10. Kapitel

„Fen…“

„Hm?“, fragte der Wer ruhig, die Augen geschlossen, das Gesicht der Sonne zugewandt, die herrlich auf ihn schien. Es war zwar kalt, doch nicht so unangenehm, nun, wo der Schnee langsam schmolz und stattdessen der Frühling seine ersten Blüten trieb. An den ersten Stellen traten die Schneeglöckchen durch die Erde, da, wo der Schnee bereits verschwunden war. Er liebte diese Tage des Wechsels, dann waren für seine Sinne die Gerüche besonders intensiv und gut. Voller Leben. Vor Allem jetzt, wo er auch seinen Gefährten hatte und wo endlich Alles besser zu werden schien, was um ihn herum geschah. Darum war er mit Fred hier. Er liebte Spaziergänge, Bewegung.

Fred blickte auf die vor ihm liegende Fläche, die kaum noch mit Resten schmelzenden Schnees bedeckt war, während er sich an den Älteren zurücklehnte, der seinen einen Arm besitzergreifend um seine Mitte gelegt hatte, wie er es meist zu tun pflegte. Erst nach einer Weile begegnete er dem fragenden Blick des Älteren. „Ich… ich will, dass… du mich zu einem von euch machst.“ Er hatte auch schon mit seinen Brüdern darüber geredet, Percy hatte nur mit den Schultern gezuckt und gemeint, dass er damit gerechnet habe, Neveo hatte ihn umarmt und gemeint, dann könnten sie gemeinsam rennen, außerdem habe er schon immer mal einen roten Wolf sehen wollen und George… George hatte gemeint, dass das abzusehen gewesen sei. Es war so anders, als er erwartet hatte. Viele der Wer konnten jederzeit ihre Form wechseln, ohne Schmerzen, solang sie sich selbst akzeptierten, wie sie eben waren.

„Was?“, fragte Fenrir verdattert, starrte auf seinen Gefährten, bevor er lachte. Er hatte gehofft, dass der Jüngere sich irgendwann dazu entschließen würde, doch er hatte es, nach dem einen Gespräch ganz zu Beginn, nie wieder angesprochen. Er hatte das ernst gemeint, es war allein Freds Entscheidung und eine, die vieles ändern würde, auch für dessen Zwilling und für ihr gemeinsames Geschäft, denn dann konnte sein Gefährte wirklich kein Silber mehr nutzen. Oder… war das der Grund, warum der Andere einige Aushilfen ausgebildet hatte? Das könnte es sein! „Ist… das dein Ernst?“, fragte er leise, während er schon spürte, wie das Serum ihm in die Zähne schoss. Sein Wer schien sehr überzeugt zu sein.

„Ja“, lächelte Fred einfach nur. Er spielte schon seit Weihnachten mit dem Gedanken, hatte mit George und den anderen geredet, begonnen, Leute auszubilden, die ihnen mit den Produkten helfen konnten, denn sowohl George und er, die inzwischen auch in Frankreich, Deutschland, den Niederlanden und im nordischen Bereich ihre Produkte verkauften, alsauch Neveo mussten dauernd mehr produzieren. Er streckte sich etwas, küsste den Älteren leicht auf die Lippen. „Ich will ein Teil deines Rudels werden… und Nev is schon ganz gespannt auf einen rothaarigen Wolf.“

Das brachte Fenrir sogar zum Lachen, er nickte einfach, drängte den Jüngeren gegen einen Baum, küsste dessen Hals entlang – und biss erneut heftig zu, als er die Stelle erreicht hatte, wo er seinen Gefährten schon ein Mal markiert hatte. Nur nutzte er dieses Mal das Serum, injizierte es, einfach nur glücklich. Er konnte Fred zeigen, wie schön es war, ein Kind des Mondes zu sein, wenn man sich nicht, wie ein Idiot, wie Lupin, gegen sein eigenes Wesen wehrte. Er spürte, wie nur kurz nach dem Biss die Beine des Jüngeren nachgaben, er hob Diesen hoch, setzte sich auf einen umgefallenen Baum und wartete. Da der Jüngere sich nicht zu sehr wehrte, sollte es auch nicht zu schmerzvoll sein.

Fred keuchte leise, als der Andere sich seinen Hals entlang küsste, er zuckte auch nicht, als dessen Zähne sich wieder in das vernarbte Mal bohrten. Das tat der Beste öfter, vor Allem beim Sex. Nur war es dieses Mal anders. Es brannte mehr und nach kurzer Zeit wurde ihm schwarz vor Augen. Er merkte, wie er in die wartenden Arme sackte. Das Nächste, was er dann wusste, war, dass er auf einer Wiese stand, umgeben von leicht wogenden Gräsern, in der Nacht und über ihm der große, silbern glänzende Vollmond. Er sah sich um, irritiert, wie er hier gelandet war und wo Fenrir geblieben war!

„Er wacht über dich, während der Wandlung.“

Erschrocken wandte Fred sich um, sah eine Frau, die wirklich attraktiv wirkte, auf eine rein objektive Art. Mit langen, fließenden, silbrigen Haaren, einem silbrigen Gewand und silbrigen Augen. „Wer…?“

„Ich bin Mutter Mond“, lächelte die Frau freundlich. „Willkommen, mein Kind. Ich habe schon auf dich gewartet. Ich habe Fenrir nicht die Geduld zugetraut, so lang zu warten. Er liebt dich wirklich sehr. Und du ihn.“

Fred lächelte einfach etwas, nickte aber dann. „Sonst hätte ich diesen Schritt nicht getan“, gab er ehrlich zurück. Zwar wirkten die Wer in ihrem Rudel glücklich und zufrieden, doch er war es ja auch gewesen.

„Gut“, nickte die Göttin einfach, lief ein Mal um den Jungen herum. „Wichtig ist einzig und allein, dass du deine wilde Seite auch akzeptierst. Hast du Hunger nach Fleisch, dann nimm es dir, willst du rennen, tu es und lass dir von Niemandem sagen, dass dein Weg zu leben falsch ist. Wehr dich nicht gegen dein inneres Wesen und lauf mit mir, wenn ich am Himmel bin.“

Fred lächelte einfach und nickte. Er sah, wie die Frau verschwand, so, wie die Umgebung. Stattdessen nahm er einen bekannten Geruch wahr. Fenrir. Doch nicht nur das, er roch besser, als sonst, intensiver, lecker, unvergleichlich! Es war so erregend, allein das zu riechen! War das, wie er für den Anderen bei ihrer ersten Begegnung gerochen hatte? Dann musste er sagen, musste Fenrir sich verdammt gut im Griff haben, dass er damals so lang gewartet hatte, um ihn zu überfallen! Er schnüffelte, noch bevor er die Augen öffnete, spürte die Hände des Älteren, die ihm halfen, sich aufzurichten, vergrub seine Nase in dessen Hals. „Du… riechst so… so gut“, keuchte er. 

„Ich weiß“, grinste Fenrir. Er küsste den Jüngeren, beobachtete, wie der nun die Augen öffnete, deren blaue Farbe nun mit Gold zu unterlegt sein schien. Er küsste den Anderen, spürte. Wie intensiv es nun war. „Und du hast dir einen tollen Tag ausgesucht. Riech mal, wie intensiv die frische Luft ist und…“, weiter kam er allerdings nicht, bevor der Rotschopf ihn vom Stamm geschubst und sein Hemd aufgerissen hatte.

„Riechen später, jetzt Sex!“, knurrte Fred, der vorhatte, den Rat der Göttin, seinen Instinkten nachzugehen, voll auszuschöpfen. Vor Allem, da ihm trotz des etwas feuchten Wetters gar nicht kalt war. Umgebung später, Gefährte zuerst, er wollte… ihn auch markieren! Und noch bevor er wusste, was er da tat, hatte er den Anderen heftig gebissen…

 

 

„… ganz einfach“, argumentierte Ron. „Vater hat es uns doch erklärt! Da können die gar nicht so viel Leute rum positionieren und wir können mit etwas Vielsafttrank locker rein. Denk nur! In einer Woche sind wir endlich da, wo wir hingehören!“ Er grinste breit, lehnte sich an die Wand des Hotelzimmers, das bei weitem nicht seinen Ansprüchen genügte. Es war klein und ordentlich, aber auch sehr, sehr einfach und noch schlimmer – es war muggel. Nur hier konnten sie sich sicher verstecken, ohne etwas fürchten zu müssen. Und Charlie hatte ihnen die Karten besorgt. Oh, der Halbbruder mit den Drachen war bei Weitem nicht in Ordnung und er war feige, wollte nicht direkt helfen, aber er war nützlich. Vielleicht würden sie den sogar am Leben lassen. Anders, als die Anderen. „Die werden ihn nicht schützen, nur die Ratte! Sag mir nicht, dass du diesen Pfennigfuchser nicht umbringen willst, weil er auch rote Haare hat!“

Ginny beschränkte sich darauf, die Augen zu verdrehen. „Weiß ich ein so großer Percy-Fan war oder wie? Der is mir so was von gleich! Ich hab nur keine Lust, dass was schief geht, denn ich will nicht gefangen genommen werden! Wir sind Dads Arme und Beine, er kann ohne uns nichts tun! Er ist unbeweglich, das hier muss auf Anhieb klappen und du neigst nun mal dazu, zu früh, zu schnell und zu unsauber zu handeln! Was du auch ganz genau weißt!“

Ron verdrehte die Augen. „Ich bin nicht dumm“, knurrte er ungehalten. „Und ich weiß, wann und wie ich zu reagieren habe. Ich werde das schon hin bekommen, krieg dich wieder ein. Darum sind wir ja auch beide da! Ich werde die Wachen ablenken und auf mich ansetzen, du wirst den Job erledigen. Hoffen wir nur, dass das Zeug arbeitet…“ Er hielt die Anhänger und Armbänder hoch, sah sie verächtlich an. Doch sie waren ein essentieller Teil des Plans, von ihrem Vater zusammengesucht. Dinge, die praktisch alles an Flüchen abwehren konnten. Einfache, mittlere, sogar einige schwere Bindezauber, Angriffszauber und andere Dinge. So, dass er würde fliehen können, um Ginny den Weg frei zu machen. Wenn ihr Halbbruder verreckt sein würde, würde die Ratte drauf gehen und damit war der Weg zu Voldy-Moldy frei, der von einem anderen, treuen Anhänger ausgeknockt werden sollte, nicht umgebracht, nur etwas gefoltert, um anschließend öffentlich hingerichtet zu werden. Anschließend konnten sie all den Müll rückgängig machen, der beschlossen worden war und ihre eigene Weltordnung endlich umsetzen und Ron musste nie wieder was von dem Weichei hören, das ihn zwang, so ein Leben zu führen!

Endlich, endlich würde er Prinz sein, künftige König, engster Vertrauter seines Vaters. Er würde eine hochstehende Hexe heiraten, nebenher noch einige Geliebte haben, in einem richtigen Harem, um die Linie zu sichern, während seine Schwester als Königin über ein anderes Reich herrschen würde,  sobald sie geheiratet, ein Kind bekommen und ihren Mann dann beseitigt haben würde. Ein Leben in Luxus und Gloria und es war nun zum Greifen nah! „Ich freu mich“, lächelte Ron schließlich, sah zu seiner Schwester, die die Phiolen gerade abfüllte. Drei Tage, dann würde es soweit sein, nur noch drei Tage!

„Oh ja, endlich wieder ein ordentliches Haus, Luxus, Hauselfen, anständige Klamotten und einige Leute, die wir fertig machen können“, nickte Ginny einfach, streckte sich dann und sah zum Bett, wo die einfache, lächerliche Kleidung lag, die sie so hasste, keine Seide, kein Satin, nur billige Ware, wie alle sie hatten. Nicht mal die Qualität der Dinge von Malfoys! Das war eine solche Schande! Diese Sachen verkannten ihre Schönheit! Nun, nicht mehr lange…

 

 

„Und?“, fragte Neville schließlich das durchscheinende Mädchen vor sich, lächelte etwas. „Wirst du mit uns kommen? Sie sind hier. Deine jüngere Schwester und dein älterer Bruder. Sie sind extra aus Indien gekommen, um dich zu sehen. Sie wollen auch nicht, dass du hier bleibst. Sie wussten einfach nur nicht, dass du hier bist.“ Am liebsten hätte er die Kleine in die Arme genommen, doch genau das war es ja leider, was man mit Geistern nicht tun konnte.

