Another Part of it
1. Kapitel
Er wusste, er würde es
nicht überleben, er wollte es auch gar nicht, er wollte das alles nicht mehr
erleiden müssen, Nicht noch einen Sommer, nicht noch einmal mehr als zwei Monate
Folter, nicht noch mal all das. Egal, aus welchem scheinheiligen Grund. Niemand
konnte ihm erzählen, dass er da sicher war. Sicher vor was oder wem?
Voldemort?
Der Mann machte ihm schon
lange keine Angst mehr, der wollte ihn im Grunde nur tot sehen, auf eine
möglichst effektive Weise. Vielleicht ein Schuss mit einer Knarre, ein sauberes
Köpfen oder sonst etwas das sich nicht rückgängig machen lassen würde, etwas,
das im Gegensatz zum Avada nicht erneut scheitern konnte.
Und ganz ehrlich – war es
nicht dieser alte Schleimer selbst, der allen Ernstes den Nerv besessen hatte,
ihm vor Cedrics Leiche zu sagen, dass der Tod nur ein weiteres Abenteuer war,
das es zu bestehen galt? Gott, er hatte in seinem bisherigen, beschissenen Leben
schon mehr als genug durchgemacht, die Welt konnte nicht so ungerecht sein, ihm
auch noch im Tod etwas Wärme und Sicherheit vorzuenthalten. Er wollte nur zu
Leuten, die ihn mochten! Endlich in Sicherheit!
Denn die würde er bei den
Lebenden nicht finden, das war ihm klar geworden, als Ced gefallen war. In
diesem einen Moment.
Es hatte den Tod von einem
seiner wenigen Freunde gebraucht, um wieder sehen, erkennen zu können, was
falsch lief, was nicht stimmte. Etwas stank, so sehr, dass es wehtat, doch er
hatte vier lange Jahre lang beschlossen, es zu ignorieren, in der irrigen
Hoffnung, endlich einen Ort gefunden zu haben, wo er Anerkennung fand. Er,
gerade er! Ja doch, sicher! Er, der Freak, der Idiot, wegen dem so viele Leute
starben und weder sterben würden, nun, wo der andere Irre auch noch wieder einen
Körper hatte! Er, der von Beginn an wieder der Idiot gewesen war, der auf die
ersten Trottel rein gefallen war, die einige nette Worte an ihn gerichtet
hatten!
Stumm starrte Harry in die
Nacht. Sie war nicht klar oder hell, sie war stockdunkel. Und er saß vollkommen
allein hier, am glaslosen Fenster der Astronomieturms, die Beine in Richtung
Boden und damit meinte er nicht den im Zimmer. Ein ungelegener Windstoß und die
Sache wäre vielleicht endlich erledigt. Alles war besser, als zurückzugehen.
Nicht wieder zu seinem Onkel und seiner Tante! Er wäre wieder ein Haussklave,
der aufräumen, putzen, kochen und polieren musste, dafür angeschrieen wurde und
kein Essen bekam. Ja, er hatte heimlich Dinge von der Tafel mitgenommen, doch
die hatte Dumbledore ihm weggenommen mit dem Kommentar, dass Niemand ihn hungern
lassen würde! Dass er übertreibe und die Nettigkeit und Freundlichkeit seiner
Verwandten schlecht rede, dass es so schlimm gar nicht sein könne, er solle sich
nicht so anstellen, er habe Schlimmeres überlebt! Das Gespräch heut, nein, seit
acht Minuten gestern Nachmittag, hatte ihm die Augen endgültig geöffnet. All die
Dinge hatten einen Sinn ergeben.
Sein erster Brief von
Hogwarts, adressiert an den Schrank unter der Treppe, die nachfolgenden,
adressiert an Dudleys zweites Zimmer mit den vielen Schlössern. Jemand musste
gewusst haben, wie es ihm ging, jedes Jahr im September war er mit Schmerzen und
dürr zurück in die Schule gekommen, hatte sich sagen lassen müssen, er solle
sich nicht so anstellen! Dieses Jahr, als Ron ihn angeschrien hatte, weil er an
dem verdammten Turnier hatte teilnehmen müssen, gegen seinen Willen. Dessen
dauernde Eifersucht, Hermines Getue um ihre Intelligenz. Dabei schien sie die
Hälfte von dem, was sie las, gar nicht zu verstehen.
Vielleicht…
Vielleicht hätte Alles
anders sein können, wäre er damals nur nach Slytherin gegangen, wie der Hut es
gewollt hatte. Hätte er Dracos Freundschaft angenommen, dann hätte Snape ihn
auch gar nicht so hassen können, da er zu dessen Haus gehört hätte! Vielleicht
hätte der Tränkemeister sich dann auch die Mühe gemacht, ihn kennen zu lernen,
statt in ihm wohl nur den verhassten Vater zu sehen, den er selbst doch nicht
mal kannte!
Aber für solche
Überlegungen war es wohl zu spät.
So, wie für die Hoffnung.
Letztes Jahr hatte er wild
gehofft. Auf Black, auf seinen Paten. Doch der hatte sich in dem Jahr nur ein
einziges Mal gemeldet, um ihn anzupflaumen, ihm zu sagen, dass er nur
Aufmerksamkeit wolle, dass das, was er getan habe, einfach nicht richtig sei.
Und Lupin – nun, der hatte sich seit dem dritten Jahr nicht mehr bei ihm
gemeldet, trotz des scheinheiligen Versprechens. Nun, diese beiden waren Freunde
seiner Eltern, sie hatten mit ihm eigentlich gar nichts zu Tun. Es schien sie
auch nicht zu kümmern, dass es ihn gab, sei schrieben noch nicht mal Briefe!
So wenig, wie Ron und
Hermine es von dem Moment an taten, in dem sie in ein paar Stunden den
Hogwartsexpress verlassen würden. Dann, wenn er Freunde am nötigsten brauchen
würde, ließen sie ihn im Stich – jedes Jahr wieder. Dieses hier würde keine
Ausnahme werden.
Er würde, wie in der Woche
seit das Turnier vorbei war, nur Alpträume haben, Cedric sehen, wie der Ältere
starb, gehalten von schwarz gewandeten Todessern hinter den unheimlichen Masken.
Ja, er hatte Angst, aber nicht vor dem Tod, sondern vor dem Sterben. Davor, wie
es geschehen würde. Oh, Harry wusste, er war schon mehr als ein Mal fast tot
gewesen und vier Mal davon war er nicht mal in der Schule gewesen. Dann hatte es
einfach nur sein Onkel etwas mit der angeblich verdienten Strafe übertrieben.
Doch jedes Mal hatte er überlebt. Seine Magie hatte ihn ein ums andere Mal nicht
sterben lassen, egal, wie sehr er es sich gewünscht hatte.
Er wusste nicht, ob er
diese Ferien überleben konnte oder auch nur wollte, bei dem was ihm bevorstand
und ohne die Essensvorräte, die er sich so mühsam angesammelt hatte. Dooch
selbst wenn er, wie durch ein Wunder, ein weiteres Mal hierher zurückkehren
würde, was würde dann kommen? Ein weiteres Jahr indem wahre Freunde sterben
würden? Wer dieses Mal? Neville, Fred, George, Luna, Susan?
Er würde das nicht verkraften! Denn er würde schuld sein, auf irgendeine
Weise. Weil er nicht schnell genug, nicht stark genug sein würde. Etwas würde
wieder geschehen.
Wenn es doch nur eine
Lösung geben würde! Irgendwas? Etwas, dass er verschwinden konnte, dass er nicht
mehr der Junge war, der lebte, sondern Harry, einfach nur Harry, irgendwas,
irgendwer, der in der Menge unterging, den man nicht erkennen nicht finden
würde. Denn auch hier hatte er nicht das zuhause gefunden, nachdem er sich so
sehr sehnte!
Wegrennen, das hatte er
schon versucht, als er nicht mal wusste, dass Magie real war. Aus irgendeinem
Grund war er meist schon am Ende desselben Tages aufgegriffen und zurückgebracht
worden. Die Strafen seines Onkels und seiner Tante hatten ihn von weiteren
versuchen nach dem vierten Mal abgehalten.
Das wäre nur erfolgreich,
wenn er es endlich schaffen würde, ein Animagus zu werden! So gern hätte er
Black damals um Hilfe gefragt, doch etwas hatte ihn abgehalten. Stattdessen
hatte er sich verkrochen, Bücher gelesen, probiert – erfolglos. Scheinbar war er
einfach keiner. Auch, wenn sein Vater es gewesen war. Das war seine Hoffnung
gewesen. Ein Animagus zu werden, um eventuelle Ortungszauber, die wohl auf ihm
lagen, loszuwerden und aus den Schilden der Schule zu entkommen, denn ein Mal im
Hogwartsexpress würde er keine Chance mehr haben, das war ihm vollkommen klar,
so realistisch war er, danke vielmals. Es war nur noch diese Nacht gewesen, er
saß hier, seit die Jungen in seinem Saal endlich schliefen, erfolglos. Es war
ein Trauerspiel. Vielleicht auch, weil er immer noch verletzt war von der
letzten Aufgabe des Turniers.
Trotzdem.
Er musste es versuchen, er
hatte noch fünf Stunden, bis seine Abwesenheit auffallen und man ihn suchen
würde. Dann würden sie wissen was er versucht hatte und es würde noch eine
Abreibung von Dumbledore geben. Nein! Nein! Er wollte sich das nicht mehr
gefallen lassen! Alles… dauernd tat ihm Alles weh, sein gesamter Körper war mehr
oder weniger mit Schmerzen überzogen! Eher würde er hier die Abkürzung nach
unten nehmen! Er wollte nicht zurück! Er wollte keine Marionette mehr sein,
weder für die eine, noch für die andere Seite! Er wollte…! Er wollte…! Er wollte
einfach nur frei sein! Bitte! Bitte, bitte!
„Ja.“
„Lord.“
Tom sah auf, als er die
Stimme hörte, musterte den jungen Mann und strich seine Haare zurück. Oh ja, er
hatte Haare, doch das war etwas, das er, wie so einige andere Dinge unter
Verschluss hielt. Nur seine engsten Vertrauten wussten davon. Eine Hand voll
Männer und Frauen, die sich eben nicht so einfach beeindrucken ließen, die mehr
sahen und verstanden, die ihm beigestanden hatten. Dieser junge Mann hatte sich
seinen Respekt auf erstaunliche Weise verdient, auch, wenn er aus einer Familie
kam, von der man es nicht erwartet hätte. „Was gibt es?“, fragte er daher,
blickte wieder auf seine Unterlagen. „Neuigkeiten?“
„Viele Eurer Anhänger sind
zurückgekehrt“, sprach der Rotschopf, nach einem kurzen Diener. Er nahm sich
auch die Freiheit, sich zu setzen. Er war gut in dem was er tat und er hatte
seinen Wert bewiesen. „Nur wenige sind dem Ruf nicht gefolgt.“
„Aha“, gab Tom nur zurück,
blickte nun doch auf, legte die Feder zur Seite. Der Rotschopf vor ihm war
anders, als der Rest seiner sturen, dummen Familie, die sich zwar vermehrte wie
die Karnickel, die aber die alten Werte verworfen, die das eigenständige Denken
verlernt hatte. Diese Idioten ließen sich lieber sagen, was sie zu tun hatten,
als das sie mal ihre Augen öffneten.
Nun, es gab auch hier
löbliche Ausnahmen oder eben die, die neutral bleiben wollten. Und es gab
Percival Weasley. Der junge Mann war inzwischen zwanzig Jahre alt, hatte sich
von seiner Familie losgesagt, arbeitete im Ministerium und hatte sogar einen
Trank genommen, um sein magisches Erbe zu wecken. Mit erstaunlichen Folgen, wenn
er ehrlich war. Folgen, die auch ihm halfen. So war der Mann inzwischen einer
der stärksten Magier in seinem inneren Zirkel geworden und einer seiner drei
Generäle, trotz seines Alters.
„Noch etwas?“
„Nun, es… es geht… um
ihn“, erklärte Percy leise. Die Folgen kamen sofort. Abrupt zuckte der Kopf des
Anderen zurück. Die eigentlich eisblauen Augen wurden sofort feuerrot, die
Pupillen zogen sich zusammen.
„Was?“, fragte Tom sofort.
Alle seine anderen Leute hätten sofort gedacht, dass er wütend war, doch der
Rotschopf wusste es in dem Fall tatsächlich besser. Es war Sorge, pure und sehr
verständliche Sorge.
„Er war nicht im Zug. Die
Professoren suchen ihn, sie haben den unfähigen, invaliden Wer gerufen um zu
helfen, Severus konnte mich nur über seine Abwesenheit aufklären. Er hat wohl
alles zurückgelassen.“ Mit den Worten hob Percy die Hand, in der er den
Zauberstab und den Umhang hielt, von dem Ron immer allen Brüdern erzählt hatte.
Neidisch, eifersüchtig, voller Wut, nicht etwas Ähnliches zu besitzen.
„Vermutungen?“, fragte Tom
sofort, während etwas in ihm sich zusammenzog.
„Nichts. Keine Spur. Der
Alte hat sicher Ortungszauber auf ihm gehabt, aber entweder er ist tot und sie
haben deshalb nicht angeschlagen, er ist an einem Ort mit starken, magischen
Wällen oder er hat einen Weg gefunden, sie wirkungslos zu machen. Sehr
unwahrscheinlich, wie ich leider sagen muss, da er sich der Zauber nicht mal
bewusst sein dürfte.“
„Wo kann er sein…?“,
flüsterte Tom leise, starrte ohne etwas zu sehen an die Wand hinter dem Kopf des
anderen Anwesenden.
„Das weiß Niemand. Severus
sucht, er hat wohl auch Lucius und ein paar Andere eingeschaltet, aber es kann
dauern. Zumindest haben die ihn auch nicht mehr.“
„Ja, aber wo ist er?!“
„Wir werden ihn wohl
finden.“
Was…?
