6. Kapitel

„Wir haben nicht offen!“, knurrte Fred, doch erneut erklang das harsche, verlangende Klopfen. Großartig! Wieder einer, der schwer von Begriff war! Wütend putzte er sich die Hände an der Schürze ab, immerhin war er gerade dabei, Produkte herzustellen, die überall so gefragt waren, dass er, nun, wo Neville und Luna nicht mehr da waren, kaum hinterher kam, trat zur Tür und riss sie auf – nur um zu stocken. Vor ihm stand ein Mann, fast so hoch und breit wie die Tür, Muskeln an wirklich jeder Stelle des Körpers, die Haare, trotz des nicht zu alt wirkenden Gesichtes, silberweiß. „Wir.. haben nicht offen..“, wiederholte er, weit weniger laut als das erste Mal, nicht wissend, wie er reagieren sollte.

„Das war mir schon beim ersten Mal klar“, konterte Fenrir amüsiert, musterte den Rotschopf der vor ihm stand. Lecker. Und erst dieser Duft! Nein, er sollte lieber Percy nicht sagen, wie lecker dessen Bruder roch, nein, nicht lecker, besser! Unwiderstehlich! Nein! Zurückhalten! Sofort! Pfui! Böser Wolf!

„Was wollen Sie?“, fragte Fred schließlich, immer noch nicht in der Lage, sich auf was Anderes als die Muskeln am Oberarm zu konzentrieren, die sich so eindeutig unter dem Hemd abhoben, das nebenher etwas kalt für die Jahreszeit schien.

„Ich weiß nicht, aber vielleicht bespricht man einige Dinge besser in einem Haus?“, fragte der Werwolf, rollte sein Hemd auf, so, dass man das Mal sah. Denn auch das Hemd war ihm eigentlich zuwider. Nur fiel man ohne Oberbekleidung und Schuhe im Winter immer so verdammt auf und er wurde ja weiterhin gesucht. Zum Glück erkannte man ihn nicht, da er seine Illusion, die Alle fürchteten, natürlich nicht sprach, wenn er in die Öffentlichkeit ging. Zumindest, wenn er nicht erkannt werden wollte. Es war ganz lustig, Angst und Schrecken zu verbreiten wenn man kämpfte, wenn sich Auroren schon in die Hose machten, wenn sie einen nur sahen, doch beim Einkaufen konnte das wirklich, wirklich hinderlich sein. Oder beim Anmachen von Gefährten…

Noch immer vollkommen abgelenkt trat Fred beiseite, ließ zu, dass der eindrucksvolle Mann den leeren Verkaufsraum betrat, bevor er schnell wieder abschloss, denn eigentlich verkauften sie von hier aus nicht viel. Es ging mehr über Eulenversandt raus oder eben über die Ständer, die sie inzwischen in fast jedem magischen Geschäft aufgestellt hatten. Für die Post hatten sie inzwischen sogar acht eigene Eulen, davon eine, die auch Überseeflüge absolvierte.

Amüsiert trat Fenrir ein, beobachtete, wie der Rotschopf, nach weiteren langen Blicken, die Ladentür schließlich abschloss und sein Starren wieder aufnahm. Nur um das noch zu provozieren, ließ er die Muskeln unter dem Hemd noch mal spielen, während er sich scheinbar in der Auslage umsah. „Hab gehört, eure Sachen machen einigen Lehrern eine Menge Ärger.“

„Nun, dafür waren sie gedacht“, brachte Fred schließlich raus, wobei sein Mund erschreckend trocken schien. „Wie… kann ich helfen?“

„Der Lord schickt mich“, erklärte Fenrir ruhig, ließ sich von dem Rotschopf aus dem Laden und in die Wohnung darüber bringen.

„Weswegen?“, fragte Fred, noch immer etwas abgelenkt. Es war so schlimm, dass er schließlich regelrecht in die Küche floh, um selbst schnell Kaffee aufzukochen. Eigentlich mochte er das Zeug nicht, aber er bezweifelte auch, dass Greyback ein Teetyp war.

Fenrir konnte gar nicht anders, als leise über das Verhalten des Rotschopfes zu lachen, der nicht bereit war, seinen Instinkten einfach so nachzugeben. Wobei das durchaus seine Reize hatte, auch, wenn er nicht vorhatte, das lang zu dulden, denn selbst von hier aus konnte er diesen herrlichen Geruch aus Erregung und dem eigenen Duft seines Gefährten wahrnehmen. Nun, vorerst würde er sich zurückhalten. Erst das Geschäft, dann der Spaß. Immerhin ging es um was Wichtiges. „Es geht um die Bitte.“

Ah. Das holte Fred dann doch, zumindest zum Teil, zurück in die Realität. Sie beide, sein Bruder und er, hatte Percy gebeten, den Lord zu fragen, beitreten zu dürfen, nicht zwingend um dem Mann zu dienen, sondern um ihren kleinen Freund zu schützen, der schon mehr als genug durchgemacht hatte und einfach ein paar Freunde in seiner Nähe brauchte. Selbstverständlich wollten sie ihre Geschäfte weiterführen, aber sie wollten auch auf Neveo achten, wenn ihr Bruder mal wieder beschäftigt war und sich nicht um den Jüngeren kümmern konnte, etwas, das ihr kleiner Freund wirklich hasste. Er legte einige der Kekse, die ihr Ehrenbruder gebacken hatte, auf einen Teller, stellte ihn auf das Tablett mit den Tassen, dem Kaffee, der Milch und dem Zucker und trat zurück zu dem Mann, der ihn so ungesund faszinierte. „Was hat der Lord gesagt?“, fragte er, stellte eine Tasse vor seinen Gast.

„Im Grunde würde er euch gern haben….“

„Aber was?“, fragte Fred, nun doch etwas verletzt. „Sind wir ihm nicht gut genug? Will er mal am falschen Ende unserer netten, kleinen Erfindungen stehen?!“

Noch etwas, das Fenrir amüsierte, diese Beleidigung, als nicht würdig angesehen zu werden. „Ich hoffe doch, dass das keine Drohung war“, meinte er nur, lehnte sich dann zurück. „Es ist unhöflich, Ältere zu unter… Gott, sind diese Kekse gut!“ Das Zeug war ja Hammer! Wo hatten die Zwillinge das her? Er war eigentlich kein Fan von Süßkram, als bekennender Fleischfresser, doch Himmel, dafür würde sogar er sein Steak liegenlassen!

„Was?“; zischte Fred. „Was sagt der werte Herr?!“ Er wusste, vermutlich hätte er gesabbert, als er sah, wie sehr Fenrir die Kekse ihres kleinen Freundes genoss, der um Längen besser buk und kochte, als seine eigene, ach so hoch gelobte Mutter. Doch im Moment war er dafür zu sauer. Als der Mann erneut zum Teller griff, packte Fred ihn und zog ihn außer Reichweite. „Ich will eine Antwort!“

„Das ist nicht nett, Welpe!“, jammerte Fenrir, der die Köstlichkeit gerade verschwinden sah, doch dann ging er auf die Frage ein. Schon, um die Kekse wieder zu bekommen. Und dann würde er sie nicht mehr aus der Hand geben! „Der Lord fühlt sich vom Angebot geehrt, aber er fragt, ob ihr nicht stattdessen direkt in den Dienst seines Sohnes treten wollt und jetzt rück die Leckerlies wieder raus, du Monster!“

Das brachte Fred zum Lachen, er brachte den Teller wieder in Reichweite des Mannes, der den packte und die Kekse regelrecht in seinen Mund schaufelte, dabei stöhnend den Keksgöttern seinen Respekt zollte und bei jedem zweiten Biss verlangte zu wissen, woher dieses Ambrosia denn stammte. Oh, das musste er George erzählen! Das war zu toll! Ein Todesser, der abhängig von Neveos Keksen war! Hmmm… vielleicht könnte man die letzten Idioten im Brathuhnorden mit Keksen ködern. ‚Come to he dark side – we got cookies‘? Das würde vermutlich auch noch klappen!

Erst, als der Mann, von dem Fred erst jetzt einfiel, dass er vollkommen vergessen hatte, nach dem Namen zu fragen, mit seinem ungesunden Mahl fertig war und er sich nicht mehr auf die Krümel konzentrieren musste, die dem an den Lippen hingen, wurde ihm klar, was der Lord da von George und ihm wollte. Eigentlich kam er ihnen entgegen! Sie mussten nicht für einen Anderen, sie konnten direkt für ihren kleinen Bruder arbeiten! „Wo unterschreiben wir?“, fragte er daher schließlich, als der Mann, der nun ganz manierlich seine Tasse hielt, ihn ansah. George war nicht da, doch in der Sache konnte er auch für sie beide sprechen. Dafür musste er seinen Zwilling nicht rufen, es gab Dinge, die wollte er gar nicht so genau wissen, zum Beispiel, mit wem der um wenige Minuten Jüngere sich gerade herumtrieb oder was die dabei taten.

Traurig blickte Fenrir auf den nun leeren Teller, auf dem nicht mal mehr Krumen lagen, bevor er den Kaffee nahm und mit etwas Milch verrührte. Oh, er war sich der Blicke zu bewusst, ließ erneut seine Muskeln etwas spielen, sah dann auf. „Nun, der Lord will seinen Sohn dem gesamten Orden in vier Tagen vorstellen, ihr sollt vorher schon kommen, in drei Tagen, am Samstagabend, dort erhaltet ihr das Zeichen vom jungen Prinzen, das sich von seinem eigenen unterscheidet, ihr sollt dann an seiner Seite vorgestellt werden.“

Fred nickte, strich nachdenklich über seinen rechten Unterarm, wo dann das Zeichen, welches auch immer, sitzen würde. Sie würden es beide mit Stolz tragen. Und Samstagabend war gut, da war der Laden zu, am Sonntag würden sie ihn ohnehin nicht aufmachen, besser getimt ging es gar nicht. Dumm nur, dass er jetzt keine Ablenkung mehr hatte und sich nicht davon abhalten konnte, dem Fremden die Klamotten vom Körper zu starren.

Noch eine Weile ließ Fenrir den Jüngeren gewähren, immer noch überrascht, dass sein Gefährte männlich war. Nun, vielleicht war es im Endeffekt nicht so überraschend, bedachte man, dass ihm die Weichheit der meisten Frauen schlicht zuwider war. Dann allerdings stand er auf, was der Rotschopf als Zeichen seines Abschieds zu nehmen schien, sich ebenfalls erhob und mit einer gewissen Enttäuschung im Gesicht zur Tür lief, durch die sie eben gekommen waren und nun ja, gehen musste er, um seinem Lord zu sagen, dass dessen Pläne nach Wunsch liefen. Aber das hatte auch noch eine halbe Stunde Zeit, oder eine, oder noch etwas mehr…

Mit einem Grinsen wartete Fenrir, bis der Rotschopf auf seiner Höhe war, er trug übrigens immer noch eine Arbeitsschürze, dann packte er den Jüngeren am Hals, zerrte ihn zu sich und schnupperte noch mal, nur um bestätigt zu finden, was er vorher schon vermutet hatte. „Meins“, grinste er, nahm Fred zwischen sich und der Wand gefangen. „Ganz allein meins! Du gehörst mir, Rotkäppchen!“

Was..?! Fred spürte Hände, die ihn packten, ihn zurückdrängten, bis er plötzlich mit dem Rücken gegen die Wand an der Tür zur Treppe stand, nicht fähig, sich von den starken, muskelbewehrten Armen zu befreien, die ihn hielten. „W…!“, weiter kam er nicht, denn in dem Moment, als er seinen Mund öffnete, um zu fragen, was über den Mann gekommen war, spürte er, wie eine fremde Zunge seinen Mund eroberte. Und es fühlte sich gut an! Natürlich hatte er schon geküsst, Jungs, Mädchen, ein paar, wenige Männer, doch nie hatte es sich gut angefühlt, nie hatte er gefunden, was er gesucht hatte. Bis zu diesem Augenblick, als er, in seinem eigenen Haus, von einem Fremden überrannt wurde, von dem er noch nicht mal den Namen kannte!

