4. Kapitel
„Ich kann weiter machen“,
sprach Lucius ganz ruhig. „Und das stundenlang, aber ich weiß nicht, Black, du
siehst mir nicht so aus, als würdest du das ertragen“, der Blonde lächelte offen
amüsiert, ließ seine Hand über die verschiedenen Instrumente auf dem Tisch
gleiten, von denen bereits zwei blutige Pfützen unter sich gebildet hatten. Auf
dem Körper seines Opfers befanden sich kunstvolle Schnitte, die höllisch weh
taten, aber nur wenig bluteten und noch weniger lebensgefährlich waren.
„Fick dich… Alter“,
röchelte Sirius eisig, er würde sicher nicht das, für das er bisher gekämpft
hatte, an diesem Mann verraten! Zu lange und zu viel hatte er für das Licht
gearbeitet, sogar seine Freunde geopfert. Doch James hatte es gern getan und
Lily… war ohnehin gebrochen gewesen, wohl wissend, nicht ihr eigenes Kind bei
sich zu haben und noch getroffener vom Wissen, keine eigenen mehr gebären zu
können, nach diesem ersten, halbtot geborenen Sohn.
„Danke vielmals, ich
bevorzuge die Nächte bei meiner Frau und der Mutter meines Sohnes“, gab Lucius
zurück, nicht getroffen, nur noch mehr amüsiert, während er eine Daumenschraube
nahm und dem Anderen anlegte, was den, nach nur wenigen Drehern, zum Schreien
brachte. Er sah sich zu Severus um, der mit hämischem Grinsen da saß, sichtlich
zufrieden, einen der Folterer seiner Kindheit nun selbst als Opfer zu sehen.
„Mein Freund? Möchtest du?“
„Der… der Orden hätte dir…
niemals vertrauen sollen!“, brachte Sirius unter Schmerzen hervor, er starrte
auf den Mann, von dem Dumbledore gesagt hatte, er wäre ihr zuverlässigster Spion
bei den Todessern, zu treu Lily gegenüber um diese je zu verraten. So viel dazu.
Er hatte doch schon damals gewusst, dass der Kerl nichts, aber auch gar nichts
anderes als ein dickes, fettes Schwein war! Schon als Kind hatte er gewusst,
dass schleimige Slytherins zu gar nichts gut waren!
Severus hob seine Hände:
„Ich würde gern, aber ich fühl mich noch immer etwas mitgenommen davon, den
Jungen zu heilen, dem man jahrelang vorgemacht hat, Harry Potter zu sein“,
erklärte er, zeigte, wie seine Finger noch immer zitterten, von der Anstrengung,
die inzwischen auch schon zwei Tage her war. So war es auch leicht gewesen, dem
alten Irren vorzumachen, in seinem eigenen Haus zu sein, da er so geschwächt
war.
Was?! Nun zuckte Sirius‘
Blick hoch. Was? Der Bengel lebte?! Er war doch tot! Das hatte Albus gesagt! Und
es hatte den Mann geärgert, da er so Voldemort nicht ein für allemal umbringen
konnte! Oh, er wusste, wer der Junge war, war selbst dabei gewesen, als sie ihn
entführt hatten. Es war eine lustige Nacht gewesen, zuzusehen, wie die Hure des
Mannes in dessen Armen verblutete und wie viele sie damals ausgeschaltet hatten,
das machte ihn bis heut stolz.
„Ja, Black“, lächelte
Severus kalt. „Der Junge lebt, ich nehme an er ist gesünder, als er es je war,
nachdem ihr Schweine es entführt habt. Er ist bei seinem Vater und wird an
dessen Seite bleiben, aber weißt du, was das Beste war?
Nicht wir haben ihn zu Voldemort gebracht, er ist von ganz allein
gekommen, er hatte die Schnauze voll von eurer Verlogenheit“, erklärte Severus
selbstzufrieden, machte Lucius ein Zeichen. Der schwang sofort wieder die
Peitsche, die auf die natürlich nackten Beine des ehemaligen Auroren aufschlug,
Diesen ein weiteres Mal zum unkontrollierten Schreien animierte, da dieses
Weichei nur Schmerz austeilen, aber keinen einstecken konnte. Etwas, in dem
selbst der Bengel besser war, der hätte sich vermutlich bis jetzt noch nicht mal
gerührt.
„Wie hat es sich angefühlt,
ein Kind zu klauen?“, fragte Lucius weiter, machte wieder eine Pause, gab dem
Hängenden die Möglichkeit, sich etwas zu fangen, während er einen Blick über
seine Folterinstrumente warf, das ein oder Andere nahm, es dann zurücklegte,
sich schließlich doch für seinen Zauberstab entschied.
„Es… war notwendig“,
röchelte Sirius, ohne auch nur eine Spur von Reue. Er mochte das Kind nicht, er
hatte es nur getan, weil er für das Licht kämpfte, darum hatte er den Kontakt
auch auf ein Minimum gehalten. „Der… Rest war mir wurscht! Ich wollte…!“
„Idiot“, murmelte Severus,
beobachtete, wie der Mann das unkontrollierte Zittern begann, als Lucius eine
milde Form des Secumseptra sprach, der nur die oberste Schicht der Haut
durchschnitt und abzog. Es brannte, aber es war noch lang nicht tödlich. „Und
was war mit deinem eigenen Bruder? War es schön, ihn umzubringen?“ Nun,
zumindest glaubte Sirius, das getan zu haben, doch Severus hatte den halbtot
geprügelten, halben Jungen damals gefunden, ihn geheilt und hierher gebracht.
Regulus war einer von Toms Botschaftern im Ausland, lebte hier unter einem
anderen Namen recht sicher, da er ja schon als tot galt.
„Ein… Verräter“, knurrte
Sirius, wimmerte, als ein weiterer, kaum erträglicher Schmerz ihn durchzuckte.
Würde Albus ihn noch retten können….?
„Nein, wird er nicht“,
lächelte Severus zufrieden. „Niemand wird dich retten, Black. Dich oder Lupin,
ihr werdet euer wertloses Leben hier aushauchen, so oder so, wenn wir
beschließen, dass es Zeit geworden ist. Dumm für dich ist, dass unser Lord ein
großes Interesse daran hat, noch mit dir selbst zu spielen und ich darf auch
noch. Aber – wir lassen dich – für heut – in Ruhe, wenn du uns sagst, was du
über den Orden weißt, ansonsten darf Lucius weiter machen…“
Irgendwie war es schon
richtig langweilig, wie diese Worte die Zunge des Mannes lockerte. Meine Güte!
Ertrugen ihre Feinde denn nicht mal mehr ein paar Schmerzen? Was für
Weichwürste! Da freute man sich auf eine nette, kleine Foltereinlage und wurde
so enttäuscht! Es war traurig, wirklich! Aber gut, umso… was hatte der da gerade
gesagt?! Unsicher sah Sev zu Lucius, der schneeweiß wurde, während Black den
Fehler machte, hämisch zu lachen.
Er stand auf, trat doch
selbst zu Black, packte dessen Haare, riss den Kopf zurück und trat den Besten
auf die Nase. So hatte auch seine ihre Verformung erst bekommen. Dann sah er zu
Lucius. „Beruhige dich“, bat er, wischte sich das Blut ab. „Ich regle das, mach
weiter.“
Damit verließ er, mit
schnellen Schritten, die Kerker. Er musste nach Hogwarts, um seine Slytherins zu
retten! Das waren Kinder! Keine Schachfiguren! Und niemals würde er zulassen,
dass sie zu Bauernopfern wurden, sinn- und verstandlos! Nun, er würde Tom und
einige Andere holen, dann sollte das Ganze kein Problem werden.
„Ich bin da“, kündigte
Percy ruhig an, half seinem Kleinen, heil aus dem Kamin zu kommen, was dem gar
nicht so einfach fiel, setzte sich dann auf den Sessel, Neveo auf seinem Schoß,
da der Kleine immer noch unruhig wurde, sobald er sich zu weit entfernte, er war
noch immer schwach von der Heilung, hatte aber absolut nicht allein bleiben
wollen, nicht mal für eine Stunde, also hatte er den Jüngeren mitgenommen. Percy
ertrug die Tränen seines Kleinen einfach nicht.
Harry war froh, wieder
festen Boden unter den Füßen zu haben. Schon unter normalen Umständen hatte er
Probleme mit dem Floen, doch nun hatte er das Gefühl, dass sich Alles um ihn
herum drehte. Nicht gut. Daher war er froh, dass er sich an Percy lehnen konnte,
während sein Kreislauf einsah, dass alles in Ordnung war. Es dauerte auch nicht
lang, bis er die beiden Rotschöpfe sah, die gelaufen kamen, ließ sich auch
umarmen.
„Nun, ihr Zwei? Was war der
Grund, dass ihr mich hierher zitiert habt? Ihr wusstet, ich hab beide Hände voll
zu Tun.“
„Wir haben zwei neue
Mitarbeiter, die dich interessieren dürften“, gab Fred zurück, der das Grinsen
bei dem Anblick einfach nicht lassen konnte. Ihr kleiner Freund sah zu süß aus,
wie er sich an ihren älteren Bruder kuschelte, die Augen halb geschlossen,
vollkommen abwesend.
„Ach?“
„Nun, sie standen einfach
ohne Vorwarnung, hier vor unserer Tür, haben uns was von Unwille und
Brathühnchen erzählt und wollten bleiben. Der Eine ist ein Genie mit den
Pflanzen, die Freddie mit angeschleppt hat und die Andere hilft mir beim
Zubereiten von…“
„Nev und Luna sind hier?!“,
fragte Harry aufgeregt, sah auf.
„Ah, da wird er wach!“,
lachte George, machte ein Zeichen, so, dass eine Tür aufging und die Beiden
eintraten. Sie sahen erst Percy, dann Harry an, überrascht über dessen Aussehen,
doch Luna ging dann einfach auf den Jungen in den Armen seines Bruders zu und
umarmte ihn.
„Schön und gut“, konterte
Percy, der froh war, als er das Lächeln sah, das sich über Neveos sonst so
angespannte Züge legte. „Aber warum braucht ihr dann mich?“
„Weil ich mit dem Lord
reden muss“, gab Luna ruhig zurück. „Ich bin die letzte, direkte lebende
Nachfahrin von Cassandra von Troja, erklärte sie, begegnete dem forschenden
Blick gelassen. „Die Schleier heben sich für mich so leicht wie auch für sie.
Dumbledore will mich benutzen, doch nur ich bestimme, wem ich helfe und ich
helfe Niemandem, der meine Freunde benutzt. Flocke ist mein Freund. Daher bin
ich bereit, Voldemort zu helfen, wenn er meinem Dad, Neville, einigen anderen
wahren Freunden und mir Unterschlupf gewährt. Daher muss ich mit ihm reden.“
„Sonst… hast du nie so klar
gesprochen“, stellte Harry überrascht fest, lächelte aber.
„Nun, besser verrückt, als
dem Alten zu zeigen, dass ich jetzt schon kann, was erst ab dem Alter von
Sechzehn möglich sein sollte“, grinste die Blonde, bevor sie wieder ernst wurde.
„Ich muss mit seinem Vater sprechen, sobald es irgendwie geht.“
Percy runzelte die Stirn.
„Sir“, erklärte Luna ruhig.
