2. Kapitel

„Tom?“, fragte Severus leise. Er war aufgewacht, hatte festgestellt, dass der Andere ein weiteres Mal nicht neben ihm gelegen hatte. Nichts Unübliches, doch im Gegensatz zu sonst spürte er, dass der Ältere zumindest noch im Zimmer sein musste. Endlich, nach mehr als fünf Tagen, war er die letzten Verbände los geworden und hatte feststellen müssen, um einige Narben reicher zu sein, doch das hatte ihn nicht groß gestört, da hatte sich der Andere tatsächlich mehr aufgeregt.

Langsam blickte Tom zu dem Anderen, lächelte etwas und trat zurück zum Bett, packte den noch etwas verschlafen wirkenden Tränkemeister, sah ihm kurz in die dunklen Augen und küsste Diesen schließlich. Er mochte den Mann mit der Charakternase sehr, wusste, dass der anders war, als er sich gab, weit gefühlvoller und ruhiger, doch für seine Rolle als Spion spielte er seine Rolle oftmals sogar im dunklen Orden weiter, nur hier, hinter diesen verschlossenen Türen, legte er seine Maske ab, dann entspannte sich das harte Gesicht, schien sofort etwas jünger zu wirken. „Gut geschlafen?“

„Sicher“, gab Severus zurück, schwang seine Beine aus dem Bett und streckte sich, nicht darauf achtend, dass er nackt war. Die ersten paar Mal war es ihm peinlich gewesen, da er wusste, dass sein Körper nicht im herkömmlichen Sinne ansehnlich war, doch Tom hatte ihm schnell klar gemacht, dass das einfach nicht nötig war. Sein Blick glitt über die Wände der gemütlich eingerichteten Wohnung, die außer ihm nur noch die anderen beiden Generäle von innen kannten, stellte dann fest, dass der Vorhang vor einer der Wände nicht wie sonst zugezogen war.

Er kannte das Bild, das sich darunter versteckte, verstand, warum Tom es nicht immer ertrug, es offen zu lassen. Auf dem Portrait stand sein Geliebter hinter einem Stuhl mit Lehne, stützte sich mit den Armen auf ihr ab, lächelte leicht, ohne dabei albern zu wirken. Auf dem roten Polster des Stuhles dagegen saß eine Frau. Sie hatte strahlend blaue Augen, war sehr schlank, trug ein Kleid, das an ein Mittelalterkleid der Muggel erinnerte und hielt ein Neugeborenes in einer blauen Spitzendecke in den Armen. Es war Toms Familie. Die, die Dumbledore dem Anderen genommen hatte. Seine Frau und sein Sohn. Das Kind war vor etwa vierzehn Jahren verschwunden, die Frau noch in derselben Nacht gestorben, an schwersten Verletzungen. Die Zauber, mit denen man sie ihr zugefügt hatte, hatten verhindert, dass man sie hätte retten können.

Ja, Severus war noch nicht so lang mit Tom zusammen. Im Grunde wusste er erst, dass er den Anderen liebte, seit er Diesem, noch körperlos, geholfen hatte, ins Leben zurückzufinden. Wobei er immer noch wütend war, dass irgendein Idiot dafür einen vielversprechenden, reinblütigen Schüler vollkommen unnötigerweise hatte umbringen müssen, nur um irgendwas unter Beweis zu stellen, absolute Dummheit eben. „Was hast du?“, fragte der Tränkemeister schließlich, während er das schlechte Gefühl spürte, das seinen Magen zusammenzog.

„Ich habe von ihr geträumt“, erklärte Tom leise. „Das allererste Mal seit sie… seit sie nicht mehr bei mir ist…“, noch jetzt hatte er Gänsehaut, spürte diesen seltsamen Druck. Denn das, was seine tote Frau gesagt hatte…!

„Lass mich raten, du willst die Sache mit mir beenden, weil sie es nicht gutheißt?“, fragte Severus, kaum merkend, wie kalt seine Stimme auf ein Mal wurde, als all seine Schutzschilde gleichzeitig wieder hochfuhren. Es ging immer so. Er war Derjenige, der verlassen wurde. Erst von Lily, die ihn regelrecht verraten hatte mit ihrer Beziehung mit James, nur weil der reich war, dann Dumbledore, der ihn ausgenutzt und gequält hatte.

„Was?“, verwirrt sah Tom auf, vor Allem, als er diesen Ton hörte, bevor er den Jüngeren packte und einfach zu sich zog. „Selbst, wenn sie so was Dummes gesagt hätte, würde ich das nicht tun“, gab er ruhig zurück, wohl wissend, dass Sev, so hart und kalt er auch immer vor Allen auftrat, eigentlich auch nur eine verletzte Seele war, die nichts mehr fürchtete, als Zurückweisung. Einfach, weil es ihm schon zu oft geschehen war. Er packte das Kinn des Jüngeren, küsste Diesen, legte seine Stirn an die des Tränkemeisters. Er wusste, er musste bald was machen, damit dessen Probleme sich etwas legen würden. So was wie ihre Beziehung offiziell zu machen, die Gerüchte waren ohnehin schon heftig. Manchmal hatte Tom deswegen schon das Gefühl, nicht mit Erwachsenen, sondern mit klatschenden Kindern in Hogwarts zu arbeiten.

Im ersten Moment wusste Severus gar nicht, was mit ihm geschah, doch dann schossen ihm allen Ernstes auch noch Tränen in die Augen, als der Ältere ihn einfach küsste, ihm sagte, dass er nicht mal dann mit ihm Schluss gemacht hätte, hätte seine so geliebte Frau es verlangt. Es war so schwer, das wirklich zu glauben, doch da er es wollte, konnte er seine Zweifel ein weiteres Mal zurückdrängen, genoss das Gefühl des Daumens, der seine Träne von der Wange wischte, ließ zu, dass der Lord ihn zurück auf die Kissen drückte, etwas mit seinen Haaren spielte. „Was wollte… sie dann?“, fragte Severus schließlich leise. Es war in der magischen Welt nichts Unüblich, Tote zu sehen. Geister, verlorene Seelen, Erscheinungen. Die Nacht der wilden Reiter, von den Muggeln zu Halloween verunstaltet war dafür besonders prädestiniert, nur war die noch weit entfernt. Wenn geliebte Menschen einfach so auftauchten, hatten sie meist einen gravierenden Grund dafür und Severus sah, wie sehr das Tom mitgenommen haben musste.

Erleichtert, dass Sev sich scheinbar schnell ein bekam, rollte Tom sich von dem Jüngeren, zog Diesen aber in seine Arme, blickte auf das Bild seiner damals noch so glücklichen, intakten Familie. „Ich bin eingeschlafen, dachte im ersten Moment, wieder aufgewacht zu sein. Du… hast ruhig neben mir geschlafen, ich hab sogar deine Wange gestreichelt“, gab Tom leise zu. „Und dann… war sie da, sie hat am Fenster gestanden, wie früher. Und gelächelt. Dann ist sie zu mir, zu uns gekommen und hat gesagt, dass… sie froh ist, dass ich den Verstand nicht vollkommen verloren habe, dass ich Jemanden gefunden habe.“ Tom schloss die Augen, dachte an die Frau, die ihn angesehen hatte, in demselben Kleid, das sie in dem Bild getragen hatte. „Aber dann… sie… sie hat mich allen Ernstes gefragt, wie ich es wagen konnte, nicht nach unserem Kind zu suchen, warum ich es allein gelassen habe und wie ich erwarten könnte, einen Krieg zu gewinnen, wenn ich nicht mal auf ihn achten kann…“

„Euer Kind?“, fragte Severus irritiert. „Das, was noch vor ihr gestorben ist? Was wir nur noch tot finden konnten?“ Was hatte dieser Geist, diese Seele, dieses Überbleibsel eines Menschen damit nur gemeint?! Er selbst war in der Nacht des Überfalls auch da gewesen, hatte versucht, die Frau seines jetzigen Geliebten zu retten, denn bei dem Säugling, den sie im Garten gefunden hatten, war bereits Alles zu spät gewesen. Zwei dunkle Schneideflüche und ein heftiger Zauber aus der hellen Kategorie hatten den kleinen Körper des kaum drei Monate alten Jungen vollkommen zerstört. Angeblich hatte auch der Präparator ihn nur mit viel Mühe wieder für die Beerdigung herrichten können, zu der Tom am Ende nicht mal gegangen war, es vermutlich nicht gekonnt hatte und selbst jetzt schaffte er es nicht, die elegante Krypta, in der seine erste Familie lag, auch nur zu betreten, blieb immer nur davor stehen.

„Ja“, nickte Tom, der immer noch innerlich vollkommen aufgewühlt war. „Sie… sie hat gesagt, er lebt und ich hätte… hätte es wissen können! Ich… sie sagt, er ist der Schlüssel, nur, wenn er an meiner Seite ist, wenn er… seine Stelle an meiner Seite einnimmt, kann ich diesen Krieg gewinnen, ohne alles zu verlieren, was mir lieb ist, auch… dich“, gab er schließlich zu, zog den Anderen noch näher an sich, während seine Erinnerungen ihn überkamen.

Der Tag, als sein alter Feriensitz überfallen worden war, der Tag, als der Orden des Phönix auf seinem anderen Anwesen ein Blutbad angerichtet hatte, das tote, entstellte Kind, seine Frau, die zu Tode blutete, ohne, dass sie etwas hatten tun können, ihre Schreie nach ihrem gemeinsamen Sohn. Sie war in seinen Armen gestorben. „Er… er war tot, ich…   habe es doch gesehen, verdammt!“

Diesen Ausbruch nahm Severus zum Anlass, sich aufzurichten, er musterte Tom, der nun stärker zitterte, als eben, sichtlich vollkommen aufgeregt. „Das kann ich prüfen“, sprach er schließlich leise. „Dafür musst du nicht mal in die Krypta.“ Immerhin hatten sei früher schon entstellte Tote identifizieren müssen. Tränke hatten ihre Berechtigung. „Ich muss den Trank neu aufsetzen, weil dein verdammtes, übergroßes Haustier mein Labor bei ihrem letzten Ausflug beschädigt hat, aber ich kann einen Identifikationstrank brauen. Es dauert drei Tage, dann weißt du mit Gewissheit, ob es stimmt oder nicht, anschließend können wir weitersehen.“

Tom bedeckte seine Augen mit seiner Hand, zwang sich, tief durchzuatmen. Das Alles war für einen Morgen einfach zu viel. Sie wiederzusehen, ihre Behauptungen, die Andeutung, nicht nur Sev sondern auch viele Andere verlieren zu können. Er wusste, er konnte nicht in die Krypta, er hatte es nicht mal geschafft, zur Grablege zu gehen, zu sehr hatte ihn das aufgewühlt. Er hatte ja sogar kurzzeitig jegliche Form von Beherrschung verloren. Das war der Grund gewesen, hinter den Potters her zu sein, er hatte James Potter erkannt, als Denjenigen, der einen Fluch genutzt hatte, der es ihnen unmöglich gemacht hatte, seine Frau zu retten, er hatte dem Schwein nehmen wollen, was der ihm genommen hatte, selbst das unschuldige Kind, vor dem er eigentlich sonst Halt gemacht hätte. Nun, die Rechnung hatte er prompt serviert bekommen.

„Tom?“

„Tu das, Sev“, bat Tom schließlich. „Prüf, ob mein Kind ist, wo es sein sollte… ich… muss… den Ausbruch aus Azkaban organisieren.“

Severus seufzte, beobachtete, wie der Ältere wieder aufstand, spürte dessen Lippen zu einem kurzen Abschiedskuss, bevor der Mann die Vorhänge über dem Gemälde wieder schloss und regelrecht die Flucht zu ergreifen schien. Toll, wirklich. Der Tag konnte gar nicht besser werden, er hatte schon als vollkommene Katastrophe begonnen! Nun, egal, er sollte sich daran machen, den Trank zu brauen und eine Gewebeprobe zu organisieren.

 

 

Nein! Nein, er wollte das nicht! Verzweifelt wimmerte Harry, doch es war zu spät. Der Rotschopf war bereits weg, die Tür hatte sich hinter Diesem geschlossen und auch sein Kratzen am Holz änderte daran nichts. Percy war gegangen, hatte ihn hier gelassen. Ja, der Andere hatte versprochen, ihn abzuholen, dass er sicher sein würde, doch schon zu viele hatten ihm falsche Versprechungen gemacht! Ja, es war lächerlich, Percy war ein Todesser, das wusste er inzwischen, er sollte den Anderen schon allein dafür hassen, doch er konnte es nicht. Die letzten Nächte hatte der Ältere in seiner eigenen Tierform um ihn gewickelt verbracht und selbst, wenn Harry einen Alptraum gehabt hatte, hatte der Andere ihn beruhigt, über sein Fell geleckt und geschnurrt. Was, wenn Percy, wie so viele vor ihm auch, nicht wiederkommen würde? Was dann?!

Da hatte er endlich etwas wie ein Zuhause gefunden und jetzt…! Es war nicht fair! Es war so was von gar nicht fair! Und obwohl es eigentlich doch so warm war, war ihm jetzt eisig kalt und er wollte nur noch ins Bett kriechen, mit dem roten Panther.

Eine Weile starrte Fred überrascht auf das Schauspiel, das sich vor ihren Augen zutrug. Percy war gekommen, hatte was von einer wichtigen Mission gesagt, die gefährlich werden könnte und dass er auf keinen Fall wollte, dass sein neues Haustier allein war, er Neveo also zu ihnen bringen würde. Etwas, das sowohl George alsauch er gern erlaubt hatten, wohl wissend, wer sich wirklich hinter den weißen Fell versteckte. Doch sie hatten nicht damit gerechnet, dass ihr kleiner Freund vollkommen austicken würde, in dem Moment, als sich die Tür hinter Percy wieder schließen würde. Der Andere kratzte immer noch an der Tür, wollte offensichtlich wieder zu ihrem Bruder.