Juliana sah auf, wischte über ihre Wange, wohl wissend, dass sie weinte, und nickte. Das erklärte, warum Graham nicht da gewesen war, am Tag der Einweihung vom Gedenkstein. Wie hätte er in Indien und mit einem neuen Nachnamen, davon wissen sollen? Sie konnte es ihnen sagen. Alles konnte gut werden… „Kommen… kommen sie hierher?“, fragte Juliana leise. Sie mochte nicht runter gehen, lieber hier bleiben, versteckt. Denn sie mochte die Massen nicht, die in der großen Halle waren. Hier, wo sie so lang gefangen gewesen war, fühlte sie sich auch sicher.

„Gut“, nickte Neville. „Wir beide“, erzog Luna zu sich. „Wir werden gehen und die beiden zu dir schickten, dann…“

„Nein! Nein, bitte nicht, bitte.. ihr sollt bleiben“, verlangte Juliana leise. Sie hatte Angst. Neville kannte sie inzwischen, er war oft bei ihr, erzählte ihr lustige Geschichten von dem, was er mit seinen Freunden, auch dem Prinzen, in seiner Schulzeit, hier getan hatte, und Luna, die immer lächelte und ein gutes Wort hatte, aber ihr Bruder… er war ein Fremder für sie, er war, im Gegensatz zu ihr, erwachsen geworden, vor einer langen Zeit, war nun etwa sechzig Jahre und die Schwester, die dabei war, hatte sie nie kennen gelernt. Sie war eine vollkommen Unbekannte.

„Natürlich“, nickte Luna ruhig. „Wir werden bleiben, kleines. Ganz ruhig. Selbst, wenn er wollte, er könnte dir doch gar nichts mehr tun und ich bin mir sicher, er würde es auch gar nicht wollen. Du bist seine kleine Schwester, ich wette, er hat eher ein schlechtes Gewissen, weil er dich damals nicht beschützen konnte.“

„Er… er is… ein Fremder“, flüsterte Juliana leise. Und er war jetzt in dem Alter, in dem auch Dumbledore damals gewesen war, als er sie in diesen grausamen, schmerzhaften Tod gezerrt hatte, der sie noch immer hier hielt. Und auch, als sie noch gelebt hatte, war er wirklich nicht immer nett zu ihr gewesen, sie war eben nur die kleine, dumme Schwester gewesen, um die man sich kümmern musste, die im Weg war.

„Keine Sorge, wir bleiben“, bestätigte Neville erneut, er blieb, während Luna um die Ecke ging, um die beiden Erwachsenen zu holen, die mindestens so nervös waren, wie das kleine, durchscheinende Mädchen, nicht wissend, was sie denn so Wichtiges zu sagen hatte, das sie hier hielt. Er hatte mit den Beiden geredet, die sich tatsächlich erst gemeldet hatten, als Lunas Dad es geschafft hatte, einen Aufruf auf die Titelseite der Magic International zu bekommen, einem Magazin, das es überall gab und auf dem ein Zauber lag, so, dass Jeder es lesen konnte. Adrika, die in Indien geborene Schwester, hatte den Artikel gefunden und sich daran erinnert, dass ihr Bruder mal in England zur Schule gegangen war und dass sie dort eine Schwester verloren hatten, es war der Grund für das Verlassen des Landes gewesen. Und der Grund dafür, dass Graham sich bis heute schreckliche Vorwürfe machte, er war nicht da gewesen, um der Schwester, die er damals wohl auch als Belastung empfunden hatte, zu helfen, dabei musste sie am Tag ihres Verschwindens sogar bei ihm gewesen sein, um ihm etwas zu sagen. Er hatte sie damals abgefertigt, weil er zum Quiddich gehen musste.

Am Tag nach ihrem Verschwinden hatte er das Team verlassen, nur noch nach Juliana gesucht, doch immer gewusst, dass sie tot sein musste. Er war am Ende ein Auror geworden, spezialisiert auf verschwundene Kinder, mit einem einzigen, bisher offen gebliebenen Fall – dem seiner kleinen Schwester.

Adrika hatte Graham wohl mehr als eine Woche lang bearbeiten müssen, um überhaupt wieder hierher zu kommen und sich auch seiner Vergangenheit zu stellen, an der seine Eltern am Ende sogar zerbrochen waren. Ihr Vater war zum Alkoholiker geworden, weil er die Vorwürfe seiner Frau nicht mehr ertragen hatte, die schon ein Jahr vor Julianas Tod das Land hatte verlassen wollen und sie… hatte den Tod ihrer erstgeborenen Tochter nie verkraftet, sie war gestorben, als Adrika fünf Jahre alt gewesen war. Graham hatte seine Schwester aufgezogen und er hatte sehr, sehr überbeschützend gehandelt, was zu einem grauenvollen Streit geführt hatte, bei dem Adrika erst erfahren hatte, dass sie eine ältere Schwester gehabt hatte.

Juliana sah auf, sie wünschte sich gerade nichts mehr, als die Hand des netten Jungen nehmen zu können, doch sie würde, wie durch Alles, nur durchgreifen. Sie saß da, hielt sich an ihren angezogenen Knien fest, während schließlich zwei Leute auftauchten. Eine frau mit langen, dunkelbraunen Haaren, wie Graham sie gehabt hatte, einem Punkt auf der Stirn und einem komischen Kleidungsstück, neben ihr ein Mann mit dunklen, kurz geschnittenen Haaren und einfachen Roben, einem stoisch ruhigen Gesicht und vorsichtigen Augen. Doch sie erkannte ihn, auch, wenn er kaum noch aussah, wie der flinke, schlanke Junge aus der Schulzeit, der nichts lieber getan hatte, als Quiddich zu spielen. Es war ihr Bruder.

„Oh Merlin“, flüsterte Graham nur, als er den kleinen Geist sah. Durchscheinend, kaum höher, als seine Hüfte, er wusste es, sie war damals einen Meter dreißig gewesen, mit einer Schuluniform, Kniestrümpfen und den einfachen Ballarinas, die sie so toll gefunden hatte, dabei war es für die Schuhe an dem Tag viel zu kalt gewesen. Ihre Haare waren noch in demselben Zopf geflochten, den sie damals getragen hatte und aus dem Gesicht sahen ihn verängstigte, große Augen an. Oh, er erinnerte sich nur zu gut an diesen Nachmittag. Seine Schwester, die ihn damals nur genervt hatte, wegen irgendwas Wichtigem, was sie ihm sagen musste, dabei hatte er was Besseres zu tun gehabt, wollte nicht mit seiner kleinen Schwester gesehen werden, weil das nicht cool gewesen war. Oh, er hatte sie gemocht, doch das zuzugeben, das war einfach nicht in Frage gekommen – bis es zu spät gewesen war.

Und dann… diese stummen Vorwürfe seiner Eltern, dass er nicht aufgepasst, sich nicht um sie gekümmert hatte. Das Schweigen. Niemand hatte, nach dem ersten Jahr, je wieder in der Familie ihren Namen erwähnt, sie waren sogar umgezogen, sechs, sieben Mal, bis seine Mutter wieder schwanger geworden war, in Indien, wo sie dann geblieben waren. Doch die vollkommen depressive Frau war nicht mal in der Lage gewesen, ihr Kind zu benennen und Dad schon zu besoffen an den meisten Tagen. Die indische Nanny und er hatten Adrika ihren Namen gegeben und er hatte sich damals geschworen, sie besser zu schützen. Das hatte er getan. Er war ein auf Kinder spezialisierter Auror geworden. „Juli“, murmelte er, kniete sich zu dem kleinen, zitternden Geist.

All die Jahre, sie war all die Jahre hier gewesen. Das hatten die beiden Teenager ihm erzählt, das war im Artikel gestanden, der mit einem alten Bild von seiner lebenden Schwester auf der Titelseite eines Tränendrüsenmagazins gewesen war, das Adrika von einem ihrer Ausflüge mitgebracht hatte. Er hatte es erst nicht lesen, dann wochenlang nicht hierher kommen wollen, aus Angst vor Vorwürfen, denn auch er hatte lang gebraucht, um über die Vergangenheit hinweg zu kommen.

„Graham“, nuschelte Juliana, richtete sich etwas mehr auf, sie wusste, wie der Andere es immer gehasst hatte, wenn sie so gesessen war. Sie sah auf die Hand, die sich auf sie zubewegte, dann aber einfach fiel, Berührungen waren nun mal nicht möglich.

„Kleine, was tust du denn hier?“, fragte Graham, sich selbst zwingend, seine Stimme leicht zu halten. Während seiner Arbeit hatte er gelernt, dass Kinder zu ängstigen einen nicht weiter brachte und auch, wenn sei tot und ein Geist war, sie war ein Kind und nie gealtert. „Warum gehst du nicht ins Licht? Hier kann es doch nicht schön sein.“

Das brachte Juliana nur zum Weinen. Natürlich war es hier nicht schön! Es war dauernd kalt und immer wurde sie an die Schmerzen erinnert, sie war fast immer allein, vor Allem, wenn die graue Lady woanders unterwegs war und Neville oder Luna konnten auch nicht dauernd hier sein! Sie wäre damals so gern gegangen, hatte sogar gemeint, ihre Mom zu hören und Dad, doch etwas hatte sie zurückgehalten!

Verdammt! Warum konnte er seine Schwester nicht einfach in die Arme nehmen?! Das war nicht fair! Das war so was von gar nicht fair! Dass sie kein Leben haben konnte! Sie war ein so liebes, süßes Mädchen gewesen! „Nicht, Kleines. Nicht weinen. Sag… mir einfach, warum du nicht gehen kannst. Dabei warten Mommy und Daddy doch auf dich. Das haben sie immer getan, die ganze Zeit.“

„Ich.. ich muss…“

„Du musst uns noch was sagen?“, fragte Graham ruhig, das hatte schließlich sogar im Artikel gestanden, doch er konnte sich nicht vorstellen, was so wichtig war, dass es einen Geist hier band. Andererseits dachten Kinder anders. Vielleicht war es etwas, das er selbst als lächerlich ansehen würde. Es tat weh, doch er wollte einfach nicht, dass das Mädchen in diesem Zustand hier bleiben musste. Er wusste, seine Mutter würde egal wo Seelen nachihrem Tod hinkamen, auf ihre Tochter warten, um sie zumindest drücken zu können! Er konnte sie nicht mal trösten, verdammt noch mal!

Juliana sah den Mann an, der nun selbst aussah, wie ihr Dad damals, dann zu Neville und Luna, die ihr zunickten, ermutigend lächelten. Auch die vollkommen Fremde, die ja ihre jüngere Schwester sein musste, war in die Knie gegangen. „Ich… ich bin an dem Tag zu… dir gekommen“, flüsterte sie schließlich. „Ich… wollte dir was sagen, aber… du wolltest, dass ich beim Abendessen zu dir komme, du hattest Training…“

Oh ja, Graham erinnerte sich nur zu gut an diesen Tag, hatte ihn wieder und wieder vor seinem inneren Auge gehabt, wohl wissend, dass das das letzte Mal gewesen war, dass er sie lebend gesehen hatte. „Und es tut mir seit damals nichts mehr Leid, als dir nicht zugehört zu haben…“, gab er leise zurück, nun auf dem Boden sitzend, eine Hand ausgestreckt, wissend, seine kleine Schwester nicht anfassen zu können.

Juliana sah auf. Graham war ganz anders als früher, viel… netter. Er sah wirklich traurig aus. „Ich... hab damals was gefunden“, erklärte sie leise. „Und… ich wollt es dir zeigen. Unbedingt, es.. hat mir Angst gemacht und… es war unheimlich, mitten im Schloss! Sie.. haben es nicht mal beim Renovieren gefunden.“

Was? Verdattert sah Neville den kleinen Geist an, dann die beiden Erwachsenen. „Aber… warum hast du uns das denn nicht gesagt?“

„Weil…“, Juliana begann, ihren Rock zu kneten. „Ich… kann ich es dir zeigen, Graham?“, bat sie schließlich.