„nur dank meiner Gabe sind wir hier, denn ich hätte vor ein paar Tagen in die
Kerker gehen sollen, bis meine magische Volljährigkeit einsetzt und mein Talent
sich zeigt, damit der Alte davon profitieren kann und weiß ich weiß, dass Sie…
Flocke geholfen haben, bei seiner Heilung, wollt ich die Zwillinge nicht bitten,
Sie vorher zu holen, aber jetzt..:“
Okay, dieses Mädchen war
unheimlich stellte Percy fest. „Gut“, erklärte er ruhig. Ich werde…“
„Erst einmal zu Ihren Boss
gehen, da der jetzt ruft“, lächelte Luna.
„Bitte?“, fragte der
Rotschopf verwirrt, in dem Moment, als sein Mal, auf ein Mal, zu brennen begann.
„Was…?!“
Gehen Sie!“, verlangte Luna
und noch bevor Harry hätte reagieren können, zog sie den Jüngeren vom Schoß des
Rotschopfes. „Los! Es gibt keine Zeit zu verlieren!! Sonst sterben Kinder! Und
vergessen Sie nicht, unter den Büschen zu suchen!“
„Ich…“, verwirrt sah Percy
zu Luna, während das Brennen in seinem Mal doch recht deutlich wurde. Er sah zu
Neveo, dessen Lippen verdächtig zitterten, der seine Hände nach ihm ausstreckte,
während seine Magie seinen Kampfmantel um ihn legte. „Kleiner, dein Dad weiß,
dass ich bei dir bin, er würde mich gar nicht rufen, wäre es nicht absolut
nötig“, sprach er leise, griff nach seiner Maske. Er lächelte, strich leicht mit
den nun behandschuhten Fingern über die hellen Wangen. „Ich hole dich, so
schnell es geht, nach.“
„Nein! Nein, nicht…!“
Harry wusste nicht, wie,
doch er schaffte es, sich aus dem Griff loszumachen, er merkte auch nicht, wie
ein Zauber ihn traf, bevor er Percy zu packen kam, gerade, als der zu apparieren
begann.
„Luna?“, fragte Fred mich
gehobener Augenbraue.
„Er muss mit“, lächelte die
Blonde einfach. „Aber freiwillig hätte euer Bruder ihn nicht mitgenommen. Und er
darf nicht erkannt werden, also hab ich mir erlaubt, ihm eine Maske und ein Cape
zu geben.“
„Was…?! Neveo!“, rief Percy
entsetzt, als er sah, dass er einen blinden Passagier hatte, er sah sich um,
packte den Jüngeren, zog ihn hinter sich, als der erste Zauber an ihnen vorbei
flog. „Du hast nicht mal einen verdammten Zauberstab!“ Hastig zerrte er seinen
eigenen Zweitstab aus seinem Stiefelschaft, drückte ihn dem Jüngeren in die
Hand. Er wusste nicht mal, ob er böse sein durfte, immerhin wusste er von der
Trennungsangst des Jüngeren.
„Nicht… allein lassen“,
flüsterte Harry zitternd. Er wusste, das war dumm, vermutlich wirklich, wirklich
dumm, bedachte man, dass ihnen die Zauber nur so um die Ohren flogen, doch er
hatte allein den Gedanken nicht ertragen.
„Allein lassen,“ murmelte
Percy, während er hastig mehrere starke Schildzauber errichtete, seinen Kleinen
am Oberarm packte und ihn hinter sich her zerrte. Diese irre kleine Seherin, die
er noch persönlich crucioen würde, hatte zumindest das Hirn gehabt, ihm eine
Maske anzuhexen. Er musste dringend etwas klarstellen, aber sicher nicht hier,
mitten in der verdammten Schlacht! „Zaubere nicht, wenn es nicht unbedingt sein
muss“, befahl er knapp, automatisch zum General werdend, während er sich seinen
Weg regelrecht frei bombte. Warum waren sie in Hörsamere, am Samstag? Heut? Wo
doch die gesamten Schüler da sein würden, wegen eines Ausflugs zu einem Zirkus?
„Mein Gene….!“, doch mitten
im Sprechen stockte Tom, als er sah, wen sein roter General da mitgebracht
hatte. „Was…!?“
„Er hat sich an mich
geklammert, als ich appariert bin“, erklärte Percy knapp. „Was ist hier los?!
Ich dachte, wir greifen keine Kinder an!“
„Der Orden wollte die
Slytherins und Kinder anderer Sympathisanten heut umbringen, im Zirkuszelt, wir
wurden gewarnt und jetzt drehen wir den Spieß um, einige Leute aus dem inneren
Zirkel sammeln alle Kinder auf, aber Draco scheint verschwunden!“
Harry starrte auf seinen
Vater, auf die anderen Leute und ihm fielen Männer und Frauen in billigen Masken
auf, die die Mitglieder des dunklen Ordens anzugreifen versuchten, die nach
Kindern zielten, vor Allem, wenn die die grüne Uniform trugen. Er umklammerte
den ihm fremden Stab fester, sah zu Percy. Das machte Dumbledore? So benutzte er
Kinder? Er war bereit, die halbe Schule umzubringen? Dazu noch Kinder von
Anhängern? Wer hätte das denn geglaubt?! Das war vollkommen irre!
„Kleiner, ich gehe da jetzt
rein, du bleibst genau hier, hast du mich verstanden?“, fragte Percy hart, nahm
die Hand, die sich an ihn klammerte und gab sie an den Lord. „Da wirst du nur
verletzt!“, und noch bevor der Jüngere wieder nach ihm greifen konnte, war er
weg, mitten in der Schlacht, nicht auf den Schrei achtend, der ihm folgte. Neveo
war nirgends sicherer als an dem Ort, wo er Diesen gelassen hatte, denn er
musste hier mitmischen. Richtig dieses Mal.
„Nein! Nicht… nicht
gehen!“, rief Harry dem Anderen hinterher, doch er konnte nicht folgen. Lange,
schlanke Finger hielten ihn zurück. „Nicht…“, flüsterte Harry, er spürte die
Tränen auf seinen Wangen. Percy war wirklich, wirklich sauer…
„Oh Junge“, murmelte Tom,
blickte auf seinen verstörten Sohn, rief schnell einige treue Todesser um sich.
„Hör mir zu, mein kleiner Prinz“, sprach er mit ruhiger, fast schon verräterisch
sanfter Stimme, hob den Kopf des Kleinen, bis dessen tränennasse Augen ihn durch
die Maske endlich ansahen. „Er ist nicht weg, er kämpft nur.“ Und dann kam ihm
der rettende Einfall. „Hör zu, mein Prinz. Hier sind Kinder, viele Kinder,
einige meiner Leute haben sie ins Zelt da unten getrieben. Kannst du uns helfen
und mit den beiden Kämpfern aus dem inneren Kreis die da auch rein bringen?“, er
deutete auf die Stelle wo einige Hogwartsuniformen sichtbar wurden.
Drittklässler und Erstklässler, die gar nicht hier sein sollten und die Älteren
sahen aus, als wären sie älter, als sein eigener Sohn. Doch er musste den Jungen
ablenken, bevor der auf die Idee kommen konnte, aufs Schlachtfeld zu rennen, um
seinen roten General zu suchen, etwas, das er Diesem gerade blind zutraute. Bei
den Kindern, die auch im Inneren bewacht wurden, von Severus obendrein, würde er
sicher sein und egal, was er zu Gryffindors und Ordensmitgliedern zu sagen
hatte, McGonagall, die da auch drin war, war eine Löwin, sie verteidigte ihre
Jungen, sie tötete nicht. Die Frau würden sie gefangen nehmen, wie Severus
offiziell auch, mal sehen, was sie nun erreichen konnten.
Das brachte Harry in die
Realität zurück, er musterte den Mann mit den roten Augen kurz, zuckte zurück,
da der wieder aussah, wie die Schlangenkreatur nach dem Turnier, doch er riss
sich mühsam zusammen, sah sich dann um. Er stand mitten in Hörsamere, umgeben
von Schreien und Angst, von Kindern, die jünger waren als er und die nicht
wussten, was geschah! Wer waren die Leute in der Kleidung des dunklen Ordens,
die die jagten?! In dem Moment sah er einen Schlangenstab, Malfoy, wie er einen
Anderen schlug, eine Maske, die fiel, entsetzte Schreie, als ein Mann, den man
für gut gehalten hatte, erkannt wurde, ein Auror, der gerade noch den Zauberstab
auf ein Kind gerichtet hatte. Das mit dem kleinen Prinz war irgendwie an ihm
vorbei gegangen. „Ich… bring die Kinder zum Zelt“, versprach er leise.
„Gut“, nickte Tom. „Und
egal, was du tust, mein kleiner Prinz, nimm die Maske nicht ab.“ Dann wandte er
sich um, blickte auf die Leute im inneren Kreis, die ihn verteidigten, die auch
von seinem Sohn noch nichts wussten, nur einer von ihnen starrte ihn gerade
sprachlos an. „Yaxley, Craouch!“, baffte er knapp, fügte nach kurzem Überlegen
noch ein Lestrange dazu, wartete, bis die fünf Leute sich umwandten. Es war die
Hälfte seiner eigenen Garde. So viel konnte er gerade nicht entbehren. „Nur
Bella“, präzisierte er weiter, dann deutete er mit dem Kopf auf seinen Sohn,
legte seine eine Hand auf dessen Schulter. „Ihr werdet den jungen Prinzen zum
Zelt zu den Kindern bringen und unterwegs die Schüler in der Schussline
einsammeln. Lasst ihn nicht aus den Augen. Jeder Kratzer an ihm ist Folter für
euch. Bringt ihn aus der Gefahrenzone! Jetzt!“
Verdattert wechselten die
Leute Blicke, doch als Harry sich bewegte, standen die drei Gestalten in den
schwarzen Mänteln und mit den eleganten, weißen Masken mit den dunkelsilbernen
Linien um ihn herum, die Zauberstäbe gezogen. Als die ihm unheimliche Figur des
Schlangenhybriden Harry ein weiteres Mal entschieden in Richtung des bunten
Zeltes schubste, setzte er sich in Bewegung, unwillig, eigentlich nicht bereit,
da weg zu gehen, von der Erhöhung, wissend, Percy aus den Augen zu verlieren,
doch er wusste auch, dass er hier nicht bleiben konnte, es auch nicht wollte,
denn dann müsste er kämpfen, etwas das er nicht ertrug, nicht mehr. Also rannte
Harry los, erst mal hin zu der Gruppe mit den Kindern aus Hogwarts, Slytherins,
die sich verängstigt umsahen, während Lucius Malfoy ihnen den Rücken frei hielt
von den falschen Todessern.
Kurz sah Harry den
Angreifer von eben unter der Maske, er war sich sicher, diesen schon mal bei
Dumbledore gesehen zu haben, bevor er die Kinder aufscheuchte, sie mit sich zog,
sie kamen, zu seinem Erstaunen, auch sofort mit, geschützt von den drei anderen
Todessern, sie sich aus der Masse noch Weitere zu rekrutieren schienen.
Das Zelt war nun sehr nah,
Harry sah sich noch mal um, zwei weitere Kinder, ein Ravenclaw und ein
Huffelpuff, rannten auf sie zu, kurz bildete er sich ein, etwas Weißes zu sehen,
doch schon wurde er, von der Frau, deren wirre, dunklen Haare aus der Kapuze
quollen, entschieden in das Zelt gestoßen, ein Zauber sirrte nur knapp an ihm
vorbei.
