst. Du hast dein eigenes, kleines Reich und… das hier“,
er deutete auf eine Wand, die scheinbar aus goldenem Nebel bestand. Er hatte ein
mittleres Vermögen für das alles hingeblättert, doch allein das strahlende
Gesicht war mehr als Belohnung zurück und wenn er so an Lucius‘ Beschreibungen
von Dracos Geburtstagen, Geschenken, Feiern und Garderoben dachte, war das
nichts mehr, als ein paar Jahre Wert von teuren Dingen, die Jungendliche so zu
haben wünschten. Nicht zu vergessen, dass seine Kammern ohnehin überliefen.
„Was…?“, fragte Neveo,
starrte auf die Wand, die da vor ihm war, streckte seine Hand aus, die darin
einfach verschwand! Erschrocken zog er sie zurück.
„Ich habe gesehen, dass du
das Flooen nicht so magst, würdest du das mit Tabletts machen, würden Torten
oder Ähnliches kaputt gehen“, grinste Tom, schubste seinen Sohn dann einfach
durch den Schleier, bevor sie alle hinterher gingen.
Japsend versuchte Neveo,
sich selbst abzufangen, starrte dann auf die Umgebung, die mit einem schnellen
Zauber erhellt wurde. Er stand… in einem elegant eingerichteten, groß anmutenden
Verkaufsraum, der hell und sauber war, mit hellem Holz ausgekleidet und mit
hellen Regalen, auf denen bereits kleine Tütchen seiner abgepackten Kekse
standen, eine große, verzierte Torte stand im Zentrum einer Theke, umgeben von
anderem Gebäck, in kleinen Körben drängten sich unterschiedliche Muffins, das
Resultat seines Backrausches gestern, wie er sah und dann waren da noch viele
freie Plätze, die er mit Experimenten füllen konnte, er hatte ja begonnen, sich
bei Trüffeln auszuprobieren. Recht erfolgreich bei den ersten, kleineren
Versuchen, bedachte man, dass sie ihm von allen aus der Hand gerissen worden
waren. „Das….! Ist das…?!“ Er hatte schon erste Veränderungen im Laden gesehen,
als die Zwillinge sie ihm gezeigt hatten, aber das hier… das war eine andere
Welt! „Das… das muss doch… das war… viel zu teuer“, nuschelte Neveo kraftlos.
„Ich.. ich hab doch gar kein Geld!“ Immerhin war er kein Potter, er hatte also
auch dieses Geld nicht.
Tom schüttelte den Kopf.
„Du hast das Konzept von Geschenken noch nicht so ganz verstanden“, stellte er
nur fest. „Das ist mein Geschenk an dich und ich will sicher nicht, dass du
dafür bezahlst, du bist mein Sohn und wir haben Geld, glaub es mir, viel davon.
Sehr viel. Gut, das her war teuer, sieh es als Geburtstags und
Midwintergeschenke der letzten Jahre, nicht zu vergessen, dass das ja auch für
deine Zukunft ist.“
„Ich…“, versuchte Neveo
anzusetzen, doch er kassierte drei Paar warnender Blicke, also versuchte er
nicht, zu protestieren oder die Anderen dazu zu bringen, es sich anders zu
überlegen, denn das schien ihm gerade ohnehin etwas sinnlos, die sahen
entschieden zu entschlossen aus und so, als würde sie alle durch dasselbe Rohr
pfeifen. „Danke“, brachte er schließlich raus, schämte sich richtig, für seinen
Vater nur das Geld gehabt zu haben, umarmte Diesen. Da dachte er das
Schlechteste, fürchtete, abgeschoben zu werden, wegen dessen Heirat und dann
bekam er das hier!