Verwirrt blickte Harry um
sich, nur um festzustellen, dass er noch immer im Astronomieturm saß, auf der
Fensterbank. Allerdings sah die anders aus – oder? Er rieb sich die Stirn. Nein,
falsch, er versuchte es, doch das klappte nicht. Stattdessen sah er nur eines.
Eine recht große Pfote. Eine fast weiße Pfote mit ein, zwei winzigen, schwarzen
Flecken. Was…?
Verwirrt sprang er vom
Fenster, drehte sich, mehr oder minder erfolgreich, um sich selbst. Er… er hatte
einen sehr buschigen Schwanz! Er… war er eine Katze? Eine große Katze? Gott, er
musste es geschafft haben! Er.. er war ein Animagus geworden! Ja! Er hatte es
geschafft! Er war geflüchtet! Vor ihnen allen! Die konnten ihn mal!
So, und jetzt nur noch
raus! Er wollte weg! Weg von Allem, weg von seinem alten Leben! Er hatte
gelesen, dass es nicht gut war, zu lang in der Form zu bleiben, dass man darin
gefangen werden könnte und dann auf Andere angewiesen war, doch das war ihm
gleich. Eine Katze hatte ein tolles Leben, um ein Vielfaches besser als das, was
er bisher gehabt hatte. Vielleicht war Irgendjemand dann ja bereit, ihn zu
lieben.
So lautlos und vorsichtig
wie möglich schlich er vom Turm, sah sich dann um. Mit anderen Augen, mit
schärferen Augen, näher am Boden, ohne Stab, ohne Umhang, ohne Netz und
doppelten Boden. Ihm war klar, selbst, wenn man ihn jetzt noch finden würde,
wäre er dran. Er musste raus kommen, unbemerkt, selbst von den geschwätzigen
Gemälden. Erst, wenn er die Grenzen der Schule hinter sich lassen konnte, war er
frei, das war ihm klar. Er sollte sich also gar nicht erst freuen, bevor er
draußen war, noch war die Möglichkeit, doch eingefangen und zurückgeschleppt zu
werden viel zu groß, denn sicher waren Alle schon auf der Suche nach ihm, es war
hell, die Sonne hatte recht hoch am Himmel gestanden. Es war also sicher schon
lange nach Abfahrt des verdammten Zuges und die Lehrer hatten jetzt mehr als
genug Zeit, ihn zu suchen, er hatte ja nicht mal seinen Umhang oder den
Zauberstab. Gut, Letzteres würde ihm in der Form vermutlich absolut nichts
bringen, doch unsichtbar zu sein wäre gerade wirklich ein Vorteil.
Aber daran hatte er nicht
mal gedacht. Nun, draußen würde das gute Stück doch nur verloren gehen und er
würde es nicht brauchen. Sollte Ron doch das dumme Ding besitzen, er hatte es
ohnehin immer haben wollen! Er wollte nur noch seine Freiheit, eine Welt, in der
er weder Freak noch Held sein musste, einen Ort, wo er einfach er war, egal, wer
er nun mal sein musste.
So nah am Boden wie
möglich schlich Harry schließlich die Treppe nach unten, konnte seine Schnauze
gerade noch aus dem Weg ziehen, als Jemand an ihm vorbei hetzte. Madame Sprout.
Sie rief nach ihm, schien ehrlich besorgt. Nun, nicht alle Professoren waren
gleich gemein oder böse. Es gab auch die, mit denen er einfach kaum etwas zu tun
hatte, wie die Frau, die Herbologie unterrichtete. Aber Neville hatte ihm
erzählt, dass sie eine gute, vernünftige Person war. Nicht, dass er viel darüber
sagen konnte.
Denn an dieser Schule gab
es kaum Jemanden, der sich wirklich mit ihm beschäftigt hatte. Lupin hatte ihn
ohne Zweifel nur als Sohn seines Vaters, besser gesagt, als schlechtes
Spiegelbild einer vergangenen Zeit gesehen, Snape hasste ihn wegen seiner
Herkunft und Dumbledore… nun, dem war er ohnehin vollkommen gleichgültig. Die
anderen Lehrer sahen nur seinen Nachnamen und sein falsches Lachen, dachten, es
sei echt. Sie wollten gar nicht mehr wissen, das hatte er auf die harte Art
immer wieder gelernt.
Entschieden schüttelte
Harry den Kopf. Er musste sich beherrschen! Sonst würden die ihn finden und dann
war all seine Mühe umsonst gewesen! Rasch trat er ganz auf den Gang, sah sich
um, versuchte, mit den neuen Sinnen und den zusätzlichen Körpergliedern zurecht
zu kommen, dann huschte er die Treppe herunter, die sich bewegte, gerade als er
am Fuß angekommen war, gerade so, als wolle das Schloss ihm helfen. Er beschloss
sich bei Gelegenheit bei dem Bauwerk zu bedanken, das ihm öfter geholfen hatte,
als die meisten Menschen, rannte dann einen dunklen Gang entlang, wieder nur so
gerade eben an einem Lehrer vorbei huschend. Flitwick, der tatsächlich kurz
aufsah, dann aber den Kopf schüttelte.
So, was jetzt? Er würde
auf gar keinen Fall durch das Haupttor oder die kleinen Nebenausgänge gehen
können, die würde der alte überwachen. Es war also völlig unnötig, diese Gefahr
auch nur einzugehen. Also der kleine Geheimgang, der nach Hörsamere führte. Ein
Gang, den Hogwarts ihm gezeigt hatte, der auch nicht in der Karte der
Herumtreiber verzeichnet gewesen war und die in einem kleinen Wäldchen in der
Nähe endete statt im Keller eines Geschäftes.
Außerdem konnte er den
Gang auch in dieser Form aufmachen, da er nur einen Stein in eine Wand zu
drücken brauchte er… oh verdammt! Hastig flüchtete Harry sich in die nächstbeste
Nische, in die er kaum rein zu passen schien, obwohl er seit dem Turnier nicht
einen Bissen hatte bei sich behalten können und trotz seiner neuen
Beweglichkeit. Doch er schaffte es, gerade noch rechtzeitig, bevor an der Stelle
wo er hatte hingehen wollen, ausgerechnet Snape stehen blieb.
„…. Lupin kommen?“
Oh verdammt! Der Werwolf!
Lupin würde ihn riechen! Das war nicht gut, er musste weg! Schnell, doch der
Tränkemeister und der verdammte Direktor standen direkt vor ihm!
„Ich habe ihn kontaktiert,
er dürfte nicht mehr lang bracuhen1 Wo verdammt noch mal ist dieser verfluchte
Bengel?! Was meint er eigentlich?!“
Severus starrte auf den
weißbärtigen Mann von dem in dem Moment absolut nichts Großväterliches, sondern
nur noch etwas sehr Gefährliches ausging. Er war überrascht gewesen über Potters
Verschwinden, doch er zeigte es nicht. „Ich gehe in die Kerker“, erklärte er
knapp. „Saint Potter wird auftauchen oder auch nicht, aber der Streichelwolf
braucht seine verdammte Plörre. Hatten Sie nicht Suchzauber auf dem Jungen,
Direktor? Nutzen Sie die, es gibt Leute, die haben schon mehr als genug zu tun
und ich habe mich nicht gemeldet, um noch mehr mit Potterbrut zu Tun zu haben!
Dass er sich Sorgen machte, verschwieg er, sowie die Tatsache, dass er es besser
wusste. Aber er musste aufpassen, er spielte so schon ein gefährliches Spiel.
Harry sah zu, wie der
dunkel gewandete Mann in Richtung Kerker verschwand, während Dumbledore
sichtlich angepisst abdampfte, ohne Zweifel, um Lupin zu holen und der würde ihn
nur zu schnell gefunden haben! Er musste sich beeilen! Er hatte keine Sekunde
mehr zu verlieren! Kaum waren beide weg, schlich er sich zu der hüfthohen Säule,
auf der ein Rabe saß, er markierte den Weg zum Turm der Raben, wie Harry von
Luna wusste. Ein Mal, als einige Slytherins hinter ihm her gewesen waren, war er
dagegen gestolpert, so, dass der Gang dahinter sich das erste Mal für ihn
geöffnet hatte. Lang hatte Harry sogar überlegt, den Gang in die Karte
einzutragen, doch etwas hatte ihn abgehalten. Nun war er einfach nur dankbar
darum. So konnte auch Lupin ihn nicht finden, denn nur Gänge, die die
Herumtreiber gekannt hatten, waren zu sehen. Und wenn er vom Gelände runter war,
würde er es hinter sich haben, dann war er vielleicht endlich frei!
Nach einem weiteren
prüfenden Blick stellte Harry sich auf seine Hinterpfoten, feststellend, dass er
zumindest nicht die kleinste Katze im Umkreis sein konnte. Mit einer der Pranken
stieß er den Raben an, der umkippte. Gleichzeitig glitt lautlos die schmale Tür
dahinter auf, in die er auch damals nur hatte gleiten können, weil er im zweiten
Jahr die Statur eines Neunjährigen gehabt hatte. Nun, es war nicht so, als wäre
er sonderlich gewachsen. Er sah jetzt noch aus, wie ein verdammter Erst- oder
Zweitklässler. Aber egal, im Moment war es ihm endlich mal nützlich.
Er glitt durch die Tür,
stellte fest, dass Katzen wirklich im Dunkeln sehen konnten, suchte die Wand ab
und schon einen herausstehenden Ziegel zurück, so, dass die Tür so lautlos zu
glitt, wie sie auf gegangen war. Keine Spuren hinterlassen, er brauchte jeden
verdammten Vorteil, den er bekommen konnte! Und jetzt – los. Dann war er in
einer halben Stunde bei dem Wäldchen in Hogsmaede und vielleicht vor
Sonnenuntergang so tief in dem Wald, dass er sich hinlegen konnte, ohne gefunden
zu werden.
Ohne sich auch nur ein
letztes Mal umzusehen rannte Harry mit den ungewohnt vielen Füßen den engen,
tiefen Gang entlang, bis am Ende ein weiterer Rabe vor der scheinbaren Sackgasse
auftauchte. Er stellte sich erneut auf, drückte dagegen und glitt aus dem Tunnel
zurück in das helle Licht des Sommers. Diese Tür würde sich von selbst
schließen, sei war auch von Außen nicht zu öffnen. Daher hatte Harry damals
angenommen, dass es ein Fluchtgang für jüngere Kinder gewesen war, etwas, das zu
der damaligen Zeit durchaus einen Sinn gemacht hätte. Er blieb, bis die Tür
wieder zu glitt, legte eine Tatze auf die Steine der Burg, die ihm zumindest
zwei Jahre lang Hoffnung auf etwas Besseres gemacht hatte. Das Schloss, das ihm
immer auf ihre Weise geholfen hatte. Auch jetzt spürte er an seiner Tatze eine
angenehme Wärme. Wie ein Abschied. Hoffentlich nicht für immer, doch vermutlich
für eine lange Zeit. Er wollte nicht zurückkommen, bevor er nicht volljährig war
und der Krieg, dessen Gründe er noch immer nicht kannte, ein Ende gefunden
hatte.
Erst nach diesem letzten
Moment sah Harry sich um. Das Schloss selbst sah er nur noch aus der Ferne, er
stand schon mitten im Gestrüpp, abgesehen von diesem scheinbar wild in die
Landschaft gestellten Mauerrest, der ihn hierher gebracht hatte. Nun, vielleicht
würde er zurückkommen. Doch erst mal ging es ihm nur noch darum, dass er weg
war, weit weg von den Leuten, denen er als Person so gleichgültig zu sein
schien. Er atmete noch ein Mal tief durch, dann rannte er los. Oh, es tat weh,
weil er beim Turnier verletzt worden war, doch es tat auch gut, einfach so zu
rennen, schneller, schneller und immer schneller, hinein in das Dickicht des
Unterholzes, das immer dichter wurde und weg von seiner Vergangenheit, in einen
Sommer, in dem er nicht geschlagen werden würde. In einem Wald gab es Beeren,
Nüsse und andere essbare Dinge. Über den Winter würde er sich später Sorgen
machen.
In der ersten Zeit lief
Harry so schnell er konnte, doch dann wurde er immer langsamer, bis er nur noch
hinkte. Doch er blieb nicht stehen. Noch nicht, noch war er in seinen Augen zu
nah am Schloss, vor Allem, da ja auch Lupin da war, der ihn riechen konnte, er
war sich ziemlich sicher, nicht anders zu riechen, als vorher, er war also noch
zu leicht zu finden. Zwei Mal lief er auch Strecken in einem Bach, um seine
Spuren zu verwischen, doch er fürchtete, dass das nicht lang vorhalten würde.
Allerdings konnte Harry
nun nicht mehr. Es wurde langsam dämmrig, musste also etwa neun Uhr abends sein.
Er sah sich um, entdeckte einen hohlen Baumstamm, in den er rein kroch. Hier
konnte er sich ausruhen. Er hoffte wirklich, weit genug gerannt zu sein.
Vielleicht würden sie ihn auch gar nicht so weit weg suchen. Oh, er würde sich
nie darauf verlassen, später, wenn er sich ausgeruht hatte, weiter laufen. Aber
erst mal musste er sich ausruhen, ein wenig. Zumindest würde Niemand ihn mit
Getrampel und dem Geschrei nach Frühstück wecken, von dem er nichts bekommen
würde.
Nachdenklich sah Remus
sich um, schüttelte denn den Kopf. Er wusste nicht, was das sollte, doch die
Spur, die ihn in den Astronomieturm geführt hatte, war einfach verschwunden, auf
einer der Treppen. Hier stimmte was nicht. Dazu kam noch, dass neben dem Geruch
nach Potter ein anderer Geruch die Spur fast überdeckt hatte. Als wäre nach dem
Bengel ein Anderer hier gewesen. Jemand, den er nicht kannte, der aber ganz
bewusst die Spuren verwischt hatte. „Der Geruch ist auf der Fensterbank am
stärksten“, erklärte er, sprang elegant auf selbige und sah in die Tiefe. Der
Boden war von hier aus kaum zu sehen und obwohl es Sommer war, war es hier
ziemlich kalt. Kaum über Null Grad, weil es so hoch im Berg lag, auf derselben
Höhe, wie die schneebedeckten Gipfel.