Im Inneren war es dämmrig,
Harry blinzelte, er merkte, dass er keine Brille mehr hatte, nicht ganz so
scharf sah, wie mit, doch er erkannte Kinder, die zusammenzuckten – und
McGonagall, die sofort mit gezücktem Stab vor ihnen stand.
„Frau“, knurrte einer der
Männer mit der Maske. „Wir bringen Kinder, wir werden sie kaum umbringen! Es ist
dein Orden, der gerade fröhlich schlachtet!“
„Das…!“
„Minerva, die Leute haben
Recht“, mischte sich eine weitere Stimme ein, Harry musste sich nicht mal
umdrehen, um zu wissen, wer das war. Diesen Tonfall allein kannte er nur zu gut.
Er zuckte regelrecht zusammen, als die kohlrabenschwarzen Augen sich in seine
bohrten.
„Was zum Henker tun Sie
hier, Riddle?“, zischte Severus, der wusste, dass weder Weasley noch Tom den
Jungen hier wollten und doch stand er hier, hatte sich eingemischt, statt da zu
bleiben, wo er zweifelsohne sicherer gewesen wäre.
„…“, Harry versuchte zu
antworten, doch wie schon im Unterricht oder wenn sein Onkel sauer gewesen war,
bekam er nicht einen Ton heraus.
„Nur Ärger“, zischte
Severus, rief seine eigene Maske und seinen Umhang, legte Beides um, sich nicht
kümmernd, dass seine Kollegin immer bleicher wurde. Er musste mit raus, Draco,
sein Patenkind, war da noch irgendwo und außerdem fehlten ihm selbst mit der
Gruppe noch zehn Slytherins, außerdem waren da draußen noch vierzehn
Gryffindors, neunzehn Huffelpuffs und drei Ravenclaws!
„Ich… du… du bist ein
Verräter! Wir…! Der Orden!“
„Frau, ich habe nie
Irgendwen verraten“, zischte Severus, packte die Transfigurationslehrerein
unsanft. „Es sind die Brathühnchen, die gerade versuchen, Kinder umzubringen!
Slytherins! Um die Eltern zu treffen! So etwas hat der dunkle Orden nicht ein
Mal getan! Ich gehe da raus, um die Kinder zu retten! Das ist mehr, als ich über
Dumbledore sagen kann! Mit dem heutigen Tag kündige ich und alle Slytherins
werden die Schule verlassen, sowie sicher Einge aus den anderen Häusern! Niemand
will sein Kind auf der Schule eines Mörders wissen!“, mit den Worten stürmte
Severus, immer noch aufgebracht, los. Seine Tarnung hätte ihm in dem Moment
gleichgültiger nicht sein können. Und Potter, Riddle, however – den würde er
sich nachher vornehmen.
Zitternd starrte Harry dem
aufgebrachten Mann hinterher, er hörte die anderen drei Todesser, die McGonagall
taxierten, darüber reden, dass er wohl der Mann vom Lord sein müsste, wenn er
den Titel Prinz trüge und dass es mit den Gerüchten von wegen Snape und ihr
Meister wohl so weit nicht her sein könne. Was die von ihm wollten, verstand er
nicht, doch dann began etwas Anderes, Sinn zu machen. Lunas Worte, die Büsche!
Er .. er hatte doch was
Weißes gesehen! Und hier sah er nirgends Dracos Haare! Malfoy! Der Junge war
noch da draußen und er hatte ihn gesehen! Nicht weit vom Zelt. Der Andere war in
Gefahr! Er mochte von dem Blonden manchmal genervt gewesen sein, doch er
wünschte Niemandem den Tod, also rannte er los, raus, an den fluchenden
Maskierten vorbei, Percys Zauberstab in der Hand, zurück nach Draußen ins
Gefecht, er wich Zaubern aus, die scheinbar sinn- und verstandlos geschossen
wurden, auf alles, was sich bewegte, bis zu dem Busch, der ihm eben ins Auge
gefallen war, etwas hinter dem Zelt, weg vom schlimmsten Getümmel. Und nun, wo
er wusste, was er suchte, erkannte er auch mehr, als nur die Haare, er sah das
Grün von der Uniform leuchten und was Rotes.
„Prinz!“, rief die
weibliche Stimme, doch Harry achtete nicht darauf, hielt erst an, als er bei dem
Busch war, hob die Zweige. Es war Draco, bewusstlos, in dessen Armen ein
Gryffindormädchen, eine Erstklässlerin, die vor panischer Angst weinte,
bettelte, nicht sterben zu müssen.
„Du… bist sicher“,
flüsterte Harry, er befreite das Mädchen aus der Umarmung des Bewusstlosen,
schob sie zu einem der Männer, bevor er den Zauberstab hob, ohne nachzudenken
einen Schwebezauber wirkte – und wusste, warum man ihn gebeten hatte, es nicht
zu tun, er spürte, wie es ihm zu Kopf stieg, wie seine Kraft schwand. Er musste
zurück ins Zelt! Schleunigst! Zum Glück waren die drei Andere nun sehr
hilfreich, er wurde von der Frau geschoben, von den Männern gezerrt, einer hatte
das Mädchen, während der Zauber Draco neben ihm hielt, bis die Planen wieder
zufielen und er den Blonden vorsichtig auf den Boden schweben ließ.
Verwirrt beobachtete
Minerva, was sich vor ihren Augen abspielte. Sie verstand das nicht! Erst die
Erlaubnis, trotz der Gefahr, dass die Kinder zum Zirkus gehen durften, dann der
seltsame Todesserangriff, der sich auf Slytherins konzentriert hatte, dann
weitere, nein, andere Todesser, die alle Kinder geschützt hatten. Immer wieder
wurden Jugendliche, die zu flüchten versucht hatten, ins Zelt gestoßen, gesund
und unversehrt, auch sie war unverletzt, man hatte ihr sogar den Zauberstab
gelassen.
Und dann… Severus‘ Verrat,
dessen Worte und dessen Reaktion auf einen sehr, sehr jung wirkenden Todesser
mit goldener Maske, die anderen drei, die den Jungen zu beschützen schienen, sie
waren auch mit Kindern gekommen, dann war er wieder losgerannt, kam gerade
wieder – mit einem Mädchen aus ihrem Haus, das bitterlich weinte – und Draco
Malfoy, der offensichtlich nicht bei sich war.
Erst, als Draco auf dem
Boden lag, ließ Harry sich sacken und löste den Zauber, sich vollkommen
erschöpft fühlend. Doch nun war er dankbar für die Maske – die Anderen konnten
seine Erschöpfung nicht sehen, waren wohl wieder mit Reden beschäftigt, während
er den Umhang des Blonden löste, besorgt auf die Masse an Blut sah, die dessen
weißes Hemd bereits färbte. Was nun? Er war doch kein Heiler! Er…! Er starrte
auf den Zauberstab, schloss die Augen, sah, wie seine Hände leuchteten. Es
kostete ihn unendlich viel Anstrengung, doch er schaffte es, dass das Bluten aus
den Wunden öffnete, die sich auf dessen Brust und an dessen Seite verteilt
hatten.
Anschließend saß er, mehr
schwankend als ein Grashalm im Sturm, an der Seite des Anderen, bis er eine Hand
spürte, die ihn hochhob. Er schrak erneut zusammen, sah abrupt auf.
„Ruhig“, sprach Percy
sofort leise, durchaus etwas sauer, doch nicht übermäßig scharf. Noch nicht.
Ernste Gespräche wollte er auf später verschieben. Gerade eben hatten sie drei
Stunden gekämpft, acht bekannte Mitglieder des Lichtordens öffentlich als Mörder
demaskiert und Kinder eingesammelt, eine Gruppe Todesser hatte schon begonnen,
diese ins Hauptquartier in zwei große Schlafsäle zu bringen, sie hatten ihm von
Malfoy Junior und dem mysteriösen Jungen mit der Goldmaske erzählt. So hatte er
seinen Kleinen gefunden, schwankend, eine Hand auf der Brust des reglosen
Blonden mit dem blutgetränkten Hemd. Er schickte einen Patronus raus zu Lucius,
hob dann seinen Neveo an, nur um zu stocken. Der Junge…! „Kleiner, hast du
gezaubert?“, fragte er, sich selbst mühsam von einer Panik abhaltend, als er die
Hitze spürte, die von seinem Gefährten ausging.
„Nur… zwei, bitte… nicht
sauer sein, Draco…e r… er hat geblutet und…!“
„Ruhig“, befahl Percy
sofort erneut, sah sich um. Er konnte den Jüngeren nicht einfach so auf den Arm
nehmen, nicht vor den anderen Todessern, es hätte dessen Stellung gefährdet, er
wollte nicht, dass der Kleine schwach wirkte, schon ihn so zu halten war ein
Risiko! „Wir reden später über deine Tendenzen, Dummheiten zu begehen, aber erst
mal – ruhig.“ Er wartete, bis endlich ein aufgebrachter Lucius Malfoy ins Zelt
stürmte, in dem keine Kinder mehr waren, nur noch Todesser und Draco, auf den er
jetzt deutete. „Er muss ins Lazarett“, erklärte
der rote General, bevor er selbst apparierte, um seinen Kleinen selbst an
diesen Ort zu bringen, nein, besser in ihre Quartiere, dann Zaibini runter
zitieren. Der Jüngere hatte zum Glück als Prinz Vorrang!
Das konnte es doch nicht
geben! Ungläubig lief Albus immer wieder in seinem Zimmer auf und ab, auf und
ab, vor dem Kamin, in dem trotz des beginnenden Herbstes kein Feuerchen
flackerte. Auf seinem Weg hatte seine neue, elegante und teure Robe einen klaren
Weg im Staub hinterlassen. Ja, er befand sich nicht mehr in Hogwarts. Es wäre
für sein Leben zu gefährlich gewesen, traurig wie es war, denn sein Plan, sein
Verzweiflungsplan, war schief gegangen, dank eines Spions in seinen Reihen.
Natürlich würde sich Snape als Schuldiger anbieten, nur hatte sein Tränkemeister
von nichts gewusst! Es musste noch Jemanden geben! Ein Alptraum!
Ja, er hatte geplant, den
Nachschub an Todessern zu vernichten, indem er deren Kinder umbrachte, möglichst
öffentlich und grausam, da war ihm dieser jämmerliche magische Zirkus natürlich
gerade Recht gekommen, denn in Hogwarts verhinderten alte Zauber Blutvergießen
oder Gewalt gegen Schüler, die zum Tode führen konnte, die Gründer hatten diese
völlig unnützen Vorkehrungen in die Grundfesten des Baus selbst gewoben. Es
hatte also draußen stattfinden müssen.
Nachdem er den Schülern die
Erlaubnis zum Zirkusbesuch gegeben und die Begleitlehrer instruiert hatte, hatte
er einigen Vertrauten des Ordens hässliche, schwarze Roben und ein paar dumme
Masken gegeben, auch um sich selbst zu schützen, und sie los geschickt, um alle
Slytherins umzubringen, doch sofort hatten sie Widerstand gehabt! Die Todesser!
Die Richtigen! Sie waren da gewesen, hatten als Besucher selbst im Publikum
gesessen, sofort begonnen, die Kinder zu verteidigen! Dazu kam, dass seine Leute
ihre Masken verloren hatten. Auroren, denen er mehr zugetraut hatte, Mad-Eye,
der verschwunden war, Shacklebolt hatte seine Maske vor allen Leuten verloren
und war von den Dörflern selbst angegriffen, danach von Auroren verhaftet
worden.