Fenrir grinste, als der Jüngere zweifellos protestieren wollte, unterband das mit einem fordernden Kuss, spürte, wie der Rotschopf einfach nachgab und ihn gewähren ließ. Erst, als sein Gefährte keine Luft mehr bekam, ließ er ab, küsste sich stattdessen den Hals entlang, bis zu der Stelle, wo die Schultern begannen. Oh, er spürte die Erregung des Anderen an seinem Oberschenkel und er roch sie noch deutlicher. Ein Geruch, den er immer wieder haben wollte! Er wartete, bis der Jüngere vollkommen entspannt war, dann biss er ein Mal schnell und heftig zu, bis Blut in seinen Mund lief. Er wollte dem Rotschopf nicht weh tun, doch das hier musste sein. Er kennzeichnete seinen Besitz, so einfach war das. Niemand kam auf die Idee, ihn anzupissen und ihm was wegzunehmen. Er merkte, wie der Andere zuckte, doch er hielt ihn ohne große Probleme genau da, wo er ihn haben wollte. Außerdem ließen die Bewegungen nach, als seine Zähne aus der Wunde glitten und er stattdessen begann, das Blut aufzulecken und die Heilung der Wunde zu beschleunigen. Er hatte den Jüngeren nicht zum Wer gemacht, noch nicht, vielleicht auch gar nicht, das war dessen Entscheidung, bisher hatte er Diesen einfach nur markiert.

„Was zum…?!“, fragte Fred aufgebracht, als er den Mann anstarrte, der ihn so heftig gebissen hatte. Das hatte weh getan! Und die Augen! Sie …sie wurden… golden, für einen kurzen Moment, bevor sie wieder ganz normal und braun wirkten. Ein Wer! Ein Werwolf hatte ihn gebissen!

„Keine Sorge, Rotkäppchen“, grinste Fenrir, packte den Kopf des Anderen. „Es ist nicht mal kurz vor Vollmond, ich hab dich nicht zu einem Kind des Mondes gemacht, es ist deine Entscheidung das zu werden. Ich hab nur mein Revier abgesteckt“, er grinste etwas. „Und ich hoffe nicht, dass du außer mir noch zu anderen Gästen so nett bist, ich bin ein wenig… eifersüchtig.“

„Wer zum Henker…?!“

Da musste Fenrir wirklich lachen. Jetzt! Jetzt fragte sein Gefährt erst, wer er war! Erneut kam er dem Gesicht des Rotschopfes ganz nah. „Gestatten?“, hauchte er. „Greyback mein Name. Fenrir Greyback, hauseigener Werwolf vom dunklen Lord und unter Anderem zuständig für die Sicherheit vom Prinzen. Heißt, wir werden auch zusammen arbeiten, denn ich werde deinen Bruder und dich im Kampf unterrichten“, er küsste den Anderen erneut, spürte dessen Erregung. Schade, dass er keine Zeit für eine ordentlich Nummer hatte, dafür, sein Revier unwiederbringlich abzustecken, doch das musste warten, in weniger als einer halben Stunde sollte er wirklich, wirklich zurück sein um einige Dinge zu regeln, doch so sollte er seinen armen Gefährten wirklich nicht zurücklassen.

Was?! Wer?! Ein Kindsmörder und Menschenfleischfresser?! Er hatte gerade mit dem aggressivsten, gefährlichsten Mörder neben dem Lord selbst geknutscht?! Und tat es schon wieder?! Fred wusste, wäre er nicht so benebelt von den Muskeln, die ihn an die Wand drückten und dem Knie, das ihm etwas Reibung gab und der Zunge, die ihm die Seele aus dem Körper zu massieren versuchte. Vermutlich so gut wie erfolgreich.

Sein Hirn gab Fred die ungebetene Information über den angeblich ach so abstoßenden Werwolf, wie er doch aussehen musste, doch weder sah der Mann abstoßen aus, noch stank er, ganz im Gegenteil! Der Kerl war ein Adonis! Gut, etwas haariger wohl, aber an den richtigen Stellen! Und diese Muskeln! Ja, der Rotschopf wusste, er hatte… so seine eigenen Schwächen. Außerdem – auch Voldemort hatte sich ja nicht als vollkommen irre, sondern eigentlich als guter Boss für Percy und liebender Vater erwiesen. Zumindest schien er ja für Neveo Einiges in Bewegung zu setzen und schweres Geschütz aufzufahren, wenn der Beste gerade Greyback abgestellt hatte! Dann allerdings streikte sein Gehirn, denn eine ziemlich große Hand riss einfach mal so eben den Knopf seiner Hose auf und umschloss sein bestes Stück. Ja, Fred war sich sicher, so geil war er noch nie gewesen!

Ja, das gefiel Fenrir schon besser, er hatte sich persönlich beleidigt gefühlt, als die Gedanken des Jüngeren doch tatsächlich von ihm weg gewandert waren, doch nun hatte er, was er wollte – dessen Aufmerksamkeit ganz allein bei sich. Der Zwilling versuchte, sich mehr an seinem Knie zu reiben, während er sich gleichzeitig streckte, den Kopf bog, um Fenrir mehr Zugang zu gewähren. Es würde nicht lang dauern. Und tatsächlich, nur nach wenigen Sekunden spürte der Werwolf, wie sein Gefährte kurz starr wurde, dann, wie er in sich zusammen sackte und die Hose feucht wurde. Zufrieden nippte er an dem Mal, den Geruch genießend, das beste Stück des Jüngeren haltend, bis der zur Ruhe kam, erst dann hob er seine Hand, blickte auf die Flüssigkeit da, wartete, bis die verhangenen, hellblauen Augen ihn musterten, bevor er sie ableckte.

Okay, stellte Fred fest, das war unheimlich. Er hatte sich gerade, in seiner Wohnung, an eine Wand gedrückt, von einem ihm eigentlich Fremden, der nebenbei ein gesuchter Schwerverbrecher war, der sicher auch irgendwas getan haben musste, selbst, wenn ein Teil nur Einbildung war, einen runterholen lassen. Und er hatte es genossen, mehr, als bei anderen Leuten. Viel, viel mehr. Er wusste, egal, wer der Kerl war und gleich, welchen Preis er dafür würde bezahlen müssen, er würde immer wieder zu dem Werwolf schleichen. Auch, wenn er nicht wusste, was er für Diesen sein sollte, denn die Vorstellung, eben nur ein dreckiges Geheimnis zu sein, ein Seitensprung, war für ihn ein Gräuel.

Einen Moment gab Fenrir dem Rotschopf Zeit, wieder runter zu kommen, hob dann dessen Kopf. „Ich muss gehen“, erklärte er schließlich, sah sofort die grenzenlose Enttäuschung in dem verständnislosen Gesicht. Der arme Junge hatte keine Ahnung, was da gerade über ihn gekommen war. „Aber heut Abend bin ich wieder da“, fügte er an. „Ich mag mein Flesch Rare, nur ganz kurz und heiß angebraten und ich fang unter zwei ordentlichen Steaks gar nicht erst an. Wenn ich wiederkomme und ich was im Magen hab, kannst du Fragen stellen, Rotkäppchen. Und vergiss nicht – du gehörst nur mir!“ Mit den Worten drehte Fenrir sich um, um zu verschwinden, wenn auch nur für ein paar Stunden.

Noch immer vollkommen sprachlos sackte Fred schließlich zu Boden, noch immer mit verrutschter Schürze und kaputter, nasser Hose, er hatte im Moment nicht mal die Kraft, sich selbst aufzurichten, während er verzweifelt versuchte zu verstehen, was eigentlich gerade geschehen war. Er spürte das leichte Stechen an seinem Hals, die Erschöpfung nach einem wirklich guten Orgasmus und der Unfähigkeit zu begreifen, wie er die Worte nehmen sollte.

Er hatte sich gerade von Fenrir Greyback, einem gesuchten, gefürchteten und sicher nicht zu Unrecht als aggressiv geltenden Werwolf einen runterholen lassen und wie gesagt, selbst, wenn die Gerüchte übertrieben waren, von ungefähr kamen sie auch nicht! Der Lord hatte die Potters angegriffen und getötet, so, wie viele Andere auch! Wie viel von den Geschichten war wahr? Was sollte er denken? Wie mit dem umgehen, was geschehen war und… würde der Kerl wirklich am Abend wieder auftauchen, war er sicher kein Werwolf?

So fand George seinen Bruder schließlich, als er zurück in die Wohnung kam. Er hatte einige Zutaten besorgt und sich einfach umgehört unter dem Leuten, die nicht fassen konnten, dass ihr Held hatte Kinder umbringen wollen, einfach mal eben so, um eine ‚Gefahr im Keim zu ersticken‘, wobei sie sich nicht über die Slytherins sorgten, sondern darüber, was mit denen hätte passieren können, die in die Schusslinie geraten werden. Auch irgendwo ein Armutszeugnis, das zeigte, wie tief Dumbledore die Leute in seine Propaganda gezogen hatte. Doch es wurden auch kritische Stimmen laut, die Fragen stellten. Zumindest ein paar. Ein erstes, gutes Zeichen, das ihm willkommen gewesen war. Die Frage, was Tom eigentlich ursprünglich bewegt hatte, einen Krieg von dem Ausmaß heraufzubeschwören und warum die doch eigentlich so einflussreichen Reinblüter den auch noch unterstützten. Was George gezeigt hatte, wie schlecht seine Brüder, seine Schwester und er eigentlich erzogen worden waren, von der Mutter, die sie hatte aufwachsen lassen, als wären sie praktisch muggelgeborene Kinder, trotz des eigentlich hohen Status, den sie hätten haben müssen.

Nun, er hatte mit Fred reden wollen, war zurück gegangen und hatte den Anderen nicht im Labor gefunden, während unfertige Produkte unter Stasiszaubern warteten. Also war er hoch gegangen, denkend, dass Fred unterwegs war, doch sein Bruder saß an der Wand neben der Eingangstür, nur knapp außerhalb der Reichweite der Tür, eine Hand in seinem Nacken, Haare und Kleidung in absoluter Unordnung, die Augen unfokussiert und geweitet. Ja, und dann sah George, was er wirklich nie hatte sehen wollen. Die offene Hose mit dem verräterisch feuchten Fleck. „Was war denn hier los?“, fragte er schließlich verwirrt. „Ich dachte, ich bin der mit den dummen Abenteuern, der nie nachdenkt.“

Erschrocken blickte Fred auf, sah, dass sein Bruder schon zurück war, ihn auch noch so gesehen haben musste! Hastig bedeckte er sich mit seiner Arbeitsschürze, rieb seinen Kopf und gab das Bissmal frei. „Fenrir Greyback war hier, er wollte mit uns reden und… Merlin, George, der Mann sah aus, wie ein Gott! Und… und… und dann, als er gesagt hat, was er sagen sollte, ich wollt ihn raus bringen, ehrlich, nicht was mit ihm anfangen, da hat er mich an die Wand gedrückt, mich gebissen, mir gesagt, dass ich ihm gehöre und dann…!“

„Ähhh… ich glaub, genauer will ich es gar nicht wissen“, erklärte George entschieden. Er starrte seinen Bruder an, während sein Hirn die Informationen zusammenführte. Da Fred meist die Produkte herstellte, hatte er mehr Zeit gehabt, sich mit den Kollegen seines Bruders zu beschäftigen, mit dem einen oder Anderen geredet. Er wusste von ihnen, dass Greyback zwar nicht wahllos Leute umbrachte, doch ungefährlich war der Werwolf auch nicht. Aber so was von gar nicht! „Du… hast dich mit Greyback eingelassen?!“

„Mich eingelassen?! Der Kerl hat mich mehr oder weniger überfallen! Der ist breit wie ein Schrank und voller Muskeln! Was hätt ich den tun sollen?!“

George hob die Augenbraue. Er wusste von Freds Manie und dessen Vorlieben, hatte ja auch gesehen, was für Kerle den Älteren anmachten. Und Greyback musste so ziemlich jedem feuchten Traum seines Zwillings entsprechen. „Und du bist nicht mal auf die Idee gekommen, das Juckpulver in der Tasche deiner Schürze einzusetzen oder die Hauselfen zu rufen, die den Besten mit ihrer Magie schneller raus geworfen hätten, als er hätte kucken können? Freddie, wem lügst du hier eigentlich in die Tasche?“

Oh! Juckpulver! Hauselfen! Daran hatte er nicht mal gedacht! Er wusste, er war feuerrot, sah seinen Bruder an. „Ich… hab keine Ahnung, was los war, ich…!“

„Meine Güte! Du hattest ne nette Nummer mit ihm und…! Ist… das da ein Bissmal?!“, fragte George, der nun doch kurz vor einer Hysterie stand. „Hat er dich zu…?!“

„Angeblich nicht“, gab Fred nur zurück. „Angeblich hat er mich nur markiert und… er hat gesagt, er kommt heut Abend wieder und will viel angebratenes Steak“, fügte er an, während er schauderte, aber nicht vor Angst, sondern, trauriger weise aus Vorfreude, den Älteren wiederzusehen.