„“Heißt das, er ist… da
unten?“, fragte Albus vorsichtig, sich selbst überlegend, ob er nicht doch zu
weit gegangen war und ob er Potter hätte erlauben sollen, diesen einen Sommer
bei anderen Leuten zu verbringen. Selbstredend nicht bei den Weasleys, die zum
Großteil genug von dem quengeligen Jungen hatten oder bei Black, der das nicht
wollte, aber wochenweise bei Leuten wie den Longbottoms und Lovegoods. Immerhin
musste er zusehen, dass Alles nach Plan lief. Eigentlich hätte Potter in dem
Sommer endgültig gebrochenw erden sollen, er hatte Durslexy die Erlaubnis
gegeben, den Bengel zu nutzen, wie der es wollte, auch im Bett, doch dummerweis
hatte der sich ein weiteres Mal einfach entzogen.
Sollte Potter tot sein,
würde er, Albus, ein Problem haben, denn nur wenn Tom den Jungen umbrachte,
würde er den Anderen umbringen kümmern. Es war essentiell, dass der Bengel da
sein würde, bei der letzten Schlacht! Gebrochen, ja, lebensmüde, vorzugsweise,
aber da!
„Das nehme ich an“, gab
Remus ruhig zurück, blickte in die tiefen Schluchten. Es würde schwer werden, da
einen Körper zu finden, Schnee, der auch im Sommer fiel, überdeckte den Geruch
und wilde Tiere sahen Leichen als willkommene Abwechslung. Vögel, Bären,
kleinere Fleischfresser, sollte Potter da unten sein, würde nicht viel mehr
bleiben, als der ein oder andere Knochen. Das war so was von gar nicht gut!
Ja, Remus mochte das Kind
nicht, das sein Rudel zerstört hatte. Wegen dem Bengel waren seine Freunde in
ein Versteck gegangen, für fast ein Jahr, so, dass er selbst vor James‘ und
Lilys Tod praktisch keinen Kontakt mehr gehabt hatte. Als er Potter dann das
erste Mal gesehen hatte, war es ihm endgültig vergangen. Der Junge war ihm auf
Anhieb unsympatisch gewesen. Oh, er war sehr freundlich und verständnisvoll zu
Diesem gewesen, hatte ihm, auf Albus‘ Befehl, beigebracht, was der als wichtig
erachtet hatte, doch das war es dann auch gewesen.
Unruhig trat Albus näher,
sah in die Tiefe, doch er wusste, er würde nichts sehen. Zu viele Felsen, zu
viel Neuschnee in der Nacht. Aber – wenn Potter gesprungen war, warum war sein
Alarm dann nicht losgegangen? Warum zeigte sein Ortungszauber ihm nicht die Spur
der Leiche? Dafür hatte der diese Zauber doch verdammt noch mal gesprochen! Und
warum hatte Fawkes nicht eingegriffen, wo er es doch sonst immer zu den
unmöglichsten Zeiten getan hatte! So, wie damals, als er Tom als Kind hatte
umbringen wollen, als er gesehen hatte, wie mächtig der Bengel zu werden drohte,
dem er eingeredet hatte, ein Halbblut zu sein! Nun, Tom würde nie erfahren, wer
er war, das war das einzig Sichere, denn sollten die Menschen das erfahren, er
würde keine Anhänger mehr haben. Das würde er nicht zulassen, so wenig wie das
Scheitern seiner Pläne, die er über ein halbes Jahrhundert so sorgfältig
geschmiedet und ausgearbeitet hatte! „Wir brauchen seine Überreste.“
„Für was?“, fragte Remus
irritiert, denn er hatte keine großen Zweifel, wer wieder als Suchhund herhalten
werden durfte und er hasste die Kälte. Er hasste sei wirklich.
„Vielsafttrank.“
„Jemand soll Harry
ersetzen?“
„Natürlich. Für eine
Weile. Ich dachte an Ron Weasley, er kennt den Jungen, weiß, wie der reagieren
würde und was Quiddich angeht, ich habe ein paar Zauber, um die Fähigkeiten
eines Toten auch auf ihn zu übertragen. Ich habe einige Haare von Potter,, genug
für ein paar Wochen aber danach müssen wir was Anderes von Potter in die Finger
bekommen und wenn es fein gemahlene Knochen sind.“
„Und Weasleys
Abwesenheit?“
„Oh, das wird das kleinste
Problem sein“, gab Albus schulterzuckend zurück. „Wenn Jemand fragt, werden wir
einfach sagen, dass er zu seinem Bruder nach Rumänien gegangen ist, für ein
Jahr. Schon haben wir das Problem gelöst. Seine Abwesenheit wird Niemanden
aufregen, aber es darf auf gar keinen Fall bekannt werden, was mit Potter
geschehen ist. So viel Arbeit – Alles für die Katz! Er hätte noch lang nicht so
gebrochen sein dürfen!“ Ja, das war das Problem – er konnte nicht sicher sein,
dass der Tod des Jungen wirklich etwas gebracht hatte, nun, wo er nicht durch
Voldemort erfolgt war, denn so einen Sturz überlebte Niemand und Potter hatte
die falschen Gene, um Animagus zu sein. Etwas, das außer ihm nur Lily
herausbekommen hatte und das war die Nacht gewesen, in der er die Familie
einfach beseitigt hatte.
Remus zuckte mit den
Schultern. „Was auch immer. Ich gehe mal davon aus, dass ich da mit muss?“,
fragte er ergeben, unwillig, aber doch wissend, dass er es tun würde.
„Nun, es bietet sich an,
ich traue dir“, gab Albus ruhig zurück. Etwas, das stimmte. Er hatte den Werwolf
in der Hand, ohne ihn wäre der Mann arm wie ein Bettler, Lupin war abhängiger
von ihm, als ein Säugling von seiner Mutter und treu, wie ein dummer Köter,
selbst, wenn er mal getreten wurde. „Wir müssen der Öffentlichkeit den Glauben
lassen, den sie haben. Bald wird Voldemort“, er ignorierte das leichte Zucken
des Anderen. „Bald wird Voldemort wieder öffentlich in Erscheinung treten, dann
braucht die Welt etwas, an das sie sich klammern kann und Ron wird die
Aufmerksamkeit genießen, der Junge hat sie sich verdient. Und mag Sirius Ron
nicht auch lieber, als Potter?“
„Allerdings“, nickte
Remus, er wusste von dem Anderen, dass der genervt von den Jammerbriefen gewesen
war, darum so getan hatte, als habe er sie nicht bekommen, verloren oder sonst
was. Er hätte den Besen damals auch lieber Ron gegeben, aber nun, der Rotschopf
hatte heut eine Überraschung auf dem Tisch.
„Gut, dann bereite Alles
vor. Du wirst allein gehen. Ich gebe dir Geld.“
„Allein? Ohne Irgendwen?“,
fragte Remus vorsichtig.
„Natürlich. Ich traue nur
dir. Snape fühlt sich Lily verpflichtet. Er könnte beim Fund der Leiche etwas
Dummes tun, wie an die Öffentlichkeit zu gehen. Es ist schwer genug, sicher zu
stellen, dass er auf unserer Seite bleibt und die Kinder unterrichtet. Wir – der
Orden – wir sind auf seine Exzellenten Tränke angewiesen, sie haben schon zu
viele Mitglieder gerettet und sie machen dir zu Vollmond das Leben erheblich
leichter. Nicht wahr?“
Remus knurrte. Er mochte
den Mann nicht, hatte ihn noch nie gemocht. In der Schulzeit hatte er
unauffällig gegen den Mann gehetzt, ohne sich an Übergriffen zu beteiligen und
als er Vertreter von Gryffindor geworden war, hatte er die Übergriffe ignoriert
und stattdessen oft genug Snape die Punkte abgezogen. Ja, er war nun mal
parteiisch. „Hab ich Irgendwen dabei?“
„Nein. Je weniger es
wissen, umso besser.“
Schon seit vier Tagen war
er unterwegs, zumindest war Harry sich dessen so ziemlich sicher, wobei es auch
fünf oder sechs sein konnten, irgendwie schien die Zeit für ihn nun anders zu
vergehen. Oft lief er die halbe Nacht und den frühen Morgen, bevor er sich für
den Rest des Tages einen Unterschlupf suchte. Ein verlassener Fuchsbau, in den
er sich rein zwängte, ein hohler Baumstamm, eine kleine Höhle. Doch er war am
Ende seiner Kräfte. Er wusste, er sollte weiter, noch viel weiter weg, doch er
konnte sich kaum bewegen. Es half auch nicht, dass er außer einigen Beeren hier
und da praktisch nichts gegessen hatte.
Zwischenzeitlich hatte er
auch mal einen Blick in Wasser werfen können, er wusste, er war keine normale
Katze, zu groß dafür, er war weiß mit kleinen, schwarzen Flecken im Fell und
seine Ohren hatten Pinsel. Zu dumm, dass er von nichtmagischen Tieren kaum was
wusste. Wobei – irgendwas stimmet auch da nicht mit ihm, bedachte man, dass er
eine Katze mit winzigen Stummelflügeln war. Ja, Stummelflügel. Er konnte sich
nicht mal Muggeln zeigen. Kein Haustier werden.
Außerdem waren da die
Schmerzen. Nach dem Turnier hatte Dumbledore ihm gesagt, dass es ein Teil seiner
Strafe für Cedrics Tod war, nicht vollständig geheilt zu werden, dass er so
lernen sollte, schneller zu handeln und zu töten, wenn es nötig sei. Sein Bein
hatte eine offene Fleischwunde gehabt. Hatte er auch immer noch. Er konnte mit
dem rechten Hinterlauf nicht mehr auftreten, er kam kaum vorwärts. Und heut ging
einfach gar nichts mehr.
Harry seufzte innerlich,
rieb sich mit einer Pfote den erneut schmerzenden Kopf und legte ihn dann auf
seine Pfoten. Schlafen. Wenn er doch nur schlafen könnte! Ein paar Stunden ohne
Alpträume, ohne seinen Onkel mit dem Gürtel und dem hässlichen Grinsen, ohne
Cedrics Tod oder Cedric, der ihn aus den bewölkten Augen ansah und verlangte zu
wissen, warum er hatte sterben müssen. Schlaf. Vergessen.
Doch dummerweise hatte er
keinen Traumlostrank. Außerdem hatte er immer Angst, von so was abhängig zu
werden. Die Verführung war zu groß, darum hatte er den Trank nur alle sechs
Wochen ein Mal genommen, dann, wenn seine Müdigkeit zu groß geworden war. Warum
konnte er nicht mal als Tier, was auch immer für eine freakige, magische Art er
sein mochte, Frieden finden? Warum konnte er nicht ein einfacher animagus sein?
Eine Katze, ein Hund, von ihm aus sogar eine Ratte! Aber nein, er musste was
sein, womit er sich nirgends blicken lassen konnte, nicht mal bei Magiern, denn
laut der Bücher, die er gelesen hatte, war es für einen Magier unmöglich, als
Animagus zu einem magischen Geschöpf zu werden und wenn er seine Stumelflügel
bedachte, war es wohl eine sichere Annahme so was zu sein!
Vielleicht hatten seine
Verwandten doch immer Recht gehabt. Er war ein Freak, selbst unter Magiern nicht
normal. Das hatte er früh gesehen. Keiner seiner Mitschüler, egal in welchem
Jahrgang, hatte stablose Magie beherrscht, er hatte sich angewöhnen müssen,
nicht ohne seinen Stab zu zaubern. Etwas, das ihm immer noch schwer fiel, wie
der Stab sich für ihn so seltsam, so falsch, zu schwer anfühlte. Außerdem hatte
er sich, wie schon bei den Dursleys, viel dümmer gestellt, als er war, auch,
weil Granger immer so glücklich ausgesehen hatte, wenn sie als das Gehirn der
drei Freunde bezeichnet worden war. Er hatte sich wieder dumm und unfähig
gestellt.
Nur wenige Leute hatten
dieses Spiel durchschaut. Luna Lovegood, ein Mädchen, das ein Jahr unter ihm war
und ihn immer seltsam angesehen hatte, das sich aber, nach Cedrics Tod, einfach
neben ihn gesetzt, ihn gehalten hatte, Neville Longbottom, dem er geholfen
hatte. Und er war sich ziemlich sicher, dass Malfoy zumindest einen Verdacht
hatte.
Das konnte doch wohl nicht
sein! Wütend schnaubte das elegante, große Tier, roch erst in der Luft, dann
lief es mit der Nase auf der Erde weiter, wie ein Hund. Er würde den
Eindringling finden und umbringen! Das hier war sein Revier und er war verdammt
noch mal der einzige Panther in diesem Revier! Es war seines! Es duldete weder
Männchen noch Weibchen hier, so nah am Versteck!
Ohne Rücksicht auf
Irgendwas, die Viecher hatten schon lang gelernt, ihm aus dem Weg zu gehen, vor
Allem, wenn sie gerade nicht seine Beute waren, stürmte er dem Geruch nach, bis
hin zu einem hohlen Baumstamm. Er wollte einfach mal losbeißen, doch dann
stockte er, mitten in der Bewegung, starrte auf das Tier, das da lab, nun
langsam den Kopf hob, als würde es ihm Mühe bereiten, sich überhaupt zu bewegen
und ihn nun mit blauen Augen ansah. Mit seltsamen Augen. Das Tier war krank.
Mager, das weiße Fell glanzlos und die Ohren hingen irgendwie. Ein Schneeleopard
– mit winzigen Flügeln?! Was war das denn? Ein Experiment von Muggeln? Diese
Idioten machten doch komische Sachen mit Tieren zu Forschungszwecken! Das Tier
musste entkommen sein, oder?
