7. Kapitel
Es war fünf Uhr morgens,
als Fenrir wieder aufwachte, er blickte auf seinen Arm, wo Fred noch schlief,
aber auch schon Zeichen von Erwachen zeigte. Nun, sie waren wirklich früh ins
Schlafzimmer gekommen. Sicher, er hatte den Rotschopf auch zwei Mal genommen,
aber he, sie waren gegen zehn Uhr nachts eingeschlafen! Sieben Stunden war für
eine Nacht mehr als adäquat. Er stupste seinen Gefährten an, den er nun wirklich
mehr als gründlich in Besitz genommen hatte, wartete, bis die hellblauen Augen
sich verschlafen auf ihn richteten, bevor sie regelrecht komisch riesig wurden
und der Andere sich aufsetzte, nur um schmerzerfüllt aufzustöhnen.
„Au“, jammerte Fred, als er
sich, entschieden zu schnell, aufsetzte. Sein Hinten tat weh, richtig weh!
Sicher, gestern Nacht war es toll gewesen und nichts würde ihn von einer
Wiederholung abhalten, aber gerade empfand er es als sehr unbequem. Allerdings
wunderte es ihn, das Greyback wirklich nach dieser Nacht geblieben war, wo er
doch bekommen hatte, was er wollte – mehrfach. Nur, warum wurde er dann geweckt?
„Was ist?“, murmelte er. „Warum schläfst du nicht? ‘s is mitten in der
verdammten Nacht…“
„Weil ich nicht ohne ein
Wort gehen wollte und ich mir ziemlich sicher bin, dass du Fragen hast“, gab
Fenrir zurück. „Außerdem isses immerhin schon fünf Uhr früh und wir waren
gestern ziemlich bald im Bett“, fügte er grinsend an. „Du hast nicht zufällig
etwas Speck im Haus? Oder noch ein Steak? Als Frühstück? Hab nen harten Tag vor
mir.“
Fred blinzelte, starrte auf
den Mann, der da vor ihm saß, mit freiem, muskelbepackten Oberkörper, auf dem
Haare genau an den richtigen Stellen versprengt waren, unter Anderem die Linie,
die dahin führte, wo es besonders vielversprechend war und die Decke war tief
genug gerutscht, um dessen bestes Stück fast frei zu legen. Ein Geschlechtsteil,
das den Vermerk eindrucksvoll durchaus verdient hatte. „Ähh, ich glaub, ich hab
noch zwei Steaks“, murmelte er, oh ja, er hatte Fragen, aber warum war Greyback
bereit, die zu beantworten?
„Dann schu!“, grinste der
Werwolf. „Du Frühstück, ich anziehen! Ich muss mich in Schale schmeißen“, fügte
er, sich selbst schüttelnd, hinzu. Er mochte die Uniform nicht, weil sie ihn
einengte mit dem Magierumhang und der Maske, die er, wenn er Pech hatte,
zwischendurch würde ablegen müssen, doch er würde heut da nicht drumrum kommen.
Er stieg aus dem Bett, zog den Jüngeren von der Matratze, küsste ihn und
musterte dessen schlanken, eindrucksvollen Körper mit gierigen Blicken. Nein,
erst wieder abends. Stattdessen leckte er noch mal über das bereits vernarbte
Bissmal und fuhr dann mit etwas Spucke auf dem Finger über dessen geschundenen
Hintern, wissend, dass das helfen würde. Erst dann ging er in Richtung Bad. Er,
sein Beta und zwei von den weiblichen Kriegern würden so eine Art Leibgarde
bilden, er wollte nicht, dass ihm Jeder anriechen konnte, was er in der Nacht
getan hatte, wirklich nicht.
Verdattert und wieder
erregt starrte Fred dem Anderen hinterher, merkte dann zu seinem Erstaunen, dass
die Schmerzen in seiner Kehrseite nachließen, wo der nicht gerade kleine Finger
des Anderen entlang gestrichen war. Also warf er sich seinen Morgenmantel um und
lief in die Küche, sah unterwegs noch durch die Zimmertür seines Bruders, der
ebenfalls nicht allein zu sein schien. Er schloss das Zimmer, zauberte es so,
dass weder Geruch noch Geräusche durchdringen und die beiden, würden, wer auch
immer Nummer zwei war, er wollte noch etwas Zeit allein mit seinem Muskelmann,
bevor der vermutlich für lange Zeit verschwinden würde. Rasch stellte er die
Pfanne, die noch vom Vorabend an der Spüle stand, wieder auf den Herd, streute
etwas Salz und Pfeffer auf die verbliebenen Steaks und legte sie hinein, stellte
eine zweite Pfanne auf eine Platte und schlug ein paar Eier hinein. Spiegeleier
und Steak waren zwar eine seltsame Mischung, aber er wollte auch was essen und
Fleisch am frühen Morgen war zwar in Form von Speck in Ordnung, aber für das,
was Fenrir wollte, war es ihm doch etwas zu früh. Lieber ein Spiegelei, ein
getoastetes Weißbrot und einen köstlichen Muffin von Neveo.
Die Eier waren gerade
richtig, als Fred einen starken arm spürte, der sich um seine Taille legte und
das frisch rasierte Gesicht, dass über seine Wange streifte. „Keine Sorge, ich
lasse es nicht zu sehr anbraten“, lächelte er, nahm die Eier aus der Pfanne.
„Auch ein Spiegelei dazu, oder nur Fleisch?“
„Och, ich mag auch Eier“,
gab Fenrir zurück, schnupperte. „Und die Muffins da, die riechen toll. Da wird
sogar mir der Mund feucht.“
Fred lächelte, legte die
beiden Steaks auf einen Teller, positionierte die Spiegeleier darauf und gab ihn
dann an den Älteren weiter, während er nur seine Brote nahm und zu seinen Eiern
legte. Er setzte sich zu dem Anderen, der bereits wieder beim Essen war. Er trug
nun eine Art Uniform aus schwarzer, schimmernder Seide, auf der das Zeichen von
Voldemort eingestickt war. Es machte Fred nur noch heißer. „Was hast du vor? Ich
kann mir nicht vorstellen, dass du das gern trägst, egal, wie heiß du darin
aussiehst.“ Gut, oben ohne war weit besser, aber das war das zweitbeste danach.
Fenrir zuckte mit den
Schultern. „Der Lord hat heut was vor, wir denken Alle, dass es letztendlich zum
Erfolg führt, ohne weiteres Blutvergießen, aber sicher ist sicher, ich bin als
Leibwächter mit dabei, alle Generäle auch. Na ja, wohl Alle außer deinem Bruder,
der muss babysitten. Der Prinz erträgt die Trennung nicht, seine Magie reagiert
dann instabil. Schade, dabei hat er ziemlich mitgeholfen bei der Sache.“
„Was..? Niemals! Er wird
nicht zulassen, dass Perc nicht mitgeht, egal, ob er Schmerzen hat oder nicht“,
konterte Fred leise. „Perc wird dabei sein, weil Neveo sonst beleidigt ist.“
„Das würde der Lord nicht
zulassen“, gab Fenrir zurück. „Hängt an seinem Welpen.“
„Wetten?“
„Um was?“, fragte Fenrir
sofort.
„Wenn ich Recht hab… musst
du einen Tag tun, was ich will“, verlangte Fred, denn das würde eine Rückkehr
beinhalten, eine weitere, gute Nacht.
Fenrir hob eine Augenbraue.
„Okay“, gab er nur zurück, sich seines Sieges sicher. „Sonst noch Fragen an
meine Person?“, fragte er, während er sich ein weiteres Stück Fleisch zwischen
die Zähne schob und es genüsslich kaute.
„Warum? Warum hast du mit
mir geschlafen?“, fragte Fred ruhig. „Und mich gebissen?“
Okay, hallo schlechte
Bildung, merkte Fenrir. „Nennt sich Bindung. Du bist mein Gefährte, also hab ich
dich markiert, so, das Niemand mit etwas Hirn dich anfassen wird. Du gehörst
ganz allein mir. Viel scheint ihr ja über Werwölfe in Hogwarts nicht zu lernen…“
„Nur, wie man sie
umbringt“, gab Fred leise zurück, starrte auf den Mann. Bedeutete das etwa, was
er dachte?! „Heißt… das, du kommst hierher zurück?“
„Äh… ja?“, fragte Fenrir,
den Sinn dieser Frage nicht so ganz verstehend. „Immerhin wohnst du hier. Und
bis du bereit bist, zu meinem Rudel zu ziehen, werd ich wohl einige Zeit hier
verbringen. Oder mein Rudel einfach in der Nähe unterbringen, mal sehen. Was
hast du denn gedacht?“
Nun wurde Fred rot bis in
die Haarwurzeln, doch er war nicht ganz umsonst ein Gryffindor. „Dass… das ne
einmalige Sache war?“, fragte er schließlich. „Reine Attraktion? Ich bin
immerhin keine Frau und…“
„He, du bist’n verdammter
Reinblüter! Sag mal, solltest du nicht wissen, dass Geschlecht hier keine Rolle
spielt?! Selbst Slytherin soll mit nem Kerl verheiratet gewesen sein! Nach
seiner Zeit in Hogwarts! Der Prinz is mit deinem Bruder zusammen und wenn mich
meine Nase nicht im Stich lässt, treiben es der Lord und Snape schon seit einer
ganzen Weile wie die Irren!“
Gut, jetzt war Fred
schlecht. Er schob seinen Teller von sich, sah den Älteren eine Weile lang an.
„Meine Mutter hat uns immer klar gemacht, dass sie erwartet, dass wir Jungen
Mädchen heiraten. Sie… ist sehr auf Dumbledore geprägt und auf seiner Seite“,
erklärte er. „In allen Dingen. Sie will nicht mal, dass wir was mit Nichtmagiern
oder Nichtmenschen anfangen. Sie hat vieles, was wohl für unsere Vorfahren
normal war, einfach vergessen. Nicht weiter gegeben.“
„Gut, noch mal langsam für
Anfänger: Ein Wer bindet sich auf diese Weise“, er strich über sein Bissmal.
„Ein Mal, außer der Gefährte stirbt, aber auch dann ist nicht klar, ob man noch
mal Jemanden findet. Du… riechst für mich wie die pure Verführung und sagen wir
es mal so, laut dem Gesetz der Rudel sind wir, seit heut Nacht, verheiratet.
Klärt das deine Fragen?“
Was?! Verheiratet?! Mal
eben schnell so?! „Du… kennst mich doch gar nicht! Das… das würde nie gut
gehen…“
Fenrir hob eine Augenbraue.
„Soll ich mit Anderen ficken?“,f ragte er rund heraus, beobachtete dann
amüsiert, wie der Jüngere seine Augen zu Schlitzen zusammenzog, seine Faust ums
Messer verkrampfte. „Wehe!“, zischte der empört, allein bei der Vorstellung.
Süßer Junge.
„Damit solltest du dir
deine Frage selbst beantwortet haben. Veela heiraten ihre Gefährten auch und
lernen sie oft erst danach kennen. Keine Sorge, ich würde dich nicht betrügen.
Wer nehmen Treue, wenn sie ein Mal einen Gefährten gefunden haben, sehr ernst.“
Er nahm die Hand des Rotschopfs, die sich um das Messer verkrampft hatte,
lächelte etwas. „Und wie gesagt, ich bin kein Monster. Ja, ich trag öfter mal ne
Illusion, weil die Leute dann mehr Schiss haben, unkonzentriert kämpfen und ich
schneller gewinne, aber ich bin kein Monster – und ich hab nur drei Kinder
gebissen. Einer ist jetzt mein Beta im Rudel, ein Mädchen wäre, hätte ich sie
nicht gewandelt, in der Nacht an Krebs gestorben und Lupin“, sein Blick wurde
dunkel, als er an die Ereignisse von damals dachte. „Ich wollte den Jungen
damals nicht beißen, aber sein Vater… er hat eines der Kinder meines Rudels
getötet, einen geborenen Werwolf, ich wollte nur etwas gute, alte Rache, aber
der Irre hat erst seinen Neffen und dann seinen Sohn vor mich geworfen. Lupin
hat den Biss überlebt, ich wollte die Verantwortung übernehmen und ihn zu mir
holen, aber da hatten sie ihn schon zu Dumbledore gebracht. Darum hat Lupin die
Regeln der Rudel und den Umgang mit seinem inneren Wolf nie gelernt. Ich sehe
ihn nicht als Wer, sondern als jammernswerte, dumme Kreatur, die sich gegen ihre
Instinkte wehrt. Ein Wer hat bei Vollmond keine Schmerzen und die Meisten von
uns können schon sehr früh jederzeit in unserer Wolfsgestalt wandeln.“
Erleichtert entspannte Fred
sich wieder, hörte, wie das Messer aus seiner Hand fiel. Die Wärme der größeren
Hand war angenehm und die Versicherungen taten Fred richtig gut, denn er hasste
One-Night-Stands. Gut, die Tatsache, so fest gebunden zu sein, war gerade sehr,
sehr gewöhnungsbedürftig, doch er wusste ja jetzt schon, dass Fenrir nicht das
Monster war, als das er dargestellt wurde. „Isst du nur Fleisch?“, fragte er
dann. „Und… kommst du heut nach dem Job wieder?“, er wusste, dass die Hoffnung
in seiner Stimme mitklang, doch er konnte es nicht verhindern, wirklich nicht.
Das brachte Fenrir wirklich
zum Lachen. „Oh, ich hab vor, heut nach dieser leidigen Geschichte wieder her zu
kommen!“, gab er zurück, nahm ein weiteres Stück Fleisch, das er genüsslich
verspeiste. „Keine Ahnung, wann, kann sich hinziehen, der Lord ist da ein wenig
unberechenbar. Und ja, ich esse auch Fisch und Beilagen, aber aufgrund meiner
Natur liebe ich nun mal Fleisch. Ich esse es manchmal durchaus auch roh.“ Er
hatte die Hoffnung, dass Fred ihn irgendwann bitten würde, ihn zu wandeln, aber
er würde den anderen nicht hetzen, der sollte sich das Rudel ansehen, mit den
anderen Wer interagieren und dann weitersehen. „Warum?“
„Ich… dachte, dass ich
vielleicht… Spaghetti mache?“
„Das ist eine gute Idee“,
stimmte Fenrir zu. „Ich mag Spaghetti.“ Er stand auf, packte den Jüngeren, der
nichts trug, außer seinen Morgenmantel. „Ich komm dann wieder und…“, gerade als
er den Anderen küssen wollte, hörte er, wie das Feuer ein nervtötendes Signal
von sich gab.