„Aha?“, fragte George, dem langsam ein Licht aufging. Er stand in Kontakt mit Bill, manchmal zumindest, wusste, dass sein Bruder mit einer Halbveela zusammengekommen war und wie die in ihm ihren Gefährten gefunden hatte. Danach hatte er sich übe rso was wie Gefährten erkundigt, Bücher gelesen, nicht in Hogwarts, die hatten eine saubere Bücherei, interessante Dinge hatte es da noch nie frei zugänglich gegeben, doch in einem Laden in der Nokturngasse hatte er ein interessantes, altes buch gefunden, darin hatte es auch Kapitel über die angeblich so gefährlichen und gehirnlosen Werwölfe gegeben.

Darüber, dass Wer nur dann den Verstand verloren, wenn sie sich nicht selbst akzeptieren konnten und sich gegen ihre Natur wehrten, wie es viele Wer taten, die nicht in einem Rudel lebten, wie Lupin. Außerdem natürlich das wirklich Interessante, dass Werwölfe ihre Gefährten bissen, wenn sie dominant waren, was meist der Fall war, dass sie bis zum Tod ihres Erwählten absolut treu blieben und sich als Beschützer fühlten. „Na, das wird ein interessanter Abend werden, aber meinst du, du könntest dich vielleicht umziehen?“, fragte George. „Ich geb dir gleich ein Buch, das ich vor ein paar Wochen in der Nokturngasse gefunden hab, das solltest du vor heut Abend gelesen haben und… warum war Greyback überhaupt hier? Soweit ich das verstanden hab, geht er freiwillig nicht unter Zauberer, er kann die Gesellschaft nicht ausstehen!“

„Äh… es ging… um…“, es dauerte tatsächlich mehrere Momente, bevor Fred sich wieder bewusst wurde, warum der Beste hier ursprünglich aufgetaucht war. „Um…. unseren Wunsch, Percys Karriere zu folgen…“

„Ah?“, fragte George, strich sich automatisch über den rechten Unterarm. „Und?“

„Nun, der Lord wünscht nicht, dass wir ihm folgen, er will, dass wir dem Prinzen folgen“, grinste Fred, während er sich endlich wieder auf die noch immer etwas wackeligen Beine arbeitete. „Wir sollen die Leibwächter von unserem kleinen Bruder werden!“ Doch dann wurde seine Stimmung wieder etwas gedämpft. „Mit… Greyback…“

„Hmm“, murmelte George. Er hatte dagegen absolut nichts einzuwenden. Nur musste er erst mit dem Wer reden, der seinen älteren Bruder erst so verwirrt hatte und dann einfach ohne Erklärung verschwunden war! „Dann werd ich noch mal los gehen und ordentliches Fleisch besorgen“, erklärte er. „Und du – geh bloß ins Bad!“

 

 

„Er… er mag mich bestimmt nicht“, murmelte Neveo leise, ohne direkt zu Percy zu sehen. Er saß wieder in dem  Raum, wo Snape sie das letzte Mal mit hin genommen hatte, nur, dass nun es dieses Mal der Rotschopf war, der hier war. Es war so erleichternd gewesen, dass der Andere heut nicht gegangen war, die Schmerzen mal einen Tag nicht ertragen zu müssen, doch nun hatte er auch noch mal richtig viel Zeit, sich um den Rest Gedanken zu machen. Zum Beispiel über den Unterricht, den Test, den er heut machen sollte, zumindest den theoretischen, um zu wissen, was er eigentlich schon konnte und wo er noch lernen musste. „Er glaubt, ich bin schwach!“, ja, auch Draco sollte wieder da sein, sich ebenfalls einstufen lassen.

Percy nahm die Hand des Jüngeren, brachte Diesen dazu, ihn anzusehen. „Kleiner, er hält dich bestimmt nicht für schwach“, versuchte er, zum wiederholten Mal, Neveo von dem Blonden zu überzeugen, hoffend, dass der dem, was von ihm erwartet wurde, auch gerecht werden konnte und seinem Kleinen ein gleichaltriger Freund werden würde, der auch als Reinblut erzogen war, seinem Gefährten Dinge erklären konnte, ihm vielleicht wenigstens einen Teil der Unsicherheit nehmen würde, die Neveo immer so quälte, selbst jetzt.

„Aber ich…!“

„Du hattest Schmerzen, weil deine Magie unruhig war, Draco ist ein Reinblut, er weiß, wie so was sein kann, er würde dich deswegen sicher nicht für schwach halten.“

„Meinst du…?“, fragte Neveo leise.

„Ich meine“, bestätigte Percy, lächelte etwas und strich über die Wange seines Gefährten, der wieder Farbe im Gesicht hatte und heut Morgen auch etwas lockerer gewesen war, als sein Vater mit ihm gesprochen hatte. Sein Kleiner würde jetzt die Tests machen und wollte dann, nach dem Mittagessen, in die Küche, also hatte Percy Lucius gebeten, ihn dort zu treffen, um mit ihm über die Geschehnisse im Ministerium reden zu können.

„Ich enttäusche ihn bestimmt“, murmelte Neveo, nun wieder zu seinem Vater springend, sich nicht vorstellen könnend, dem Mann gerecht zu werden. Dabei wollte er so gern Familie, den Älteren stolz machen! Ihn und Percy. Beide waren dauernd da, auch, wenn er Angst hatte. Aber wie gesagt, scheinbar bekam er es einfach nicht hin, was richtig zu machen.

„Wie solltest du irgendwen enttäuschen?“, fragte Percy leise, nahm das Gesicht seines Gefährten zwischen seine Hände. „Du bist intelligent, du hast es geschafft zu überleben, ohne dich zu einem Roboter machen zu lassen, du bist ein so liebevoller, junger Mann, du bist bereit, dich einer Öffentlichkeit zu stellen, trotz der Tatsache, dass du Aufmerksamkeit hasst. Dein Vater ist jetzt schon stolz auf dich.“

Ja, das war noch so was. Neveo hatte sich breit reden lassen, neben seinem Vater, neben dem Lord aufzutreten, als dessen offizieller Sohn. Es schien wichtig zu sein, warum auch immer, für den Frieden, für die Zukunft und Tom hatte ihm versichert, dass sowohl Percy alsauch Greyback bei ihm sein würden, um ihn zu schützen. Der Werwolf, der erste, richtige Werwolf, dem er begegnet war. Und außerdem hatte sein Vater gesagt, dass er sein eigenes Gefolge bekommen sollte, zu dem auch die Zwillinge gehören würden. Seine Freunde.

Er wollte etwas sagen, doch da ging die Tür schon auf und Draco trat, zusammen mit Snape, ein.

„Guten Morgen, Prinz“, lächelte Draco dem so jung aussehenden Anderen zu, der, erschreckenderweise, ausgerechnet bei Weasley saß, ihn ebenfalls grüßte. Er sah besser aus, als bei ihrer letzten Begegnung vor zwei Tagen, fitter, nicht so bleich, irgendwie… putzig. Sollte der Sohn eines dunklen Lords putzig sein? Wohl eher nicht, aber… der da war es!

„Setz dich, Draco“, befahl Severus so ruhig wie möglich. Er wollte das hier schnell hinter sich bringen, wenn er ehrlich war. Er hatte eigentlich wirklich was Anderes zu Tun. Immerhin standen sie kurz vor einer Wende im Krieg, doch Tom hatte ihn freundlich darauf aufmerksam gemacht, dass Kinder die Zukunft waren und er zumindest diese Tests machen musste, den theoretischen Teil.

Neveo nickte Draco zu, sah dann zu Percy, der beruhigend lächelte, kurz über seine Hand strich. Er fühlte sich nervös, es war ungewohnt, wieder mit einem Gleichaltrigen zusammen zu sein, er wusste, Neville und Luna waren da, doch die hatte er noch nicht gesehen und auch, wenn die Zwillinge manchmal wirklich kindisch sein konnten, sie waren erwachsener, als die Meisten es ihnen zutrauten. Außerdem wünschte er sich ja schon lang, die Freundschaft des Blonden nicht ausgeschlagen zu haben, aber nun war da auch die Angst, dass der nur da war, weil der Lord ja schon recht klar gemacht hatte, wie sie zueinander standen, er wusste, er war nun auch ein Sprungbrett für eine Karriere… mal wieder.

Percy sah, wie unsicher sein Gefährte wieder mal war, wie hilflos er auf die freundliche Annäherung des Malfoyerben reagierte und wie lächerlich dankbar er war, als sich ein Stapel Papier neben ihm aufzutürmen begann, an dem er zu arbeiten anfangen konnte. Er las über die Schulter des Kleinen mit, erkannte den ersten Bogen. Herbologie, Stoff aus den ersten vier Lehrjahren, dann Dinge aus den nächsten vier auf den folgenden Blättern und doch füllte Neveo sie in einem atemberaubenden Tempo aus, ohne ein einziges Zögern, sogar den letzten Bogen füllte er gut bis zur Hälfte, dabei waren das Fragen, mit denen man sich seines Wissens erst im Studium beschäftigte, wenn überhaupt. Das waren Dinge, die hatten in einer Schule gar nichts zu suchen, besonders gefährliche oder seltene Pflanzen, magische Gewächse, die bis auf einzelne Exemplare vollkommen ausgestorben waren.

Auch bei den anderen Blättern lief es ähnlich, Neveo schien über ein großes, theoretisches Wissen zu verfügen und vermutlich würden auch praktische Prüfungen sehr erfolgreich verlaufen, mit einem ordentlichen Zauberstab. Immer mal wieder blickte er zu Draco Malfoy, der sich auch recht erfolgreich durch die Papiere zu arbeiten schien, dessen Stapel aber um Vieles kleiner war. Was ihn nur wieder zu der erschreckenden Frage führte, wie viele Alpträume Neveo gehabt haben musste, um sich so viel Wissen in der Nacht anlesen zu können. Er war nur froh, dass seine Anwesenheit dieses Problem zumindest stark abzumildern schien.

Neveo wusste nicht, wie lang er arbeitete, da waren ragen, die lächerlich einfach waren, über Tränke und Kräuter, Zauber und Runen, dann waren da etwas schwerere, bis es so heftig wurde, dass er nicht weiter kam, sicher Stoff des Abschlussjahres, Dinge, von denen er noch nie gehört hatte, wie er zugeben musste. Dinge, die Malfoy bestimmt wusste, Dinge, in denen er ein weiteres Mal schrecklich versagte, auch in den Augen des Tränkemeisters, der ungeduldig zu warten schien, bis er zum Ende kam. Dann waren da Fragen über schwarze Magie, die er so gut wie gar nicht beantworten konnte, da es darüber einfach fast kein einziges Buch in der Bücherei gegeben hatte! Daher war er kurz vor einem Tränenausbruch, als er das letzte Blatt auf dem Tisch so gut wie unbearbeitete auf den Stapel legen musste. „Ich… es tut mir Leid, ich…!“

„Neveo“, sprach Percy leise, hob den Kopf seines Gefährten. „Du kannst gar nicht alles wissen, das ist zur Einstufung deiner Fähigkeiten, einige der Fragen könnte nicht mal ich beantworten, soweit ich mitgelesen habe, wusstest du schon weit mehr, als du wissen solltest.“ Er lächelte, gab Snape die Blätter und hob Neveo auf seinen Schoß, damit der Jüngere sich endlich beruhigen konnte, der, aus einem ihm gerade nicht so ganz klaren Grund, kurz vor den Tränen zu stehen schien. Sicher, ihm war auch aufgefallen, dass der Blauäugige große Wissenslücken in schwarzer Magie hatte, aber das traf auf praktisch jeden Schüler und jede Schülerin zu, die seit fünfzig Jahren nach Hogwarts kam, da das Fach in England als illegal erklärt worden war. Dafür hatte er bei einigen Dingen, wie bei magischen Geschöpfen, Wissen, dass Studienabschlussniveau haben dürfte. Es war nur ein weiterer Beweis für die schlechte Behandlung des Jungen, der immer nur untergebuttert worden war.