„Harry“, sprach Fred schließlich, setzte sich zu dem Anderen, der Geräusche von sich gab, die einem Wimmern erschreckend ähnelten. Er verstand nicht, warum Harry das Verschwinden ihres Bruders so mitnahm, aber er hasste es, den Jüngeren so zu sehen. Er griff nach dem immer noch sehr dünnen Körper, zog den Anderen, der sich nicht nennenswert wehrte, zu sich auf den Schoß. „Harry, er hat doch gesagt, er kommt wieder, spätestens morgen Früh. Es ist für eine Nacht, beruhige dich. Perc hält seine Versprechen.“

Erneut wimmerte Harry, streckte eine Pfote aus. Er verstand selbst nicht, warum er dieses Bedürfnis hatte, bei dem Anderen zu sein, nur, dass es ihm fast schon weh tat, nicht da zu sein wo der Ältere war! Er konnte es Fred und George, der nun auch bei ihm saß, nicht mal erklären! Es war das erste Mal, seit er in der Gestalt gelandet war, dass ihm das Leid tat.

Fred seufzte leise, blickte auf George. „Was hat er?“, fragte er schließlich leise.

George musterte den Kleinen, strich kurz über dessen Fell. „Weißt du noch, vor ein paar Tagen war Percy hier, um uns zu warnen, dass was passieren könnte, da hat er uns auch erzählt, dass er einen Trank genommen hat, um sein verborgenes Erbe zu wecken.“ Etwas, das generell sehr, sehr riskant war, doch ihr Bruder hatte das alles gut durchdacht und mit einem festen Ziel vor Augen getan. Sie wussten inzwischen, wie hoch der Andere wirklich in den Rängen des dunklen Ordens stand und er hatte sie beide auch mit Informationen versorgt, warum der einst politische Krieg schließlich so ausgeartet war.

„Was hat das mit Harry zu Tun?“, fragte Fred, der den Jüngeren weiterhin leicht streichelte, doch der schien davon gar nichts mitzubekommen, war vollkommen auf die Tür vor sich fixiert.

„Er hat uns doch gesagt, dass er dadurch zu einem Animagus geworden ist, der seine Sinne auch behält, wenn er wieder normal is“, führte George aus, deutete auf den Kleinen. „IN unserer Familie gibt es Gerüchte über magische Halbkatzen. Und die … suchen sich nur ein Mal im Leben Jemanden, mit dem sie den Rest ihrer Zeit zu verbringen gedenken, sozusagen wie ein Veela. Das war mal ader Auslöser der Vendetta, ein Malfoy hat es uns nachgetragen, dass ein Weasley eine Tochter von denen gekidnapt hat.“

„Du… du meinst…?!“, verdattert starrte Fred auf den Kleinen, der nun reglos in seinen Armen lag, weiterhin scheinbar ohne sie zur Kenntnis zu nehmen.“

„Ja“, nickte der jüngere Zwilling, strich kurz über den Kopf des Anderen. „Ja, ich denke. Und die Tatsache, dass unser Kleiner Stummelflügel hat, macht klar, dass er auch irgendwas in seiner Blutlinie hatte, das nicht normal ist. Es gibt Spezies, die werden sehr, sehr unruhig, vor Allem, wenn der dominante Teil der Beziehung einfach so verschwindet. Denk nur mal, wie Veela reagieren, wenn sie denken, ihr Gefährte will nichts von ihnen wissen und du weißt, was Harry immer für Probleme hatte, allein gelassen zu werden.“ George beobachtete ihren kleinen Ehrenbruder. „Ehrlich gesagt benimmt er sich beispielhaft.“

„Aber… Leute erwachen nicht, bevor sie sechzehn sind“, widersprach Fred, leicht entsetzt über das, was sein Bruder gerade ansprach. Nicht, weil er den Kleinen nicht in der Familie haben wollte, sondern, weil der Andere gerade mal vierzehn Jahre alt war, in ein paar Wochen fünfzehn werden würde! Und außerdem ja in dieser Gestalt gefangen zu sein schien, was auch Percy beim letzten Besuch bestätigt hatte.

„Manchmal kommt das Erbe früher – zum Beispiel, wenn eine außergewöhnliche Situation einsetzt, eine, die sein Leben bedroht und ich glaub, sein Leben wäre bedroht gewesen, wäre er zurück zu seinen Verwandten.“ Schließlich, als Harry sich immer noch nicht beruhigen wollte, sprach George einen starken Schlafzauber, nicht bereit, sich das weiter anzusehen. „Meinst du nicht, wir sollten Percy die Wahrheit sagen?“

„Nein!“, widersprach Fred sofort, der den Schneeleoparden hochhob und Harry hoch in die Wohnung, auf sein eigenes Bett legte. Er wollte den Anderen nachts nicht allein lassen. „Das ist nur seine Entscheidung“, bestand Fred, deckte das kleine Bündel Elend zu. „Er wollte nicht, dass Perc es weiß, ich werde ihn nicht verraten.“

George seufzte leise, er sah sehr wohl Probleme, doch erst musste er wissen, ob seine Vermutung zutraf. „Schlafen wir,“ schlug er vor.

Percy war nicht weniger unruhig, als sein Kleiner und einen kurzen Moment lang wäre er fast zurückgegangen, als er das Wimmern hinter der Tür hörte. Dann aber riss er sich zusammen, löste die silberne Maske, die ihn als einen der Generäle auswies, von dem Gürtel unter seinem eng anliegenden, unten weiter werdenden eleganten Mantel und legte sie sich über das Gesicht, klappte dann die Kapuze hoch, um seine verräterischen Haare zu verstecken. Es war unangenehm, den Kleinen allein zu lassen, aber das, was er tun musste, war zu gefährlich und Neveo war bei den Zwillingen, die seinen Kleinen ja wirklich mochten, der letzten paar Male mit Diesem gespielt hatten, sicherer. Denn so schwer es ihm fiel, sich von dem Jüngeren zu trennen, er hatte einen Job und der war manchmal nun mal gefährlich.

Auch NEveo allein im Haus zu lassen war für ihn nicht in Frage gekommen, einige der Todesser hatten diesen Job gewollt, weil sie es liebten, zu foltern und sie machten auch vor Tieren nicht Halt, mehrere Katzen und andere Freunde höherer Magier waren schon gefunden worden, ein Problem, dem Tom sich noch annehmen wollte, aber eben zu riskant, um seinen Gefährten dem auszusetzen.

Nie hätte Percy allerdings gedacht, dass es den Jüngeren so mitnehmen würde, dass der sogar an der Tür zu scharren versuchte. Ja, er wäre fast zurück, doch er wusste auch, dass das vielleicht ein Todesurteil für den kaum Fünfzehnjährigen sein könnte, der in seiner Gestalt gefangen war. Nein, da lieber eine kurze Trennung. Es ging um eine einzige Nacht. Mit dem Gedanken schloss er zu Tom und den anderen beiden auf, die bereits auf einer leichten Erhöhung standen und die Gegend betrachteten. Vor ihnen erhob sich wie ein sehr schwarzer Fels Azkaban.

Es war leicht, auf die Insel zu gelangen, schwer wurde es erst, wenn man mal da war, noch hatten sie nicht mal einen Alarm ausgelöst, der die Aufmerksamkeit auf sie ziehen konnte. Das allerdings war nur noch eine Frage von Minuten.

Diese Nacht hatte Tom gewählt, um einige seiner treuesten Anhänger zu befreien, unter Anderem Barty Crouch, der morgen hätte hingerichtet werden sollen, nachdem er in diesem Schuljahr in Hogwarts erwischt worden war. Nicht zu vergessen, dass es der Tag der Sommersonnwende war, der Tag, an dem die magische Macht besonders aktiv war, Dinge, die muggelgeborene und halbblütige Zauberer, wie sie zu Hunderten bei den Auroren arbeiteten, oft vergaßen, Merlin, selbst Percys eigene Familie hatte sich ja in großen Teilen von den alten Wegen einfach getrennt! Ohne Sinn und Verstand das alte Erbe verraten, dass sie doch eigentlich bewahren sollten! Eben wie das geheime Familienwissen und andere Dinge.

„Nun?“, fragte Tom, blickte auf den Jüngsten seiner Generäle. Er wusste, der Andere hatte seinen kleinen Gefährten zu den Brüdern gebracht, denen er vertraute und er ahnte, dass das dem Anderen nicht leicht gefallen war.

„Er ist bei meinen Brüdern“, gab Percy ruhig zurück. Ließ seinen Zauberstab elegant aus dem Ärmel gleiten und musterte ihr Ziel. „Dementoren?“

„Sind auf unserer Seite. Sie haben die Nase voll, dass sie so behandelt werden, wie sie es werden, dass Menschen ihren Hort verschmutzen und si nicht gleich alle umbringen dürfen. Sie wollen Azkaban wieder für sich zurück. Ich habe zugesagt. Wir lassen die richtigen Verbrecher da, nehmen unsere Leute und die mit, bei denen das Urteil zweifelhaft war. Wenn wir weg sind, werden die Dementoren einen Bannring um die Insel ziehen und damit verhindern, dass erneut Menschen auf ihre Insel kommen können.“ Tom runzelte die Stirn, sah sich um, blickte in die Runde, mitten in lauter weiße Masken seines Fußvolkes. Die Leute waren instruiert. „Ich gehe allerdings davon aus, dass da unten ein, zwei Ratten sind, also brauche ich einen, der mit einer kleinen Gruppe hier bleibt, um sich um eventuell auftauchende Brathühnchen und Dementoren kümmert. Severus kommt nicht in Frage, er darf von Niemandem auf der weißen Seite gesehen oder erkannt werden. Was nur einen von euch beiden übrig lässt.“

Lucius rieb sich das Handgelenk. „Ich bin eine schlechte Wahl, zu bekannt, dass ich im inneren Zirkel bin. Außerdem kenne ich die Grundrisspläne und war schon mehrfach im Inneren von Azkaban.“

„Super,“ knurrte Percy, starrte in die fast undurchdringliche Dunkelheit. Er hatte noch einen Vorteil – er konnte tatsächlich was sehen. Ja, Katzentiere hatten wirklich große Vorteile im Dunkeln und er war der unter den Generälen, der die schnellste Reaktionszeit besaß. „Jetzt muss ich mich auch noch mit meinen Erzeugern kloppen! Seht bloß zu, dass ihr euch beeilt, mein Kleiner ist wirklich, wirklich unruhig!“

Tom konnte sich das Grinsen nicht verkneifen. Nun, musste er auch nicht, er trug, wie Alle, eine Maske, nur, dass seine eben golden war. „Dann ist die Sache klar. Bringen wir unseren Angriff ins Rollen.“

Percy hob seine Hand, beobachtete, wie sein Haufen Untergebener sich von den Anderen abtrennte und der Rest lautlos und schnell in die Nacht verschwand, während sie zurückblieben. Es dauerte allerdings auch nur zwei Minuten, bevor ein hoher, für ihn sehr, sehr unangenehmer Ton die Stille durchschnitt. Der Angriffsalarm des Gefängnisses. Das Spiel hatte begonnen.

Aufmerksam beobachtete Percy diesen Abschnitt der Insel, wohl wissend, dass es der Einzige war, über den die Feinde kommen konnten, seinen Zauberstab im Anschlag und er sah die Leute, wie sie ankamen, über den See und durch Apparation, doch er befahl mit simplen Handzeichen, dass die Leute sich noch nicht zu rühren hatten. Noch nicht. Erst, als der Orden und die Auroren sich formiert hatten, warf Percy einige Kracher aus dem Ladens einer Brüder in die Luft, die mit lautem Knallen in der unheimlich stillen Nacht explodierten, gefolgt von einem Regen aus bunten Funken. Das Signal. Zeitgleich schoss er den ersten Zauber, der ein starkes Schild errichtete, es würde nicht lang halten, aber es war ein erstes Hindernis, das bei diesen Idioten für Verwirrung sorgen würde.

Es wirkte. Die Menschen krachten regelrecht gegen die unsichtbare Wand, die sich vor ihnen auftat. Es war Wahnsinn, wie leichtsinnig die waren, sie kamen ohne Masken, ohne Verschleierung, als wollten sie ihren Feinden entgegen schreien, wie einfach es sein würde, sie im wahren Leben zu entführen, gleichzeitig trugen sie klare Rangabzeichen, gut, das tat der dunkle Orden auch, die Masken waren unterschiedlich gefärbt und die Roben anders gebrämt und aus verschiedenen Materialien, aber es war schwer, in der Dunkelheit auf Farben zu achten. Dagegen war klar sichtbar, wer leuchtende Flammen auf dem Umhang hatte und wer nicht.

Diesen Gedanken verdrängend und versuchend, nicht auf dieses nagende Gefühl in seinem Inneren zu achten, stürmte Percy los, mitten in die Menge, in der die Ersten Breschen in die durchsichtige Mauer geschlagen hatten. Doch statt wie die Meisten wild um sich zu schießen, wich er fast nur aus und verteilte Stunner, wissend, dass zwei der Leute nur damit beschäftigt waren, ausgeschaltete und noch lebende Mitglieder gefangen zu nehmen und zu Befragungszwecken mit speziellen Portschlüsseln in die Kerker zu bringen. Was sinnlos war. Sicher, man konnte sie bekehren, doch das Wichtige, Informationen, bekam man nur von hochrangigen Mitgliedern, die sich in der Masse versteckten. Doch genau die waren Percys persönliches Ziel, immerhin hatte vor zwei Tagen Jemand versucht, die Zwillinge anzugreifen und er wusste, der dunkle Orden war es sicher nicht gewesen.

Es dauerte nicht lange, bis er Jemanden erkannte. Hochrangig, drei leuchtende Flammen, mehrere einfache Auroren um sich herum, wie eine Naturgewalt wütend. Seine eigene Mutter. Er sah sich um, erkannte Moody, Lupin und zu seiner ausgemachten Überraschung Black selbst. Nein, Percy hasste seine Mutter für das, was sie zum Teil tat, doch sie hatte ihn auf die Welt gebracht. Noch nicht, noch war er nicht soweit, sich ihr zu stellen. Vorerst würde er nicht sie wählen. Stattdessen schlich er sich unter einem Chamäleonzauber weiter, wo Black und Lupin kämpften, auch sei umgeben von Anderen, doch sie waren hervorragende Krieger, schienen eher ihre Beschützer zu schützen. Und sie waren Vertraute des Alten, vor Allem Black, obwohl der wohl gerade aus Azkaban gekommen war. Nun, er musste Dumbledore nicht verstehen. Sie waren seine Ziele für die heutige Nacht. Rasch griff er in seine Tasche, spürte das Pulver in seinen Fingern. Es war eine neue Entwicklung seiner Brüder. Dunkelpulver, das jedes Licht schluckte, selbst er sah dann kaum noch Schemen, doch er sah mehr, als die Anderen es tun würden. Er musste diese Beiden erwischen!