Fred seufzte genervt,
küsste den Älteren flüchtig, machte sich aber los und trat zum Kamin, es gab nur
wenige Personen, die diese Adresse kannten. „Perc“, stellte er dann, wenig
überrascht fest. „Was gibt es, so früh am Morgen?“
„Fred, wo ist George? Nein,
egal. Hör mal, kannst du hierher kommen? Ich weiß nicht, für wie lang,
vermutlich so bis drei Uhr nachmittags, ich…“
„Du musst mit dem Lord heut
irgendwo hin und ich soll babysitten?“, fragte Fred grinsend, sah dann zu
Fenrir, der eine Augenbraue gehoben hatte.
„Äh, ja, aber woher…?“
„Bruder, auch ich hab meine
Quellen“, gab Fred zurück. „Und ja, ich komme, ich muss mich nur schnell
anziehen und George aus dem Bett schmeißen, damit der sich um den Laden kümmert.
Reicht es, wenn ich in einer Stunde komme? Ich find Neveo schon, eine Hauselfe
wird den Weg in die Küche schon kennen.“ Er wartete, bis Percy nickte, richtete
sich dann auf. „Ich hab gewonnen.“
Fenrir lachte leise, packte
den Jüngeren, küsste ihn ausgiebig. „Nun, dann werd ich wohl für einen Tag tun
müssen, was du sagst“, stellte er nur fest. „Ich muss auch los“, seufzte er.
„Die Anderen abholen. Viel Spaß mit deinem künftigen Boss…“
Fred lächelte, er sah dem
Älteren hinterher, freute sich jetzt schon auf den Abend und auch auf den Tag,
den er mit Neveo verbringen konnte. Doch dann riss er sich zusammen, er stellte
die Pfanne wieder auf den Herd, legte Speckstreifen rein und löste dann die
Zauber um die Tür seines Bruders, klopfte mehrfach laut. „Bitte aufwachen!
George! Ich muss gleich weg und du musst im Laden stehen! He!“
Verwirrt schoss George in
die Höhe, rieb sich seine Augen. „Ja, ja“, knurrte er die Tür an, bevor er
merkte, dass seine Decke sich ohne Zutun bewegte. Er sah nach Unten – und
schluckte. „Äh… hi?“, fragte er, während er feuerrot wurde. Er hatte seine
Eroberung vom Vortag mit hierher genommen?! Wie hackedicht war er denn gewesen?
Und da kamen sie schon, die heißen Bilder der letzten Nacht. Die ihn selbst
jetzt noch, nun, sehr gefielen. Das Dumme war nur, dass er schon jetzt wusste,
wer sie war und das nicht etwa, weil er sich vom Vorabend an den Namen
erinnerte, sondern weil er sie kannte – aus Hogwarts. Sie war in einer Stufe mit
seinem jüngeren Bruder und mit Neveo!
„Äh.. hi, Millie?“, fragte
er. „Was… machst du hier an… einem Schultag, gestern, wie…?“
Das Mädchen hob nur eine
Augenbraue, grinste den Rotschopf an. Sie hatte die Zwillinge schon zu ihren
Zeiten in Hogwarts einfach faszinierend gefunden, wie sie in ihrer ganz eigenen
Symbiose auf den Besen selbst die Slytherins geschlagen hatten. „Was? Muss ich
immer brav sein, nur, weil ich ein Mädchen bin? Ich bin eine Slytherin und stolz
drauf, ich hab mich raus geschlichen, so wie jeder Teenie das tut. Und du hast
mich abgeschleppt. Gut, ich hab dich erst angraben müssen, aber ich hab dich
doch bekommen und du dachtest, es war dein Verdienst. Und jetzt erwarte ich ein
ordentliches Frühstück.“ Damit erhob sie sich, zog Georges Morgenmantel an und
ging aus der Tür, um ins Bad zu kommen, lächelte den anderen Zwilling an.
„Morgen, Fred. Dein Bruder is ne Transuse, aber echt ne Bombe im Bett.
Vielleicht behalt ich ihn.“
Fred konnte sich das
Grinsen bei dem Kommentar nicht verkneifen, er trat ins Zimmer, lehnte sich
gegen die Wand und musterte seinen Bruder. „Interessante Nacht gehabt?“
„Musst du gerade sagen“,
grinste George zurück. „Netter Schrank, den du da angeschleppt hast. Hab heut
Nacht noch nach euch gesehen, er hat mich angeknurrt und dich versteckt.“
„Ja, er ist ganz… gut bei
dem, was er tut“, nickte Fred, fasste an das Bissmal. „und er kommt heut Abend
hierher. Ich mach Spaghetti. Soll ich Mister Bullstrode auch gleich mitbringen?
Immerhin hast du vermutlich seine Tochter entjungfert.“
George stöhnte, ließ sich
auf die Matratze zurückfallen und drückte sich selbst ein Kissen aufs Gesicht.
Er war tot, er war so was von tot. Nun, zumindest so gut wie. Sein einziges Plus
dürfte im Moment die hohe Stellung seines Bruders und seine eigene Freundschaft
mit dem Prinzen sein. „Ich wollte nie so früh heiraten!“
„So was aber auch. Hättest
du dir eher überlegen sollen.“
„Vielleicht will sie es gar
nicht?“, fragte George hoffnungsvoll. Sicher, er fand Millie nicht schlecht,
aber…“
„Och, sie sagte mir gerade,
dass sie dich vielleicht zu behalten gedenkt, mach dir keine allzu großen
Hoffnungen. Aber zu was Anderem. Percy hat gerade angerufen. Heut is irgendwas
Großes und er kann nicht bei Nev bleiben. Ich bin auf dem Weg zu ihm, du musst
den Laden allein versorgen. Vergiss nicht, die Preise fürs Gebäck stehen auf den
Schildchen und auf den laminierten Karten auf der Theke, die Sorten stehen auf
den Untertellern, auf denen die Sachen stehen und du sollst sie verkaufen, nicht
selbst fressen, ich denke, ich werd heut mit ordentlich Nachschub kommen. Noch
irgendwelche Fragen?“
„Kannst du mich nicht
umbringen?“
„George, du musst nun mal
lernen, dass Taten Folgen haben und Millie is auch noch minderjährig. Also, ich
wünsch dir… euch, whatever, viel Spaß, ich will zu Nev, was Percy uns das letzte
Mal erzählt hat, tut er sich wirklich schwer, wenn Perc nicht da is.“
Als die Türen aufschwangen,
richtete Tom sich weiter auf, sah neben sich, wo Severus stand, die Mine reglos
und starr, angespannt und aufmerksam. Hinter ihm hatten seine Werwölfe Stellung
bezogen und zu seiner Linken lief Percy. Er machte sich Sorgen um seinen Sohn,
doch er wusste, jetzt musste er sich auf andere Dinge konzentrieren. Je besser
er das hier erledigte, umso schneller konnte er Percy wieder zurückschicken.
Ruhig und gelassen, noch
mit seiner Maske im Gesicht, betrat er den Saal, in dem das Wizgamont tagte. Er
war beeindruckend, alt, noch ein Teil des alten Palastes, mit marmornen Bögen,
Säulen und halbrunden Bänken, auf denen die meist schon betagten Zauber und
Zauberinnen saßen, ähnlich wie die Senatoren Roms es getan hatten, angetan mit
eleganten Roben und nicht Wenige zuckten, als er den Raum betrat. Gut, zumindest
würden sie ihn nicht anpissen. Er sah zu Lucius, der nun beide Arme hob, so,
dass Ruhe in den Saal einkehrte.
Erst dann trat Tom ganz
vor, machte eine kurze Bewegung, die dazu führte, dass Severus, Percy und Lucius
ihre Stellungen bezogen, sein roter General nun z seiner Linken, Lucius nur
neben Diesem, immerhin musste er ja der Tatsache Rechenschaft zollen, dass der
Mann im Grunde bereits mit seinem Sohn verheiratet war und rein äußerlich würde
er die Form wahren. Mit einer eleganten Bewegung seiner weiß behandschuhten
Hände griff er zu seiner Halbmaske, nahm sie ab und offenbarte den staunenden
Leuten so sein Gesicht. Sein neues, altes, unverstümmeltes Gesicht. Dann blickte
er zu den anderen Beiden, die Dasselbe taten. Gut, es war wohl Niemand wirklich
überrascht, Severus zu sehen, doch bei Percy gab es mehrere entsetzte Aufjapser.
Erneut wartete Tom, die sie
Mitglieder des altehrwürdigen Wizgamont sich wieder beruhigt hatten. Einige
waren durchaus auch so alt wie Dumbledore und er sah eine Dame, von der er
wusste, dass sie älter war, um die zweihundert Jahre, auch für eine reine
Zauberin schon sehr alt, gut, sie sah auch so aus, aber trotzdem. Einige andere
Leute, die wohl den ein oder anderen Tropfen Blut eines magischen Wesens hatten,
sahen jünger aus, waren vermutlich aber durchaus älter. Und nach wenigen
Augenblicken hatte er die Aufmerksamkeit für sich allein. Erst jetzt trat er
vor, seine Hände auf seinem Gehstock. „Ich bin nicht hier, um mich für meine
Taten zu rechtfertigen, das will ich direkt feststellen. Ich habe gemordet oder
Morde befohlen, das zu leugnen käme mir nicht in den Sinn, doch was ich zu tun
gedenke, ist, Ihnen zu erklären, warum ich zu diesen Mitteln gegriffen habe,
Mittel, die nebenbei gesagt, auch die Gegenseite genutzt hat.“ Seine Augen
bohrten sich in die eines Mannes, der aussah, als wäre er etwa Mitte Fünfzig,
doch er wusste es, auch dank seiner Leute im Ministerium, besser. Es war der
neue Vorsitzende des Wizgamont, der etwa noch ein achtel Elfenblut besaß und
daher nur langsam alterte, sich in Dumbledores Zeiten im Hintergrund gehalten
hatte.
Rafael Gribbson, Oberhaupt
seiner Familie, schon lange Jahre Mitglied im Wizgamont und nun seit Neuestem
dessen Vorsitzender, musterte den Mann vor ihm, in dessen Adern auch eindeutig
das Blut magischer Wesen floss. Er sah noch jung aus für über siebzig Jahre,
eigentlich noch genauso wie damals, als er ganz legal versucht hatte, in der
Politik etwas zu ändern. Er hatte den jungen Mann mit den jetzt blutfarbenen
Augen damals so unauffällig wie möglich unterstützt, doch er hatte es besser
gewusst, als das offen zu tun. Zu mächtig war Dumbledore damals gewesen, kurz
nach dem Krieg gegen Grindelwald, zu sehr hatten sich die anderen von dem damals
charismatischen Mann blenden lassen, der mit seiner Intelligenz die Leute zu
beeinflussen verstanden hatte. Dabei hatte er damals schon Zweifel gehegt,
große. Doch wer hätte auf ihn gehört? Noch immer war er mit der auf ihn
gefallenen Wahl überrascht. Doch dann riss er sich zusammen, nickte auf die
Worte. Der Mann hatte Recht. Er musste sich nicht mehr rechtfertigen, als sie
alle. „So erklären Sie denn, Lord.“ Immerhin hatte Tom Riddle den Stand eines
Lords, er war Lord Graunt, direkter Nachfahre der Linie Slytherin und
berechtigt, auch diesen Namen zu führen, was er wohl auch vorhatte, wenn er den
Ring an dessen Finger richtig deutete.
Tom war überrascht so
angesprochen zu werden, doch er ließ es sich nicht anmerken. Stattdessen begann
er zu erzählen, den Blick weiterhin auf den neuen Vorsitzenden gerichtet. „Ich
konnte mir nicht vorstellen, dass es gut ist, Muggeln zu sagen, dass es neben
ihrer Welt noch die unsere gibt mit all ihren Geschöpfen und ihrer Magie. Das
mag in Ländern wie China oder im Tibet gehen, ohne einen Völkermord auszulösen,
hier aber nicht. Die Menschen hier würden uns als Bedrohung sehen, sie hassten,
was sie nicht erklären können, sie vernichten erst und fragen dann, ob das klug
war. Außerdem habe ich am eigenen Leib erfahren, wie intolerant Muggel sein
können und nicht nur ich. In Hogwarts gibt es auch in den aktuellen Jahrgängen
muggelgeborene Magier, die von ihrer Familie geschlagen und als Satansbrut
bezeichnet werden. Meine Leute suchen nach Ersatzfamilien, um deren Sicherheit
zu gewähren. Doch nachdem ich mich weigerte, die Marionette des alten Mannes zu
werden, blockte er jeden legalen weg, den ich beschreiten wollte, um sicher zu
stellen, dass die alten Grenzen nicht eingerissen, sondern vielleicht vorerst
gestärkt werden, da wir zu rückständig sind, um in der Muggelwelt klar zu
kommen.“ Er hob eine Hand, als er sah, wie mehrere Leute zu heftigem Widerspruch
auf seine letzte Aussage ansetzen wollten. „Muggel haben die Atombombe, die
ganze Länder auslöschen kann, sie haben Giftgase, die Krankheiten auslösen, für
die wir vielleicht nie Tränke haben werden, sie können mit ihren Medikamenten
Krankheiten heilen und Tote ins Leben zurückholen, bei denen wir nichts mehr
ausrichten können, sie haben schreckliche Waffen und sie haben Möglichkeiten,
schneller zu kommunizieren, als wir. Auch sie sehen inzwischen im Dunklen. Sie
sind uns inzwischen voraus, ob wir es wahrhaben wollen oder nicht. Wenn wir
wirklich irgendwann unsere Welt bekannt machen wollen, sollten wir erst mal in
der Lage sein, auch die Muggel zu verstehen. Kenne deinen Feind.“
Rafael beschränkte sich auf
ein Nicken. Er wusste von den Bemühungen und davon, dass es den angeblich so
gequälten, in Hogwarts fehlenden Kindern hervorragend ging. Die schickten ihren
Eltern besondere Leckereien, die nirgends bekommen zu sein schienen, wurden
versorgt und lernten, dass fünf Elfjährige und drei Vierzehnjährige eine neue
Familie suchten, war ihm auch bekannt, er selbst war am Überlegen, sich wegen
einer kleinen Elfährigen und ihrem fünfzehnjährigen Bruder einzuschalten. Er
besaß ein großes Haus und seit seine geliebte Frau und dann sein Sohn gestorben
waren, hatte er auch keinen Erben mehr. Er konnte diesen Kindern eine Zukunft,
vielleicht auch eine Familie bieten, die sie bei ihren leiblichen Eltern nicht
gefunden hatten. Denn Muggel konnten gefährlich sein, sie waren bei Weitem nicht
so harmlos, wie Dumbledore sie immer dargestellt hatte. Das war auch klar.