„Percy“, flüsterte Neveo schließlich, der den Blick des Tränkemeisters auf sich spürte, etwas, womit er nicht klar kam, bedachte man, dass der Mann ihn nicht wirklich zu mögen schien, ihn als Eindringling zu empfinden schien, ihm immer wieder misstrauisch von der Seite ansah. „Kann… kann ich in die Küche? Bitte? Ich… ich will… würde gern…“

Der Rotschopf hätte am liebsten frustriert gestöhnt. Selbst er erkannte das Fluchtverhalten! Doch wenn es Neveo helfen würde, sich wieder zu beruhigen, von dem angeblichen Misserfolg, den er gehabt hatte, nicht verstehend, wie herausragend seine Leistungen gewesen waren, wer war er, nein zu sagen? Vor Allem, da er liebte, was sein Gefährte dort unten immer kreierte. Er nickte, ließ Neveo aufstehen, tat dann dasselbe. Er nickte Snape knapp zu, folgte dem Jüngeren, der mit erstaunlicher Sicherheit durch die Gänge lief und in der Küche stürmisch begrüßt wurde. Sofort begannen Hauselfen, einen großen Tisch mit Mehl, Eiern, Zucker, Butter, Öl, Schokolade und anderen Zutaten zu füllen, mit einer Routine, die sich entwickelt haben musste und sie strahlten, als der Jüngere sich auch noch leise bedankte.

Percy ließ sich einen Stuhl bringen, setzte sich und betrachtete Neveo, der sofort anfing, Eier aufzuschlagen und zu verquirlen. Er hatte keine Ahnung, was der Andere machte, der in vier Schalen gleichzeitig arbeitete, doch es war interessant, seinen Gefährten dabei zu beobachten. Er sah, wie sicher dessen Bewegungen nun wurden, fragte sich ein weiteres Mal, wie er selbst etwas tun konnte, um seinem Kleinen klar zu machen, dass es für diese Unsicherheiten nicht mal einen Grund gäbe, wäre er eben keine Leuchte in der Schule! Er seufzte etwas, sah aber dann abrupt auf, als er eine Hand auf seiner Schulter spürte. „Lucius“, stellte er leise fest, betrachtete Neveo, der nichts zu merken schien, der einfach weiter hantierte. Hatten die Schalen sich verdoppelt? Wann? So tief war er auch nicht in Gedanken gewesen! Hatte er zumindest gedacht… „Was gibt es?“, fragte er schließlich den Blonden, der mit geweiteten Augen seinen Gefährten zu mustern schien.

„Ich… was macht der Prinz denn da?“, fragte Lucius verdattert. „Warum arbeitet er wie ein Hauself? Er ist…!“

„Leise!“, zischte Percy, froh, dass Neveo nichts mitzubekommen schien, während er gerade irgendwas in eine der Massen mixte, dann die Stirn runzelte, seinen Finger eintauchte und mit geschlossenen Augen probierte, bevor er leicht lächelte und etwas Anderes dazu schüttete. „Es beruhigt ihn, er ist dauernd hier.“

„Er…er… ist… sag mal, macht er die Köstlichkeiten, die…?!“

„Ja, er ist der Kreator der Dinge, die der Lord und Snape sich dauernd in den Rachen schieben.“ Dass er nicht besser war und dass er wusste, dass auch in Malfoy Manor diese Dinge gegessen wurde, verschwieg er wohlweislich.

Verdattert sackte Lucius auf einen Stuhl, der vor ihm auftauchte. Nie, niemals in seinem Leben hätte er gedacht, dass die hervorragenden Produkte, die schmeckten, als hätte ein Konditor mit jahrelanger Berufserfahren sie gemacht, vom gequälten und misshandelten Sohn seines Lords kommen konnten. Er konnte es selbst jetzt, wo er es sah, einfach nicht fassen.

Amüsiert beobachtete Percy den langhaarigen Adeligen, der auf Neveo sah, als wäre sein Gefährte eine Fata Morgana, während sein kleiner Gefährte gerade vorsichtig eine Schicht Teig in eine Form füllte, die dann in den Ofen stellte, eine andere, runde Form aus dem Ofen holte und mit einem Faden den Kuchen in gleichmäßige Scheiben teilte, die er wiederum in eine andere Form legte, dann eine Flasche nahm und den Inhalt vorsichtig und fein dosiert auf den herrlich duftenden Stücken verteilte, bevor er eine Mischung was auch immer auftrug, eine weitere Scheibe, vermutlich Biskuit, darauf legte, einer weitere, anders gefärbte Masse mit Früchten darin auftrug, wieder eine Platte auflegte und die Form dann in einen kühl gezauberten Schrank stellte, bevor er weiteren Teig mit einer Kuchenrolle auswalzte. Er arbeitete erschreckend effizient, wie man es nur nach jahrelanger Übung tat und doch sah er auch so lächerlich zufrieden aus, während er mit mittelgroßen Backförmchen Kekse ausstach. Das, was sein Kleiner da tat, machte ihm Spaß. „Lucius.“

Vollkommen fasziniert beobachtete Lucius, wie der junge Prinz arbeitete, immer wieder unterbrach, sich umwandte und scheinbar sinnlos was Anderes machte, bevor er zu einer anderen Schüssel zurückkehrte und dort sein Tun wieder aufnahm. Alles ohne einen einzigen Funken Magie. Nicht mal die besten Köche, die er kannte, arbeiteten vollkommen ohne Magie. Doch er wusste, dem Prinzen war das Einsetzen selbiger im Moment sogar aus gesundheitlichen Gründen strengst untersagt! Erst das weiderholte Nennen seines Namens holte Lucius in die Gegenwart zurück. Er schüttelte den Kopf, richtete seine Aufmerksamkeit auf den Rotschopf. „Es geht um die Sitzungen.“

„Das habe ich mir schon gedacht. Es wäre schön, wenn wir reden könnten, ohne, dass mein Gefährte Sie zu sehr ablenkt, Malfoy“, meinte er nur, ganz eindeutig klar stellend, wie er zum Prinzen stand.

„Ich… habe noch nie… und dann noch…!“

Nun war der Andere kurz davor, die Augen zu verdrehen. „Es ist seine Art, sich abzulenken, es ist absolut ungefährlich, außer vielleicht für das Gewicht der Leute, die das Zeug ohne Sinn und Verstand in sich rein stopfen. Zum Thema bitte. Wenn wir fertig sind, bin ich sicher, dass Neveo ein paar Bleche mit Sachen durch hat und sich dazu überreden lässt, Ihnen ein Körbchen zum Probieren mitzugeben.“

Lucius konnte nicht anders, er war kurz vor dem Sabbern, als er das hörte, doch dann riss er sich zusammen, das war kein Benehmen, das einem Malfoy in irgendeiner Weise würdig war. „Der mexikanische Pas war heut da“, erklärte er schließlich. Der Pas war eine Art Häuptling, der eine ähnliche Stellung bekleidete, wie die, die der Lord anstrebte. Mit ähnlichen Vererbungsmustern. „Er hat uns seine Unterstützung zugesichert, sowie einige seiner Spezialisten, um die Zauber zu modernisieren, die unsere Welt von der der Muggel abschirmt und uns hilft, gleichzeitig von deren Erfindungen zu profitieren. Ich muss sagen, ich mag das Konzept der Handys. Es ist wirklich unpraktisch, bei jedem Flooanruf auf den Knien zu robben, nur, weil wir keine Salliten im All haben…“

„Satteliten“, korrigierte Percy ruhig, nun froh über die seltsame Leidenschaft seines Vaters, die ihn früh davon überzeugt hatte, sich mit Muggeldingen auseinander zu setzen. „Computer haben auch ihre Vorzüge. Nicht mit der Hand schreiben müssen, sich nicht mit schlechter Schrift ärgern, nicht hunderte von Pergamenten rumliegen haben. Selbst Kugelschreiber sind praktischer, als Federn, aber gut, darum geht es gerade nicht. Wenn der Pas auf unserer Seite ist, müssen wir uns noch um den Großkanzler von Polen und die Abgeordneten der italienischen Staaten kümmern.“ Ja, das war so ein Problem, die Italiener hatten aus ihrer Geschichte der Zerrissenheit im Mittelalter nicht gelernt, viele einzelne Städte hatten so was wie Dogen, die alles zu sagen hatten und die ihr Geld nur nutzten, um sich gegenseitig zu schaden. Nun, der Vorteil war, dass sie intern so zerstritten waren, dass sie sich nicht um andere Länder kümmerten. Es gab da eben nur ein Problem: „Ich habe Dokumente vorbereitet, es ist entscheidend, dass sie Niemandem aus England Asyl gewähren, wenn die Leute aus dem Orden entkommen, geht der Terror und der Häuserkampf über kurz oder lang doch wieder nur von vorn los.“

„Oh, ich weiß“, murrte Lucius und so sehr er es hasste, das zuzugeben, der Mann, der zwanzig Jahre jünger war, als er selbst, hatte hervorragende Vorarbeit geleistet. Der Pas hatte sogar nach dem höflichen, jungen Politiker gefragt, der den Kontakt zustande gebracht hatte und dann dem jungen Gefährten, der krank war, gute Besserung ausrichten lassen, verstehend, dass so etwas natürlich vorging. Oh, nicht zu vergessen, die Politiker stopften sich alle mit dem Backwerk voll, dass Percy Fudge geschickt hatte. Wenn die wüssten, wessen Kreationen die da verschlungen hatten, allein so etwas angeboten zu bekommen, war in dem Fall ja schon eine Ehre. „Auch das hat der Pas unterschrieben, er hat ebenfalls zum Ausdruck gebracht, dass er es schlimm findet, dass Jemand mit so großen Vorurteilen wie Dumbledore es in England überhaupt soweit bringen konnte und dass er großes Interesse in der weiteren Entwicklung von England sehen wird. Es ist schrecklich, ich fühle mich wie ein Dritte-Welt-Land! Dabei war es einst England, dass…!“

„Ich weiß“, gab Percy einfach nur zurück. „Das ist einer der Gründe, warum meine Brüder sich nur so ungern hier aufhalten, sei sagen, in anderen magischen Ländern lebt es sich besser. Wir müssen das Land wieder vorbringen und es ist sinnlos zu versuchen, die Muggel in unsere Welt zu lassen, es würde in einen Krieg enden, in dem wir zum großen Teil unterlegen wären, denn wo wir es nicht nötigt hatten, uns zu entwickeln, haben Muggel erschreckend große Fortschritte gemacht. Snape nutzt zum Teil Chemie und Muggelmedikamente, um seine Tränke zu verbessern.“

Lucius nickte: „Nicht zu vergessen, dass die muggelgeborenen Kinder keine Ahnung von der Gesellschaft haben, in die sie stolpern, wie sie Magier beleidigen, oft, ohne es zu wollen. So, wie Potter, als er Dracos Hand nicht mal genommen hat.“ Er blickte erneut zu dem Jungen, der vollkommen selbstvergessen eine Schicht heller Schokolade auf den eben gestapelten Kuchen auftrug, während einige andere, kleine, viereckig geschnittene Türmchen mit Creme und Marmelade dazwischen nun in dem kühlenden Regal standen. Wann hatte er das denn geschafft?