Daher hatte er selbst sich
verzogen, noch bevor sich der Staub der Schlacht hatte legen können, mit allen
Dingen, die er hatte auf die Schnelle packen können, hierher, an diesen Ort, an
den sich kaum Jemand erinnern konnte, das jämmerliche, kleine, windschiefe Haus
am Rande eines alten Waldes, in dem er geboren worden war. Nicht, wie er selbst
behauptet hatte, in eine alte Magierfamilie, die angesehen gewesen war, sondern
hier, in einer Tagelöhnerhütte, bei armen Leuten, die kaum ihre Kinder satt
bekommen hatten.
Er hatte das Haus nicht
verkauft. Nicht aus Sentimentalität, sondern erst mal nur, weil er es schlicht
vergessen hatte, im Rausch seines Merlinordens, dann, weil es ein praktisches
Versteck für politische Gefangene gewesen war und auch jetzt hatte es wieder
seinen Sinn. Es würde ihn für eine Weile verbergen, mit den starken
Schutzzaubern, die er im Laufe der Zeit um das Grundstück gelegt hatte. Dumm
nur, dass er nie Zeit in die Innenausstattung gesteckt hatte, trotz der
Tatsache, dass ihm das Pottervermögen gehörte.
Nun stand er hier, in der
Kammer, die Wohn, Schlaf- und Esszimmer in Einem war, unbequem, kalt, das Sofa,
das auch das Bett war, staubig, durchgelegen und unbequem, weit unter seiner
Würde, selbst wenn er es transfigurieren würde, würde er wissen, dass es nicht
sein Standard war. Die winzige Küche war auch nicht aufgestockt, er würde sich
selbst dazu entwürdigen müssen, einkaufen zu gehen, denn Hauselfen gab es nicht,
die Letzte hatte er irgendwann aus Versehen im Zorn platt gemacht, seither keine
Neue mehr bekommen, sein Ruf eilte ihm diesbezüglich leider voraus. Nicht mal
freie, arme Elfen wollten was mit ihm zu tun haben.
Außerdem würde es so sehr
schwer sein, seinen Krieg weiter zu organisieren, dieses Mal war er sehr weit
gegangen, hatte viel riskiert, zu viel, als das es hätte schief gehen dürfen, da
würde ihm auch kein Geld helfen, damit Leute wie Simagour die Augen zudrücken
würden. Nicht mal Fudge war so dumm, das zu tun. Er stand vor dem Nichts, mit
nur noch wenigen verbliebenen Verbündeten, die selbst kaum Einfluss hatten. Die
Weasleys waren erneut kaum was wert, abgesehen von seinem eigenen Sohn, der
immer noch unter Tarnung in der Schule war, ihn auf dem Laufenden halten würde,
vorerst, doch das war keine Lösung, er musste sich schleunigst was einfallen
lassen, nicht, dass die dunkle Seite sich selbst als Held hinstellen konnte! Das
durfte nicht geschehen! Wenn die ein einziges Mal in einem positiven Licht
erscheinen würden, könnte die Öffentlichkeit beginnen, im Dreck zu wühlen! Das
durfte einfach nicht geschehen!! Ein Alptraum, ein einfacher Alptraum, nur, weil
Irgendwer nicht hatte die Schnauze halten können.
Mit Schaudern dachte Albus
an die letzten Worte von Luana Lovegood, Lunas Mutter. Sie hatte ihm ein
schmachvolles Ende prophezeit, er würde als Randnotiz der Geschichte enden, als
Lachfigur, als Hohnpuppe, wenn sein Tun ans Licht kommen würde. Niemand würde
ihm dann noch helfen und er würde einen Tod sterben, der Vielen etwas zu Lachen
geben würde. Etwas, das er nicht zulassen durfte! Jahrelang hatte er gearbeitet,
um diese Worte vergessen zu machen, damit begonnen, die Sprecherin umzubringen
und ihr Kind im Auge zu behalten, denn eine Prophetin konnte die Worte einer
Anderen auch aufheben, wenn er sie nur zu nutzen wissen würde, doch es hätte ihm
gereicht. Er hatte Luna vor einigen Tagen einkerkern wollen, um dabei zu sein,
wenn sich für das komische Kind der Vorhang zwischen Raum und Zeit heben würde,
doch an dem Tag war auch sie verschwunden gewesen. Zusammen mit Longbottom, der
ihm aber egal war, der Bengel spielte, im Gegensatz zu dem Anderen, keine Rolle.
Sicher war nur, dass er im
Moment ziemlich in der Scheiße steckte, wie Albus frustriert feststellte und er
wusste nicht, wie er verhindern konnte, dass das hier an die Öffentlichkeit
gelangte, er sah auch keinen Weg, das Geschehen für sich zu nutzen, es war
dieses Mal einfach nicht möglich! Ja, dieses Mal hatte sein Plan
erschreckenderweise versagt.
Im Augenblick konnte Albus
nur zusehen, wie all seine großen Pläne von Macht, Reichtum und ewiger Jugend
für immer verpufften. Vermutlich würde er nur noch aus der Ferne zusehen und
hier altern können, wenn ihm nicht bald was einfiel….
Stöhnend kam Draco wieder
zu sich, er spürte, wie sein Brustkorb schmerzte, erinnerte sich an die Zauber
und das Chaos, an diese Schweine, die angegriffen hatten. Keine Todesser, dazu
waren die Roben zu schäbig gewesen. Als hätten Leute wie sein Vater Lumpen
angelegt! Idioten! Er hatte gesehen, wie ein Slytherin getötet worden war, bevor
er es geschafft hatte, mit einer gemischten Gruppe Erstklässler zu flüchten, sie
zum Waldrand und in Sicherheit zu bringen, doch dann hatte er ein kleines
Mädchen gesehen, eine Gryffindor, mitten im Chaos, hatte sie schützen wollen –
und war selbst erwischt worden, er wusste noch, er hatte sich über sie geworfen,
danach war allerdings Alles schwarz geworden.
Nun, auch, wenn ihm Alles
weh tat und er jeden Knochen spürte, merkte er auch, dass unter seinen Fingern
Seide war. Kein Stein, kein Stroh, keine Kerker. Damit war er nicht in der Hand
des Ordens. Gut, er hatte wirklich nicht irgendwann seinem Vater erklären
müssen, warum zum Henker er sich hatte fangen lassen, für eine Gryffindor,
Präfektenpflichten hin oder her.
„Sohn?“
Oh. Er war auch nicht
allein. Das war eindeutig sein Dad. Er stöhnte erneut, wandte sich aber der
Stimme zu, fühlte sofort Hände. Schlanke, Zarte, die nach seiner Hand griffen.
Seine Mutter. Und eine, die über seine Wange strich. Größer, gepflegt, aber
nicht so weich. „Dad?“, fragte er mit kratziger Stimme. „Das… das Mädchen…?“
„Ihr geht es gut, ich bin
stolz“, lächelte Lucius, strich über die Wange seines Sohnes, während seine Frau
stumm die Hand ihres Kindes hielt, selbst mit Tränen in den Augen. „Sie ist bei
den anderen Kindern in einem der Schlafsäle in Riddle Manor“, erklärte er
weiter, setzte sich auf die Matratze. „Wie geht es dir?“
„Nicht so sonderlich“,
murmelte Draco, der sich zerschlagen fühlte. „War der Heiler nicht da…?“
„Nun“, murmelte Lucius ein
wenig getroffen. „Die Heiler, also Gregory und auch dein Patenonkel… nun, sie
sind vor ein paar Tagen selbst nur knapp an einem Heilersturz entlang geschrammt
und es geht beiden noch nicht wieder gut. Dein Patenonkel hat schon alles, was
ihm noch geblieben ist, in deine Gesundheit gepumpt um dir zu helfen…“
„Heilersturz?“, fragte
Draco irritiert. „Beide?“ Diese beiden Zauberer waren die Besten, die er
verdammt noch mal kannte! Warum hatten die zur selben Zeit einen Heilersturz
gehabt?!
„Heilersturz, Beide“,
bestätigte Lucius erneut, gab seinem Sohn einen Schmerztrank, der seine Wirkung
sichtbar schnell entfaltete, so, dass Draco sich etwas entspannte, sich in die
Kissen zurücksacken ließ.
„Gab es so viele Verletzte
bei dem Angriff?“
„Nein.“
Warum…?!“
„Lange Geschichte“, seufzte
Lucius, rieb sich selbst die Stirn. „Ich werde sie dir später erklären. Ich
verspreche es, aber erst muss ich den Lord um Erlaubnis fragen.“
„War… war er etwa…?!“
„Nein, Draco. Ihm geht es
hervorragend. Er ist sauer, es ist ihn in seinem Haus zu laut, aber er war immer
unverletzt.“
Verwirrt sah Draco seinen
Vater an, aber da war wohl vorerst nicht viel zu machen, also ritt er nicht
weiter auf der Sache rum, hätte auch wenig Sinn, wie er wusste, wenn Dad was
nicht sagen wollte, würde er es nicht tun. „Ich… hatte schon Angst, dass du mich
nicht findest“, erklärte Draco schließlich. „Ich… hab dich gesehen, konnte aber
nicht mehr rufen…“
„Zu meiner Schande muss ich
gestehen… ich habe dich auch nicht gefunden“, gab Lucius zu. „Ich war am anderen
Ende des Dorfes und habe dich da gesucht, in der Hoffnung, dass du versucht
hast, zurück zur Schule zu gelangen.“
„Wer…?“, fragte Draco
einfach, wissend, dass er diesem Jemanden sein Leben schuldete.
Kurz tauschte Lucius einen
Blick mit seiner Frau, bis die nickte. Er wusste, sein Lord hatte es offiziell
gemacht, dem inneren Zirkel zumindest von der Existenz seines Sohnes erzählt,
ihn sogar explizit darauf angesprochen, dass es vielleicht eine gute Idee wäre,
wenn die Jungen sich anfreunden würden, damit der Junge, der so schüchtern und
klein war, vielleicht soziale Kontakte, richtige Freundschaften knüpfen konnte,
mit Gleichaltrigen, denen der Lord selbst vertrauen konnte. Nicht nur mit
unberechenbaren Rotschöpfen. Zwar hatte sein Herr noch von zwei anderen Kindern
geredet, aber das war wenig, das wusste auch er und auch sein Sohn hatte wenige,
wirkliche Freunde.
„Dad?“, fragte Draco,
richtete sich etwas mehr auf. Was würde jetzt kommen? Warum sahen seine Eltern
sich so komisch an? Was ging nun schon wieder vor?!
Lucius seufzte leise. „Der
Junge Lord hat dich gerettet.“
„Bitte – wer?“, fragte
Draco, der glaubte, sich verhört zu haben.
„Der Sohn unseres Lords“,
präzisierte Lucius, der noch immer amüsiert an dessen Gesicht dachte, als die
Lestranges ihn allen Ernstes gefragt hatten, ob er pädophil geworden sei und ein
Kind geheiratet habe, dass keine zwölf Jahre alt sei. Autsch. Ja, Tom crociote
durchaus auch seine engsten Anhänger, zwar nicht so heftig wie die meisten
Anderen, aber manchmal…. Nun, hätte man ihm unterstellt, was mit Draco zu haben,
hätte er zweifellos nicht viel anders reagiert.