„Fahren Sie fort, Lord.“
Tom merkte, dass er bei
diesem Mann zumindest offene Türen einzurennen schien, in der Hinsicht hatte
Percys Gespür wieder mal richtig gelegen. Es ging also mehr um den Rest der
Leute hier drin. Also richtete er seinen Blick nun auf die Anderen. „Ich habe
mich entschlossen, mit meiner eigenen Front vorzugehen, doch noch habe ich
keinen einzigen Angriff durchgeführt. Ich wollte die muggelgeborenen Zauberer
aufklären, doch zwei Familien, bei denen ich war und die ich erfolgreich auf
meine Seite gezogen habe, wurden umgebracht. Ich äußere keine Verdächtigungen,
ich kann nur auf das Leben meines Kindes schwören, dass ich es nicht war und nie
in Auftrag gegeben habe. So wenig wie ich je jedes Halbblut und jeden
muggelgeborenen Zauberer umbringen wollte. Das wäre nicht nur politischer
Selbstmord, damit würden wir uns vollständig selbst ausrotten. Es wäre Dummheit.
Ich wollte immer, dass man diese Kinder schon eher erfasst, im Alter von etwa
acht Jahren, um ihnen zu erklären, wie unsere Welt funktioniert, ohne, dass sie,
wenn sie elf sind, die reinblütigen Kinder, die oft schon viel mehr wissen, beim
Lernen bremsen. Die Erstklässler aus Familien wie die der Malfoys, verbringen
bisher ihr erstes und oft ihr zweites Schuljahr gelangweilt, unterfordert und
wie ich sagen muss, mit einem Kopf voller Unsinn, da sie nicht ausgelastet sind,
während selbst diese beiden Jahre oft nicht reichen, um die muggelgeborenen
Kinder in diese Welt einzuführen. Darum verlassen so viele von ihnen die
magische Welt anschließend wieder, heiraten Muggel, bekommen Kinder, die Squibbs
sind und die dann wieder überfordert sind, wenn sie ein magisches Kind ein paar
Generationen später bekommen. Das sind und waren meine Ziele. Ich will diese
Welt modernisieren. So, dass auch wir die Muggel verstehen, ihre Technik, gerade
in der Medizin, selbst nutzen können, um mehr Krankheiten zu heilen.“ Erneut
legte er eine Pause ein, sah die vollkommen überraschten und entgeisterten Leute
an, die ihn anstarrten, wie ein Alien. Er wusste nicht, was sie erwartet hatten,
aber sicher nicht das, was er gesagt hatte.
„Gut“, nickte Rafael ruhig.
„Doch warum der Krieg und all die Toten? Die Armee?“, er deutete auf die Leute,
die um den Lord herum standen.
„Ich wurde angegriffen“,
gab Tom zurück. „Immer und immer wieder. Meine Freunde wurden zu Zielen, Abraxas
Malfoy war nirgends sicher, einige Familien sind sogar ausgewandert, zum Schutz
ihrer Kinder. Dumbledore rief eine Virgilantengruppe ins Leben, zu der auch
Black gehörte, sie nannten sich der Orden des Phönix, wie inzwischen ja wohl
Alle wissen sollten und sie griffen uns an, töteten sogar Kinder, sie hätten
alle Slytherins getötet, bei ihrem Angriff vor einigen Wochen, um
vorsichtshalber heiße Kandidaten zu vernichten, die meine Anhänger werden
könnten. Und so haben sie auch schon vor fünfzig Jahren gehandelt. Also habe ich
es mit gleicher Münze heimgezahlt. Ich musste mich nicht zu einem Halbblut
verreißen lassen, was ich nicht bin, da sich raus gestellt hat, dass meine
Mutter schwanger war, bevor sie den Muggel heiratete und ich sah nicht ein, mir
nachsagen zu lassen, wahnsinnig zu sein. Ich halte mich selbst für recht
vernünftig.“ Er atmete tief durch, denn jetzt wurde es erst wirklich schwer.
„Ich bitte Sie alle, mich beim folgenden Teil nicht zu unterbrechen, denn das
ist auch für mich der härteste.“ Er zwang sich selbst zur Ruhe, schloss einen
kurzen Moment die Augen. „Vor sechzehn Jahren kam es zu einem neuen Höhepunkt
der Gewalt, der für mich vor fünfzehn Jahren den Gipfel erreichte. Dazu muss ich
sagen, ich war verheiratet und ja, ich habe einen Sohn. Ich hatte eine Frau,
eine wundervolle Frau, die ich sehr geliebt habe. Vor sechzehn Jahren würde sie
schwanger und bekam einen Sohn. Mein Sohn. Ein kleiner, gesunder Junge, der viel
von uns Beiden hatte, wie mir immer wieder bestätigt wurde. Das Kind kam… etwa
zur selben Zeit wie das Baby der Potters und Longbottoms auf die Welt, um Ihnen
einen Zeitraum zu geben. Die Potters, Beide, James und Lily, Black und Lupin,
waren im Orden des Phönix und sie alle hatten wenig Skrupel, Andere umzubringen
oder aus dem Weg zu schaffen. Eines Nachts, mein Kind war etwa drei Monate alt,
wurden wir überfallen. Ich musste zusehen, wie Sirius Black und Remus Lupin
meine frau verfluchten, während kein Geringerer als James Potter mein Kind vor
meinen Augen zu töten schien.“ Kurz schwankte Tom, als er diese Nacht wieder vor
sich sah, bis heut das Schlimmste, was ihm je geschehen war. Erst, als er eine
Hand spürte, die sich unauffällig auf seinen Rücken legte und die nur zu einer
einzigen Person gehören konnte, schaffte er es, sich wieder zu fangen. Er musste
Severus nachher danken.
„Ich sah in dieser Nacht
erst mein Kind sterben und dann starb meine schwer verwundete Frau unter
schrecklichen Schmerzen in meinen Armen, während ich machtlos zusehen musste,
nichts konnte, dank eines Fluches, das Blut stoppen, das aus ihr heraus lief,
wie aus einem Brunnen. Ich war wütend, ich habe gehasst, ich wusste, wer Schuld
war. Ich habe gebraucht, ich habe gewartet, doch dann nach einigen weiteren
Monaten, in deinen ich mich an den Longbottoms, die auch beim Überfall dabei
gewesen waren, rächen konnte, erfuhr ich, wo die Potters sich verkrochen hatten.
Eine glückliche Familie, Vater, Mutter, Kind, während mein Sohn und meine Frau
kalt und tot in ihren Särgen lagen. Ich ging zu ihnen, um ihnen anzutun, was sie
mir angetan haben. Die Prophezeiung war mir dabei herzlich gleich. Ich war
unachtsam, darum habe ich für einen gewissen Zeitraum meinen Körper verloren.“
Erneut machte Tom eine
Pause, ließ seinen stechenden Blick über die Anwesenden gleiten, die nun alle
fasziniert an seinen Lippen hingen. Gut, es lief gut, sie schienen zu verstehen.
Fast Alle hier hatten angehörige verloren oder Kinder und Enkel, um die sie
fürchteten. „Doch ich bekam dank meiner Anhänger, die auch in meiner Abwesenheit
weiter versuchten, Dumbledore zu stoppen, meinen Körper schließlich wieder. Wir
haben einige Lichtfamilien überfallen, die unsere Leute verletzt und getötet
haben. Wobei ich eine schreckliche Entdeckung machen musste. Mein Kind, mein
Sohn, er war nicht tot, nein, Dumbledore hatte ihn mir entzogen, nur für den
einzigen Anlass, den Jungen zu quälen und zu foltern. Er ist nun fünfzehn Jahre
und ein paar Monate alt, sieht aber kaum älter aus als zwölf Jahre, er hat immer
nur zusehen dürfen, wie Andere essen, sich von Müll ernährt und er wurde
geschlagen. Mein Sohn wurde gefoltert, während man mir die Leiche eines anderen
Kindes vollkommen verstümmelt in den Garten geworfen hat. Das sind die Methoden
der Lichtseite. Daher sehe ich mich mit Allem, was ich gesehen habe, im Recht.
Dumbledore hat mehreren Generationen junger Menschen einer Gehirnwäsche
unterzogen. Fragen Sie diese Kinder, warum hier ein Bürgerkrieg tobt, sie werden
Ihnen nur Müll erzählen können! Denn mein Ziel ist es nur, unsere Welt zu
erhalten, nicht sie zu zerstören! Doch wie soll das unter den momentanen
Umständen gehen? Die Minister kümmern sich nur um ihre Wiederwahl, Kindern wird
erzählt, dass dunkle Magie böse wäre! Man kann auch mit weißmagischen Sprüchen
Leute umbringen, das habe ich immer und immer wieder gesehen! Magische Geschöpfe
werden unterdrückt und verunstaltet! Kein richtiger Werwolf würde je die
Kontrolle verlieren und Fenrir Greyback würde Lykantrophie niemals verbreiten,
wie eine verdammte Krankheit! Es ist in seinen Augen eine Ehre zu den Kindern
des Mondes zu gehören! Ich will, dass Veela und andere magische Geschöpfte nicht
mehr als Tiere angesehen werden! Auch die haben Recht! Ich möchte, dass Kinder
lernen, in dieser Welt zu leben und sie nicht mehr in schwarz und weiß
einzuteilen! Dazu braucht es Kontinuität! Jemand, der unliebsame Entscheidungen
treffen kann, ohne um eine Wiederwahl fürchten zu müssen, Jemand, der stark ist
und der von Rein und Halbblütern anerkannt wird! Ich komme aus einer Reihe von
Königen, man respektiert und man fürchtet mich! Es ist mir gleich, ob man mich
mag, ich finde das sicher angenehmer, als Hass, aber ich würde mich auch von
negativen Gefühlen nicht von einem Ziel abbringen lassen! Denn, meine Damen und
Herren, eines sollte uns allen bewusst sein, wenn es so weitergeht, wie seit der
Herrschaft von Dumbledore, der ohnehin gehandelt hat, wie ein verdammter König,
werden wir binnen der nächsten dreißig Jahre einfach nicht mehr existieren!
Muggel werden uns ausrotten, bevor wir wissen, was über uns gekommen ist und
dann müssen wir den magischen Standort England aufgeben, mit all seinen Orten,
die Welt, die wir als Heimat sehen, trotz Allem, was hier geschehen ist!“
Nach dem Monolog musste Tom
tief Luft holen, er tauschte einen Blick mit seinen Leuten, winkte dann Percy
und Severus direkt an seine Seite. „Ich biete dem Wizgamont etwas an. Lassen wir
die alte, konstitutive Monarchie wieder aufleben. Wählt das Amt des Königs
wieder in die Politik ein, damit einer auch die Entscheidungen treffen kann, die
unangenehm sind. Ich will keine alleinige Herrschaft, das wäre ein riesiger
Rückschritt. Ich möchte, dass das Wizgamont weiterhin eine wichtige Instanz ist,
das einzige Recht, was ich mir herausnehme, ist, ein Gesetz ablehnen zu können,
doch auch das Wizgamont kann mich bremsen. Ich verlange Zusammenarbeit und die
Regierung der Vernunft, Modernisierung und Wiederanschluss an andere, magische
Gemeinden. Vielleicht kann man dann in hundert Jahren darüber nachdenken, unsere
Welt für Muggel langsam und schrittweise zu öffnen.“ Er deutete auf Percy. „Denn
wenn man Vernunft nutzt, kann man auch eigentliche Erzfeinde auf seine Seite
ziehen, denn mein General kommt aus einer Familie, die seit Generationen leider
für Dumbledore kämpft. Er hat viel riskiert, sich gegen seine Eltern und einige
seiner Geschwister gestellt, um zu verhindern, was im Moment geschieht.“
Percy deutete eine
Verbeugung vor dem Rat an, musterte die zum Teil tief getroffenen Gesichter, die
das noch immer alles nicht fassen konnten.
„Ich betone noch mal, ich
will keine Massaker, ich will keinen Tod, ich will eine Welt, in der mein Sohn
ohne Angst vor Folter und Verfolgung leben kann, in der er sicher ist. Er und
all die anderen Kinder, die unsere Zukunft sind.“
Als Rafael merkte, dass der
Mann wohl seine Rede beendet hatte, erhob er sich. Er war zutiefst beeindruckt.
Ja, er hatte gewusst, dass Riddle verheiratet gewesen war, Mirèe war die Tochter
eines Freundes gewesen, er hatte auch von dem toten Kind gewusst, doch nicht,
dass es wieder aufgetaucht war. Es musste Jahre der Folter überlebt haben und er
wusste, was es an Überwindung kostete, über so etwas zu reden. Der Mann
beeindruckte ihn noch mehr, als er es früher schon getan hatte und nur ein Blick
über die Anderen und er wusste, dass er nicht der Einzige war. Sie alle hatten
die Falschheit des so hoch angesehenen Albus Dumbledore sehen und anerkennen
müssen, in den letzten Wochen, als mehr und mehr unglaubliche Fakten aufgetaucht
waren, über Morde, die in den Masken der Todessern, aber von Ordensmitgliedern
begangen worden waren. Man hatte Molly Weasley und ihre jüngeren Kinder befragen
wollen, doch die waren spurlos verschwunden und Arthur… nun, er litt immer noch
unter den Folgen eines Langzeitimperio, von dem er sich nur langsam erholte und
der Mann hatte nur die eine Angst, dass seine Kinder nicht mehr mit ihm redeten,
denn scheinbar hatte er bei einigen Dingen nie mitmachen wollen. Etwas, das der
junge Percy noch gar nicht wusste. Sie hielten die Sache noch unter Verschluss,
bis der Mann sich erholt haben würde.
„Im Namen des Wizgamont
bedanke ich mich für die Erklärungen“, sprach Rafael schließlich. „Ich bitte
Sie, Lord, uns die traditionellen drei Tage zur Beratung zu lassen und heute in
drei Tagen wieder hierher zu kommen. Alle Geheimnisse, Alles, was hier
besprochen wurde, wird die heilige Halle nicht verlassen und auch das Geheimnis
Ihres Sohnes wird bei uns allen sicher sein. Wir wünschen dem Jungen gute
Erholung.“ Das musste er einfach noch sagen. Wer wusste, in welchem Zustand das
Kind sein musste, wenn der Lord vor ihm nur so zögerlich von Folter sprach.
Dumbledore hatte Erwachsene ohne mit der Wimper zu zucken, lang gefoltert, er
war bei einem Kind sicher nicht viel sanfter vorgegangen.