Percy nickte einfach nur. „Wenn alles läuft, wie es soll, müssen wir den Leuten erst mal klar machen, dass wir keine Massaker veranstalten wollen, sondern nur an Modernisierung in Schritten interessiert sind, die so langsam oder schnell vorangehen, wie die Gesellschaft es erträgt, ohne an den neuen Dingen zu zerbrechen.“

Beide Männer verfielen in Schweigen, gingen ihren eigenen Gedanken nach, doch beide beobachteten, wie Neveo nun dunklere Schokolade in Streifen auf die Helle fließen ließ, dann mit dünnen Stäbchen Muster in die Oberfläche zog, bevor er sein Werk, nun eindeutig als halbfertige Torte erkennbar, wieder in das kühlende Regal stellte, den Ofen öffnete und eine Ladung köstlich duftender Kekse vom Blech in eine flache Schale gleiten ließ, um auszukühlen.

Stolz lächelte Neveo, während er die Torte fertig dekorierte, in regelmäßigen Abständen kleine Sahnepunkte setzte und schließlich darauf kleine Streusel fallen ließ, dann sah er zu seinen Petit Fours, die er vorher mit buntem Zucker glasiert und mit dunkler Schokolade und eleganten Mustern verziert hatte. Dazu noch eine große Auswahl an verschiedenen Keksen als Teegebäck, zwei einfache Kuchen, eine große Auswahl an Muffins, die später vermutlich für die Schüler auf dem Tisch der Schule hier im Haus landen würden. Sie waren, laut der Hauselfen, sehr beliebt und einige der Schüler schickten sie angeblich sogar zu ihren Eltern. Er hatte auch einige neue Kekse ausprobiert, in die er getrocknete Früchte eingebacken hatte, das waren die Sachen, die Percy besonders mochte. Er legte einige davon auf einen Teller, sah auf – und stockte, als er sah, dass Lucius Malfoy selbst ihn beobachtete. Er merkte, wie seine Hand zu zittern begann, während er sich auf die Lippen biss, doch er trat trotzdem vor, hielt seinem Gefährten den Teller hin, dann dem Blonden, der zu seiner Überraschung gleich zwei von den Keksen nahm.

Percy lächelte, nur zu gern griff er zu, als der Teller sich in sein Sichtfeld schob, er wartete, bis auch Lucius Malfoy sich für seine Verhältnisse gierig bediente, zog Neveo dann zu sich auf seinen Schoß und sah auf. Die Zutaten und Schüsseln waren verschwunden, einige Hauselfen schienen sie gerade zu spülen, einige sehr junge Hauselfen saßen mit Löffeln um einen der Töpfe und kratzten ihn begeistert aus, die großen Augen bewundernd auf Neveo gerichtet. Er biss ein Mal ab, schloss lächelnd die Augen, während er den Geschmack genoss. Himbeeren. Da waren Himbeeren drin, er liebte Himbeeren! Ohne nachzudenken, nahm er das Gesicht seines Gefährten zwischen seine Hände, legte seine Lippen kurz auf die des Anderen. „Du bist mein kleiner Zauberer“, stellte er leise fest. „Das ist köstlich!“

Neveo konnte es nicht glauben. Er wusste nicht, wie lang er auf einen weiteren Kuss wie diesen gewartet hatte, lehnte sich an Percy, vergessend, dass sie hier nicht allein waren. Das Rezept musste er sich merken, mehr davon machen, wenn der Rotschopf dann so reagieren würde.

Auch Lucius musste zugeben, dass diese Kekse köstlich waren und auch das Wunderwerk, das mit zartem Zuckerguss überzogen und mit dunkler Schokolade bemalt war, musste er kosten, wusste sofort, dass es um viele Male besser war, als die Petit Fours, sie er in Frankreich in einer speziellen Konditorei manchmal genossen hatte. Er würde sie nun immer vergleichen. Er wollte den Prinzen loben, als er sah, wie Dieser sich auf dem Schoß des Rotschopfes zusammenrollte, ihm den Rücken zuwandte. Er wirkte jung, sehr jung und ein wenig mitgenommen. Wovon? Beim Backen hatte er so wach gewirkt! Unbeschwert und – ja, glücklich.

Percy hielt seinen Kleinen, ließ Diesen kuscheln, strich über dessen Seite, sah dann zu Malfoy, sah die Frage in dessen Augen. „Er ist sehr unsicher“, erklärte er nach einem Zauber, der Neveo vorenthalten würde, was sie sprachen. Der Jüngere schien es ohnehin gerade nicht wahr zu nehmen, zu zufrieden mit seiner momentanen Situation. „Und er denkt, in dem Leistungstest heut versagt zu haben. Was Unsinn ist. Beim Backen ist er abgelenkt. Jetzt ist er es nicht mehr und ich hab keine Ahnung, was wir gegen diese schreckliche Unsicherheit tun sollen.“

„Erfolg“, gab Lucius ruhig zurück. „Erfolg ist immer ein guter Weg. Wenn er sieht, dass er mit seiner Leistung was erreicht. So, wie uns Alle von ihm abhängig zu machen. Das Zeug ist verboten gut! Ich könnte…!“

„Es beinhaltet auch Fett und Zucker“, grinste Percy nur, ließ seinen Blick auf den natürlich straffen Bauch des Anderen gleiten, doch der schien sehr wohl zu verstehen.

„Ein Malfoy nimmt nicht zu! Er gewinnt an Eleganz! Er achtet aus seine Figur!“

„Dann dürfte heut Abend zweifellos ein extra Training angesagt sein“, grinste Percy nur, cancelte den Zauber und stupste Neveo an. „Willst du einen Korb für deinen Vater fertigmachen?“, fragte er. „Er liebt dein Gebäck.“

Neveo nickte, er stand auf, huschte wie ein Geist an Lucius vorbei, nahm einen Korb und begann vorsichtig, einige Dinge hinein zu stellen, ein paar Muffins, Kekse, ein paar Scheiben vom einfachen Kuchen und die gesamte Torte, zumindest eine von den Dreien. Einen Teil der Sachen wollte er den Zwillingen schicken, der Rest würde wieder auf der abendlichen Tafel der Schüler landen.

Percy erhob sich, sah zu Lucius. „Bedien dich, das, was er gebacken hat, kann ein Heer versorgen. Die Hauselfen wollten einen Teil zu meinen Brüdern bringen, der Rest ist frei gegeben. Ich nehme immer einen guten Teil mit zum Ministerium, auch einige Verträge gehen durch den Magen. Glaub es.“

Der Blonde lachte leise. „Ich hab es heut gesehen“, konterte er, sah zu, wie die Hauselfen die Torte und etwa die Hälfte der anderen Dinge verschwinden ließen. Oh, er ahnte, was die Zwillinge vorhaben dürften. Mit den Dingen konnte man ein Vermögen machen! Und ja, er wusste, diese Köstlichkeiten würden vor Allem auch den österreichischen Botschafter morgen beeindrucken und ihn sicher zugänglicher machen.

 

 

„Sev?“, fragte Tom ruhig, als sein Geliebter eintrat, mit ausdruckslosem Gesicht und einem Stapel Papieren in der Hand. „Was gibt es?“

Severus atmete tief durch, legte den Stapel ab und musterte den Lord, der gerade irgendwas schrieb, vermutlich der Papierkram, den der Beste am liebsten bis zum letztmöglichen Zeitpunkt vor sich herschob, da er Praktiker war und die Verwaltugnsarbeiten hasste, dummerweise war selbst bei einer Widerstandsgruppe eine gewisse Bürokratie einfach nötig. Akten, die geführt werden wollten, Bescheide, die sie einreichten, vor Allem, da Tom morgen vor dem Wizgamont reden wollte. Vielleicht arbeitete er auch nur an seiner Rede. „Es geht um deinen Sohn.“

Das brachte Tom dazu, seine Feder ordentlich beiseite zu legen, nachdem er die Spitze an einem eigens dafür bereitliegenden Tuch abgewischt hatte. Er hasste Chaos. Er machte sich immer noch Gedanken darüber, was genau er am nächsten Tag unbedingt noch zu sagen hatte, was klar gemacht werden musste, welche Missverständnisse es auszumerzen galt. Er wollte morgen klare Fronten erschaffen und den Leuten klar machen, dass er nicht wirklich böse sondern nur politisch weitsichtiger war, als die meisten Idioten, die nach Hogwarts nicht mal mehr ein Buch aufgeschlagen hatten, um sich über das zu informieren, was da draußen wirklich vorging. „Was ist mit Neveo?“, fragte Tom schließlich, legte seine Notizen beiseite. Sein Sohn ging vor.

Kurz atmete Severus durch, legte dann den Stapel Papiere vor Tom. „Dein Sohn muss die letzten vier Jahre in seiner Schulzeit nicht geschlafen haben und ja, er hat sich vermutlich vollkommen dumm gestellt, auch bei Tränken.“ Etwas, das ihm auch erst klar geworden war, als er die Tests durchgeblättert hatte. Der Junge hatte vermutlich absichtlich bei einem ungefährlichen Stadium eine Reaktion ausgelöst, die den Trank ruinieren musste.

„Das heißt?“, fragte Tom vorsichtig.

„Der Junge ist in den meisten Fächern weit über das Niveau der Schule hinaus und vom Wissen her in Fächern wie Magische Kreaturen, zu meinem Erstaunen Runik und Herbologie mitten in einem speziellen Studium. Auch in der Theorie der Tränke hat er erstaunlich viel Wissen gezeigt. Es sind andere Dinge, von denen er gar keine Ahnung hat. Magische Gesellschaft, Politologie Grundwissen, das Draco schon mit sechs Jahren hatte, Umgangsformen der magischen Welt, Aufbau des magischen Staates, schwarze Magie. Wobei er da zumindest die Grundlagen erlesen zu haben scheint.“ Severus gestand dem Jungen nur ungern so viel zu, er hatte Draco immerhin weit hinter sich gelassen und auch, wenn Neveo ihm gegenüber immer sehr zurückhaltend und respektvoll war, er war sich nicht sicher, ob Tom wirklich nichts tun würde, sollte der Junge die Trennung verlangen.

Tom starrte seinen Geliebten überrascht an, blickte dann auf die vielen Unterlagen. Sie hatten alle mit guten Ergebnissen zumindest in den Schulfächern gerechnet, doch nicht damit. Nun, das erklärte, warum Neveo so gelangweilt war, dass er in Runik seine Schmerzen nicht mehr hatte unterdrücken können. Was sollte der Junge mit Grundlagen, wenn er auf einer weit höheren Ebene war? „Das heißt, wenn er darf, lässt sich davon ausgehen, dass er auch magisch weiter ist, als die Meisten?“

„Davon ist auszugehen“, gab Severus, nicht ganz freiwillig, zu.

„Diese Tests – würden sie beim Ministerium gelten?“

„Sie sind vom Ministerium“, gab Severus zurück. „Man nutzt sie, um zu Haus unterrichtete Kinder einzuschätzen und ihnen einen gültigen Abschluss zu geben, sie kommen meist zum Einsatz, wenn diese Leute studieren wollen oder beim Ministerium anfangen.“ Damit holte er eine Schriftrolle heraus, warf sie Tom zu. „Dein Sohn hat mehr als zwölf OWL’s mit besten Noten im theoretischen Teil“, erklärte er, „Wie du schließen auch die Leute dort auf seine magischen Fähigkeiten, wobei ich behauptet habe, dass der Junge drei Jahre älter ist, als es der Fall ist. Er hat im Grunde seinen Schulabschluss, sobald er den praktischen Teil durch hat. Besser, als du selbst“, konnte er sich nicht verkneifen zuzufügen.

Das brachte Tom dazu, stolz zu grinsen. Er wusste, bis heut war er einer der drei besten Schüler gewesen, die Hogwarts gehabt hatten und die Vorstellung, nur von seinem Sohn ausgebootet worden zu sein, machte ihn stolz. Sicher hätte Mirèe gestrahlt. Sie hatte immer gesagt, dass ihr Kind nur etwas Besonderes sein konnte, da sie zu Beltane empfangen hatte. „Das heißt dann wohl, dass er mit der Schule fertig ist, alter hin oder her.“

Kurz zuckte die Ader an Severus‘ Stirn, doch der Tränkemeister nickte, beobachtete, wie sein Geliebter aufstand und zu ihm trat, ihn so effektiv gegen den Schreibtisch drückte. „Bis auf die Sachen, die er offensichtlich nicht kann, ja“, gab er zu.