Nun, die andere
Möglichkeit war nur, dass es ein Animagus oder ein magisches Wesen war, denn
hier in Britannien gab es dieses Tier nicht einfach in freier Wildbahn! Seine
Lefzen etwas entspannend schnüffelte er, knurrte nur, als er Schneeleopard
abrupt zurückzuckte, dann wimmerte, als habe ihm die eigene Bewegung Schmerzen
bereitet. Erst dann ließ es den Kopf wieder auf die Pfoten sacken, ergab sich
einfach jeder Art von Schicksal, das ihm nun bevorstehen würde. Erst jetzt
konnte er richtig schnuppern, ja, da war Blut, Krankheit und… Merlin nein! Seine
Pupillen weiteten sich, er merkte, wie er handelte, ohne zu denken, selbst in
den Baumstamm trat, sich über das Tier stellte, an dessen Nacken schnüffelte –
und zubiss. Nicht so sehr, dass er den Schneeleoparden mit den seltsamen Flügeln
ernstlich verletzt hätte – nicht mehr, als er es schon war, aber genug, um die
Haut zu verletzen. Er hörte das Wimmern, spürte die Anspannung der Muskeln und
gleichzeitig die Kraftlosigkeit des Anderen, der auch nicht aufstand, als er
erst über dessen Wunde leckte und versuchte, ihn dazu zu bewegen, aus dem
Baumstamm zu treten.
Langsam öffnete Harry die
Augen. Er wusste, etwas stimmte nicht. Er zuckte auch kaum, als er eine andere
Wildkatze sah. Das Tier war riesig und es roch regelrecht nach Macht, ein
Animagus, da war er sich sicher. Er war so gut wie erledigt. Er hatte nicht
geschlafen, fühlte sich so schlecht, wie schon lang nicht mehr. Er blickte dem
irgendwie sehr orangen Tier in die blauen Augen, sah, wie es sich zu entspannen
schien, dann sackte Harry wieder in sich zusammen. Oh, er sah das schwarze
Zeichen an der Pfote des Animagus. Das Dunkle Mal. Er hatte es auch bei Snape
gesehen, der irgendwie nicht so unglücklich über sein hässliches Tattoo gewesen
zu sein schien, wie er es gesagt hatte. Nun, vielleicht war Voldemort auch die
bessere Lösung, er wusste es nicht.
Eigentlich war Harry
abgehauen, um zumindest etwas Leben zu finden, eine Möglichkeit, etwas Schönes
zu erleben, nicht nur in seiner Phantasie. Aber so, wie es ihm jetzt ging, würde
er auch den Tod hinnehmen. Er hoffte nur, dass es schnell gehen würde, zu
erschöpft um auch nur nachzudenken. Er wich dem anderen aus, wollte nicht ins
Gesicht gebissen werden. Dann spürte er, wie das andere Tier sich über ihn
stellte, ein Biss. In seinen Halsansatz, aber nicht sehr stark. Anschließend
begann der Animagus, über die Wunde zu lecken, die der selbst verursacht hatte.
Was sollte das? Wenn der Kerl ihn nicht killen wollte, konnte er dann nicht
wenigstens verschwinden und ihn in Ruhe leiden lassen?
Nein, so würde er nichts
erreichen, stellte er frustriert fest, trat wieder aus dem hohlen Baumstamm.
Erst dort begann er zu morphen, das andere Tier mochte sehr dünn sein, aber es
war zu groß, um es wie ein Jungtier am Kragen weiter als ein paar Meter zu
schleppen. Langsam bildete sich Fell und Schwanz zurück, zum Vorschein kam eine
elegante Hose mit sauberer Bügelfalte in einem fast schwarz anmutenden
Dunkelgrau, teure Schuhe, ein aufgerolltes, weißes, ebenfalls teure wirkendes
Hemd und etwa schulterlange orange-rote Haare. Auf dem rechten Unterarm
zeichnete sich deutlich das Mal ab. Percy seufzte etwas, trat wieder näher zu
dem hohlen Baumstamm, blickte auf das darin liegende Tier, das nun wieder den
Kopf hob, ihn sah – und regelrecht panisch versuchte, durch die Rinde auf der
anderen Seite zu flüchten.
„Ruhig“, sprach Percy
leise, hielt dem Anderen die Hand hin, der nicht mal zu versuchen schien, zu
morphen. Was nur zwei Dinge bedeuten konnte. Der Andere konnte oder wollte nicht
morphen. Er vermutete ersteres. Wenn man als Animagus verletzt wurde, musste man
erst den Tierkörper heilen, bevor es auch nur sinnvoll sein würde, es zu
versuchen. „Ich nehme dich jetzt hoch.“
Endlich! Harry spürte, wie
der Andere ging, ihn in Ruhe zu lassen schien. Gut. Er legte sich wieder hin,
schloss die Augen. Zumindest, bis er etwas über sich spürte. Er öffnete die
Augen – und stieß die Katzenform eines Schreis aus, versuchte, sich so eng an
das Innere des Baumes zu pressen wie möglich. Das konnte doch nicht sein! Das
war ein einziger Alptraum! Wie? Warum immer er?! Ja, er hätte es sich denken
können, von dem Moment an, als er die Farbe vom Fell des Anderen wahrgenommen
hatte, doch es war trotzdem ein Schock. Ein Weasley! Nein! Er wollte nicht!
Wollte nicht zurück! Auf gar keinen Fall! Er…! Er sollte nach dem anderen
beißen, schnappen, ihn Kratzen, doch etwas in ihm ließ das nicht zu. Harry
wimmert, als die Hand ihn schließlich am Kragen packte, ihn aus der Höhle
zerrte. Oh, er sah das Mal, aber das konnte nur ein Irrtum sein. Kein Weasley
stand nicht hinter Dumbledore.
„Ruhig“; wiederholte
Percy, strich leicht über das matte Fell. „Ich helfe dir, Kleiner. Ich werd mal
zusehen, dass du geheilt wirst.“ Er lief los, stieg über einige Wurzeln,
angenervt, dass das seinen neuen Schuhen sicher nicht sonderlich guttun würde.
Aber im Grunde war auch das gerade nebensächlich. Es zählte nur das Wesen, der
Animagus, die Person die er in seinen Armen hatte und die nebenbei sein Hemd
einsaute, einfach, weil er dreckig war. Das schlimmste aber war, dass der
seltsame Schneeleopard nicht mal die Stärke zu haben schien, sich effektiv
aufzurichten.
Aus einem ihm nicht so
ganz erfindlichen Grund ließ Harry einfach Alles geschehen, ohne sich zu wehren,
nicht, dass er die Kraft dazu hatte. Er ließ sich auf die Arme nehmen und
tragen, einen Moment lang froh über die Aussicht, geheilt zu werden. Etwas
Wärrme, was zu Essen das klang
gerade zu verführerisch um sich zu wehren. Allerdings überlegte er sich gerade
ernstlich, welcher Weasley um Merlins Willen Dumbledore so erfolgreich in den
Rücken hatte fallen können und wie er es drehte und wendete, es kam nur ein Name
auf, der ihn nebenher wirklich überraschte. Percy. Bill war in Ägypten,
zumindest laut Ron und Molly, Charlie bei den Drachen in Rumänien, die
Zwillinge, zwei seiner wenigen Freunde, waren gerade sicher unterwegs, um einen
Laden zu finden, er hatte ihnen die Siegesprämie des Turniers heimlich gegeben,
Ron würde keinen Finger für ihn rühren, wenn Dumbledore es nicht wollte und
Ginny war zu wenig zu gebrauchen.
Trotzdem machte das Alles
gerade wenig Sinn für ihn. Warum tat Percy das? Nun, egal, er… oh. Sie waren
gerade irgendwo eingetreten. Er öffnete seine Augen ein klein wenig, sah, wie
ein Mann an Percy vorbei lief, er spannte sich an, doch sofort legte sich eine
Hand auf seinen Rücken, der Rotschopf murmelte einige leise Worte, bevor der
Mann sich tatsächlich leicht vor Diesem verbeugte und einfach weiter lief, durch
die mit weißem Marmor ausgelegte Halle, eine elegante Treppe nach oben, zu einer
Tür, die sein Träger mit einem gezielten Fußtritt öffnete.
Es war zum Glück kein zu
weiter Weg, dann fühlte Percy die Schutzzauber, die ihn aber ohne Probleme
passieren ließen, anschließend waren es nur noch wenige Schritte bis in die
Burg, die vor Muggelaugen und auch den Augen Unwissender fein säuberlich
verborgen lag. Das neue Hauptquartier, das der Lord eingerichtet hatte, da ihm
Narcissas ewiges Gestänker über Blut auf Teppichen zu bunt geworden war.
Als ein niedrigrangiger
Todesser an ihnen vorbei lief, zuckte das Tier, doch Percy beruhigte es, lief
hastig weiter, direkt in das Zimmer des immer anwesenden Heilers des Ordens,
wo er die Tür mit einem gezielten Tritt öffnete, den Schneeleoparden
vorsichtig auf den Behandlungstisch legte und ihn beruhigend streichelte.
„Gleich geht es dir besser“, versprach er leise, sah dann auf, als die nächste
Tür halb aus den Angeln flog und ein wenig begeisterter Tränkemeister und Heiler
auf ihn zustürmte. Noch im Morgenmantel.
Oh. Interessant.
Allerdings zuckte auch sein Kleiner gleich wieder zusammen. Sanft strich er über
dessen Kopf, blickte zu Snape, der nicht mal den Anstand hatte, rot zu werden.
Der Beste war selbst zur Behandlung hier gewesen. Vor ein paar Tagen war Potter
aus der Schule verschwunden und Dumbledore hatte wieder seinem Spion die Schuld
gegeben, statt sich selbst. „Ich wollte eigentlich zu Zaibini“, erklärte er
ruhig. „Senior.“
„Der ist offensichtlich
nicht da“, knurrte Severus ungehalten. Natürlich hatte Dumbeldore den Verlust
seines Goldkindes mal wieder an ihm ausgelassen, da er dem Alten hatte sagen
müssen, dass der Bengel nun mal nicht beim wiedererstandenen Lord zu finden
gewesen sei und er hatte zwei Tage gebraucht, um sich zu erholen, größtenteils
zumindest. Er hatte noch zwei etwas größere Wunden, verborgen unter den Binden
um seine Brust. Es ging ihm gut genug, dass Gregor Zaibini beschlossen hatte,
einige Dinge in Italien zu kaufen und dass er Diesen solang vertreten solle, es
sei ja im Moment nichts los. Pah! Das hatte er auch noch, dumm, wie er war,
geglaubt! Also hatte er beschlossen, sich bequem auf das Sofa im Hinterzimmer zu
legen und etwas zu lesen, aber nein, irgendein Irrer trat die Türe ein und dann
kam auch noch Weasley mit einer Streichelkatze überdimensionalen Ausmaßes hier
rein marschiert! Weasley! Als hätte er nicht in der schule schon genug Probleme
mit denen! Aber nein, selbst hier wurde er von roten Haaren verfolgt! Dazu hatte
es dieser spezielle Weasley auch noch geschafft, in den Augen des Lords sehr,
sehr schnell aufzusteigen! Dieser knapp zwanzigjährige Kümmerling war in den
inneren Kreis gekommen! Gut, er war kaum älter gewesen, aber darum ging es doch
nicht! Hier ging es ums Prinzip! „Was wollen Sie Weasley?!“
Percy verdrehte seine
Augen. „Er. Verletzt.“
„Ich bin kein Tierheiler!“
„Und er ist kein Tier!
Schon mal einen Schneeleoparden in England gesehen? Einen mit Flügelchen?!“
Percy strich leicht über den Rücken des nun wimmernden Tieres, das wieder
versuchte, abzuhauen, sich aber offensichtlich nicht mal allein aufrichten
konnte.
„Oh toll! Sie haben einen
Fremden mal eben schnell hier eingeschleppt?! Denken Sie eigentlich gar nicht,
Weasley?!“, donnerte Severus, der schon immer gewusst hatte, dass alle
Gryffindors Schwachköpfe und Rotschöpfe meist die Schlimmsten der Meute waren.
Das bewies es ihm nur noch deutlicher.
„Er ist mein Gefährte!“,
zischte Percy. „Ich hab jedes Recht, ihn mit hierher zu nehmen und ich habe
nicht vor, ihn wieder gehen zu lassen! Also! Behandeln Sie ihn! Oder muss ich
wirklich erst den Lord bitten, Ihnen zu sagen, Ihren verdammten Job zu machen?!“
Im ersten Moment wollte
Severus noch was sagen, doch dann sah er, wie das Tier auf dem Behandlungstisch
ein seltsames Geräusch von sich gab und in sich zusammenbrach. Es war ein Tier
bei Merlin. Selbst, wenn es ein Animagus war. Was konnte schon groß geschehen?
Eine Person? Pah! Sollte Weasley doch seinen Willen haben! Er würde wohl kaum
Potter anschleppen. Oder Dumbledore. Uh – widerliche Vorstellung, aber
unterhaltsam. Nein, das Vieh sah nicht alt genug für den Irren aus. „Auf Ihre
Verantwortung“, knurrte Severus, packte den Kopf des Tieres, begann dann, es
systematisch abzutasten, sprach zwei starke Diagnosezauber.
Was? Harry versuchte, zu
verstehen. Todesserzentrale? Hauptquartier? Snape im Morgenmantel…? Warum wurde
alles um ihn herum so wattig? Er wusste es nicht, sackte schließlich in sich
zusammen. Später. Er würde später über das Gehörte nachdenken.
Okay, das war seltsam,
nein, das war besorgniserregend! Severus hatte eindeutig ein Folteropfer vor
sich! Wer war der Kerl vor ihm? Ein Erkennungszauber schlug vollkommen fehl, er
würde eine Blutanalyse machen müssen, für die er erst mal einen komplizierten
Trank zubereiten musste. Das Einzige, was er erkannte war, dass Weasley nun…
abartig war.
„Nun?“, fragte Percy, der
immer unruhiger wurde.