Entschlossen riss Percy seine Hand hoch, merkte, wie das Pulver den gesamten Raum in Dunkelheit hüllte, amüsiert, dass die Abzeichen der Phönixroben aber immer noch im Dunklen hervorstachen. Es war schon fast zu einfach, wie er feststellte. Hastig schritt er voran, setzte Black mit einem einfachen Stunner außer Gefecht, japste dann aber auf, als er den Schneidezauber spürte, der nur knapp an seiner Archillessehne vorbei schrammte, schoss um sich, seufzte. Verdammt. Lupin. Er hatte vergessen, dass Werwölfe beim besten Willen nicht auf ihre Augen angewiesen waren. Und der Mann hatte einen Schutzzauber gerufen. Ja, er war Professor für Verteidigung gewesen, er musste zumindest etwas auf dem Kasten haben. Und er musste den Mann schnappen! Er durfte nicht entkommen, auf gar keinen Fall! Der Kerl könnte ihn enttarnen!

Dazu kam, dass Percy nur noch sehr, sehr wenig Zeit hatte, bevor das Pulver sich wieder lichten würde. Also schnell. Hastig duckte er sich unter dem Todesfluch weg, dankte Lucius für dessen erbarmungsloses Training, stieß sich mit den Händen vom Boden ab und schlug dem Mann mit seinen die eigenen Füße weg, so, dass der fiel. Ja, Tom  hatte absolut nichts dagegen, Muggeldinge für sich zu verwenden und Kampfsport war das Beste, was es gab, etwas, das dieser Idiot, der Muggel doch angeblich so mochte, nicht mal merkte!

Es hatte geklappt! Der Werwolf war auf dem Boden! Er wollte gerade nach Diesem greifen, als Jemand ihm zuvor kam. „Was..?!“, fragte er empört.

„Mit dem da hab ich ein paar Härchen zu rupfen, knurrte ein Mann neben ihm, keine Gefahr, Jemand aus dem inneren Zirkel. Ihr eigener Werwolf, Führer der meisten Wer in Britannien. „Greyback, bring ihn und Black in die Kerker“, wies Percy an, bevor er den Chamäleonzauber erneuerte und sich wieder, ohne auf seine Verletzung zu achten, in die Schlacht stürmte. Zu dumm, dass Dumbledore mal wieder nicht da war, Anderen die Drecksarbeit überlassen hatte. Aber egal. Es war gerade absolut nicht wichtig. Denn jetzt war er so von Ordensmitgliedern umgeben, dass er wirklich kämpfen musste, doch das Schlimmste war, als er schließlich seiner eigenen Mutter gegenüber stand.

Zum Glück allerdings wurde er von diesem Duell erlöst. Noch bevor der erste Zauber hätte fallen können, gab es einen ohrenbetäubenden Knall, der so heftig war, dass er im ersten Moment dachte, es müsse ihm das Trommelfell zerreißen. Jemand in dunklen Roben und einer weißen Maske mit silbrigen Einlagen, ein Mitglied des inneren Zirkels also, zerrte ihn weg, ein Blick zeigte ihm, dass das Zeichen für den erfolgreichen Abschluss der Mission über dem Gefängnis leuchtete. Drei Minuten, sie hatten drei Minuten, um von der Insel zu kommen, danach würden die Dementoren wieder die Herren von Azkaban sein. Er spürte, wie der Mann, der ihn gepackt hatte, einen Portschlüssel aktivierte, kurz danach befand er sich auf dem Boden der großen Halle, fing sich elegant ab, so, dass er sich nicht die Kniescheiben zerschmettern konnte.

„Alles in Ordnung, General?“

Percy sah auf, beobachtete, wie der Mann, der etwa acht Jahre älter und einer ihrer Maulwürfe bei den Auroren war, seine Maske vom Gesicht zog. „Ja“, nickte er, stand hastig auf und schlug die Erde von seinem Mantel, bevor er die Maske von seinem Gesicht nahm und den Schweiß von seiner Stirn wischte. Er sah dann wie Lucius vor ihm landete, ebenfalls die Maske abnahm. Auch er hatte ein paar Kratzer und Risse im Mantel, aber es schien nichts Weltbewegendes zu sein. „Der Lord?“, fragte er knapp, während die anderen Todesser sich sammelten, auf den Knien blieben. Nur die des inneren Kreises standen.

„Bringt die Befreiten auf die Krankenstation“, erklärte Lucius. Die Fledermaus überprüft die Kerker nach Brauchbarem, fügte er gleich noch an. „Sie sind verletzt, Weasley.“

„Nichts Schlimmes, nur ein Schnitt“, winkte Percy ab.  „Ich hab Lupin und Black erwischt, das sollte doch was bringen. Ich muss los, Neveo holen, ich hab es ihm versprochen. Ich will bei den Befragungen dabei sein.“

Lucius grinste etwas, nickte dann. „Ich kümmere mich um den Haufen,“ befreite er den Jüngeren von den Pflichten. „Hol dein Haustier, bevor es den Laden deiner Brüder vollkommen zerlegt.“

Das brachte Percy zum Lächeln, er nickte, strich sich durch die Haare, ließ seinen Mantel verschwinden und tauschte ihn gegen einen einfachen, harmlosen Umhang aus, bevor er ein weiteres Mal apparierte, wobei er merkte, wie viel Kraft der Abend ihn gekostet hatte und seine Ohren klingelten auch noch. Nicht zu vergessen, dass er die Angst seines Kleinen regelrecht spüren konnte, tief in seinen Eingeweiden.

„Kleiner, komm schon! Nicht! Bitte! Harry, beruhige dich! Komm schon, er kommt wieder, er hat es dir versprochen! Beruhige dich!“, versuchte Fred den Schneeleoparden zu beruhigen, der trotz des Zaubers aus seinem unruhigen Schlaf geschreckt und die Treppe in den Laden herunter gerannt war, nun erneut wie ein Wahnsinner das Holz bearbeitete, ohne, dass er etwas wahrzunehmen schien. Was zum Henker war da los?! Nun, auf jeden Fall war Georges Verdacht eine wirklich gute Erklärung für dieses Benehmen.  „Bitte, du verletzt…!“

„Neveo!“

Harry spürte es, spürte, wie Schmerzen seinen linken Hinterlauf durchschossen, Schmerzen. Er fuhr aus dem Bett hoch, ohne Fred und George, die bei ihm lagen, wahrzunehmen, wissend, dass es nicht seine Schmerzen waren, war einfach runter gerannt. Nichts und Niemand würde ihn aufhalten! Er musste zu dem Älteren! Er wollte zu Percy! Unbedingt! Jetzt! Auf der Stelle! Wie besessen begann er, die Kratzer, die er schon vor einigen Stunden an der Tür hinterlassen hatte, zu vertiefen, bis auf ein Mal diese ruhige, klare Stimme aus dem Hinterraum kam. Sofort wirbelte er herum.

Percy!

Percy war da, wie er es versprochen hatte! Er war nicht vergessen worden! Sofort sprintete er auf den Anderen zu, sprang in dessen ausgestreckte Arme, rieb sich an ihm. Ja, er roch Blut, doch der Ältere stand, es schien nichts Schlimmeres zu sein, oder?

Etwas überrascht über das Theater, das sein Kleiner um vier Uhr morgens machte, rief Percy dessen Name, nur um sofort eine Hand voll aufgeregtem Leoparden zu haben, der zu versuchen schien, in ihm zu verkriechen, während seine Brüder ihn hilflos ansahen. „Beruhig dich, ich bin da“, bat er leise, lief die Treppe nach oben in den Wohnbereich und ließ sich mit seiner leichten Last aufs Sofa fallen, blickte auf die Zwillinge.

„Wir haben nichts getan!“, antworteten die, wie auf Kommando, mit erhobenen Händen.

„Er war so unruhig…“

„… dass wir ihn mit einem Schlafzauber belegt haben, weil er die…

„…Tür auseinander nehmen wollte, aber vor einer halben Stunde hat er den Zauber…“

„…irgendwie gelöst, ist runter gerannt und hat begonnen, unsere unschuldige Tür zu Spänen zu verarbeiten!“, beendete George den Satz.

„Bist du also verletzt?“, fragte Fred daher ruhig. Denn nur das würde diese Reaktion erklären.

„Ich habe nur einen kleineren Kratzer“, gab Percy zurück, betrachtete das Tier, das sich immer noch nicht beruhigen konnte. Er war völlig außer sich. „Ich werd mir für die Nacht euer Sofa ausleihen, in dem Zustand will ich ihn nur ungern noch mal transportieren“, erklärte er schließlich, irritiert über die Frage, doch er beschloss, am nächsten Morgen in Ruhe über dieses Statement nachzudenken.

„Brüderchen, wir haben Gästeschlafzimmer und du brauchst ein Bad.“

„Oder so…“

 

 

Nachdenklich stand Severus vor der Pforte der Krypta. Der Trank war fertig, er musste nur noch eine Probe holen. Der Tag der Wahrheit und er wusste nicht, was er mehr fürchten sollte. Dass das da drin wirklich das tote Kind seines Lovers war oder nicht. Wäre es das nicht, hieße das, da draußen lief irgendwo ein Teenager rum, zweifelsohne stark von der Lichtseite beeinflusst, der seinen Vater nicht würde annehmen wollen und einen Lover vermutlich gleich noch viel weniger, war das Kind da drin wirklich der tote Sohn von Tom wäre der Andere zerstört, denn er wusste, auch, wenn der Lord es nicht wollte, er klammerte sich daran, dass er in dieser verdammten Nacht vielleicht doch nicht Alles verloren hatte.

Seufzend riss er sich zusammen, öffnete die Krypta, die er seit der Grablege nicht mehr betreten hatte. Das Innere der Grablege war überraschend hell, Fackeln spendeten Licht, das an den glitzernden Kacheln reflektierte. Ja, das hier war eindeutig von Lucius gestaltet worden. Der hatte sich damals um Alles kümmern müssen, da Tom nicht  dazu in der Lage gewesen war.

Nach einem weiteren, kurzen Zögern trat er zu dem Größeren der beiden Sarkophage. Er wusste, man konnte den Prunkdeckel aufklappen, um darunter die Leiche sehen zu können. Die beiden Toten waren vom besten Präparator behandelt worden, damit Tom, sollte er es wünschen, seine Frau immer so sehen können, wie sie einmal ausgesehen hatte.

Genau das tat er schließlich. Er hob den Deckel, blickte dann in ein friedlich aussehendes, helles Gesicht mit süßer Stupsnase und umgeben von einer Flut dunkelbrauner Haare. Der Präparator war eindeutig ein Genie, der Körper zeigte nicht mehr eine einzige der tödlichen Wunden, sie wirkte, als würde sie einfach nur schlafen, in einem Bett, das mit edelsten, weißen Stoffen ausgeschlagen war. Sanft schloss Severus den Deckel wieder, nun wissend, dass es wohl keine Probleme geben würde mit dem Beschaffen von Gewebe.

Also trat er zu dem kleineren Sarkophag, öffnete direkt die seitlichen Verschlüsse mit einem einfachen Zauber und hob gleich den gesamten oberen Teil des Sarges ab, nur um, wie vom Blitz getroffen, mehrere Schritte zurückzuweichen. Das konnte doch nicht sein! Er selbst war bei der Beerdigung gewesen, hatte das präparierte Kind gesehen, dass wie seine Mutter einfach nur gewirkt hatte, als würde es schlafen. Nun allerdings lag auf dem dunkelblauen Kissen nur noch ein Skelett, ohne Haut, ohne Gewebe, nicht mal mehr Haare waren geblieben! Es konnte nicht sein, dass der Präparator, der so gute Arbeit bei einer Toten geleistet hatte, beim zweiten so geschludert hatte. Aber wie konnte das geschehen sein?!

Verwirrt ließ Severus seine Hand über die Knochen schweben, bevor er eine dieser winzigen Rippen nahm und mit dem Messer etwas davon abschabte, es direkt in die bauchige Phiole fallen ließ, die er dabei gehabt hatte. Dann begann er, das Gebräu zu schütteln, während er sich fragte, was zum Henker das Alles zu bedeuten hatte! Vorsichtig schloss er den Sarkophag, nahm sich vor, Lucius zu informieren, sollte der doch zusehen, was die Skelettierung ausgelöst haben könnte.

Rasch lief Severus wieder aus der Krypta, zurück in sein Labor, wo er ein spezielles Stück Papier vorbereitet hatte, er stellte die Phiole ab, öffnete sie und beobachtete die Flüssigkeit. Es war nicht viel, nur wenige Tropfen, aber mehr brauchte es nicht. Das Stück Knochen hatte sich vollkommen aufgelöst. Gut. Also goss er die Flüssigkeit über das Papier, beobachtete, wie sich langsam Linien bildeten. Es wäre schneller gegangen, hätte er Fleisch oder Haare gehabt, doch es funktionierte, was Anderes zählte nicht.

Doch dann, als die Schrift sich fertig gebildet hatte, war es für Severus, als würde ihn ein Schlag treffen. Ins Gemächt. Er las die Worte wieder und wieder, das nicht fassend. Das hier war ein Alptraum! Wie sollte er Tom denn das erklären? Denn… im Grunde konnte man nur eines folgern, etwas, das den Anderen erneut in eine unbeherrschte Wut oder in eine tiefe Depression stürzen könnte, was nun besser war, sei dahingestellt.

Mit großem Widerwillen lief Severus los, zurück in das Zimmer, in dem er mehr oder weniger inzwischen eingezogen war, setzte sich aufs Bett und wartete, fürchtend, was nun folgen musste, den Zettel immer noch in der Hand.

Zufrieden lief Tom zurück in seine Kammer, die er sich inzwischen mit Severus teilte, er hatte Percy wirklich nur loben können, als er gesehen hatte, dass sie nun Black, Lupin und einige untergeordnete Leute aus dem Orden des Phönix in ihrer Gewalt hatten. Nun, die Befragungen würden nicht vor den nächsten Tagen beginnen, nicht, bevor Bella, Rudo und Rabastan wieder auf den Beinen waren und zum Besten geben konnten, was sie wussten und wie zum Henker sie im Knast gelandet waren. Bis dahin würde relative Ruhe herrschen. Naigini hatte sich in den Wald verzogen, um zu jagen, Percy war gerade mit seinem kleinen Gefährten in Tiergestalt im Garten unterwegs, Lucius befand sich in seinem eigenen Herrenhaus und viele seiner Anhänger gingen ihren Jobs nach. Also konnte auch er es etwas langsamer angehen. Vielleicht war Sev ja gerade da und sie konnten etwas… nein, sie konnten nicht. Sev war zwar da, saß auf dem Bett, aber er sah aus, als würde er sich gleich übergeben, gründlich und mehrfach. „Was ist los?“, fragte er einfach, strich über dessen Wange, nahm erst dann den Zettel, der ihm entgegen gehalten wurde, runzelte die Stirn. „Was ist das?“, fragte er schließlich.