„Nun, Etikette kann ihm sicher Percy beibringen, mit Hilfe von Lucius und Draco, schwarze Magie, das wirst du machen – zusammen mit mir.“ Er packte den Tränkemeister, küsste den Jüngeren genüsslich. Doch weiter ließ er es vorerst nicht kommen. Nicht nur, dass im Moment dauernd Leute rein rannten, um die nächsten Tage vorzubereiten und mit ihm zu sprechen, er brauchte auch was, auf das er sich am Abend freuen konnte, nach dem Frust, seinen Sohn meist zurückzucken zu sehen.

„Hrmpf“, knurrte Severus nur.

Was bei Tom noch mehr Vergnügen auslöste. „Übrigens wirst du mich morgen begleiten, zusammen mit Lucius und den Lestranges. Ich würde wirklich auch gern Percy mitnehmen, aber dann müsste ich auch Neveo dabei haben und das ist mir dann doch zu gefährlich. Mein Vertrauen in einen Waffenstillstand geht nur so weit...“ Immerhin sollte sein Sohn keine Magie anwenden, war damit so gut wie schutzlos in seinem momentanen, körperlichen Zustand, der nur so langsam besser wurde. Zwar verschwanden langsam die ersten Narben dank den Cremes, die Percy jeden Tag zwei Mal auftrug, doch er war immer noch erschreckend dünn, näherte sich nur langsam eine Portion, die auch nur annähernd dem entsprach, was er schaffen sollte. Zudem würde noch der Stress kommen, ohne Vorbereitung irgendeiner Art der Öffentlichkeit erneut ausgesetzt zu werden, noch etwas, was Tom unbedingt vermeiden wollte. Sein Sohn an seiner Seite war eine Sache, aber nicht, wenn es dessen ohnehin instabile Gesundheit gefährdete.

„Wo sollte ich wohl sonst sein?“, fragte Severus zynisch. „Irgendwer muss deinen Rücken decken. Du ziehst fast so viel Ärger an, wie dein Sohn. Nun, zumindest weiß ich, woher der das hat. Kein Wunder, dass er mir Magengeschwüre macht…“

Das brachte Tom erst recht zum Lachen. Er strich über die Wange seines Geliebten, wobei er feststellte, dass er schon wieder vergessen hatte, bekannt zu machen, dass er den Tränkemeister als seinen Gefährten sah. Nun, er würde das schon noch klar machen, auch seinem eigenen Sohn, davon mal abgesehen. „Immerhin machen wir endlich Fortschritte“, sprach er leise. „Wir kommen dem Ziel näher.“

„Die Betonung liegt auf näher“, erinnerte Severus den Anderen knapp, er trat schließlich zwischen dem Schreibtisch und Tom heraus, sah dann auf die Kärtchen, auf denen der Beste geschrieben hatte. „Deine Rede also.“

„Ja.“

„Soll ich…?“

„Bitte, tu dir keinen Zwang an“, antwortete Tom, gab dem Anderen seine Arbeit des gesamten Vormittags, setzte sich auf einen Sessel seiner Sitzecke.

Kurz ging Severus die Notizen durch, er stellte fest, dass der Beste lang zu reden planen musste. „Du solltest deinen Sohn, seine Entführung durch die Potters und die Folter des Jungen erwähnen“, merkte er schließlich an. „Das ist der einzige Mord, den du hier nicht rechtfertigst. Aber es ist der Wichtigste. Du musst ihn erwähnen, ob es dir gefällt, oder nicht. Du musst nicht sagen, dass diese Irren das Kind ausgetauscht haben und sicher nicht, für wen sie ihn so lang gehalten haben, aber dass du ihn nach jahrelanger Gefangenschaft und Folter gefunden und befreit hast.“

„Ich… wollte eigentlich nicht… ich wollte nicht erwähnen, dass Neveo im Moment schwach ist, es würde ihm kaum gefallen und…“

„Diese Informationen würden die Öffentlichkeit nie erreichen!“, stöhnte Severus. „Das Wizgamont hat einen Eid geleistet, nicht zu sprechen und kein Fremder kann die heiligen Räume betreten! Die Informationen wären doch sicher! Was du dann der Zeitung sagst, ist was Anderes, aber du musst sagen, warum du so hinter den Potters her warst und so einen Hass darauf hattest, dass sie ein gesundes Kind hatten, wo sie deinen Sohn entführt haben, vor deinen Augen.“

Tom seufzte. Er hasste es, auch nur darüber zu sprechen. Mirèes Tod, der scheinbare Tod seines Sohnes, seine Rache, die auch vor dem Kind nicht Halt gemacht hatte. Doch er nickte. „Wenn sie fragen, werde ich es erzählen“, versprach er, hörte dann das Klopfzeichen von Percy.

„Dein Sohn“, stellte Severus fest, deutete dann auf die Papiere. „Er weiß noch nichts von seinem Ergebnis.“

Tom grinste, bewegte seine Hand und deutete Severus, sich zu ihm in den anderen Sessel zu setzen, sah dann zur Tür, wo Percy eintrat, Neveo vor sich.

„Lord“, nickte Percy, lächelte knapp und schubste seinen kleinen Gefährten sanft an, der brauchte immer noch einen Stups in die richtige Richtung, hatte Angst vor dem Vater, der ihm noch fremd war. „Neveo hat sich wieder ausgetobt“, grinste er, sah dann Severus. „Was sagen die Ergebnisse?“

„Sollte Riddle in der Praxis später dieselbe Begabung zeigen, wie in der Theorie, ist er mit der Schule fertig und kann bis auf die Fächer Gesellschaft, Politik und schwarze Magie tun, was er möchte. Studieren, was Anderes.“

Percy grinste, strich über Neveos Wange. „Was hab ich dir gesagt?“, fragte er stolz. „Ich hab dir gesagt, du bist gut!“

Unsicher sah Neveo zu dem Rotschopf, erleichtert, wohl doch nicht so schlecht gewesen zu sein. Zumindest in der Theorie. Im Praktischen lagen durchaus zum Teil seine Probleme, wenn er es nicht schaffte, Magie durch seinen Stab zu leiten, doch der Stab war ohnehin nicht da, er musste erst mal irgendwo einen Neuen auftreiben.

„Na los“, ermutigte Percy den Jüngeren.

Neveo atmete tief durch, trat zu seinem Vater, hielt ihm den Korb hin. Immerhin, er war durchaus stolz auf seine Petit Fours und seine Torten. Die hatten seinem angeblichen Onkel oft bei Geschäftsabschlüssen geholfen, das wusste er noch, sonst hätte er sie nicht dauernd machen müssen. Wie schon ein paar Mal hielt er dem Anderen den abgedeckten Korb hin, die Blicke von Snape dagegen sah er gar nicht.

Tom lächelte, nahm den Korb und deckte ihn ab, grinste breit, als er sah, was da drin stand. Es waren immer andere Dinge, mit denen sein Sohn ankam, heut Petit Fours, eine kleine Torte, die viereckig und elegant verziert war, Teegebäck und Muffins, die Severus schon beim ersten Mal so zugesagt hatten. Doch dieses Mal bedankte er sich nicht nur einfach so, vorsichtig und langsam zog er den Jüngeren zu sich, lächelte Diesen an. „Danke, mein Kleiner“, sprach er schließlich nach einigen Sekunden, drückte seinen Sohn, das erste Mal, seit er ihn wiedergefunden hatte, an sich. „Ich bin stolz auf dich. Du bist ein toller Bäcker und du hast hervorragende Leistungen in deinem Test gebracht.“ Er wusste von Percy, dass Neveo Familie wollte, aber Angst vor ihm hatte und er wollte wissen, ob das hier dem Jüngeren endlich helfen würde, ihn nicht mehr so zu fürchten.

Im ersten Moment wurde Neveo stocksteif, er hatte Angst, dass nun doch noch Schläge oder dumme Sachen kamen, wie entwürdigend es für einen dunklen Lord war, einen backenden Sohn zu haben oder sonst was, doch stattdessen wurde er gelobt! Nach einigen Sekunden ließ er sich sogar gegen den älteren Mann sacken, genoss die Wärme, die so ähnlich und doch anders war als bei Percy.

Zufrieden betrachtete der Rotschopf seinen Gefährten, der sich endlich entspannte. Es war, wie er es sich gedacht hatte, manchmal musste Neveo zu seinem Glück gezwungen werden. Die Umarmung dauerte eine ganze Weile, bevor der Lord seinen Sohn wieder frei gab, ihm den Korb abnahm. Er lächelte, lehnte sich an die Wand, an der er immer noch stand.

Nur ungern ließ Tom seinen Sohn gehen, doch er wusste, er durfte es auch nicht übertreiben und den Jüngeren so gnadenlos überfordern. Auf jeden Fall würde er nächstes Mal eher auf den Rat seines roten Generals hören, Neveo selbst in der dunklen Kunst und vielleicht auch etwas in Etikette unterrichten, auch, wenn Lucius dafür zweifellos besser geeignet sein dürfte. Er sah zu Percy, der noch mit einem gewissen, selbstzufriedenen Grinsen an der Tür lehnte. „Wollt ihr nicht hier was essen?“, fragte er. „Severus und ich wollten uns gerade was bringen lassen.“ Nicht zu vergessen, dass sein Geliebter dem Körbchen zu seinen Füßen gierige Blicke zuwarf. „Und zum Nachtisch gibt es Neveos Kunstwerke.“

„Sicher“, stimmte Percy zu, trat zu dem zweisitzigen Sofa, mehr war gar nicht mehr frei, er hielt Neveo seine Hand hin, der Jüngere kam sofort, kuschelte sich an ihn, mit leuchtendem Gesicht. Er war glücklich, lockerer.

Nach dem Essen starrte Severus gierig auf das Körbchen mit dem Backwerk, das Tom nun auf den Tisch stellte. Er ließ sich von einer Hauselfe ein scharfes Messer bringen, nahm dann die viereckige Torte heraus und begann, sie in ordentliche Stücke zu schneiden, gab ihm sogar das erste Stück von der schokoladenüberzogenen,, duftenden Köstlichkeit, die mit Obst und einer Creme gefüllt war. Er nahm schnell eine Gabel, stach ein Stück ab, nicht willens, noch länger zu warten und kostete. Gerade, dass er sich beherrschen konnte, nicht laut aufzustöhnen. Das war verboten gut! Eine Torte, so köstlich und geschmacksintensiv, ohne fett zu schmecken, nicht nur zuckersüß, sondern voller Aromen. Da war die natürliche Säure einiger Früchte, der weiche Geschmack der Schokolade, der köstliche Boden, auf dem sich eindeutig Likör befand.

Neveo selbst nahm nichts aus dem Korb, er war voll von dem Teller, der vor ihn gestellt worden war, es noch immer nicht wieder gewohnt, normal zu essen. Er lehnte sich an Percy, der sein Stück Torte mit sichtlicher Zufriedenheit aß und genoss es, sich nicht, wie vorher, um diese Zeit schon vollkommen erschöpft zu fühlen. Allerdings fragte er sich, was die Zwillinge wohl bei wem angestellt haben zu mussten, dass er ihnen so viel von seinen Sachen hatte schicken müssen. Zwei große Torten, Muffins, Gebäck und Petit Fours! Aber gut, er würde es noch erfahren, das wusste er.

„Was macht ihr beide jetzt?“, fragte Tom schließlich seinen General, er schob sich dabei ein weiteres Stück der köstlichen Torte in den Mund und beobachtete gleichzeitig amüsiert, wie Severus sich ein zweites Stück nahm und es mit sichtlichem Genuss und geschlossenen Augen genoss. So sah selbst er seinen Geliebten selten.

„Ich dachte, ich fange an, Neveo etwas über den Aufbau des Staates zu erklären und darüber, dass es bei uns mehr Jobs gibt, als Auror, Ladenbesitzer, Professor und Quiddichspieler.“ Denn das war es gewesen, was Percy schockiert hatte, als er die Antworten seines Kleinen über die Schulter mitgelesen hatte.

