3. Kapitel
„Luna! Was machst du denn
hier?!“, fragte Neville überrascht. Es war sehr früh am Morgen, kurz vor dem
Zeitpunkt, wenn die Blüten im dritten Treibhaus sich öffnen würden. Er liebte
dieses Schauspiel, war deswegen häufig da, half auch Madame Sprout aus, indem er
hier das Gießen und oft das Düngen übernahm, bevor es in der Halle auch nur das
Frühstück gab. Und seit Harry nicht mehr Harry war, sah er keinen Grund, im
Schlafraum zu bleiben. Er hielt die beißenden Kommentare nicht mehr aus. Die
Stimmung im Turm war geladen mit Spannungen, ein Funke und Alles würde ihm da um
die Ohren fliegen. Er zog es vor, dann nicht vor Ort zu sein, wenn er ehrlich
war.
Das blonde Mädchen sah mit
ihren wie immer leicht bewölkten Augen auf, lächelte den Neuankömmling an.
„Neville. Ich wusste, dass du kommen würdest“, erklärte sie. Seit den Ferien war
es sehr schwer, mit Leuten zu reden, die nicht aus dem eigenen Haus waren. Die
Feindschaften waren inzwischen wirklich lächerlich geworden, die Slytherins
waren bestenfalls Ausgestoßene, daran änderte auch Snape nichts, der Mann wurde
auch von den Lehrern gemieden, nicht, dass das dem sonderlich aufzufallen
schien.
„Du wolltest mit mir
reden?“, fragte Neville, der seine Kanne abstellte und sich zu der Jüngeren
setzte. „Was gibt es?“
„Es geht um ihn“, erklärte
Luna ruhig, lächelte etwas. Sie hatte Harry nie Harry genannt, sondern meistens
Flocke. „Ich hab heut Nacht von ihm geträumt.“
„Harry benimmt sich
furchtbar“, murmelte Neville, der richtig enttäuscht gewesen war.
„Der Junge, der hier ist,
ist nicht Flocke“, erklärte Luna ruhig. „Flocke hat es endlich geschafft, sich
vom Wind davon tragen zu lassen“, erklärte Luna, mit einem Runzeln auf der
Stirn. Warum sah Neville nicht, was so offensichtlich war? „Hier in deinem
Schlafsaal ist nicht unser Flocke, nur Jemand, der gern mehr wäre als er ist.“
„Was…?“, flüsterte Neville
verdattert, bevor ihm die Kleinigkeiten durch den Kopf gingen, die ihm
aufgefallen waren. Harrys plötzliches Angeben, die Art, wie er Geld um sich
warf, was er früher nie getan hatte, wie er Leute verletzte, wie er erwartete,
von Allen hofiert zu werden, er wollte sogar, dass Andere seine Ausaufgaben
machen und dauernd nahm er Tränke! Tränke! Polysaft! „Wo… wo ist dann der echte
Harry?!“
Wieder lachte Luna leise.
„Harry hat es nur sehr kurz gegeben, er war ein sehr krankes, kleines Kind,
Flocke ist sicher, vielleicht das erste Mal in seinem Leben.“
„Manchmal verstehe ich dich
nicht“, stellte Neville fest, doch er fühlte sich ruhiger, nun, da er wusste,
dass nicht Harry ihn so angeschnauzt hatte und der Junge irgendwo war, wo ihm
nichts geschehen konnte.
Luna zuckte mit den
Schultern. „Ich darf nicht zeigen, dass der Vorhang sich für mich lichtet, sonst
werde ich das Schicksal meiner Mutter teilen“, gab sie ruhig zurück. „Ich wusste
schon immer mehr, auch über Flocke, doch es ihm damals zu sagen hätte ihn
zerstört. Das konnte ich nicht tun. Also habe ich geschwiegen und die Komische
gespielt. Du warst der Einzige, der sich nie hat täuschen lassen, Nev. Und du
magst Flocke, darum habe ich es dir sagen wollen.“
„Danke“, gab Neville ruhig
zurück. „Ich… glaub, ich fühl mich besser, als seit Wochen“, stellte er fest,
schloss die Augen. Denn auf ein Mal wusste er, wer der angebliche Harry sein
musste, er hätte es wirklich eher erkennen sollen. Ron Weasley, der endlich mal
selbst der Held, statt der Sidekick sein konnte. Weasley hatte ihn nie gemocht,
ließ es ihn nun deutlich spüren, unter Anderem damit, dass Niemand mit ihm zu
reden hatte, wenn er weiterhin in den guten Karten des Helden der Zauberwelt
stehen wollte.
„Warte“, bat Luna, als sie
sah, dass Neville aufstand. „Das ist nicht der einzige Grund, warum ich hier auf
dich gewartet habe!“
„Was?“, fragte Neville,
setzte sich wieder hin. „Du bist ja vollkommen aufgelöst.“
„Ich… morgen… ist
Hogsmaedewochenende, nicht wahr?Ҥ
„Ja, das weiß ich.“
„Ich… ich weiß, wenn ich
zurückkomme, wird Dumbledore auf mich warten, er will, dass ich für ihn arbeite,
wenn ich das nicht tue, was ich nicht vorhabe, dann… will er mich umbringen, es
wird aussehen, wie ein Unfall. Ich werde nicht zurückkommen und du… solltest es
auch nicht tun, denn du wirst der Nächste sein. Flocke würde das nicht wollen,
er wartet auf uns, bei ihm sind wir sicher, bitte, komm mit mir, nur zusammen
können wir unbemerkt so weit kommen, sie werden denken, wir wären irgendwo in
einer Ecke und… würden Unanständiges tun.“
„Ich…? Warum ich?“, fragte
Neville verwirrt. „Ich bin vollkommen unbedeutend.“
„Das bist du nicht“,
konterte Luna. „Du bist ein Erdelementar, du bist eine Waffe, wie Flocke es ist.
Deine Großmutter kann sich kaum um dich kümmern, sie wird vermutlich nicht mal
merken, wenn du fehlst, mein Vater… weiß schon Bescheid, er würde uns morgen
abholen und mit uns zu einem Platz gehen, von dem wir an einen sicheren Ort
kommen.“
„Hast…. Du das gesehen?“,
fragte Neville leise, es alles nicht fassen könnend.
Luna nickte. „An Flockes
Seite sind wir sicher. Dann werden wir endlich erfahren, was wirklich vorgeht
und wir können entscheiden, was wir tun werden. Bitte… begleite mich, ohne dich
kann ich nicht gehen.“
Neville lächelte etwas. „Du
weißt, dass ich mitkommen werde“, gab er nur zurück. Er wusste, seine Großmutter
sah nur ihren eigenen Sohn, hielt ihn für schwach und seine Faszination für
Pflanzen für lächerlich, da er ein Reinblut war, sie würde ihn nicht vermissen,
sie lebte ohnehin schon seit mehr als einem Jahr fast nur noch in ihrer
Phantasiewelt. „Ich hoffe, es geht Harry gut.“
„In ein paar Tagen werden
wir uns davon überzeugen können“, gab Luna zurück, stand auf, half dem Anderen
und nahm stumm die zweite Gießkanne.
Es war früh am nächsten
Morgen, als Percy wieder aufwachte, nicht zwangsläufig wach, aber merkend, dass
es seine übliche Aufstehzeit war. Gegen sieben Uhr morgens. Die Zeit, in der er
sich duschen, anziehen und fertig machen musste, um zur Arbeit zu gehen. Er
seufzte, hielt die Augen geschlossen. Er hatte wirklich keine Lust, sich wieder
mit den Idioten im Ministerium herumzuschlagen, die den Minister meist umgaben.
Aber er musste, der Mann verließ sich auf ihn und…
Stopp!
Heute nicht! Heute musste
er einen Tag krank machen! Er konnte unmöglich zur Arbeit gehen, nicht bevor er
heut einige Dinge geklärt hatte! Er bewegte seine Hand etwas, spürte den Anderen
unter den Fingern. Sein kleiner Gefährte. In seinem menschlichen Körper. Das
brachte Percy dazu, die Augen zu öffnen, er blickte zu dem Kleineren, von dem
man nicht viel mehr sah, als die vom Schlaf wirren, dunklen Haare. Allerdings
spürte der Rotschopf auch, dass der Andere sich immer noch an seinem Hemd
festkrallte. Was ihm wieder diese verweinte, zittrige Stimme in Erinnerung rief,
die ihn angebettelt hatte, nicht zu gehen, im Glauben, allein gelassen zu
werden. Dazu kam, dass der Kleine nicht wusste, dass er nicht Harry, sondern ein
ganz Anderer war. Und Percy musste es ihm erklären, gleich nach einem kleinen
Frühstück, denn dann musste er auch zu Tom und Diesem sagen, dass der so
verzweifelt gesuchte Sohn die gesamte Zeit seit dessen Verschwinden absolut
sicher gewesen war, nur um sich dann zweifelsfrei bedrohen zu lassen, weil er
den Anderen ja schon gezeichnet hatte. Er fegte vorsichtig die Haare beiseite,
bis er den Hals des Jüngeren sah, es dauerte auch nicht lang bis er, genau am
Ansatz des Halses, die Bissspuren sah, er führ leicht darüber, was dazu führte,
dass der Kleine sich tiefer in seine Arme kuschelte, ohne auch nur Spuren von
Erwachen zu zeigen.
Gerade, als Percy seinen
Bruder mit einem Zauber aus dem Bett werfen wollte, öffnete sich die
Schlafzimmertür von selbst, er runzelte die Stirn, denn es war nicht George, der
da stand, sondern… „Fred, ich dachte, du bist im Regenwald“, stellte er
irritiert fest.
Fred lächelte einfach, trat
leise ein und schloss die Tür hinter sich. Auf seinen Armen hatte er zwei kleine
Stapel, ein Mal Kleidung von Percy, die sie hier gehabt hatten, der Andere waren
Sachen, die George und ihm zu klein waren, gut, sie würden Harry immer noch zu
groß sein, aber nicht so sehr, wie die Dinge von Percy. „Ich bin heut Nacht
zurückgekommen, weil alle meine Beutel voll waren, trotz Erweiterungszauber. Und
dann hab ich Georgie vollkommen besoffen im Wohnzimmer gefunden, er hat mir
erzählt, was passiert ist“, führte er aus. „Ich hab heut Nacht auch nach euch
beiden gesehen.“
Percy seufzte, er richtete
sich etwas auf, darauf achtend, den Kleineren nicht loszulassen, da der sofort
zuckte. „Weißt du, warum er so eine Angst davor hatte, mir die Wahrheit zu
sagen?“ Er hatte immer gedacht, Neveo klar gemacht zu haben, dass ihm egal war,
wer unter dem Fell steckte. „George meinte, du wüsstest das besser und es ist ja
selten, aber das hab ich ihm unbesehen geglaubt.“
Leise seufzend setzte Fred
sich auf die Matratze, streckte seine Hand in Richtung seines kleinen Freundes
aus, zog sich aber wieder zurück, als er Percys warnenden Blick sah. „Weil außer
George, mir, Neville und ein, zwei Anderen nie Jemand für ihn da war, wenn es
brenzlig wurde. Sie haben außer seiner Narbe nie was gesehen, seine Schmerzen,
seine Angst, seine Fast-Abhängigkeit vom Traumlostrank, seine Alpträume. Es war
den Leuten egal, sie haben nur Harrys Maske gesehen. Und dann… kam Cedric, der
Harry helfen wollte und dann war Cedric tot. Harry hält sich selbst für
abstoßend. Ich hab ihn mal beim Duschen gesehen, weil ich nachts wach geworden
bin und Jemanden im Bad gehört hab. Ich bin der Einzige, der es weiß, aber… er
hat schreckliche Narben. Narben, für die er sich schämt. Selbst unsere Mutter
hat nie was unternommen, um ihn zu helfen und wenn sie dachte, Niemand sieht
hin, hat sie Harry angesehen, als wäre er was Giftiges.“
„Also weiß sie es“, stellte
Percy hart fest, der es nun bereute, die Frau damals nicht gefangen genommen zu
haben.“
„Sie weiß was?“, fragte
Fred verwirrt.
Percy schüttelte den Kopf.
„Ich muss es ihm nachher sagen, dann könnt ihr zuhören“, gab er knapp zurück.
„Kannst du was zu Essen auf den Tisch bringen, deinen Bruder wecken, ihn
ausnüchtern und in ein, zwei Stunden im Wohnzimmer sein? Ach ja, und sag bitte
an meinem Arbeitsplatz, dass ich heut krank bin und erst nächste Woche
zurückkommen werde.“
Gut, egal, was da kam, es
musste wohl heftig sein, bedachte man, dass Percy sich gerade ganze zwei Tage
frei nahm! Also nickte er und zog sich wieder zurück.
Percy wartete, bis der
Andere wieder draußen war, sah dann in seine Arme, wo sein Kleiner noch schlief,
aber immer unruhiger wurde. Er strich mit dem Finger über die Wange, die noch
immer die Spuren der Tränen der vergangenen Nacht zeigte, wartete, bis die Augen
schließlich endlich aufflatterten. „Guten Morgen, Neveo“, sprach er leise, nicht
bereit, den Jungen beim Namen eines Toten zu nennen.
Er fühlte sich besser,
stellte Harry fest, er fühlte sich sogar warm, nicht so kalt, wie die letzten
beiden Tage. Es dauerte, bis schließlich auch wieder der Rest zu ihm zurückkam,
wie er gebettelt hatte, dass Percy tatsächlich nicht gegangen war. Nun merkte er
erst, dass er gehalten wurde, eigentlich nicht mehr lag, sondern eher saß.
Vielleicht sollte er doch endlich die Augen öffnen, sehen, ob er das nur
geträumt hatte, nur, um es zu wissen. Er zwang sich, die Lider etwas zu heben,
stockte aber dann, als er die ruhige, tiefe Stimme über sich hörte. „P..P…“
„Ja, ich bin es“, gab Percy
ruhig zurück, er setzte den Jüngeren so, dass er dessen Gesicht zu sich heben
konnte. „Ich bin nicht gegangen, wie ich es versprochen habe“, erklärte er,
lächelte etwas und strich, wie nebenbei, über das Bissmal, merkte, wie sein
Kleiner sich sofort etwas weiter entspannte, lächelte etwas breiter.