„Der Bengel da vor Ihnen
ist etwa fünfzehn Jahre alt, die Zauber sagen, er ist kein Animagus, er muss was
Anderes sein“, gab Severus mit unbewegter Miene weiter, grinste aber innerlich,
als er sah, wie Weasley bleicher wurde, als er das Alter des Viehs vernahm. „Er
hat innere Verletzungen, zwei Brüche, eine offene Wunde, ist dehydriert, halb
verhungert und hat zahlreiche Narben unter dem Fell.“ Ein Kind. Weasley hatte
ein Kind angeschleppt. Das machte gleich noch mehr Kopfweh. Nun, zumindest hatte
der Idiot keine Gefahr hierher gebracht. Rasch öffnete er die Schnauze des zum
Glück bewusstlosen Viehs, begann, Tränke durch dessen Hals zu massieren, wusch
dann die Wunde mit einem Trank aus und strich eine Salbe darüber. „Mehr kann ich
nicht tun. Bring das Vieh in dein Zimmer und sag ihm Bescheid, dass du einen
Dauergast angeschleppt hast. Ansonsten bring ihn in zwei Tagen vorbei, wenn er
zu viel Schmerzen hat, eher. Dann sollte er auch wieder morphen können. Sonst
noch was?“
„Ich werde ihn sicher
nicht allein lassen, um Irgendwen zu informieren“, knurrte Percy kalt, hob den
Schneeleoparden wieder auf seine Arme. „Machen Sie das doch! Ich hab besseres zu
Tun!“, mit den Worten stürmte er raus, genervt von den Vorurteilen des Mannes,
der sich hier so erstaunlich viel rausnehmen durfte, nur, weil er der Liebling
von Voldemort war, warum auch immer. Die genauen Gründe wollte er gar nicht
wissen, die Gerüchte waren mehr als verstörend genug.
„Ja, ja. Schiebt nur immer
alles auf den armen Tränkemeister“, knurrte Severus, der seine Robe
zurechtzupfte, die Phiolen ordentlich zusammenstellte und schließlich zum Kamin
trat. Musste er schon wieder in den sauren Apfel beißen! Voldemort würde
BEGEISTERT sein…
Percy dagegen lief hastig
in die Gemächer, die ihm hier zur Verfügung standen. Selbstverständlich besaß er
auch eine kleine Wohnung ganz in der Nähe des Ministeriums, in dem er ja auch
arbeitete, sogar als rechte Hand des Ministers, doch er nutzte sie eigentlich
gar nicht, sie war nur sein Alibi. Er war fast nur noch hier, wenn er nicht
gerade arbeitete und im Moment war Sommerpause, kein Politiker würde einen
Finger rühren. Eine Zeit, die er genoss. Vielleicht jetzt noch etwas mehr. Rasch
legte er den Leoparden auf sein eigenes Bett, setzte sich dann dazu und strich
über das Fell, sprach dann einen Reinigungszauber, der zumindest Nesseln,
Blätter und Erde entfernte, bevor er das zu dünne Tier hinter den Ohren kraulte.
Ein Gefährte. Er hatte
also doch Jemanden. Mit so was hatte Percy nie gerechnet. Er hatte immer
gewusst, er war anders, als seine Geschwister, hatte gedacht, dass es Liebe für
ihn nicht gab. Um seine Mutter von seinen Versen zu bekommen, hatte er eine
Weile lang so getan, als habe er eine feste Freundin, hatte es sogar eine Zeit
lang ernstlich versucht, aber es hatte gar nichts geklappt, nicht mal einfacher
Sex. Schon überhaupt nicht mit einer Frau.
Auch, wenn er mal bei
einer Tour durch Clubs oder Kneipen einen Kerl aufgegabelt und ihn genagelt
hatte, war der sexuellen Befriedigung eine gewisse Unwilligkeit gefolgt, das
Gefühl, etwas Dreckiges getan zu haben. Nun, jetzt hatte er was Besseres, als
die Anderen. Er musste sich keine Sorgen mehr machen. Auch, wenn sein Gefährte
laut Severus noch recht jung war. Allein ihn zu haben gab ihm ein gutes Gefühl
und ganz ehrlich – welcher Teenager war dem Sex schon abgeneigt? Außerdem war er
selbst auch nur fünf Jahre älter. Aber erst mal galt es, den Jüngeren
aufzupäppeln und mehr über ihn zu erfahren, schloss Percy für sich, morphte
automatisch in seine Animagusgestalt, legte sich um den Jüngeren, leckte über
dessen Fell, legte seinen Kopf auf den Hals seines Gefährten und schlief
zufrieden ein.
Nachdenklich saß Luna in
ihrem Zimmer zu Haus am Fenster und blickte hinaus in die Sonne. Sie mochte die
Hitze nicht sonderlich, die gerade draußen herrschte, nun, Anfang August. So
wenig, wie ihre Mutter sie gemocht hatte. Sie blieb dann lieber hier, wo es,
dank eines einfachen Zaubers, angenehm war, nicht zu heiß, nicht zu kalt. Meist
las oder malte sie. Oder sie schlief, um dann abends, wenn es kühler war, raus
zu gehen und die Sterne zu betrachten. Die Himmelskörper redeten mit ihr,
erzählten ihr Sache, so, wie andere Dinge um sie herum, hatten sie schon immer
getan, doch außer ihrem Vater, früher ihrer Mutter und jetzt Neville und Harry
glaubte ihr Niemand.
Die Leute hielten sie in
der Regel für leicht verrückt, das wusste sie, die Meisten wollten sie nicht in
der Nähe ihrer Kinder haben, weil das ja ansteckend sein könnte. Dabei sah sie
nur mehr als andere. Sie hatte sich nur früh angewöhnt, nicht mehr Alles zu
sagen. Oder in Rätseln zu sprechen. Von Nargeln und Niggeln. Kaum Jemand hatte
sich die Mühe gemacht, genauer zuzuhören.
Bis auf Neville, den sie
vor zwei Jahren im Gewächshaus kennengelernt hatte, als der sich da verkrochen
hatte, so, wie sie selbst. Sie hatte mit den kleinen Feen auf den Blumen
gesprochen, er hatte einfach nur einigen Pflanzen geholfen. Sie waren inzwischen
gut befreundet, mit ihm redete sie auch durchaus etwas häufiger. Er hatte ihr
auch das erste Mal von Harry erzählt, dass der Junge ihn in Schutz nahm, jedes
Mal wieder, vor Slytherins, vor Professoren, vor den eigenen Freunden. Dass der
angebliche Held anders war, als Alle sagten.
Erst damals hatte sei
begonnen, Harry zu beobachten, gesehen, wie anders er war und dieses Jahr hatte
sie ihn dann kennen gelernt. Er saß, wie sie, oft ganz still da, doch er hörte
nicht zu, er verkroch sich in sich selbst, wenn er das tat. Er hatte in dem Jahr
an diesem Turnier teilgenommen, obwohl er nicht wollte, er hatte in diesem Jahr
wohl mehr verloren, als vorher.
Doch Luna wusste auch,
dass er in diesem Jahr mehr gewinnen würde, als je zuvor. Die Sterne hatten es
ihr gesagt. Er hatte einen steinigen Weg vor sich, doch auch einen, den er nicht
mehr allein beschreiten musste. Oh, Harry war der Retter, doch nicht so, wie die
meisten Magier sich das inzwischen wohl erhofften. Es würde am Ende zu Frieden
führen, doch es war einer, der vermutlich vielen Magiern gar nicht gefallen
dürfte, vor Allem nicht dem Direktor.
Oh, sie wusste, Dumbledore
war ein gemeiner Mann und hatte ihre Mutter auf dem Gewissen, weil sie wie Luna
auch Dinge einfach gewusst hatte. Zum Beispiel, dass der Mann gemein und gierig
war, Dinge tat, die nicht gut waren. Mama hatte sterben müssen, weil sie wusste,
dass die Prophezeiung völlig dumm und irrelevant war, dass man nur versuchte,
einem Anderen das Leben schwer zu machen.
Was der Direktor nicht
wusste, war, dass sie das beobachtet hatte. Mama hatte sie damals ganz schnell
in ein geheimes Versteck gesetzt und sie stumm gezaubert, gerade, als zwei
Männer gekommen waren, beide in komischen Roben und mit Masken, aber keine
Todesser. Sie hatten Mama gefoltert und getötet und sich dann, direkt über ihr
stehend, darüber unterhalten, dass Dumbledore zufrieden sein würde. Doch sie
hatte es gehört – und es sich gemerkt. Sie wusste, bald würden viele Geister
Ruhe finden, wenn ihr wahrer Mörder endlich bestraft werden würde.
Einer derer, die zu diesem
Fall beitragen würden, war Harry. Durch ihn kam die Wende und sie würde in
wenigen Monaten fühlbar werden. Ja, auch das wussten die Sterne. Luna hatte
gelernt, zu sehen, Dinge zu begreifen, die ihr vorher sinnlos erschienen waren.
„Kind, sitzt du schon
wieder allein hier?“, fragte Xeno leise und besorgt, trat zu seiner Tochter,
strich über ihre Haare. Sie war ihrer Mutter so ähnlich!
„Mach dir keine Sorgen,
Papa“; lächelte Luna. „Du weißt doch, ich mag die Hitze nicht und die
Nachbarskinder denken, ich bin gestört. Ich sehe lieber den Elfen und Nymphen zu
und gehe abends raus.“
„Oh, Kleine“, murmelte
Xeno, blickte besorgt auf seine Tochter. Ja, sie war wie ihre Mutter, wissend,
anders und nur dank ihres Verhaltens uninteressant für den Mann, der ihm schon
die Frau genommen und sein Kind traumatisiert hatte. Er hatte seine Tochter
gefunden, in ihrem Versteck, unter einem Stillezauber, regelrecht gebadet im
Blut der Mutter, verstört, nicht ansprechbar. Die Kleine hatte zwei Jahre
gebraucht, um zu reden, um wieder zu sich zu kommen und ihm zu erzählen, was sie
gesehen hatte. Seit damals grub er in Schichten von Dreck, die der Alte
versteckt hatte. Doch er wusste, noch war nicht die Zeit, das zu
veröffentlichen. Er hatte viel, erschreckend viel gefunden und zu einem späteren
Zeitpunkt würde er es mit Freuden drucken, aber noch nicht jetzt.
„Papa, wirklich“, konterte
Luna. „Es ist in Ordnung, ich habe Neville, er hat wieder geschrieben und
gemeint, wir können uns mal treffen und ich habe Harry, auch, wenn der gerade
nicht schreiben kann. Bald, Dad. Bald. Dann werden wir eine neue Wahrheit haben,
eine bessere, eine, die wahrer ist. Und Mama wird gerächt sein.“
„Ich weiß, mein Kleines…“
Erschrocken wirbelte
Percy, immer noch in seiner Pantherform, herum, stellte sich automatisch über
seinen immer noch sedierten, bewegungslosen Gefährten, als die Tür sich öffnete.
Er fletschte die Zähne, nur um sich direkt wieder zu beruhigen. Sanft leckte er
über den Kopf seines Kleinen, bevor er morphte, feststellte, dass sein Hemd
Spuren von Erde und getrocknetem Blut aufwies. Ein Blick auf seine Uhr zeigte
ihm, dass er nicht mehr als zwei Stunden geschlafen haben konnte. Knapp neigte
er den Kopf. „Lord“, sprach er ruhig. „Tee?“
„Ja“, nickte Tom, sah auf
das Bett, setzte sich auf einen Stuhl, den er näher zu dem Bett zog und den
Schneeleoparden betrachtete, der da lag. Es war ein sehr mageres Tier, dessen
helles Fell sich stark von der dunkelblauen Satinbettwäsche seines jüngsten
Generals abhob. Es hatte sich in sich selbst zusammengerollt, sah auch eher
klein aus, bedachte man, dass es eigentlich eine Großkatze sein müsste. Nun,
vielleicht wuchs er ja noch. Sev hatte ihn geholt und es ihm erklärt,
anschließend war er aber zu abgelenkt gewesen, um seinen jungen General direkt
zu rügen. Und jetzt, wo er die Beiden gesehen hatte, der rote Panther und der
weiße Schneeleopard, konnte er es Percy nicht übel nehmen. Er wusste, wie es
war, Jemanden zu finden. Zudem löste dieses Häufchen Elend sogar in ihm einen
gewissen Beschützerreflex aus, einen, den er lang nicht mehr gespürt hatte,
schon gar nicht so stark. Es war Jahre hier…
Percy nickte, stand auf
und ging zu seiner kleinen Kochecke, wo er selbst Wasser aufsetzte. Er fand,
Hauselfen konnten einfach keinen so guten Tee oder Kaffee machen oder mit so
viel Herz kochen, wie Menschen. Sicher, die Mühe zu kochen machte er sich nicht,
aber er bestand auf guten Kaffee und er würde keinem Gast schlechten Tee
vorsetzen.
Er beobachtete seinen
Lord, wie der seinen Geführten studierte, aber ohne Diesen anzufassen. Gut, er
wusste nicht, wie er darauf reagiert hätte.
Kurz trat er vom Kessel weg, deckte den Leopard zu, der zu frieren
schien, nun, da er nicht mehr neben Diesem lag, dann goss er das Wasser auf den
Tee, gab dem Lord die Tasse und nahm seinen Kaffee, setzte sich auf sein Bett
neben seinen Gefährten, überschlug in Ruhe seine Beine. Sie waren unter sich, da
musste es nicht ganz so formell sein. „Er führt Euch hierher?“, fragte Percy
ruhig, strich leicht über den Kopf des Tieres.
„Ja. Ehrlich gesagt, bin
ich etwas verärgert, dass du es mir nicht selbst gesagt hast.“
„Ich habe Snape gebeten,
es sofort zu tun, ich hatte meinen Kopf … woanders. Ich bin immer noch
schockiert, dass er so jung und so verletzt ist. Ich denke, er wurde gefoltert,
hat sich dann gemorpht um sich zu schützen oder zu entkommen, ohne zu wissen,
was er getan hat und ich fürchte, er wird sich auch nicht aus dieser Form
befreien können, nicht so bald auf jeden Fall.“
„Er ist kein Animagus, Se…
Snape sagt, er hatte kleine Flügel.“
Percy hob eine Augenbraue.