„Ja“, nickte Graham, wenigstens dieses Mal ohne zu zögern. Er stand auf, sah, wie der kleine Geist Dasselbe tat, Juli streckte ihre Hand aus, bevor ihr wohl selbst wieder einzufallen schien, dass er sie nicht nehmen konnte, eine weitere Träne rollte über die durchsichtige Wange, dann aber lief sie los, aus dem dritten Stock, wo sie sich umsah, doch es war Niemand da, es war ja auch eigentlich Unterrichtszeit, sie lief vor ihm her, einige Treppen nach oben, in Richtung des Astronomieturms. Es war unheimlich, wie wenig das Schloss sich im Grunde seit damals geändert hatte. All die Nischen und Ecken, in denen er schon heimlich mit seiner ersten Freundin geknutscht hatte, die Juli nicht gemocht hatte. Fünfzehn war er damals gewesen, vier Jahre älter und so viel cooler…

Er schüttelte den Kopf, folgte dem kleinen Geist weiter, einen anderen Gang entlang, der vom Aussichtsturm selbst weg und in eine Sackgasse führte, verschwand dann – hinter – einer Wand. Minutenlang, bevor sie zurückkam. „Kleine?“

„Ich… hab vergessen, dass ihr nicht durchgehen könnt“, erklärte Juliana leise, deutete auf eine der Fackeln. „Hier sind keine Zauber, darum haben die Zwerge und Fluchbrecher nicht drauf gestoßen… ihr müsst dran ziehen.“

Verwirrt griff Graham nach dem Fackelhalter, zog kräftig daran – unnötigerweise. Es ging ganz einfach, eine Wand glitt einfach beiseite, gab einen ebenfalls erstaunlich sauberen Gang frei. Er sah, wie Adrika losgehen wollte, hielt sie aber sofort auf. „Keinen Schritt, Madame. Erst mal sehen, ob hier Zauber…!“

„Hier is nix“, gab Juliana leise zurück. „War es auch nie. Hier war nie Jemand – außer mir. Und ich war hier nur, weil ich Jemandem gefolgt bin.“ Sie lief weiter, bis zum Ende des Ganges, wo eine weitere Tür war, die ihr Bruder aber ohne Probleme öffnen konnte. Dahinter war eine Schatzkammer. Um es einfach auszudrücken. Ein Raum voll mit goldenen Gegenständen, vor Allem einer. Eine Brosche in Form einer Lotusblüte. Eine Brosche, wie ihre Großmutter sie auf einem Bild getragen hatte. Das Schmuckstück war unter mysteriösen Umständen verschwunden, einen Tag nachdem ihre Großeltern ihre Tochter hier in der Schule besucht hatten. Ein Familienerbstück, dessen Verschwinden zu einem schrecklichen Streit geführt hatte. Juliana war so aufgeregt gewesen, als sie es gefunden hatte! Sie hatte so gehofft, dass ihre Ma sich mit ihren Großeltern versöhnen und sie eben die kennenlernen durfte! Diese Brosche hatte ihre Familie kaputt gemacht! Sie deutete auf das Schmuckstück, doch es war nicht nötig, Graham hatte es auch schon gesehen.

„Oh bei Morganas T… Hintern“, murmelte Graham schockiert, als er diese Brosche sah, die seine Ururgroßeltern bekommen hatten. Ein magischer Schutzgegenstand seiner Familie, der immer von ältester Tochter zu ältester Tochter weitergegeben worden war, einige Generationen lang, bis das Schmuckstück verschwunden war. Das hatte einen schrecklichen Familienstreit nachgezogen, indem seine Mutter beschuldigt worden war, von der jüngeren Schwester, die auch nie wieder mit ihnen geredet hatte. „Wer… ist hierhergekommen?“, fragte er schließlich.

„Dumbledore“, antwortete Juliana, als sei das vollkommen klar. „Er ist hier rum gelaufen und… ich wollte ihn was fragen, aber er hat gar nicht auf mich reagiert, also bin ich hinter ihm her gerannt und hab gesehen, wo er hingegangen ist. Ich dachte, er hat mich gar nicht gesehen, er ist raus und ich bin dann in den Gang rein, die Tür hierher war offen. Ich hab die Brosche gesehen, bin aber nicht ran gekommen, darum bin ich zu dir gekommen.“

„Was… hat er damals hierher gebracht?“, fragte Luna leise, während sie eine Vorahnung bekam. Sie waren nicht grundlos auch hier in dieser Schatzkammer voller alter Artefakte, die noch gefehlt hatten, Dinge, die als verschwunden galten. Hier ein Zauberstab, der aussah, wie der von Salazar Slytherin selbst, dazu drei Weitere, sicher die der anderen Gründer. Kelche aus Silber und Gold, andere Sachen. Wertvolles.

Juliana runzelte die Stirn, ging dann zu einem der Regale und stellte sich auf die Fußspitzen, hüpfte und deutete auf einen Kasten, der da stand. Sie beobachtete, wie Graham ihn, nach einem Zauber, nahm und den Teenagern gab, bevor er selbst die Familienbrosche an sich nahm. Endlich. Endlich hatte sie das Geheimnis weitergeben können, das ihre Familie zerstört hatte, sie konnten sich versöhnen! Und sie… konnte gehen? Sie sah zu ihrem Bruder, der so anders, so viel netter war, als früher. Warum durfte sie nicht bleiben? Ihn nicht umarmen?! Sie hatte so gern erwachsen werden wollen, um später Heilerin zu werden, das war ihr großer Wunsch gewesen, dafür hatte sie sich in Tränken und überall sonst immer so bemüht! Sie merkte kaum, wie ihr wieder die Tränen kamen.

„Das hier… sind Artefakte von Salazar Slytherin, unter Anderem sein zweiter Zauberstab und der von seinem Geliebten“, stellte Neville verdattert fest, als er die Schatulle geöffnet hatte. „Und die Ketten, ich müsst mich irren, aber ich wette, die haben so ähnliche Zauber, wie die Bindungsreifen und sie würden sich ergänzen! Das… das muss zu Neveo und Percy! Und… der Lord, er muss das hier sehen! Er…!“

„Später“, gab Luna ruhig zurück, sie trat zu Graham, nahm ihm die Brosche ab und kniete sich zu dem wieder weinenden Geistermädchen. Doch sie lächelte. „Es ist Deine“, erklärte sie ruhig. „Du bist das älteste Mädchen der Familie.“

„Ich… bin tot“, gab Juliana mit emotionsloser Stimme zurück.

„Und? Fass es an“, bot Luna leise an. „Du hast ein Familiengeheimnis gelöst, nicht wahr?“, fragte sie rhetorisch.

Juliana verstand nicht, doch sie streckte ihre Hand aus, in Erwartung, dass die durch den Schmuck gehen würde, wie durch Alles. Doch zu ihrem Erstaunen konnte sie es fühlen! Ihre Finger stießen gegen die amethystenen Edelsteine der Blüte! Das erste Mal, seit sei tot aufgewacht war, konnte sie Irgendwas fühlen! Keine Erinnerung, sondern die glatte Oberfläche des alten, geschliffenen Steins! Mit großen Augen sah sie zu Luna, dann zu ihrem Bruder, bevor sie auf ihre eigene Hand blickte, die nun die gesamte Brosche umschloss – und aufschrie. Sie war nicht mehr durchsichtig! Sie… das… das war Haut! Das war richtige Haut! Wie war das möglich?! Und es breitete sich aus!

Im ersten Moment wollte Graham das blonde Mädchen mit den umwölkten, blauen Augen anschnauzen, wie dumm man sein konnte, doch da hatte seine Schwester die Brosche bereits berührt. Und es begann praktisch sofort. Er sah, wie ein goldenes Leuchten um die kleinen Finger entstand, das schließlich immer höher kletterte, den dünnen, kleinen Arm entlang. Er hörte das Mädchen schreien, wollte zu ihr, doch seine andere Schwester umfasste ihn mit einem eisernen Griff, der sich erst lockerte, als das Leuchten abklang. Doch das, was er nun sah, konnte er einfach nicht fassen. Das.. konnte nicht sein! Das war unmöglich! Noch nie hatte er von so was auch nur gelesen!

Vor ihm auf dem Boden saß Juliana, doch sie war nicht mehr durchscheinend, sondern aus Fleisch und Blut, mit den haselnussfarbenen, recht hellen, langen Haaren, die im Zopf geflochten waren, den fast goldenen Augen, der hellen Haut und der Schuluniform, die vollkommen verstaubt war, mit Löchern durchsetzt. Als habe sie die schon zu lange an. Und mit den roten Ballarinas an den Füßen, die noch genauso aussah, wie an dem Tag, als sie die Dinger in der Stadt gesehen und ihrem Vater abgeschwatzt hatte. Langsam, ganz langsam streckte er seine Hand nach dem Mädchen aus, das noch immer die Lotusbrosche umklammert hielt, stieß tatsächlich auf Widerstand und zerrte seine kleine Schwester in seine Arme, drückte sie wild an sich. Sie fühlte sich kalt an, aber sie war da und er hörte ihr Herz schlagen!

Adrika lächelte etwas. Sie freute sich so für Graham. Er hatte immer unter dem Tod des Mädchens gelitten und sie war sich sicher, darum hatten die Götter ein Einsehen gehabt, sie hatten der Brosche erlaubt, ihre Wirkung zu entfalten. „Der Lotus steht für Wiedergeburt, in Indien, China und in anderen Ländern“, erklärte sie leise, sah auf das Mädchen, das noch so jung und doch eigentlich ihre ältere Schwester war.

Neville brachte nicht ein Wort raus, er konnte nur auf die Kleine starrten, während er das Kästchen umklammert hielt.

Luna dagegen klatschte begeistert. „Ich hab doch gewusst, dass was passieren würde! Juliana war noch nicht bereit, tot zu sein! Und ich hatte so komische Visionen!“ Es war einfach toll, mal was Schönes und nicht nur dauernd den Tod zu sehen!

„Kalt“, flüsterte Juliana, die nicht verstand. Doch sie fühlte die Arme, die sie hielten, sie roch sogar den Staub um sie herum und sie spürte, wie herrlich warm ihr Bruder sich anfühlte – und wie stark er sein musste. Sie spürte, wie er sie absetzte, seinen Umhang abnahm, auf die Knie ging, ihn ihr umlegte und sie wieder zu sich zog. Sie weinte, doch er tat es ebenfalls.

„Ja, du bist eisig kalt“, stimmte Graham zu, der nicht fassen konnte, seine Schwester im Arm zu halten. Lebend, wie es zu betonen galt. Kalt und zitternd, aber atmend und mit schlagendem Herz. Es sah so aus, als bekäme er eine zweite Chance, ein ordentlicher Bruder zu sein, auch, wenn er wohl jetzt eher die Vaterrolle haben dürfte.

„Gibt es hier eine Krankenstation?“, fragte Adrika freundlich, stellte sich zu Graham. „Hi, ich bin deine jüngere Schwester.“

Juliana lächelte schwach, kuschelte sich enger in die Wärme. Hieß das, dass sie wirklich wieder lebte? Sie fühlte die Brosche, sie fühlte auch die Wärme und wenn sie so drüber nachdachte – sie atmete!

„Ja, gibt es“, nickte Luna. „Ich bring Sie hin, Neville, beschaff doch mal ein paar Klamotten in ihrer Größe, ihre Uniform zerfällt im wahrsten Sinne des Wortes.“ Sie sah ihrem Freund hinterher, der sofort los spurtete, führte die kleine Gruppe dann auf die Krankenstation, wo nur bestätigt wurde, was sie bereits wusste. Juliana war offensichtlich am Leben und bis auf eine kleinere Erkältung, ein wenig Fieber und eine Unterkühlung kerngesund. Nur, dass ihre Uniform, als Graham den Umhang beiseite zog, ihr regelrecht vom Körper fiel. Doch Neville kam, über seinem Arm Unterwäsche, eine Jeans und einen Rollkragenpullover aus dem Fundus, den inzwischen jedes Haus besaß, falls Kinder mal mit zu wenig Kleidung oder mit kaputten Sachen hier ankamen. Niemanden wunderte es, dass Graham mit der Kleinen im Bad verschwand, um sie mit einer Dusche aufzuwärmen und sie anschließend selbst anzog.

Als Graham wieder aus dem Bad kam, trug er Juliana immer noch auf seinem Arm, nicht glauben könnend, wen er da bei sich hatte. Seine Schwester war offensichtlich vollkommen erschöpft, ihr Kopf lag auf seiner Schulter, sie trug, das erste Mal in ihrem Leben, eine Hose, da so was früher nur Jungen angehabt hatten, dazu einen dicken Pullover. Sie hatten auch nicht viel geredet, das würde vermutlich später kommen. Er konnte beobachten, wie das kleine Mädchen schließlich einschlief. „Sie lebt! Adrika, sie lebt!“

„Und du wolltest nicht mal hierher kommen“, lächelte die Andere, strich über die hellen, noch nassen Haare, die sie mit einem schnellen Zauber trocknen ließ.