Oh Gott! Was… was sollte
Harry denn jetzt tun? Wie sollte er sich verhalten? Er… er hatte doch keine
Ahnung! Immerhin war Percy bei den Todessern und er war
Harry-blody-fucking-Potter!
Percy seufzte leise, als er
sah, wie der Jüngere sich verschloss, offensichtlich nicht in der Lage, mit
dieser Situation umzugehen. Er strich über dessen Haare, hob den gesenkten Kopf
wieder an. „Komm“, bat er. „Du musst aufstehen, Fred hat dir ein paar Klamotten
raus gesucht, du trägst immer noch deine Schuluniform. Geh ins Bad und dusch
dich, danach frühstücken wir und anschließend werde ich mit dir reden und du
kannst mir jede Frage stellen, die du willst, aber Kleiner…. Bitte versuch
nicht, zu morphen. Du warst zu lang in deiner zweiten Gestalt, das hat dich
sehr, sehr viel Magie gekostet. Ich will nicht, dass du krank wirst. Versprichst
du mir das?“ Er sah auf das Halsband, das der Jüngere immer noch trug, überlegte
sich, es abzumachen, entschied sich aber ganz egoistisch erst mal dagegen, da er
es toll fand, dass Neveo seinen Namen um den Hals trug.
Froh, eine einfache, wenn
auch komische Anweisung bekommen zu haben, nickte Harry, er ließ sich
aufrichten, doch es fiel ihm unheimlich schwer, den Älteren loszulassen, er sah
sich immer wieder gehetzt um, als der ihn, mit dem Stapel Kleidung, ins Bad
brachte, konnte sich dann doch nicht zurückhalten und griff nach dessen Ärmel.
„Kleiner“, beruhigte Percy
den Jungen, der erneut nach ihm gegriffen hatte. „Es ist gut, ich bin da und ich
werde da sein, wenn du wieder aus der Dusche kommst“, versprach er, nahm das
Gesicht des Jüngeren zwischen seine Hände. „Ich habe es dir schon oft genug
gesagt, du bist mein kleiner Neveo und es ist mir egal, was sonst ist. Ich
wollte es nur wissen, um dich schützen zu können und jetzt weiß ich, wen ich
umbringen muss, wenn er auftaucht.“ Er lächelte etwas. „Du bist immer noch ganz
verweint. Geh, wasch dich, ich helfe Fred beim Frühstück.“ Er wartete, bis der
Kleine schließlich endlich ins Bad ging, die Tür aber offen ließ und in voller
Kleidung in die Dusche stieg, bevor er begann, sich auszuziehen.
Percy schüttelte den Kopf,
ging schnell zurück ins Zimmer, sprach einen Reinigungszauber und wechselte
seine Kleidung, bevor er raus ging und Fred half, den Tisch zu decken. Er konnte
George in der Küche werkeln hören. Nun, beim Brot schneiden, Butter raus stellen
und Wurst auf einem Teller anrichten konnte ja nicht viel geschehen.
„Perc?“, fragte Fred, hob
eine Augenbraue. „Was ist?“
„Ich mache mir Sorgen. Ich
hab von Anfang an angenommen, dass er gefoltert wurde, aber… nicht, dass man ihn
derart gebrochen hat“, stellte er leise fest, setzte sich schließlich auf den
Stuhl, den er meist für sich beanspruchte.
„Uns hat ja Niemand
geglaubt“, knurrte in dem Moment George, der den Teller mit Wurst und Käse weit
heftiger abstellte, als nötig gewesen wäre.
Percy beschloss, das zu
ignorieren, starrte auf den Tisch, während er zeitgleich auf das Wasser im
anderen Raum hörte. „Ich hoffe nur, ich kann das wieder in Ordnung bringen“,
stellte er ruhig fest. Er war auf der einen Seite froh, dass sein Kleiner nicht
so hyperaktiv war, wie er vorgespielt hatte, doch so gebrochen wollte er Diesen
auch nicht sehen.
„Ich habe größtes Vertrauen
in dich, großer Bruder“, lächelte Fred, stellte eine Tasse starken Kaffee vor
den Anderen und eine mit dampfender heißer Schokolade auf den Platz neben
Diesem, während er sich selbst einfach Tee eingoss.
Percy antwortete nicht, er
wartete einfach nur, die Sinne auf das Wasser gerichtet. Als es schließlich
aufhörte, zu fließen, stand er auf, stellte die Tasse, von der er kaum genippt
hatte, ab und lief den Gang zum Bad, wartete dort.
Nur zögerlich stieg Harry
in die Dusche und erst, als er von der milchigen Tür verdeckt war, begann er,
die Uniform, die er tatsächlich immer noch trug, langsam auszuziehen, wobei er
schon wieder fror. Hastig warf er die Kleidungsstücke über die Tür, stellte das
Wasser auf warm und genoss es, sich das erste Mal seit längerer Zeit zu duschen,
verdrängte in dem Moment die anderen Gedanken, zumindest so lang, bis er wieder
aus der Duschkabine raus war, eng in ein Handtuch gewickelt und sich abrubbelnd.
Er wusste nur zu gut von seinen Narben. Niemand konnte ihn haben wollen, nicht
so und ja, er wollte nur wieder zu Neveo werden, aber er hatte versprochen, es
nicht zu versuchen. Also griff er stattdessen nach der Wäsche, die er nie zuvor
gesehen hatte, zog sie an. Der Pullover war viel zu weit, aber nicht so extrem
überlang, die Hose saß sehr locker. Schließlich, nach einigen weiteren Momenten,
in denen er sich fragte, was Percy ihm sagen wollte, riss er sich zusammen, trat
aus der Tür – und stockte, als er den Älteren sah, der an der Wand lehnte und
ihn anlächelte.
„Ich glaub, die Sachen sind
dir immer noch zu groß“, stellte Percy fest, hob seine Hand, wissend, dass Neveo
schon immer gezuckt hatte, wenn er den Zauberstab gehoben hatte und nutzte etwas
seiner stablosen Magie, um die Kleidung so weit anzupassen, dass sein Kleiner
die Hose nicht mehr festhalten musste, um sie oben zu halten. Dann legte er
seine Hand einfach um die zu dünne Taille des Kleinen und brachte ihn
entschieden zum Tisch. Allerdings merkte er den Widerstand seines Gefährten, als
er Diesen auf den Stuhl dirigieren wollte. Kurzerhand nahm er den Jüngeren auf
seinen Schoß und gab ihm die Tasse mit der Schokolade.
Das Frühstück verlief
generell sehr ruhig, sein Kleiner weigerte sich einfach, aufzusehen, klammerte
sich an seine Tasse und weigerte sich zu essen, Percy blieb auch beim Kaffee,
während George fleißig aß, wie immer und Fred ihren kleinen Kumpel beobachtete.
Schließlich befahl Percy
einer der Hauselfen, abzuräumen, trug seinen Kleinen rüber ins Wohnzimmer,
setzte ihn auf den Sessel und kniete sich davor, so, dass er Diesem ins Gesicht
sehen konnte. Das hier würde vermutlich sehr, sehr unangenehm werden. Er deutete
Fred und George, sich aufs Sofa zu setzen, blickte in die nun blauen Augen, die
zumindest nicht mehr aussahen, wie der Todesfluch selbst. Ihm gefiel es. Sehr
gut sogar. „Kleiner, ich weiß, du hast vermutlich nicht viel mitbekommen, als du
bei mir gelebt hast, aber… weißt du, worum es oft ging?“
Harry blinzelte, er fühlte
sich nicht gut auf dem Sessel, so bequem er auch war, er fühlte sich im Moment
steinhart und dornig an. Ja, er war oft dabei gewesen, bei Versammlungen mit
Malfoy, Snape und irgendeinem Anderen, der ihm nichts gesagt hatte, doch er
hatte meist auf einem Kissen gelegen und geschlafen, nicht mehr!
„Also nein“, murmelte
Percy, seufzte etwas. „Es ging um Harry Potter“, erklärte er, sah, wie der Junge
zuckte, doch er hielt dessen Gesicht weiterhin zwischen seinen Händen. „Wusstest
du, dass der andere Mann im Zimmer, neben Snape, den du kennst, und Malfoy, den
du sicher auch erkannt hast, der dunkle Lord war?“
Nun wurde Harry schneeweiß,
begann, fast unkontrolliert zu zittern: Er war tot, er war so was von tot! Der
Mann würde ihn umbringen!
„Und nein, er will dich
nicht töten, im Gegenteil. Ich werde dir jetzt eine Geschichte erzählen. Eine,
die kaum Jemand kennt und sie sollte diesen Raum niemals verlassen“, fügte er
hart an, den Blick dieses Mal auf seine hastig nickenden Brüder gerichtet. Erst
dann wandte er sich wieder seinem zitternden Gefährten zu. „Vor vielen Jahren,
als der dunkle Lord, damals vor allem bekannt unter dem Namen Tom Marvolo
Riddle, noch zur Schule ging, lernte er ein Mädchen kennen, sie war damals so
alt, wie du jetzt, sogar etwas jünger. Er hat sie sehr geliebt und aufgrund
seiner Magie sind sie beider nur sehr, sehr langsam gealtert, weit langsamer als
Dumbledore. Nach der Schule haben sie geheiratet und Tom ist in die Politik
gegangen, ganz legal, aber er hat für Dinge gekämpft, die Dumbledore nicht
mochte. Es ging so weit, dass der Mann Tom als Verbrecher dastehen ließ, für
Dinge, die er selbst getan hatte. Damals entstand der dunkle Orden und Tom
erfuhr, dass er kein Halbblut war, sondern der letzte Erbe aus der Linie
Slytherins. Etwas, das den Alten anfraß, der übrigens illegal den Stuhl des
Direktors bekommen hat, aber das ist eine andere Geschichte.“ Er strich über die
Wange seines kleinen Gefährten, lächelte versichernd, ohne darauf zu achten, wie
unbequem er da kniete.
„Nun, vor fünfzehn Jahren,
etwas spät, wurde Toms Frau schwanger. Sie brachte ein Kind zur Welt, einen
kleinen Jungen. Eigentlich haben die beiden erst mal keine Babies gewollt, aus
Angst vor dem, was mit einem Kind geschehen könnte, wenn der Alte davon erfahren
würde, doch sie haben ihren Sohn, Zeon Marvolo Salazar Riddle, sehr geliebt. Nur
eine Woche nach diesem Kind kam Harry James Potter auf die Welt.“
Kurz pausierte Percy,
blickte auf die Zwillinge, die vorgebeugt, aufeinander gestützt auf dem Rand des
Sofas saßen und gebannt zuhörten. Wobei sie schon zu ahnen schienen, worauf es
hinauszulaufen drohte.
„Einige Wochen später kam
es zu einem schrecklichen Angriff auf Tom und seine Familie, es ist damals genau
das geschehen, was er befürchtete, sein Kind und seine Frau waren tot, das
dachten wir alle und es war James Potter, der lachend seiner Frau den Zauber auf
den Hals gehetzt hat, der es uns unmöglich gemacht hat, sie zu retten. Tom hat
die Potters gehasst, sein Kind lag tot in einem Sarg, während die Potters ihr
Kind überall präsentierten, ein gesunder, kleiner Junge, nachdem der Mann ein
anderes Kind umgebracht hatte. Das hat ihn so aufgebracht, dass er schließlich
zu den Potters ging, um die Familie auszulöschen, wie die es mit der seinen
getan haben. Doch als er das Kind töten wollte, schoss sein Zauber zurück und
hat stattdessen für mehr als ein Jahrzehnt seinen eigenen Körper vernichtet.“
Automatisch fasste Harry
dahin, wo eigentlich seine Narbe war, doch er spürte sie nicht. Was? Na ja, auch
egal. Er verstand den Mann auf jeden Fall. Schon, als er von Snape erfahren
hatte, dass sein Vater angeblich gewesen war, wie Dudley, hatte er sich andere
Eltern gewünscht, doch nun verstand er auf jeden Fall, warum Voldemort ihn tot
sehen wollte.
„Ja, die Narbe, der Angriff
auf dich, Halloween. Aber weißt du, was ein Zeichen der Linie Slytherins ist?
Diese Linie ist immun gegen den Avada, sie kann ihn reflektieren. Ohne
irgendwelche obskuren Liebesopfer oder sonst was. Und wenn ein Mitglied ein
anderes aus der Familie umzubringen versucht hat und es noch mal tut, so werden
am Ende auf jeden Fall, so oder so, Beide sterben…“
„Nein“, flüsterte Harry,
dem langsam klar wurde, was Percy ihm sagen wollte. „nein, nein, er… er hasst
mich, er… das… das ist ein… sein Sohn ist tot, du…. Du hast…!“
„Ruhig“, befahl Percy mit
klarer Stimme, als er die Panik des Kleinen spürte. „Ich sagte, Tom dachte, dass
sein Sohn in einem Sarg liegt. Vor einigen Wochen hat Snape das überprüft und
weißt du, was wir raus gefunden haben? In diesem Sarg lag Harry James Potter.
Ein weiterer Trank hat ergeben, dass das Baby einen Tag vor dem Angriff
gestorben ist, an einem Gendefekt, der vor Allem in Reinblutlinien vorkommt, sie
zu oft in die eigene Verwandtschaft geheiratet haben. Der Angriff, geleitet von
Dumbledore, hatte nur einen einzigen Zweck: Toms eigenen Sohn gegen ein totes
Kind auszutauschen, um sicher zu stellen, dass der Beste umkommen würde. Du
warst nichts weiter, als eine Marionette, die geopfert werden sollte, in einem
Krieg, von dem Dumbledore wusste, dass er in eine neue Runde gehen würde.
Kleiner, seit Tom das weiß, macht er sich schreckliche Vorwürfe, er lässt
überall nach dir suchen, um dich bei sich zu haben und dich zu schützen, dich
aus diesem lächerlichen Gemetzel, in dem du in dem Alter ohnehin nichts zu
suchen hast, raus zu halten. Er will dich nicht töten, er will sich einfach nur
entschuldigen.“
Harry konnte nichts anderes
tun, als verzweifelt den Kopf zu schütteln, Das konnte nicht sein, das… war denn
Alles immer nur eine Lüge gewesen? „Ich.. seh aus, wie…!“
„Eine Mischung aus Tom und
seiner Frau“, gab Percy zurück, konfigurierte einen Spiegel, hielt ihn vor den
Jüngeren. „Deine Augen sind blau, deine Haare dunkel und fast glatt, dein
Gesicht hat sich auch verändert. Ich nehme an, dein erstes Morphen hat die
Zauber gelöst, die auf dir lagen. Du hast nichts von Potter oder Evans.“
Entsetzt starrte Harry in
das fremde Gesicht im Spiegel und doch berührten auch Finger das fremde Gesicht
im selben Moment, wie er es tat. Die Narbe war weg, seine Augen hatten eine
irritierend andere Farbe, sein Gesicht sah noch androgyner aus und von Bronze
war auf seiner Haut nichts mehr zu sehen.