„Besser“, lobte Tom, der
sah, wie sein Sohn verstummte, als der merkte, dass keiner zulassen würde, dass
er das Geschenk nicht annahm, nahm den Jüngeren in die Arme. „Und jetzt kommt,
das Essen ist fertig, denke ich.“
Percy lächelte, drückte
Neveos Hand und nahm den Jüngeren mit zurück durch den schimmernden Vorhang,
zurück in den Salon, wo der Tisch tatsächlich schon gedeckt war, er hatte mit
dem Lord abgesprochen, dass sie etwas eher gehen würden, dass die beiden und
auch Neveo und er noch etwas Zeit für sich haben würden, einfach, weil er auch
noch Geschenke für seinen Gefährten hatte und weil er wusste, dass der ihm das
Geschenk allein geben wollte. Sie würden nun essen, noch etwas beieinander
sitzen und dann würden sie beide sich zurückziehen.
„Ah, Lucius!“, lächelte
Cornelius, sah den Blonden an, der gerade in sein Büro kam. Er war immer noch
Minister, doch nun nicht mehr der Minister, sondern auf eigenen Wunsch zuständig
für die Außenpolitik, während der Blonde weiterhin als persönlicher Berater am
Tisch des Lords sitzen würde. Außerdem war der Beste zum Vorsitzenden des
Schulgremiums gemacht worden. Auch er hatte immer noch großes Interesse an den
Dingen, die mit dem ewigen Zankapfel Hogwarts geschehen würden.
Der Blonde lächelte
höflich, senkte grüßend den Kopf und setzte sich auf den ihm gewiesenen Stuhl.
Midwinter war dieses Jahr etwas angespannt gewesen, auch, weil Draco seine
Strafe nun vielleicht einsah, sowie die Fehler, die er gemacht hatte, aber auch
nicht darüber hinweg kam, dass er nicht nur zu diesem in seinen Augen
entwürdigenden Praktikum gezwungen worden zu sein, sondern, dass man da auch
noch allen Ernstes von ihm erwartete, wirklich zu arbeiten. „Wie war das Fest?“
„Anstrengend, wie immer bei
Familienfeiern, aber auch sehr schön. Mein Sohn hat eine feste Freundin, die er
demnächst bitten will, sich mit ihm zu binden. Nettes, höfliches Mädchen,
allerdings muggelgeboren, sie hat nicht wirklich Ahnung, auf was sie sich
einlässt. Ich habe gesagt, er kann sie gern heiraten, aber nur, wenn er dafür
sorgt, dass sie sich nicht bis auf die Knochen blamiert. Und selbstverständlich
muss sie zustimmen. Sie denkt, es gibt
in der magischen Welt vier oder fünf Arten von Jobs, sie hat Talent für
Transfiguration und Sprüche, aber an so was wie Spruchweberin hat sie nicht mal
gedacht, weil ihr das einfach kein Begriff war.“
„Oh, ich kenne das
Problem“, gab Lucius zurück, massierte sich die Stirn, dachte an Neveo und an
die Kinder, die noch im Haus des Lords lebten und auf ihre Umsiedlung in einigen
Wochen warteten, noch wurde das Gebäude selbst modernisiert, da das in einem
schrecklichen Zustand war, ohne Sporthalle, nur mit Quiddich, was ja auch nicht
alle spielten, ohne Gemeinschaftsraum für alle. „Der Unterricht für die Schüler
der letzten beiden Klassen gibt es obligatorische Berufsbildungstage, auch die
Kinder, die wir aus Muggel und Halbblutfamilien holen, werden schon in den
ersten Jahren mit verschiedenen Berufen vertraut gemacht.“
„Haben die Bauarbeiten
schon begonnen?“, fragte Cornelius interessiert, immerhin galt eines der
Hauptaugenmerke des Lords auf der Bildung der Kinder.
Da musste Lucius lachen.