In dem Moment wusste Tom,
dass er gewonnen hatte. Diese Worte bedeuteten nichts weiter, als das nun die
Verträge exakt ausgehandelt werden mussten und die Meisten sich bereits
entschieden hatten. Gut. Je schneller es ging, umso weniger kostbare Zeit würden
sie verlieren. „Gern gewähre ich die Zeit, doch ich muss in der Zeit auch auf
einen Waffenstillstand beharren, ich will nicht, dass meine Anhänger in Gefahr
laufen, in dem Moment, in dem sie ihre Gesichter zeigen, weil sie einkaufen
gehen.“
„Der Waffenstillstand sei
gewährt“, stimmte Rafael zu, beeindruckt, wie viel der Mann auf ein Mal im Kopf
zu haben schien. Vielleicht war er wirklich ihre Zukunft. Er beobachtete, wie
die Leute wieder ihre Masken anlegten, um außerhalb dieses Raumes ihre
Identitäten zu bewahren.
„Ich wünsche noch einen
angenehmen Tag und auf das die alten Götter über die Halle der Gerechtigkeit
wachen mögen.“ Mit den Worten wandte er sich um und verließ mit seinen Leuten
die Halle, bog in einen kleinen Warteraum ab und sprach Schutzzauber. Er war
vollkommen erschöpft, aber noch musste er aufmerksam sein. „Ich denke, wir haben
gewonnen“, erklärte er dann, reib sich das Kinn.
„Ich auch“, stimmte Lucius
zu, der immer noch beeindruckt darüber war, dass am Ende Alle an den Lippen
seines Lords gehangen hatten. Er sah auf die Uhr. „Es… ist schon zwei“, stellte
er dann vorsichtig fest. „Die Zeit ist schnell vergangen und Euer Sohn..“
„Verdammt!“, zischte Tom
zwischen den Zähnen, sah, wie Percy sofort unruhig wurde, nickte dem Rotschopf
zu. „Geh voraus, mein General“, befahl er knapp. „Wir kommen gleich nach. Und
danke für die gute Vorarbeit, ohne sie wäre das hier schwerer gewesen.“
Percy beschränkte sich auf
ein knappes Nicken. Er war froh, dabei gewesen zu sein und geholfen zu haben,
einfach nur indem er vor einem Kreis von Leuten hatte zeigen können, wie er
wirklich stand, doch nun überwog die Sorge. Er war seit sieben Uhr morgens von
Neveo getrennt, länger als vorher und es konnte ihm gar nicht mehr gut gehen!
„Lucius“, sprach Tom dann,
nickte seinen blonden General zu, der als Einziger keine Maske trug. „Geh nach
Haus, sag Narcissa und Bella, was wir erreicht haben und deinem Sohn, dass ab
morgen wieder Unterricht ist.“
„Gern, mein Lord. Eine
hervorragende Rede, Eures Standes würdig“, sprach er noch, bevor er sich
zurückzog.
„Greyback, ich weiß nicht,
was du vorhast, aber selbst in meinem Rücken hab ich gemerkt, dass du kaum
stillstehen konntest. Egal, was es ist, tu mir einen Gefallen und sorg dafür,
dass es uns in den nächsten Tagen nicht brutalst in den Rücken fällt. Die
nächsten drei Tage sind gefährlich. Geh mit deinem Rudel, verhaltet euch absolut
still“, entließ er nun auch die Werwölfe. Er wollte im Moment einfach nur Alles
los sein. Nun, alle, außer Sev verstand sich. Etwas schlafen, vorher noch nach
seinem Sohn sehen.
Fenrir grinste etwas. „Oh,
keine Sorge, es ist absolut ungefährlich.“
„Hng“, machte Tom nur,
beobachtete, wie die Werwölfe verschwanden. Dann sah er zu Severus. „Danke.“
Mehr sagte er nicht, er wusste, das war auch gar nicht nötig.
Der Tränkemeister setzte
sich, nun, da die Anderen weg waren, näher zu Tom. „Komm, du gehörst ins Bett“,
meinte er nur. „Du hast dich vollkommen kaputt geredet. Und wie ich dich kenne,
willst du erst mal nach dem Bengel sehen.“
„Ja“, murmelte Tom, erhob
sich wieder. „Ich fühle mich völlig durch die Mangel gedreht.“
„Schhh“, murmelte Fred
hilflos, er wusste nicht, wie er Neveo helfen konnte, vermutlich gar nicht, aber
Percy war sicher nicht zu erreichen, bevor egal was vorbei sein würde. Er konnte
den Anderen ja nicht mal kontaktieren! Es hatte harmlos angefangen, etwa ab
zwölf Uhr, dann hatte der Jüngere immer wieder gezuckt, während er neue Bleche
in den Backofen geschoben hatte. Doch sein kleiner Freund hatte kein Wort
gesagt, immer weiter gebacken. Eine große, dreistöckige Torte in Form eines
Palastes mit Türmen und Zinnen, der für die Anderen war, als Belohnung für was
auch immer die gerade machten, wie Neveo gesagt hatte, unzählige weitere Kekse,
Muffins Donuts, Donut-Löcher, Kuchen und Stückchen waren von den kleinen Händen
erschaffen worden, doch dann, gegen ein Uhr, war es immer schlimmer geworden, so
schlimm, dass er bei den letzten Blechen mitgeholfen und Neveo schließlich in
dessen und Percys Zimmer getragen. Der Jüngere hatte inzwischen schreckliche
Schmerzen.
„Perc, verdammt noch mal!
Wo bleibst du denn?!“, er tupfte mit einem Lappen über die von kaltem Schweiß
bedeckten Stirn.
„Ich bin da.“
Erschrocken wirbelte Fred
herum, bevor er erleichtert in sich zusammensackte. „Es tut mir leid, es ist so
schlimm geworden, er ist vor… ich weiß nicht, es war etwa eins, als er
vollkommen zusammengebrochen ist und ich konnt ihm doch nichts geben!
Schmerztränke helfen nicht, wenn…!“
Ohne Zeit zu verlieren
schubste Percy seinen Bruder aus dem Weg, setzte sich an sein Bett und sammelte
Neveo in seine Arme. Oh, dieser Sturkopf, er hatte das hier bewusst auf sich
genommen um ihm, Percy, seinen Triumpf zu gönnen. Doch zu was für einem Preis?
Er brauchte keinen Zauber um zu wissen, dass dessen magischer Haushalt wieder
vollkommen durcheinander geraten war! Nun, in drei Tagen würde er Neveo einfach
mitnehmen. Der Lord hatte gewonnen, es konnte nur vorteilhaft sein, den Jüngeren
einfach mitzunehmen. Dann konnte der kleine Prinz sehen, was für einen Vater er
hatte und wie der um Neveos sichere Zukunft kämpfte.
Erleichtert sah Fred, wie
Neveo aufhörte, sich so heftig zu schütteln, nachdem sein Bruder Diesen auf den
Schoß gehoben hatte. „Was habt ihr eigentlich gemacht?“
„Fred, noch seid ihr nicht
vereidigt, es tut mir Leid, aber von dem, was heut geschehen ist, wissen nur die
Generäle des engsten Kreises, ich habe nicht das Recht, es dir oder George zu
sagen. Ihr werdet es vielleicht morgen erfahren, ich weiß es nicht, aber wenn,
dann von unserem Lord. Ach, und sag bitte George, dass ihr beide morgen Mittag
hier sein solltet, ich will, dass ihr Neveos Zeichen bekommt, damit er euch
rufen kann, wenn etwas ist. Wir sollten das, nun, da es sicher ist, schnell
erledigen. Für Neveo. Ihr werdet nicht die Einzigen sein. Soweit ich weiß, hat
der Lord auch Draco Malfoy vorgesehen und einige andere seiner Krieger, zum
Schutz seines Sohnes.“
Fred seufzte, nickte aber
dann, wobei ihm angenehm warm wurde. Wenn Percy hier war, musste auch Fenrir
entlassen worden sein! Dann könnte der ebenfalls bald auftauchen! „Brauchst… du
mich im Moment noch?“, fragte er vorsichtig. Er wollte auch nicht zu eilig
wirken, doch hier konnte er ja nichts tun, außer dumm rum zu hocken.
Überrascht hob Percy die
Augenbrauen, schüttelte dann aber den Kopf. „Mach dich vom Acker, egal, warum du
es so eilig hast.“ Er zog Neveo enger an sich. „Wie viel hat er gebacken?“,
fragte er noch vorsichtig hinterher.
„Viel“, konterte Fred. „Ein
Teil steht da, es war für euch gedacht. Dann sehen wir uns morgen Nachmittag.“
Mit den Worten war er auch schon durch den Kamin weg.
Percy beschränkte sich auf
ein Kopfschütteln, er musterte seinen Kleinen, der sich langsam in seinen Armen
entkrampfte und schließlich, noch einige Minuten später, die Augen wieder
öffnete. Sie waren noch schmerzverhangen, aber offensichtlich nahm sein Gefährte
ihn endlich wieder wahr. „Hi“, sprach er leise, strich über die immer noch
eisige Wange, brachte seine Magie nach Außen vor, um die von Neveo noch etwas
mehr zu beruhigen. „Besser?“
Es war vorbei, stellte
Neveo fest. Percy war wieder da, seine Schmerzen begannen, abzuklingen. Er
kuschelte sich tiefer in die Wärme, merkte, wie die inzwischen vertraute,
bleierne Müdigkeit nach den Schmerzen einsetzte. Doch er kämpfte die erst mal
zurück, lächelte den Anderen versichernd an. „Alles… in Ordnung, ist… Niemandem
was passiert?“, fragte er leise. „Auch… auch V… ihm nichts?“
„Neveo, es ist dein Vater
und du hättest ihn sehen sollen, als du ihn heut Morgen so genannt hast. Er hat
gestrahlt. Du kannst ihn auch deinen Vater nennen.“ Er strich über die dunklen
Haare. „Und wir sind alle heil. Mehr oder minder fit, aber gesund und ohne einen
einzigen Kratzer.“
„Gut“, murmelte Neveo, er
rollte sich etwas weiter zusammen, wollte nur noch schlafen, doch wieder mal
wurde er daran gehindert. „Müde“, jammerte er, in der Hoffnung, dass Percy
nachgeben würde. Er wollte nur schlafen.
„Ich denke, dein Vater wird
noch bei dir vorbei kommen wollen und du hast schon nicht gefrühstückt. Ich
möchte, dass du erst mal was isst, bevor du wieder einschläfst.“ Ruhig brachte
Percy seinen Kleinen in eine aufrechtere Position, um ihm das Einschlafen etwas
zu erschweren. „Sag, wie viel hast du gebacken? Und ist es schon an die Kinder
verteilt?“, immerhin würde es dann wieder Prügeleien geben, das wusste er. Immer
wenn die Köstlichkeiten auftauchten, gab es wüste Streitereien darum, wer wie
viel bekam, um es noch an Familie und Freunde zu schicken, da man die Sachen ja
nicht kaufen konnte.
Neveo schüttelte den Kopf.
Er hatte die Übersicht verloren, denn immer wenn was fertig gewesen war, hatte
Fred bei der Verteilung geholfen, also er hatte einige Sachen den Hauselfen
gegeben, andere in Körbe für Malfoy, Snape und… seinen Vater getan und anderes
Gebäck… war mehr oder weniger einfach verschwunden. „Keine Ahnung, wo das Meiste
is“, murmelte er. Er wollte einfach nur schlafen, doch er wusste, man würde ihn
nicht lassen, also riss er sich mit Gewalt zusammen. „Ist… es gut gelaufen?“
„Ja, ich denke, es ist
erstaunlich gut gegangen“, nickte Percy, strich leicht über Neveos zu kaltes
Gesicht. „Danke, mein Kleiner…“
Das brachte den Jüngeren
zum Lächeln. „Ich… wusste, dass du viel gearbeitet hast und… ich wollte, dass du
das genießen kannst…“
„Oh, das habe ich“, nickte
der Rotschopf, froh, als es klopfte, er wollte nicht mehr länger verlangen, dass
Neveo wach bleiben musste. „Es ist offen!“, rief er, hob den Jüngeren hoch und
brachte ihn zu dem Tisch, stockte. Er hatte ja nun schon Einiges von dem
gesehen, was Neveo konnte, doch das hier war enorm. Auf ihrem Tisch stand ein
glasierter Kuchen, nein, eine Torte, in Form des Anwesens, auf dem sie sich
befanden. Mit einer Miniatur des Parks und Bäumen und Blumen aus Marzipan, mit
den Zinnen und den Türmchen des eleganten Herrenhauses. „Das… das ist… Kleiner,
wie…?! Das ist… Wahnsinn!“
Neveo kicherte leise, vor
Allem, da Snape, der aus irgendeinem Grund hier war, und sein Vater mindestens
genauso ungläubig auf seinen Kuchen blickten. Ja, er hatte Mühe gekostet, aber
er hatte auch gut abgelenkt. Und es hatte Spaß gemacht. Es war nicht das Beste
was er geleistet hatte, da er vieles mit Marzipan und Zuckerguss hatte
ausgleichen können, doch es war definitiv ein wirklich gutes Stück. „Als
Überraschung nach dem, was ihr heut geschafft habt. Hätt es nicht geklappt, wär
es zum Aufbauen gewesen… drum hab ich nix drauf geschrieben…“
„Sehr pragmatisch“, grinste
Tom schließlich, der sich das Meisterwerk von allen Seiten besehen musste,
schließlich eine Hauselfe nach einer magischen Kamera schickte. „Musst du von
deiner Mutter haben. Die sagte auch, wir sollten das Kinderzimmer hellblau und
weiß halten, weil pink für einen Jungen ein Trauma wäre und Mädchen auch blau
mögen.“
Severus sagte gar nichts,
er starrte nur auf die Torte und sabberte, hoffte, dass das Essen schnell vorbei
sein würde, damit er seine Zähne in das was auch immer da vor ihm vergraben
konnte! Oh, das sah so toll aus! Er wusste, dafür würde auch er gutes Geld auf
einen Tresen legen! Aber he, er bekam es gratis! Wer war er, da zu
protestieren?!
„Wir sollten essen“, sprach
Percy schließlich, bestellte in der Küche zumindest ein paar belegte Toasts, da
er wollte, dass gerade sein Gefährte nicht nur Süßkram in sich rein stopfte.
Nicht, dass er bisher groß dazu geneigt hätte. „Ich will, dass Neveo schlafen
kann, er ist ziemlich fertig.“
Tom nickte. Er war auch am
Ende, doch jetzt wollte auch er dieses Machwerk kosten, das da mehrstöckig vor
ihm aufwuchs. Doch auch er wollte erst mal was Anderes im Magen haben. Er
beobachtete, wie sein Sohn sich ein Sandwich mit Tomaten und Mozzarella geben
ließ, doch er aß es kaum bis zur Hälfte, bevor es ihm regelrecht aus der Hand
fiel, weil er in Percys Armen einschlief. Er hob eine Augenbraue, musterte
seinen roten General.