Percy ließ seinem Kleinen
einen Moment, dann ließ er den Spiegel verschwinden. „Ich werde dich gleich
wieder mitnehmen und zu Tom bringen, anschließend…“
„Nein!“, schrie Harry
regelrecht, riss sich los, vergrub seinen Kopf in den Händen, zog die Beine
näher an den Körper. Er wollte nicht dahin, er wusste, der Mann würde ihn nicht
sehen wollen, nicht so, wie er war, nicht der kleine Versager, der nicht mal
einen Freund vor dem Tod retten oder sein Leben ertragen konnte, der Zuflucht im
Körper eines Tieres suchte und sich hinter einem Anderen versteckte! Er wollte
lieber die Vorstellung haben, einen Vater zu haben, der ihn vielleicht lieben
konnte, statt diese Hoffnung auf Familie zu verlieren. Außerdem war er ja damit
schuld, dass sein Vater fast gestorben war und das trug sicher nicht zu dessen
Begeisterung bei. Er war nun mal kein guter Sohn!
„Doch, Kleiner“, gab Percy
ruhig zurück, er strich leicht über das Mal, dass er dem Jüngeren verpasst
hatte, wodurch die Anspannung wieder etwas nachließ und er den Kopf des Anderen
zu sich heben konnte. „Dein Vater will dich bei sich haben und es ist ihm egal,
was vorher war oder wie du aussiehst, er will dich einfach nur da haben. Ich
bringe dich gleich zu ihm.“
„Er… er wird… er wird
mich…!“
„Nicht mal schief ansehen“,
gab Percy ruhig zurück, hob seinen Zauberstab. „Und ich stehe hinter dir. Ich
werde sogar meinen Zauberstab halten, wenn du Angst hast. Er will dir doch
wirklich nichts tun. Du bist Alles, was er an Familie noch hat.“
Harry schüttelte den Kopf,
wollte einfach nur noch morphen und verschwinden, doch gerade, als er merkte,
wie seine Magie reagierte, wurde er gehindert, durch Druck auf eine Stelle an
seinem Hals.
„Nein, Kleiner. Auf gar
keinen Fall“, verbot Percy. Du darfst nicht morphen! Du bist zu schwach! Das ist
Wahnsinn!“ Er war einfach nur froh, dass das Mal wirklich die Magie hatte stören
können. Aber sein Neveo war viel zu schwach und mitgenommen, um das heil zu
überstehen.
„Ich… ich will nicht, er…
er kann mich nur hassen, ich…!“
„Kleiner, er hasst dich
sicher nicht“, wiederholte Percy. „Außerdem – wie willst du das wissen, wenn du
ihm nicht die Gelegenheit gibst, das festzustellen?“ Er lächelte, doch noch
bevor der Junge weiter protestieren konnte, nahm er Diesen auf den Arm, blickte
zu seinen Brüdern. „Kein Wort,“ erinnerte er einfach nur, dann trat er in die
Flammen.
„Nein“, flüsterte Harry
nur, während er die bekannten Gänge entlang lief, doch er konnte sich nicht
gegen die Arme wehren, die ihn hielten, schließlich öffnete sich eine Tür, er
wurde auf den Boden gestellt, nur um direkt in Deckung zu gehen, hinter Percy,
der ihn mit einer Hand festhielt.
Ruhig trat Percy in den
Konferenzraum ein, in dem gerade Lucius, Severus und der Lord saßen, über
verschiedene Pläne gebeugt und mitten in einer Besprechung. Die Anderen sahen
ihn an, wie er schließlich den Zauberstab zog. Er hatte es seinem Kleinen
versprochen. Schnell neigte er den Kopf. „Ich entschuldige den Stab, aber mein
Kleiner hat Angst und würde sich sicherer fühlen, wenn ich ihn in der Hand habe,
er glaubt mir nicht, dass ihm nichts passieren würde.“
Tom hob eine Augenbraue,
musterte seinen General, der den Zauberstab im Anschlag hatte, während er mit
der anderen Hand hinter seinem Rücken vermutlich den Jungen festhielt. Denn der
Leopard hatte sich nie versteckt, sondern immer auf dem Kissen an der Tür
gelegen und geschlafen. „Und was bringt ihn auf die Idee?“, fragte er
schließlich, griff nach seinem Zauberstab und legte ihn deutlich sichtbar auf
den Tisch, sah seine anderen beiden Generäle auffordernd an, die ihm das, wenig
begeistert, nachtaten.
Percy seufzte etwas, ließ
den unbenutzten Trank zu Snape schweben und dazu eine Strähne von Neveos Haar.
„Das da dürfte Einiges erklären.“
„Sie haben den Test nicht
mal gemacht!“, empörte sich Severus, der die versiegelte Flasche sah.
„Das war auch nicht nötig“,
antwortete Percy, wandte sich schließlich kurz um, lächelte den Jüngeren an.
„Nicht morphen“, erinnerte er Diesen. „Du bist zu schwach. Vergiss das nicht.“
Severus knurrte etwas über
Verantwortungslosigkeit, doch er ließ das Haar in den Trank fallen, wartete, bis
das Ding zerlegt war und goss die Flüssigkeit auf ein Blatt, das er aus dem
Stapel zog, während die anderen Beiden sich entschieden zu neugierig über ihn
beugten. Langsam begann sich die Schrift zu bilden, man konnte dabei zusehen,
doch das, was da stand, das… das war…
Schlagartig wurde Tom
schneeweiß, kurz schwankte er, doch dann hatte er sich wieder im Griff. „Ist das
wahr?“, fragte er leise, die Zauberstäbe allesamt in die entfernteste Ecke des
Zimmers donnernd. Wenn das helfen würde, die Angst des Kleinen zu dämpfen würde
er noch weit mehr tun.
„Ja“, gab Percy zurück. „Er
war hier, er war die gesamte Zeit hier und er war sicher“, lächelte er. „Nur war
ihm nicht klar, wer… Tom ist, er hat auch nie sehr auf Andere geachtet. Komm,
Kleiner“, bat er, zog etwas an der Hand, die er umschlossen hielt. „Alle
Zauberstäbe sind in einer anderen Ecke des Raumes und weder Snape noch Malfoy
beherrschen stablose Magie. Zumindest nicht mehr als ein Lumos oder ein
Wingardium.“
Nicht, dass das Harry
irgendwie beruhigte, doch er konnte sich nicht wehren, als Percy ihn schließlich
hinter dem Rücken vorzog, ihn vor sich schob. Schneeweiß und zitternd sah Harry
sich in dem Raum um, seine Augen hetzten von Wand zu Wand, nach einem Fluchtweg
suchend, während der Arm des Anderen genau so etwas verhinderte, vor Allem, als
die Andere sich wieder an diese Stelle auf seinem Hals legte, die ihn vollkommen
schwach werden ließ, es ihm unmöglich machte, auf seine Magie zuzugreifen,
etwas, das er gerade wieder hatte tun wollen. Aber zumindest hatte Percy seinen
Zauberstab draußen. Nicht, dass ihn das beruhigte. Er hatte Voldemort gesehen,
der konnte auch ohne Stab einen crucio losschicken.
Stumm beobachtete Tom, wie
sein roter General den Jungen mit sanfter Gewalt hinter seinem Rücken vorzog.
Der Junge, der kaum älter wirkte, als vielleicht zwölf Jahre, sah sich hektisch
um, mit tiefblauen Augen und recht glatten, dunklen Haaren. Er hatte keine
Ähnlichkeit mehr mit Potter. Nur mit einem vollkommen verängstigten Kind, das
nun auch noch zu weinen begann.
Langsam, als würde er auf
ein scheues Pferd zugehen, lief Tom zu dem Jungen, zu seinem Kind, lächelte
schließlich, hob seine Hände. „Ich habe nicht vor, dir was zu tun“, sprach er
leise, darauf bedacht, nicht wie sonst hart und befehlend zu klingen. Er sah ihr
so ähnlich! Schließlich ging er ein kleines Stück vor dem Jungen auf die Knie,
lächelte etwas. „Du bist sicher…“
Harry wimmerte, als der
Mann auf ihn zuging, der erst ein undeutliches Schema war, dann aber deutlich zu
erkennen, vor Allem an den dunkelroten Augen. Er versuchte, zurückzugehen, sich
umzudrehen, doch der leicht erhöhte Druck auf seinen Hals verhinderte jede
Bewegung, er konnte nur zusehen, wie der Mann sich bis auf eine Armeslänge
näherte, sich dann aber hinkniete und ihm sagte, dass er sicher wäre. Etwas, das
er nicht glaubte. Dieses Mal ließ Percy zu, dass er sich umdrehte, sein Gesicht
an dessen Brust verstecken konnte.
„Ich fürchte, das ist etwas
viel für ihn“, erklärte Percy leise, der seinen Stab zurück in als Armholster
schob. „Er ist von der langen Zeit im Tierkörper geschwächt und….“
Tom schüttelte den Kopf,
hob eine Hand. „Es ist gut, ich sehe es“, gab er leise zurück. „Bring ihn in ein
Bett und sag mir Bescheid, wenn er schläft, dann komme ich vorbei“, fügte er
knapp an. So gern hätte er den Sohn, den er so lang tot geglaubt hatte, in die
Arme genommen, aber der sah aus, als würde er jeden Augenblick kollabieren. Er
konnte nur zusehen, wie ein Anderer den Jungen hochhob und wegtrug…
Es war, wie immer an
Hogsmaedwochenenden, schrecklich voll in dem kleinen Dorf. Überall liefen
Schüler herum, durchstöberten die Geschäfte, die sich speziell auf diese
Kundschaft eingestellt hatten. Süßigkeiten, einfache Spielsachen, Schuldinge,
von Federn bis zu Pergament, ein Laden, um Tränkezutaten aufzustocken. Dazu
natürlich die Eisdiele, die auch im Winter immer gute Geschäfte machen konnte,
das Cafe und das Pub, das vor Allem Butterbier verkaufte.
Was es seit einigen Wochen
allerdings auch überall zu finden gab, waren Ständer, die voll waren mit
Scherzartikeln, die überall angeboten wurden. Sie alle trugen ein WWW auf der
Packung, doch wer oder was dahinter steckte, wusste noch Niemand, nur, dass es
viel besser war als Zonkos und dass der Mann praktisch keine Kundschaft mehr
hatte, er würde den Laden zum Jahresende schließen, das hatte er schon
angekündigt, da er keine Chance mehr hatte. Egal, wer den Markt mit diesen neuen
Dingen überschwemmte, dieser Jemand war ein Genie, vor Allem, da der nicht nur
in einem Laden verkaufte, sondern überall, im Wirtshaus, im Cafe, im Honigtopf,
seine Stände hatte.
Wobei, Xeno konnte sich
eigentlich denken, wer dahinter steckte und es brachte ihn jedes Mal wieder zum
Schmunzeln. Es war doch so offensichtlich und doch sahen Andere es nicht. Aber
wer war er schon, etwas zu sagen? Er stand wartend am Ende des Dorfes, hinter
einer halb verfallenen Hütte, wie seine Tochter es in dem Brief beschrieben
hatte.
Ja, er hatte Angst. Nicht
um sich, sondern um seine geliebte, kleine Tochter, die das Talent ihrer Mutter
geerbt hatte und die nun die Gefahr gesehen hatte, unbedingt heut noch weg
musste. Zur Winkelgasse, zu einem Haus, in dem sie Unterstützung finden würden.
Nun, Xeno war gespannt, doch er würde tun, was sie sagte, denn sie hatte bisher
noch immer Recht behalten. Dieses Mal würde er Alles tun, egal, wie dumm es sich
anhörte, den Fehler, nicht zu vertrauen, wie er es bei seiner Frau gemacht
hatte, den wiederholte er nicht!
Oh ja, das war etwas, das
Luna nicht wusste. Er hätte seine Frau noch haben können,
hätte er damals nicht gezögert und getan, was sie verlangt hatte. Doch es
war ihm so seltsam vorgekommen, dass er das für Unsinn, für einen Alptraum
gehalten hatte und sie selbst hatte allein nicht alles geschafft, darum war sie
tot gewesen und es hatte genug gekostet, das damals kleine Kind zu retten.
„Pa“, stellte Luna leise
fest, nahm die Hand ihres Vaters und lächelte. „Neville und ich wären dann
soweit. Du weißt noch, was ich gesagt habe, oder?“
„Ja, Kleines“, nickte Xeno.
„Erst apparieren wir zu uns, dann werden wir mit dem magischen Motorrad bis nach
Edinburgh fahren und dort übernachten, morgen setze ich euch in den Zug noch
London, während ich mit dem Motorrad weiter in die Highlands fahre, bis ich fast
wieder an der Schule bin, dort werde ich apparieren und von York aus selbst nach
London fahren, mit dem Zug, wo ich euch dann bei der Adresse treffe, die du mir
gegeben hast“, wiederholte Xeno brav. Es kam ihm wirklich vollkommen sinnlos
vor, doch wie gesagt, er würde Alles tun, wenn es seine Tochter rettete. Das
hatte er sich geschworen.
„Gut“, nickte Luna
zufrieden, sah das seltsame Gesicht von Neville. „Diese Fahrt wird unsere Spuren
verwischen“, erklärte sie beiden Männern, bevor ihr Vater apparierte. Dann lief
sie ins Haus, packte schnell einen kleinen Rucksack, auch ein Bild ihrer Mutter,
etwas Essen und andere Dinge. Dann konfigurierte sie zwei Helme, ging wieder
raus. „Sie werden Dad eine Weile verfolgen, nachdem wir im Zug sind und
feststellen, dass er einfach nur rumfährt, erst dann werden sie ihn von meinem
Verschwinden benachrichtigen“, erklärte Luna leise. „Bis dahin werden wir aber
schon in Sicherheit sein. Dann kann uns Niemand mehr schaden, Flocke wird für
unsere Sicherheit sorgen – und wir für seine.“
„Ist gut, Luna“, nickte
Neville, der sich zu Luna in das Beifahrerboot der magischen Maschine setzte. Es
klang einfach logisch und hatte nichts mit dem Wahnsinn zu Tun, den Andere ihr
immer gern unterstellten. Es war ehrlich gesagt, das Beste, was er in diesem
Jahr bisher gehört hatte.