„Wo ist das Schwein, das meine Schwester umgebracht hat?“, fragte Graham schließlich, mit ruhiger und doch hasserfüllter Stimme.

„Wir suchen ihn noch, wie gesagt, Dumbledore hat noch mehr Leute umgebracht, nicht nur Juliana, ein Freund von uns ist nur knapp mit dem Leben davon gekommen, der ehemalige Direktor Dippet und viele Andere hatten nicht so viel Glück und nicht Jeder hat einen Lotus der Widergeburt in der Familie, der einem auch noch zusteht“, erklärte Luna, die die Brosche an Pullover haften sah. Wo sie hingehörte. Nun hatte diese Familie auf jeden Fall eine neue Legende und das Schmuckstück einen weit höheren Wert denn je.

„Und wann wird er aufgegriffen?!“

„In dem Moment, wo er seine hässliche Visage irgendwo zeigt“, meldete sich eine neue Stimme. Arthur Weasley, dem gerade von einem Gemälde die unglaubliche Geschichte erzählt worden war. Er betrat die Krankenstation, sah, wie der Mann, der aussah, als sei er in Snapes Alter, auch, wenn er mehr Jahre auf dem Buckel hatte, das Mädchen fester an sich drückte. „Arthur Weasley mein Name, ich bin der neue Direktor und ebenfalls einer von denen, die unter diesem Herrn gelitten haben. So, wie mein Schwiegersohn und damit auch mein Sohn. Ich wurde gerade von dem Gemälde Slytherins über die Geschehnisse informiert und wollte Ihnen meinen Glückwunsch aussprechen.“ Er lächelte etwas, hob einen Stapel Kleidung, unter Anderem einen Kinderumhang und einen Teddy hoch. „Ich hatte auch mal ein Mädchen im Haus“, erklärte er, den Schmerz bei den Worten bewusst verdrängend. „Etwas Grundausstattung für die ersten Tage, bis Sie in Ruhe einkaufen gehen können. Nachtsachen und so.“

Graham musterte den Mann misstrauisch, doch er schien menschlicher zu sein, als er Dumbledore je gehalten hatte. Er erinnerte sich an die Worte des Alten, der ihm nur arrogant erklärt hatte, dass das dumme Gör wohl weggerannt sei, es sei ja zum Glück nur ein Gör gewesen, nicht der Erbe der Familie. Er nahm die Sachen an, vor Allem den Umhang, doch er wollte sobald es ging, einkaufen gehen. In Indien herrschte auch ein anderes Klima und vermutlich würde Juli sich in die Saris verlieben, wie Adrika es getan hatte. „Danke, aber ich habe vor, so schnell wie möglich zurück nach Indien zu gehen. Ich habe da einen Job, meine Schwester bereitet ihre Hochzeit vor und…“

„Ich hoffe, dass Sie diesen Beiden erlauben, sich zu verabschieden, sie haben sich um Juliana gekümmert. Und Neveo und sein Vater haben ebenfalls geholfen“, unterbrach Arthur. „Ich kann den Lord direkt kontaktieren, er hat großen Anteil am Schicksal der Kinder des dritten Stocks genommen. Seine Botschafter und Xeno Lovegood haben im Ausland sogar Artikel drucken lassen.“

„So haben wir es rausgefunden“, lächelte Adrika. „Ich habe einen der Berichte gefunden.“ Sie richtete ihren Blick auf die Jugendlichen, die sie ja auch hierher gebracht hatten. „Und ich bin beeindruckt, dass ihr euch so für einen Geist eingesetzt habt“, fuhr sie fort, bevor Graham ihr dazwischen funken konnte. „Außerdem kannst du mir endlich mal zeigen, wo ihr früher gelebt habt, du hast es versprochen, du hast gesagt, du machst das irgendwann. So kann Juliana auch Abschied von England nehmen.“

Graham, der erst vehement protestieren wollte, schloss seinen Mund einfach. Seine Schwester und der Direktor hatten Recht. Die Kinder hatten sie erst hierher gebracht und sei hatten sich offensichtlich genug um Juliana gekümmert, um sie nicht allein zu lassen, auch wenn sie ein Geist gewesen war. Sie hatten ihnen geholfen, die Blonde hatte seine Schwester wieder ins Leben gebracht. Da waren ein, zwei Tage in England doch kein Beinbruch! Er hatte noch mehr als genug Urlaubstage und vermutlich würde seine Schwester, die vor Erschöpfung eingeschlafen war, sich verabschieden wollen. „Gut“, meinte er, stand vorsichtig auf, gab beiden Teenagern die Hand. „In zwei Tagen ist Samstag, dann ist, soweit ich weiß, immer noch Hogwartswochenende. Wir könnten Essen gehen. Ich habe gehört, hier soll es irgendwo märchenhafte Leckereien geben. Juli war schon immer eine Naschkatze.“

„Oh!“, lachte Arthur, rief eine Hauselfe und flüsterte ihr was zu, kurz danach tauchte ein Tablett auf, darauf Petit Fours, Muffins, zwei Scheiben Torte unterschiedlicher Art und Kindergebäck in Tierform. „Da kann ich helfen! Das kommt aus eben dieser Laden, der so bekannt ist. Ich kenne den Bäcker persönlich. Genießen Sie es, sonst müssten Sie ein Vermögen dafür hinlegen.“

Dankend nahm Adrika die Sachen, die schon verführerisch dufteten. Sie verabschiedete sich mit einer Umarmung von dem Jungen und dem Mädchen, dann folgte sie ihrem Bruder, der nur zurück ins Hotel wollte, um ihre Schwester in ein Bett zu bringen. Sie wusste, nun würde Graham endlich etwas anders werden und sie waren wieder eine richtige Familie.

 

 

Nervös stand Neveo hinter der Tribüne, die er gleich würde betreten müssen, mal wieder. Es war eine weitere, wichtige Veranstaltung in der Öffentlichkeit, Percy hatte viel dafür gearbeitet, nicht hinzugehen kam, einige Tage nach der Bindung, gar nicht in Frage, das hatten ihm Alle, auch sein Vater und sogar Sn… Severus erklärt. Er griff immer wieder mit einer Hand an seinen Unterarm, wo der neue Zauberstab saß. Der, der angeblich mal Salazar Slytherin selbst gehört hatte. Percy trug den, der dessen Ehemann gehört hatte. So, wie sie beide versteckt Ketten trugen, in denen sich Schutzzauber befanden, die die der Bindungsreifen ergänzten. Neville und Luna hatten ihm erzählt, wie sie diese Schatzkammer gefunden hatten, der letzte Ort, an dem Dumbledore wohl seine dunklen Geheimnisse zu begraben versucht hatte. Schätze vieler Familien, die alle auf ihrem Weg zu den letzten lebenden Verwandten oder den Betroffenen war. Wo es Niemanden gab, hatte man entschieden, die Dinge dem Staatsschatz zuzufügen, aus dem auch Opfer entschädigt werden sollten. Außerdem war nicht nur Fenrir mit einigen Leuten da, sondern er hatte andere Mitglieder seines Rudels überall in der Menschenmasse verteilt, nur um sicher zu gehen. Es war so sicher, wie sonst auch. Nun, es war auch nicht das, was er fürchtete, sondern es waren die vielen, namenlosen Gesichter. Wobei das schon besser geworden war, seit seiner Begegnung mit Dippet. Er sah zu Percy der ruhig auf einem der Stühle saß und mit Fred redete, der noch mit dem Ergebnis einer sehr fein gewordenen Nase kämpfte, aber sehr glücklich aussah.

So, wie auch sein Vater, der mit Severus in seiner Nähe stand und leise redete. Er schien nicht mal angespannt zu sein, machte von Zeit zu Zeit kleine Bewegungen mit der Hand und der Tränkemeister knabberte an einem großen Schokotaler.

„Um Himmels Willen, Mann“, knurrte Severus genervt. „Hör jetzt bloß nicht auf! Du wirst weiterhin so tun, als wärest du ganz locker! Nimm ein verdammtes Stück Gebäck, beiß rein und lächle! Er beobachtet dich!“, warnte der Tränkemeister, sah zu Percy, der sich selbst bemühte, recht erfolgreich, ruhig zu wirken. Oh, er wusste, was sie Neveo aus gutem Grund verschwiegen hatten. Die Gefahr, in der sie sich befanden, die zwar guten, aber sicher nicht ausreichenden Sicherungsmaßnahmen. Es würde der letzte Auftritt des Prinzen in der Öffentlichkeit für ein halbes Jahr sein, was sie auch groß angekündigt hatten, da der mit seinem Gefährten auf eine Hochzeitsreise zu gehen gedachte. Etwas, das stimmte, aber es handelte sich nur um einen Monat, für den Neveo wie ein Irrer vorgebacken hatte. Das, was sie hier taten, hatte verdammt viel Überredung benötigt, denn weder Tom noch Percy waren begeistert, nur gab es keine andere Wahl mehr.

Wenn sie nicht bald Ronald und Ginerva auslocken und schnappen würden, bestand die Gefahr, dass Dumbledore entkommen würde und sei es nur durch Altersschwäche. Außerdem hätten sie dann dauernd ein Damoklesschwert über sich, das nicht nur über Neveo und dessen Vater, sondern auch über Weasley hing. Durch einen Zufall hatte er raus gefunden, dass Charles Weasley, dieser Idiot, seinen Geschwistern Eintrittskarten beschafft hatte. Nun, über diesen Mann würden sie auch noch reden müssen, aber er war schon vor drei Tagen zurück ins Drachenreservat gegangen, gut für ihn. Allerdings bedeutete das auch, dass Neveo und Percy Lockvögel spielen mussten, der Eine bewusst, er war immerhin ausgebildeter Krieger, der Andere unbewusst, weil er ohnehin schon Menschenmassen hasste.

Tom starrte auf seinen Mann, riss sich dann zusammen und nahm den Cookie, der ihm entgegen gehalten wurde, sah zu seinem Sohn, der gerade nervös auf und ab ging, sichtlich unruhig, wie vor jedem Auftritt, vor Allem, da heut, so oder so, die Aufmerksamkeit auf ihm liegen würde. Zwar hatte er durch einen unglaublichen Zufall einigen Schutz mehr, aber das beruhigte ihn trotzdem nicht. Immerhin stand das Leben seines Sohnes auf dem Spiel. „Das hier droht, eine Katastrophe zu werden“, murmelte er, biss zwar ab, aber konnte die Köstlichkeit nicht mal genießen.

„Das wird es immer, wenn es deinen Sohn betrifft“, konterte Severus ganz ruhig. „Was nichts daran ändert, dass wir Alle getan haben, was nur irgendwie geht. Heut Abend ist es vielleicht vorbei und wir haben die letzten beiden wirklichen Größen des Widerstandes in der Hand. Aber du musst dich zusammenreißen!“

„Ich reiße mich schon zusammen“, antwortete Tom, zog den Anderen kurz näher an sich und lauschte auf das, was Fudge gerade alles sagte. Er begrüßte den Vertreter der Franzosen und der Russen, erzählte auch dem Volk von den Fortschritten. „Gleich ist es soweit.“

„Ich bin nicht taub“, knurrte Severus, er schubste den Anderen von sich und begann, seine Kleidung ordentlich glatt zu streichen. Roben, die teurer waren, als Alles, was er vorher besessen hatte, aber Tom bestand ja immer auf das Zeug und für öffentliche Auftritte mussten es nun mal auch gute Sachen sein.

Auch Percy stand nun auf, streckte eine Hand aus und lächelte Neveo zu, der seine sofort nahm und sich an ihn kuschelte. Er schloss seinen Kleinen in die Arme und küsste ihn kurz, froh, bisher so ruhig geblieben zu sein, trotz dem, was er wusste, oder zumindest ahnte, was kommen würde. Doch sein Gefährte durfte das nicht merken, er würde es nicht packen, panisch werden und somit vielleicht die einfachste Möglichkeit, die Sache endlich zu beenden, torpedieren. Dabei hofften Alle, dass die Wer von Fenrirs Rudel die Beiden finden konnten, noch bevor es zum Schlimmsten kommen würde. Darauf baute er, wenn er ehrlich war. Das beruhigte ihn weit mehr, als es die Anwesenheit zusätzlicher Leute auf der Bühne konnte. „Bereit?“

„Geht so“, murmelte Neveo, genoss die Wärme der Umarmung einfach nur einen Moment, bevor er von dem Älteren weggeschoben wurde, der seine Sachen glatt strich. Er hasste diese Auftritte, aber leider konnte er sich nicht vor Allem drücken.