Percy seufzte etwas, rief
eine Decke, klaubte das Brot wieder auf und wickelte seinen Gefährten ein. „In
drei Tagen werde ich ihn mitnehmen“, erklärt er knapp. „Neveo kann die Maske
tragen, die er das letzte Mal über hatte, denn dieses Mal kommen wir unter
Waffenschutz und Waffenruhe. Das Wizgamont hat Frieden zugesichert. Ich kann ihn
nicht noch mal hier lassen, er war schlimmer beieinander, als das letzte Mal.“
Severus wollte etwas sagen,
doch Tom war ein Mal mehr schneller als er.
„Warum bleibst du nicht
hier?“, fragte der Lord sehr direkt, nicht angetan von der Vorstellung, seinen
Sohn der Öffentlichkeit in diesem Zustand auszusetzen. Er trug noch Narben, auch
wenn sie zu verblassen begannen, er war für Jeden offensichtlich schwach und
klein für sein Alter, ermüdete schnell und fürchtete die Öffentlichkeit.
„Weil er es nicht zulassen
würde“, konterte Percy ruhig. „Sobald er das erfährt, wird er verlangen, dass
ich gehe, wie heute auch. Doch wir wissen, entweder, es wird zu neuen Fragen
kommen, was lang dauern könnte, oder es wird direkt zu einer längeren Zeremonie
kommen. Stunden, die ich nicht da sein würde. Dabei wäre Neveo bei uns sicher.
Greyback ist da und ich habe meine Brüder für morgen einbestellt, sie würden das
Zeichen des Prinzen sofort nehmen und glaubt mir, die Beiden sind
gemeingefährlich, wenn sie es darauf anlegen. Ihre Scherze haben mir mehr als
ein Mal auch in einer Schlacht geholfen. An meiner Seite bekäme er keine
Probleme und außerhalb des Saales würde er eine Maske tragen.“
Das Schlimme war, dass
Weasley Recht hatte. Er blickte seinen Geliebten an, wissend, dass der sich
Sorgen um seinen Sohn machte, verständlicherweise, aber das hier war wohl
schlimmer, als das kalkulierbare Risiko im großen Saal des Wizgamont. „Mit dem
Sohn an der Seite“, sprach er einfach nur die Worte, die Tom ihm selbst in
dieser einen, schicksalhaften Nacht weitergegeben hatte. „Schick eine Eule an
den Vorsitzenden, sag ihm, du wirst deinen guten Willen und deine
Friedensabsichten zeigen, indem du ihn mitbringst. So, wie ich diesen Mann
einschätze, wird er dich etwas eher einbestellen, mit dir und ihm reden wollen,
aber es wäre ein weiterer Vorteil für d… Euch“, erklärte Severus leise.
„Gribbson wird vermutlich die gesamte Wahrheit wollen, aber er ist… so ungern
ich das sage, vielleicht das Vertrauenswürdigste, was ich seit Langem in diesem
Bau gesehen habe.“
„Ich … soll mein Kind, mein
einziges Kind so einer Gefahr aussetzen?“, fragte Tom, starrte die beiden
anderen Erwachsenen an, als wären ihnen mehrere neue Köpfe gewachsen. Das war
doch Wahnsinn! Er starrte auf sein Kind, das tatsächlich erschreckend schnell
eingeschlafen war.
„Hier leidet er mehr“,
konterte Severus, äußerst vernünftig. „Und außerdem kann er vorher was backen.
Das zieht mit Sicherheit und es kann noch nicht mal wirklich als Erpressung
gewertet werden.“
„Ich… werde es mir durch
den Kopf gehen lassen“, murmelte Tom, selbst hundemüde und doch… auch ihm kamen
die Worte seiner Frau, die sie ihm in dieser einen Nacht anvertraut hatte. Er
konnte nur gewinnen, wenn sein Sohn an seiner Seite stand und bei Merlin, das
war es, was er wollte, dass sein Kind bei ihm war!
Percy nickte, hob Neveo
hoch und trug ihn zum Bett, er küsste seinen Gefährten auf die Stirn, deckte ihn
zu, ging wieder zum Tisch und gab Tom das Messer, mit dem er das Meisterwerk
aufschneiden konnte. Denn darauf schienen die anderen Beiden nur zu warten. Und
sie hatten sich das nach dem Tag alle verdient. Außerdem wäre Neveo sicher
beleidigt, wenn sie nichts essen würden.
„Das ist eine
Katastrophe!“, stellte Albus fest. Er blickte auf seine Frau, die mit ihren
gemeinsamen Kindern gekommen war, vermutlich gerade noch rechtzeitig.
Dummerweise hatte Jemand gemerkt, dass Arthur unter Imperio stand. Was noch
schwerwiegende Folgen haben könnte. So, wie die Ernennung von diesem
schrecklichen Halbling zum Vorsitzenden des Wizgamont. Es würde eine hässliche
Sache werden, das stand schon mal vollkommen außer Frage. Denn der Mann war
immer gegen ihn gewesen und aufgrund der abnormen Gene, die der Typ hatte, hatte
er Diesen nie mit Geistmagie belegen können. Er hasste es, wenn er Leute nicht
lenken konnte. Er hatte zu lang gewartet, den Kerl unschädlich zu machen und zu
beseitigen. Nun musste er es ausbaden. Doch er war hier, in dieser verdammten
Hütte, hatte schon Probleme, genug zu Essen aufzutreiben und es warm zu halten!
Was half ihm sein Sohn, der nun keinen Polisaft mehr nehmen konnte, da das
Meiste davon in Hogwarts war und er es nicht hatte riskieren können, den Vorrat
noch zu holen und seiner Tochter, die schon allein den Gedanken hasste, hier
bleiben zu müssen!
Nun würde es noch schwerer
werden, wieder Fuß zu fassen, denn es gab kaum noch Leute unter seinem Kommando.
Ein paar halbwüchsiger Kinder, die zum Teil von ihren eigenen Eltern von ihren
Pflichten abgehalten werden würden, einige, die ihn trotz ihres Alters, offen
verraten hatten, wie Lovegood und Longbottom. Seine besten Leute, Sirius Black
und Remus Lupin, waren verschwunden. Und nicht nur das, Black hatte die
Situation um ein Vielfaches verschlimmert, indem er lebend aufgetaucht und
befragt worden war, vor dem Wizgamont, dessen Mitglieder sich Stück für Stück
von seinen Zaubern befreit hatten und wieder das Undenkbare taten: sie begannen,
selbst zu denken und sich mit ihren Schlüssen gegen ihn zu stellen!
Gesetze, die er lang und
sicher verankert geglaubt hatte, wie die Verbannung von Veela als vollwertige
Mitglieder der Gesellschaft, die Herabstufung der Werwölfe mit wenigen Ausnahmen
zu von seinen Gnaden, die Hervorhebung der Zauberer, all das wurde gerade wieder
gekippt! Die… diese Arschlöcher überlegten, die Lykantrophen allen Ernstes als
vollwertige Mitglieder der Gesellschaft anzuerkennen, da sie nur aufgrund von
Propaganda als gefährlich gelten würden, mit wenigen Ausnahmen, wie ausgerechnet
Lupin, da der auch von seinesgleichen nicht als Wer anerkannt wurde, weil er
sich gegen seinen inneren Wolf wehren würde! Oh, Albus war entsetzt. Jeden tag
stand in der Zeitung etwas, das demontiert worden war, etwas, für das er nicht
selten lang gekämpft und viel Arbeit investiert hatte.
So zum Beispiel die
Auflösung einiger Kammern. Aufgrund der Taten von James Marcus Potter und seiner
Frau Lilian Potter nee Evans waren die Kammern der Familie aufgelöst und den
nächsten Verwandten zugeführt worden, nicht ihm, der er laut Testament Erbe war,
sondern ausgerechnet in eine Kammer, die als verwaist galt, die seit
Jahrhunderten Niemand hatte einfordern können! Im ersten Moment hatte Albus
geglaubt, es wäre die Kammer eines Opfers, aber nicht mal Gringotts würde so
weit gehen, Tom Riddle Geld zu geben, nicht, nach dem, was er der sich alles
geleistet hatte und was er Diesem, wie den Mord an Lovegoods irrer Mutter,
untergeschoben hatte.
Gleichwie, es entzog ihm
eine weitere, wichtige Recource! Das Vermögen der Familie Black war in dieselbe
ominöse Kammer geflossen, Lupin hatte nie wirklich was besessen. Sicher, sein
Vater war ein Reinblut, aber der hatte nie einen hohen Stand oder Einfluss
besessen, seine Mutter war erst eine Hexe in zweiter Generation gewesen, kaum
mehr geltend, als ein Halbblut. Sie hatten nichts zu vererben gehabt.
Und nun dieser letzte
Schlag, die Tatsache, dass Arthur und so natürlich auch Molly Weasley in
Verdacht geraten war. Es war unvermeidlich, den Langzeitimperio nun auf dem Mann
zu entdecken, seine Geliebte war nur knapp einer Befragung und damit einem
weiteren Tiefschlag entkommen, denn natürlich wusste sie sehr, sehr viel. Nur
hier halfen sie ihm natürlich auch nicht weiter. Es war eine Zwickmühle aus der
er noch nicht wusste, wie er entkommen sollte.
Molly musterte den Mann,
den sie so bewunderte, jetzt vielleicht noch mehr als vorher. Sie wusste, er
würde wieder einen Weg finden, so, wie er es immer getan hatte. Er hatte ihr
geholfen, ihre ungeliebten Brüder los zu werden, ihren Mann unter Kontrolle zu
halten, als der unangenehm geworden war und er hatte ihr die einzigen Kinder
geschenkt, auf die sie wirklich je hatte stolz sein können. „Was jetzt?“, fragte
sie ruhig. Es war alles Andere als leicht gewesen, rechtzeitig mit den wichtigen
Kindern zu entkommen.
Ursprünglich hatten sie
geplant, Ginny für eine Nacht mit dem falschen Potter zu verheiraten, um durch
dessen Tod zu erklären, warum sie im Besitz der Kammern waren ohne auffliegen zu
lassen, was sie eigentlich getan hatten und gleichzeitig hätten sie so auch die
Kammern von Riddle einfordern können, die den Geschichten nach sehr, sehr voll
sein mussten. Dummerweise stammte der Bengel als letzter legitimer Nachfahre aus
der Linie der alten Herrscher über das magische Britannien und auch die
Verwandtschaft von Albus mit der illegitimen Nebenlinie hatte ihnen nicht
geholfen, da dran zu kommen. Dazu kam, dass die Kammern ihres Geliebten gesperrt
und geleert worden waren und sie hatten auch auf sonst nichts mehr Zugriff,
außer auf die paar jämmerlichen Mäuse in Arthurs Kammern, die sie schon mit
hierher genommen hatte. Zu wenig zum leben, zu viel zum Sterben. Sie hasste das,
denn auch ihr war klar, wie wichtig Geld war, um etwas in Bewegung zu setzen.
„Ich muss… nachdenken“,
erklärte Albus, setzte sich auf einen der Stühle. Er war nur dankbar, dass er
Arthur nie viel erzählt und in dessen Anwesenheit nicht viel gesprochen hatte.
Vor allem nicht, seit der Beste mal aufgetaucht war, als Molly und er an seinem
Erben gearbeitet hatten, kurz nach der Geburt der Zwillinge, die, wie schon die
Exemplare davor, einfach nur schrecklich entartet zu sein schienen, keinen
loyalen Knochen in ihrem Körper hatten. Er hatte es gewagt, das Wort Scheidung
in den Mund zu nehmen, das hatte Albus verhindern müssen und er hatte es getan.
Sehr, sehr erfolgreich. Doch nun stand erneut ein Stück seines Rufes auf dem
Spiel. Er musste seine restlichen Getreuen nutzen, er brauchte Informationen,
vor Allem über Riddle, der nun erschreckende Fortschritte machte. Von
Waffenstillstand und Verhandlungen war die Rede. Ein Alptraum! Und egal, was er
im Moment tun würde, er würde sich mit jedem Wort selbst schaden!
Doch Albus wollte nicht
noch mal ein Jahrhundert warten! Er würde gar nicht lang genug leben, um noch
mal von vorn zu beginnen! Er wollte jetzt die verdammten Früchte seiner Arbeit,
die er so lang gepflegt hatte! Und das alles nur, weil der Bengel verschwunden
war und Riddle statt weiter seinen Zorn auszuleben, begonnen hatte,
nachzudenken! Dabei war er sich so sicher gewesen, dass der Mann nach dem Tod
seiner Familie nur noch zum Mörder mutieren würde! Aber nein, nicht mal den
Gefallen hatte er ihm getan. Alles, aber wirklich Alles ging gerade schief und
ausgetragen wurde das auf seinem Rücken!
All die Menschen, die er
aufgebaut hatte, die ihm Untertan zu sein hatten, sie verachteten ihn! Ihn, den
Abkömmling Merlins! Gut, er war aus einer illegitimen Linie, doch er hatte als
Vorfahren, auch, wenn sie eben nicht in den offiziellen Stammbäumen auftauchen
konnten, große Namen! Er hatte so lang gearbeitet! Geplant, gemordet und
geopfert! War allein geblieben, hatte zugesehen, wie seine Geliebte einem
Anderen Kinder schenkte und eine Weitere, die er einst sehr geschätzt hatte, alt
wurde! Hatte er sich nicht auch die Früchte seiner Arbeit verdient?! Er konnte
einfach nicht von Vorn beginnen!
So lang hatte er gebraucht,
um die Menschen zu verdummen, ihnen Sand in die Augen zu streuen, Wesen wie
Veela als dumm und aggressiv, Werwölfe als gefährlich und unberechenbar
hinzustellen, er hatte sich ins Wizgamont gebracht, indem er seine erste Liebe
selbst, eigenhändig, umgebracht hatte, weil Gellart ihm nicht extrem genug
gewesen und außerdem in die vollkommen falsche Richtung gegangen war, er hatte
Dippet in einem freakigen Unfall beseitigt, um Direktor und einflussreich zu
werden, hatte Riddle mit dem Tod seiner Frau und dem angeblichen Ableben seines
Kindes gebrochen, wo das verdammte Waisenhaus versagt hatte, doch nun…
„Albus?“, fragte Molly
ruhig.