„Bitte… Wer?! Ich… ich
dachte, der… ist tot!“
„Das dachten wir alle, er
war in den Händen des Lichts“, erklärte Lucius das, was Tom auch den Anderen
mitgeteilt hatte. „Er ist noch geschwächt, aber er hat großes Potential.“
„Darum der Heilersturz?“,
fragte Draco ruhig. „Die haben den Sohn des Lords geheilt, oder?“
Dieses Mal lächelte Lucius
nur, ohne zu antworten, er wusste, sein Junge hatte begriffen. „Ich verlasse
mich auf dich“, erklärte er dann. „Sobald es dir besser geht, werde ich dich mit
zum Lord nehmen, dort wirst du dessen Sohn kennenlernen. Du weißt, er ist nur
wenig jünger, als du selbst. Sei ihm ein Freund und Verbündeter. Immerhin hat er
dein Leben gerettet. Ohne Rücksicht auf sich selbst.“ Ja, das war noch so was
gewesen. Der dumme Junge, der ja schon geschwächt gewesen war, hatte sich erst
in ein Schlachtfeld geschlichen, da er sich an Weasley gehängt hatte, aus
Gründen, die ihm nicht mitgeteilt worden waren und hatte dann, trotz Warnungen
über seinen Zustand, Magie genutzt, auch, um Dracos Leben zu retten, wie er
ehrlicherweise erwähnte, doch ihm selbst hatte das nicht gut getan. Auch der
Junge lag gerade reglos in einem Bett, soweit er wusste.
Okay, das war viel, stellte
Draco fest. Informationen, mit denen er einfach nicht gerechnet hatte und die
für ihn gerade sehr seltsam waren, aber die er sich später noch mal genauer
durch den Kopf gehen lassen würde. „Du… kannst dich immer auf mich verlassen“,
murmelte er erschöpft.
„Ich weiß“, lächelte
Lucius. „Schlaf einfach noch etwas, dann geht es dir sicher besser, bis dahin
haben wir auch einen dritten Heiler hier, denke ich. Ein Bekannter aus
Frankreich reist dafür gerade an.“
Das war Alles, was Draco
brauchte, um sich in sich selbst zusammenzurollen und wieder einzuschlafen.
„Nun, zumindest ist er über
den Berg“, stellte Lucius fest, deckte seinen Sohn wieder zu, blickte auf seine
Frau. „Weißt du was über den Jungen?“
„Keine Veränderung“, gab
Narcissa zurück, zuckte mit den Schultern. „Aber es wird sicher nicht mehr lang
dauern, bis er wieder zu sich kommt“, fügte sie recht sicher hinzu. Noch immer
war sie schockiert über die Neuigkeit, dass der Sohn des Lords lebte, doch sie
freute sich auch für ihren Herrn, der so erschüttert gewesen war, in einer Nacht
seine gesamte Familie zu verlieren. Dazu kam, dass sie selbst mit dessen Frau
befreundet gewesen war…
Rasch legte Percy die Akte
beiseite, als er das Rascheln hörte, wandte sich seinem Kleinen zu, der sich in
den letzten beiden Tagen kaum geregt hatte, einfach so auf dem Bett lag,
schneeweiß, meist zitternd. Er hatte einen Schock bekommen, als sie endlich heim
gekommen waren, ja, er hatte mit Neveo schimpfen wollen, doch dazu war es nicht
gekommen. Er hatte bemerkt, wie schwach der Jüngere war, wie er zu glühen
begann, hatte seinen Gefährten erst mal ins Bett verfrachtet. Magische
Verausgabung war die Diagnose gewesen. Zaibini hatte nichts tun können und Snape
auch nicht. Der Körper brauchte Zeit, um sich zu erholen. Eine andere
Möglichkeit gab es schlicht nicht.
Zu den gesundheitlichen
Problemen kam auch noch die Tatsache, dass Percy seinem Kleinen das Gespräch
einfach nicht ersparen konnte! Neveo wäre fast gestorben und er hätte auch durch
einen Zauber fallen können, auf einem Schlachtfeld, auf dem er nichts zu suchen
gehabt hatte! Schon bei der Apparation hätte ihm ein Körperglied abgerissen
werden können! Er hatte mit den Zwillingen geredet, die sich Sorgen gemacht
hatten, mit dieser kleinen Irren, Lovegood, die gesagt hatte, dass es nötig
gewesen sei, um Malfoy zu retten. Doch gefallen musste ihm das alles zum Glück
nicht.
„Neveo?“, fragte Percy,
strich über die Haare des Jüngeren, der sich nun langsam etwas mehr bewegte, zu
versuchen schien, sich tiefer in die Decken zu vergraben. Normal. Bei so hohem
Magieverlust war ihm nun mal kalt, es würde auch Tage dauern, bis sein Körper
wieder effektiv Wärme speichern konnte, etwas, das dem Jüngeren ja vorher schon
Schwierigkeiten gemacht hatte, da er keine Fettreserven hatte, in denen man
etwas speichern konnte!
„K…k…kalt“, flüsterte
Harry.
Percy sagte nichts, zog den
Jungen näher zu sich, hob dann dessen Kopf. „Was bei Merlin hast du dir dabei
gedacht?“, verlangte er zu wissen, sich selbst zwingend, die Stimme weit ruhiger
zu halten, als er sich fühlte. „Weißt du, was schon beim Apparieren hätte
passieren können? Ich musste mitten in ein Schlachtfeld und du hattest nicht mal
einen verdammten Zauberstab!“, er wurde lauter, ohne es selbst zu merken. „Was,
wenn du von Irgendwas getroffen worden wärest?!“
Harry wimmerte, er spürte,
wie ihm die Tränen erneut in die Augen schossen. Er wusste nicht, was dann
geschehen wäre, das gab er ehrlich zu, doch er hätte nicht anders handeln
können! „Ich… ich… ich…!“
„Ja?“, fragte Percy mit
strenger Stimme.
„Ich… ich dachte, du…
kommst nicht… zurück“, gab Harry schließlich leise zu, klammerte sich an Percy.
„Bitte… nicht… nicht böse sein! Ich…!“
„Ich bin sauer!“, knurrte
Percy, wobei er fast schon wieder weich wurde, als die erste Träne rollte. „Ich
bin stinksauer auf dich, weil du dich so in Gefahr begeben hast! Du bist noch
geschwächt, du hättest gar nicht zaubern sollen! Und das ist der Grund, warum
dir so verdammt kalt ist! Du hast Zauber angewandt und deinen magischen Kern so
fast vollständig erschöpft! Du hättest dabei sterben können! Und was wäre dann
mit mir gewesen?! Glaubst du, ich will, dass dir was passiert, du Dummkopf?!“
Harry konnte nicht anders,
er begann, noch heftiger zu weinen. Er wollte nicht, dass der Ältere so sauer
auf ihn war, ihn von sich weg hielt, statt ihn zu umarmen, wie sonst. „Ich..
ich… ich wollte…Ich… bitte, ich…!“
Percy seufzte erneut kurz
vor der Verzweiflung, hob den Kopf des Jüngeren an, wartete, bis der ihn wieder
ansah. „Neveo“, sprach er leise, wischte die Tränen mit seinem Ärmel ab, auch
wenn sofort Neue diese Stellen einnahmen. „Weißt du, warum ich mir so viele
Sorgen mache? Warum du überhaupt hier bei mir bist? Was geschehen wäre, wenn dir
was zustößt?“ Immerhin hätte der Junge, nun, wo er endlich auf dem Wege der
Besserung gewesen war, fast ins Gras gebissen, weil er Malfoy von einem Zauber
befreit und geheilt hatte, der dem nicht unähnlich war, der dessen Mutter das
Leben gekostet hatte. Dadurch hatte er den letzten Rest seiner magischen
Reserven fast vollständig verloren und magische Wesen, gerade, wenn sie mehr
magisch als menschlich waren, konnten durch so etwas sterben. Denn auch andere
Leute, wie in dem Fall der Lord und er selbst, konnten mit der eigenen Magie,
mit Transfusionen, nur versuchen, den Kern des Betroffenen wieder auszugleichen.
Es hatte eine ganze Weile auf Messers Schneide gestanden.
Harry starrte auf den
Anderen, er verstand nicht, was der von ihm wollte, wurde von seinem eigenen
Schluchzen durchgeschüttelt. Was würde jetzt kommen? Das, was er von Anfang an
gefürchtet hatte? Würde Percy gehen? Er konnte es verstehen. Er machte wirklich
nur Ärger, doch er hatte so eine Angst bekommen, als der Rotschopf ohne ihn
gegangen war! Er senkte seinen Blick, doch sofort war da ein Finger, der sein
Kinn wieder hob und eine Stimme forderte, dass er den Älteren wieder ansehen
sollte. „Nicht.. nicht gehen…“
„Oh, Kleiner“, seufzte
Percy, wollte nichts lieber, als sich zumindest seine Stirn reiben, doch er
brauchte gerade beide Hände. Was sollte er nur gegen diese Verlustängste tun,
die den Anderen so mitnahmen? Was sollte er tun, um Diesem zumindest zu helfen,
ein wenig über die Misshandlungen seiner Kindheit hinweg zu kommen! Vielleicht
hätte er Neveo wirklich von Anfang an die Wahrheit sagen sollen, als er gemerkt
hatte, dass sein Kleiner nicht verstand, was es bedeutete, dass Percy ihn
gebissen hatte. Vielleicht war es an der Zeit, zumindest das nachzuholen. „Weißt
du noch, am ersten Tag, als ich dich gefunden habe? Ich hab dich damals
gebissen.“ Er strich mit einer Hand über die Stelle zwischen Hals und Schulter.
Harry zuckte zusammen, als
die Hand sich bewegte, zuckte dann mit den Schultern. Er hatte keine Ahnung,
hatte damals gedacht, angegriffen zu werden und dann nicht verstanden, warum der
Ältere drüber geleckt hatte. Oder warum das Bissmal so empfindlich reagierte,
wenn Percy es anfasste, so, wie er es jetzt tat.
Super. Neveo reagierte
kaum. Percy atmete tief durch, wartete, bis die blauen Augen sich, wenn wohl
auch eher unwillig und vor Allem unsicher auf ihn richteten. „Kleiner, du bist
von magischem Blut, mehr als die Meisten, deiner zweiten Form nach zu schließen
und ich bin es eben auch. Als ich dich gefunden habe, hatte ich einen
regelrechten Schock, ich konnte nicht anders, als dich dieses eine Mal zu
beißen. Bei Großkatzen ist… das ein Zeichen von Zusammengehörigkeit. Vielleicht
so was wie eine Verlobung.“ Nun, das Wort Hochzeit wollte er jetzt gerade nicht
in den Mund nehmen, denn das traf es eigentlich besser. Ah, endlich, eine
Reaktion. Sein Kleiner zuckte zusammen, starrte ihn an. „Es ist so“, bestätigte
er seine eigenen Worte leise. „Es ist bei uns beiden so ähnlich, wie bei Veela,
wir sind, in Ermangelung eines besseren Wortes, Gefährten. Nur darum bist du
hier bei mir, darum hat dein Vater mich nicht gezwungen, dich an ihn abzugeben,
auch, wenn du noch so jung bist.“ Und noch jünger aussah, fügte Percy in
Gedanken hinzu. „Ich könnte dich gar nicht allein lassen, dir hat es weh getan,
als du weggerannt bist, vor einigen Tagen – aber mir auch. Ich könnte ohne dich
gar nicht lang bleiben. Schon deswegen würde ich dich nie verlassen, man
verlässt einen Seelengefährten nicht, wenn man das unendlich Glück hat, so etwas
zu finden, du Dummchen…“, lächelte er, strich erneut über Neveos Wange.