„Nun, Kinder?“, fragte
Xeno, der sich schnell umgezogen hatte, sich nun auf das Motorrad schwang.
„Bereit für ein Abenteuer?“
„Immer doch“, lächelte
Neville, während Luna ihren Daumen hob. Das war für den Mann das Signals, den
recht lauten Motor zu starten und die Fahrt ging los…
„Tom“, knurrte Severus
ungehalten. „Weasley wird seinen Patronus schon schicken, bitte hör auf, Löcher
in den Boden zu laufen!“ Er rieb sich seine Stirn, dachte selbst an das, was er
gesehen hatte. Und ja, auch er war erschüttert gewesen, so, wie Lucius, der los
geschickt worden war, um raus zu finden, was die Gefangenen aus dem
Brathühnchenorden über das wussten, was man mit dem Jungen in der Schule, vor
Allem im letzten Schuljahr getan hatte. Der Blonde war nur zu gern in eine
Aufgabe geflüchtet. Er hatte es auf sich genommen, Tom zu beruhigen und ihm
Gesellschaft zu leisten, wobei er aber nicht erwähnte, dass auch ihn diese
angsterfüllten Augen verfolgten.
„Ich….! Sev, hast du… hast
du diese Augen gesehen?!“, fragte Tom nur vollkommen erschüttert, bevor er sich
schließlich doch in den Sessel fallen ließ, die Augen hinter seinen Händen
verbarg. Ein weiteres Mal hatte er sich das angesehen, was er in den Köpfen
dieser Schweine gefunden hatte, sicher er hatte vorher schon gewusst, dass das
keine tolle Kindheit gewesen war, aber nun, wo er das mit dem Wissen gesehen
hatte, dass es sein Kind war, war es erschreckend. Sein Sohn war nicht
gewickelt, nicht gefüttert und nie in den Arm genommen worden. Ein paar Mal
hatte er, als er klein gewesen war, versucht, eine Umarmung zu bekommen, was in
schrecklichen Schlägen geendet hatte.
„Wir wussten, dass er
verstört sein würde“, erinnerte Severus.
„Aber… aber so…?! Er hatte
panische Angst, obwohl unsere Zauberstäbe weg waren und Percy seinen hatte! Er…!
Als… als Tier war er das doch auch nicht! Gut, er war… schüchtern, aber doch
nicht so!“
„Als Leopard konnte er sich
selbst einreden, nicht er zu sein“, konterte Severus. „Da war er einfach nur ein
Anderer, jetzt muss er sich wieder mit all dem auseinandersetzen, was er
durchgemacht hat, solange er vier Pfoten hatte, konnte er das wohl verdrängen,
auch, weil man als Animagus Charakteristika von Tieren übernimmt und ich weiß,
ich habe manchmal Schwierigkeiten, meine Sinne da zu halten, wo ich sie brauche.
Katzenwesen sind sehr verspielt und neugierig, sie denken oft nicht sehr weit.“
Tom schüttelte nur den
Kopf, rieb sich die Stirn. „Sie würde mich umbringen…“
„Dann hätte sie das schon
getan“, konterte Severus, der ahnte, dass er wohl wirklich Geistheiler für den
Sohn seines Lovers sein musste. Der Junge war vermutlich der schwerste Fall von
Misshandlung, dem er bisher gegenüber gestanden hatte. Dass der Junge außerdem
bereits gezeichnet war und Percy Weasley rein rechtlich mehr zu sagen hatte als
Tom, das wagte er nicht mal anzusprechen. Der Andere mochte die alten Wege,
daher musste er das ja auch respektieren. Auch, wenn Weasley ihm immer
unterstellt sein würde, gleichzeitig hatte der Mann als Einziger wirklich noch
das Recht über die Zukunft des Jungen zu bestimmen. Was ihn auf noch was
brachte. „Wie willst du ihn nennen?“, fragte der Tränkemeister den in sich
zusammengesackten Mann auf dem Sessel ruhig. „Er war sein Leben lang Harry oder
Potter, dann während er hier war Neveo...“
Tom zuckte mit den
Schultern. „Was immer er möchte“, gab er leise zurück. „Wenn er den Namen
behalten will, den er bisher hatte, gut, wenn er den tragen möchte, mit dem
Percy ihn anredet, auch gut, ich will nur, dass er den Namen, den seine Mutter
gewählt hat, zumindest als Zweitnamen führt. Glaub mir, mir ist alles egal,
solang er mir nur irgendwann verzeihen kann. Merlin Sev, ich hab wirklich
versucht, mein Kind umzubringen! Die Frau hat nicht versucht, das Baby
abzuschirmen, sie wollte es vor sich halten!“
Kurz schloss Severus die
Augen, doch er hatte schon in der Schulzeit gewusst, dass die Freundin seiner
Kindheit nicht mehr existierte. Damals hatte er sich, dank des Schimpfwortes,
auch noch fast selbst verraten. „Du solltest…“, doch er konnte den Satz nicht
beenden, da ein silbriger, fast durchscheinender Leopard sich vor Tom aufbaute.
Ein Blick auf die Uhr zeigte dem Tränkemeister, dass es fast drei Stunden
gebraucht haben musste, den Jungen ruhig und zum Schlafen zu bekommen. Sonst
hätte Weasley eher was gesagt. „Geh, wir reden später…“, murmelte er, dann sah
er auch nur noch eine Staubwolke. Vielleicht sollte er einfach nur ins
Tränkelabor und beginnen, Nährtränke aufzusetzen. Potter war noch immer viel zu
dürr, das konnte man nicht mit ansehen, da musste man einfach was tun.
Tom sah auf, als sein
Geliebter ihm was sagen wollte, doch da erschien endlich das, worauf er die
gesamte Zeit gewartet hatte. Nachdem der Andere ihm signalisierte, dass er
warten konnte, sprintete Tom los, hin zu den Räumen, die er Percy zugeteilt
hatte, er klopfte kurz, wartete aber nicht, bevor er eintrat und direkt bis in
das Hauptzimmer lief, ein großer, eleganter Schlafraum, von dem man nie denken
würde, dass dort ein ehemaliger Gryffindor schlief. Nun, im Moment schlief er
nicht, sondern saß im Bett, den Rücken am Kopfende angelehnt, ein Buch in der
Hand, das er nun aber ablegte, so, dass er den Kopf seines Sohnes sehen konnte.
Es hatte lang gedauert, bis
Percy seinen Kleinen wieder ruhiger bekommen hatte, bis das Zittern nachgelassen
hatte und der Körper wieder wärmer geworden war. Dann hatte er seinem Neveo
einen beruhigenden Tee eingeflößt, sich mit ihm aufs Bett gesetzt, ein Buch
genommen und wahllos laut vorgelesen. Würde ihn Irgendwer fragen, was, er könnte
es noch nicht mal sagen. Wichtig war nur gewesen, den unter Schock stehenden
Jugendlichen, der so anders war, als sein eigener, unerträglicher jüngster
Bruder, zu beruhigen. Es hatte eine weitere Stunde gedauert, bis Neveo so was
ähnliches wie ansprechbar gewesen war, er hatte sich immer wieder versprechen
lassen, dass Percy wirklich nicht gehen würde, dass er hier sicher war und
Niemand ihn heimlich im Schlaf umbringen würde. Erst dann war der Jüngere
weggedämmert, doch auch immer wieder aufgeschreckt, hatte kontrollieren müssen,
nicht allein zu sein und erst vor einer halben Stunde war er dann in einen
festen Schlaf übergeglitten. Mehrfach hätte Percy dem Jüngeren am liebsten etwas
Traumlostrank gegeben, doch die Worte der Zwillinge hielten ihn davon ab und ein
Streicheln über das Bissmal, für das ihn nun sicher noch Ärger erwartete, hatte
auch etwas Wirkung, führte dazu, dass Neveo sich entspannte.
Erst dann hatte Percy
schweren Herzens, seinen Patronus losgeschickt, dabei überrascht festgestellt,
dass der sich verändert hatte. Statt wie bisher eine Eule war allen Ernstes ein
Schneeleopard erschienen. Er hätte am liebsten aufgelacht, doch stattdessen
brachte er das Wesen dazu, Tom zu informieren. Anschließend musste er kaum acht
Minuten warten, bevor der sichtlich aufgebrachte Mann bei ihm im Schlafzimmer
stand. „Bitte leise“, sprach Percy so ruhig es ging, deutete auf den Kleinen,
der leise wimmerte und sich näher an ihn kuschelte, erst ruhiger wurde, als er
durch dessen Haare fuhr. „Es hat Nerven gekostet, ihn ruhig zu bringen.“
Tom, der gerade etwas sagen
wollte, schwieg erst mal, er trat
näher an das Bett, betrachtete den Jungen, seinen Sohn. „Du bist sehr ruhig was
seine Identität angeht“, stellte er schließlich fest. „Fühlst du dich nicht
betrogen?“
Percy lachte leise. „Erst
hab ich mich auch betrogen gefühlt“, sprach er. „Das gebe ich offen zu, aber
dann… hab ich ihn verstanden.“
„Er war mal Harry Potter“,
erinnerte Tom. „Muss ich ernstlich erwähnen, was du mir auch versprochen hast?“
Der Rotschopf zuckte mit
den Schultern. „Er ist nicht mehr Harry Potter, er ist es auch nie gewesen. Und
er ist mein Gefährte. Ich habe ihn gesehen. Er hatte solche Angst, dass ich
gehen würde, du hast ihn nicht gehört, er hat gebettelt, er hatte Angst. Er
wollte nicht er selbst sein, nur ein Anderer. Was er getan hat, hat dem
Selbstschutz gedient. Also warum sollte ich auf ihn sauer sein?“ Percy blickte
auf den dünnen Körper, der sich an seine Beine presste, strich über die Fäuste,
die sich in seine Hose gekrallt hatten.
Tom wusste, so einfach war
das alles nicht, doch es war auch unsinnig, jetzt tiefer auf einige Dinge
einzugehen, die ihn selbst sehr beunruhigten. Wie das mit dem Betteln. „In
welchem körperlichen Zustand ist er?“, fragte er daher schließlich.
„Ich weiß es nicht. Als
Mensch konnte ich ihn noch nicht untersuchen lassen“, erinnerte Percy seinen
Lord. „Ich hab nur gesehen, dass er sehr, sehr dünn ist, ich denke, er sieht
verschwommen, er hatte vorher ja auch eine Brille und ich fürchte, dass er
Narben hat, einige, aber selbst als er geduscht hat, hat er darauf geachtet,
nicht gesehen zu werden. Er ist voll angekleidet in die Duschkabine gegangen und
hat sich erst da drin ausgezogen. Aber eine Untersuchung ist das Nächste, was
ich vorhabe, sobald er etwas ruhiger geworden ist. Er ist völlig aufgebracht,
das war einfach zu viel für ihn, ich wusste nicht, wie sehr ich ihn unter Druck
gesetzt hab, als ich ihm vorgestern gesagt hab, dass ich gestern sehen wollte,
wer er unter dem Fell war, um ihm zu helfen. Er ist sogar weggerannt, zu meinen
Brüdern, weil er dachte, ich will nichts mit ihm zu Tun haben. Ich will ihm
einfach etwas Zeit geben, bevor ich ihn mit so was konfrontiere.“
„Diese Zeit haben wir
nicht“, gab Tom ruhig zurück.
„Bitte?!“
„Ich habe den Muggeln die
Erinnerung aus dem Hirn gesaugt, über das, was sie getan haben und jeder Tag,
der vergeht, ohne, dass die Folgen behandelt werden, werden das nur schlimmer
machen. Du hattest Recht, er wurde gefoltert, jahrelang. Seine Tante hat ihm die
Hand auf den Herd gedrückt, weil der Speck ihrem Sohn zu dunkel war, sein Onkel
hat Messer benutzt, um Worte auf seinen Rücken zu ritzen, ich will wissen, ob
dabei Schäden entstanden sind. Sie… haben ihn sogar mit dem Kopf voran gegen die
Wand geschlagen…“ Tom verstummte, beobachtete, wie der Rotschopf, der sonst sehr
zurückhalten war, den Kleinen vorsichtig ganz auf seinen Schoß hob, ihn so in
die Arme schloss, dass dessen Kopf an der Schulter seines Generals ruhte.
„Bitte?!“, zischte Percy
aufgebracht, hob den Jüngeren vorsichtig auf seinen Schoß. „Das…!“
Tom hob seine Hände. „Es
ist die Wahrheit“, sprach er leise. „Über so etwas mache ich sicher keine
Witze.“
Wortlos hob Percy den
Pullover an, sich selbst fragend, warum der Jüngere bei den Temperaturen auf so
dicke Kleidung bestand, er atmete tief durch und sah auf den Rücken, nur um die
Augen zu schließen, um sich selbst in den Griff zu bekommen, bevor er einen
neuerlichen Blick auf das warf, was er da sah. Narben über Narben, ein paar
Verbrennungen. Die Rippen stachen stark unter der zu dünn wirkenden Haut hervor.
Er merkte, wie Tom aufstand, um das Bett ging und selbst den Rücken betrachtete,
etwas zischte. Vorsichtig zog er den Pullover wieder runter, legte den Jüngeren
so, dass er nun auf seinen Beinen schlief, starrte auf Tom. „Ich will diese
Leute umbringen!“, zischte er aufgebracht.
„Bitte, bitte“, gab Tom die
Erlaubnis. „Das was von denen übrig ist, steht dir zur freien Verfügung“,
versicherte er. „Bring ihn heut noch zu Zaibini, er muss untersucht werden,
diese Narben sind Alle schlecht verheilt, sie werden ihm das Leben zur Hölle
machen, wenn wir nicht sehen, dass wir sie zurückbilden können.“
Automatisch nickte Percy,
keine Frage, wo er am Nachmittag hingehen würde. Das hatte er wirklich nicht
gewusst. Sicher, er hatte Narben unter dem Fell gefühlt, aber nichts so
Schlimmes!