„Vermutlich bleiben uns nur
Attentate“, erklärte er schließlich. „Wir müssen vor Allem Ron, aber auch Ginny,
trainieren, sie in Stellung bringen. Sie müssen vielleicht ein Attentat auf
Riddle durchführen. Er muss nur wieder seinen Körper einbüßen, dann habe ich ein
Zeitfenster, das groß genug ist, um Alles in Ordnung zu bringen. Ich muss dann
nur noch ein, zwei Leute aus dem Wizgamont allein erwischen, sei wieder unter
meinen Willen werfen und dann werden sie mir die Krone auf einem Goldtablett
servieren, mit dem dazu gehörigen Geld und den Titeln für meine geliebten
Kinder.“ Er lächelte Ginny an. „Sagtest du nicht mal, du findest den jungen
König des magischen Griechenland ansprechend? Die griechische, magische
Gemeinschaft ist mächtig und reich. Ein würdiges Ziel für eine Heirat.“
Ginny begann sofort,
verträumt zu lächeln und nickte begeistert. Sie wusste einfach, wie Ron auch,
Albus, ihr Vater, würde Alles für sie in Ordnung bringen. Was machte es da
schon, Idioten z ukillen? Es wäre nicht ihr erster Mord und sie glaubte auch
nicht, dass es dann der Letzte sein würde. Sie mochte es, sich ihrer
Konkurrenten zu entledigen und Mom zeigte ihr Mittel dazu. Nicht nur Snape
konnte brauen und nicht nur Sprout kannte giftige Pflanzen! Sie hatte sich die
Borgia als große Vorbilder genommen.
„Und Ron“, lächelte Albus,
stolz auf den Sohn, der bis auf Kleinigkeiten aussah, wie er selbst als
Teenager, stark, groß, mit roten Haaren und schon jetzt mit dem Versprechen von
Größe. „Wie wäre es mit einer schönen Prinzessin für dich? Der zweien? Und
natürlich so viele Affären wie du magst. Ich war in deinem Alter auch noch sehr
aktiv.“
Ron strahlte regelrecht.
Ihm war Alles recht, solang er nicht mehr Potter sein musste, solang er verehrt
werden würde, für das, was er war, der Sohn des mächtigsten Zauberers, des
Einzigen, der vielleicht sogar Merlin in die Tasche hätte stecken können.
„Nein!“, mit dem Schrei
fuhr Arthur aus dem unruhigen Schlaf auf, in den er gefallen sein musste. Er
atmete flach und hektisch, hörte sein eigenes Herz unnatürlich laut schlagen und
das Blut in seinen Ohren pulsieren, wie einen reißenden Strom, während kalter
Schweiß an seinem Körper klebte, über sein Gesicht floss. Er merkte, wie seine
Beine sich in eine Decke verstrickt haben mussten, seine eine Hand verkrallte
sich in ein Laken, das sich etwas grob, doch sonst normal und sauber anfühlte.
Im ersten Moment konnte er nicht mal was sehen, weil vor seinen Augen dunkle
Sterne tanzten, doch dann klärte sich seine Sicht, er nahm eine Stimme war, eine
Hand auf seiner Schulter, die ihn zurück in die Kissen drückte und schließlich
ein erlösender Zauber, der ihn von dem Schweiß befreite.
Erst jetzt schaffte er es,
seine Augen auf die Frau zu richten, die über ihm stand. Sie schien etwas jünger
zu sein als er und wohl eine ausgebildete Heilerin. Und jetzt, wo er sah, dass
ihr Mund sich bewegte, schaffte er es sogar, Worte zu verstehen.
„…wieder hin. Es ist Alles
in Ordnung, Sir. Es wird besser werden.“
„Wo… bin ich?“, fragte
Arthur schließlich, ließ sich aber zurücksacken. Er fühlte sich nicht sehr gut
und hatte keine Ahnung, warum. Alles schien ihm so verschwommen, eine Abfolge
von psychodelischen Fragen und alptraumhaften Fratzen.
„In der Abteilung für
Behebung dunkler Flüche, Mister Weasley“, antwortete Maria, die gleichzeitig
Kontrollzauber sprach und die Stirn runzelte, als sie den hohen Blutdruck und
den schnellen Herzschlag sah, bevor sie eine Hauselfe rief und einige Tränke
verlangte. Der Mann war eines von vielen Opfern des Albus Dumbledore, den auch
sie einst für einen Helden gehalten hatte, doch schon zu viele der Menschen, die
von ihm verletzt worden waren, waren seit inigen Tagen durch ihre Hände
gegangen, unter Anderem Mitglieder des Wizgamont, die schweren Geistzaubern
unterworfen gewesen waren, zum Teil über einen erschreckend langen Zeitraum.
Drei der Leute würden sich wohl nie wieder erholen und den Rest ihrer Tage in
den Zimmern der geschlossenen Einrichtung verbringen, wo auch die Longbottoms
schon so lang lebten. Nur, dass sie die nicht mehr als Helden und Opfer des
sogenannten ersten Krieges sah, sondern nur noch als ein Paar Mörder sehen
konnte, die froh sein konnten, hier zu sein, statt in Azkaban zu versauern.
Mitleid hatte sie nur noch mir deren Sohn.
Was? Krankenhaus? St.
Mungos? Verwirrt rieb Arthur sich über die Augen, versuchte, sich zu erinnern,
was geschehen war. Wobei er abgelenkt war, weil er einfach weniger Schmerzen
hatte, keinen Druck in seinem Kopf, er fühlte sich leichter.
Doch dann begannen die
Ereignisse wieder, in den Fokus zu rücken. Er war in seinem Büro gewesen, mit
den üblichen Kopfschmerzen, die ihn seit Jahren begleiteten und gegen die
nichts, aber auch gar nichts zu helfen schienen, vor ihm einen unübersichtlichen
Haufen von Akten und Fällen, bei denen er nicht voran kam, weil er sich vor
Schmerzen kaum konzentrieren konnte. Was wohl auch der Grund war, dass er nicht
mehr befördert worden war. Er kam mit seiner Arbeit nicht zurande. Auf jeden
Fall war er an seinem Tisch gesessen, mit den üblichen Schmerzen, als ein Trupp
Auroren rein gestürmt kam, um.. um was? Warum waren sie gekommen? Er hatte seine
Arbeit immer gut gemacht, höchsten Wert darauf gelegt, trotz der Schmerzen! Sie…
sie hatten was erzählt von… Dumbledore und dann… war da nichts mehr gewesen.
Dafür brachen auf ein Mal
andere Erinnerungen über ihn herein. Seine Frau, der er vertraut hatte, im Bett
mit einem Mann, den er ebenfalls für gut gehalten hatte. Albus Dumbledore
selbst, der mit seiner Frau geschlafen hatte, zu einer Zeit, als er eigentlich
bei der Arbeit hätte sein müssen. Er wusste nicht, warum er damals da gewesen
war oder wann es gewesen war, nur, dass der Mann, damals noch mit Spuren von Rot
im Bart, sich umgedreht hatte und er sich dann nicht mehr bewegen konnte, zum
Zusehen verdammt gewesen war. Dann ein Zauber, das dauernde Kopfweh…
„Sir?“, fragte Marie
besorgt, schon das fünfte Mal, berührte schließlich die Stirn des rothaarigen
Mannes. „Sir, was ist los? Haben Sie Schmerzen?“
„Was für ein Zauber?“,
fragte Arthur einfach nur, wobei er die Antwort inzwischen ahnte.
„Mehrere stümperhafte
Obliviates, die sicherlich schreckliche Schmerzen verursacht haben und ein
starker Imperio, den kaum ein Mensch hätte abschütteln können. Wir arbeiten noch
daran, die Strukturen Ihrer Erinnerung wieder her zu stellen, hier sind die
Tränke, die Sie nehmen müssen. In ein paar Tagen wissen wir mehr, auch, wenn
klar ist, wer die Zauber gesprochen haben dürfte und…“
„Meine eigene, verdammte,
ehebrecherische Frau und Albus Dumbledore“, knirschte Arthur, der die Phiolen
ohne zu zögern runter stürzte. Er stellte sich gern etwas langsam, doch weder
war er es noch war er dumm. Im Gegenteil er hatte einige OWL’s in seinem
Abschlusszeugnis gehabt und auch wenn er vieles locker sah, er kannte die alten
Regeln und Gesetze und er wusste, dass sie ihren Sinn und Zwecke hatten, selbst
heut noch.
„Ja, Sir. Davon gehen wir
aus. Wir suchen beide noch, sie befinden sich, zusammen mit Ihren beiden
jüngsten Kindern, auf der Flucht.“
„Wenn es denn meine Kinder
sind“, knurrte Arthur. Denn Ron und Ginny waren von seiner Frau immer
schrecklich verwöhnt worden, sie hatten neue Kleidung bekommen, mehr
Taschengeld, Aufmerksamkeit, als die anderen Jungen. Götter! Die Frau konnte
nicht mal ihre eigenen Kinder, die Zwillinge, auseinander halten, dabei konnten
die doch nicht unterschiedlicher sein!
Die Heilerin hob eine
Augenbraue, sagte aber nichts. Scheinbar kamen schon wieder Erinnerungen zurück.
„Mein Sohn“, fragte Arthur
auf ein Mal. Er wusste, Bill und Charlie waren geflüchtet, vor der seltsamen
Atmosphäre, vor der Angst, vor der Unsicherheit, vor Allem aber vor dem, was in
England geschah. Die Zwillinge waren zu jung, er wollte seine Sohne, die ohnehin
schon genug durchgemacht hatten, nicht noch weiter belasten. „Percy… Percival
Weasley…“ Sie arbeiteten beide im Ministerium, doch er hatte seinen Jungen schon
lang nicht mehr gesprochen, ihm nie sagen können, wie stolz er eigentlich auf
Diesen war. „Vorzimmer des Ministers…“
„Ich werde sehen, was ich
tun kann“, versprach die Heilerin mit freundlicher Stimme und der festen
Absicht, nachher ihr Schichtende zu nutzen, um einen Brief zu schreiben, um dem
Mann zu helfen. „Und bis dahin versuchen Sie, noch etwas zu schlafen, erst, wenn
Ihr Körper sich erholt hat, wird auch Ihr Geist nachziehen können.“ Sie lächelte
den Mann an, deckte Diesen wieder fester zu und beobachtete, wie der Rothaarige
mit den ersten, weißen Strähnen schließlich wieder in den tiefen Schlaf
zurücksackte, in dem er die letzten Tage auch verbracht hatte.
„Im Ernst!“, lachte George,
tätschelte Neveos Schulter. „Ich sag es dir doch! Die haben mir dein Zeug
regelrecht aus der Hand gerissen! Einer is erst nur rein gekommen, hat einen von
deinen Schokomuffins gekauft, rein gebissen und dann alle gekauft! Alle zwanzig
davon! Zusammen mit etwas Gebäck! Und keine viertel Stunde später hatt ich von
der ersten Ladung nichts mehr da, musste sagen, dass das nur ein Probeverkauf
war! Und dann, heut Morgen, bevor wir her gekommen sind, dachten wir, wir sehen
nicht recht!“
Dort übernahm Fred. „Als
wir runter gekommen sind, hat sich vor der Tür eine kleine Schlange gebildet,
die nach deinem Gebäck gefragt hat. Das Zeug, was ich gestern beiseitegelegt
hab, war innerhalb von einer Stunde weg, Nev, eine einzige Stunde und wir haben
vierzig Kilo Backwaren von dir verkauft! Und das zu echt hohen Preisen und ich
wette, die hätten noch mehr bezahlt! Hier!“, er überreichte seinem kleinen
Freund einen stolzen Beutel. „Ich hab nur etwas behalten“, fügte er grinsend
hinzu. „Unser Verkaufsgehalt sozusprechen. Nev, wär das nicht ein Job für dich?
Konditor? Du hättest einen riesigen Erfolg und du könntest reich werden.“
Verdattert starrte Neveo
auf den Beutel, dann auf die aufgeregten Zwillinge. Er wusste von Percy, dass
die Beiden da waren, weil sie heut gezeichnet werden sollten, als die Ersten
seiner Garde sozusagen, auf eigenen, ausdrücklichen Wunsch, was die ihm schon
bestätigt hatten. Leute hatten Geld für seine Sachen bezahlt? Richtig viel? Es
war ein tolles Gefühl. Menschen, die ihn achteten, wegen etwas, das er getan
hatte, nicht wegen eines Namens, nicht wegen seiner Eltern oder wegen etwas, was
Andere gesagt hatten, nur wegen seiner eigenen Leistung!
Doch dann biss Neveo sich
auf die Lippen. Er musste die Tränen zurückhalten. „Ich… kann das nicht… so
machen“, flüsterte er, er hatte Angst, richtig zu heulen, wenn er lauter reden
würde. „Ich… bin der Sohn des dunklen Lords und… er… er wäre bestimmt… er will
nicht, dass ich das mache, da… bin ich mir sicher“, sprach er schließlich, auch
wenn es weh tat. Er würde wie Draco Politik lernen müssen, Etikette und andere
Sachen, um irgendwann mal dessen Nachfolger zu werden. So was in der Art hatte
der Blonde heut in der ersten Etikettestunde von sich gegeben, dass das so sei
und dass es doch toll wäre, in der Politik mitzumischen.
„Das… glaub ich nicht“,
meinte Fred leise. „Er würde dir nichts verbieten, wenn es dir doch Spaß macht
und…“
„Aber… aber er ist ein Lord
und…!“
„Kleiner, wir sind auch
Nachkommen einer bedeutenden, magischen Familie, auch, wenn unsere Vorfahren
unser damaliges Geld verschmissen haben und wir führen einen Laden für
Scherzartikel.“
„Aber.. ihr seid nicht die
einzigen Kinder und… ich… ich bin der Einzige, ich…“, er konnte schlecht sagen,
dass er Angst hatte, verstoßen zu werden, wenn er zugab, gar nicht in die
Politik, in die Fußstapfen des Mannes treten zu wollen, der sein Vater war, er
würde Alles tun, um seine Familie zu behalten, auch, wenn er noch nicht wusste,
wie er mit seinem Vater umgehen sollte.
Gleichzeitig zogen beide
Zwillinge die Augen zusammen und noch bevor Neveo wusste, wie ihm geschah, wurde
er aus dem Sessel gezerrt und Fred und George hetzten durch die Gänge, fanden
mit traumwandlerischer Sicherheit und der Beschreibung von Percy, der sie nur
kurz allein gelassen hatte, um sich um ein Problem bei den niedrigrangigen,
anwesenden Todessern zu kümmern, das Büro von Lord Voldemort oder wie immer der
Beste sich gerade nennen mochte, begannen, laut und kräftig gegen die Tür zu
klopfen. Mehrfach. Bis die schließlich aufging und sie vor zwei ausgestreckten
Zauberstäben standen. Snape und Malfoy, beide mit angepisstem Gesicht.