Was? Harry verstand nicht.
Veela? Gefährten? Verlobt? Mit Percy? Aber…! Er… er wusste nicht mal, was Liebe
war! Er hatte keine Ahnung, nur…! In dem Moment stellte er sich vor, dass der
Rotschopf bei einem Anderen wäre, oder schlimmer, bei einer Frau. Dieser
Penelope, mit der er mal zusammen gewesen war und es tat richtig weh, mehr noch,
er merkte, wie er mehr weinte. Ja, vermutlich mochte er Percy viel zu sehr.
Aber... war das Liebe?
Und woher wusste Percy,
dass es ihm weh getan hatte, nicht bei Diesem zu sein? Hatte er dem Anderen
damit Schmerzen bereitet, wegzurennen? Tat er dem Älteren weh, wenn er das tat?
Das wollte er doch nicht! Er konnte wirklich nichts richtig machen! „Du… du
willst mich nicht“, flüsterte er tonlos, wollte sich, obwohl es fast schon weh
tat, den Rotschopf loslassen. Der war ja offensichtlich nicht mal freiwillig
hier, wollte ihn Voldemort überlassen. Niemand wollte ihn, nicht mal Leute, die
dachten, mit ihm verwandt zu sein! Und Voldemort… nach dem einen Frühstück war
der auch nicht mehr aufgetaucht. Auf der einen Seite etwas, das Harry
erleichterte, auf der Anderen etwas, das ihm richtig weh tat.
Dieses Mal konnte sich
Percy ein Aufstöhnen doch nicht verkneifen. Wo genau hatte er selbst jetzt den
Faden so verloren? Wie konnte man von dem, was er erzählt hatte, auf diesen
saudummen Satz kommen?! „Würde ich dich nicht wollen, wäre ich dich sehr, sehr
schnell losgeworden, ich hätte dich schon am ersten Tag einfach umgebracht“,
sprach er ruhig, hob den Kopf des Kleinen zum gefühlten hundertsten Mal an.
„Ich...“, doch er hörte direkt auf zu sprechen, er ahnte irgendwie, dass auch
das nicht ankommen würde. Aber nun, es gab ja noch die ein oder andere Methode,
auf die man zurückgreifen konnte. Er blickte auf das kleine, miserabel
aussehende, verweinte Gesicht, nahm es mit zwei Händen und legte seine Lippen
mit leichtem Druck auf die Zitternden des Jüngeren. Nicht gerade das, was er
sich als erster Kuss gewünscht hatte, doch vermutlich der einzige Weg, um dem
Kleinen zu zeigen, wie ernst es ihm selbst war. Es war nur ein kleiner, ein
kurzer Kuss, da Neveo ja so schon kaum Luft bekam und zwar nun aufgrund der
Überraschung zu weinen aufgehört hatte, aber immer noch nach Atem rang, während
der dünne Körper geschüttelt wurde.
Und doch war es selbst für
Percy, der entgegen seines Rufes, durchaus seine freie Zeit in Hogwarts mit
einigen Eskapaden zugebracht hatte, etwas ganz Anderes als damals mit Penelope,
Oliver Wood oder all seinen anderen Spaßbekanntschaften, die für ihn nie
wirklich ernst gewesen waren. Dieser wenn auch noch so kurze Kuss hinterließ
eine auch für ihn neue Wärme in seiner Brust und dem Gesicht des Jüngeren nach
hatte auch der es gemerkt. Erst jetzt sprach Percy: „Ich will dich sicher nicht
loswerden und ich will nicht gehen“, versuchte er dem Jüngeren klar zu machen.
„Ich will einfach nur, dass du nichts tust, um dein Leben in Gefahr zu bringen!“
Verwirrt sah Harry zu dem
Älteren, der ihn aufhielt, ihn nicht wegrutschen ließ, stattdessen immer näher
kam. Würde der Andere ihn jetzt auch schlagen? Er wollte zusammenzucken, doch da
spürte er Lippen auf seinen. Ja, natürlich hatte er geküsst, ein Mal. Ein
Mädchen. Pavati, bei dem verdammten Ball, auf den er hatte gehen müssen, sie
hatte Cedric und Cho gesehen und hatte auf einen Kuss bestanden. Es war
irgendwie… eklig gewesen, er hatte es gar nicht gemocht, worüber Ron auch noch
gelacht hatte. Aber das hier, es…e s war anders gewesen! Für einen kurzen Moment
war ihm gar nicht mehr so schrecklich kalt gewesen! Er merkte kaum, wie er
aufhört e zu weinen oder wie seine Finger die Lippen nachfuhren, die immer noch
zu prickeln schienen. Aber das war nicht alles. Percy sagte, dass er nicht gehen
wollte!
„Versprich es mir“,
forderte Percy ruhig, er wusste, der Kleine wollte in die Arme genommen werden,
doch vorher musste er das Wichtige klären. „Versprich mir, dass du so was wie
heut nie, nie wieder tust, dich und mich so in Gefahr bringst.“
„Ich… ich hatte Angst!“,
wimmerte Harry, der sich nur wieder an den Älteren kuscheln wollte, da, wo es
warm war! „Ich…!“
„Du hattest aus einem mir
nicht so ganz klaren Grund Angst, dass ich nicht zurückkomme, das weiß ich“, gab
Percy zurück. „Nur nach dem, was ich dir gerade erzählt habe, solltest du
begreifen, dass ich nicht gehen werde. Ich verspreche es dir. Ich würde dich
nicht allein lassen, egal, was oder warum, solange ich lebe, würde ich
zurückkommen. Aber ich will auf keinen Fall, dass du dich noch mal so in Gefahr
begibst! Du wärest fast gestorben, durch das, was du mit Malfoy Junior getan
hast!“, ja, das war so ein wunder Punkt, er war gar nicht glücklich gewesen,
seinen Gefährten neben dem Spross des Mannes zu sehen, der neben dem Lord
selbst, wohl den meisten Einfluss hatte. Der dummerweise gut aussah und Neveo
vom Alter her viel näher stand, als er selbst.
„Er… er wär… gestorben“,
flüsterte Harry, senkte den Kopf erneut. Draco hatte sein Leben immer genossen,
hatte nie Angst gehabt, im Gegenteil zu ihm selbst, der den lustigen, fröhlichen
Jungen nur gespielt hatte, der es gehasst hatte, schon mit der Schule essen zu
müssen, dauernd von Anderen umzingelt zu sein. „Er… hat eine... Gryffindor
beschützt…“
Ja, da kam er wieder durch,
dieser Drang, alle und Jeden retten zu müssen. Gefallen musste es ihm trotzdem
nicht. „Wir hätten ihn gefunden“, sprach er, auch, wenn das nicht unbedingt wahr
war. „Versprich mir, dass du so was nicht mehr tust und das nächste Mal da
bleibst, wo ich es sage, wenn ich es sage! Ich will, dass du so was wie das
letzte Mal nie, nie wieder tust!“
„Ich… ich verspreche es“,
flüsterte Harry, panisch, dass Percy wieder wütender werden könnte, am Ende
vielleicht doch zuschlagen würde. „Aber… kann ich nicht als…?“
„Nein! Du wirst weder
morphen noch auch nur einen einzigen Schwebezauber, lumos oder nox benutzen, bis
dein magisches Level wieder mindestens normal ist! Das heißt, kein
Gestaltwechseln, es kostet dich zu viel Kraft“, erklärte der Rotschopf,
versuchend, ruhig zu bleiben.
„Aber… wenn … wenn du
wieder… zur Arbeit gehst…!“
„Dann wirst du erst mal
hier bleiben“, gab Percy ruhig zurück, sah, wie der Jüngere sich erneut starr
wurde, zu zittern begann. „Du kannst hier lernen, viele andere Kinder sind
inzwischen hier, mehr oder weniger die gesamte Schule, wenn ich so drüber
nachdenke, und…“
„Nein!“, schrie Harry, noch
bevor er selbst wusste, was er tat. „Nein, ich will nicht…! Nicht… nicht schon
wieder, so… so viele Leute! Sie wollen immer…. Immer was von mir, es…!“
Okay, noch ein Punkt, über
den Percy mit seinem Gefährten reden musste. „Dann lernst du allein, nur mit
Tutoren, dein Vater wird dir gern welche zur Seite stellen, wenn er nicht sogar
vieles selbst unterrichtet. Hier gibt es eine riesige Bücherei, einen großen
Garten. Und ich bin nie lang weg, ich arbeite nur sieben Stunden, ich komme nach
der Arbeit auch hierher.“ Er würde also nicht, wie sonst, in seiner kleinen
Wohnung bleiben, unter der Woche, sondern hier vollständig einziehen, aber in
dem Fall tat er es gern, er konnte so auch endgültig mit seiner Mutter brechen,
vermutlich auch mit seinem Vater und einem großen Teil seiner Geschwister, aber
das, was er hier hatte, war ihm ohnehin viel lieber.
„Allein..“, flüsterte Harry
nur. Er sollte allein bleiben, den gesamten Tag, durfte nicht, wie früher,
einfach als Leopard mitgehen. Nicht das erste Mal verfluchte er, dass er seinen
menschlichen Körper wiederhatte.
„Nein, du bist nicht
allein“, gab der Rotschopf zu wissen. „Ich bringe dich morgens zu deinem Vater,
du wirst so viel zu tun haben, dass du kaum merken dürftest, wenn ich weg bin.“
Es würde auch für ihn eine Umstellung sein, den Anderen nicht mehr dauernd im
Auge haben zu können und er wusste, es würde die eine oder andere Katastrophe
geben, aber erstens war es vielleicht nur für den Monat, den der Andere
brauchte, um seinen magischen Haushalt wieder zu stabilisieren und zweitens
brauchte Neveo sein eigenes Leben!
Sein Vater… Harry
schauderte. Voldemort. Der Mann, der sich nicht entscheiden konnte, ob er nun
als Schlangenmonster rumlief oder als ein Mann Mitte Dreißig. Jemand, der lang
versucht hatte, ihn umzubringen… Er sah Percy groß an, doch er wusste, in dem
Fall würde der Rotschopf nicht nachgeben. Er würde allein sein… Doch erst mal
wurde er wieder auf den Schoß des Älteren gezogen, langsam drang dessen Wärme zu
ihm durch, er merkte, wie er ruhiger wurde.
Nachdem das geklärt war,
nahm Percy den Jüngeren auf seinen Schoß, wickelte ihn fest in eine Decke ein,
da Neveo immer noch eiskalt war. Dann rief er eine Hauselfe, ließ sich eine
heiße Schokolade bringen, die er seinem Gefährten an die Lippen hielt. Der trank
auch brav ein wenig. „Wie willst du jetzt eigentlich genannt werden?“, fragte er
schließlich, das Bedürfnis habend, das Thema zu wechseln. „Ich würde dich nur
ungern bei einem Namen nennen, der nicht deiner ist, immerhin ist Harry Potter
im Alter von wenigen Wochen an einer Erbkrankheit gestorben und du hast einen
Eigenen“, bemerkte er. „Deine Mutter, deine richtige Mutter hat dich Zeon
genannt.“
Du,,, nennst mich Neveo“,
murmelte Harry müde, ließ sich gegen die sichere, warme, breite Brust
zurücksacken, die ihm half, sich wieder etwas zu beruhigen.