„Nun, was soll ich sagen?“, fragte er. „Das gesamte Gelände ist eine einzige
Baustelle, nicht nur innen, sondern auch außen. Draußen wird gerade Erde
ausgehoben um die ersten Fundamente für die neue Internatsschule für jüngere
Kinder zu schaffen, das Gelände um diesen Ort musste vorher aber vollständig
gesichert werden, da in spätestens drei Wochen die Schüler nach Hogwarts zurück
sollen, denn der Lord wird langsam wahnsinnig mit all den Kindern in seinem
Familiensitz“, erklärte der Langhaarige. „Außerdem wird eines der
beschlagnahmten Anwesen der Kriegstreiber gerade zu einem Heim für die ganz
jungen Kinder bis zu acht Jahren umgebaut, denn schon jetzt haben wir vierzehn
von ihnen aus Familien holen müssen, in denen sie nicht gut aufgehoben sind. Sie
leben noch in einem Provisorium, aber den Meisten geht es schon jetzt, nach zwei
Wochen, besser, als in ihrem bisherigen Leben.“
„Ah, das ging schnell“,
stellte Cornelius fest.
„Es gibt keine Zeit zu
verlieren. Diese Kinder sind die Zukunft, sie von ihren Familien totschlagen zu
lassen ist etwas sehr dummes“, machte Lucius klar. „Dazu kommt, dass Hogwarts
viel verfallener war, als wir schon befürchtet hatten. Bisher hat nur die alte
Magie und die Magie der Hauselfen wohl das Schlimmste verhindert. Die Zwerge
sind am Fluchen, sie haben Fluchbrecher, Bannweber und Runenmagier bestellt, um
wieder gut zu machen, was in über fünfzig Jahren dort geschehen ist. Der dritte
Stock, der verbotene Flur… weißt du, was dort geschehen ist?“, fragte er den
Anderen, nicht auf eine positive Antwort setzend.
Cormelius zuckte mit den
Schultern. „Wir wurden schon zu meiner Zeit vor dem Flur im dritten Stock
gewarnt und schon damals habe ich mich ehrlich gesagt gefragt, warum er nicht
einfach gesperrt wird, wenn er so gefährlich ist. Soweit ich weiß, ist damals in
meinem Jahrgang ein kleiner Junge verschwunden, er ist vor anderen Kindern
weggerannt und hat sich da versteckt. Er ist nie wieder aufgetaucht.“
„Doch, das ist er“, gab
Lucius ruhig zurück. „Sein Skelett befand ich ein kleines Stück im Gang des
dritten Stocks, er wurde von Schutzschilden umgebracht, die nur Dumbledore
errichten konnte. Die Zwerge haben zwei Wochen gebraucht, um sie zu sprengen.“
„Was…?“, fragte Cornelius,
der nicht mal wusste, was er sagen sollte. „Was hat dieser Irre da versteckt?“,
brachte er schließlich heraus, es war die einzig sinnvolle Erklärung für so
aggressive Zauber, die sogar Kinder umbrachten.
„Vieles…“, gab Lucius
zurück, immer wieder amüsiert über die schnellen Schlüsse des angeblich doch so
dämlichen Mannes. „Wusstest du zum Beispiel, dass Dippet dort gestorben ist? Der
Direktor vor…“
„Lucius, für wie dumm
hältst du mich? Ich weiß, wer Dippet ist! Und dass er versucht hat, das zu tun,
was richtig ist – die Schule als Ort des Lernens zu erhalten, im Gegensatz zu
seinem damaligen Transfigurationslehrer, wie ich betonen möchte.“
„Wir haben Dippet gefunden,
besser gesagt, seinen ziemlich verzweifelten Geist. Ein depressiver Geist, das
war mal was Neues, das garantiere ich dir“, erzählte Lucius, der den Mann jetzt
noch vor sich sah. „Er hat uns erzählt, dass Albus zu ihm ins Büro gekommen ist,
dem Zeitfenster nach wohl kurz bevor der Grindelwald umgebracht hat, um ihn
davon zu überzeugen, wie wichtig es wäre, dass Kinder keine schwarze Magie mehr
lernen und nach den Gesetzen der sogenannten, weißen Kaste leben. Er hat den Man
empört des Büros verwiesen und ihm gesagt, er soll mit seinem
Kündigungsschreiben rechnen, das sei eine Schule, kein politisches
Schulungszentrum und schwarze Magie und weiße Magie wären nur zwei Seiten einer
Medaille. An dem Abend hat ihm sein Essen nicht wirklich geschmeckt und als er
aufgewacht ist, stellte er fest, ein Geist zu sein. Was nur bedeuten konnte,
dass da noch eine Aufgabe auf ihn wartete, denn so wollte er selbst nie enden.