„Na ja, dafür sind wir morgen Abend um die Zeit schon in Norwegen. Und morgen Mittag verabschiedet sich Juliana.“

„Hmhm… süße Kleine“, nickte Neveo. Er war froh, dass sie alle dem kleinen Geist hatten helfen können, der nun wieder ein Kind war, das lebte. Sie hatten sich zu einem Essen getroffen, morgen würden sie die drei noch mal sehen, bevor die zurück nach Indien reisen würden. Aber auch da würden sie sie in drei Wochen wiedersehen, auf der Reise, die sie vorhatten.

„Muss ich mir Sorgen machen?“, fragte Percy mit gehobener Augenbraue, auch, weil er sich selbst etwas ablenken musste. Er küsste seinen Gefährten, nahm ihn an die Hand und trat zu den Anderen. „Also los, Nev. Bringen wir es hinter uns.“

Neveo war wenig begeistert, doch er folgte den Anderen auf die Bühne, raus zum hohen Staatsbesuch, nahm, wie man es ihm beigebracht hatte, die Ehrungen entgegen, blieb höflich, verbarg seine Angst. Er hatte Percy neben sich, der Ältere nahm ihm automatisch viel ab, setzte sich dann mit ihm, auf eine Bank, während das Bankett begann, auch die anwesenden Gäste begannen zu essen. Er selbst lehnte sich an Percy, sah auf den Teller, auf dem zwar was drauf lag, aber den er nicht antastete. Er wusste, hinter ihm standen die Zwillinge und Fenrir.

Percy dagegen war absolut nicht so ruhig. Er redete zwar freundlich mit einigen Botschaftern, doch immer wieder glitt sein Blick über die Bänke mit den Menschen, die aßen und redeten, die Meisten waren sehr zufrieden mit allem, was sich verändert hatte. Er legte seinen Arm um seinen Kleinen, doch er wusste, es war eine Frage der Zeit, sie saßen auf einem Pulverfass. Und ausnahmsweise war er das Hauptziel.

Er wandte sich gerade zu Fenrir um, um ihn etwas zu fragen, als er es spürte. Die Hitze in seinem Bindungsreif. Ohne ein einziges Wort riss er Neveo mit sich, drückte den Jüngeren dem Wer in die Arme, sprang auf seine Füße und sah mehrere Zauber auf sich zufliegen, sowie mehrere Wer, die auf ein Ziel zustürmten. Es hatte begonnen.

„Percy!“, rief Neveo entsetzt, er spürte nur noch, wie sehr breite Arme ihn festhielten, sah, die der Rotschopf, der ihn gerade regelrecht vom Tisch geworfen hatte, nun mit erhobenem Zauberstab, losrannte, während Alles in Bewegung geriet, als sei es geplant. Die ausländischen Gäste wurden höflich aber bestimmt weggebracht, waren selbst vollkommen ruhig, die Leute, die noch oben waren, hatten auf ein Mal alle Zauberstäbe draußen, auch sein Dad und Sn… Severus, die Zwillinge waren mit Percy losgestürmt. Das… das war geplant gewesen! Die… die hatten mit einem Angriff heut gerechnet! Die waren nicht locker gewesen, hinter der Tribüne, die hatten… „Ihr… ihr habt es… gewusst, ihr habt… ihr habt Percy als Köder benutzt!“, rief Neveo entsetzt.

„Dein dämlicher Gefährte hat das eingefädelt, um deinen Hintern ein für allemal in Sicherheit zu wissen“, knurrte Severus, der einen weiteren, lächerlichen Zauber, ohne große Mühe abwehrte, sich fragend, wie zum Henker es noch so viele Leute geben konnte, die trotz der Besserungen lieber Dumbledores Dummheit unterstützten! Viele taten das ja auch nur aus Prinzip. Nun, heut würde aufgeräumt werden! Mit dem Gedanken schickte Severus eine Reihe komplizierter Zauber in die Menge, so, dass mehrere Leute, gefesselt und verschnürt, auf dem Boden landeten, doch dummerweise sah er die Zwei, die er am meisten wollte, nicht in der Menge. Etwas, das ihm gar nicht schmeckte.

Neveo konnte einfach nur starrten. Percy hatte sich selbst zum Lockvogel gemacht?! Er sah hektisch über die Menge, bis er die roten Schöpfe fand, die Anderen, die über Tische hetzten, hinter einer Figur her, die weiblich aussah, mit matten, braunen Haaren. Allerdings sah er auch, wie eine weitere Figur auf ein Mal ins Bild kam, ein Junge scheinbar, doch kein Kind im Alter von Acht hatte so einen Zauberstab. Einen, den er scharf sehen konnte – und den er kannte, den er mehr als ein Mal gesehen hatte! Ohne nachzudenken, sandte er einen Impuls purer Magie ein, die dazu führte, dass er sich losreißen konnte. Er hörte, wie der Stoff seiner Robe riss, nahm einen kurzen, heftigen Schmerz im Rücken wahr, sah dann, zu seinem Erstaunen, Federn. Doch er fragte nicht, er handelte. Es ging um seinen Gefährten, der von Hinten angegriffen wurde, von der eigenen Schwester, deren Zauberstab bereits grün leuchtete und die aussah, wie ein sechsjähriger Junge! Hatten die denn nicht nachgedacht, nicht in Betracht gezogen, dass es möglich war, dass die Beiden Polisaft nutzen könnten?! Er hatte keine Ahnung, wie, doch er schaffte es, sich direkt zwischen den Zauberstab und Percy zu werfen, gerade, als der Todesfluch sich auf den Weg machte – und ihn traf. Nun würde er erfahren, ob die Linie Slytherin wirklich immun war. Es tat weh, höllisch weh, so viel stand fest. Und er spürte, wie er hart landete, hörte Stimmen, dann wurde Alles schwarz…

 

 

„Tom“, machte Severus sich ruhig bemerkbar. Er trug noch immer Kampfhosen, hatte sich nicht mal die Mühe gemacht, seinen Umhang auszuziehen. Es war Alles sehr schnell gegangen, nachdem sie die beiden Ratten erwischt hatten, allerdings hatten sein Mann und der erste General sich geweigert, auch nur den Raum zu verlassen. Den Krankenraum in ihrer Residenz. Man konnte es Potter, nun Riddle, nun, wem auch immer, man konnte es dem Jungen überlassen. Da war er immun gegen den Avada und schaffte es, sich seinen Schädel zu brechen, weil er dumm auf einer Bank aufkam, aufgrund der vorhergehenden Unterernährung noch immer brüchige Knochen hatte und nun in einem Koma lag, bei dem noch nicht sicher war, wann und ob er aufwachen würde. Dieser Junge zog Ärger magisch an, egal, wie gut er es meinte. Weswegen er die Idee der Anderen für idiotisch gehalten hatte, aber he, wer hörte schon auf den dummen Tränkemeister, der meist richtig lag?

Erschöpft sah Tom auf. Er fühlte sich beschissen, um es nett auszudrücken. Alles, aber auch Alles, was nur hatte schief gehen können, war schief gegangen. Dumbledores gesamte, letzten Kräfte waren anwesend gewesen, Alle unter Polisaft, wodurch sich auch der Geruch geändert hatte und weswegen das Rudel sie nicht hatte finden können, Ginerva Weasley hatte das Hirn gehabt, sich in einen Sechsjährigen zu wandeln und Percy von Hinten anzugreifen, während der und seine Brüder hinter einem dicklichen Mann her gewesen waren, der sich als Ronald herausgestellt hatte, sein Sohn, der das gemerkt hatte, hatte sich zwischen den tödlichen Zauber und seinen Gefährten geworfen, doch hatte sich dann nicht abfangen können, kämpfte selbst jetzt mit seinem Leben.

Natürlich war auch Percy verletzt worden, wenn auch nicht so tragisch, er war immerhin schon wieder auf den Beinen und hier, aber das hatte es erst mal schwerer gemacht, Neveo wieder zu stabilisieren, das Chaos hatte es überhaupt erst schwer gemacht, an die Verletzten zu kommen, über seinen General waren mehrere Leute gestiegen, weswegen der zur ausgerenkten Schulter noch ein gebrochenes Bein gehabt hatte und Neveo gebrochene Rippen. Nur die Zauber hatten die Beiden davor gerettet, zu Tode getrampelt zu werden.

Schon wieder hatte es seinen Sohn getroffen, schon wieder stand er einfach nur machtlos daneben. Er hatte alles was den Angriff betraf, einfach nur wortlos Sev überlassen, nicht bereit, seinen Kleinen auch nur eine Sekunde allein zu lassen, vor Allem, da Percy selbst noch angegriffen war, auch jetzt im Stuhl eingeschlafen war. Er dagegen hatte in den letzten drei Tagen nicht ein Mal die Augen zugemacht. Er hatte es nicht gekonnt. Erst, weil Neveos Leben am seidenen Faden gebaumelt hatte, dann, weil er Angst gehabt hatte, nicht da zu sein, wenn sein Kleiner aufwachte.

„Tom“, wiederholte Severus ruhig, nahm das Kinn des Anderen, an dem er Haare spürte, weil der Andere sich weder rasiert noch gewaschen hatte.

„Was?“, fragte Tom schließlich, Severus an sich zeihend. Er war so froh, dass der Jüngere wortlos Alles übernommen hatte und am Laufen hielt.

„Du stinkst“, gab Severus zu allererst zurück, doch er ließ sich umarmen. Es war ja wirklich selten, doch im Moment schien Tom etwas zu brauchen, an dem er sich festhalten konnte. Merlin, er konnte es verstehen! „Wir haben ihn“, sprach er schließlich. Er hatte Tom nicht auf dem Laufenden gehalten, aus einem einfachen Grund. Wäre der Andere mitgegangen, weder Molly noch Dumbledore wären lebend in den Kerkern angekommen und die Weasleyblagen auch nicht, wenn er es genau nahm, bedachte man, dass die Jüngste Schuld am gebrochenen Schädel von Dornröschen war. Er verdrehte auch nur die Augen, als ihm fast die Luft abgedrückt wurde.

„Du hast nicht gesagt, dass ihr wisst, wo er ist!“

„Ich wollte ihn lebend hierher bringen“, gab Severus ruhig zurück. „Du hättest ihn umgebracht, aber weißt du, es gibt Leute, die müssen die Wahrheit erst aus seinem Mund hören, um sie zu glauben und da draußen sind noch eine Menge anderer Leute, die ein Recht auf Rache haben. Sorry, ich kenn dich nicht als den Beherrschtesten, wenn es um so was wie Rache geht.“

Tom sagte nichts, er ließ seinen Kopf gegen die Schulter des Jüngeren sacken. „Neveo rührt und regt sich nicht“, flüsterte er. Im Moment war ihm sogar die Rache nicht ganz so wichtig. Er wollte nur seinen Sohn wiederhaben! Der Junge sollte eigentlich gerade von irgendeinem verdammten Fjord aus die Wellen beobachten!