„Nicht!“, befahl Tom ruhig,
als er sah, wer da seine Bürotür fast eingeschlagen hatte. Oh, er hätte die
Zwillinge selbst gefoltert, auch, wenn sie Neveos Freunde waren, aber sie hatten
den Jüngeren zwischen sich, der irgendwie… sehr seltsam aussah, versuchte, die
Brüder an was zu hindern, doch offensichtlich waren die schneller als er, denn
kaum senkten seine Generäle, wenn auch unwillig, ihre Zauberstäbe, begann der
eine von ihnen, er hätte nicht sagen können, welcher Name zum Gesicht gehörte,
hätte sein Leben davon abgehangen, zu sprechen.
Entsetzt über das, was
seine Freunde da taten, wollte Neveo sie stoppen, bevor sie Irgendwen wirklich
wütend machten, doch während George zu sprechen begann, hielt Fred ihm ganz
entschieden den Mund zu!
„Sir Lord Sir“, sprach
George ruhig und doch mit einem sehr scharfen Unterton. „Nev sagt, dass Sie ihn
nicht mehr mögen würden, wenn er Kuchen verkaufen würde und dass Sie nicht
wollen, dass er das mit seiner Zukunft macht, weil er Ihr einziges Kind ist und
es Ihnen peinlich wäre, wenn er eine Konditorei führen würde statt in die
Politik zu gehen. Er hat fast geheult, weil er es liebt zu backen und er hat
riesigen Erfolg. Mein Bruder und ich haben die letzten beiden Tage seine Sachen
verkauft und das etwa Zehnfache von dem verlangt, was andere Süßwarengeschäfte
verlangen, alle war trotzdem innerhalb von einer Stunde ausverkauft und mit
alles mein ich mehr als dreißig Kilo Backwaren. Die sind mit riesigen Körben bei
uns eingefallen. Und wir wollten wissen, ob das wirklich stimmt, denn er traut
sich doch nicht zu fragen!“
Tom starrte auf den
Rotschopf, der schnell und ohne Punkt und Komma redete, als habe er Angst nicht
alles sagen zu können, bevor er gefoltert werden würde, es dauerte eine Weile,
bis er begriff, was der Rotschopf da gesagt hatte. Er sah zu seinem Sohn, dessen
Augen schon comichaft geweitet waren und in denen Tränen schwammen, als würde er
sich schrecklich schämen, dass er nun wusste, was der Wunsch seines Kindes war,
als wäre das nicht immer offensichtlich gewesen und als hätte er nicht von
Anfang an gewusst, dass Neveo im Backen und Kreieren mehr Spaß finden würde, als
in einer politischen Debatte, von der er so viel verstand, dass er schlicht
einschlief. Das hatte er ja deutlich gezeigt, in seiner Form als Leopard.
„Lassen Sie meinen Sohn los“, befahl er knapp, trat selbst auf den wieder
zitternden Jugendlichen zu, der kaum besser aussah, als den Tag, als er Diesen
das erste Mal gesehen hatte.
Ruhig ging er vor Neveo in
die Knie, nahm dessen zitternde Hände in seine eigenen, sah in die
tränengetrübten, blauen Augen, die seinem Blick nicht begegnen konnten. Er hob
das Kinn des Jüngeren. „Neveo, denkst du, ich bin blind? Denkst du, ich wüsste
nicht, wie viel Spaß es dir macht zu backen und zu kreieren? Glaubst du, ich
würde nicht schmecken, wie gut du mit dem bist, was du magst? Denkst du
wirklich, du wärest mir so gleichgültig, dass ich dich zwingen würde, etwas zu
tun, das du von Herzen hasst? Ich weiß, dass dir die Politik fremd ist, dass du
vieles nicht verstehst. Ja, du bist mein Erstgeborener und du bist mein einziges
Kind, aber so sehr ich dich liebe, auch, wenn du das noch nicht glaubst, du bist
für mich kein Nachfolger. Kleiner, dich hätten sie schneller übers Ohr gehauen,
als du ups sagen könntest, das würde ich dir nicht antun und das Land würde auch
darunter leiden. Du bist mein Sohn, aber mein politischer Erbe wird vermutlich
irgendwann in weiter Zukunft dein Gefährte sein. Nicht du.“ Er lächelte etwas,
als er die offensichtliche Erleichterung seines Kindes sah, strich eine der
Tränen weg, die sich ihren Weg über die bleiche Wange gegraben hatten. „Wenn es
dir Spaß macht, warum solltest du keine Konditorei haben?“, fragte Tom ganz
vernünftig. „Offensichtlich wollen die Menschen deine Sachen essen. Ich kenne
sogar einige Süchtlinge hier“, er sah kurz zu Severus, der wenigstens den
Anstand hatte, rot zu werden. „Und wenn die nicht durch mich umsonst an das Zeug
kommen würden, würden sie ein Vermögen für deine Torten und dein Gebäck
hinlegen. Ich habe nichts dagegen, dass du einen Job hast, der dir Spaß macht.
Nun ja, ich würde dir empfehlen, nicht deinen richtigen Namen zu nutzen, weil
die Menschen sonst nur deswegen kommen würden, zumindest in der ersten Zeit, und
ich würde dir auch einen eigenen Laden einrichten, wenn du es möchtest. Oder den
deiner Freunde erweitern, so, dass du deine Sachen da auch unterbringen kannst.“
Innerlich beschloss Tom, auf jeden Fall eine extra Küche einzurichten und einen
Hauself abzustellen, der Neveos Vorräte immer auffüllen würde, so, dass sein
Sohn nicht die Hälfte der Großküche blockieren würde.
Im ersten Moment konnte
Neveo nicht glauben, was der Lord, was sein Vater da sagte. Immerhin hatte Draco
stundenlang darüber schwadroniert, was die Pflichten eines Erstgeborenen wären
und dass sich gewisse Berufe einfach nicht mit so was vereinbaren ließen. Doch
sein Vater, der vor ihm kniete, erzählte ihm gerade allen Ernstes, dass er so
was erwartet hatte, dass er ihn nicht in der Politik sehen wollte! Er bot ihm
sogar einen eigenen Laden an! Neveo spürte, wie die ersten Tränen rollten und
dann ging alles ganz schnell. Er wusste nicht, woher er den Mut nahm, das zu
tun, was er schon so oft hatte tun wollen, doch noch bevor er merkte, was er
tat, lagen seine Arme schon um den Hals seines Vaters. „Danke“, flüsterte er,
ohne verhindern zu können, dass seine Tränen weiter flossen, während er sich an
dem Älteren festkrallte, immer noch Angst davor habend, von Diesem weggeschubst
zu werden, da man sich als Reinblut nicht so gehen lassen sollte.
Im ersten Moment war Tom
vollkommen überrascht, als die dünnen Arme seines Sohnes sich um seinen Nacken
schlangen, doch dann zog er dessen Körper näher an sich, hob ihn hoch und setzte
sich mit Diesem in einen Sessel, was einfach bequemer war, als der Boden. Er war
einfach nur glücklich. Glücklich darüber, wirklich das erste Mal seit vielen
Jahren sein Kind in den Armen halten zu können, richtig. Ihn nicht nur zu sehen
und mal dessen Hand zu berühren, sondern ihn drücken zu können, im Wissen, dass
der Kleine es war, der es initiiert hatte. Es war, als wären endlich die letzten
Mauern zwischen ihnen gefallen und alles, was es gebraucht hatte, war die
Zusicherung, dass er nicht vorhatte, seinen Sohn zu etwas zu zwingen, für das er
offensichtlich mit seinem zarten Gemüt und seiner offenen Art nicht gemacht war.
Er strich über den zitternden Rücken, flüsterte kleine Belanglosigkeiten in das
Ohr seines Sohnes und runzelte die Stirn, als er die eindeutige Eifersucht sah,
die in Severus‘ Augen aufglühte. Ach verdammt. Schon wieder vergessen, das
offiziell zu sagen. Nun, hoffentlich würde er bei der nächsten Versammlung dran
denken, nicht, dass Sev wieder seine Vorurteile ausleben würde, egal, ob sie nun
stimmten oder nicht. Was ihn zu etwas Anderem brachte. Sein bohrender Blick
richtete sich auf die Zwillinge, die mit äußerst selbstzufriedenem Blick an der
Tür standen. „Könnten Sie beide mir vielleicht sagen, was zum Henker dazu
geführt hat, dass mein Sohn sich eingeredet hat, dass er seine Zukunft in der
Politik verbringen muss?“
„Malfoy“, kam es wie aus
der Pistole geschossen.
„Was bitte soll ich getan
haben!?“, fragte Lucius pikiert. Er hatte mit dem Jungen nun ehrlich kaum was zu
tun gehabt, hob sofort seine Hände in Richtung Tom.
„Draco Malfoy“, präzisierte
Fred ruhig. „Hat ihm wohl was über den Malfoykodex und die Pflichten des
Erstgeborenen erzählt. Neveo gesagt, dass er seinem Vater folgen muss, als
einziges Kind und dass er nur eine Enttäuschung wäre, weil er dauernd backen
würde. Das wär nicht mal ein Hobby, das er haben sollte.“
„Ahh“, Lucius schluckte
schwer. Sein Sohn hatte mal wieder etwas falsch verstanden und dadurch wohl eine
Menge Chaos verursacht. Ja, seine Familie sah die Nachfolger gern im Amt, doch
auch hier wurde manchmal die Aufgabe an den Gemahl, Gefährten oder Gebundenen
des eigentlichen Malfoy übertragen, wenn der nicht geeignet war und auch er
hätte Draco sicher zu nichts gezwungen, hätte der nicht schon für gezeigt, wie
viel Spaß es ihm machte, Leute zu manipulieren und seinen Willen zu bekommen.
Dumm nur, dass er den Falschen in die falsche Richtung hatte drängen wollen.
Absichtlich oder unabsichtlich, doch sein Sohn hatte sich selbst und ihm
vermutlich gerade richtig Ärger gemacht.
„Lucius“, knurrte Tom
empört, darauf achtend, so ruhig wie möglich zu bleiben, um seinen Sohn nicht zu
ängstigen. „Was bitte hat dein Spross nun schon wieder getan?! Waren meine
Befehle nicht klar und deutlich formuliert?!“ Er hatte gewollt, dass Draco
seinem Sohn das Leben zeigte, nicht, Diesen unterrichtete oder beeinflusste!
Aber ganz sicher nicht! Er hatte dem Sohn seines Generals die Ehre zugedacht,
ein Freund für Neveo zu werden! Nicht ein politischer Berater!
„Ich… werde mit ihm reden,
er… wird es nicht so gemeint haben, manchmal geht… sein Mundwerk noch mit ihm
durch und…“
„Das wird Folgen haben. Ich
wollte Draco die Ehre geben, heut mit den Zwillingen in die Dienste meines
Sohnes zu treten. Vielleicht wird er sich in einem Jahr geändert haben, denn so
werde ich ihn nicht unbeaufsichtigt in Neveos Nähe lassen! Offensichtlich hat
das Folgen, die ich nicht zu tragen gewillt bin! Als wäre die Situation nicht so
schon für alle Beteiligten schrecklich kompliziert und belastend! Da muss er sie
noch schwerer machen! Dabei dachte ich, ich hätte mich klar ausgedrückt!“ Denn
vor seinem inneren Kreis hatte er in den letzten Wochen mehr und mehr
Privilegien an Percy gegeben.
„Ich… kann mich nur für
Dracos ungebührliches Benehmen entschuldigen“, murmelte Lucius.
Tom knurrte knapp, sah dann
wieder auf den Jüngeren in seinen Armen, der sich langsam beruhigte, sich aber
zu seinem Erstaunen immer noch an ihm festhielt. Nun, vielleicht würde es jetzt
endlich besser werden mit Neveos Angstzuständen und seiner krankhaften
Schüchternheit. Vielleicht konnte sein Sohn nun zu ihm kommen und ihm in die
Augen sehen, ohne, dass Percy ihn jedes Mal schubste. Er rief ein Taschentuch,
trocknete Neveos Wangen. „Besser?“, fragte er leise.
Neveo war wirklich
überrascht und verwirrt, dass sein Vater ihm dieses Benehmen durchgehen ließ,
ihn hielt und streichelte, wie es sonst nur Percy tat, doch es fühlte sich gut
an, sicher. Geschützt, wie bei seinem Rotschopf und doch beruhigend anders. Ein
sicherer Hafen, auf den er nicht mehr verzichten wollte.
Also nickte er, als sein Vater ihn fragte, ob es besser war, doch er
rührte sich nicht. Er fühlte sich gerade zu wohl. „Du… hast wirklich nichts…
dagegen, wenn… wenn ich backen will?“, fragte er leise.
„Ganz im Gegenteil“,
lächelte Tom. „Ich bestehe sogar darauf, weiterhin versorgt zu werden. Deine
Leckereien haben mehrere Botschafter auf unsere Seite gebracht! Politik kann
auch durch den Magen gehen! Du bist mein persönlicher Trumpf. Wie gesagt, ich
denke, entweder wir erweitern den Laden deiner Freunde oder wir beschaffen dir
einen Eigenen.“
„Ich… will nicht… selbst
verkaufen“, gab Neveo leise zu. Er freute sich, so Geld machen zu können, doch
er würde es bevorzugen, nicht zu viel Kontakt mit Kunden haben zu müssen. Das
war Fred und Georges Stärke.
„Gut“, nickte Tom, der
durchaus erleichtert über diesen Wunsch seines Sohnes war. So konnte er Diesen
leichter beschützen. Sein Blick glitt wieder zu den sichtlich zufriedenen
Rotschöpfen, die ein weiteres Mal nur ihre Treue bewiesen hatten. „In ein paar
Tagen werden einige Zwerge bei euch auftauchen und den Verkaufsraum magisch
erweitern, auf meine Kosten versteht sich. Sagen Sie den Leuten, wie Sie sich
das vorstellen, sie werden sich nach Ihren Wünschen richten und…“, ein Klopfen
unterbrach sie, doch dieses Mal war es ein Zeichen, dass er kannte. Also ließ er
die Tür ein weiteres Mal aufgehen, nur, um einen vollkommen aufgebrachten
Rotschopf zu sehen. „Er ist hier“, sprach er daher, den Kopf schüttelnd. Als
würde seinem Sohn in diesen Wänden etwas geschehen würde.
Verdattert starrte Percy
auf das Bild, das sich ihm bot, doch dann musste auch er lächeln. Neveo hatte
geweint, doch sich auch eindeutig wieder beruhigt, saß auf dem Schoß seines
Vaters und sah nicht sehr unglücklich aus. Allerdings sahen seine Brüder
entschieden zu zufrieden mit sich selbst aus und Lucius wirkte, als wolle er am
liebsten in einem Erdloch verschwinden. Was zum Henker war denn hier passiert?