„Anschließend verlange ich
einen Bericht“, merkte Tom an. „Und sieh zu, dass du ihn soweit bekommst,
zumindest morgen Früh mit uns zu essen.“ Er wollte zumindest die Chance, seinen
Sohn zu sehen und ihm zu zeigen, dass er sicher war!
Percy seufzte. „Ich werde
es versuchen“, versprach er.
Harry wusste nicht, wie
lang er geschlafen hatte, als er wieder wach wurde. Ihm war immer noch warm, er
fühlte sich, zumindest gerade, sicher. Eine Hand strich die gesamte Zeit über
seine Haare, er spürte unter seinen Fingern einen anderen Körper. Er war nicht
allein. Percy war da. Trotz Allem, obwohl er sich blamiert hatte. Und er hatte
das Zusammentreffen mit Voldemort wohl ziemlich unbeschadet überlebt.
Aber all das, er konnte es
nicht fassen, dass er der Sohn von diesem Mann sein sollte, dass er nicht Harry
war, dass er nur belogen wurde und das die Menschen, die man ihm als Heilige
verkauft hatte, nicht nur Mörder waren, sondern ihn vermutlich auch nicht
gemocht hatten. Er hatte im Grunde noch mal Alles verloren und was im geblieben
war, konnte er nicht sagen, oder die Dauer, wie lang er das noch haben würde.
Percy merkte, wie der
Jüngere aufwachte, nach etwa zwei Stunden eher unruhigen Schlafes. Er
beobachtete, die Neveo liegen blieb, dass er wach war, merkte man nur daran,
dass er immer wieder seine Finger enger zusammenzog, als müsse er kontrollieren,
dass Percy wirklich noch da war. Er war auch nicht bereit, die Augen zu öffnen.
Nicht ganz unverständlich. Zu dumm nur, dass er seinen Kleinen wirklich,
wirklich zu einem Heiler bringen wollte und das schleunigst. „Ich weiß, dass du
wach bist“, merkte Percy daher an. Er beobachtete, wie die Augen langsam unter
den Lidern sichtbar wurden, lächelte beruhigend. „Fühlst du dich besser?“
Harry sah den Älteren an,
nickte schließlich, ließ sich helfen, sich etwas weiter aufzurichten, kuschelte
sich aber weiter an den Anderen. Er wollte einfach nur die Stille und die Ruhe
genießen, die er hier hatte, die Wärme. Keine Fremden, keine Leute, die ihn
komisch ansahen.
Eine Weile lang ließ Percy
den Anderen gewähren, strich über dessen Seite, gab ihm Zeit, wirklich
aufzuwachen. Erst dann hob er das Kinn des Jüngeren wieder zu sich. „Kleiner,
ich möchte mit dir noch mal zum Heiler“, erklärte er schließlich, spürte sofort,
wie der Junge stocksteif wurde, verstärkte seinen Griff und legte Neveo eine
Hand auf die Lippen, bevor der protestieren konnte. „Ich weiß, du willst das
nicht, aber ich möchte es, um sicher zu sein, dass Alles in Ordnung ist“,
erklärte er.
Nun wurde Harry heiß und
kalt. Er wusste Poppy hatte nie was gesagt, weil sie Dumbledores Meinung war,
dass er es verdient hatte, hatte ja auch oft kleinere Wunden und Brüche nicht
ganz geheilt, doch das Dumme war, dass das Narben hinterlassen hatte! Das wollte
er nicht! Er wollte nicht, dass Andere das sehen! Die Worte auf seiner Haut
und…! Heftig schüttelte Harry den Kopf.
„Doch, Kleiner“, gab Percy
ruhig zurück. „Ich möchte es. Du bist sehr, sehr dünn, zu klein für dein Alter
und ich hab schon unter deinem Fell Narben gespürt. Wenn die nicht behandelt
werden, können sie zu Problemen führen und zu Schmerzen. Bitte?“
Schmerzen? War das der
Grund, warum ihm sein Rücken dauernd weh tat? Das wäre eine Erklärung stellte
Harry fest, er wollte das noch immer nicht, doch es wäre angenehm, mal nicht
dauernd Schmerzen zu haben. Er sah auf den Rotschopf, krallte sich an dessen
Hand fest. „Du… du… du bleibst?“, frage er leise.
„Die gesamte Zeit“,
versicherte Percy ohne zu zögern, froh, scheinbar nicht zu schlimmeren Mitteln
greifen zu müssen. Er strich über den Kopf des Kleineren, schwang seine Beine
über das Bett, nahm den Jüngeren und stand mit Diesem im Arm auf. Er spürte
sofort, wie die Arme sich um seinen Hals legten und das Gesicht sich dort
versteckte, während Percy in seine Schuhe schlüpfte und durch die Gänge lief,
dahin, wo er vor einigen Wochen schon gewesen war. Das Zimmer von ihrem
hauseigenen Heiler.
Nur kam ihm dieses Mal
nicht Snape sondern wirklich Zaibini entgegen, der wohl vorgewarnt worden war,
denn auch, wenn Percy keine unbedingte Leuchte mit Tränken war, den, der Narben
zurückbildete, erkannte auch er. Er wollte den Jüngeren auf die Liege setzen,
doch sofort verhärtete sich dessen Griff wieder, also setzte er sich erst mal
mit seinem Gefährten. „Ich sehe, Sie warten schon?“
Gregory Zaibini nickte. Oh
ja, er wartete, war von einem aufgebrachten Lord angepflaumt und ins Gebet
genommen worden. Er blickte auf seinen Patienten, den angeblich toten Sohn
seines Lords, der in einem Wort, ziemlich jämmerlich aussah. Sehr dünn, sehr
klein, sehr, sehr verängstigt. Das, was er erwartete, nachdem der Junge wohl in
der Hand der Brathühnchen gewesen war. Da war es eher ein Wunder, dass er noch
lebte, es sprach für dessen Stärke. „Er müsste sich bitte frei machen“, bat er
den Rotschopf, verwirrt, warum der Lord nicht selbst hier war und stattdessen
einen seiner Generäle vorgeschickt hatte.
„Kleiner“, sprach Percy
ruhig. „Ich helfe dir aus dem Pullover“, kündigte er an, merkte sofort, wie das
inzwischen leider vertraute Zittern wieder einsetzte. Nun, die Hose ließ er
vielleicht doch erst mal unangesprochen. Der Oberkörper war auf jeden Fall erst
mal ein Anfang, der ja gemacht werden musste. Er sagte kein Wort, nicht mal, als
er merkte, wie stark selbst die Front vernarbt war und wie rot und entzündet die
Narben zum Teil aussahen. Er war allerdings überrascht, als Neveo sich losriss
und seine Arme über die Brust hielt, erneut zu weinen begann.
„Ich… ich bin… ein Freak“,
flüsterte Harry, versuchte, die Wunden zu verstecken, wusste einfach, dass der
Andere ihn nicht anfassen wollte, das wollte Niemand, nicht mal die
Krankenschwester in der Schule!
„Das bist du nicht“, gab
Percy sehr, sehr ruhig zurück, hob den Kopf des Kleinen und lächelte etwas. „Die
Narben können wir wegmachen“, versprach er, strich leicht über eine davon, die
tatsächlich das Wort bildete, mit dem der Andere sich gerade selbst bezeichnet
hatte. Daneben befand sich eine heftige Hautverbrennung, die recht groß war.
„Was ist da passiert?“, fragte er schließlich, ohne seinen Griff zu lockern,
traurig über das schwulstige Gewebe unter seinen Fingern.
„Nichts“, murmelte Harry.
„War ungeschickt, hab mir das Fett aus der Pfanne übergegossen“, ratterte er das
runter, was man ihm eingehämmert hatte.
Beide, Gerg und Percy,
schüttelten einfach nur den Kopf, während der Heiler begann, einige Zauber zu
sprechen. Von Zeit zu Zeit spürte Percy den Jüngeren heftig zucken, Neveo hatte
eindeutig Schmerzen, doch der Rotschopf konnte auch sehen, dass einige der
Narben auf dem Rücken die aggressive Farbe verloren und etwas abzuschwellen
schienen. Schließlich trat der Heiler näher, wollte eine Hand auf die Seite des
Jüngeren legen, um etwas abzutasten, wie Percy vermutete, doch das endete mit
einer ruckartigen Bewegung seines Gefährten und dessen Flucht hinter seinen
Rücken. „Kleiner, er kann dich nicht untersuchen, wenn er dich nicht anfassen
kann“, merkte er vorsichtig an, erntete aber nur heftiges Kopfschütteln und –
Tränen.
„Sir, ich muss ihn
anfassen, mir ist etwas aufgefallen und das muss ich wirklich abtasten“, merkte
Greg leise an, sichtlich verstört über diese heftige Reaktion. Schon auf dem
Rücken hatte er gesehen, dass das Narbengewebe noch entzündet war, das wohl
Dreck in den ursprünglichen Wunden gewesen sein musste. Das waren einfache
Zauber gewesen, die er so hatte sprechen können, aber nun musste er seinen
Patienten sozusagen aus der Nähe sehen!
Percy seufzte, holte den
Kleinen wieder zu sich, strich über dessen Wange. „Du musst untersucht werden“,
sprach er klar und leise. „Bitte. Ich… soll ein anderer Heiler kommen?“, fragte
er, einer Eingebung folgend. „Snape, du kennst Snape, er hat dir schon öfter
geholfen, nicht wahr?“ Allein das Gesicht des Heilers sagte ihm, dass da noch
das Hässlichste kommen musste.
Kurz sah Harry zu dem
Rotschopf. Der Ältere hatte Recht. Auch, wenn Snape ihn wirklich, wirklich nicht
mochte, so war der Tränkemeister immer schon der Einzige gewesen, der da gewesen
war, der ihm geholfen hatte. Mit Tränken, die er ihm zugesteckt hatte, damit,
dass der Mann seinen Besen in der Luft gehalten hatte, als Quirrel ihn verhext
hatte und damit, dass der Kopf des Hauses Slytherin ihn zumindest nie belogen
hatte. Es stimmte, er traute Snape, auch, wenn der Mann ihm gleichzeitig eben
Angst machte. Also nickte er.
„Holen Sie Snape her“,
befahl Percy, der seinen Gefährten schließlich so dirigierte, dass der auf der
Liege auch lag, strich über dessen Oberkörper und lächelte Diesem beruhigend zu,
wobei er eigentlich nur Hass empfand, jedes Mal, wenn er wieder eine Erhebung
unter seinen Fingern spürte. Erst, als Zaibini ins Nebenzimmer verschwand,
wandte er sich wieder an seinen Kleinen. „Snape wird kommen, um die Untersuchung
zu machen“, sprach er leise. „Und ich bin die gesamte Zeit über da. Danach wird
es dir sicher auch besser gehen.“
Harry zog es vor, nichts zu
sagen, er verstand nicht, wie Percy ihn überhaupt anfassen konnte, doch er war
froh, dass der Andere es tat. Er zuckte erst wieder zusammen, als ein wütendes
Zischen den Raum durchschnitt, das aber dann abrupt ein Ende fand, er sah nicht
auf, solang er Percy spürte, er wollte die Gesichter der Anderen nicht sehen,
wirklich nicht.
„Sagt mal, spinnt ihr?!“,
baffte Severus ungehalten, als er auf die Krankenstation des Ordens lief, sein
Mal umklammert. „Habt ihr den Verstand verloren?! Ich hab Unterricht und…!“,
doch dann blieb ihm das Wort im Halse stecken. Nicht nur Weasleys wirklich
bedrohlicher Blick, der ihn nicht weniger hätte rühren können, doch er sah
Potter. Nun, Riddle, was auch immer, auf der Liege, der Rücken voller Narben,
dürr und verkrampft.
„Snape“, sprach Percy,
nachdem der Mann endlich aufhörte zu brüllen. „Neveo will sich von Gerg nicht
untersuchen lassen, aber dich hat er schon mal ran gelassen und außerdem
vertraut er dir. Klär mit Greg, was zu Tun ist, er wird dich machen lassen.“
Harry zitterte, er wollte
nicht, doch da wurde er von Percy auf den Rücken gerollt, der Rotschopf lächelte
irgendwie ermutigend, strich leicht über diese Stelle an seinem Hals, was dazu
führte, dass er sich nicht mal zusammenrollen konnte und nahm seine Hand,
während sich Snape in seinen üblichen Tränkeroben von der anderen Seite näherte.
Die Roben hatte er auch eine Weile nicht mehr gesehen. Wenn der Mann hier war,
trug er meist nur einen dunklen Rollkragenpullover und schwarze Hosen, manchmal
mit einem Cape.
Nun doch irgendwie
verstehend, gerufen worden zu sein, wandte Severus sich zu Greg, sprach leise
ab, was der Andere bereits getan hatte und ließ sich sagen, was der Mann
entdeckt hatte. Es war nichts Schönes, absolut nicht. Es war eher ein Alptraum.
Ein ziemlicher. Ruhig trat er zur Liege, wo der Junge gerade in Position
gebracht wurde, er sah die verängstigten, großen, blauen Augen und das feine
Gesicht. Nun, wo er den Jungen so sah, erkannte auch er, wie jung Dieser wirkte,
vollkommen hilflos. „Riddle“, sprach er mit seiner üblichen Stimme. „Ich werde
jetzt Ihren Oberkörper abtasten und dann ein paar Zauber verwenden. Liegen Sie
einfach still.“
Harry sagte kein Wort, er
drückte nur die Hand, die seine hielt, während er die dünnen, starken Finger des
Tränkemeisters spürte, die drückten und fühlten, die weh taten, vor Allem auf
seinem Brustkorb, doch er regte sich nicht, wimmerte nur leise, als es besonders
schlimm wurde, froh, als die Hand nach kurzem Zögern weiter glitt, seinen linken
Arm entlang. Er hörte den Tränkemeister schließlich fluchen, spürte das leichte
Prickeln von Magie, das über ihn wusch.
Besorgt fühlte Severus den
Brustkorb ab, nickte dann Zaibini zu, bevor er den Zauber sprach, der ihren
Verdacht bestätigte. Das war so was von gar nicht gut, vor Allem, da der Spruch
schließlich auch zwei Stellen an Bein und Fuß leuchten ließ. Der Junge musste
konstant Schmerzen haben! Warum hatte er Niemandem was gesagt und…?! Nein,
falsche Frage: warum zum Henker hatte Poppy ihren Heilereid gebrochen und nichts
getan?! „Weasley.“
Percy blickte auf – und
wusste, egal, das kommen würde, es würde ihm nicht nur nicht gefallen, sondern
wirklich schlecht sein. „Ja?“, fragte er leise, strich leicht über Neveos
knochige Seite, bemüht, den Jüngeren ruhig zu halten, trotz dessen Nervosität
und Unwille, sich den Blicken der anderen Erwachsenen auszusetzen, selbst, wenn
es nur zu seinem besten war.