Auf jeden Fall erzählte er uns, dass er auf seinem Weg durch die Schule vieles
mitbekommen hat, das ihn entsetzte. Er sah, wie Albus ein vierzehnjähriges,
reinblütiges Mädchen verführte, das auch du kennst, er sah aber auch, dass er
danach zu seinem anderen Lover ging, der kein Geringerer als Grindelwald selbst
war, um Diesen so umzubringen, wie er beseitigt worden war. Hinterfotzig, ohne
fairen Kampf oder sonst etwas.“ Lucius ballte seine Fäuste. So etwas ging ihm so
gegen den Strich! Doch er atmete tief durch, redete dann weiter. „Durch seine
Bekanntmachung von Grindelwalds Tod ging der von dem Direktor vollkommen unter
und als Albus dann wohl verlangte, Direktor zu werden, übergab man ihm den
scheinbar unwichtigen Posten nur zu gern. Dippet hat versucht, mit Jemandem zu
reden, doch Dumbledore hat ihn erwischt und seinen Geist, zusammen mit Gemälden
der Gründer und von Direktoren, die sich vehement gegen seine Ernennung wehrten,
die nicht ordnungsgemäß gewesen ist, in den dritten Flur der Schule verbannt. Er
selbst hat dann dafür gesorgt, dass Jeder, der seinen dreckigen Geheimnissen auf
die Spur kam, wie dieser Junge, den du erwähnst, sofort den Tod fand. Es war
nicht die einzige Leiche, die wir gefunden haben. All die verschwundenen Kinder
lagen da. Einige sind als Geister geblieben, sie wollen ihre Eltern wiedersehen,
da ist ein kleines, elfjähriges Mädchen, dem wir sagen mussten, dass ihre
Familie ausgelöscht wurde, weil sie Nachforschungen nach ihrem Verbleib
angestellt haben.“ Lucius sah zu dem Anderen auf. „Das war wirklich keine schöne
Woche“, murmelte der Blonde, rieb sich über die Stirn.
„Das ist…!“, brachte
Cornelius mühsam heraus. Er wusste von sieben oder acht verschwundenen Kindern.
Man hatte immer gehofft, sie irgendwann wieder zu finden oder dass sie in einer
weit entfernten Zukunft oder Vergangenheit gelandet waren. Von ihrem Tod direkt
nach dem Verschwinden hatte nie Jemand versprochen.
„Das ist eines von vielen
Geheimnissen. Allein die Vorstellung… Dumbledore hat Jemanden umgebracht, dem er
gesagt hat, er würde ihn lieben, das… das ist, als hätte Severus den Lord
beseitigt, um selbst dessen Macht zu übernehmen!“, undenkbar natürlich für
Lucius, denn sein bester Freund aus Jugendtagen, wenn auch jünger als er, war
eine treue Seele, der das, was er hatte zu viel bedeutete, um es für Macht
wegzuwerfen. Ehrlich gesagt, bezweifelte Lucius, dass Severus mit seiner Rolle
im Scheinwerferlicht der Macht so erstrebenswert fand, er blieb nur, weil er
ihren Lord liebte, das hatte Sev ihm gesagt, am Tag der Bindung im engsten Kreis
der Vertrauten. Und Gellard Grindelwald musste Dumbledore geliebt haben, um ihm
genug zu vertrauen, Essen, was der ihm gegeben hatte, auch zu essen, denn der
Mann war selbst heut noch legendär für seine Paranoia.