„Das Ergebnis der Analyse aus dem Sarkophag von deinem Sohn“, gab Severus monoton zurück, beobachtete, wie der Andere jegliche Farbe verlor, den Zettel zu knüllen begann und schwankte. Rasch stand er auf, drängte Tom auf das Bett und wartete ab, während neben ihm die Kissen zu schweben begannen, der Stoff spannte sich, bis er mit einem sehr seltsamen Geräusch riss und die Federn sich wild wirbelnd im gesamten Raum verteilten.

„Was?“, presste Tom zwischen den Zähnen hervor, starrte ein weiteres Mal auf den fast schon beleidigenden Namen, der da auf dem Zettel stand. Das konnte nicht sein! Das… wie?! Hieß das etwa auch, dass…?!

„Das Ergebnis ist korrekt“, gab Severus leise zurück. „Es besteht kein Zweifel. Im Sarg deines Sohnes liegt Harry James Potter.“

„Wie..?“, flüsterte Tom, während er vollständig auf das Bett sackte. „Ich habe Potter erst vor wenigen Wochen gesehen! Der Bengel hat noch gelebt, der… Nein! Sag mir, dass das nicht sein kann, sag mir nicht, dass…!“

„Es… wäre ein nahegelegener Schluss, dass der Junge, den wir als Potter kennen, vielleicht Euer Sohn ist“, bestätigte Severus leise. „Es würde passen. Kinder aus der Linie Slytherins sind immun gegen den Avada, während sie den, der den Zauber gesprochen hat, vernichten können. Aber sie können auch den zerstörten Körper mit ihrem Blut eins zu eins wiederherstellen“, zählte Severus das auf, was ihm eben selbst schon durch den Kopf gegangen war.

„Ich…! Aber… Potter hätte doch nie sein eigenes Kind umgebracht, um..!“

„Die Leiche im Sarg ist bis auf die Knochen verfallen“, gab Severus zurück. „Ich denke, dass das Kind der Potters vielleicht vor der Schlacht damals gestorben ist und einfach ausgetauscht wurde. Es würde zu Albus passen, lachend zuzusehen, wie ein Kind seinen eigenen Vater umbringen muss.“

„Er… er hasst mich“, flüsterte Tom, der die Augen schloss. Wieder sah er seine Frau, die ihm sagte, dass nur sein Sohn an seiner Seite den Krieg zu einem guten Ende führen konnte. „Ich…!“

„Tom“, sprach Severus ruhig. „Potter ist weggerannt, das weißt du und soweit ich informiert bin, ist er bis heut noch nicht wieder aufgetaucht. Warum hätte er wegrennen sollen, wenn er Dumbledore vertraut? Vielleicht ist das alles einfacher, als du denkst. Wir suchen den Jungen, du redest mit ihm und wir sehen weiter. Ich werde in der Zeit durch einen weiteren Trank herausfinden, was den Potterjungen wirklich umgebracht hat.“

Gut, dass er die Basis dieses Trankes bereits hatte. Es war Dieselbe wie die, die er brauchte, damit er rausfinden konnte, was sich unter Weasleys felliger Manie verbarg. „Es wird etwa einen Monat dauern und in der Zeit könnten wir sehen, wo der Junge untergebracht war. Immerhin scheint dieser ach so tolle Blutschutz ja vollkommen inexistent, bedenkt man, dass das Kind mit Evans nicht verwandt war. Über die Muggel sollte es nicht zu schwer sein, auch, wenn in der magischen Welt die Spuren verwischt sind.“

Ja, es war eine traurige Tatsache, dass nicht die Schutzzauber Potter geschützt hatten, sondern einfach nur die Tatsache, dass Niemand den Jungen für wichtig genug gehalten hatte, um ihn umzubringen und so Muggel auf sich aufmerksam zu machen.

Abrupt sah Tom sich zu seinem Geliebten um. Er hatte, ehrlichgesagt, vollkommen verdrängt, dass Potter… nein, korrigierte er sich selbst, sein Sohn, ja abgängig war, vermisst wurde. Etwas, das ihm nun wieder in Erinnerung gerufen wurde. Eine Möglichkeit, sein Kind kennen zu lernen. Ja, natürlich wollte er das. „Beauftrage Lucius, der kennt sich bei den Muggeln recht gut aus.“ Was stimmte, dem Mann war es vollkommen egal, wer für seine Produkte zahlte, solang er eben nur Geld verdiente.

„Tom…“, seufzte Severus. Er wusste, dem Anderen ging es nicht gut, doch so hatte er Diesen auch noch nicht gesehen. „Kann ich sonst noch was tun?“

„Finde raus, ob die Vermutung richtig ist“, bat der Andere so gut wie lautlos.

Severus wusste, das war im Grunde eine Entlassung. Also stand er auf, strich noch mal über die Hand des Älteren und ging, um das Arbeiten zu beginnen.

Tom wartete, bis der Andere den Raum verlassen hatte, dann spürte er, wie die erste Tränen seine Wangen herabliefen. Wie sollte er seinen Sohn von sich selbst überzeugen, wenn er jahrelang versucht hatte, Diesen zu töten? Oh, er wusste, es konnte nur so sein, dass der Junge, den er als Potter kennengelernt hatte, sein Sohn war, nur das erklärte, wie sein Körper nach der Zeremonie wieder so perfekt hatte sein können. Oder dass das Kind damals nicht gestorben war… es war ein einziger Alptraum, anders konnte man es nicht ausdrücken.

 

 

Percy lachte leise, als er beobachtete, wie sein kleiner Gefährte versuchte, ein Eichhörnchen einzuholen. Der Jüngere hatte zwei Tage gebraucht, um sich nach der Trennung, wirklich wieder zu beruhigen und selbst jetzt ließ Neveo ihn kaum aus den Augen, war immer in der Nähe und hatte sogar schon versucht, Lucius zu kratzen, als der Blonde sich zwischen sie hatte drücken wollen, das Tier auf dem Boden vermutlich gar nicht erkennend. Es war keine Absicht gewesen, aber es hatte Neveo wieder sehr aufgeregt.

Auch jetzt rannte der Andere nur so scheinbar unbesorgt, weil niemand sonst zu sehen war. Warum der Schneeleopard so ausgerastet war, war ihm ein Rätsel. Er hatte seinem Kleinen mehrfach gesagt, dass er zurückkommen würde, trotzdem hatten die Zwillinge schließlich ihre Tür auswechseln müssen. Nun, vielleicht hatte es was mit dem Zustand zu tun, indem er den Anderen gefunden hatte, der noch immer nicht mal Anstalten dazu machte, sich zurückzumorphen.

Er hatte Neveo mehrfach darauf angesprochen, doch sobald das Thema zur Sprache kam, stellte sich der Jüngere dumm, als würde er Percy nicht verstehen. Der Rotschopf wusste einfach nicht, was er davon halten sollte, es schien ihm so unverständlich. Hatte sein Kleiner denn nicht in den letzten Wochen gesehen, dass er hier sicher war, dass Niemand es auch nur wagen würde, ihn anzugreifen? Was war es dann, was der Junge so fürchtete? Ja, er wusste, der Andere war um die fünfzehn Jahre alt, aber war er damit nicht auch zu alt, um sich auf diese Weise zu verstecken? Es machte ihm Sorgen, denn er wusste einfach nicht, was mit einem Teenager geschehen sein musste, um so was auszulösen. Es machte ihm sogar Angst.

Schließlich morphte Percy selbst, streckte kurz seinen immer noch von der Verletzung juckenden Hinterlauf und lief los, hinter dem weißen Leoparden her, der inzwischen auf einem flachen, hellen Stein saß und fasziniert den Bach beobachtete, der zu seinen Tatzen floss, das Eichhörnchen schien vollkommen vergessen und Blut sah Percy auch nicht. Dabei hätte er es vermutlich in seiner jetzigen Form gejagt und umgebracht. Nun, ihm war schon die gesamte Zeit aufgefallen, dass sein Gefährte jage, aber nicht tötete, er aß ja nicht mal rohes Fleisch, ließ sich immer nur Gekochtes, Gebratenes oder Gebackenes geben. Vielleicht hatte er schon zu viel Blut gesehen.

Harry strahlte, als er sah, dass Percy wieder zum Panther geworden war, sprang den Größeren an, begann, sich spielerisch mit Diesem zu beißen, auch, wenn er jedes Mal hoffnungslos unterlag. Es war einfach nur ein Spiel, das er sehr genoss, hier in der Wärme des Sommertages, auf der saftig grünen Wiese, die er nicht selbst hatte mit einer Nagelschere schneiden müssen. Es war die größte Freiheit, die er je genossen hatte.

Harry wurde nicht geschlagen, er hungerte nicht, Percy hatte dafür gesorgt, dass ihm nichts mehr weh tat, er musste nicht kämpfen, er war nicht allein, Jemand hielt ihn, es war im Grunde, wie er es sich immer erträumt hatte. Das Leben als Katze, als Haustier eben. Daher schaltete er einfach ab, jedes Mal, wenn der Rotschopf mit morphen begann. Er wollte nicht.

Denn dann würde er Alles verlieren.

Niemals würde Percy ihn bei sich behalten, wenn er sehen würde, was sich hinter dem Fell versteckte. Der Andere war Todesser und die wollten ihn tot sehen. Außerdem war er als Menschen einfach nur abstoßend hässlich mit Narben, die Wörter ergaben, die er manchmal selbst glaubte. Freak, um das Häufigste zu nennen. Niemand sollte das je erfahren oder sehen. Und er war mit dem Leben, so wie es gerade war, zufrieden.

Sein Geist passte sich manchmal dem Körper an, seine Aufmerksamkeit wurde von einem Schmetterling gefangen genommen, die Tage schienen wie im Flug zu vergehen. Er träumte nur selten so schlecht, dass er Percy damit aufwachte, konnte sich ablenken, von Cedric, von Voldemort, von dem Verrat seiner angeblichen Freunde und Vertrauten. Hier war er jemand Anders, selbst die Zwillinge akzeptierten das und schienen manchmal sogar zu vergessen, wer er mal gewesen war, wenn sie spielten.

Amüsiert ließ Percy zu, dass der Kleine ihn angriff, es war dann nur eine Sache von Sekunden, ihn runter zu rangeln, wobei er aufpasste, den immer noch zu dünnen Leoparden nicht irgendwie zu verletzen oder ihm Schmerzen zu bereiten. Er genoss einfach nur, dass Neveo sich bei ihm gut genug fühlte, um solche Spiele von sich aus zu beginnen.

Schließlich, nach einer ganzen Weile, lag Neveo schwer atmend im Gras, sich selbst wieder an Percy kuschelnd und in der Nachmittagssonne gähnend. Der Jüngere hatte sich eindeutig vollkommen müde gespielt. Lächelnd morphte Percy wieder, eine Hand im Fell des Jüngeren, der ihn kurz anblinzelte und weiter schlief. Ja, Neveo wurde sehr schnell müde, aber er wurde auch stärker. Nun, vielleicht in ein paar Monaten.

Percy hoffte wirklich, dass der Andere sich dann freiwillig morphen würde, wenn er aber auch schon wusste, was er zu erwarten hatte, denn auch, wenn er es nicht gern zugab, er hasste das Gefühl, nicht zu wissen, wer sich hinter dem Fell verbarg. Nicht wegen des Aussehens, sondern wegen der Abstammung. Was, wenn dessen Eltern oder Folterknechte ihn suchten und er nicht wusste, auf was er sich einstellen musste?

Nun, Snape hatte ihm versichert, dass er Ende September Klarheit erlangen würde, oder zumindest bis spätestens Mitte Oktober. Bis dahin musste er eben vorsichtig sein, die kleinen Flügel mit Zaubern verstecken, denn in zwei Wochen musste er auch wieder arbeiten und er hatte keine Intentionen, Neveo allein zu machen, schon allein, weil es auch das letzte Mal nicht gut gegangen war. Also würde der Schneeleopard ihn als Vertrauter begleiten. Nun, aber das waren Gedanken für einen anderen Tag, jetzt wollte auch er die Sonne genießen.

 

 

Mit einem abfälligen Gesichtsausdruck starrte Lucius auf die vorbeirauschenden Häuser. Er saß in seiner Limousine, die er meist nutzte, wenn er in der Muggelwelt Geschäfte machte. Eigentlich hätte er auch gern seinen Sohn mitgenommen, doch Sev hatte ihm dringend davon abgeraten. Vermutlich zurecht. Die Sache war heikel, es war vielleicht wirklich nicht gut, Draco in die Sache rein zu ziehen. Noch nicht zumindest. Im Moment war sein Sohn, da, wo er war, am besten aufgehoben. Mit seiner Mutter in einem der Landhäuser in Neuseeland, zusammen mit seiner Tante und seinen Onkeln, die sich da in Ruhe von den Strapazen in Azkaban erholen sollten.

Ja, das war noch so eine Sache. Bella hatte schon immer gewisse Aussetzer gehabt, die ganz bezeichnend für die jahrhundertealte Inzucht der Blacks, doch die Zeit bei den Dementoren hatten sie endgültig sehr seltsam werden lassen. Sie hatte doch tatsächlich hysterisch gelacht, als man ihr von den aktuellen Geschehnissen erzählt hatte, also von den Folgen des Angriffs. Was allerdings wirklich interessant gewesen war, war die Information, dass Black selbst, trotz der Aussagen, nie in Azkaban gesessen habe. Nun, das war ein Thema für die peinliche Befragung ihrer Gäste, die morgen stattfinden sollte.

Verständlich, dass sein Lord gerade etwas andere Prioritäten hatte.