„Riddle hat mehrere
schlecht oder falsch zusammengewachsene Brüche, von denen mindestens zwei im
weiteren Umfeld des Körpers, unter Anderem an der Lunge, Schäden verursachen“,
erklärte Severus schließlich, musterte den Jungen, der sich zusammengerollt und
an die Seite des Rotschopfes gedrückt hatte, um ihn und Zaibini nicht sehen zu
müssen. „Und ich kann nicht Jeden einzeln brechen, ich muss sie auf ein Mal
brechen, während Zaibini bereits den Heilzauber webt. Da das sehr gefährlich
ist, können wir nicht mal einen Betäubungszauber einsetzen, wir würden zu spät
merken, wenn etwas nicht stimmt und nach dem Zauber kann es eine Weile dauern,
bis die Schmerzen wieder händelbar sind.“ Er hob eine Hand, als Weasley zu etwas
ansetzen wollte. „Und danach müssen die inneren Schäden behoben werden, einige
davon im Gehirn, das heißt, wir können ihn wieder nicht betäuben. Aber es muss
auf ein Mal sein und am besten direkt, eine schlecht verheilte Rippe reibt
dauernd an der Lunge, die schon eine Narbe hat.“
Im ersten Moment wortlos
vor Schock starrte Percy auf den Jüngeren, der wohl von dem Gespräch nicht viel
mitbekommen hatte, er zitterte auch wieder. Nein, sein Kleiner mochte Leute um
sich herum nicht, sowenig, wie im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen, entgegen
dem, was sowohl Snape alsauch seine Schwester und sein Bruder immer behauptet
hatten. Doch nach einem kurzen Moment riss der Rotschopf sich wieder zusammen.
Neveo war von ihm abhängig und das hier waren wohl Notwendigkeiten und kein
Spaß, sonst würden nicht beide, Snape und Zaibini, so ernst aussehen! Er wusste,
sie warteten auf seine Zustimmung und er konnte sie kaum verweigern, es ging um
Neveos Gesundheit und wenn die Lunge schon in Mitleidenschaft gezogen war…! Das
erklärte, warum der Jüngere auch in Tierform so schnell außer Atem gewesen war
und er hatte es auf dessen Dürre zurückgeführt! „Kleiner“, sprach er leise,
wartete, bis die blauen Augen sich auf ihn richteten. „Gleich wird es furchtbar
weh tun“, erklärte er, merkte, wie Panik in die großen Augen kroch. „Einige
deiner Knochen müssen neu gebrochen werden. Wir können dich nicht betäuben.“
„Nicht… nicht allein
lassen“, flüsterte Harry, sich einfach nur an den Älteren klammernd. Schmerzen
waren ihm egal. Der crucio war auch irgendwann vorbei, so oder so.
„Nicht eine Sekunde lang“,
bestätigte Percy, nickte dann den beiden Heilern zu, brachte Neveo wieder dazu,
sich gerade auf die Liege zu legen, setzte sich neben Diesen, hielt dessen Hand.
Severus nickte knapp,
beobachtete, wie Zaibini einen Zauber webte und erst, als von dem Anderen ein
goldenes Leuchten ausging und der ihm zunickte, hob er selbst seinen Zauberstab.
Er wusste, das hier war Folter, so hatte er den Zauber auch schon mehr als ein
Mal genutzt, doch dieses Mal war er medizinisch notwendig. Nach einem letzten,
versichernden Blick zu seinem Kollegen sprach er die Worte, sah zu, wie der
kränklich braune Zauber den zu schmalen Körper traf. Sekundenlang geschah gar
nichts, doch dann überschlug es sich, ein scharfes Knacken nach dem
Anderen und dann, viel zu spät, ein gequälter Schrei. Einer, den er nur zu gut
nachfühlen konnte und er ging selbst ihm, dem Herzlosen, unter die Haut. Am
liebsten hätte er den Zauber beendet, als immer mehr Knochen einfach brachen,
doch er wusste, es musste gemacht werden.
Percy war machtlos,
irgendwas zu tun. Er konnte nur zusehen, wie der Kleine unschuldig litt, schrie
und sich nicht bewegen konnte, es auch nicht durfte. Er konnte nur über die
Haare seines Gefährten streicheln, ihm immer wieder sagen, dass er da war, von
Zeit zu Zeit über das Mal fahren, doch auch das dürfte kaum etwas gegen die
Schmerzen bringen. Dann, endlich, hörten die Geräusche der splitternden Knochen
auf und ein goldener Zauber hüllte den nur noch stumm weinenden Jungen ein, der
sich nicht mal mehr an ihn klammern konnte.
„Was zum…?!“, wütend
stürmte Tom in die Krankenabteilung, er wusste nicht, was los war, doch auf ein
Mal hatte jeder einzelne, verdammte Knochen in seinem Körper zu Schmerzen
begonnen. Eine Grippe, wie er fürchtete, etwas, das er gerade gar nicht brauchen
konnte. Also war er hierhergekommen für einen Aufputschtrank, doch er platzte in
eine regelrechte Ansammlung, zu der auch, zu seiner Verwunderung, Severus
gehörte, der eigentlich doch Unterricht hatte! Was ihn schockierte, war sein
Sohn, der stumm weinend, eingehüllt von einem goldenen Licht, auf der Liege lag,
während Percy leise auf ihn einredete. „Was habt ihr mit ihm getan?!“, fragte
Tom, nun langsam ahnend, was er wirklich spürte.
„Es musste eine Vielzahl an
Knochen neu gebrochen werden“, erklärte Gerg, der ein wirklich starker Heiler
war und dem doch schon erste Schweißperlen auf der Stirn standen. Er wusste, in
den nächsten Tagen sollte sich wirklich Niemand verletzen, denn weder Snape noch
er würden nach dem Tag noch viele Reserven aufweisen können. Vor Allem, da ja
noch was Heftiges ausstand.
„Und da habt ihr nicht den
Anstand, ihn schlafen zu schicken?!“, fragte Tom ungläubig, er streckte seine
Hand aus, sah, wie die Augen des Jüngeren sich weiteten, wie der versuchte, zu
entkommen, doch er war wohl auch magisch an die Liege gebunden, um eben
Bewegungen zu vermeiden.
„Wenn er nicht bei
Bewusstsein ist, wüssten wir nicht, wenn Probleme auftreten“, konterte Severus
ruhig, der die Tatsache gerade sehr traurig fand, dass sie nicht noch mehr der
neuen Muggelapparate hatten, vielleicht hätten die was zu helfen vermocht. Wobei
– selbst dann wusste er nicht, ob er das Risiko hätte eingehen wollen. „Und wir
sind noch nicht fertig. Erst, wenn Alles vorbei ist, können wir es riskieren,
ihn schlafen zu lassen. Es ist zu seiner Sicherheit.“
Kurz schloss Tom die Augen,
dann stellte er sich zu seinem Sohn, auch, wenn der nun verzweifelt wimmerte,
weil er nicht entkommen konnte. „Ruhig“, sprach er leise, atmete noch mal tief
durch und hoffte, dass das, was er gelesen hatte, stimmte. Erst dann legte er
seine Hände auf die Schultern seines Kindes und ließ zu, dass dessen Schmerz,
zumindest zum Teil, auf ihn selbst überging. Als die Welle regelrecht auf ihn
ein preschte, wusste er, dass es stimmte. Die Linie Slytherin konnte ihren
Nachkommen Schmerzen nehmen, um sie selbst zu tragen.
„Tom, was…?!“ fragte
Severus entsetzt, der gerade noch einen Stuhl unter den Älteren zerren konnte,
bevor der zusammensackte, selbst kalkweiß und erst, als der Mann Potters
Schultern losließ, kehrte etwas Farbe zurück, erstaunlicherweise auch in das
Gesicht des Jugendlichen.
„Ich habe einen Teil seiner
Schmerzen selbst auf mich genommen“, erklärte Tom, strich wieder über die
schweißnassen Haare, die an dem bleichen Gesicht klebten. „Einer der Vorteile
eines Reinbluts aus der Linie Slytherin“, erklärte er mit gequältem Lächeln, er
hatte Schwierigkeiten, sich nicht anmerken zu lassen, wie dreckig es ihm ging,
fragte sich, wie der Junge das ertragen hatte, so stumm.
Severus verkniff sich einen
Kommentar, er war selbst erleichtert, dass der Kleine eine Erleichterung
bekommen hatte, dumm war nur, dass er noch einen panischen Irren hier drin
hatte, während sie weitermachen mussten. „Es geht weiter“, erklärte Severus
schließlich nach einem kurzen Moment, den Greg und er brauchten, um sich zu
sammeln. „Er hat Schäden an der Lunge und einen Riss in der Niere. Außerdem
mehrere Traumata im Sehzentrum des Hirns sowie zwei Schädelbrüche, die wir
gesondert untersuchen und heilen müssen. Greg macht den Kopf, ich kümmere mich
um die inneren Organe. Keine Einmischung, Tom“, verlangte Severus kalt. „Ein
jetzt schiefgehender Zauber kann ihn umbringen und wenn wir das nicht machen,
wird er auch kränker werden.“
Tom nickte knapp. Er war ja
nicht dumm. Doch er würde seinem Sohn helfen. Wenn der Junge das ertragen
konnte, dann doch wohl auch er. „Ich werde eingreifen, wenn es zu viel wird,
damit die Schmerzen ihn nicht bewusstlos machen.“
Percy war dankbar für das,
was der Lord gerade getan hatte, er sah in den Augen seines Kleinen, der sich
nicht wehren konnte, er strich über die immer noch schlaffe Hand. „Ich bin da“,
versprach er. „Bald ist es um, dann geht es dir auch endlich besser.“ Er sah zu,
wie weitere Zauber den Jungen einhüllten, der sich erst auf die Lippen biss,
weil er aus irgendeinem Grund nicht schreien wollte. „Du musst nicht leise
bleiben“, flüsterte er dem Jüngeren zu, strich über dessen nun blutende Lippe.
„Viel stärkere Männer haben bei so was geschrien.“ Doch es dauerte, bis ein
Zauber den Kopf seines Kleinen traf, bevor ein Zucken durch dessen Körper ging,
er sich aufbäumte, soweit die Magie es zuließ und einen weiteren, verzweifelten
Schrei ausstieß, während zeitgleich die Hände des Lords vorschossen, um die
Schultern des Jungen zu umschließen.
Es war ein Alptraum stellte
Harry fest. Es waren unsägliche Schmerzen und ja, es war schlimmer, als crucio,
als er seine Knochen knacken und brechen hörte. Nicht nur ein oder zwei, wie
sonst, wenn Vernon einen schlechten Tag gehabt hatte oder wenn Dudley ihn jagte,
der Quaffel ihn in die Rippen traf, sondern es war so, als würde jeder einzelne
Knochen erneut brechen. Irgendwann ließ der Schmerz überraschenderweise nach,
zumindest etwas, genug, dass er Percy wieder hören und fühlen konnte, auch, wenn
er die Worte nicht verstand. Doch diese Pause war nur von kurzer Dauer. Erneut
kamen die Schmerzen, erst in seinem Oberkörper, doch dann, vielmals schlimmer,
in seinem Kopf. Er wimmerte, biss sich immer heftiger auf die Lippen, bis er
nicht mehr konnte. Ein einziger, langgezogener Schrei entkam ihm, bevor er
zurücksackte, verzweifelt nach Luft japsend, die erst, wie immer, nur schwer
kam, dann aber etwas leichter, zeitgleich mit dem erneuten Nachlassen des
Schmerzes. Dieses Mal konnte er sich wieder bewegen, nur ein Bisschen, aber
genug, um sich näher an Percy zu kuscheln, dessen strichelnde Hand er wieder
fühlte.
Stimmen über seinem Kopf,
noch ein paar Hände, das über seinen Arm glitt. Er wollte sie abschütteln, doch
dann merkte er, dass die Schmerzen besser wurden, also ließ er es zu. Und dann,
endlich, verschwand der Schmerz, als habe er einen Trank bekommen, seine Lider
wurden schwer und noch bevor er sich hätte wehren können, sackte er in einen
tiefen Schlaf.
„Götter“, flüsterte Tom,
schneeweiß nach der zweiten Welle purer Agonie, die ihn überrollt hatte, wie ein
verdammter Taifun. Wie hatte sein Sohn so lang still bleiben können?! Er hatte
immer noch das Gefühl, dass Jemand in seinem Gehirn rum polkte!
Severus reagierte nicht
mal, er sprach nach mehreren Minuten, die für den kleinen Riddle eine Qual sein
mussten, und nachdem der Herzschlag weiterhin regelmäßig blieb, einen Zauber, um
den Jungen endlich einen erlösenden, schmerzfreien Schlaf zu schicken, während
die aggressiven Heilzauber sich des letzten Restes annehmen würden. Seine
Kleidung war schweißdurchtränkt und er war am Ende seiner recht beachtlichen,
magischen Kräfte. Ein kurzer Blick zeigte ihm, dass eine magische Diktatfeder
für Sonderfälle immer noch kritzelte wie verrückt, vermutlich all die
Verletzungen aufzeichnete, er hatte so eine auch schon eingesetzt, aber noch nie
hatte sie so lang geschrieben. Ein weiterer Blick zu Zaibini zeigte, dass es dem
Mann noch schlechter zu gehen schien, als ihm. Ja, in den nächsten Tagen sollte
sich besser Niemand auch nur einen verdammten Dorn eintreten, er hatte das
Gefühl, vorerst mit einem Wingardeum überfordert zu sein. Doch bevor auch er
sich den Luxus gönnte, sich in einen Stuhl sacken zu lassen, nahm er einen
starken Schmerztrank, den er Tom zuschob.
Percy beobachtete die
Männer eine ganze Weile, seinen Kleinen inzwischen wieder in den Armen. Er hatte
Diesen ganz zu sich gezogen, als die Anderen ihn schlafen geschickt hatten.