„Der Bengel ist unmöglich, er wird auch das überstehen, Tom. Und dann wacht er auf und neben ihm stinkt es im Doppelpack. Du musst mal schlafen! Komm mit mir mit, wenn Weasley da“, er deutete zu Percy. „Wieder wach ist. Der Bengel wird dir schon sagen, wenn dein Söhnchen auch nur einen Finger bewegt. In dem Zustand hilfst du Niemandem und ich will ja nichts sagen, aber du bist kein dunkler, böser Lord mehr, sondern ein König. Morgen will der Rat den Alten und seine letzte Schlampe öffentlich befragen. Man erwartet deine Anwesenheit und ich hab schon mit dem Vorsitzenden geredet, sie werden Fragen zu deinem Kind vollkommen raus lassen, aber du solltest verdammt noch mal, da sein!“

Tom schüttelte den Kopf. „Ich gehe nicht weg, bevor Neveo nicht über den Berg ist“, gab er ruhig zurück. „Solange werde ich diesen Raum hier nicht verlassen.“ Er sah zu seinem Sohn, der schneeweiß auf dem Bett lag. „Ich… kann nicht! Bitte.. du musst…“

„Ja, ich muss“, knurrte Severus. „Hätte ich gewusst, dass ich einen öffentlichen Job bekomme, hätte ich mir das mit dem Heiraten noch mal überlegt“, grummelte er weiter. „Das ändert aber nichts daran, dass du, verdammt noch mal, duschen und schlafen solltest! Ich muss auch in die Dusche nach dem Einsatz, da ich auch drei Nächte lang nicht geschlafen hab, wäre etwas Schlaf mit dir auch nicht schlecht. Der da drüben hält in der Zeit Wache. Ich bestehe darauf!“

„Sev…“

„Ich will nicht ein Wort hören“, baffte Severus ungnädig. „He! Weasley! Aufstehen! Oder der da auf dem Bett wird ne Trankzutat!“ Und es klappte einwandfrei. Sobald er Neveo bedrohte, sprang der Mann, der selbst bis dahin geschlafen hatte, auf, den verletzten Arm hinter sich, im Heilen den Zauberstab. „Guten Abend“, sprach er dann, deutete auf Tom. „Der da braucht ein Bad und etwas Schlaf, du wirst auf Dornröschen achten und bescheid geben, sobald er auch nur mit einem Finger zuckt. Viel Spaß noch.“ Damit zerrte er seinen Mann einfach aus dem Raum, die Treppe runter und den Gang entlang, bis sie im Bad standen. „Und jetzt geh aus den versifften Klamotten!“

Tom, verdattert über diesen Ton, tat, was ihm gesagt wurde, zog sich aus, rasierte sich und setzte sich in die volllaufende Wanne. Ja, es tat gut, im warmen Wasser zu liegen, das gab er zu, doch glücklich machte es ihn nicht wirklich. „Wo und wie habt ihr ihn gefunden?“, fragte er schließlich, er mochte ja bei der Befragung nicht auftauchen, aber er sollte wissen, worum es ging. Zumindest das.

„Nun“, setzte Severus an, stieg in die Wanne und lehnte sich, selbst erschöpft, gegen seinen Ehemann. „Wir haben gewartet, während du deinen Sohn vor den Massen bewahren musstest und mit ihm bei Zaibini warst, bis der Polisaft seine Wirkung verloren hat. Dann haben wir uns die Weasleys, Prewitts, Dumbledores, wie immer du sie nennen willst,, genommen, ich hab Veritas in sie rein getrichtert, da wir vermutlich nicht viel Zeit haben würden, bis der Irre erfahren würde, dass das Alles nicht so gelaufen ist, wie er es wollte und haben die Adresse raus gefunden. Greyback,d er deinen Sohn so sehr mag, wie man ein liebes Haustier mag, war angepisst, weil der Junge verletzt worden ist, er hat sein gesamtes Rudel zusammengezogen, um das Areal abzusichern, einige Leute bei den Auroren haben sichergestellt, dass weder Apparation noch Portschlüssel egal welchen Levels funktionieren würden, dann bin ich mit Lucius, der übrigens auch nicht gut auf das Geschehen zu sprechen war, und einigen Anderen zu der Hütte. Es stellte sich raus, dass es die war, in der der Alte geboren wurde. Seine Familie war eigentlich arm. Noch so was, was er hat verschwinden und vergessen lassen. Nun, sie konnten nicht raus, sie wollten kämpfen, diese Idioten, Dumbledore dachte, er sei der neue Merlin und übermächtig, aber nachdem Apparation nicht geklappt hat, war er schon angepisst. Er fing an, mit Todesflüchen um sich zu schleudern, aber was soll ich sagen? Wir waren schneller und besser. Molly wollte ihm dann die Zeit geben, abzuhauen, aber wie haben erst sie festgenagelt und Greybacks Leute den Alten. Stellt sich raus, ein altes Karnickel ist einfach nicht mehr so schnell, wie ein Junges. Der Beste hat den Irren mit seinem Bart gefesselt. War ein lustiger Anblick.“

„Das… war doch höchstens die Hälfte von dem, was passiert ist!“

„Glaubst du wirklich, dass ich dir Wort für Wort jede Beleidigung aufzähle, die uns, erst von den kleinen Ratten, dann von dem Schwein, entgegen geworfen wurde? Oder die Nettigkeiten, mit denen er Neveo beschrieben hat? Danke vielmals, ich hänge an meiner Gesundheit und daran, dass der Prozess auch stattfinden wird. Also sage ich dir gar nichts. Oh doch, eins noch. Dumbledore ist auf dem Weg in seine Zelle dummerweise gegen die Wand gerannt, von selbst. Ein paar Mal. Heftig.“ Mit einem Grinsen lehnte er sich zurück, genoss das warme Wasser. Oh, auch er machte sich Sorgen, aber er kannte den Jungen gut genug, um zu wissen, dass der nicht sterben würde, nicht, wo er so viel Grund hatte, zu leben. Gut, er würde die Öffentlichkeit meiden, wie eine ansteckende, schmerzhafte Geschlechtskrankheit, aber ansonsten würde er wieder ganz der Alte sein.

Tom seufzte leise, schloss den Jüngeren wieder in die Arme. Er wünschte sich in dem Moment, den Glauben des Anderen zu haben. Aber er hatte schon mal sein Kind zu Grabe getragen, er konnte nicht so positiv denken. Er würde bei Sev bleiben, bis der schlief und dann wieder zurück zu seinem Sohn schleichen. Mit einer Hand griff Tom nach einem der Schwämme, begann, den Anderen zu waschen, auch, um sich selbst abzulenken. Er hasste es wirklich, wenn etwas so aus dem Ruder lief, wie es vor drei Tagen geschehen war.

„Tom, hör endlich auf! Du bist kein Übermensch! Du konntest das nicht vorhersagen.“ Na gut, es wäre einfach gewesen, zu wissen, dass Neveo was Dummes tun würde, aber darauf wollte er gerade nicht rumreiten. Das konnte er tun, wenn der Junge wieder auf zwei Füßen in Chaos stolperte. Severus wusch den Anderen ebenfalls, stieg dann auf und streckte sich stöhnend. Oh, er war müde, doch er musste auch sicher gehen, dass Tom zuerst schlief, sonst würde der Irre nur wieder zurück schleichen, einen weiteren Aufputschtrank einwerfen und da oben hocken. Und das würde unter seiner Aufsicht nicht passieren!

 

 

„Nur weil ihr geschlampt habt!“, brüllte Albus wütend, er rüttelte an der Zelle, so gut es eben ging, mit den Händen, die man ihm allen Ernstes mit seinem eigenen Bart zusammengebunden hatte. Schmerzhafterweise. Er hatte mindestens ein zugeschwollenes Auge, eines, das auf dem Weg dahin war und außerdem eine gespaltene Lippe. Alles. All seine Pläne waren torpediert worden, nur, weil er sich ein einziges Mal nicht auf sich selbst verlassen hatte. All seine Pläne, der Luxus, indem er hatte schwelgen wollen, die jungen Frauen statt der inzwischen auseinander gegangenen, mehligen Molly, die Macht. Weg. Endgültig. Für immer.

„Geschlampt?!“, brüllte Ginny wütend. „Ich hab getan, was ich konnte und Ron auch! Wir waren zu wenige! Wir sind deine Kinder und du hast uns da rein geworfen! Du wusstest, dass wir keine Chance haben! Du hättest nur eher zu uns stehen müssen, eher was machen müssen! Du bist der größte Looser!“

„Wie kannst du nur deinen Vater…?!“

„Und du“, zischte Ginny aufgebracht. „Du bist zu dumm um zu sehen, dass der da schon eine Andere gesucht hat! Er erzählt Ron immer von einem Harem, dass der hätte bekommen sollen! Und? Das wollte der da doch auch! Du warst ihm nicht genug! Du hast zu viele Kinder geworfen, Mutter, du siehst scheiße aus, bist fett und alt! Er steht auf Kinder! Auf fünfzehnjährige Mädchen, die ihm ergeben sind! Das hat er sich erhofft! Und Macht! Neue Jugend! Sicher nicht dich! Und wir… wir wären nur Staffage gewesen! Oder, Alter? Da war ja der Looser von Arthur besser!“ Oh, Ginny war sauer, unendlich. Denn auch sie hasste es, wenn etwas nicht nach ihrem Kopf ging! Sie wusste, sie würde den Rest ihres Lebens hinter Gittern verbringen, doch sie würde Alle mit sich nehmen, die sie nur irgendwie mitzerren konnte und der da, der sie so hatte hängen lassen, das war der Erste. Der Kerl, der nie offen zu ihnen gestanden hatte.

Molly starrte nur auf den Mann, den sie einst so bewundert hatte und der gerade einfach nur lächerlich aussah, der sich auch in den letzten Wochen vollkommen irre benommen hatte und sie wusste, ihre Tochter hatte Recht. Sicher, Albus hatte mit ihr geschlafen, doch nicht wie früher, nur im Dunkeln, ohne wirkliche Liebe, ohne Alles, rein, raus, fertig. Da war nichts mehr von dem alten Feuer gewesen, sei hatte nur als Ventil gedient. Für sie war es ebenso vorbei, wie für alle Anderen. Sie hatte ihr Leben umsonst gelebt.

Und Ron… Ron hatte seit sie hier waren, nicht ein einziges Wort gesagt, saß einfach nur in seiner Zelle und starrte vor sich hin. Er war weggetreten, als habe man ihm die Seele bereits ausgesaugt. Alles war zerbrochen. Nur, weil ihre Seite die gewesen war, die verloren hatte und sie hatte es nicht rechtzeitig gemerkt. Statt wie Charlie rechtzeitig das Land zu verlassen, war sie geblieben, damit hatte sie auch ihr Urteil unterschrieben, eines, das sie nie hatte haben wollen.

Sie hatte einen Mann geheiratet, den sie immer nur verachtet hatte, sie hatte Kinder geboren, die sie nicht gewollt hatte, sie hatte Alles getan, was Albus je gewollt hatte, nur um ihn zu behalten, doch es hatte ihr nichts genützt. Und ihre Tochter… Ginny war so sehr wie Albus, dass es unheimlich war. Sie wäre eine großartige Königin gewesen, eine Prinzessin, ein intelligentes Mädchen, doch nun saß sie hier und ihr Leben war vorbei, bevor es begonnen hatte. Die Kinder, die ihr wirklich was bedeuteten, würden nie ein Leben haben.

Albus starrte auf seine Tochter, die er in dem Moment nur noch hasste, denn er erkannte sich selbst in ihr. Er wandte sich demonstrativ um, so, dass er nur noch die Wand sehen musste. Er ertrug nicht, was aus ihm selbst geworden war. Oder aus seinem genialen Plan, an dem er so lang gearbeitet hatte, gescheitert, weil ein verdammtes Gör nicht getan hatte, was er vorausgesehen hatte, trotz all der Erfahrung, die er in den Jahren mit den Rotzgören gesammelt hatte. Es war ein einziger Alptraum. Warum nur war es so schief gelaufen? Warum hatte der verdammte Bengel nicht durchgehalten, war zu seinen Verwandten gegangen, um vollständig gebrochen zu werden? Dann wäre er es jetzt, der auf einem Thron sitzen würde und alles wäre gut! Er hätte Molly irgendwo entschädigt, mit einem netten Haus, dem Versprechen von Zeit zu Zeit vorbei zu kommen und etwas Geld, Ginny hätte dazu genutzt, politische Allianzen zu machen und Ron ebenfalls. Aber nein, wegen dem verfluchten Bengel, der genauso dumm war, wie sein Vater, saß er nun hier…!

 

 

Percy wusste nicht, wie spät es war. Sehr spät, sehr früh, er war sich nicht sicher, wischte erneut über seine Augen, sah zu Neveo, der reglos dalag, wie die gesamten, letzten Tage. Es war so klar gewesen, dass ihr Plan nicht so arbeiten würde, wie sie es sich eigentlich ausgemalt hatten…

Es war zu einer Katastrophe geworden und Ron und Ginny hatten leider gezeigt, dass sei nicht nur machtgeil, sondern auch bis zu einem gewissen Grad durchaus intelligent waren. Seine eigene Halbschwester hätte ihn fast umgebracht. Neveo hatte gewusst, dass der Fluch ihm Schmerzen bereiten, ihn aber nicht töten würde, sich dazwischen geworfen, nur, um eine Kopfverletzung und Brüche davon zu tragen, wegen der panisch werdenden Masse. Neveo würde nie wieder irgendwo hin gehen, wo mehr als drei Leute standen, doch selbst das wäre Percy Recht, wenn der Kleine wieder aufwachen würde! Das hier, das war ein Alptraum und ja, er gab sich die Schuld, denn er hatte sich mit dem, was Tom ausgekocht hatte, einverstanden erklärt. Gedacht, es würde einfach werden, weil es ja nur zwei Teenies waren. Nie hätte er gedacht, dass da noch so viele Anhänger waren, die sich zu so was hinreißen ließen.