Ja, an einigen Gerüchten schien erschreckend viel dran zu sein, kein Bild, das
er gerade gebrauchen konnte. Nun, zumindest sah der Lord wie ein gut gebauter
Mann mittleren Alters aus und auch Snape hatte was, mit gewaschenen Haaren und
ohne die hochgeschlossenen Roben.
„Es ist leider nicht so,
als könnte ich ihn fragen“, gab Percy ruhig zurück. „Ich denke, Snape wird eine
Blutprobe genommen haben, um einen Identifikationstrank zu brauen. Ich kann die
drei Monate warten, er ist für viele Dinge ohnehin noch sehr, sehr jung.“
„Das… hat noch nie
Jemanden aufgehalten“, grinste Tom nur, dachte an seine erste Begegnung mit
seiner Geliebten. Sie war damals kaum vierzehn Jahre gewesen und nur zwei Wochen
später, an ihrem vierzehnten Geburtstag hatten sie… nun, Spaß gehabt. Mehrfach,
den gesamten Tag lang. Oh, wie hatte er sie geliebt….
Percy hob eine Augenbraue,
enthielt sich jeglichen Kommentars. Er war noch nie ein Freund von zu schnellem
Handeln gewesen. Er ging einige Dinge immer lieber langsam an. Dann hielten sie
definitiv besser. „Er hat viel durchgemacht…“
„Mehr als du bisher
weißt“, gab Tom ruhig zurück.
Abrupt wurde Percy starr,
eine Hand legte sich auf die kleine Kugel unter der Decke. „Bitte?!“
„Snape hat sich vermutlich
nicht getraut, etwas zu sagen, aber vermutlich gibt es kaum einen Knochen bei
deinem Gefährten, der nicht schon mal gebrochen gewesen zu sein scheint.“ Tom
beneidete seinen General wirklich nicht um das, was dem vermutlich bevorstand,
da war es wirklich gut, dass der Beste eine unglaubliche Geduld an den Tag
legte, so, dass selbst Fudge mit ihm klar kam. So war Percy zu einem seiner
besten Spione geworden und sein General, ein Stratege, der Lucius um nichts
nachstand und mindestens so fies in Duellen sein konnte, wie Severus.
Sekundenlang reagierte
Percy gar nicht, anschließend legte er die Decke zurück, blickte auf den
Schneeleoparden, strich sanft über dessen Fell, deckte ihn wieder zu. „Nun, hier
wird er sich nichts brechen und wenn ich ihn in Wolle gewickelt unter eine
Glaskugel setzen muss“, konterte er. „Außerdem werde ich Jeden zur Verantwortung
ziehen, der seine Finger in der Sache hatte. Langsam und quälend.“
Tom lachte leise. „Ich
habe nichts Anderes von dir erwartet, mein junger General,“ gab er nur zurück.
Er mochte es, wenn Leute die Wahrheit sagten, statt darauf zu beharren, dass sie
in ein überaltertes, leicht erpressbares Rechtssystem glauben würden und sich am
Ende doch meist wünschten, dass sie die Sache selbst in die Hand genommen
hätten. „Und ich muss sagen, ich bin sehr gespannt darüber, wer sich hinter dem
Fell verbirgt, was er ist. Denn ein Magier kann kein magisches Tier werden. Nun,
Se… Snape wird das schon zu klären wissen.“ Ja, er mochte es, wenn Leute zu
ihren Gefühlen standen. Seltsamerweise tat das bei den Weasleys scheinbar nur
einer. Auch setzte nur einer sein Hirn ein, um nachzudenken, über das, was
wirklich um ihn herum geschah. „Nun, bis wir wissen, wer er wirklich ist, wäre
es mir lieb, wenn du vorsichtig bist.“
„Ich werde ihm nichts
verschweigen, er ist mein Gefährte, mein Tier hat ihn erkannt und gefunden. Aber
wenn er auf der falschen Seite sein sollte, werde ich ihn hier behalten, bis
alles um ist, wobei ich eigentlich sicher bin, dass einige Informationen ihn
schnell umstimmen würden. Auch er kann nicht gegen seine Instinkte ankämpfen.
Konnte er schon nicht, als ich ihn gefunden habe.“ Percy strich über den reglos
da liegenden Kopf. „Ich denke, so, wie er beieinander ist, dürfte er vom Krieg
ohnehin die Nase voll haben…“
„Ich will informiert
werden, sobald Severus‘ Ergebnisse vorliegen“, verlangte Tom, merkte nicht, dass
er den Vornamen des Tränkemeisters benutzte. Er musterte den Katzenkopf des
Neuankömmlings noch mal, trat dann zur Tür. „Du bist von den Sitzungen befreit,
bis er wieder wach ist, anschließend brauche ich dich wieder. Melde dich dann.
Nimm den da ruhig mit.“
Percy nickte, stellte
beide Tassen beiseite, wartete, bis der Andere ging, bevor er erneut morphte und
sich anschließend unter der Decke wieder um den Kleineren zusammenrollte. Er
spürte, wie der sich wieder etwas entspannte, sich zu beruhigen schien.
„Und?“, fragte George
lachend, drehte sich um die eigene Achse. „Ich finde, das ist genial! Überleg
nur, was für einen Erfolg wir haben könnten!“
Ein weiteres Mal huschte
Freds Blick über den Raum. Das große Schaufenster musste gesäubert werden, aber
es hatte eine schöne Auslagefläche, Regale säumten die freien Wände, sie waren
leer, in einigen davon hatten sich Spinnen breit gemacht, die Theke stand
verwaist, dahinter weitere Regale. Sogar eine noch funktionierende Kasse befand
sich dort und er wusste, im hinteren Teil waren mehrere Räume, es gab einen
Keller und über dem Laden eine Wohnung für seinen Bruder und ihn, die ihnen mehr
bot, als sie im Fuchsbau je an Platz gehabt hatten. Nur für sie beide allein,
musste man noch mal betonen.
Im Zimmer direkt hinter
dem Verkaufsraum konnte man ein Lager einrichten, im Keller war ein idealer
Platz für das Tränkelabor, das sich brauchen würden. Dazu war das Gebäude ein
Schnäppchen, weil Niemand es kaufen wollte, nach dem letzten Angriff, bei dem
der Vorbesitzer schwer verletzt worden war. „Es ist gut“, stimmte er daher
seinem aufgeregten Bruder zu, sah zu dem Besitzer, der sichtlich froh zu sein
schien, ernste Interessenten zu haben. Etwas, das schwer war, da hier immer
wieder Diebstähle und Einbrüche waren, nicht zu vergessen, dass der dunkle Orden
wohl mehr als einen Überfall hier in der Gegend begangen hatte. „Wir nehmen es.“
Er ließ zu, dass George
den Mann auszahlte, sah sich dann um. Sie hatten, dank ihrem geheimen Investor,
besten Freund und Ehrenbruder, mehr als genug Geld, um auch ein Labor aufzubauen
und bis zum Ende der Ferien die Lager zu füllen. Die Wohnung hatte Zeit, sie
brauchten nicht viel. Das konnte warten, bis sie Gewinn erwirtschafteten, etwas,
das nicht lang dauern würde, denn sie hatten jetzt schon viele Bestellungen und
durchaus auch Einnahmen, denn sie hatten ja schon für Andere produziert.
„Fred?“, fragte George
leise, als sein Bruder sich, zehn Minuten nachdem der Mann aus nun ihrem Haus
gegangen war, noch immer nicht gerührt hatte. „Woran denkst du?“
„Dass ich sie nicht
verstehe. Wir haben nichts getan um zu verdienen, was sie mit uns gemacht hat“,
konterte der angesprochene. „Komm, gehen wir hoch, ich will die Sachen aus den
Taschen haben.“ Er lief nach oben, in die Wohnung, die auch zum größten Teil
voll möbliert war, es gab zwei Schlafzimmer, ein Gästezimmer, ein Wohn und
Esszimmer, eine Küche und ein geräumiges Bad, der einzig wirklich leere Teil
waren Wohn und Esszimmer, die Küche war wie das Bad voll ausgestattet, sogar ein
Bett war hier geblieben, bei dem überhasteten Auszug. Und zwei Hauselfen, die
ihre neuen Besitzer gerade mit großen Augen musterten. „Räumt die Sachen bitte
weg“, befahl Fred den kleinen Kreaturen, behielt aber den Koffer mit Zutaten,
Produkten und dem Katalog, den sein Bruder und er zusammengestellt hatten, bei
sich, setzte sich dann auf den Boden, rieb sich den Kopf. Er wusste, George sah
das nicht so hart, wie er, doch ihn nahm es immer noch mit.
George ließ sich neben dem
Anderen fallen, zog seinen Zwilling in seine Arme. „Freddie, die sind alle
irre“, konterte er. „Und wenn unsere Mutter meint, dass neutral sein heißt, dem
dunklen Orden beizutreten, ist das nicht unser Problem. Wir haben hier ein Leben
und wir haben Freunde, ob die Anderen es wollen oder nicht.“
Oh ja, ihre Eltern hatten
sie tatsächlich vor drei Nächten aus dem Haus geworfen, mit all ihren
Besitztümern, sie inoffiziell verstoßen. Öffentlich hatten sie das nicht machen
können, einfach, weil das einen riesigen Skandal gegeben hätte und das nur, weil
sie nicht bereit gewesen waren, dem Orden des Phönix beizutreten, doch allein
als sie gesehen hatten, dass Dumbledore verlangte, dass sie auf ihre Magie
schwören mussten, zu gehorchen, was immer der Mann sagte, hatte sie gründlich
abgeschreckt. Schon als Kinder hatten sie dauernd nach dem Warum gefragt, Dinge,
die sie verstanden hatten, nicht getan. Mal ganz davon zu schweigen, dass sie
keine Lust hatten, in einem Krieg zu kämpfen, den sie nicht verstanden. „Ich
meine, was erwartest du von einer Mutter, die nicht mal ihre eigenen Kinder
auseinander halten konnte?!“
Ja, das war noch so eine
Sache, an der Fred immer zu knabbern gehabt hatte, die Tatsache, dass ihre
Mutter bis zum Schluss nie gelernt hatte, sei auseinander zu halten, dabei
hätten George und er unterschiedlicher nicht sein können. Nicht ein einziges Mal
hatte Harry sie verwechselt, hinter ihre Masken geblickt. So war der Knirps, wie
sie ihn oft nannten, ihr Freund geworden. Auch Oliver Wood hatte nie ein Problem
gehabt, sie zu unterscheiden. Nur ihre Eltern schienen unfähig dazu zu sein.
„Komm schon, großer
Bruder“, lächelte George. „Wir werden uns jetzt ein eigenes Leben mit einem
erfolgreichen Geschäft, viel Geld und Erfolg aufbauen, dann werden wir Harry
entführen und ihn bei uns einquartieren, damit ihm nichts mehr passieren kann.
Und ich will mit Bill reden, ich wette, er hat nichts dagegen, starke
Schutzzauber für uns zu errichten. Charlie wird auch helfen. Und Perc. Er mag ja
nen Stecken im Hintern haben, aber er war immer da, wenn wir ihn gebraucht
haben.“
„Das war vor dem Streit“,
gab Fred leise zu bedenken. Ja, auch er würde sich freuen, wenn ihre Brüder zu
ihnen halten würden, doch Bill und Charlie hatten auch unmissverständlich klar
gemacht, dass sie im Ausland zu bleiben gedachten und kein Interesse irgendeiner
Art hatten, sich in Streitigkeiten, seien sie familiär oder kriegsbedingt
einzumischen. Sie hatten im Grunde nichts Anderes getan, doch bei ihnen hatte
Molly vollkommen überreagiert und statt wie bei den Anderen zu sagen, dass sei
ihre Meinung schon ändern würden, hatte sei sie geschmissen.
„Mag sein, aber bei Perc
bin ich mir sicher“, konterte George, der wusste, dass hinter ihrem
Präfektenbruder weit mehr steckte, als der Langeweiler, der im Ministerium beim
Minister arbeitete. Denn auch, wenn der Ältere es heimlich und im Stillen
gemacht hatte, er hatte sich für jeden Streich heftig gerächt und sie so erst
auf einige ihrer besten Ideen gebracht. Immer, wenn einer von ihnen bei Quiddich
verletzt worden war, war der Ältere bei ihnen gewesen, wenn sie in der
Krankenstation aufgewacht waren, hatte ihnen von seinem eigenen, mühsam mit
Nachhilfe verdienten Geld Schokofrösche mitgebracht und er war der Einzige in
der Familie, der sie auseinander halten konnte, der wusste, wie sanft Fred im
Grunde war.
„Ja“, nickte Fred
schließlich, ließ seinen Kopf auf die Schulter des Bruders fallen. „Du hast
Recht, Percy war immer da. Sagst du ihm gleich Bescheid und fragst ihn, was ihm
wegen Schutzzaubern einfällt? Ich will in der Zeit das Labor einrichten und
unsere Sachen ins Lager stellen.“
„Du weißt, dass wir stolze
Besitzer von zwei Hauselfen sind?“, fragte George mit hochgezogener Augenbraue.
„Ich muss selbst wissen,
wo die Sachen sind, die ich täglich brauchen werde“, erinnerte Fred seinen
Bruder lächelnd. „Außerdem muss ich mich ablenken. Schreibst du nachher an
Harry?“
„Hatte ich vor“, nickte
George, seufzte dann. „Ich mach mir Sorgen um ihn, du weißt, dass er in Ced
verliebt war?“, fragte er schließlich.