„Eine Seele, einen Geist zu
hindern, zu tun, was er tun muss…“, murmelte Cornelius. Sicher, sie gruben
praktisch jeden Tag mehr aus über diesen Mann, doch das war eines der
schlimmsten Verbrechen überhaupt. Kinder, die nichts getan hatten, hatten
sterben müssen, weil sie vielleicht etwas hätten erfahren können, dass dem
Andere nicht gefiel!
„Ja. Morgen wird Direktor
Dippet seine Aussage vor dem Wizgamont machen, in Anwesenheit des
Herrscherpaares“, erklärte Lucius. „Wir hoffen, dass wir ihn so erlösen können.
Auch die verbliebenen Geister der Kinder werden ihre Geschichten erzählen, keine
davon sehr schön, eines schien ganz bewusst von Dumbledore in diesen Stock
gelockt worden zu sein, eben damit es verschwindet und so den Anderen Angst
machen wird.“
Cornelius schüttelte den
Kopf. Natürlich wusste er von der Versammlung, doch Niemand hatte bisher in
Erfahrung bringen können, worum es ging, nur, dass ohne gute Entschuldigung
Abwesenheit nicht toleriert werden würde. „Das wird ein harter Tag, einige der
Leute sind immer noch nicht bereit, das gesamte Ausmaß von Dumbledores Tun zu
sehen.“
„Ich weiß, aber nach Dippet
und den Kindern werden sie es wohl müssen“, gab Lucius zurück. „Es wird nicht
schön werden, aber es muss ja geschehen. Nun, aber sonst ist auch der dritte
Flur wieder sicher. Die Gemälde der Gründer, die dorthin verschwunden sind,
wurden wieder in die große Halle gebracht, der Alte hat sie auch verschwinden
lassen und sagen wir es mal so während Salazar sich auf spitze Kommentare
beschränkt hat, ist Godric Gryffindor ausgerastet, er hat mir mehr als acht
Sprachen zu fluchen begonnen. Der Lord und Severus sind gerade dort, um mit den
Gründen zu besprechen, wer als neuer Direktor in Frage kommen würde.“
„Nun, wir wussten doch
schon immer, dass Slytherins sich zurückhalten und Gryffindors ihr Herz auf der
Zunge tragen“, grinste der Minister.
„Ja, und jetzt weiß ich
auch, warum das so ist“, konterte Lucius, doch er war immer noch amüsiert, vor
Allem darüber, wie Salazar den Anderen am Ende mit einem Wort in einer ihm
fremden Sprache zur Ruhe gebracht hatte. „Immerhin – die Schlafräume der Schüler
sind jetzt modernisiert, das Gebäude ist stabilisiert, Mängel sind ausgeglichen
und neben im ersten Stock befinden sich jetzt zwei große Hallen, die man mit
Wänden noch weiter unterteilen kann und in denen es jetzt Sport geben wird.“
„Zumindest ein
Fortschritt“, stellte Cornelius ruhig fest, er streckte sich etwas. „Was wird
noch kommen?“, fragte er. „Was will der Lord jetzt tun?“
„Oh, sobald für die
Unterbringung und Betreuung der Kinder gesorgt ist, was seine höchste Priorität
war, will er beginnen, die schwarzen Löcher im Ministerium zu schließen, die
Verwaltung sinnvoll umstrukturieren, verschlanken und die Auroren besser
auszubilden. Er hat von einigen Verbündeten Auroren angefordert, die unsere
Leute auf Vordermann bringen sollen.“
„Oh, endlich“, nickte
Cornelius. „Dann werde ich mich wieder an die neuen Pläne machen“, er deutete
auf den Schreibtisch. „Er wird sie dann wohl bald haben wollen.“
„Will er, so schnell es
eben geht.“
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