Kurz stand Percy auf, streckte sich selbst. Ihm tat gerade Alles weh, denn auch er hatte seinen Teil abbekommen, als er versucht hatte, mit seinem Körper Neveo zu schützen, während dessen Vater sich einen Weg freigeschossen hatte. Es waren aber nur Schmerzen, die eigentlichen Wunden waren weg. Er blickte aus dem Fenster, sah dann auf die alte Standuhr, die ihm nun anvertraute, dass es fünf Uhr morgens war und der Lord war bis jetzt nicht wieder zurück, wie auch immer Snape das geschafft hatte. Wobei – Percy war durchaus dankbar, denn die letzte Zeit hatten sie nur damit zugebracht, sich gegenseitig in Grund und Boden zu starrten und er hatte so fas Gefühl, er hätte geblutet, hätte der Andere damit nicht auch Neveo verletzt.

Er seufzte leise, setzte sich, allerdings jetzt nicht auf den Stuhl, sondern auf die Matratze, näher zu Neveo, um seinen Kleinen zu sich zu ziehen. „Ich wünschte, du wärest wach“, flüsterte er, strich über die noch immer zu warme Stirn. Er fühlte sich schrecklich. Was war ihr dummer Sieg denn wert, wenn Neveo da lag, wie Gemüse und Gregory hatte ihnen gesagt, dass es durchaus sein konnte, dass es immer so bleiben würde. Percy merkte gar nicht, wie er selbst zu weinen begann…

Autsch. Das war das Erste, was Neveo wahrnehmen konnte. Hämmerndes, höllisches Kopfweh, dazu ein vertrautes Stechen im Brustkorb. Gebrochene Rippen. Besser gesagt, frisch geheilte, aber noch nicht wieder schmerzfreie Rippen. Also hatte er überlebt. Oh, er wusste dieses Mal genau, was geschehen war. Die Menschen, die Zauber, die Angst um Percy. Und der Schmerz, erst da, wo der Zauber ihn getroffen hatte, dann am Kopf. Nun, eines wusste er – er würde nicht wieder irgendwo hin gehen, wo so viele Menschen waren! Das war ein Alptraum gewesen! Nie, nie wieder! Selbst jetzt noch bekam er beim puren Gedanken daran einfach nur höllische Panik! Aber er war nicht mehr draußen, er hörte keine Stimmen, keine Schreie, eigentlich gar nichts. Allerdings… was war das? Was Nasses, das auf seine Wange tropfte.

Aber draußen war er nicht, er spürte doch Laken unter sich! Und… und Percy! Das… das… weinte sein Gefährte etwa?! Mühsam riss Neveo seine Augen auf, kämpfte gegen die vertraut verschwommene Sicht, denn im Moment waren seine Arme oder auch nur die Finger wenig kooperativ. Schließlich kam seine Umgebung in den Fokus. Es war dunkel, Nacht. Und ja, er lag irgendwie auf Percys Schoß, allerdings sehr unbequem und ja, der Andere weinte. Mit geschlossenen Augen. Was war denn geschehen? War etwa was mit seinem Dad!? Er versuchte, was zu sagen, doch er bekam kein Wort heraus. Wütend auf sich selbst versuchte er noch mal, seine Hände zu bewegen, bis schließlich ein Arm sich als kooperativ zeigte. Genug, um ihn etwas anzuheben. Es schien auf jeden Fall zu reichen, um die gewünschte Aufmerksamkeit zu bekommen.

Es war ihm noch nie passiert, aber jetzt wusste Percy, wie es war, vollkommen verzweifelt zu sein. Er hielt seinen kleinen, reglosen Gefährten, wollte nur auf irgendwas einschlagen. So hilflos! Er war noch nie so hilflos gewesen! Ja, er verstand seinen Lord nun um Einiges besser, er hätte auch, nach dem Tod von Frau und Kind, einen Amoklauf gestartet. Und das Leben seines Kleinen hing an einem verdammten, seidenen Faden, denn in dem Zustand war nicht abzusehen, wie sehr das Gehirn geschädigt war! Er ließ zu, das die Tränen schließlich seine Wangen herab rannen, hielt sie nicht auf, merkte auch nicht, wie sie Neveo trafen. Bis er etwas spürte. Was genau wusste er nicht, aber da war was! Erschrocken blickte er auf – und sah es. Im ersten Moment glaubte er, dass das nur ein Wunschtraum war, doch dann bewegte sich auch der Arm wieder und die Augen leuchteten ihm immer noch blau und fragend in der Dunkelheit entgegen. „Neveo“, flüsterte er mit rauer Stimme. „Neveo, bist… du wach?“, fragte er, spürte, wie sein eigener Herzschlag rapide anstieg.

Ein weiteres Mal versuchte Neveo zu sprechen, doch es war sinnlos. Alles tat ihm zu weh. Er verschränkte sich auf eine unkoordinierte Bewegung und ein Blinzeln, doch das schien schon zu reichen. Er spürte, wie der Andere ihn packte, drückte, hielt. Okay, er war wohl etwas länger bewusstlos gewesen. Er bewegte den Arm erneut, wimmerte etwas, der einzige Ton, den er produzieren konnte. Was war mit Dad? War der in Ordnung? Und Snape? Warum weinte Percy?!

„Oh Merlin“, brachte Percy heraus, bewegte seinen Zauberstab fast nebenher. „Du… du bist wach! Du… du hast Schmerzen“, kam es dem Rotschopf, als er hörte, wie der Jüngere wimmerte. Es klang schrecklich und er verzog die ganze Zeit das Gesicht! Hastig legte er seinen Kleinen flach auf die Matratze, strich über dessen Stirn. „Ich… ich…!“

„Was bitte ist denn los?“, murmelte Greg, vollkommen erschlagen, während er wie nebenher, Lichter erscheinen ließ, sah auf das Bett. Erst jetzt wurde ihm klar, wo er war, hastig trat er näher – und war überrascht. Auch, wenn er es nicht wirklich gesagt hatte, er hatte den Sohn seines Lords abgeschrieben, die Verletzungen im Hirnbereich waren heftig gewesen. Doch nun sahen ihn blaue Augen an, ein Arm zuckte immer wieder. „Er… ist wach?!“

„Und er hat Schmerzen!“

Hastig rannte Greg nach nebenan, klapperte durch seine Vorräte, kam dann mit einigen Tränken zurück, die er schließlich in den Magen des Jungen zauberte, darunter natürlich ein Schmerztrank. „Junge, kannst du mich verstehen?“

Neveo war unendlich erleichtert, als sein Körper taub war. Als er seinen Arm dieses Mal bewegte, tat es nicht mehr so weh. Erneut versuchte er zu sprechen. „Durst“, nuschelte er, sah dann zu Percy. „Dad, gesund?“

Sofort griff Percy nach dem Pitcher mit dem Wasser, goss etwas in sein Glas, richtete Neveo auf und gab ihm zu trinken. „Er kommt gleich, denke ich“, lächelte er einfach. „Er ist gesund, kein Grund zur Sorge.“

„Warum..?“, fragte Neveo, ho seine Hand, strich über die Wange des Anderen. „Tränen…?“

„Oh, Neveo“, flüsterte Percy, drückte den Kleinen an sich. „Ich… dachte, ich hätte dich verloren“, erklärte er, lächelte erleichtert, während die Tür schon wieder aus den Angeln flog. Dieses Mal rannte Tom rein, den Morgenmantel offen, nur bekleidet mit einer Boxer, gefolgt von Snape, der selbst erschöpft wirkte, aber da war.

„Was?!“, verlangte Tom zu wissen. „Was ist passiert? Hat sein Zustand..?!“, er starrte auf das Bett und hätte vor Erleichterung am liebsten geheult. Denn da, in den Armen seines roten Generals, lag sein Sohn, doch er hatte seine Augen offen! „Neveo“, flüsterte er, während er spürte, wie seine Augen tatsächlich feucht wurden. „Du… du bist wach!“, er gab es zu, auch er war vom Schlimmsten ausgegangen.

Verwirrt sah Neveo auf den Auflauf, der hier herrschte. Was war denn hier los? Er verstand das nicht! Warum waren die alle am Heulen, kurz davor und vollkommen aufgeregt? Er fühlte sich so müde… er lächelte seinem Vater trotzdem zu, kuschelte sich aber weiter in die Umarmung seines Gefährten. „Müde“, erklärte er, merkte, wie eine Decke höher gezogen wurde.

„Dann schlaf“, bat Percy leise, deckte seinen Kleinen zu und sah zu Tom, dann zu Zaibini, der gerade Tests gemacht hatte. „Nun?“, fragte er.

„Der Junge ist über den Berg“, erklärte Greg, wirklich überrascht, dass der Junge das überstanden hatte. „Nach Schäden kann ich in ein paar Stunden forschen, aber erst mal soll er schlafen. Er ist auf jeden Fall wach. Einige Wochen und er ist auch wieder ganz fit.“

„Er ist aufgewacht, das entbindet mich von der alleinigen Repräsentationspflicht“, knurrte Severus sofort. „Du wirst sofort ins Bett gehen, noch zwei Stunden schlafen und morgen selbst auftauchen! Ist das klar?!“

Mit den Worten zerrte der Tränkemeister den Anderen aus dem Raum, erleichtert, froh und einfach nur hundemüde. Mal sehen, was als nächstes kommen würde.

Percy sah den Beiden hinterher, dann zu Neveo, der wieder tief zu schlafen schien. Vorsichtig legte er seinen Mann auf die Kissen, sah zu Greg. „Gehen Sie von bleibenden Schäden aus?“

„Ist schwer zu sagen“, antwortete der Heiler, er rieb sich seine Augen, lächelte etwas. „Aber er kann klar denken, er konnte wohl auch sehen. Natürlich hatte er Schmerzen, aber das wird wieder. Gegen Schmerzen kann man was tun. Holen Sie mich, wenn er wieder aufwacht und nur so ein Tipp am Rande – Sie sollten auch schlafen und auch das Bett in diesem Krankenzimmer ist breit genug für zwei Leute.“

Das ließ Percy sich nicht zwei Mal sagen, er legte sich zu dem Anderen, schickte aber noch zwei weitere Patroni los, die er vermutlich in ein paar Stunden bereuen würde, aber auch seine Brüder hatten gebangt und verdienten eine Entwarnung. Danach allerdings sackte auch er nur noch in die Kissen zurück, schloss seine Augen…

 

 

Severus war einfach nur erleichtert. Er hatte immer gewusst, der Krieg war nur die halbe Miete. Doch nun waren sei an einem Durchbruch angekommen. Dabei, endlich wirklich etwas zu erreichen. Nun, wo die Letzten des alten Regimes gefangen waren, konnten sie wirklich beginnen, eine neue Zukunft zu gestalten und auch, wenn es schwer gewesen war, Tom bei den Erzählungen des Alten, vor Allem über den Überfall auf dessen Familie, still zu halten, der Andere hatte sich darauf eingelassen, immerhin war er nicht derjenige, der die Strafen bestimmte, das war nun das Wizgamont.

Aber das spielte keine Rolle. Auch die waren nicht begeistert, was nun alles aus dem Mund des Mannes kam, der sie einst vertreten hatte. Da war kein Wort mehr von Rücksicht und Liebe, er brabbelte von Macht, Einfluss, Geld und ewiger Jugend, er hatte es von Anfang an auf die Krone abgesehen, die ihm nie zugestanden war.

Minerva hätte ihm Schätze bringen sollen, er gab zu, das Kind verführt zu haben, so, wie viele Andere vor ihr, um an Dinge zu kommen, die ihm nicht gehörten, er gab auch zu, sie am liebsten umgebracht zu haben, als die sich ihm verweigerte, doch das wäre zu auffällig gewesen. Er hatte sie aber nie aus seinem Blickfeld gelassen, nur um sicher zu gehen. Dann Molly, die ihm die Schätze der Prewitts zugänglich gemacht hatte, auch die Lotusbrosche des kleinen, letzten Kindergeistes vom dritten Stock kam zur Sprache. Der Alte hatte sich schon gedacht, dass diese Brosche mächtig war und ja, er hatte das Kind bewusst als Opfer ausgewählt, als die seinen kleinen Hort entdeckt habe. Er möge nun mal keine Kinder, sie seien zu laut, dreckig und einfach nur im Weg. Auch seine eigenen Sprösslinge hätten nur seiner Macht gedient.