„Willst du, dass die
Anderen dich auch so nennen?“, fragte Percy, der sich richtig glücklich damit
fühlte.
Kurz überlegte Harry,
zuckte dann mit den Schultern. Es war nicht so, dass er noch groß an seinem
Namen hing. Er wusste ohnehin erst seit ein paar Jahren, dass weder Freak noch
Junge ein Rufname war und Harry war zu sehr mit dem Goldjungen behaftet. Es war
Gewohnheit, von sich selbst so zu denken. Damals war er einfach nur dankbar
gewesen, dass er nicht Freak war, doch nun war er auch froh, nicht der Kämpfer
für die Zauberwelt sein zu müssen und ihm gefiel Neveo, so war er nun wochenlang
gerufen worden. Zeon war ihm vollkommen fremd.
Percy grinste. „Gut, dann
sag ich den Anderen Bescheid, ab jetzt bist du ganz offiziell Neveo Zeon Riddle,
Sohn des dunklen Lords.“
Harry nickte einfach, er
bekam nicht mehr viel mit, war vollkommen erschöpft, es war endlich etwas
wärmer, seine Atmung beruhigte sich wieder.
Den Jüngeren die gesamte
Zeit streichelnd beobachtete Percy, wie sein Neveo wieder zurück in den Schlaf
dämmerte, nur sah er nun nicht mehr aus, als sei er halbtot. Trotzdem graute es
ihn jetzt schon. Er konnte, trotz der guten Beziehungen zu Fudge, nicht länger,
als weitere vier Arbeitstage hier bleiben, dann musste er zurück und er ahnte,
dass das sehr, sehr schwer werden würde. Er würde Neveo ja selbst gern
mitnehmen, aber das ging nun wirklich nicht. Er musste ja auch arbeiten und der
Jüngere konnte sich auch nicht den gesamten Tag langweilen, er musste lernen, er
mochte es nicht mit Anderen tun wollen, aber für sich selbst und im Notfall eben
allein. Schließlich, eine halbe Stunde später, schlief sein Gefährte wieder tief
und fest. Vorsichtig legte er Diesen zurück auf die weichen Kissen, um mit dem
Lord zu reden. Sie mussten endlich Irgendwas tun, um Neveo zu helfen! Es ging
nicht, dass der Junge so litt!
„Sev.“
Der Tränkemeister stöhnte
leise, rollte sich herum, doch die Decke verschwand trotzdem und das Bett wurde
kalt. Toll, da legte man zwei Heilerstürze binnen kürzester Zeit hin und durfte
nicht mal ausschlafen! Und warum? Weil der groooße Lord beschlossen hatte, dass
er die Blagen zu beschäftigen hatte, indem er unterrichtete! Er könne ja
nebenher einige andere Todesser ausbilden, Kinder zu lehren, aber vorerst solle
er das tun, da die Kinder ihn nun mal kennen und ihm bis
zu einem gewissen Grad trauen würden! Er wollte aber nicht! Er war
kaputt! Pot.. Riddle, whoever, hatte sich ein weiteres Mal fast erfolgreich
selbst gekillt, sein Patenkind hatte Dasselbe mit einem lächerlichen Stunt
geschafft, der so gryffindor war, wie es nur ging und er war erschlagen! „Lass
mich!“, knurrte er. „Will schlafen! Kinder können sich selbst in die Luft jagen!
Müde! Decke! Jetzt! Sofort du Sklaventreiber!“
„Dunkler Lord,
Sklaventreiber gehört zu meinem Job“, gab Tom trocken zurück. Oh, er verstand
seinen Geliebten, der Mann war am Ende, er hatte auch nicht vor, Diesen jetzt
unterrichten zu lassen, er wollte keine Toten, nur weil Sev sich nicht
beherrschen konnte und ungehorsame Kinder ins nächste Leben avadaen würde, doch
es gab Dinge, die lagen ihm zu sehr am Herzen, als das er sie schleifen lassen
konnte und das letzte Gespräch mit Percy vor einigen Minuten steckte ihm immer
noch in den Knochen. „Bitte, es geht nicht um Unterricht oder die Kinder hier.“
Gut, das klang ernst genug
beschloss Severus, setzte sich auf und rieb über seine Augen. „Was ist nun schon
wieder los?“, grummelte er. „Hat dein Sohn schon wieder was angestellt? Er
sollte nicht mal ohne Hilfe sitzen können, selbst, wenn er wach wäre“, meckerte
der Tränkemeister, der sich nicht vorstellen konnte, was sonst los sein könnte.
Das war im Moment das Einzige, was Tom in panische Aufregung versetzen konnte.
„Ich habe gerade mit Percy
gesprochen…“
„Und?“, fragte Severus
weiter.
„Percy sagt, der Junge
hätte wohl nicht verstanden, was es bedeutet, Gefährten zu sein und hat bisher
noch nicht mal bemerkt, dass sie so was sein müssen und selbst nachdem er es
erklärt hat, hatte er nicht das Gefühl, dass mein Sohn es verstanden hat“, gab
Tom leise zurück, setzte sich selbst wieder auf die Matratze und rieb sich über
das Gesicht.
Das Einzige, was Severus
tun konnte, war die Augen zu verdrehen. Und dafür wurde er geweckt? Super!
Potter machte selbst jetzt noch, ohne ein Potter zu sein, nichts als Ärger!
„Tom, der Bengel wurde sein Leben lang misshandelt und verlassen, Berührungen
kennt er von Schlägen! Glaubt ihr Beide, Weasley und du, dass das Alles mal
schnell eben so verschwindet, nach ein paar netten Worten und Gesten? Nur, weil
er ein paar Mal nicht geschlagen worden ist? Natürlich glaubt er nicht,
natürlich versteht er nicht!“
„Und was sollen wir dann
tun?!“, fragte Tom, durchaus ein wenig verzweifelt. Er wollte doch nur seinen
Sohn, den er ohnehin schon mit Percy teilen musste, in den Arm nehmen können,
ohne die panischen Blicke oder das Zucken, wie bei der Schlacht!
Mühsam arbeitete Severus
sich aus dem Bett, stand auf und streckte sich, dachte an sich selbst, wie lange
er gebraucht hatte, um nicht hinter Allem Fallen oder Berechnung Anderer zu
sehen. „Zeit“, gab Severus zurück. „Man kann einem misshandelten Kind immer
wieder sagen, dass man ihm nichts tut, das Kind wird es erst glauben, wenn über
einen langen Zeitraum hinweg nichts geschieht. Und damit meine ich nicht die
paar Wochen, die er als Tier rum gelaufen ist, die zählen nicht, denn er sah
sich in der Zeit selbst nicht als Mensch. Er ist in diese Gestalt geflüchtet,
weil Tiere weniger schlecht behandelt wurden, als er. Nun, wo er wieder Mensch
ist, muss er erst begreifen, dass wir ihm auch in diesem Körper nichts tun. Hört
endlich alle auf, Wunder zu erwarten!“
„Aber es muss doch was
geben, was man tun kann…!“
„Tom, du bist sein Vater,
wie oft warst du bei ihm? Ein Mal? Zwei? Geh zu ihm, rede mit ihm, erzähl ihm
was, bring ihm was bei, was weiß ich, mach was mit ihm! Zeig ihm, dass du ihn
nicht verachtest und für schwach hältst! Das würde ihm schon ganz gut tun, er
mag noch Angst vor dir haben, aber die hat er vor Jedem! Weasley muss doch
irgendwann wieder zur Arbeit, wenn der weg ist, sei du für deinen Sohn da!“
Tom beobachtete, wie sein
Geliebter, der selbst zu viel Erfahrung mit körperlicher Misshandlung gemacht
hatte, im Bad verschwand, zweifellos, um wacher zu werden und sich zu waschen,
während er nachdachte. Ja, es klang logisch, was Sev gesagt hatte. Er würde viel
tun, für sein Kind, er wollte, dass der Junge fröhlich wurde, sich hier wohl und
vor Allem sicher fühlen konnte.
Nur etwas nagte an ihm. Der
Junge wollte Neveo genannt werden, nicht Zeon. Er wollte bei dem Namen gerufen
werden, den Percy ihm gegeben hatte. Nun, den Namen hatte er die letzten Wochen
gehört, Zeon war ihm vollkommen fremd und er selbst hatte gesagt, er würde dem
Kind die Wahl lassen, seine Frau, wäre sie noch am Leben, wäre mit allem
zufrieden, solang es eben nur gut für ihren Sohn war. Und wenn er ehrlich war,
er hatte ihn damals fast nur kleiner Prinz genannt, er würde vermutlich wieder
Dasselbe tun.
Zufrieden mit dem Schluss
schloss Tom die Augen, zumindest einen Augenblick, bevor er aufstand und den
Vorhang vor dem Gemälde wegzog, in das lächelnde Gesicht seiner Frau blickte.
Ja, er nahm an, sie war nun wohl nicht mehr ganz so unzufrieden mit ihm, nun, wo
er zumindest das Kind wiedergefunden hatte. Oh, er hatte noch Einiges wieder gut
zu machen, aber nun hatte er auch die Gelegenheit dazu. Vor Allem nun, wo
Dumbledore so dastand, wie er es tat.
Ja, der Überfall der
Phönixe auf Kinder war nicht gut angekommen, denn beim Befragen der
gefangengenommenen Mitglieder hatte die selbstverständlich erzählt, dass
Dumbledore den Tod der Kinder befohlen und Kollateralschaden an anderen Kindern
in Kauf genommen hatte. Seither hatte die normale Bevölkerung eine regelrechte
Hetzjagd auf Ordensmitglieder begonnen, die er schon regelrecht erheiternd fand,
wenn Tom ehrlich sein sollte. Es war ein Kinderspiel, nun das Ministerium zu
übernehmen, vor Allem, da Fudge nur darauf wartete, dass er es forderte. Aber
wie gesagt – Alles zu seiner Zeit. Dumbledore mochte nicht mehr viel Einfluss
haben, doch es war noch immer zu viel, er würde warten, bis die Reporter noch
mehr Dreck ausgehoben hatten.
„Tom?“, fragte Severus. Er
war schon seit mehreren Minuten aus dem Bad zurück, doch der Andere saß nur
gefährlich dämlich grinsend auf dem Bett.
„Ah“, stellte Tom fest,
zwang seine Gedanken zurück in die Gegenwart. „Sag, meinst du, mein Kleiner kann
mit den anderen Kindern in den Unterricht?“
„Bist du wahnsinnig
geworden?“, fragte Severus ungläubig. „Der Junge ist schon mit wenigen Menschen
vollkommen überfordert! Wenn du ihn jetzt, mit einer neuen Identität diesen
Krähen zum Fraß vorwirfst, wird es nur noch schlimmer! Denk doch mal nach, bevor
du was sagst! Er hasst Aufmerksamkeit, er wollte nie der Junge der lebte sein
und als dein Sohn hat er dasselbe Interesse! Ja, er braucht Freunde, aber noch
viel mehr braucht er Zeit!“
Okay, so hatte Tom das auch
noch nicht gesehen. Natürlich wusste er von den Freunden des Jungen, die
Zwillinge, Percys beide Brüder, das Lovegoodmädchen, mit dem er sich unterhalten
hatte und die nun mit dem Longbottom-Jungen auch hier untergebracht war, um
weiter zu lernen. Aber das genügte Tom nicht. Er wollte, dass sein kleiner Prinz
auch Jemanden aus seinen eigenen Reihen hatte, sicher, da war Percy, aber der
war wohl eher kein einfacher Freund, der war etwas, das ihn immer noch ärgerte.