 

 

Es war inzwischen etwa sieben Uhr abends und Fred hatte mit seiner Nervosität schon George aus dem Haus getrieben, der verkündet hatte, in einen Club gehen zu wollen, nachdem er die neue Theke aufgebaut, aufgestockt und die Sachen unter Stasiszauber gesetzt hatte, um sie so herrlich frisch zu halten, wie sie waren. Immerhin war heute kurz nach dem Mittagessen eine Unmenge an Backwaren angekommen.

Schon nach der ersten Portion, die Percy ihnen hatte zukommen lassen, hatten sei überlegt das hier zu tun. Sie würden in ihrem Laden, dem sie einen weiteren Buchstaben hinzugefügt hatten, auch Neveos Backwaren verkaufen sollten. Nun, sie würden es ab jetzt versuchen, so einfach war es. Sie hatten eine spezielle Theke dafür besorgt, Neveo gebeten, immer eine große Menge für sie herzustellen und nun stand sie da unten, deutlich sichtbar für Kunden das neue Zeichen, das sie ohnehin hierher lockte, schon allein, weil ihr ursprüngliches Geschäft immer erfolgreicher war. WWW-Produkte waren innerhalb von wenigen Tagen sehr gefragt gewesen, so sehr, dass Zonkos nichts mehr verkauft hatte. Sie hatten den Laden in Hörsamere mit aufgekauft, einige Angestellte eingestellt und am nächsten Hogsmaedewochenende würden sie eine eigene Filiale direkt bei Hogwarts haben, die den restlichen, verbliebenen Lehrern und deren Schülern, auch ihrem Bruder und ihrer Schwester, das Leben zur Hölle machen würde, wie sie hofften. Die Backwaren würden sie nur hier verkaufen.

Neveo hatte sich nicht lumpen lassen, da unten warteten acht verschiedene Sorten Muffins, je etwa hundert Stück pro Sorte, zwei Torten, leckere Kuchen und kiloweise Teegebäck.

Das Problem war nur, dass Greyback bald hier sein musste. Fred hatte mehr als ein Kilo bestes Rindfleisch gekauft, Steaks, die nur darauf warteten, in die Pfanne gelegt zu werden, doch er hatte keine Ahnung, wann der Mann nun auftauchen, ob er erscheinen würde, er hatte sich umgezogen, machte dauernd Pausen vor Spiegeln. Wie würde dieser Abend enden?! Er hatte Angst, doch er wusste nicht, was er mehr fürchtete, dass der Werwolf, der ihn so erregte, nicht auftauchte, oder dass er gleich erscheinen würde. Es machte ihn fertig! Dauernd rieb Fred über den Biss, der laut seines Bruders sehr deutlich zu sehen sein musste.

Und dann hörte er das Klingeln, zuckte richtig heftig zusammen und schickte eine Hauselfe, um zu öffnen, während er in die Küche rannte, die Pfanne auf den Herd stellte und schnell zwei große und ein kleineres Steak in die sich magisch erhitzende Unterlage über dem Feuer zu legen. Er war kein so guter Koch wie Neveo, aber es reichte, um nicht zu verhungern.

Ohne die Hauselfe zu beachten, trat Fenrir durch den Hintereingang ein, legte den Kopf schief und schnupperte. Ahhh, Fleisch! Sehr gut, er hatte höllischen Kohldampf! Erst richtig gut essen, dann seinen Gefährten wirklich glücklich machen, anschließend schlafen, danach ein klärendes Gespräch und er würde immer noch pünktlich beim Wizgamont sein, um seinen Lord zu schützen. Er war nur froh, dass der Junge noch nicht mitgehen würde. Denn dann würde es zweifellos richtig stressig werden. Dieses ganze geplante Unterfangen war so schon risikoreich genug, in seinen Augen. Dumme Zauberer!

Aber jetzt hatte er was Anderes zu Tun! Er folgte dem Geruch nach Fleisch, kam gerade in dem Moment hoch, als auf einen Teller zwei riesige Steaks gelegt wurden, eine Portion, die mit ein, zwei Beilagen seinen ersten Hunger stillen würde. Und das Beste – sein Zwilling hatte das ganze selbst gemacht, statt es einer Hauselfe zu überlassen. So ein leckerer Gefährte! Sein Rotkäppchen! Er wartete, bis der Jüngere beide Teller abgestellt und ein weiteres Steak in die Pfanne gelegt hatte, bevor er den Jüngeren packte und hart küsste.

Fred ließ zu, dass der Größere ihn schließlich auf einen Stuhl drückte und sich selbst setzte. Greyback nahm sogar Messer und Gabel, auch etwas, das er ja angeblich gar nicht kannte, um sich das erste Stück von seinem Fleisch zu schneiden und es sich mit dem vor ihm stehenden Kartoffelsalat in den Mund zu schieben. Er konnte, wie schon am Vormittag, gar nicht aufhören, den Mann zu beobachten und erst, als der ihn auf das dritte und vierte Steak in der Pfanne aufmerksam machte, das er davor retten musste, zu durch zu braten, bevor er auch diese beiden Stücke Fleisch vor den Werwolf stellte, begann er, sein eigenes Stück Fleisch zu essen.

Oh, Fenrir merkte das durchaus, doch erst mal hatte er richtig Hunger! Er verschlang die ersten beiden Steaks im Eiltempo, bevor er bei Nummer drei und vier das Tempo langsamer wurde, bis er schließlich satt und zufrieden war, er blickte zu Fred, der seinen Teller auch geleert hatte, dem Blick nach wohl schon seit einer Weile, ihn mit großen Augen anstarrte. Er grinste: „Wer verbrennen mehr und schneller, dafür heilen wir auch besser“, erklärte er nur. „Darum der Hunger. Und ich hab zu Mittag mal wieder nichts bekommen.“ Damit stand er auf, streckte dem Jüngeren die Hand hin. Der nahm sie nach einem sehr kurzen Zögern.

Fred ließ zu, dass der Werwolf ihn zu sich zog, ihn nun ausführlich küsste, langsamer, als am Vormittag, tiefer. Er schmeckte das Fleisch, das der gerade gegessen hatte – und das, was der pure Werwolf sein musste. Es war, wie schon vorher, er war vollkommen machtlos gegen den Anderen, der all seine Gedanken in Glibber zu verwandeln vermochte, so, dass ihm die Knie weich wurden und er nichts tun konnte, als den anderen die Führung behalten zu lassen. Er wusste auch so, was jetzt geschehen würde und Merlin, er wollte es gar nicht ändern! Sein letzter Sex, bei dem er auch noch den aktiven Part hatte übernehmen müssen, war mehr als ein Jahr her und alles Andere als erinnerungswürdig gewesen!

„Dein Zimmer“, verlangte Fenrir mit tiefer Stimme zu wissen. Er hatte keine Lust, dass der andere Zwilling, wenn sie gerade bei der Sache waren, rein stürmen würde. Nicht, dass ihn das aufgehalten hatte, aber er wusste, auch Wer, die erst im Erwachsenenalter gebissen wurden, hatten diese typischen Menschenhemmungen was bestimmte Dinge anging.

„Letzte… Tür links den… Gang runter“, keuchte Fred, der schon wieder extrem.. nun, geil war. Er wusste, er würde dem Mann, gefährlich, wie er sein mochte, alles geben, für ihn war der Andere pure Versuchung, voller Muskeln, einen guten Kopf größer, doppelt so breit wie er selbst locker und auch, wenn er nicht zu den kleinen und Schwachen gehörte, locker in der Lage, ihn, wie jetzt, einfach über die Schulter zu schmeißen, als würde er nichts wiegen und ihn dahin zu schleppen, wo der Ältere ihn haben wollte.

Fenrir grinste, packte den Anderen, warf ihn sich über die Schulter, trabte, eine Hand immer auf dem knackigen Hintern, und ließ ihn dann in das breite Bett fallen, das zum Glück ziemlich massiv wirkte, denn er war nun mal kein Leichtgewicht. Oh, das würde eine herrliche, erholsame Nacht werden….!

 

 

Der nächste Morgen begann für Tom früh, schon um etwa fünf Uhr war er wach, blinzelte und sah zu Severus, der auf seinem Arm schlief, kurz knurrte, als die Decke verrutschte und die Wärme an seiner Seite verschwand, dann aber weiter schlief, als er wieder zugedeckt wurde und der Ältere ihm eine Weile über den Rücken strich, kurz die eigentlich sehr feine Haut seines Geliebten genoss, die auch keine großen Narben mehr zeigte, sondern nur hier oder da eine hauchdünne Linie.

Dann aber riss Tom sich zusammen, stand auf und verschwand ins Bad, wo schon am Vortag eine der Elfen die Kleidung hingelegt hatte. Elegant, eindeutig adelig und doch nicht zu aufdringlich. Lucius‘ Kleidungsstil nicht unähnlich. Passend für den Anlass. Eine dunkelgraue, elegante Hose, ein weißes, extra kein grünes Hemd, darüber eine schwarze Weste, die mit dunkler Silberborte gefasst war. Erst dann folgte der wirklich elegante Umhang, der mit Pelz gebrämt war, ein Luxus, den man sich in der Kälte wirklich leisten durfte und auf dem Rücken war, mit immer wieder aufschimmernden Silberfäden das Wappen der Linie seiner Mutter eingewebt, das auch für seine Rechte und seine Stellung stand. Die schulterlangen Haare kämmte er einfach nur raus, um etwas menschlicher zu wirken, er ließ sie sogar offen, sah dann noch mal in den Spiegel. Gut, das sollte passen. Wie gesagt, Zylinder und Umhang würden erst beim Verlassen des Hauses kommen und er sah keinen Grund, jetzt schon das Jacket zur Hose anzuziehen, er wollte in Ruhe frühstücken und noch mal seine Rede durchgehen, denn eigentlich war sein Auftritt erst in vier Stunden. Er hatte auch bis sechs oder sieben Uhr schlafen wollen, nur klappte das nie, wenn er nervös war. Nicht, dass er das jemals zugeben würde.

Nach einem letzten Blick in den Spiegel steckte er seine Taschenuhr ein, wählte nur zwei Ringe. Den des Hauses Slytherin und den Siegelring, der einst dem letzten konstitutionellen Herrscher seiner Linie gehört hatte, der zurückgetreten war, weil er der Bevölkerung hatte beweisen wollen, wie sehr die veraltete magische Gesellschaft auf eine politische Größe angewiesen war, die nicht auf eine Wiederwahl hoffen musste. Nun, er hatte Recht behalten, schon Grindelwald hatte das gezeigt, aber ernst war er damit nicht genommen worden. Erst jetzt, über zweihundertfünfzig Jahre später, schien so was wie Einsicht einzusetzen. Nun, mal abwarten. Man sollte den Tag auch nicht vor dem Abend loben.

Allerdings hielt Tom kurz inne, sah auf die beiden eleganten Bindungsreifen, die auf dem dunkelgrünen Samt lagen. Platinfarbene Schlangen, die einen Kreis bildeten, weil sie sich selbst in den Schwanz bissen. Jedes der Tiere hatte dunkelblaue Diamanten als Augen und am Bauch der Tiere lief eine Spur Gold entlang. In den Reifen waren Runen und Zauber eingewoben, die für Glück und Wohlstand standen, sowie einfache Schutzzauber, die vor den normalen Angriffen der Auroren ausreichend Deckung boten. Nur nicht für das, mit dem Mirèe angegriffen worden war. Es waren ihrer beider Reifen. Schon mehrfach hatte er überlegt, einen davon Sev zu geben, doch es war ihm immer falsch vorgekommen. Der Mann verdiente etwas eigenes, nicht, dass er, mit seiner ohnehin schon dauernd präsenten Unsicherheit, noch denken würde, nur ein Ersatz zu sein, dabei war das, was er für den Tränkemeister empfand, anders, als das, was er Mirèe entgegen gebracht hatte. Es hatte nicht die schicksalhafte Tiefe der Bestimmung und war doch viel. Liebe, mit der er nach Mirèes Tod nicht mehr gerechnet hatte. Nein, er würde die beiden Reifen einfach seinem Sohn geben, dann konnte er sie zu seiner Bindung nutzen. So, wie seine Geliebte es sicher auch gewollt hätte. Und dann musste er endlich zusehen, dass er Severus mit einer Bekanntmachung der Verhältnisse zeigte, dass er den Tränkemeister nicht als schmutziges Geheimnis, sondern als gleichwertigen Partner sah, dem Respekt und Achtung entgegengebracht zu werden hatte.