Ja, auch er war überrascht und entsetzt gewesen, als er erfahren hatte, wer im Sarkophag vom Sohn des Lords gelegen hatte, war dann mit Severus in die Krypta, um mit ihm das Skelett zu betrachten, von dem der Tränkemeister schließlich eine Rippe eingetütet und mitgenommen hatte. Für irgendwelche obskuren Tränke sicherlich. So genau wollte Lucius es meist gar nicht wissen. Was ihn aber gestört hatte, war der Zustand der Leiche gewesen. Die Zauber des Präparators hätten so einen Verfall definitiv verhindern müssen. Es gab Leichen in der Krypta der Malfoys, die waren fast siebenhundert Jahre alt und sahen noch immer aus, als wären sie erst vor einigen Tagen gestorben. Laut des Zauberers, der die Beiden vorbereitet hatte, konnte der Grund nur das Fehlen von Magie, zusammen mit einem genetischen Defekt in dem kleinen Körper gewesen sein. Das allerdings bedeutete, dass der Sohn von James Potter tatsächlich ein Squibb gewesen sein musste! Etwas, das für Lucius unvorstellbar klang.

Nun, Severus‘ komisches Gebräu würde auch das Geheimnis lösen. Auf die Geschichte war er auf jeden Fall selbst sehr gespannt.

Das Halten des Wagens zwang Lucius‘ Gedanken in die Gegenwart und zu seinem Auftrag zurück. Er hatte keine vierundzwanzig Stunden gebraucht, um Potters Muggelfamilie über eine Muggelerfindung namens Internet und Telefonbuch zu finden, hatte in Erfahrung gebracht, wo das Oberhaupt arbeitete und einen Geschäftstermin arrangiert, etwas, das kein großes Problem gewesen war, er galt auch bei den Muggeln als Lord, reich und extrem geschäftstüchtig. Als Inhaber einer weltweit fungierenden Ladenkette erfolgreicher Kaffeeläden, die man in einigen Städten mehrfach finden konnte. Ja, er war der Besitzer von Starbucks, das es inzwischen auch hier und da in England gab. Auf die Idee war er gekommen, weil er Kaffee liebte und die Billigbrühe, die es oft in England gab, nicht ertragen hatte. Also hatte er die damals nur in Amerika verbreitete Kette aufgekauft und ausgebaut. Es war also nicht schwer gewesen, eine Einladung hierher zu bekommen. Im Grunde war man ihm in den Arsch gekrochen. Eine widerliche Vorstellung, bedachte man den Umfang dieses Mastschweins.

Er wartete, bis der Fahrer, ein niedrigrangiges, aber verlässliches Mitglied des dunklen Ordens, seine Tür öffnete, stieg aus und lehnte sich leicht auf seinen eleganten Stab mit dem Schlangenkopf. Wobei er peinlichst darauf geachtet hatte, einen Businessanzug der höchsten Qualität in Muggelstandarts zu tragen, statt der wirklich guten Sachen. Allein der Name Armani schien hier schon viel zu bewirken. Seine Haare elegant hinter seine Schultern streichend, sah er auf, wo sich die Tür gerade öffnete und eine hagere Frau mit scharf geformtem Gesicht ihm öffnete. Sie sah, selbst, wenn er wirklich freundlich sein wollte, jämmerlich aus. Wie eine Kreuzung aus Schindmähre und Geier, wenn er so darüber nachdachte. Das Kleid, das sie trug, machte den Anblick auch nicht besser, eher das Gegenteil war trauriger weise der Fall.

„Lord Malfoy! Wir haben Sie schon erwartet!“, rief in dem Moment Vernon Dursley, der sich in den Vordergrund rollte. Er sah schrecklich aus, daran konnte auch der Anzug nichts ändern. Ein Alptraum. Dieser Abend würde ein Alptraum werden, das war ihm vollkommen klar.

„Guten Abend“, gab er steif zurück, mahnte sich selbst, dass er erst warten würde, bis er im Inneren war, um wirklich sicher zu gehen, dass es hier keine weiteren Zauber gab, als die, die er spürte. Keiner davon übrigens ein Blutzauber. Was er merkte, waren Barrieren, die eine Flucht unmöglich machten, als habe man Potter hier einschließen wollen, dazu noch ein einfacher Warnzauber, der vermutlich die Brathühnchen alarmieren würde, in dem Moment, wo Jemand uneingeladen ins Haus kam, aber der Zauber wurde gerade wirkungslos. Er nickte dem Todesser zu, sicher zu stellen, dass nichts übersehen war, dann erst trat er angewidert in dieses Einheitshaus.

Er wurde eiligst in ein Wohnzimmer gezerrt, wo man ihm den sicher besten Sessel des Hauses anbot, auf den er sich erst nach einem unauffälligen Zauber sinken ließ. Das Haus war schrecklich kitschig eingerichtet, es hatte absolut keinen Stil und die Fotos… waren ein Alptraum. So ein Kind, wie dieses fette Minischwein, was ihm überall entgegen grinste, konnten nur Eltern lieben. Was ihm aber auffiel, war, dass nirgends auch nur ein Hinweis darauf war, dass neben dem Pferd, dem Mastschwein und dem Schweinenachwuchs hier noch irgendwer lebte. Kein gutes Zeichen, wie er wusste.

Auf das, was der gestrandete Wal ihm gerade über seine tolle Familie erzählte, achtete er gar nicht, vor Allem, als er spürte, wie sein Mal kurz warm wurde. Die Luft war also rein, er konnte mit der Operation Muggel beginnen. Ohne ein einziges Wort und mit einem Schwung seines Stocks, in dem ja sein Zauberstab verborgen war, ließ er die beiden Erwachsenen einfach erstarren, ging dann zur Haustür und öffnete Diese, ließ sowohl Severus als auch Tom ein, die hinter sich das andere Schwein schweben ließen. Die Beiden hatten bereits eine ganze Weile gewartet und beobachtet, um die Lage auszuspähen. Sicherheitsmaßnahmen, auf die sie immer extremen Wert legten. „Wohnzimmer“, sprach er, runzelte dann die Stirn. „Hat der Bengel ein blaues Auge?“, fragte er irritiert.

„Dieses… dieses Schwein hat den Nerv besessen, erst seinen Cousin, dann uns als Freaks zu bezeichnen! Er hat den Jungen aufs Übelste beleidigt und…!“

„Ruhig, Tom“, sprach Severus leise, legte dem Anderen eine Hand auf den Arm. Er wusste nicht, was er aus dem machen sollte, was er erfahren hatte. Vielleicht den Neid eines Jungen, der die Aufmerksamkeit seiner Eltern teilen musste, ja, das würde es gewesen sein. Mit einer Handbewegung beförderte er den fetten Jungen zu seinen Eltern, ließ ihn unzeremoniell auf den Boden krachen, der tatsächlich wankte.

„Sucht nach Dingen, die Harry gehören“, befahl Tom, sah dann auf seinen Lover. „Du hast Trank und Papier dabei?“

Statt zu antworten hob Severus einfach nur die Phiole aus seiner Tasche, nicht willens, noch mal verbal zu reagieren. Dann machte er Lucius das Zeichen, nach oben zu gehen, sah den Lord an, der wortlos in den Keller lief und ging dann selbst los, vorbei an einer Reihe Bilder, wobei auch ihm auffiel, dass nicht eines davon Potter zeigte.

In der Küche waren mehrere Töpfe und Pfannen auf dem Herd und allein die Vorstellung, dass Lucius dieses fettriefende Zeug hätte essen sollen, brachte ihn zum Lachen. Der Mann war noch narzistischer veranlagt, als seine eigene Frau und auch nur ein Bissen davon hätte vermutlich dazu geführt, dass er anschließend tagelang nur gerannt wäre um das pure Fett wieder los zu werden. Dazu roch es widerlich.

Nur zu gern ließ Severus die Küche hinter sich, lief weiter ins Wohnzimmer, wo die drei Bewohner saßen oder lagen, eingefroren in ihrer jeweiligen Stellung. Auch hier fand er nicht ein einziges Indiz darüber, dass es Potter tatsächlich gegeben hatte, es war, als würde der Junge gar nicht existieren! Das war unheimlich und auch er konnte nicht mehr leugnen, was zu offensichtlich war. Misshandlung. Zumindest verbale. Er kannte die Zeichen zu gut, hatte zum Teil selbst so ein Leben durchmachen müssen.

Nach einem kurzen Gang durch das Gästeklo und ein Arbeitszimmer, das wie Alles, penibel sauber gehalten war, blieb er stehen, vor dem Besenschrank. Sein angeblicher Vater, der Mann, mit dem seine Mutter zusammengelebt hatte, hatte ihn oft dort eingeschlossen. So oft, dass er irgendwann immer heimlich ein Buch oder ein Stofftier rein gelegt hatte, um nicht allein in der Dunkelheit zu sein. Je, er war kein Snape, er war nur ein Prince, seine Mutter war schwanger gewesen, bevor sie mit Snape zusammengekommen war, ein Grund dafür, dass er, was Dumbledore zum Glück nicht wusste von seinem Großvater zum Erben erklärt worden war, denn sein eigentlicher Vater stammte aus der höchsten, magischen Gesellschaft. Er war ein Reinblüter, das hatte er schon in seinem eigenen, fünften Jahr in Hogwarts rausgefunden. Nur ein Jahr später war die Freundschaft mit Lily, die damals schon brüchig gewesen war, endgültig kaputt gegangen.

Den Kopf schüttelnd schwang Severus den Zauberstab, so, dass das Schloss einfach zu Boden fiel und die Tür lautlos aufglitt. Das, was er sah, ließ ihn schwer schlucken. Potter war hier nicht zur Strafe eingeschlossen worden, er musste hier eine ganze Weile gelebt haben. Auf dem Boden lag eine Matratze, übersät mit Blutspuren, die Decke darüber war voller Löcher und roch verdächtig nach Putzmitteln, einige zerbrochene Soldaten und ein vollkommen zerrissener Teddy, der kaum noch zu erkennen war, saßen auf einem Stuhl, an dem noch ein blutiges, viel zu großes T-Shirt hing, das Potter nie im Leben hätte passen können, nicht mal jetzt.

Rasch schnitt er ein Stück des blutigen Stoffes aus, warf es in den Trank. Genau in dem Moment hörte er einen Schrei. Tom. Und er war sauer. Hastig die Phiole verkorkend lief er los, traf sowohl Lucius alsauch seinen Geliebten im Obergeschoss, vor einer Tür, die voller Schlösser war, die man von außen absperren musste. Das Zimmer dahinter glich auch eher einer Zelle, sogar mit einer Art Katzenklappe, gerade hoch genug, um vielleicht einen Teller oder so was durch zu schieben. In dem Raum stand nicht mal ein Bett, da war nur eine schrecklich dünne Matratze, die mindestens so blutig war, wie die, die er gefunden hatte, sonst war das Zimmer leer, was man aber noch sah, waren die Gitter vor dem einzigen Fenster.

„Die… die haben… die haben…! Selbst, wenn es wirklich ein Potter wäre…!“

„Lord, das hier ist ein besseres Zimmer, als sein Altes“, sprach Severus ruhig, dachte an den Papierfetzen, den er an der Wand gesehen hatte, darauf war in wackeligen Buchstaben geschrieben worden, dass es sich nicht um einen Schrank, sondern um Harrys Zimmer handelte, wobei der Junge seinen Namen falsch geschrieben hatte. „Die haben Potter ursprünglich in einem Schrank wohnen lassen, seine Decke stinkt nach Putzmitteln. Er…“ Weiter kam Severus gar nicht, bevor der Lord nach unten stürmte.

„Musstest du das sagen?“, fragte Lucius lakonisch. „Er hat sich schon genug aufgeregt! Wenn er das sieht…!“

„Dann tickt er ganz aus“, nickte Severus, bevor er sich auf den Boden kniete, ein Blatt Papier aus der Hose zog, es ordentlich entfaltete, die Phiole noch mal schüttelte und den Inhalt auf die Unterlage tropfen ließ.

„Nun?“, fragte Lucius, der das Blatt nicht sehen konnte, da der Andere sich direkt darüber beugte. Auch ihn würde interessieren, was nun das Ergebnis war.

„Das, was wir bereits vermutet hatten“, gab Severus mit verschlossenem Gesicht fest. Für ihn wurde gerade ein Alptraum war. Der Junge, den er bisher immer als Potter bezeichnet hatte, hasste ihn und gleichzeitig war er das Einzige, was Tom noch von seiner Frau hatte. Der Junge würde immer vor ihm kommen und er hatte wenig Zweifel daran, dass als Rache die Trennung einführen würde.

Kurz blickte Lucius besorgt auf den Anderen, dann schüttelte er den Kopf. „Das hier ist ein Alptraum“, stellte er fest, half dem Jüngeren, der irgendwie sehr unglücklich wirkte, wieder auf. „Was haben diese Muggel nur mit dem Kind gemacht?“, fragte er schließlich. „Und warum hat es Niemand gesehen?“

„Das weiß ich nicht“, gab Severus knapp zurück. Er war sich sicher, er hätte es bemerkt, hätte er Potter in seinem Haus gehabt, aber das war nicht der Fall gewesen, er hatte den Bengel selten gesehen, im Unterricht, darüber hinaus nicht. Wie Poppy das mit hatte tragen und verschweigen können fragte er sich allerdings durchaus. „Wir sollten dringend nach Unten“, sprach der Tränkemeister schließlich. „Bevor Tom diese Irren umbringt ohne sie befragt zu haben.“

 

 

Wütend lief Albus herum, immer ein Mal um seinen Tisch, dann wieder zurück an das andere Ende des vollgestopften Zimmers, in dem momentan nur noch Moody und Molly saßen, beide zuckten jedes Mal leicht, wenn er wieder an ihnen vorbei rauschte. Dazu kamen ihre Verletzungen. Sie beide trugen noch immer Verbände und sie hatten vollkommen versagt. Es war eigentlich so einfach gewesen, sie  waren sogar in Überzahl gewesen und doch hatten sie wichtige Mitglieder und Fußvolk verloren. Viel. Ein Verlust, der sie schmerzen würde, denn dummerweise waren auch einige Fürsprecher im Ministerium und bei den Auroren dabei gewesen. Nicht nur das, sie hatten auch noch Azkaban für die magische Gesellschaft verloren, da die Dementoren diese Angriffe genutzt hatten, um selbst einen Aufstand auszulösen. Diese Monster hatten einige Mitglieder des Ordens sogar im Grunde getötet, ihnen die Seele ausgesaugt und nur die Hüllen zurückgelassen.