Nun, sein Sohn hatte Draco Malfoy das Leben gerettet, Malfoys nahmen eine
Lebensschuld sehr ernst, er würde mit dem jungen Mann sprechen, das wäre eine
gute Möglichkeit, die Jungen waren fast gleich alt und Lucius‘ Sohn an und für
sich sehr umgänglich. Nun, das hatte Zeit bis später. Erst andere Dinge.
„Sev, ich möchte, dass du
mit Neveo sprichst“, zwang er sich selbst, den neuen Namen zu akzeptieren.
„Sobald es geht, in ein paar Tagen, wenn Percy wieder zur Arbeit muss. Dass du
ihm sagst, dass ich ihm nichts tun will, danach könnten wir zusammen essen. Der
Junge braucht auch Tutoren, denen ich vertraue, was dich zu seinem Lehrer in
Tränken machen wird und da er eine natürliche Heilbegabung zu haben scheint,
auch dafür. Ich selbst werde ihm die dunklen Künste und die Verteidigung zeigen,
Lucius wollte demnächst anfangen, Draco im Nahkampf und im Kampf mit Waffen zu
unterrichten, ich werde ihm sagen, dass er warten soll, bis Neveo wieder fit
genug ist, um auch mit zu machen, Herbologie werd ich Rudo übertragen, da kann
Longbottom auch mitmachen, ich denke Runik und Arithmetik kann Luc auch noch
machen. Mein Sohn soll von den Besten lernen.“
„Wenn ich mich geehrt
fühlen sollte, das ging in die Hose“, merkte Severus nur kühl an. Er hatte nie
unterrichten wollen und auch wenn es nur um einen Schüler ging, war es für ihn
kein Spaß. Vor Allem, da es der Sohn des Mannes war, den er liebte und der
schwer gestört war, er würde den Andren auch noch therapieren müssen. Dabei
hatte er doch nur seine Ruhe haben wollen!
„Sev, bitte“, sprach Tom
ruhig. „Der Junge ist mein Nachfolger, er braucht…“
„Tom! Hör dich mal selbst!
Dein Sohn ist ein schwer traumatisierter Jugendlicher, der keinerlei Tendenzen
dazu zeigt, ein Führer zu werden! Er mag den Kind sein, aber sicher nicht dein
verdammter Nachfolger und wir wissen nicht, ob er sich je so entwickeln wird!
Wir können froh sein, wenn er was findet, das er mal tun kann! Wenn du einen
Nachfolger willst, nimm um Merlins Willen Weasley, aber nicht ihn! Bürde ihm
nicht noch mehr auf! Er würde nur dauernd in panischer Angst leben, dich zu
enttäuschen! Denk, bevor du dich in so einen Müll reinredest!“
Im ersten Moment wollte Tom
den Jüngeren schlagen für diese Worte, bis ihm klar wurde, dass Sev zweifellos
Recht haben dürfte. Ja, vermutlich würde er Neveo vollkommen überfordern, der
Junge war noch nicht soweit, würde es vielleicht auch nie sein. Nun, erst mal
konnte er froh sein, wenn der Kleine neben ihm stehen würde. Über Nachfolge
konnte man sich dann Gedanken machen, wenn es soweit war, er war noch jung für
seine Art, hatte viele Jahre vor sich. Sollte zwischenzeitlich etwas Anderes
geschehen, war da wirklich sein Schwager, der Führungsqualitäten und Ruhe in
sich trug. Kein Grund, den Jungen, der so viel durchgemacht hatte, unter Druck
zu setzen. „Komm, gehen wir essen. Ich muss mit Lucius sprechen und den Anderen
Bescheid sagen, dass sie neue Aufgaben haben.“
„Ahhh“, murmelte Draco,
sackte erleichtert etwas in sich zusammen. Die Schmerzen ließen nach, als der
Heiler, der aus St. Mungos gekommen war, einige Zauber sprach und das Wichtigste
– die widerlichen Narben verschwanden fast vollständig, waren statt dicker,
hässlicher Wulste nur noch dünne, schlanke Linien, mit denen man künftig sogar
angeben konnte. Er stand wieder auf, streckte sich und wusste, dass der Heiler
raus geführt wurde. Das war besser.
Ganz generell fühlte Draco
sich auch wieder kräftiger. Noch nicht wieder wirklich gut, aber entschieden
kräftiger. Er wusste, bald würden seine Eltern auch darauf bestehen, wieder zu
lernen. Nun, zumindest musste er nicht mehr nach Hogwarts, der Lord hatte in
einem Nebengebäude seines Herrenhauses eine neue Schule eröffnet, die fast alle
Slytherins besuchten, sowie ein Teil der Kinder aus anderen Häusern. Viele
ehemalige Schüler von Hogwarts waren auch zu ihren Eltern zurückgeschickt
worden, wenn die das wollten. Aber viele waren auch geblieben, da die Mütter und
Väter sonst nicht wussten, wo ihre Kinder ausgebildet werden sollten.
„Besser?“, fragte Lucius
ruhig, musterte seinen Sohn, der nun doch entschieden fitter wirkte, aber er war
nicht bereit gewesen, jeden Heiler an den Jungen zu lassen, seinen Erben, seinen
Stolz, sein einziges, so gut geratenes Kind.
„Danke, Dad“, lächelte
Draco und nickte. „Wann kann ich wieder mit den Anderen lernen?“, fragte er
sofort weiter. „Ich vermisse meine Freunde.“ Und es war seltsam, mitten im
Schuljahr nicht zu lernen, wenn er ehrlich war, denn er mochte es zu lernen. Er
wollte irgendwann selbst ein großer Heiler und Tränkemeister werden, wie sein
Patenonkel. Er mochte auch Politik und hatte ein gewisses Talent
darin, doch er fürchtete, so gut wie der Ältere würde er in seinem Leben
nicht werden.
„Ich denke, in ein oder
zwei Tagen“, gab Lucius zurück. „Ich werde dich dann mitnehmen. Und du hast
einen Auftrag, der vom Lord selbst kommt.“
„Ich…?“, fragte Draco
sprachlos. „Er… er hat mich..? Ich bin doch…!“
„Er hat dich gewählt, für
eine große Ehre, die dich sehr weit bringen kann, wenn du deine Sache gut
machst“, bestätigte der Langhaarige, setzte sich hin, rief eine Hauselfe und
bestellte das Mittagessen, nahm dann den Kelch mit dem edlen Wein, schwenkte
ihn, roch daran und genoss den ersten fruchtigen Schluck. „Es mag sich nicht
nach viel anhören, aber glaub mir, es zeugt von großem Vertrauen des Lords in
unsere Familie.“
„Dad, was will er, das ich
tue?“, fragte Draco, der immer nervöser wurde. Er konnte nicht fassen, dass er
mit seinen fünfzehn Jahren eine wichtige Aufgabe übertragen bekommen sollte!
„Er möchte, dass du seinem
Sohn ein guter Freund wirst“, gab Lucius die ersehnte Antwort. „Unser Lord hat
lang gedacht, sein Kind ist tot, es ist nun doch wieder aufgetaucht. Er ist so
alt wie du und sieht doch sehr jung aus, er ist etwas verschreckt und
schüchtern, er war jahrelang in der Hand des Lichts und wurde dort entsprechend
schlecht behandelt. Und doch hat er ohne zu zögern dein Leben gerettet und dabei
obendrein seines fast verloren. Du kannst, indem du sein Freund und Vertrauter
wirst, auch deine Lebensschuld bei ihm begleichen. Bedenke, du bist der Einzige,
neben einigen Anderen, denen der Lord Kontakt zu seinem Kind erlaubt.“
Im ersten Moment wollte
Draco fragen, ob sein Vater ihn verarschen wollte und ob der Mann dachte, dass
diese Umschreibung für Babysitter auch nur irgendwas von Wichtigkeit hatte, doch
dann kam es auch ihm. Es stimmte, der Sohn des Lords, der junge Lord, der junge
Prinz, der Nachfolger des Mannes, der bald der alleinige Herrscher über die
magische Welt sein würde, war lang verschwunden gewesen, hatte sicher nie
wirklich gute Freunde gehabt. Es war eine Machtposition, die ihn auch in die
Regierung bringen, ihm alle Türen öffnen könnte. Und vielleicht würde daraus
wirklich noch eine Freundschaft werden. Immerhin – der Junge hatte sein Leben
mal einfach eben so gerettet, scheinbar mit einem Zauber, der so schwer gewesen
war, dass er dabei fast gestorben war. Es war ein Vertrauensbeweis, für den
Leute wie Blaise oder Theo morden würden. „Kennst du ihn?“, fragte er daher
seinen Vater.
„Vom Sehen“, wich Lucius
aus. „Er ist wie gesagt, recht klein für sein Alter, ich habe auch seine
Verletzungen gesehen, er ist der Grund, warum es Sev und Greg nicht gut ging und
Beide sind starke Heiler. Aber er scheint sehr friedfertig geblieben zu sein, er
ist sehr schüchtern, sieht unserem Lord recht ähnlich – und ich werde euch beide
unterrichten, erst mal nur in Transfiguration und Arithmetik, später auch im
Kampf Mann gegen Mann, wenn es dem jungen Prinzen körperlich so gut geht, dass
er Anstrengungen vertragen wird.“
„Geht es ihm… so schlecht?“
„Nun, der junge Prinz hat
sich entgegen der Befehle mit auf das Schlachtfeld geschlichen und auch nachdem
Sev und Greg an ihm gearbeitet haben, war er nicht wirklich gesund. Darum hat
ihn deine Rettung fast umgebracht. Körperlich ist er im Moment noch sehr schwach
und es wird auch deine Aufgabe sein, darauf zu achten, dass er bis wir es
erlauben, kleine Magie einsetzt, das wirst du für ihn tun, bis er es kann“,
präzisierte Lucius ruhig, dachte an den kleinen, zerbrechlichen Jungen, den er
nur zwei, drei Mal gesehen hatte und den er kaum mit Harry Potter in Einklang
bringen konnte. Schon gar nicht jetzt, wo keinerlei Ähnlichkeit mehr mit seinem
alten Aussehen bestand. Der junge Prinz weckte selbst in ihm unbekannte
Beschützerinstinkte.
Autsch. Wenn sein Vater so
aussah, war es schlimm. Der Junge musste grauenhaft beieinander sein, wenn er
sogar Onkel Sev und Blaises Vater einen Heilersturz gehabt hatten. „Ich… werde
mein Bestes geben, Vater, ich verspreche es, ich will dem jungen Prinzen ein
guter Freund und Gefährte sein und den Lord zufriedenstellen.“
„Gut“, nickte Lucius knapp.
„Nichts Anderes habe ich von dir erwartet. Und jetzt iss und dann ruh dich aus,
lern etwas, in ein paar Tagen bringe ich dich zur neuen Schule.“
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