„Oh ja, das hat ein
Blinder sehen können“, gab Fred zurück. „Darum mach ich mir ja so viele Sorgen
um ihn. Er ist allein bei diesen Schweinen, ohne Jemanden, der ihm hilft und in
den letzten Tagen nach dem Turnier konnten nicht mal wir in die Krankenstation
schleichen…“ Oh ja, das war es ja, was sie so an Dumbledore anpisste. Die
Tatsache, dass der Harry gegen Ende vollkommen isoliert, ihn allein gelassen
hatte, nach dem, was gerade erst geschehen war. Es gab so Vieles, was sie Beide
dazu bewogen hatte, nicht den Brathühnchen beizutreten.
„Wir werden einfach
versuchen, Harry zu besuchen“, beruhigte George den Anderen, strich über dessen
Haare. „Unser kleiner Bruder wird sich freuen, uns zu sehen.“
„Ja, wenigstens einer.“
Doch dann riss Fred sich zusammen, stand wieder auf. „Komm, Georgie, an die
Arbeit. Schreib den Brief, ich fange an, unsere Vorräte aufzustocken und dann
setz ich die ersten paar Portionen Fieberdrops und Spinnbonbons auf.“
„Vergiss die Psychospinnen
nicht“, grinste George, der gerade dieses Produkt liebte, das viele der jüngeren
Jungen kauften, um ihre Mütter oder Schwestern zu erschrecken, aber er liebte es
einfach, weil es Ron hasste. Oh, er hasste ihren jüngsten Bruder, der so
arrogant war, Harry im Turnier, wo er Hilfe gebraucht hätte, so verraten hatte.
Aus Eifersucht, um es noch schlimmer zu machen. Statt sich zu freuen und ihn zu
unterstützen, hatten sie ihn hintertrieben und verraten! Selbst die Slytherins
hatten Harry am Ende heimlich geholfen, nur Ron hatte Diesen verletzt wo immer
es gegangen war.
„Ganz sicher nicht…“
„Na?“, fragte Percy leise,
strich über die Wangen des Schneeleoparden, dessen Augen sich langsam öffneten.
„Geht es dir besser, Kleiner?“ Er lächelte beruhigend, betrachtete den Anderen,
der fast zwei Tage reglos auf dem Bett verbracht hatte. Vollkommen ausgeknockt
von den Tränken, so sehr, dass er Zaibini hierher gerufen hatte, damit der
kontrollierte, dass Snape nichts Wesentliches übersehen hatte. Der Heiler hatte
einige Nährtränke in den Magen des Wesens gezaubert und gemeint, dass es Dinge
gäbe, die eben Zeit bräuchten.
Harry blinzelte, musterte
den Älteren, der seinen Kopf hielt, ihn vorsichtig streichelt. Etwas, das sich
einfach zu gut anfühlte, wie er gestehen musste. Auch, wenn es seltsam war, aber
ihm war warm, er hatte kaum Schmerzen und es war bequem, wo immer er sich gerade
befand, er hatte sogar ohne Alpträume geschlafen, fühlte sich überraschend
erholt, besser, als seit langer Zeit. Wach genug, um weiter zu laufen, wenn es
notwendig wäre, doch etwas sagte ihm, dass der Rotschopf vor ihm ihn nicht gehen
lassen würde.
„Hunger?“
Hunger? Gott! Wie konnte
der Andere das fragen? Er hatte ewig kaum noch was gegessen, er hatte.. Hunger!
Also nickte Harry schließlich, unsicher, hoffend, etwas zu bekommen und nicht
ausgelacht zu werden. Das war ihm schließlich auch mehr als ein Mal geschehen
und es würde ihn nicht wundern, wenn es wieder passieren würde.
„Gut, du bist viel zu
dürr“, erklärte Percy, froh, dass das wohl keinen Kampf geben würde. „Kannst du
morphen?“, fragte er schließlich. „Zu einem Menschen werden?“
Augenblicklich schüttelte
Harry den Kopf. Ganz sicher nicht! Niemals würde er freiwillig wieder zum
Menschen werden! Davon hatte er die Schnauze so was von voll! Das wollte er nie,
nie wieder! Und er wusste auch gar nicht, ob er es konnte, denn wie er zu dem
geworden war, was er war, wusste er genauso wenig! Außerdem fühlte er sich hier,
so, wie er jetzt war, viel besser.
„Das hatte ich
befürchtet“, murmelte Percy, der sich immer noch nicht sicher war, ob es sich
bei dem nicht können um Unwillen oder Unfähigkeit handelte. Aber das würde die
Zeit schon zeigen. „Ich werde es dir beibringen, wenn du besser beieinander
bist“, erklärte er schließlich, strich über das weiße, immer noch stumpfe Fell.
„Und wie nenne ich dich?“, fragte er, mehr sich selbst, als das Tier, während er
aufstand, dem Anderen deutete, ihm zu dem kleinen Sofatisch zu folgen. Für sich
hatte er ein Frühstück mit Rührei und Speck auf einem Teller, Dasselbe für den
Anderen, allerdings in einer Schale, weil es sonst nur eine riesige Sauerei
geben würde, dazu ein Schälchen mit Milch für den Kleinen, für sich selbst
starken Kaffee.
Harry starrte auf den
Tisch vor sich, stellte sich vorsichtig auf seinen Beine, hüpfte dann von dem
Bett. Wow, er hätte nie gedacht, dass Percy ihn da würde schlafen lassen! Dann
hüpfte er irgendwie auf den Stuhl, seltsam glücklich, dass der Andere ihn nicht
zwang, auf dem Boden zu essen, sah begeistert in die Schüssel. Speck! Er hatte
Fleisch so vermisst! Nur konnte er absolut nichts Ungekochtes essen. Oder jagen,
denn jagen war töten und er wollte nicht zum Mörder werden! Wirklich nicht! Um
keinen Preis der Welt!
Amüsiert beobachtete
Percy, wie sein Gegenüber vorsichtig fraß, sichtlich bemüht, keinen Dreck zu
machen und mindestens so ungeübt. Was man vor Allem an der Milch sah, die trotz
der Bemühungen zu allen Seiten spritzte, weil der Jüngere es nicht gewohnt war,
in dieser Form zu stecken. Nun, er war keine fünfzehn Jahre alt, jünger, als
sein eigener, jüngster Bruder. Irgendwann legte er dem Kleinen einige Stücke
angebratenes Geflügelfleisch in den Napf, während er nur einen zweiten Kaffee
trank und sich zurücklehnte.
Harry genoss das Gefühl
eines vollen Magens, es war lang her, dass er auch etwas Fleisch bekommen hatte,
dazu das Ei und die Milch, die allerding so wie schon das Wasser von dem Tümpel
vor einigen Tagen, in alle Richtungen spritzte. Als er die Tropfen beseitigen
wollte, wurde er allerdings aufgehalten, die Tropfen verschwanden, dafür füllte
sich die Schale mit der köstlich süßen Milch noch mal für ihn.
Percy wartete, bis der
Jüngere offensichtlich fertig getrunken hatte, eine Prozedur, die etwas länger
dauerte. „Satt?“, fragte er freundlich, hielt dem Anderen die Hand hin, wartete,
bis der Leopard zu ihm kam, streichelte Diesen. „Ich weiß, dass du Angst haben
dürftest“, stellte er fest. „Ich weiß, du verstehst vieles nicht, ich will nur,
dass dir klar ist, dass du sicher bist, egal, wie es aussehen mag. Ich will,
dass du die erste Zeit nicht von meiner Seite weichst. Bekommst du das hin?“
Wirklich? Jemand wollte
Harry haben? Ihn!? An der Seite?! Wirklich?! Automatisch nickte er, ließ sich
nur zu gern streicheln, er konnte nachher auch nicht sagen, wie es geschah, aber
auf ein Mal saß er auf dem Schoß des Älteren, den Kopf auf dessen Schulter.
„Du bist wirklich ein
komischer, kleiner Kautz“, stellte Percy fest, kraulte den Anderen. „Neveo. So
werde ich dich nennen, mein Weißer. Neveo. Zumindest, bis ich weiß, wer du
hinter deinem Fell bist.“ Er lächelte, als eine Art Schnurren als Antwort
folgte, setzte das Tier auf den Boden. „Und jetzt, mein Süßer, bekommst du ein
Halsband von mir, damit Niemand es wagt, dich anzufassen, danach muss ich
langsam mal wieder was tun.“ Damit hob er das Band auf, das Tom ihm in der Nacht
durch eine Hauselfe geschickt haben musste. Es war einfach und silbern, mit
einem fast durchsichtig blauen Aquamarin, in dem seine eigenen Initialen waren
und Zauber waren in den weichen Stoff des Bandes gewoben, auch einer, der es
seinem kleinen Gefährten nicht möglich machen würde, über das zu reden, was hier
geschah. Eine Vorsichtsmaßnahme, die leider vorerst nötig war, die den Anderen
aber auch schützen sollte.
Wenig begeistert starrte
Harry auf das Band, der Name, mit dem konnte er leben, aber er wollte nicht
wieder eine Kette haben! Er…! In dem Moment legte das Band sich ums einen Hals.
Es war nur Stoff, nichts, das man nicht kaputt machen konnte, es fühlte sich
sogar ausgesprochen angenehm an. Also ließ er es schließlich zu.
„Danke, Kleiner“, lächelte
Percy zufrieden, er küsste Neveo auf den Kopf, dann stand er auf, öffnete die
Tür und ging voran, dicht gefolgt von dem weißen Leoparden, der sich eng an ihn
drückte, eindeutig nervös und ängstlich, aber er folgte ihm. Erst kurz in den
Garten, wo Neveo wie erwartet in einem Affenzahn hinter dem nächsten Gebüsch
verschwand, anschließend zurück ins Haus. Percy wusste, er musste ins Büro
zurück, zum Minister, ob er wollte oder nicht und seinen Job wieder aufnehmen.
Das Wochenende war vorbei, er musste arbeiten. Nun, er konnte ja Neveo
mitnehmen. Zumindest das. Aber erst mal…
Rasch lief Percy zu Toms
Büro, klopfte und trat ein, als die Tür sich von selbst öffnete. Knapp nickte er
dem Mann zu, der da am Tisch saß und, was man gar nicht erwarten würde,
Papierarbeiten erledigte. „Tom“, sprach er ruhig.
„Percy“, lächelte der Mann
mit den dunklen, welligen, leicht zurückgebundenen Haaren, sah dann auf den
Schneeleoparden, der sich hinter seinen Gefährten verkrochen hatte und nur
vorsichtig hinter diesem vor lugte. Er sah nicht mehr katastrophal aus, aber
doch sehr dünn und noch etwas schwach. Außerdem hatte er an einigen Stellen
sehr, sehr wenig Fell.
Percy lächelte knapp,
setzte sich auf den Stuhl gegenüber des Älteren, strich weiterhin beruhigend
über den Kopf des nun wieder verängstigten Schneeleoparden, der die Ohren nun
eng am Kopf angelegt hatte, sicher wusste Neveo nicht, wer da saß, doch trotzdem
hatte Dieser Angst. Vermutlich hatte er das schlicht ganz generell. „Darf ich
Neveo vorstellen? Solang ich nicht weiß, wie sein richtiger Name ist, werde ich
ihn so nennen. Wobei ich der Meinung bin, dass der Name gut zu ihm passt.“
Tom erhob sich von seinem
Schreibtisch, kniete vor das verängstigte Tier, darauf achtend, sich sehr
langsam zu bewegen, hielt ihm die Hand hin, ließ dem Anderen etwas Zeit, bevor
er Diesem über das Fell streichelte. Er sah auch das Halsband, was ihn doch
beruhigte. Nun konnte auch Sev sich nicht mehr beschweren. „Ja, der Name passt“,
stimmte er seinem General zu. Dann wandte er sich an das Tier, sah in die doch
so menschlich wirkenden, verängstigten Augen. „Hier geschieht dir nichts“,
versicherte er mit gleichmäßiger Stimme. „Du bist sicher. Du bist ein edles
Tier, du hast keinen Grund, dich klein zu machen. Sei stolz auf das, was du
bist. Das hilft meistens.“ Damit erhob er sich wieder, setzte sich und musterte
den Rotschopf. „Was sind deine Pläne? Im Momenthast du ja nicht zu viel zu tun
auf der Arbeit.“
Percy zuckte mit den
Schultern. „Schon, aber das heißt nichts. Ich muss zu meiner Familie, ein, zwei
Mal mit Sicherheit, außerdem wollte ich mit einigen Unsprechbaren reden und mich
nach einem Reporter umsehen, der wirklich auf unserer Seite steht. Keine Irre
wie Skeeter, einen seriösen Schreiber mit gut fundierten Artikeln. Ich denke,
ein, zwei Berichte könnten unserer Sache schon helfen und…“, kurz stockte Percy,
sah den Anderen entschuldigend an, griff in die Tasche seines Umhangs und
seufzte. „Meine Brüder rufen mich“, erklärte er schließlich. „Es muss was
vorgefallen sein, ich würde gern…“
„Schon klar. Welche? Die
Zwillinge?“ Immerhin schienen die Beiden ähnlich zu denken, wie sein General,
waren also auch potentielle Verbündete, Verbündete mit Köpfchen und
herausragenden Fähigkeiten, wie sogar Severus immer wieder zähneknirschend
zugeben musste. Der Ältere schien eine Leuchte mit Tränken zu sein, der Jüngere
beherrschte sehr fortgeschrittene Zauber und Beschwörungen, auch, wenn sie meist
nur einen Auf Idioten zu machen schienen, sie hatten mit die besten Noten in
ihrem Jahrgang und erfanden jetzt schon selbst Spaßartikel, die weit bessere
waren, als viele Dinge, die es bisher auf dem Markt gab.
Percy nickte. Das waren
die Einzigen, um die er sich wirklich noch kümmerte, sie waren es, die Fragen
stellten.
„Gut, dann geh und sieh,
was die Beiden wollen, du kannst ihnen gleich deine neueste Errungenschaft
zeigen“, fügte Tom grinsend an. „Und wenn sie was Neues erfunden haben, bring es
mir doch mit, es ist immer so unterhaltsam, es an einigen Idioten auszuprobieren
und peinlicher, als einige Runden crucio.“
Percy lachte leise, nickte
aber dann, berührte seinen Gefährten leicht, hob Diesen dann hoch und machte
sich schnell auf den Weg durch das Floonetz mit dem Passwort, dass die Beiden
ihm durchgegeben hatten, sich wundernd, wo er nun schon wieder landen würde und
warum die Jungs nicht waren, wo sie hin gehörten – zu Haus.