„Lupin und Black! Lupin und Black! Wisst ihr Beiden eigentlich, wie viel es mich damals gekostet hat, den Prozess zu stoppen, Sirius außer Landes und ein Fake nach Azkaban zu schmuggeln?! Die Beiden sind zwei meiner engsten Vertrauten! Sie wissen mehr als achtzig Prozent der Pläne!!“ Und was weit schlimmer war – sie kannten die Wahrheit, die sonst nur noch James gewusst hatte. Sie wussten von dem Austausch und von all seinen politischen Morden, die er nur zu oft Anderen in die Schuhe geschoben hatte. Er hatte sogar eine Frau aus der Linie der Cassandra vernichtet, weil die eben gedroht hatte, ihn als Lügner, die Prophezeiung als falsch und Tom als den Guten bekannt zu machen und noch war deren Tochter nicht alt genug, um ihm hilfreich zu sein, außerdem schirmte Xeno das Blage zu gut ab.

Moody, der immer noch sauer war, dass auch er verletzt war, trotz seiner Paranoia und seinen Fähigkeiten, die überall berüchtigt waren, blickte abrupt auf. Er wusste von Allem, war Albus‘ engster Vertrauter, aber bis jetzt hatte er nicht gewusst, wie viel Black und Lupin gewusst hatten. Oh, er wusste, dass Black nur deswegen so hoch stand, weil der Mann mit seinem Vermögen praktisch den gesamten Orden bezahlte, doch nie hätte er gedacht, dass der Kerl mehr war, als ein Aushängeschild. Dumm gelaufen. „Können sie sich selbst umbringen?“, fragte er daher schließlich.

Albus gab ein Geräusch von sich, was mehr als eindeutig war. „Der Mann ist ein Reinblut, er würde niemals Selbstmord begehen! Und Lupin…! Etwas Silber hat noch bei jedem Werwolf Wunder gewirkt! Der Mann wusste nicht viel, aber…!“ Aber Lupin wusste von Potters Selbstmord, der bisher erfolglosen Suche im Schnee und von den Geschehnissen während des magischen Turniers. Sollten diese Informationen international bekannt werden, würden sich andere, magische Gemeinschaften einschalten und dann konnte es nur hässlich kommen, alles, was bisher geschehen war, alles, was Albus tat, fußte nur auf seiner scheinbar weißen Weste und seiner Vorbildfunktion!

„Was soll nun geschehen?“, fragte Molly ganz pragmatisch. Sie wusste, etwas musste passieren, schnell und gründlich. Die Übernahme vom Ministerium durch den Orden, Albus‘ Einsetzung als Minister oder sonst was. Sie nahm viel hin, für das Ideal, für das sie kämpfte. Schon mir dreizehn Jahren hatte sie ihre Zwillingsbrüder voller Hass erraten, sie hatte, auf Albus‘ Befehl hin, den Looser Arthur geheiratet und sich immerhin fünf Kinder von ihm machen lassen, sie hatte einen Erben und eine Erbin für Albus geboren, war bereit, ohne zu zögern fünf ihrer Kinder einfach umzubringen. Dummerweise waren ihr starke Schutzzauber in den Weg geraten, als sie ihre Zwillingssöhne ausschalten wollte.

„Severus Snape muss die Gefangenen entweder befreien oder umbringen“, gab Albus ruhig zurück. „Dann kann nicht viel geschehen. Wir können es uns einfach nicht leisten, zu schnell zu handeln, sonst wird Alles kaputt sein und wenn der Orden nicht mehr da ist, wird es für Voldemort ein Leichtes sein, uns zu versklaven und seinen wahnwitzigen Plan in die Tat umzusetzen.“ Ja, das war es, womit er die meisten Leute in den Orden gebracht hatte. Er hatte ihnen gesagt, dass nur sie zwischen der Welt und dem Untergang standen und diese Idioten fragten noch nicht mal genauer nach! Das war so der Hammer, dass man es nicht glauben konnte! Es war so leicht, solang man nur als Ikone des Lichtes bekannt war.

Dazu kam, dass Ron nur zu bereitwillig die Rolle als Retter spielen wollte, der Junge war das Beste, was er vorgebracht hatte, ein guter Nachfolger, voller Elan, ein Gryffindor. Sie würden es schaffen, auch diese Krise zu meistern. Weder ein krank geborenes Baby noch eine Frau in den Armen des Feindes konnte ihn stoppen. Er würde immer einen Weg finden!

„Molly, kümmere dich um deine Sprösslinge. Lass sie zu Märtyrern werden. Das ist das Einzige, zu was Neutrale gut sein können. Moody, sieh zu, dass du endlich was gegen Malfoy findest! Der Kerl muss weg!“, ja, der Aristokrat war leider immer noch Derjenige, der ihm die größten Steine in den Weg warf, er stand gesellschaftlich höher, war damit für Albus so gut wie nicht öffentlich angreifbar und der Mann war unanständig reich!

Beide nickten, sichtlich froh, nicht zu viel Unmut geweckt zu haben, nahmen ihre Beine in die Hand und verschwanden – schleunigst.

 

 

„Er wird mich hassen“, stellte Severus leise fest. „Er wird verlangen, dass du mich abschießt, ist dir das klar?“, fragte er seinen Geliebten, als er das Blut von dessen Schulter wischte. Tom hatte die Befragung der Muggel sehr enthusiastisch selbst übernommen, die Leute am Ende gar nicht reden lassen, sondern sie mental vergewaltigt, alle, um an ihre Erinnerungen zu kommen, nicht die Geduld habend, sich mit den kriechenden, wabbeligen Kreaturen zu beschäftigen, die nur zum Treten oder foltern gut zu sein schienen, denn sobald man diesen Idioten zu sprechen gestattet hatte, hatten sie nur herumgeschrien, dass sie alle Freaks und die Dursleys anständige Menschen seien. Nun, darüber ließ sich ernstlich streiten.

Das Thema schon wieder. Ja, Sev hatte Verlustängste, das war Tom klar und auch, dass er so was vielleicht wirklich tun würde, wäre Harry jünger, als er war, nun, wobei Harry war ja offensichtlich inkorrekt. Der Junge hieß auf Wunsch seiner Frau immerhin Zeon. Aber Zeon war fast erwachsen, so oder so. „Ich werde dich nicht verlassen, nur weil er es wollen könnte“, erklärte er dem Mann in seinem Schoß schließlich, so ruhig es eben ging. „Mal davon abgesehen, dass ich nicht weiß, ob er so reagieren würde. Ich glaube, er war durch dein Benehmen verletzt, weil er nicht wollte, dass du gemein zu ihm bist, nicht, weil er dich hasst. Ich denke, von dem, was du mir erzählt hast und von dem, was mir Percy von den Zwillingen erzählt hat eher, dass er dich bewundert“, gab der Ältere zurück, packte den Anderen und küsste ihn sanft.

„Das bleibt abzuwarten“, murmelte Severus, nicht bereit, sich große Hoffnungen zu machen. Potter oder wie auch immer war sturköpfig und ganz ehrlich – mit den neuen Eltern war das nicht besser geworden, sondern bestenfalls verständlicher, denn Tom war auch stur, mehr als irgendein Anderer, den Severus kannte.

Tom beschloss, vorerst das Thema zu wechseln, doch langsam kam ihm ein Gedanke, wie er diese lächerlichen Zweifel ein für allemal zerstreuen konnte. Sev würde ihn im ersten Moment sicher umbringen, aber dann würden sich die Fronten wohl endgültig klären und Niemand konnte ihm vorwerfen, er würde in dem Tränkemeister nur ein dreckiges Geheimnis sehen. Stattdessen drifteten seine Gedanken zu etwas anderem zurück.

Es war so unwirklich, sich vorzustellen, dass der Sohn, um den er so lange getrauert hatte, immer noch lebte, dass er einen Nachfolger und Erben hatte, dass er die Welt nicht mehr nur um der Hoffnung willen veränderte, sondern um seinem Kind einen besseren Ort bieten zu können. Wobei dieser Junge Jemand war, den er dummerweise seit nun fast vierzehn Jahren zu töten versucht hatte und von dem gerade Niemand zu wissen schien, wo er sich aufhielt.

Aber nicht mal das war es so sehr, was ihn beschäftigte, ihn mitnahm. Es war das, was er erfahren hatte. Wie man mit seinem unschuldigen Kind umgegangen war. Dass er nur ein Mal am Tag eine frische Windel bekommen hatte, dass er zum Hauself degradiert worden war, dass man ihn nur geschlagen hatte, dass nicht mal Hogwarts für ihn eine Heimat hatte werden können.

„Tom?“

„Sev, du hast doch mit misshandelten Kindern gearbeitet, oder?“, fragte der Ältere schließlich leise, während der Horror der Erinnerungen ihn wieder einholte. Wie musste es für ein kleines, stark untergewichtiges Kind gewesen sein, am Boden zu liegen, während das Mastschwein mit einem Gürtel auf dessen winzigen Körper eingeschlagen hatte?

„Ja…?“, fragte Severus nun sehr gedehnt, wobei ihm schwante, was ihm jetzt schon wieder drohen würde. Er mochte es gar nicht!

„Ich… kannst… kannst du einen Blick auf die Erinnerungen werfen, die ich gesammelt habe? Ich fürchte, ich… würde was tun, was meinem Kind schadet, er hat das alles durchgemacht, ich hab ihm auch noch das Leben schwer gemacht und er… sie haben ihn wirklich, wirklich schlecht behandelt.“

Ja, er hatte es gewusst, stellte Severus nur fest. Er rieb sich die Stirn. „Ich habe mich nur um meine Schlangen gekümmert“, erinnerte er den Älteren. „Sie hatten ein gewisses Grundvertrauen, das dein Sohn nach den Jahren in Hogwarts wohl kaum haben dürfte“, sprach er aus, was er auch fürchtete. „Es kann gut sein, dass er mich vollkommen abblitzen lässt. Ich werde dir sagen, wie du dich verhalten sollst und ich weiß, dass unter den hochrangigeren Todessern der eine oder Andere ist, der was auf dem Kasten hat. Aber ob ich das tun sollte…“

„Wer?“,fragte Tom, leicht verzweifelt. „Nenn mir einen, dem ich vertrauen kann, wie dir! Einen, der auch für meinen Sohn zu tragen ist! Und komm mir gar nicht erst mit Lucius! Der Mann ist ein Elefant im Porzellanladen!“

„Lestrange. Rabastan. Er hat sogar mal studiert, sich um den Geist verstörter Kriegskinder zu kümmern.“

„Der Mann ist selbst am Ende“, knurrte Tom mit einem Ton, der eindeutig nach dem sonst so großen Verstand des Anderen fragte. „Er war dreizehn Jahre in Azkaban, er befindet sich gerade in Neuseeland!“

„Regulus Black.“

„Regulus ist auf Mission in Tibet, um zuzusehen, ob wir nicht einige Drachen für den großen Angriff bekommen und außerdem ist der Mann selbst von dem Verhalten des Bruders traumatisiert, der ihn umbringen wollte! Und er leidet unter dem allseits verbreiteten Blackwahn! Willst du vielleicht als Nächstes Bella vorschlagen?!“

Severus seufzte, er massierte sich verzweifelt seinen Nasenrücken, bevor er aufsah. „Weasley. Er hat genug Geschwister, um mit Vielem umzugehen. Inklusive seines komischen Viehs, was ja auch gestört ist.“

„Vielleicht“, lenkte Tom ein. „Aber nur, wenn er auf dich wirklich nicht einlassen kann. Versprich mir, dass du es versuchst.“

„Ich verspreche es“, gab Severus schließlich zurück. „Ich werde mir die Erinnerungen ansehen, warten bis wir ihn finden und dann sehen, was ich tun kann..“

„Das ist das Einzige, was ich erwarte“, versprach Tom schließlich.

 

 

Oh Gott, oh Gott, oh Gott, oh Gott! Er hätte es doch wissen, es ahnen sollen! Es war so klar gewesen, dass es soweit kommen würde! Gestern hatte Snape Percy gesagt, dass heut Abend ein Trank fertig sein würde, der dem Älteren sagen würde, wer er wirklich war!

Das durfte nicht sein!

Zwei Monate, er hatte zwei Monate gehabt,, in denen er sich wohl gefühlt hatte, in denen er gestreichelt und gehätschelt worden war. Doch das würde noch heut Abend sein Ende finden, er wusste es einfach. Sie würden einen Weg finden, ihn zurück in seinen richtigen Körper zu zwingen, dann würden alle über ihn lachen und Percy würde gehen. Dann war Niemand mehr da, der ihm half, mit den Alpträumen umzugehen. Er würde wieder da sein, wo er begonnen hatte. Allein und als Idiot, auf dem nur rumgeprügelt wurde, nicht mal die Zwillinge würden ihn davor bewahren können. Vielleicht… vielleicht sollte er…!

Harry wusste, der Andere war gerade unterwegs in die Kerker, um Gefangene zu befragen, ein Teil von Percys Job, zu dem der Andere ihn nicht mitnehmen wollte, zur eigenen Sicherheit. Es war ein Leichtes, jetzt wieder wegzurennen. Besser gleich gehen, als noch mehr verletzt zu werden. Als Schneeleopard war er süß, man sah keine Narben auf seiner Haut, sie waren von Fell überdeckt, er wirkte elegant, obwohl er zu dürr war, als Mensch dagegen war er einfach nur abstoßend hässlich. Percy würde ihm das Halsband wegnehmen, ihn nicht mehr wollen, er… er musste weg!

Ohne nachzudenken, morphte er, das erste Mal seit Juli. Es tat weh, er merkte auch nicht, dass er anders aussah, während er zum Kamin stolperte, das Passwort mit heiserer, lang unbenutzter Stimme sprach und in die Flammen trat, direkt im hinteren Teil des Lagerraums landend. Er stürmte einfach nur in den Laden, die beiden Kunden sah er nicht, nur die roten Haare von George, wenn er sich nicht irrte, er war nicht ganz sicher, sah nur verschwommen durch die Tränen, die inzwischen wieder strömten. „George“, flüsterte er, sackte in den hastig ausgestreckten Armen des Rotschopfes zusammen. Er hörte, wie der Andere etwas sagte, dann sah er dessen Zauberstab, kurz danach wurde er hoch getragen, in das Wohnzimmer, wo er aufs Sofa gelegt wurde.