Damit war dessen Martyrium ja wohl vorbei. „Was jetzt?“, fragte er nach einigen
Momenten, in denen eine Hauselfe starke Tees gebracht und Tom den Trank genommen
hatte. „Wie wird es ihm gehen, wenn er aufwacht? Und was war das mit den
Organen? Davon war doch eben gar nicht die Rede gewesen! Was habt ihr mit seinem
Kopf gemacht?!“
„Das würde ich allerdings
auch gern wissen“, merkte Tom ruhig an, der sich eben selbigen rieb, nachdem der
Trank nur langsam seine Wirkung entfaltete, vermutlich auch deswegen, weil es ja
nicht sein eigener Schmerz war, der bekämpft werden musste.
Severus blickte zu Zaibini,
der sofort die Hand hob und sich dann hinter der Teetasse verbarg,
offensichtlich nicht bereit, den Zorn des Anderen auf sich zu ziehen. Also blieb
mal wieder nur ihm der schwarze Peter. „Der Zauber hat mehr falsch gebrochene
Knochen gefunden, als ich spüren konnte“, gab er brav Auskunft, deutete auf das
Pergament, das immer noch beschrieben wurde. „Einzelne Knochen waren wohl auch
mehrfach beschädigt, erst nach dem Richten konnte der neue Zauber die Ausmaße
der inneren Verletzungen einwandfrei feststellen, dummerweise gehörte auch dazu,
dass der Kopf deines Sohnes wohl doch gelitten hat, als er gegen harte
Oberflächen geschlagen wurde. Blut hat auf den Sehnerv, das
Konzentrationszentrum und auf zwei weitere Regionen gedrückt, die es ihm
vermutlich schwer gemacht haben, auf seinen magischen Kern zuzugreifen.“ Severus
atmete tief durch und sprach dann schnell weiter, bevor ihm Jemand in die Parade
springen konnte. „Es geht ihm jetzt nicht sonderlich und morgen wird er sich
vermutlich sehr steif und unbeweglich fühlen, aber es wird sich im Lauf der
nächsten Tage geben. Meine Empfehlung ist Bettruhe für morgen und dann soll er
es langsam angehen, auf gar keinen Fall die Gestalt wechseln, bis sein magischer
Kern sich erholt hat.“
Tom sagte nichts, er
starrte nur immer noch auf die Feder, die endlich, mehrere Minuten und zwei
Tassen Tee nach Beendigung der Heilung, das Schreiben aufgehört hatte, rief das
Pergament zu sich, aber ohne es vorerst zu lesen. Dazu brauchte er Ruhe, er
wollte nicht jetzt schreien und vielleicht aus Versehen den Falschen Angst
machen.
Percy strich über die Seite
des Jüngeren, wickelte die Krankenhausdecke um dessen Körper. „Muss er hier
bleiben?“
„Ich gehe davon aus, dass
Sie ihn überwachen werden“, konterte Severus kühl, „Daher spricht nichts
dagegen, ihn mitzunehmen.“ Auch wenn er herzlos klang, klinisch, er wollte es
dem Jungen ersparen, hier aufzuwachen. Auf der Krankenstation, auf der man ihm
bestätigt hatte, dass Diggory es nicht überlebt hatte.
„Kann… ich ihm Irgendwas
geben, wenn er Schmerzen hat?“
„Eine Massage“, knurrte
Severus. „Und Nährtränke. Ordentliches Essen, was Leichtes für Morgen, nicht,
dass ihm schlecht wird wegen heut.“
„Ich werde morgen kommen“,
erklärte Tom ruhig. „Ich möchte wissen, wie es ihm geht.“
„Hier“, lächelte Luna,
nachdem sei eine ganze Weile am Rande der magischen Gasse von London herumgeirrt
waren. Sie standen vor einem Laden, in dem das Logo prangte, was die Lehrer von
Hogwarts zu fürchten gelernt hatten. WWW. Die Inschrift auf den neuen
Scherzartikeln, die man ja auch per Eule mit einem Katalog bestellen konnte.
„Hier ist es. Von hier aus ist es ein kurzer Weg in Sicherheit, aber du musst
wissen, dass die Hilfe für dich ungewöhnlich sein wird. Du darfst dich nicht
irritieren lassen, durch das, was uns erzählt wurde, ich weiß, was ich tue.“
Sofort hob Neville beide
Hände: „Du hast das Kommando“, versicherte er, müde nach der langen Zugfahrt und
froh, an einem Haus zu sein, egal, wer sie da erwarten würde, solang es nur
niemand vom Orden sein würde, denn er mochte nicht mehr, er hatte die Nase von
den Lügen voll, oder davon, dass seine eigene Großmutter ihn für unfähig hielt,
nur, weil seine Magie nun mal anders funktionierte, als die anderer Kinder.
„Behalt das nur in
Erinnerung“, zog Luna den Älteren auf, bevor sie den Laden betrat.
Neville dagegen ging die
Kinnlade auf den Boden, wobei er sich selbst fragte, warum ihm das nicht klar
gewesen war. Mehr als eines der WWW-Produkte hatte ihn schließlich an das
erinnert, was die Beiden früher schon immer angestellt hatten. „War klar, dass
ihr für das Chaos in der Schule verantwortlich seid“, brachte er schließlich
mühsam raus, während beide identische Jungen die Köpfe hoben und ihn angrinsten.
„Immer zu Diensten“, gab
George sofort zurück, hob aber dann die Augenbrauen. „Irre ich mich, oder
müsstet ihr nicht eigentlich in Hogwarts sein?“ Natürlich kannte er Longbottom,
es war einer der Wenigen, die Harry geholfen hatten, nur das Mädchen sagte ihm
gar nichts. Außer, dass sie jung und irgendwie knüffig schien.
„Wir sind weggelaufen“,
erklärte Luna ruhig. „Mit Hilfe meines Vaters. Er wird auch noch hierher
kommen.“
„Hierher?“, fragte Fred
irritiert. „Warum hierher?“
„Euer Bruder hat Flocke
geholfen, er kennt den, der wissen muss, was ich zu sagen habe“, erklärte Luna,
lächelte dann. „Ich bin die letzte Nachfahrin von Cassandra der Seherin, meine
Mutter wurde von Dumbledore getötet, er will mich und meine Fähigkeiten, die ich
lieber dem dunklen Orden zur Verfügung stellen würde. Neville ist ein
Erdelementar, er würde auch bald in den Fokus rücken. Wir wollen beide bei
Flocke sein.“
Mitten in dem Monolog des
Mädchens mit den bewölkten Augen hatte Fred einen Schutzzauber gewoben und den
Laden geschlossen. „Der dunkle Orden – und da kommt ihr zu uns?“, fragte er
lauernd. „Nicht zu vergessen – ich kenne Niemanden, der Flocke heißt!“
„Harry“, unterbrach Neville
ruhig. „Der Junge, den wir als Harry Potter kennengelernt haben.“
„Und wir sind hier, weil
ich weiß, dass euer Bruder hoch in der Gunst des Mannes steht, der im Juli
seinen Körper wiederfand. Bitte sagt ihm Bescheid, wir wollen…“
Die Zwillinge wechselten
überrascht einen Blick, doch dann zuckten sie mit den Schultern. Sie glaubten
dem Mädchen unbesehen und Longbottoms Blick war eindeutig. Es war Fred, der
schließlich zu sprechen begann. „Ihr solltet hoch in die Wohnung gehen. Im
Moment ist ein schlechter Zeitpunkt, wir erreichen Percy nicht, er hat sich auch
bei der Arbeit krankgeschrieben, wir warten selbst auf Nachricht von ihm.“
Luna runzelte kurz die
Stirn, bevor sie lächelte und nickte. „Ich bin gut in Tränken und Neville kann
dir sicher mit einigen der Dinge helfen, die du im Regenwald gesammelt hast,
Fred“, schlug sie vor. „Dann tun wir was Sinnvolles.“
„Er…?! Woher weißt du, dass
er im Regenwald war?!“
„Nachfahrin von
Cassandra?“, fragte Luna amüsiert. „Für mich lichten sie die Schleier zu Zukunft
und Vergangenheit sehr leicht. Zumindest bis zu einem gewissen Grad.“
George lachte leise. „Nun
denn, dann kommt, ich bring euch hoch, da könnt ihr eure Sachen ablegen, danach
kann Luna mit mir hinter und du, Nev, kannst zu Fred.“
Harry stöhnte, als er
aufwachte. Hatte er gestern Quiddich gespielt und den Quaffel mehrfach
abbekommen? So fühlte es sich an. Der Schuss auf seinen Kopf musste ein
Volltreffer gewesen sein. Er rollte sich etwas in sich zusammen, spürte
schließlich den warmen Körper neben sich. Moment, warmer Körper? Ach ja, kein
Hogwarts, kein Quiddich. Nur Snape und ein weiterer, sadistischer Heiler.
Allerdings fühlte er sich insofern tatsächlich besser, dass er gut atmen konnte.
„Ah, wieder wach?“, fragte
Percy, der neben seinem Kleinen auf dem Bett gesessen hatte, mit einem Buch,
aber ohne auch nur eine Seite umzudrehen. Er hatte die Zeit damit verbracht,
seinen Gefährten zu beobachten. Der Jüngere hatte den gesamten restlichen Tag
und die Nacht in einem Heilschlaf verbracht. Er sah nicht wirklich besser aus,
aber da die meisten Sachen ja im Körper gerichtet wurden, war das auch nicht zu
erwarten. Neben dem Bett stand eine große Tube mit Salbe, die die Narben
innerhalb der nächsten Wochen auch völlig verschwinden lassen sollte, zumindest
die Meisten davon. Nicht, weil sie hässlich waren, sondern weil sie so
verwachsen waren, dass sie unangenehm sein mussten.
Harry beschränkte sich auf
ein Nicken, sah dann aber zu dem Älteren auf, lächelte etwas und genoss die
Hand, die leicht über seinen Hals strich.
„Hast du große Schmerzen?“,
fragte Percy nun ruhig, musterte den Anderen nach Zeichen dafür.
„Nicht… so schlimm, nur…
Muskelkater“, schränkte Harry sofort ein, rieb sich den Kopf. Der war das
Einzige, was wirklich unangenehm pochte, aber er hatte wirklich schlimmeres
gehabt.
„Gut, dann geh ins Bad,
setz dich etwas ins warme Wasser, das entspannt und dann kommst du zu mir, aber
bitte nur mit einer Boxer, wir müssen noch deine Narben versorgen, sonst hast du
weiterhin Schmerzen beim aufrecht stehen.“
Verdattert starrte Harry
den Anderen an. Woher wusste der denn davon? Das hatte er nun wirklich Niemandem
gesagt! „Wie…?!“
„Hast du schon mal deinen
eigenen Rücken gesehen, Kleiner?“, fragte Percy nur. Die Narben waren vollkommen
verwachsen. Ein paar mehr Jahre und du hättest wirklich Probleme bekommen.“ Er
strich sanft über die Wange des Anderen. „Und jetzt geh ins Bad.“
Harry war im ersten Moment
sprachlos. Der Andere hatte kein Wort darüber gesagt, wie sein Rücken aussah,
nur, was für Probleme er gemacht hatte, als wären die Narben kein Problem. Als
hätte der Ältere ihn auch so genommen, wenn sie nicht seiner Gesundheit im Weg
gestanden hätten. Erst, als Percy ihn gestimmt in Richtung des Bades dirigierte,
kam er in Bewegung, doch zum Baden hatte er nicht den Nerv, Wannen ging er gern
aus dem Weg, sei hatten für ihn nichts Entspannendes. Jedes Mal, wenn er eine
Wanne sah, sah er seine Tante, die ihn entweder in eisiges oder in kochend
heißes Wasser getaucht, ihn ein Mal fast ertränkt hatte. Also zog er sich ganz
aus, stellte sich nur kurz unter den Strahl, bevor er sich abtrocknete und in
die bereitgelegte Boxer stieg, unsicher, nur so, ohne seine Kleidung, raus zu
gehen.
Percy hatte gerade ein
Handtuch über das Bett gelegt und die Decken aus dem Weg geräumt, um den
Jüngeren in Ruhe einreiben zu können, als der schon auftauchte, etwas bleich im
Gesicht, die Arme über der Brust gekreuzt. Er lächelte einfach nur, streckte dem
Anderen die Hand entgegen, nahm sie und zog seinen kleinen Gefährten zum
Handtuch. „Leg dich hin“, bat er, wartete, bis sein Neveo das tat, was ihn auf
noch einen Gedanken brachte. „Wie willst du eigentlich genannt werden?“, fragte
er schließlich. „Ich weiß, man hat dich lang Harry genannt, aber du weißt, dass
du ein Riddle bist. Dein Name war mal Zeon. Ich hab dich Neveo genannt. Aber wie
willst du genannt werden?“
Was? Verwirrt sah Harry
auf, als Percy das ansprach, bis ihm einfiel, dass der Mann Recht hatte. Er war
nicht Harry Potter. Harry Potter war, wenn er das richtig verstanden hatte, das
so gut wie tot geborene Kind von mindestens einem Mörder und einer Frau, die es
zugelassen hatte. Wobei er ja auch erst im Alter von sechs Jahren überhaupt
erfahren hatte, dass sein Name eben nicht Freak war. „Ich… ich weiß es nicht“,
flüsterte er, zuckte kurz, doch dann fühlte er, dass es nur Percys warme Hände
waren, die über seinen Rücken strichen, um die Salbe zu verteilen. Der Name Zeon
war ihm auch fremd. Neveo war in Ordnung, aber selbst bei Harry hatte er
manchmal schon Probleme, musste sich gerade nach den Sommern erinnern, dass das
sein Name war, dass er reagieren sollte.
„Das musst du auch jetzt
noch nicht, aber du solltest es dir überlegen“, schlug Percy vor, während er die
Salbe in den immer noch stark vernarbten Rücken einmassierte. Er war froh, dass
die Behandlung das Meiste davon würde verschwinden lassen können, wobei er
entsetzt war, dass einige der Narben unter dem Gewebe tatsächlich noch entzündet
gewesen waren. Ein Alptraum für die Heiler, Snape lag immer noch im Bett,
Zaibini hatte fast einen Heilersturz. Wie gesagt, Keiner von ihnen sollte sich
in der nächsten Zeit ernsthaft verletzen.