Was…? Harry starrte auf
den Kerl, der erst so komisch mit ihm und jetzt mit Percy geredet hatte, wer war
das?! Der benahm sich ja unheimlich! Würde er es nicht besser wissen…! Nein!
Nicht mal daran denken, befahl er sich selbst. Stattdessen ließ er sich von dem
Rotschopf hochheben, der ihn mit in einen Kamin schleppte. Toll, er vertrug
flooen schon nicht wenn er ein Mensch war!
Verwirrt blickte Percy um
sich, er war mitten in einem geschlossenen Geschäft gelandet, nun, in einem
Hinterzimmer, um es genauer zu sagen. Vorsichtig setzte er den Leoparden wieder
auf den Boden, der trocken zu würgen schien. „Tut mir leid“, murmelte er leise.
„Ich fürchte, Tiere vertragen das Flooen nicht sonderlich. Wir apparieren
zurück“, versprach er, dann sah er auf, in dem Moment, als einer seiner Brüder
den Raum betrat.
„George“, stellte er nach
einer kurzen Musterung fest. „Wo ist Fred und wo bei Merlin bin ich hier? Warum
seid ihr nicht bei eurer Mutter?“
„Und wen hast du
mitgeschleppt?“, konterte George sofort, starrte auf das Tier, das sofort zu
flüchten versuchte, ausgerechnet hinter Percy, der eigentlich keine andere
felinen Tiere duldete, oder auch nur mochte.
„Ruhig, Neveo“, bat Percy,
zuckte dann mit den Schultern. „Ich erkläre es nachher“, gab er zurück.
Beantwortest du bitte meine Fragen?“
„Ich… Fred schläft, er
hatte eine sehr unruhige Nacht“, erklärte George schließlich. „Alpträume,
schlechtes Gewissen, Probleme, ich weiß es nicht.“ Er deutete dem Andere, ihm zu
folgen, brachte den Besuch in das kleine, aber bequem eingerichtete Wohnzimmer,
wo der sich auf einen Sessel setzte, der Schneeleopard, der allen Ernstes
Stummelflügel an der Seite zu haben schien, zu seinen Beinen.
„Und was ist der Grund
dafür, dass ihr hier seid? Wo auch immer hier ist?“
„Hier ist ein Laden mit
Wohnung am hintersten Ende von Hogsmaede“, erklärte George. „Und wir sind hier,
weil unsere Mutter, wie du sie so schön nennst, uns raus geworfen hat. Wir
hätten in den Ferien dem Orden beitreten sollen, aber weder Fred noch ich
wollten das, wir wollten nie was Anderes tun als Scherzartikel zu erfinden, wir
wollten neutral bleiben, weil wir… du weißt, dass wir einige Dinge komisch
fanden. Das wurde als Hinweis gesehen, dass wir schwarz wären und es endete
damit, dass wir geworfen wurden. Auch, weil wir die Schule abgebrochen haben,
einfach, weil wir Angst hatten, eins übergezogen zu bekommen und als
Ordensmitglieder aufzuwachen.“
Percy seufzte leise. Er
hatte geahnt, dass die Zwillinge neutral bleiben wollten, sei hatten sich schon
oft bei ihm ausgeheult, dass etwas nicht stimmte, dass sie Harry hatten aus dem
Haus seiner Verwandten herausbrechen müssen, da er eingeschlossen gewesen sei,
in einem leeren Zimmer mit Katzenklappe, mehreren Schlössern und Gittern vor den
Fenstern, dass er immer so schlimm ausgesehen hatte und Niemand ihm zu helfen
bereit gewesen zu sein schien. Es war klar gewesen, dass es mal so weit kommen
musste. „Womit habt ihr das bezahlt?“, fragte er, abwesend den Kopf des Tieres
kraulend, das nun recht genau zuzuhören schien.
„Wir… haben Harry erzählt,
dass wir aus der Schule austreten und unseren Laden eröffnen wollen, weil wir ja
jetzt volljährig sind“, erklärte George, seufzte leise. „Er hat uns den gesamten
Betrag gegeben, den er beim Turnier gewonnen hat. Er ist unser Finanzier und wir
durften uns nicht mal bedanken. Wir wollten ihn besuchen, aber wir wissen ja
nicht mal, wie seine Adresse ist. Jemand hat uns das Wissen genommen. Schon
letztes Jahr.“
„Also wollt ihr das mit
dem Laden durchziehen, hier, in einer Gegend, wo es dauernd Überfälle gibt?“,
fragte Percy vorsichtig.
„Ja“, knurrte George. „Wir
brauchen vielleicht Schutzzauber, aber wir wollen uns nicht vertreiben lassen!
Wir wollen ein Leben für uns und wir wollen Harry helfen! Irgendwie!“
Wirklich? Wollten die
Zwillinge das wirklich? Harry merkte gar nicht, wie er sich entspannte. Er sah
auf George, wusste, der Andere meinte es ehrlich. Nun, auf die Zwillinge hatte
er sich immer verlassen können, sie waren da gewesen, auf ihre Weise, so, wie
Neville und Luna. Sie hatten versucht, ihn zum Lachen zu bringen.
Überrascht musterte Percy
den aufgebrachten Zwilling, dessen Augen regelrecht Funken zu sprühen schienen.
„Ist dir klar, dass du dich, wenn ich euch helfe, dass es dann kein zurück mehr
geben wird? Man wird euch als schwarz sehen, als die Bösen. Selbst, wenn der
dunkle Orden euch nicht jagt, die Brathähnchen werden es tun.“
George machte ein
abfälliges Geräusch, packte seinen Bruder am Arm, ohne auf das Fauchen des
Tieres zu achten. „Glaubst du wirklich, wir wüssten nicht, was du da hast?“,
fragte er den Älteren. Du magst gut im Verstecken sein, aber Fred ist gut im
Entdecken. Als wir das mitbekommen hatten, wollt ich zu Ma, aber er hat gesagt,
dass du vielleicht eher im Recht bist, als der Rest. Wir wollen nicht unbedingt
neutral bleiben, wir wollen nur auf gar keinen Fall die Partei eines Mannes
ergreifen, der Kinder quält und sein Wohl über das von jedem Anderen stellt!“
Gut, jetzt hatten sie ihn
wirklich, stellte Percy überrascht fest. Oh, er hatte gewusst, die Zwillinge
waren anders, sie hatten sich früh von den Geschwistern abgesetzt, waren immer
zusammen gewesen, hatten die Welt wohl auch deswegen ein wenig verbittert
gesehen, weil kaum Jemand sie auseinander halten, Niemand verstehen wollte, wie
nah sie sich standen. Doch er hätte nie gedacht, dass einer der Beiden sein Mal
entdeckt hätte. „Wenn ihr euch so sicher seid, gut“, antwortete er daher
schließlich. „Ich schicke euch morgen zwei Leute vorbei, die starke Schutzzauber
weben werden. Sie werden euch sagen, dass sie von mir geschickt wurden.“
„Danke“, lächelte George.
„Wir wussten, wir können uns wenigstens auf dich verlassen…“
Percy stand auf, nahm den
Anderen kurz in die Arme, ohne zu sehen, wie sein kleiner Gefährte sich
absetzte. „Ihr seid meine Brüder und ich mag euch, auch, wenn ihr die Tendenz
habt, euch unmöglich zu verhalten. Am liebsten hätt ich euch ja zumindest Bill
geschickt, um die Zauber zu stärken, aber der weigert sich, englischen Boden zu
betreten, solang hier die Fronten nicht geklärt sein werden. Charlie übrigens
auch.“
George zuckte mit den
Schultern. „Das haben wir schon befürchtet, wir haben dich zuerst gefragt, an
die Anderen haben wir gar nicht gedacht.“
Percy seufzte etwas.
„Versprecht mir nur, euch aus dem Meisten raus zu halten, bitte. Ihr wist nicht,
worum es geht und ich würde euch lieber nicht irgendwo vom Straßenbelag kratzen
müssen, weil ihr erst gehandelt und dann gedacht habt.“
„Keine Sorge“, versprach
George. „Ich weiß, ihr denkt immer, wir übereilen was, aber wir haben nie was
getan, ohne wirklich nachzudenken. Aber sag mal, wie kommst denn gerade du zu
einer Wildk… wo ist dein Vieh?!“
„Was?“, verwirrt sah Percy
sich um, stellte fest, dass Neveo wirklich nicht mehr da war. „Neveo! Kleiner!
Wo bist du?!“, rief er panisch, ließ seinen Blick wild durch den Raum gleiten,
sah dann eine angelehnte Tür – und stürmte erst mal los.
Harry dagegen glaubte das
alles da gerade nicht. Gut, Percy hatte was mit dem dunklen Orden zu Tun, aber
dass die Zwillinge Interesse hatten…! Er beobachtete, wie George nach dem Arm
des Älteren griff, fauchte, nicht wollend, dass der Andere das tat, doch ihm
wurde wieder nur nebenbei der Kopf getätschelt. Dann eben nicht! Ohne ein
weiteres Geräusch schlich er los, vielleicht konnte er ja Fred finden, in diesem
Chaos aus Mief, das Meiste zweifelsohne Trankzutaten.
Er musste nicht wirklich
nachdenken, bevor er sich dazu entschied, eine Treppe nach oben zu schleichen,
da waren sicher die Schlafzimmer, die beiden würden kaum in ihren
Geschäftsräumen übernachten. Von da war es kein weiter Weg mehr, bis zu einem
Zimmer, in dem eindeutig noch Jemand liegen musste, er roch das Shampoo, das der
Andere immer benutzt hatte. Lautlos glitt er in das Zimmer, blickte auf den
Rotschopf, der im Bett lag, der schien noch nicht mal wirklich zu schlafen, nur
noch zu dösen.
Rasch sprang Harry, machte
es sich neben dem Älteren bequem und wartete einfach mal etwas ab. Solang, bis
der Zwilling sich aufrichtete.
Verdammt. Jetzt war er
ganz wach. Fred hatte so was von keine Lust, aufzustehen und sich dem Tag zu
stellen. Er wusste ja jetzt schon, wie schlimm der werden würde, mit seinen
dauernden Selbstvorwürfen und seinen Zweifeln, das Richtige getan zu haben. Doch
dann merkte er, wie die Matratze sich bewegte. Nicht so, als würde George sich
setzen oder Percy ihn rauswerfen wollen, sondern… anders.
Also richtete Fred sich
auf – und erstarrte, als er in blausilberne Augen sah, die ihm aus einem
Katzengesicht anstarrten. „Du… bist nicht George“, stellte er fest, verwirrt,
dass das Tier so ruhig war. Vermutlich ein Animagus, alles Andere würde hier
viel zu sehr auffallen. „Mit wem genau hab ich die Ehre?“,fragte er, griff nach
dem Halsband und fragte sich, welcher Mensch sich so was antat, las dann
überrascht den Namen seines älteren Bruders. „Perc? Du bist mit Percy
gekommen?“, fragte er, legte den Kopf schief, etwas, das der Andere, zu seiner
Erheiterung, einfach nachmachte.
„Ich hab irgendwie das Gefühl, dass ich dich kenne und… okay, du nickst. Ich
kenn dich!“
Erneut nickte Harry,
amüsiert über Freds schnelle Auffassungsgabe, die ja schon immer dessen größte
Stärke gewesen war.
„Aus der Schule…“ Wieder
nickte das Tier, das laut dem Halsband Neveo hieß, ein Name, der durchaus
passte. „Du bist so zerrupft“, murmelte Fred, strich über den Brustkorb, aus dem
die einzelnen Rippen regelrecht hervorstachen, bevor er abrupt in die blauen
Augen des Tieres sah, es nicht fassen könnend. „Harry?“,f ragte er fast lautlos.
„Harry, bist… bist das du?!“
Dieses Mal zögerte Harry
zu nicken, doch er tat es, er hatte den Zwillingen vertraut, immer, warum nicht
auch jetzt? Vielleicht war es gut, wenn Irgendwer es wusste.
„Wie bist du denn bei Perc
gelandet und… willst du bei ihm bleiben?“
Wollen? Ehrlich gesagt, er
wusste es nicht, er wusste nur, dass er schon jetzt unruhig war, weil er den
Anderen eigentlich gern bei sich haben würde. Ja, er musste sich selbst nicht
verstehen. Aber er nickte. Vorerst Percy, weil der auch was katziges war und ihn
sogar hatte am Tisch essen lassen, auch, wenn er ihn ja gebissen hatte. Aber er
hatte auch Harrys Wunden geheilt.
„Und ich soll nichts
sagen? Du willst nicht, dass er weiß, er du bist?“ Wieder nickte das Tier und
Fred lächelte etwas. „Dein Geheimnis ist bei mir sicher“, versprach er seinem
kleinen Freund, froh zu wissen, dass es dem Anderen gut ging, er nicht bei
seinen furchtbaren Verwandten sein musste. Er kannte seinen Bruder gut genug im
zu wissen, dass der immer für seine Tiere sorgte. Und ganz ehrlich – Harry hatte
sich etwas Ruhe verdient, Niemand sonst würde so was ahnen, na ja, außer George,
aber das war etwas Anderes. Sie beide wussten, wie sehr Harry jemand Anderes
hatte sein wollen, frei von all den Vorurteilen gegen ihn, frei von
Verantwortung. Er mochte direkt unter der Nase des dunklen Ordens sein, doch er
war auch sicher. „Und du kannst immer kommen, wenn du
Hilfe brauchst. Du bekommst sogar dein eigenes Körbchen“, kicherte er,
kraulte den Jüngeren.
Harry sparte sich auch nur
eine Reaktion, machte sich aber auf der Decke breit. Er fühlte sich immer noch
müde.
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