„Har?“, fragte George überrascht, als er den Jungen aus dem Lager stolpern sah, vollkommen unkoordiniert, mit schulterlangen, aber glatten schwarzen Haaren, verheulten, blauen (blauen???) Augen und noch immer seiner Gryffindoruniform. Hätte man nicht das Halsband gesehen, das er trug, George hätte vermutlich den Zauberstab gezogen. Doch der Jüngere reagierte nicht. Also tat George das einzig Richtige. Er jagte die Kunden zum Teufel, schloss den Laden und brachte den Jüngeren erst mal hoch, legte ihn auf das Sofa und strich über dessen Wange. „Har, Kleiner, was ist los?“, fragte er schließlich, als sich die dumpfen Augen auf ihn richteten, die vollkommen hoffnungslos aussahen, so, als habe Harry schreckliche Schmerzen.

„Er… er… er wird… ich…er wird…!“

„Kleiner, wer wird was tun? Ist dir nicht klar, dass unser Brüderlein Jeden zerreißen würde, der dich auch nur an deinem Schwänzchen zieht und sei es aus Versehen?“, fragte George besorgt. Er wusste einfach, Harry hatte dem Anderen noch nicht die Wahrheit gesagt, darum war er umso besorgter, dass sein kleiner Ehrenbruder gerade hier lag, zitternd, als sei ihm kalt, trotz des Winterumhangs und schneeweiß im Gesicht.

„Nicht… wenn er weiß, wer.. .ich bin“, flüsterte Harry, am Ende seiner Kräfte. „Snape.. Trank… wollen wissen, wer Neveo ist, dann.. wird er mich nicht mehr haben wollen“, flüsterte er vollkommen am Ende. „Ich bin… allein…“

„Wenn er so reagieren würde, wäre er ein Idiot und Perc mag viel sein, ein Spielverderber, ein Regeleinhalter, ein großer Bruder, aber ein Idiot is er nicht und für dich hat er definitiv ne Schwäche.“ Dummerweise schienen die Worte es nicht besser zu machen, statt sich zu beruhigen, regte Harry sich immer mehr auf, schlug schließlich sogar um sich, weil er dachte, George wollte ihm das Halsband wegnehmen, es wurde so schlimm, dass der Rotschopf den Anderen in den Schlaf hexte, sich dann erschöpft auf den Boden setzte und auf Harry starrte. „Womit hab ich das verdient?“, murmelte er. „Für so was is Freddy zuständig, nicht ich! Er is das Gefühlsgenie! Ich bin der… der… der Idiot! UND schlimmer hab ich es auch noch gemacht! Gerade jetzt muss der Idiot irgendwelche verdammten Zutaten im Regenwald sammeln, weil ja der Zulieferer so teuer is und so schlechte Ware hat. Jetzt soll ich das hier regeln? Ich bin nicht Fred, ich…! Ich sollte vermutlich aufhören, auf das Sofa einzubrüllen“, murmelte George, als er sah, dass Harry unruhiger wurde. Er stand auf, nahm eine Decke und breitete sie über den Jüngeren, zog ihm dann die lächerlichen Schuhe von den Füßen, warf sie angewidert auf den Flur.

Also, Rekapitulation. Harry hatte Panik bekommen, weil Snape einen Trank gebraut hatte, der feststellen konnte, wer sich hinter Neveo verbarg. War nur logisch. Auf Zauber reagierte Harrys Morphgestalt nicht, weil sie magisch war, wie man es auch drehen und wenden wollte, es war so, Punkt. Was unmöglich sein sollte, traf auf den Kleinen mal wieder nicht zu. Die Nachricht, die für den Jungen wohl aus heiterem Himmel gekommen sein musste, hatte Harry in Panik versetzt, offensichtlich. Ziemlich sogar. George sprach einen Wärmezauber, der das Zittern des Kleinen wenigstens etwas besser zu machen schien, trat dann zu einem der Fenster. Er war wirklich versucht, seinen Bruder zurückzubeordern, da der auch sofort kommen würde, doch er wusste auch, dass der Andere sich auf diese Reise gefreut hatte. Nur im Notfall, sagte er sich selbst.

Warum war Harry nur panisch geworden? Es konnte Percy doch nicht gleichgültiger sein, wer sich hinter Neveo verbarg! Sicher, er würde erst mal sauer sein, den Kleinen anstarren, sich wortlos umdrehen und gehen, wie er es schon früher immer wieder getan hatte, wenn Fred und er Mist gebaut hatten, aber danach würde er sich beruhigen, überlegen, warum der Jüngere so reagiert hatte, zu ihm zurückkehren und ihn fragen, anschließend war sicher wieder Alles in Ordnung, bedachte man, dass Perc zugegeben hatte, in Harry seinen Gefährten gefunden zu haben!

Was aber wohl Harry nicht wusste. Fred hatte ihm mal gesagt, dass der Kleine ihm erzählt hatte, Angst zu haben, Alles zu verlieren, was ihm lieb war, jedes Mal, wenn was geschah, wenn er was nicht Richtig gemacht hatte. Das war sicher auch hier der Grund für den Mist, fürchtete er. Sonst fiel ihm einfach nichts ein. Aber das lag wie gesagt, daran, dass Fred der Spezialist für Gefühle Anderer war, nicht er.

George rieb sich die Stirn, blickte schließlich zu Harry, der gerade wieder wimmerte, hektisch um sich griff, immer nervöser wurde, als er, was auch immer er suchte, nicht zu fassen bekam. Nicht gut. Gar nicht gut. Entschlossen trat er zum Sofa, hob den Jüngeren wieder hoch, brachte ihn schließlich in ein Gästezimmer, auch um ihn in dickere Decken zu packen. Er überlegte auch, dem Anderen etwas Traumlostrank zu geben, doch er erinnerte sich nur zu gut an Harrys drittes Jahr, wo der Junge fast von dem Zeug abhängig geworden war. Keine gute Idee.

Stattdessen setzte er sich zu dem Kleinen, strich über dessen immer noch sehr schmales Gesicht, beobachtete, wie Harry sich vollkommen in sich selbst zusammenrollte und von Zeit zu Zeit etwas murmelte, ohne, dass man was hören würde, doch die Bewegung der Lippen sah verdächtig nach ‚Percy‘ aus.

Wie lang würde es wohl dauern, bis genau der panisch hier auftauchen würde, fragte George sich. Sollte er dann das Geheimnis verraten, das Harry mit seiner Flucht hierher eigentlich hatte bewahren wollen? Aber so quälte Harry sie ja nur beide. Durch die nicht gefestigte Bindung der zwei war es eigentlich schmerzhaft, überhaupt über einen längeren Zeitpunkt getrennt zu sein und wie gesagt, Perc würde stinkig sein, aber er würde auch drüber weg kommen.

Sollte Percy nicht von selbst bis zum Abend auftauchen, würde er seinem Bruder Bescheid sagen, beschloss George, auch, wenn er sich etwas wie ein Verräter vorkam. Das war das Eine.

Aber da war noch was, das ihn tierisch beschäftigte, jetzt, wo er so darüber nachdachte. Waren Harrys Augen eben blau gewesen, so richtig tiefblau? Und hatte seine Narbe gefehlt? Was hatte das zu bedeuten? Das war sehr, sehr seltsam, beschloss er für sich, schüttelte den Kopf. Vielleicht hatte er gestern auch einfach zu viel gebechert und eine extreme Sehstörung entwickelt.

 

 

Zusammen mit seinen drei Generälen saß Tom an dem runden Tisch in seinem Zimmer, vor sich zwei Flaschen, von denen er eine wortlos an Percy weitergab. Er hatte gegen Severus‘ Willen entschieden, dass nur Percy Neveo testen sollte, um ihm dann am Morgen Meldung zu machen. Darum hatte sein General ihn gebeten mit der Begründung, dass der Junge ja nicht einfach so an seiner Tiergestalt festhielt und schon am Mittag, als er in die Kerker gegangen war, sehr nervös gewesen war. Also hatte er dem Anderen diesen Gefallen erlaubt. Es war nur fair, er würde vermutlich nicht viel anders handeln.

Percy nickte dem Lord zu, steckte die Phiole ein und wandte seinen Blick wieder den Anderen am Tisch zu. „Ich war bei Lupin und Black. Der Wolf wusste so gut wie nichts, allerdings sollte er Potter in den Bergen unter dem Astronomieturm suchen, Dumbledore ist also davon überzeugt, dass der Junge sein eigenes Leben beendet hat“, erklärte er das Ergebnis der heutigen Arbeit. Er hatte Silber benutzt, Geistmagie und einige andere Dinge. Eine Maske zu tragen hatte er sich nicht die Mühe gemacht. Der Mann würde den Kerker nicht lebend verlassen, konnte ihn also nicht verraten und die gesamte Zelle war in Silber gefasst, eine Flucht für den Wer also unmöglich.

„Nein“, flüsterte Tom, merkte nicht, wie er sich verkrampfte, bevor er sich zusammenriss. Das sollte ja angeblich am Ende des Schuljahres geschehen sein und im August hatte seine Frau ihm gesagt, dass ihr Sohn lebte! Er war nicht tot, er war nicht gesprungen, seine Leiche lag nicht irgendwo im Schnee! Es musste was Anderes geschehen sein! „Nein“, sprach er dann laut. „Ich weiß aus sicherer Quelle, dass er nicht tot ist“, sprach er in die Runde, spürte die Hand auf seinem Oberschenkel, die ihn eigenartig beruhigte. Zusammen mit dem Duft, der kurz wie eine Erscheinung durch den Raum glitt, diese Mischung aus Zimt und Orange. Es war sicher, dass zumindest das Schlimmste noch nicht eingetreten war.

Lucius hob eine Augenbraue, war aber nicht lebensmüde genug, um sich dazu zu äußern. Er wusste, manchmal brauchte man einfach etwas, an das man sich mit aller Macht klammern konnte und nach dem, was seinem Lord geschehen war, war das wirklich verständlich.

„Zum nächsten Punkt. Severus.“

Der Tränkemeister löste seine Hand vom Oberschenkel des Anderen, zog stattdessen den kleinen Knochen aus der Tasche seines Umhanges, nahm ihn heraus, zerbrach ihn in der Mitte und warf den Rest in die bauchige Phiole vor sich. Der Inhalt, eine milchig schimmernde Flüssigkeit, wurde sofort bläulich und dickflüssig. Die Reaktion, die es geben musste, das, worauf er gewartet hatte.

Es dauerte nicht lang, bevor der Knochen sich vollständig aufgelöst hatte, dann nahm Severus den Trank, öffnete die Phiole und blickte auf das kleine Rauchwölkchen was aufstieg. Ordnungsgemäß. Nicht anders zu erwarten bei seinen Fähigkeiten. Er atmete noch ein Mal tief durch, seine eigene Nervosität nicht verstehend, schüttete dann das Zeug auf das Pergament, das die nun gelartige Flüssigkeit einfach absorbierte und schließlich Schrift hinterließ.

 

„Lies vor, Severus“, bat Tom leise. Er wollte es nicht, es war das Kind des Mannes, der seine Familie zerstört hatte. Selbst, wenn Potter leben würde, könnte er mit nichts Besserem als einer Verbannung über den Ozean rechnen.

Der Tränkemeister hob eine Augenbraue, nickte aber dann, hob das Pergament. Harry James Potter, geboren am 29. Juli, gestorben am vierten Oktober desselben Jahres. Er kam mit Magica Defluxa zur Welt und als Squibb. Er hatte keine Chance,“ schloss Severus. Magica Defluxa war bei Zauberern ein seltener Gendefekt, der aber bei Inzucht schon ganze Familien im männlichen Zweig ausgelöscht hatte, Frauen bekamen diese Krankheit so gut wie nie. Im Grunde bedeutete das, dass das Kind vom magischen Kern der Eltern schon im Mutterleib angegriffen wurde und sterben würde. Das älteste Kind, das diese Krankheit gehabt hatte, hatte bis zum sechsten Geburtstag überlebt, die letzten paar Wochen angeschlossen an neueste Muggelgeräte.

„Am fünften haben diese Schweine uns angegriffen“, stellte Tom mit eisiger Stimme fest. „Und das wohl nur aus einem Grund! Sie wollten mein Kind, damit es mich umbringt, nachdem ich versucht habe ihn zu töten! Es hätte uns beide ausgelöscht, das wusste er! Er hat… er… er…!“

„Ja, das hat Dumbledore vermutlich genauso kalkuliert“, stellte Lucius fest. Und James Potter hatte vermutlich nichts dagegen. Ich war heute in Gringotts, wo mir bestätigt wurde, dass der gesamte Besitz der Potters an Albus Dumbledore übergegangen ist, nicht an den angeblichen Sohn. Der hat nur ein Schulkonto von Dumbledores Gnaden. Das Vermögen der Potters unterhält, wie das der Blacks, gerade die Brathühnchen. Was erklärt, wie die Weasleys es sich leisten können, all ihre Kinder zur Schule zu schicken“, fügte er an, sah dann zu Percy, der aber nur nickte. Es war schließlich bekannt, dass Arthurs mieser Job das nicht hätte stemmen können.

„Der Junge war von Anfang an nichts als ein verdammtes Opferlamm“, stellte Severus leise fest, dem der Kleine immer mehr Leid tat.

„Der Junge ist mein Sohn! Mein Fleisch und Blut, mein Nachfolger! Ich werde das nicht zulassen ich will… verdoppelt die Sucheinheiten!“, ordnete Tom mit scharfer Stimme an. „Percy, du hast gesagt, deine Zwillinge sind Freunde von ihm. Binde sie ein, finde raus, was sie über seine Verstecke und Vorlieben kennen! Ich will meinen Sohn hier unter meinem Schutz haben! Schleunigst!“

Percy sagte nichts, er nickte einfach nur. „Ich werde gleich morgen Früh mit George reden, Fred ist gerade nicht da“, versprach er. „Zumindest gilt Harry als tot, das heißt, die Brathühnchen suchen ihn nicht und der Kerl der in Hogwarts rumläuft, ist mein eigener, arroganter Bruder. Da müssen wir nicht mal hin.“

Die Anwesenden nickten.