Harry gab ein Brummen von
sich, nicht ganz sicher, was er sagen sollte, während die Hände seinen Rücken
vorsichtig kneteten. Es tat so gut! Schließlich wurde er auf den Rücken gerollt,
während Percy ihm den Bauch einrieb, obwohl er das auch wirklich hätte selbst
machen können. Was er nun allerdings sah, war zu seinem Erstaunen, dass Percy
nicht mal angeekelt aussah, nur… besorgt? Das schien es zu sein! Ja, da war er
sich sicher. Warum? Er verstand das irgendwie nicht. Weshalb kümmerte Percy sich
so um ihn?
Der Rotschopf dagegen bekam
von den Gedanken nicht viel mit. Er achtete nur sorgfältig darauf, dass er keine
Stelle übersehen würde, auch nicht an Armen und Beinen und erst, als die Creme
auch eingezogen war, erlaubte er Neveo, wieder ein Shirt über den Kopf zu
ziehen. Es war klar zu sehen, dass der Jüngere noch sehr erschöpft war. Nun,
nach dem Essen sollte er wieder schlafen, dann würde er morgen sicher wieder tun
können, was er mochte. Wobei… Percy musste erst mal zusehen, was sein Kleiner
tun wollte. Lernen, darauf würde sicher nicht nur er bestehen, außerdem musste
klar gestellt werden, dass Niemand den Jungen belästigte oder ihm weh tat. Nun,
Tom würde gleich hier auftauchen. Apropos… „Kleiner…“
Harry, der sich wieder in
die Decke gewickelt hatte und kurz davor war, erneut einzuschlafen, blickte auf
seinen Rotschopf. Was war denn nun?
„Nicht wieder schlafen“,
bat Percy ruhig, nahm dem Anderen die Decke weg, zog sie so weit runter, dass
sie nur über dem Unterkörper lag, einfach weil die Wärme seinen Gefährten zu
schnell wieder ins Reich der Träume gebracht hätte. „Tom… der Lord kommt um mit
uns zu essen, du musst was essen, bevor du wieder schläfst und…“
„Nein! Nein, bitte nicht!“
„Kleiner, er hat dir
geholfen, er mag dich. Erinnerst du dich nicht? Gestern, als deine Schmerzen auf
ein Mal nachgelassen haben, obwohl wir dir kein Tränke geben durften?“,
erinnerte Percy den Jungen an die vermutlich schlimmsten Stunden seines
bisherigen Lebens. „Er hat deine Schmerzen auf sich selbst genommen“, fuhr Percy
schnell fort, als er sich sicher war, dass der Jüngere ihm zuhörte. „Er hat dich
wirklich gesucht, gib ihm eine Chance, ja? Ich meine, wer kann von sich schon
sagen, der dunkle Prinz zu sein?“, fragte er mit einem Grinsen auf den Lippen.
„Überleg nur, was du alles tun und wen du rum befehlen kannst!“
War es das? War das der
Grund, warum Percy sich um ihn kümmerte? Weil er der Sohn von Voldemort war? Das
erklärte nicht, warum der Ältere ihn vorher versorgt hatte… Er verstand das
nicht, er konnte es einfach nicht begreifen! Es machte keinen Sinn!
Und… es stimmte, er
erinnerte sich daran, dass die Schmerzen zwei Mal mittendrin erträglicher
geworden waren. Hatte Voldemort das wirklich getan? Nun, der Andere hatte ihm
auch beim ersten Treffen in dem Raum nichts getan. „Du… du bleibst?“, fragte er,
kaum laut genug, um gehört zu werden.
Doch Percy hatte sie
gehört, lächelte und nickte. „Ja“, gab der Rotschopf einfach nur zurück.
„Natürlich bleibe ich.“ In dem Moment tauchte ein Tisch auf, der sich über das
Bett legte, dazu ein Stuhl, kurz bevor es klopfte und die Tür aufging, der Lord
eintrat. Der Beste sah aus, als habe er auch noch Schmerzen oder eben schon das
ein oder andere Mittelchen dagegen genommen. „Guten Morgen.“
Tom blickte auf den
Rotschopf, nickte knapp, bevor sein Blick zum eigentlichen Wunder glitt. Sein
Sohn, sein angeblich toter, schon lange bestatteter Sohn, der sich gegen seinen
General kuschelte und sich sichtlich unwohl fühlte. Er hatte den Rest des
gestrigen Tages, nachdem er nach den Schmerzen wieder klar hatte denken können,
damit verbracht, den Bericht zu lesen und ja, er war stinksauer, hatte die
Verantwortlichen gefoltert und Black verhört, mit unschönen Ergebnissen, die er
eigentlich mit Percy besprechen wollte, aber nicht gleich jetzt. „Guten Morgen“,
grüßte er, setzte sich auf den Stuhl, hoffentlich weit genug von seinem kleinen
Wunder entfernt, damit der Junge sich nicht gleich bedroht fühlte.
„Morgen“, antwortete Percy.
„Alles in Ordnung?“
„Ich bin hart im Nehmen“,
gab Tom ruhig zurück, lächelte seinen Sohn an. „Und wie geht es dir?“, fragte er
leise.
„Besser“, murmelte Harry,
sah kurz auf. „Danke“, fügte er nach einem Zögern an. Wenn der Mann seine
Schmerzen getragen hatte, war das ein Grund, sich zu bedanken, denn er hatte
wirklich zwischendurch nicht gewusst, ob er das überleben würde.
„Gern“, gab Tom zurück, der
sich denken konnte, worum es ging.
„Wie geht es Snape?“,
fragte Percy mit amüsiertem Grinsen. Er ahnte, dass Tom es sehr gut wusste.
Der Lord zuckte mit den
Schultern. „Noch nicht wach, war vollkommen erschöpft, ich hab in seinem Namen
eine Entschuldigung an Dumbledore geschickt, in der steht, dass ich es
übertrieben habe und er zu verletzt ist, um vor dem Beginn der nächsten Woche
wieder seine Pflicht aufzunehmen.“
Percy hob eine Augenbraue,
nickte aber dann. „Kaffee?“
„Sicher.“ Tom wartete, bis
die Tasse voll war, nahm sie und beobachtete doch nur seinen Sohn, der kaum
etwas anrührte, weder den Kaba, den der Rotschopf ihm gegen hatte, noch die
Pancakes. Nun, wo der Andere sich gerade nicht vor Schmerzen wand, merkte man,
wie ähnlich der Kleine ihm und seiner Frau war. Die helle Augen von Mirèe, ihre
hohen Wangenknochen, doch seine Gesichtsform, seine Haare, dann aber wieder
ihren feine Körperbau und auch die Magie seines kleinen Prinzen war eine
seltsame Mischung aus ihnen beiden. Was auch die Flügel erklärte. Mirèe war ein
Kind der Nacht gewesen, eine Unterart der Hochelfen, auch ihre Ohren waren
spitzer zugelaufen, als sie sechzehn geworden war. Diese Wesen hatten in jeder
Form Flügel, sie hatte sie als Tattoo auf dem Rücken getragen, aber nie eine
Animagusfigur gehabt. Auch sein Sohn würde die Flügel auf dem Rücken als
Zeichnung in der Haut tragen, wenn er sechzehn würde. Ein Lächeln huschte über
sein Gesicht, während er sich zurücklehnte und den bitteren Geschmack des
Kaffees genoss. Es würde zweifelsohne nie sein Lieblingsgetränk werden, doch es
machte wach und verdrängte andere Dinge.
Seine Frau wäre nun sicher
glücklich. Ihr gemeinsamer Sohn war hier, vor Tom, sicher, beschützt und wieder
einigermaßen gesund, zumindest fast, auf dem besten Weg dazu. Er konnte ihre
Prophezeiung wahr machen, ihn an seine Seite holen, er hatte einen Nachfolger,
es gab einen Prinzen – und einen Schwiegersohn, wie Tom in dem Moment erst so
richtig bewusst wurde. Kurz überlegte er sich, zu schreien, doch das war
sinnlos. Percy hatte nicht gewusst, wen er zeichnete und der Andere war von
seinen Instinkten geführt worden, etwas, das er anerkannte. Zudem war sein
Kleiner kein Baby, seine Mutter war vierzehn gewesen, als sie mit ihm geschlafen
hatte. Wer war er da, dem Kind den Spaß zu verderben? Und Percy zur
Enthaltsamkeit zu zwingen?
Vermutlich würde er es
anders sehen, wäre sein Sohn bei Mirèe und ihm aufgewachsen, aber so war es ja
leider nicht gewesen. Er konnte nur versuchen, einen Zugang zu dem Kleinen zu
finden, ihm zumindest ein guter Berater und Lehrer zu werden, auf jeden Fall war
ihm klar, dass es Geduld brauchte, wie bei Sev, der ja auch geprägt war von
einer wenig schönen Vergangenheit und einem alten Schwein, das es immer noch
wagte, seinen Liebhaber zu foltern, wenn er selbst Mist gebaut hatte!
Schließlich riss Tom sich
zusammen, bewegte seine Hand, was dazu führte, dass der Kleine zuckte, sich
näher an den rothaarigen General lehnte, doch er flüchtete nicht, als der Lord
ihn schließlich berührte. „Du hast dieselben Hände, wie deine Mutter“, stellte
Tom fest, lächelte etwas. „Weißt du, dass sie dich nach deiner Geburt vier Tage
lang nicht aus dem Arm gegeben hat? Sie wollte dich nur halten und nicht mal ich
durfte dich nehmen. Vier Tage lang. Sie hat dich sehr geliebt, wir… wir haben
dich damals geliebt. Ich… könnte dir dein altes Zimmer zeigen, im
Familienflügel, wenn du möchtest“, schlug er vor. „Du kannst den da“, er deutete
mit einer scherzhaften Bewegung zu Percy, „natürlich mitnehmen. Natürlich hab
ich da auch Bilder von deiner Mutter…“
Dieses Mal sah Harry auf,
verwirrt über die Art, wie Voldemort mit ihm redete. Es passte einfach so gar
nicht zu dem Mann, der jahrelang versucht hatte, ihn zu töten oder zu dem, was
ihm von allen Seiten erzählt worden war. Der dunkle Lord sah ihn offen lächelnd
an, ohne Hintergedanken, einfach nur ihm etwas anbietend. Als wolle der Mann
sein Vater sein, als käme er Diesem eben nicht ungelegen, wie allen Anderen.
Er blickte zu Percy, der ihn ermutigend anlächelte, bevor er schließlich
nickte. Er wollte Fotos sehen und allein die Vorstellung, mal ein Zimmer gehabt
zu haben, statt einem Schrank war für ihn etwas Schönes.
Erleichtert stellte Percy
fest, dass sein Kleiner sich, nach den ersten Worten, endlich so weit
entspannte, dass er endlich was zu Essen nahm, auch, wenn er im Moment nur
lustlos an einem Muffin knabberte, ihn dann ansah, als würde er nicht so
wirklich schmecken, ihn zurückstellte und eine Scheibe Speck wählte. Er drückte
die schmale Hand auf der Decke, bevor er sich an seinen Lord wandte: „Ich denke,
ich sollte ihn dann, während ich arbeite, hier lassen?“, fragte er schließlich.
„Nein!“, rief Harry, bevor
er wusste, was er tat. „Nein! Bitte nicht, ich…! Ich will… bei dir… bleiben?“,
fügte er, nun etwas leiser hinzu, als ihm klar wurde, wie lächerlich dieser
Ausbruch gewesen war. Er war immerhin verdammte fünfzehn Jahre alt!
Tom seufzte, musterte das
aufgebrachte Gesicht, das er nur zu gut kannte. Die Mutter seines Sohnes hatte
Trennungen auch kaum ertragen, selbst, wenn es nur kurze Stunden gewesen waren.
Er würde dem Kleinen das gern ersparen. „Kannst du ihn mitnehmen?“, fragte er
ruhig. „Ohne, dass er zum Leoparden wird? Sev…erus meinte, damit sollte er
mindestens einen Monat warten, bis seine Magie sich von den Strapazen erholt
hat.“
Kurz rieb Percy sich die
Stirn, überrascht über das, was der Lord gefragt hatte. Den letzten Monat hatte
er immer Neveo dabei gehabt, Niemand würde ihm eine Frage zum Leoparden stellen.
Ein Mensch hingegen… „Ich habe noch etwas Urlaub übrig“, schlug er daher
schließlich vor. „Es sollte für einen Monat reichen, bedenkt man, dass ich zwei
Jahre keinen hatte und der Minister möchte ohnehin für eine Weile außer Landes,
weil er Besuche bei anderen magischen Gemeinden zu machen hat, dabei braucht er
mich gerade nicht, das Wichtigste, denke ich, kann ich auch von hier aus
erledigen. Nur… ich gehe eher von zwei Wochen aus, immerhin… koordiniere ich das
Vorzimmer des Minsters.“
Tom nickte. „Zwei Wochen
wären immerhin schon etwas, bis dahin hat er sich sicher besser eingewöhnt“,
stimmte er zu, lächelte seinen Sohn an. „Ich denke, ich würde den Anderen auch
gern sagen, dass der junge Prinz wieder unter uns ist.“
„Was…was heißt das?“,
fragte Harry unsicher.
„Dazu ist es wohl noch
etwas zu früh“, wandte auch Percy ein.
„Nun, du würdest dem Orden
vorgestellt werden, natürlich nur unter einer Maske, nicht, dass du mir wieder
entführt bist, aber ich wüsste dich gern an meiner Seite, mein Sohn“, gab Tom
zu. „Nur hat mein General Recht. Das hat noch etwas Zeit, denk einfach darüber
nach und bis dahin, fühl dich frei, dich überall zu bewegen und.. sag mal,
Percy, kannst du ihm nicht dieses Hundehalsband abnehmen?“, fragte er, dann doch
etwas irritiert, als er das Band mit dem Namen Neveo am Hals des Jungen
erkannte.
„Nein!“, rief Harry, legte
schützend die Hand über den Stein, der den Namen des Rotschopfes trug. „Ich… ich
mag den Stein“, erklärte er schließlich.
Diese Reaktion brachte auch
Percy zum Lachen, der die Hand hob, sie über das doch eher billige Band um den
Hals des Jüngeren gleiten ließ, so, dass das zu einer massiven, eleganten
Silberkette in Schlangenform wurde. „So besser?“, fragte er, die Augen auf den
Lord gewickelt, während sein Kleiner rot bis auf die Haarwurzeln war.
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