Aber das musste warten, heute war es wirklich unpassend. Heut war der Terror mit dem Wizgamont, anschließend würde er sich um Familienprobleme kümmern.

Frisch gewaschen, angezogen, rasiert, gekämmt und zurechtgemacht trat Tom wieder aus dem Bad, bestellte dann bei einer Hauselfe ein gutes Frühstück und stellte neben Severus‘ Teller das letzte Stück der köstlichen Torte seines Sohnes, bevor er wieder ins Schlafzimmer ging. Es war nun sechs Uhr, Sev würde sauer sein, wenn er Diesen nicht weckte. In einer Stunde würden Percy, Neveo und Lucius hier sein, zu einer letzten Beratung, wobei Neveo nur da war, weil sie eine weitere Trennung von dessen Gefährten und die damit verbundenen magischen Schwankungen vermeiden wollten. Der Jüngere würde in der Zeit in Sichtweite seines Gefährten lesen, aber unter einem Stillezauber, er wollte seinem Sohn keine Angst machen. Er beugte sich zu Severus, küsste Diesen und wartete, bis der Tränkemeister ihn anblinzelte, sich dann aufrichtete und mit einer Hand über seine Augen rieb. „Guten Morgen…“

„Wann bist du denn schon wieder aufgestanden?“, knurrte Severus ungehalten. Der Mann war wirklich eine Pest! Konnte er nicht ein Mal liegen bleiben, so, dass man ein angenehmes Aufwachen und vielleicht eine nette Dusche zusammen haben konnte?!

„Sei nicht so sauer“, lächelte Tom einfach nur. „Ich konnte nicht mehr schlafen und ich will noch mal Alles durchgehen, bevor die Anderen nachher kommen. Mach dich doch schon mal fertig. Es wartet noch das letzte Stück einer bestimmten Torte auf dich…“

„Erpresser!“, zischte Severus, der sauer auf sich selbst war, weil er das Gebäck vom Sohn seines Lovers so liebte und der das auch noch mitbekommen hatte, doch er stand auf und torkelte, immer noch müde, ins Bad.

Kopfschüttelnd sah Tom dem Anderen hinterher, seinen Mund zu einem amüsierten Grinsen verzogen. Er stellte bei einem Blick auf seinen Tränkemeister außerdem fest, dass der auch endlich begann, etwas zuzunehmen, so, dass die Rippen und Muskeln sich nicht mehr ganz so krass abzeichneten. Auch, wenn er sich hüten würde, das laut zu sagen, da der Idiot sonst wieder Alles daran setzen würde, abzunehmen, das wäre pure Dummheit. Er genoss und schwieg.

Dann aber holte er sich selbst zurück ins hier und jetzt, lief zu seinem Schreibtisch, nahm die Karten, die er eigentlich gut im Kopf hatte, setzte sich hin und ging die Stichpunkte durch. Wobei er stockte, als er den Punkt Potter sah. Schon gestern war Black unter Veritas im Wizgamont verhört worden, über das, was wirklich geschehen war, was der Orden getan hatte, was vermutlich Dumbledores Pläne waren und wo er Unterstützer hatte, was Black so getan, wen er umgebracht hatte, im Glauben, das Richtige zu tun. Wenig überraschend, dass auch seine eigenen Eltern unter seinen Opfern waren, er hatte sie wohl vergiftet. Nun, zumindest hatten sie den Mann nicht nach Neveo gefragt, wäre das raus gekommen, hätte er sich noch weiter erklären müssen, hätte seinen Sohn so weiter preisgeben müssen. Nein, so wie es gelaufen war, war es gut und das Beste – Black war nun wirklich in Azkaban. Richtig, in der Hand der Dementoren. Sie hatten ihn vor der Befragung geheilt, wollten, dass er in dem Bau möglichst lange leiden würde.

Lupin war eine andere Sache, der war immer noch in seinen Kerkern, wie gesagt, er war kein Heiliger und noch einige Andere beharrten zurecht auf ihrer Rache. Der Beste war zusammen bei den Dursleys, die kaum mehr waren, als lebende, sabbernde Kadaver, die sich den Tod wünschten. Der Fettsack hatte sogar abgenommen und nun hing seine Haut unappetitlich an ihm runter.

Tom sah erst auf, als Severus wieder in den Raum trat, in schwarzen, hoch geschlossenen Roben, die denen, in denen er unterrichtet hatte, zweifellos sehr ähnlich waren, aber enger anlagen, so zeigten, dass der Mann eine gute Figur hatte. Er wirkte wie eine stumme Furie, wenn er lief und sein Umhang hinter ihm her wallte. Was der Beste auch ganz genau wusste. „Die Anderen sollten in ein paar… ah, Lucius ist schon da“, stellte er fest, als ein Klopfzeichen ihn unterbrach. Er öffnete die Tür, musterte den Blonden, der ebenfalls entsprechend gekleidet war. Nachher würde er die Arroganz der Malfoys wie ein Schutzschild vor sich her tragen.

Severus knurrte seinen Freund nur an. Er war einfach kein Morgenmensch und dazu kam noch die Nervosität vor dem, was heut bevorstand und die Aussicht auf einen nicht ausgeschlafenen Teenager, der hier gleich aufkreuzen würde, nicht zu vergessen Weasley, der eigentlich selbst gern dabei wäre, aber nicht konnte. Was fehlte schon noch, um einen Tag so richtig zu verderben? Ach ja, sich wieder zu fühlen, wie man war. Das dreckige, kleine, gut versteckte Geheimnis eines Anderen. Ja, das Leben war scheiße. Auch die Torte, die er gerade in sich rein stopfte und gegen alle Blicke von Lucius verteidigte machte das nur geringfügig besser.

Tom schüttelte einfach nur den Kopf, stellte Severus noch ein Petit Four neben den Teller, während er die Tür für seinen Sohn und den roten General öffnete. Percy wirkte angespannt, Neveo noch vollkommen verschlafen.

Neveo wusste schon seit gestern, dass Irgendwas los war, dass etwas köchelte, doch er wusste nicht was. Allerdings wusste er, dass es groß sein musste, sonst hätte Percy ihn nie so früh geweckt hatte. Normalerweise konnte er immer bis halb acht schlafen, heut war er über eine Stunde eher geweckt worden. Er lächelte seinem Vater schüchtern zu, setzte sich an den gedeckten Frühstückstisch. Doch dann wurde er ernst. Er hasste es, nicht zu wissen, was vorging. Er blickte auf seinen Vater, von dem er noch immer nicht wusste, wie er ihn ansprechen sollte. „Was geht vor?“, fragte er schließlich. „Alle… sehen aus, als… wär heut was Wichtiges und… Percy muss hier bleiben?“

„Kleiner, ich muss gar nichts, es geht hier um deine Gesundheit“, erinnerte Percy seinen Gefährten, sicher, er wäre wirklich gern anwesend gewesen, doch Neveo ging einfach vor.

Überrascht hob Tom eine Augenbraue, lächelte dann aber. „Es geht um die Zukunft der magischen Welt“, erklärte er seinem Sohn. „Ich werde vor dem Wizgamont sprechen.“

„Und… alle außer Percy sind dabei?“, fragte Neveo, an dem sofort das schlechte Gewissen nagte. Nur wegen ihm und seiner unstabilen Magie! Aber… auch Percy hatte doch gearbeitet, damit sich was änderte! Das hatte der Rotschopf ihm immer wieder erzählt!

„Kleiner…“

Tom unterbrach Percy mit einer kleinen Handbewegung, trat vor seinen Sohn. „Neveo, du bist wichtiger, es ist nur für ein paar Stunden und…“

„nein!“, rief Neveo entschieden. „Ich… ich will nicht, dass… Percy… hier bleibt, er… er hat doch genauso gearbeitet und…. Er würde bestimmt gern dabei sein… und… ein paar Stunden… ich schaff das, bitte…“, kurz zögerte Neveo, bevor er seinen Mut zusammennahm und dem Mann in die tiefroten Augen sah. „Vater, bitte nimm ihn mit…“

Alle, Percy, Tom, Lucius und sogar Severus starrten Neveo sprachlos an. Noch nie hatte der Jüngere mit ihnen so viel gesprochen. Vor Allem in Tom rührte sich etwas Unglaubliches. Dieses Gefühl, wieder als Vater bezeichnet zu werden, war unglaublich! Dann glitt sein Blick zum ebenfalls schockierten Percy, der ihn hilflos ansah. „Neveo, bist du dir sicher? Es wird mindestens so lang dauern, wie an Tagen, als Percy ohne dich zur Arbeit gegangen ist. Wenn nicht sogar länger. Und wir müssen schon in weniger als einer Stunde los.“

Neveo zuckte mit den Schultern. „Ich… würd in der Zeit in die Küche gehen“, gab Neveo zurück, ihm war nicht wirklich wohl bei der Sache, doch er wollte nicht, dass Percy wegen ihm was verpasste. „Es… ist ja nur für heut“, fügte er an, lächelte Percy an, dessen Hand sich um seine Taille legte. „Ich… will, dass du hingehest, egal, was ihr da macht, du hast da dran gearbeitet, das weiß ich, ich mag ein Leopard gewesen sein, aber ich hab doch gesehen, wie du gearbeitet hast. Und… du bist später wieder da…“

Oh Merlin! Percy wusste, er war verloren. Er liebte diesen Jungen, doch es stimmte, er hatte viel für den heutigen Tag mit organisiert, Fudge überzeugt, Botschafter breit geredet, Beweise gesammelt. Alles. Nur, um heut Anderen bei dem zuzusehen, was er als Triumphgang sah. „Bist du dir sicher?“, fragte er noch mal.

Neveo nickte einfach nur, lächelte, nahm seinen Mut zusammen und küsste den Anderen auf die Wange. „Egal, was ihr vorhabt, es ist auch dein Tag“, gab er leise zurück. „Ich… werd einfach etwas in der Küche arbeiten und… du bist dann wieder da, wenn ich fertig bin.“ Mit den Worten kuschelte er sich in die Seite des Älteren, sah gleichzeitig die anderen, sprachlosen Leute an, bevor ihm klar wurde, dass sein Gefährte sich auch noch umziehen musste. Also stand er auf. Der Hunger war ihm schon bei der Aussicht auf die ihm bevorstehenden Schmerzen vergangen, aber er wollte nicht von dem Älteren als Last empfunden werden, als Bremsklotz am Bein. „Du musst dich fertig machen…“ Dann sah er zu den anderen Männern, sah seinem Vater ein weiteres Mal in die dunkelroten Augen, die ihn zwar immer noch unsicher machten, ihn aber nicht mehr direkt ängstigten. „Ich… wünsche viel… Erfolg“, sprach er, ließ sich noch mal umarmen und rannte los, bevor er wieder was Dummes tun würde, das den Tag für Percy zunichtemachen könnte.

Tom brauchte mehrere Minuten, um wieder klar zu denken. Dauernd ging ihm durch den Kopf, dass sein Sohn ihn endlich als Vater bezeichnet hatte. „Ich… hoffe, du weißt, was mein Sohn auf sich nimmt, um dir diesen Tag zu ermöglichen, mein roter General“, stellte Tom schließlich in den Raum. „Geh und zieh dich um.“ Seine Stimme war stahlhart und er wusste, die versteckte Drohung war deutlich angekommen, während der Rotschopf den Raum verließ. Dieser Tag würde sehr, sehr interessant werden. Und wieder konnte Tom sich nur wundern, wie sein Kleiner bei Allem, was er durchgemacht hatte, noch so sanft hatte bleiben können, so bereit, Schmerzen auf sich zu nehmen…

 

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