All das hatte viele Zweifler wohl endgültig aufgeschreckt. Sie hatten sich entschieden. Für das Neue, auch, wenn sie das eben noch nicht kannten. Doch sie konnten nun, auf einer ordentlichen Basis, einen Staat aufbauen, der funktionierte. Und das würde Tom tun, das war sein Traum gewesen, den er ja auch immer noch, vielleicht mehr als vorher, hatte.

Neveo hatte seinen letzten Stunt überlebt. Er war noch schwach und konnte nicht aus dem Bett, aber er war ansprechbar, wenn er nicht gerade schlief und auf dem Wege der Besserung. Tom konnte seinem Kind eine neue Welt schaffen. Wer sonst konnte so etwas über sich selbst sagen? Gut, der Bengel weigerte sich, unter Menschen zu gehen, aber das war, selbst in seinen Augen, in dem Fall zu verstehen. Und es konnte sich auch wieder geben, in ein paar Jahren. Bis dahin konnte Neveo tun, was auch immer ihm gerade durch den Kopf ging, im Moment war es vor Allem wieder backen, kaum, dass er stand.

Und er selbst? Er war irgendwie, ohne zu wissen, worauf er sich einließ, Lordconsort geworden, mit erschreckend großen Befugnissen. Er, über den so viele gelacht hatten, der so oft Zielscheibe von Spott geworden war, war der zweitmächtigste Mann im Staat. Er war nicht das dreckige Geheimnis geblieben, wie er gefürchtet hatte, sondern stand bei allen Anlässen neben seinem Mann, unterstützte ihn und tat, was er konnte, hatte auch seinen eigenen Wirkungsbereich. Forschung und Weiterentwicklung von Tränken, Förderung der wirklich Begabten.

Lucius war weiterhin sein bester Freund und einer aus dem inneren Zirkel, der Blonde managte, zusammen mit Cornelius, das Ministerium da, wo Tom gerade nicht sein konnte. Draco… nun, das Praktikum, das er mal hatte tun müssen, hatte ihn am Ende in die Richtung gestoßen, in die er gehen wollte. Der junge Mann wollte Geistheiler werden, nachdem er begonnen hatte zu begreifen, was er dem Jungen angetan hatte, der ihm das Leben gerettet hatte. Sein Patenkind war erstaunlich schnell erwachsen geworden, bereit, wirklich etwas beizutragen.

Percy… nun, Percy war so was wie der dritte Mann, der Nachfolger für Tom und ihn, der Ehemann des Prinzen, ein eigentlich vernünftiger Politiker, der es noch weit bringen würde und der weiterhin seine Finger in Allem zu haben schien. Allerdings würde er in einigen Wochen die verpasste Hochzeitsreise nachholen, incognito verstand sich, um Menschenmengen und damit einher gehende Panikattacken zu vermeiden. Aber auch um sich selbst etwas zu erholen. Den Besten hatte es ja auch erwischt und außerdem musste er damit fertig werden, dass seine Halbgeschwister ihr restliches Leben hinter Gittern oder in Strafkolonien verbringen würden und dass sein älterer Bruder, Charles, aufgrund seiner Einstellung, englischen Boden nie wieder betreten würde. Dazu das unabwendbare Urteil zum Dementorenkuss für seine Mutter, die auch getötet hatte. Percy ließ es sich, wie immer, nicht anmerken, aber so was nahm man nicht einfach hin. Es nahm einen mit, ob man nun wollte, oder nicht, auch, wenn das Urteil noch verhältnismäßig milde war, bedachte man das Schicksal, das dem Alten bevorstand. So etwas war einfach schwer.

Er sah wieder auf, direkt zu Tom, der neben ihm auf dem Sofa saß, vor ihnen stand ein Teeset aus feinstem Porzellan, ein neues Geschenk aus China, dazu Gebäck von Neveo. Es war ein so ruhiger, so schöner Nachmittag. Er lächelte den Älteren an, der diese Geste erwiderte und ihn schließlich küsste. Ja, die Zukunft zu erobern würde schwer werden, mit Stress und Chaos verbunden, doch es würde eben auch diese Momente geben, die Ruhe, hier zu sitzen, mit dem Mann, für den er so viel aufgegeben und dafür noch mehr zurückbekommen hatte. Die Zukunft mochte voller Stress sein, aber sie war, vor zehn Jahren noch undenkbar, auch voller Hoffnung und Zuversicht. Es versprach ein ruhiger Abend mit einem gemeinsamen Essen und netten Gesprächen zu werden. Ein guter Abend für einen Tag…

 

 

„Bitte“, bettelte Neveo, sah seinen Gefährten groß an. Er mochte nicht mehr nur im Haus sein! Er wollte raus, mit dem Anderen laufen! Es war Frühling! Überall roch es interessant und er wollte mit Percy spielen! Er war wieder gesund, das hatte auch Greg ihm bestätigt! „Ich will mit dir rennen, bitte?“

Percy wusste, er war verloren. Neveo war erst seit zwei Wochen wieder wach und seit etwa einer Woche überhaupt in der Lage, sich auf seinen eigenen Beinen zu halten. Doch zumindest hatte sich dieses Mal sein magischer Haushalt nicht entleert, es war nur sein Körper, den er mit seinem Stunt fast ruiniert hatte. Seitdem hatte er den Kleinen nicht eine Sekunde lang aus den Augen gelassen, immer voller Angst, ihn dann nicht mehr zu sehen. Zu Beginn war es auch einfach gewesen. Neveo war nicht viel wach gewesen und hatte immer kuscheln wollen, dann, irgendwann, hatte ihn nichts mehr im Bett halten können und er hatte backen wollen, seine Brüder, Neville und Luna waren zu Besuch gewesen. Und jetzt… wollte der Kleine wieder als Leopard durch den Garten toben. Er wollte morphen, Magie nutzen. Und er würde wieder nachgeben. Greg hatte ja gesagt, der Jüngere war wieder auf der Höhe und er sollte es einfach nur nicht übertreiben. „Ich…“

„Bitte, bitte, bitte, bitte!“, bettelte Neveo, sah den Anderen mit großen Augen an. „Ein bisschen? Es geht mir gut und dir auch, ich will wieder rennen! Da draußen riecht es so gut!“ Er klimperte mit seinen Augen. „Nur ein Bisschen?“

„Na gut“, murmelte Percy, nahm den Jüngeren an die Hand, ging mit ihm in den Garten, wo er sich elegant selbst wandelte, und mit seinem kleinen Gefährten etwas lief, spielte, den Nachmittag genoss. Er war einfach nur so froh, dass Neveo wieder so quirlig war, sich bewegen wollte. Denn jede Nacht hatte er Alpträume, von seinem reglosen Gefährten, der nur noch vor sich hin vegetierte. Wenn er dann aufwachte, verbrachte er eine kleine Ewigkeit damit, einfach nur seinen Kleinen zu beobachten, der an ihn gekuschelt schlief, sich von Zeit zu Zeit bewegte und kleine Geräusche von sich gab, um sich selbst zu beruhigen.

Oh, er wusste von den Urteilen über seine Familie, es fiel ihm schwer, auch nur daran zu denken, doch es war von Anfang an klar gewesen und ganz ehrlich, er hasste Molly für das, was sie Neveo angetan hatte. Aber ihm taten Ron und Ginny einfach Leid, sie hatten nie eine Chance gehabt, waren so stark beeinflusst, dass man sie kaum noch würde retten können, sie waren und würden immer eine Gefahr für eine friedliche Gesellschaft sein, sie mussten weggeschlossen bleiben.

Allerdings hatte er mit Genugtuung die Erinnerungen seines Lords durchgesehen, am Tag der Hinrichtung. Mitgehen war außer Frage gestanden, Neveo war zu schwach gewesen, um ihn allein zu lassen und das hätte er auch nicht gewollt, dass Neveo mitging um so etwas zu sehen. Denn auch, wenn er schrecklich gelitten hatte, Neveo wollte keine Rache, einfach nur seine Ruhe und die dauernde Bestätigung, dass sie zusammen in eine bessere Zukunft gehen würden.

 Neveo genoss das Laufen und Toben, wurde aber auch schnell müde, morphte zurück und kuschelte sich an den Älteren, der Dasselbe tat. Er freute sich so sehr, dass sie in zwei Wochen endlich fahren würden. Dann konnte er die Welt sehen mit seinem Gefährten. Percy erzählte ihm jeden Abend etwas über ihre Ziele. Norwegen und Schweden mit den wilden Küsten, Neuseeland mit seiner wunderschönen Landschaft, die Tempel Indiens, die in Lhasa und China. Er konnte es kaum noch erwarten. Dinge, die er nie zu sehen auch nur gehofft hatte, würde er nun doch erblicken können. Und anschließend würde er hierher zurückkehren, in ein richtiges Zuhause, wo sein Vater und sein Stiefvater auf ihn warten würden, seine Freunde, seine eigene Konditorei. Und eine bessere Welt.

Sein Dad kämpfte für magische Geschöpfe, wie ja auch er eines war. Er hatte sogar was Besseres als Stummelflügel. Wenn er wirklich wollte, wurden sie nämlich groß und er konnte sie benutzen! Was konnte es nur besseres geben? Sein Vater half Kindern, denen es ging, wie es ihm gegangen war, die nicht gewollt waren, die Schule war nun ein wirklich sicherer Ort mit einem netten Direktor, der seine Schüler verstand und für sie da war, Menschen hatten eine Chance, wirklich etwas zu erreichen und Dinge, die er nie verstanden hatte, wurden nun erklärt. Es war ein Aufbruch in eine bessere Zukunft, eine, von der er vor einem halben Jahr nicht mal zu träumen gewagt hätte. Na ja, er hätte nicht mal gedacht, einen so tollen Gefährten zu haben, einen Menschen, der ihn so liebte, wie Percy es tat, was er in jeder Bewegung fühlen konnte, selbst jetzt. Die Hand, die um seine Taille lag, die Blicke, die der Ältere ihm zuwarf. Oder die Tatsache, dass der Andere, von Anfang an, immer so besorgt um seine Gesundheit gewesen war. Ihn die letzten Tage nicht hatte irgendwo hin gehen lassen wollen. Es war nervig und doch auch der letzte Beweis, wie sehr Percy ihn liebte. Er wusste, er hatte immer einen Ort, wo er hingehen konnte. Er wurde geliebt.

„Was ist?“, fragte Percy sanft, als er merkte, wie der Jüngere ihn ansah. So… süß. So, wie er gekuckt hatte, als er ihn am frühen Morgen mit Sex regelrecht überfallen hatte, etwas, das Percy zurückgehalten hatte, weil er der festen Ansicht gewesen war, Neveo in dessen zustand damit zu schaden. Nun, dann war er morgens aufgewacht, hatte nur noch zusehen können, wie der Jüngere sich auf ihm niedergelassen und ihn eben mit diesen großen Augen angesehen hatte, bis ihm die Zurückhaltung einfach abhanden gekommen war und er getan hatte, was Dieser wollte, so oft, dass sein Kleiner danach wirklich Sitzprobleme gehabt hatte, die vor Allem Severus sehr amüsiert hatten, während Vater und Sohn denselben, peinlich berührten, roten Farbton im Gesicht gehabt hatten. Nicht zu vergessen, der zufriedene Ausdruck in Neveos Gesicht.

„Ich… liebe dich einfach“, antwortete Neveo, küsste den Älteren und lachte leise, als der ihn rumrollte, so, dass er mit dem Rücken auf dem Gras lag, der Andere über ihm.

„Merlin, Kleiner“, murmelte Percy, als er das hörte, wie jedes Mal vollkommen überrumpelt von der Welle an Liebe und Freude, die bei diesen Worten in ihm hochkam. „Du hast keine Ahnung, wie viel du mir bedeutest…“ Allein die Vorstellung, dass das ihm fast genommen worden wäre, war ein einziger Alptraum. Aber er wusste, so war es nicht. Sein Kleiner war hier, unter ihm, strahlte ihn an, atmete, war da. Ohne Zweifel. Und er würde dafür sorgen, dass das auch immer so bleiben würde…

  

The End ..
… or is it?

 

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