Erst, als Tom seine Erlaubnis gab, stand auch Percy auf, froh, doch erst mit seinem Gefährten reden zu können, bevor er wieder mal auf Arbeit ging. Mit dem Trank in der Tasche lief er hoch in seine Räume, öffnete die Tür, wissend, dass Neveo um die Zeit immer auf dem Sofa lag und die Tür beobachtete. Allerdings nicht heute wie es aussah. „Kleiner?“, fragte Percy ruhig, runzelte die Stirn, schnupperte in der Luft.

„Neveo?!“ Normalerweise reagierte der Andere immer, wenn er ihn rief! Gut, er war auch zwei Mal von hinten angegriffen worden und fast umgefallen, aber auch das passierte nicht. „Neveo, wo bist du?“, fragte Percy ruhig, begann, sich umzusehen, ging die Zimmer durch, während er immer nervöser wurde. Jetzt erst fiel ihm ein, wie unruhig der Andere in der Nacht gewesen war, nachdem er gestern gesagt bekommen hatte, dass der Trank fertig war. „Revelo Neveo!“, rief Percy, während er die Enge in seiner Brust jetzt erst spürte, die Panik, die so stark war, dass sie nicht nur seine sein konnte und dieses Gefühl, was er so oft gehabt hatte, kurz bevor er aufgewacht war, weil der Kleine einen Alptraum gehabt hatte!

Doch das Einzige, was der Zauber ihm zeigte, war eine Strähne dunklen Haares vor dem Kamin. Lange Haare, länger, als der Leopard sie gehabt hatte. Wo war sein Kleiner!? Warum hatte er auf ein Mal menschliche Form angenommen?! Hatte er es die gesamte Zeit tun können?! In einer Nacht hatte er mal das Gefühl gehabt, einen Menschen im Arm zu haben, aber sonst…!

Ruhig, ganz ruhig, wo konnte der Kleine sein? Der Zauber war über dem Haar erloschen, also war Neveo auch sicher nicht auf dem Grundstück! Wo war sein kleiner Geführte?! Hatte der Junge auch nur eine Ahnung, wie gefährlich es außerhalb des Grundstückes für ein magisches Wesen sein konnte? Gerade eines, das so war, wie er?!

Warum war Neveo weggelaufen?! Vor Ihm?! Hatte der Kleine denn nicht verstanden, dass er ihn nur schützen wollte?! Das…! Moment, ganz ruhig, nachdenken, redete Percy sich selbst ein, schloss die Augen. Das Haar vor dem Kamin, der Kamin war nur an zwei Adressen angeschlossen. Seine offizielle Wohnung und der Laden seiner Brüder. Die Zwillinge, die oft mit Neveo gespielt hatten! Die Zwillinge! Der Laden!

Hastig nahm er eine Handvoll Floopulver, trat durch den Kamin.

„Percy“, stellte George leise fest, er war kurz davor gewesen, seinen Bruder und Fred zu rufen, Harry war vor einer Stunde aufgewacht und hatte einfach da weiter gemacht, wo er aufgehört hatte, beim stummen, verzweifelten heulen oder vor sich hin starren, als er den Kleinen hatte streicheln wollen, hatte Harry geschrien, als habe er den Jüngeren mit Öl übergossen und die gesamte Zeit formte er mit seinen Lippen den Namen des Älteren. „Ich wollte dich gerade rufen.“

„Er… ist hier?“, fragte Percy sofort, wollte losstürmen, doch der Griff des jüngeren Zwillings hielt ihn zurück. „Was…?!“

„Percy, kann ich bitte erst mit dir reden?“, bat George. „Es geht... ihm körperlich gut, aber er… es… er hat Angst. Bitte.“

„Angst?“,f ragte Percy, der das gerade nicht so ganz fassen konnte. „Angst wovor?! Ich hab Neveo nie was getan, ich…!“

„Perc, ich weiß, wer er ist und glaub mir, er wurde so oft verlassen und verraten, dass er panische Angst hat, er … hält sich für hässlich, hat immer nur heimlich, mitten in der Nacht und allein geduscht und er ist der festen Ansicht, dass du ihn abgrundtief hassen wirst, sobald du mit einem Trank rausfindest, wer er ist. Wir wussten es, wir wussten es von Anfang an, aber er hatte solche Angst, dass wir es dir nicht gesagt haben, weil er es nicht wollte.“

„Ich bin kurz davor, dich zu verhexen“, stellte Percy kalt fest. Er war aufgebracht, verstand einfach nicht, was das Theater sollte. Nichts konnte so schlimm sein, dass sein Gefährte es ihm nicht sagen konnte, nun, vielleicht abgesehen davon, dass der Kleine ihn betrogen hätte.

„Percy, dein Neveo, dein Leopard, das ist Harry. Er hatte, als du ihn das erste Mal mitgebracht hast, eine Verletzung, die er von der letzten Aufgabe des Turniers hatte. Wir haben ihn erkannt, wegen seines Verhaltens.“

Langsam, ganz langsam ließ Percy den Jüngeren los, während er die Augen schloss. Das konnte doch wohl nicht wahr sein! Das…! Das war ein Alptraum! Der Lord würde ihn umbringen! Rasch durchquerte er das Zimmer, riss die Tür zum Gästezimmer auf – und erstarrte, als er diesen Anblick sah. Da saß ein Junge, ganz nach ans Kopfende des Gästebettes gedrückt, praktisch begraben unter den Decken, nur das tödlich bleiche Gesicht war zu sehen, tränenüberströmt, mit zitternden, blutleeren Lippen. Die Augen, die so blau waren wie die von Neveo waren gerötet. Auch die eigentlich chaotischen Haare waren relativ glatt. Was man erkannte war wie dünn sein Kleiner war.

Percy wusste nicht, was er tun sollte, er wollte schreien, den Anderen gleichzeitig einfach nur an sich drücken und die Tränen wegwischen, wissen, warum der ihm nicht schlicht die Wahrheit gesagt hatte, sich selbst dafür ohrfeigen, dass er nicht die richtigen Schlüsse gezogen hatte. Doch er erinnerte sich an die Erzählungen der Anderen, die Dinge, die man Harry Potter angetan hatte, dabei wussten sie ja nur mit Sicherheit, was bei dessen angeblichen Verwandten geschehen war, wobei der Lord auch da zum Teil recht vage geblieben war, nicht, was in der Schule noch getan wurde. Da hatten sie nur Andeutungen aus dem Werwolf heraus bekommen. Würde er jetzt das Falsche tun, konnte er seinen Gefährten wirklich verletzen. Berührungen waren bisher immer mit Schmerzen verbunden gewesen. Er spürte ja schon so die Panik des Kleinen und selbst, wenn er das nicht könnte, so roch er sie. Also tat ihm das Einzige, was ihm in der Situation einfiel – er wollte aus dem Zimmer gehen.

Harry hatte Schmerzen, schon die gesamte Zeit. Sie wurden immer schlimmer, aber er hatte sie verdient. Er hatte nette Leute ausgenutzt, obwohl er Schuld an Cedrics Tod war, so auch dessen Freundin in die Verzweiflung getrieben hatte. Und er war sich sicher, dass Percy ihn nicht haben wollte, ihn sicher auch nicht suchen würde. Am Rande hatte er mitbekommen, dass George bei ihm gewesen war, aber nicht lang, der Rotschopf war gegangen, als er begonnen hatte, um sich zu schlagen. Je weniger Kontakt George mit ihm hatte, umso weniger wahrscheinlich war dessen Tod. Er wollte nicht mehr, hatte schon mehrfach versucht, wieder die Gestalt zu wechseln, um wegzulaufen, doch das hatte nicht geklappt, ihm nur noch mehr Schmerzen bereitet. Vielleicht würde er, wie beim ersten Mal, wieder als Leopard aufwachen.

Er wusste nicht, wie lang er da hockte, in sich zusammengerollt, unter den Decken und doch frierend, als die Tür sich öffnete. Sicher George, er war schon mehrfach rein gekommen und hatte dann die Tür wieder geschlossen. Er sah auf – und stockte. Percy! Das… das war…! Er starrte auf den Anderen, bemerkte, wie er immer heftiger auf seine Lippe biss. Der Andere sah ihn einfach nur an, mit… Enttäuschung und… sicher Abfälligkeit in seinem Blick. Und dann… ging er.

„Nein“, flüsterte Harry, merkte, wie er lauter wurde, nicht wirklich laut, aber knapp über einem Flüstern, was gar nicht so einfach war, weil seine Stimme zitterte. „Nicht… nicht gehen, bitte!“, bettelte er, noch bevor er es verhindern konnte. Er hatte es nicht sagen wollen, wirklich nicht! Doch er konnte nicht aufhören! „Ich… werd nie wieder… Harry, bitte! Ich… ich bleib Neveo, ich… bitte, nicht… nicht gehen!“, bettelte er weiter während die Tränen immer schneller strömten. Doch er wusste, das war verschwendete Zeit. Er verdiente das doch auch gar nicht! Welches Recht hatte er, das zu erwarten? Er drehte sich von der Tür weg, rollte sich so zusammen, dass sein Kopf unter der Decke verschwand. Er wollte nicht sehen, wie der Einzige, der ihn so versorgt hatte, dass es ihm gut ging, ihn verließ.

Im ersten Moment war Percy sich nicht sicher, ob er überhaupt was gehört hatte, etwas Anderes als das Schluchzen zumindest, doch dann begann er, auch dank seines Gehörs, Worte zu verstehen. Worte, die ihm Schauer über den Rücken jagten. Nicht nur wegen des Schluchzens, viel mehr wegen des verzweifelten Inhalts. George hatte Recht. Sein Kleiner hatte panische Angst. Was hatten diese Schweine nur mit ihm getan?! Was war da, was sie vielleicht theoretisch wussten, doch nicht begriffen, was es vielleicht in einer Kinderseele angerichtet hatte?

Mit zwei schnellen Schritten war Percy bei dem zitternden Deckenhaufen, zog mit sanfter Gewalt das oberste Bett beiseite, so, dass er den Jüngeren sehen konnte. „Kleiner, es ist gut“, sprach er leise, grub den Rest des zitternden Körpers aus, hob den Kleinen hoch und setzte sich mit ihm auf dem Schoß wieder auf die Matratze. „Ich habe absolut nicht vor, dich allein zu lassen“, sprach er so ruhig es nur eben ging, drückte den bedenklich kalten Körper an sich. „Und ich will nicht, dass du nur in deiner Tierform bleibst. Ich meinte, was ich gesagt habe, es ist mir egal, wer du bist, du bist mein Kleiner und du bleibst bei mir. Im Grunde wäre es mir lieber, wenn du erst mal eine Weile lang nicht morphen würdest. Du warst schon zu lang in deiner Form, das hat dich genug Kraft gekostet. Außerdem würde ich gern ein ruhiges Gespräch mit dir führen, wenn du ausgeschlafen bist, denn ich weiß Einiges, was du erfahren solltest.“ Er strich die gesamte Zeit unablässig über den zitternden Rücken, merkte, wie die Tränen begannen, langsamer zu fließen.

Harry wusste nicht, was geschah, doch nach einer Weile bewegte sich das Bett, die Decken wurden ihm weggenommen. Wurde er geschmissen? Er ergab sich dem Schicksal – bis zwei starke Arme ihn packten, er spürte die breite Brust von Percy, merkte, wie ihm langsam wärmer wurde, während er regelrecht haltlos und gegen seinen eigenen Willen zurücksackte, sich in die Kleidung des Älteren verkrallte. Über ihm erklang die Stimme, die ihn bat, nicht zu morphen, dass Alles in Ordnung war. Es änderte nichts daran, dass er jedes Mal heftig zuckte, wenn der Rotschopf sich bewegte.

Percy merkte, wie fertig der Junge in seinen Armen war, der nun gerade fünfzehn Jahre gesehen hatte. Der Kleine zuckte bei jeder seiner Bewegungen zusammen, verstärkte seinen Griff um Percys Kleidung, aber zumindest war der Tränenfluss gestoppt. Vorerst. Er war sich sicher, morgen würde ihm wieder was bevorstehen, hoffentlich aber nicht ganz so schlimm. „Ich bewege mich jetzt, diese Position ist unbequem“, merkte er leise an, hob seinen Neveo, der doch wieder zuckte, hoch, legte Diesen auf das Bett und sich selbst dazu, richtete mit einem Zauber Kissen und Decken. Es ist gut, du bist sicher“, sprach Percy, drückte den Jüngeren an sich. „Schlaf, du bist vollkommen erschöpft. Morgen reden wir.“ Danach strich er einfach nur immer weiter über die Seite seines Kleinen, wischte dessen Wangen sauber, bis der Junge, der von Allen jahrelang als Harry angeredet worden war, schließlich in einen tiefen, relativ ruhigen Erschöpfungsschlaf fiel, allerdings immer noch, ohne seinen eisernen Griff zu lockern.

Es dauerte noch überraschend lange, bevor George es für sicher genug zu halten schien, seinen Kopf durch die Tür zu stecken. „Was?“, fragte er, weit ruhiger, als er sich fühlte.

„Wie… geht es ihm?“, fragte George leise, trat etwas näher, aber nicht nah genug, um von dem immer noch aufgebrachten Percy, der entschieden zu ruhig wirkte, als Bedrohung gesehen zu werden. Warum war Fred eigentlich immer dann weg, wenn er seinen Zwilling wirklich, wirklich brauchen würde?!

„Er schläft, er ist zu kalt, er hat sich aufgeregt. Ihr hättet es mir sagen müssen!“, zischte er noch hinterher.

„Und damit sein Vertrauen verletzen?“, fragte George ruhig. „Weißt du, wie schwer es war, das überhaupt zu bekommen?“

„Hng.“

George hätte fast gelacht, wäre die Situation nicht so verdammt ernst. „Soll ich dir Tee bringen?“, bot er an. „Ich glaub nicht, dass du aus dem Bett kommen würdest.“

„Ja“, stimmte Percy zu. „Baldrian“, fügte er noch an, streifte sich selbst die Schuhe ab und blickte dann wieder auf den Jungen in seinen Armen. Sie hatten ihn die gesamte Zeit wie ein paar Irre gesucht, dabei war er vor ihrer Nase gewesen. Er lächelte etwas, als er das Halsband sah, dass sich dem neuen Umfang angepasst hatte und das der Kleine nicht abgenommen hatte. Es stand ihm. Nun, morgen würde er ein paar Dinge klarstellen, Tom eine riesige Freude machen, gleichzeitig sein eigenes Leben in Gefahr bringen, Snape den Tag verderben und eine riesige Suchaktion abbrechen.

 

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