Was hatte Neveo freiwillig hierher gebracht?
„Oh Brüderlein unser…“,
begann Fred prompt, als er das Gesicht sah.
„Wir sind ab jetzt die
festen Arbeiter deines Gefährten und…“
„… werden seine Kunstwerke
an Mann, Frau, Zauberer, Veela und jeden Anderen bringen, der eine Schwäche für
Süßes hat.“
„Aha?“, fragte Percy, trat
zum Lord, strich leicht über Neveos Haare. Da war man mal einen Augenblick nicht
da und schon brachen Welten zusammen! Es war zum Haare raufen!
Tom, nicht bereit, sein
Kind wieder frei zu geben, nicht mal an dessen Gefährten, grinste nur etwas,
bevor sein Blick wieder auf Lucius fiel, doch der schien bereits verstanden zu
haben. Gut. Er würde noch einiges zu klären haben. Aber gut, Draco würde diesen
Fehler nicht noch mal begehen.
Unruhig trat Draco von
einem Fuß auf den Anderen. Er hatte keine Ahnung, warum er von seinem Vater
hierher gerufen worden war und wohl fühlte er sich sicher nicht. Hierher hatte
er immer nur kommen müssen, wenn er Mist gebaut hatte oder seine Noten sehr zu
wünschen übriggelassen hatten. Wenn er bestraft worden war, in welcher Form auch
immer und ja, sein Vater hatte ihn schon öfter für Dummheiten, dummerweise meist
gerechtfertigt, übers Knie gelegt. Zum Beispiel für die Tatsache, dass er im
ersten Jahr heimlich nachts raus geschlichen war und sich dann noch hatte
erwischen lassen, bei der Sache mit dem Drachen.
Aber was hatte er nun
falsch gemacht? Er konnte es sich beim besten Willen nicht vorstellen, er hatte
in dem Leistungstest laut seinem Vater und Sev sehr gut abgeschnitten, konnte
schon in diesem Jahr seinen Abschluss machen und dann als Assistent seines
Vaters im Ministerium zu arbeiten beginnen, er war vom Lord selbst ausgewählt
worden, dessen Sohn zu beschützen und ihm ein Freund zu sein. Eine
Verpflichtung, der er gern nachkam, auch, wenn er sich schwer kam, mit dem
Jüngeren umzugehen, der so verschüchtert war.
Sicher, er war vom Licht
gefoltert und schlecht behandelt worden, aber er hatte doch sicher gesehen, dass
er hier ein Prinz war und man ihm jeden Wunsch erfüllte! Da er nicht wusste,
wovon er sonst hatte sprechen sollen, hatte er begonnen, von dessen
Verpflichtungen und der Zukunft zu sprechen, über viel mehr hatten sie nie
geredet. Er wusste nicht, ob der Andere Quiddich mochte, was dessen
Lieblingsfarbe war oder sonst was. Er war so schwer zugänglich! Dabei hätte
Draco den Anderen gern aus der Schale gelockt, aber er wusste einfach nicht wie!
„Draco.“
Oha. Hastig trat Draco ein,
sah auf seinen Vater, der hinter seinem alten, schweren Schreibtisch aus dunklem
Zedernholz saß, mit wirklich strengem Gesicht und… war das Enttäuschung?
„Vater?“, fragte Draco vorsichtig. „Was… was ist los?“
„Was genau hast du mit dem
Prinzen um Merlins Namen geredet?!“, verlangte Lucius aufgebracht zu wissen. Oh,
er hatte sich was von Tom anhören dürfen, darüber, dass der Andere doch
eigentlich gehofft hatte, dass er seinen Sohn besser erzogen hätte, dass Lucius
doch auch keinen Druck auf Draco ausgeübt hatte und der den Weg in die Politik
aus freien Stücken gewählt habe und ob er sich vorstellen könne, Neveo mit all
seinen Problemen, seiner Unsicherheit und seiner Unfähigkeit, zu lügen, in der
Politik bestehen zu sehen. Es war sicher zu sagen, dass der Lord wirklich nicht
glücklich gewesen war, als er von den Ängsten seines wiedergefundenen Sohnes
durch die Zwillinge erfahren hatte und nicht mal von ihm selbst.
Auch er wäre nicht
enttäuscht gewesen, nicht sehr zumindest. Immerhin, wenn der Junge ein anderes
Talent gehabt hätte, hätte er auch das gefördert. Malen, wenn es sein musste,
Quiddich, was ja auch mal ein Thema gewesen war, bis zu Potters verschwundenen
Knochen im Arm, denn danach hatte Draco zu viel Angst gehabt, als Profi eine
Verletzung zu erleiden, die sein Aussehen in irgendeiner Weise negativ
beeinflussen könnten, vor Allem im Gesichtsbereich. Ja, sein Sohn war eitel.
Ziemlich. Gut, er achtete auch auf sein Aussehen, aber doch nicht so!
„Was?“, fragte Draco
verwirrt. „Was… was meinst du? Ich war immer höflich und…!“
„Du hast ihm gesagt, ein
Erstgeborener muss die Stelle des Vaters einnehmen?!“
„Äh… ja?“, fragte Draco,
noch nicht so ganz verstehend. „Was war daran falsch?“ So sah er immerhin die
Sache. Oh, er genoss es auch zu wissen, einst die Plätze seines Vaters
einzunehmen, im Wizgamont, im Ministerium und als Oberhaupt über die
Besitzungen.
„Habe ich dich je
gezwungen, mir in die Politik zu folgen?“, fragte Lucius hart. „Oder habe ich
dir nicht sogar mit acht Jahren einen Trainer kommen lassen, um dich auf eine
professionelle Karriere als Sucher vorzubereiten, was du damals unbedingt werden
wolltest, bevor du dich von Potter, der bis dahin noch nicht mal Quiddich
kannte, hast ausstechen lassen und beschlossen hast, aufzugeben, weil dich
dessen Erfolge so angepisst haben?“
„Ja schon, aber… es war
doch trotzdem immer klar, dass ich als dein einziger Sohn…“
„Und wo bitte stand das?
Wann habe ich so was in der Art je gesagt? Oder deine Mutter?“ Oh, Narcissa
hätte ihm den Kopf abgerissen, hätte er so was auch nur vorgeschlagen!
„Ich…!“
„Du hast diesen Jungen
glauben lassen, etwas Schlimmes zu tun, wenn er nicht in die Politik will!“,
donnerte Lucius. „Der Prinz ist heut vor seinem Vater und vor deinem Onkel und
mir zusammengebrochen! Hat er nicht genug durchgemacht?! Draco, er ist nicht,
wie du, er ist nicht behütet und umgeben von Spielzeug aufgewachsen! Da war
keine Mutter, die Alles hat stehen und liegen lassen, wenn er geschrien hat und
kein Vater, der für ihn geheime Verhandlungen abgebrochen hat! Das, was der
Prinz hinter sich hat, sind mehr als vierzehn Jahre Folter, Verachtung, Schmerz
und Angst! Glaubst du wirklich, dass so ein Junge, wenn er groß wird, in die
Politik gehen kann!? Denkst du wirklich, dass unser Lord so etwas von seinem
Sohn verlangen würde?! Denkst du eigentlich nie, bevor du redest?! Natürlich
wird nicht er direkt die Politik des Vaters übernehmen! Nicht er, sein Gefährte,
sein Mann, wird das irgendwann tun! Percival Weasley, wenn du es ganz genau
wissen willst! Und weder er noch unser Lord wollen, dass der Prinz sich weiter
quält! Er wird das tun, was ihm Spaß macht! Er hat mehr gelitten, als andere
Leute in vier oder fünf Leben! Er kann tun, was er möchte! Und wenn er für die
Zukunft Hasenzüchter werden wollte, würde der Lord ihm nur eine Farm schenken!“
Ja, Lucius war getroffen gewesen von der Angst, die Neveo heute gezeigt hatte.
Er wusste, der Junge hätte nicht mal was gesagt, wenn die Zwillinge es nicht auf
diese etwas krude Art provoziert und damit auch ihre Gesundheit gefährdet
hätten. So ungern er das zugab, diese Beiden waren im Moment die besseren
Freunde, die sahen, was der junge Prinz brauchte und vielleicht war sein Sohn
noch nicht bereit zu begreifen. Denn er hatte seinen Erben immer in Sicherheit
gehalten, ihm ein herrliches Leben ermöglicht, es ihm einfach gemacht. Zu
einfach wie es schien.
Das… war ein Alptraum,
stellte Draco fest, dem schlagartig klar war, was das bedeutete. Natürlich,
offiziell würde der Prinz irgendwann dem Vater nachfolgen, doch wenn jetzt schon
klar war, dass die Macht effektiv in Weasleys Hand liegen würde, musste er in
Zukunft unter dem Mann arbeiten, dessen Familie er dauernd beleidigt hatte. Ja,
sicher, er wusste, dass auch Gefährten oder eben Andere die Pflichten des Erbes
übernehmen konnten, doch solche Regelungen traten meist in Kraft, wenn es um
Frauen ging, nicht bei Männern! „Aber… wäre es nicht für… den Prinzen besser,
wenn… er sich durch Politik an Leuten rächen kann?“, fragte Draco leise.
„Oh, du Dummkopf! Unser
Lord hat Recht! Du hast noch einen weiten Weg zu gehen, bis du verstehst! Er
kann sich nicht rächen! Der Prinz hat zu viel Angst! Noch mal, der Junge wurde
gequält, jeden verdammten Tag seines Lebens! Er hat gehungert! Draco, er ist so
alt wie du, du bist nicht der Größte für dein Alter, doch du kennst den Lord und
bedenke, der Prinz ist einen guten Kopf kleiner, als du! Der Junge reicht dir
bis zu den Schultern und Jeder würde ihn für höchstens zwölf Jahre halten! Er
ist genauso fünfzehn, wie du es bist! Er traut sich nicht unter Menschen! Selbst
wir, selbst sein eigener Vater macht ihm Angst!“ Lucius ließ seine Hände auf den
Schreibtisch krachen, erhob sich etwas. „Du kannst dir nicht vorstellen, wie er
gefoltert wurde! Du hast geheult, wie ein Schlosshund, wenn ich dich wirklich
mal übers Knie gelegt habe! Aber der Prinz wurde mit Gürteln geschlagen, mit
Stöcken! Und wenn er geschrien hat, wäre es noch schlimmer geworden! Aber er
wurde jeden Tag gezüchtigt! Als er einen Fehler gemacht hat, wurde ihm die Hand
auf eine Herdplatte gedrückt! Du kannst dich nicht mit ihm vergleichen! Wir sind
alle einfach nur froh, dass der Prinz nicht wahnsinnig geworden ist!“
Draco schluckte hart. Er
hatte das doch nicht gewusst! Und ganz ehrlich – er konnte es sich auch nicht
vorstellen, fühlte sich beleidigt, dass sein Lord ihn noch als unreif bezeichnet
hatte. Er hatte doch wirklich nur sein Bestes gegeben! „Ich hab nur versucht…!“
„Du hast dem Prinzen
panische Angst gemacht“, sprach Lucius, nun wieder etwas ruhiger. „Und ich
stimme unserem Lord zu. Ich war zu weich in deiner Erziehung. Du hast viel
theoretisches Wissen, aber keinerlei praktische Erfahrung. Daher habe ich einen
Vorschlag an dich. Wenn du nach diesem Jahr deinen Abschluss machst, könntest du
eine politische Reise machen, um mehr von der Welt zu sehen, um zu verstehen.
Außerdem wirst du in den Weihnachtsferien eine Woche in der Abteilung in St.
Mungos arbeiten, in dem sich die Opfer von dunklen Flüchen und Folter befinden.
Damit du siehst, wie wenig es braucht, um einem Menschen den Verstand zu
nehmen.“
Sprachlos starrte Draco
seinen Vater an. Er wollte wirklich widersprechen, fand das ungerecht. Er hatte
nur politische, doch eigentlich selbstverständliche Dinge klar gestellt! Woher
hatte er wissen sollen, dass der sonst so strenge Lord ein Weichei sei, dass
lieber einen Weasley an seinen Platz an der Macht ließ, als von seinem Sohn zu
fordern, was für ihn selbstverständlich war! So weh konnte er dem Prinzen gar
nicht getan haben!
„Nein, Draco. Bring mich
nicht dazu, dich wie ein kleines Kind über die Knie zu legen, indem du jetzt
auch noch widersprichst“, bat Lucius schließlich. „Ich will, dass du weiter den
Unterricht besuchst, dein Bestes gibst und dieses Praktikum machst. Du solltest
nachdenken, wie gut du es immer hattest. Unterhalte dich doch mal mit einigen
der muggelgeborenen Schüler. Einer ist unter denen, die dieses Jahr ihren
Abschluss machen. Jeremiah Tanner. Er kommt aus einer erzchristlichen Familie
und sie haben ihn jeden Tag spüren lassen, was sie von Hexen und Zauberern
halten. Er kann schon jetzt keine Kinder mehr zeugen, sie haben ihn kastriert
und wollten ihn in ein Kloster sperren. Nach seiner Ausbildung und seinem
Abschluss will er als Muggelbeauftragter arbeiten, um anderen Kindern so etwas
zu ersparen. Vielleicht verstehst du dann besser. Und jetzt geh. Ach, noch was.
Deine Mutter weiß Bescheid, nur falls du wieder meinst, wie das letzte Mal, uns
gegeneinander ausspielen zu müssen. Sie war so enttäuscht von deinem Verhalten,
dass sie nicht anwesend sein wollte.“
Lucius beobachtete, wie
sein Sohn, voller Wut und Unverständnis und in Schock, sein Studierzimmer
verließ, doch der Langhaarige musste zugeben, dass sein Sohn zu weit gegangen
war. Draco hatte nicht als Lehrer oder Besserwisser fungieren sollen, sondern
als Freund und Unterstützer, doch sein Sohn war wohl wirklich nicht die beste
Wahl gewesen, er konnte sich kaum in das einfühlen, was Neveo durchgemacht
hatte. Er selbst konnte das ja kaum, für ihn war es nur ein Wunder, dass der
Junge so normal war und seine Aggressionen gegen sich selbst statt gegen Andere
richtete.
Ja, es gab keinen Zweifel.
Es würde eine schwere Zeit werden, selbst, wenn nun vieles lief, wie sie es sich
erhofft hatten. Doch das Ministerium zu erobern und einen Thron zu besteigen, da
war der einfache Teil. Schwer wurde es erst danach. Denn dann mussten sie in
Ordnung bringen, was in den letzten paar hundert Jahren so schief gelaufen war.
Wäre es nicht so unmalfoyhaft gewesen, er hätte laut aufgestöhnt…
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