8. Kapitel

So ging es weiter, fast zwei Monate lang. Der Schnee schmolz, die Blumen sprossen wieder und die Bäume wurden grün. Eine herrliche, aber trügerische Ruhe, wie Harry sich immer wieder sagte, er versuchte, das immer im Hintergrund zu behalten. Doch das fiel durchaus schwer, wenn er gerade mit Charlie kuschelte und schmuste oder mit Ron und Draco Quiddich spielte.

Es war so schön friedlich. Ja, natürlich fühlte Harry sich noch immer nicht gut, wenn er sich im Schulgebäude befand und die Blicke nervten ihn schrecklich, aber es schien einfacher zu werden. Man hörte nicht mehr auf, zu reden, wenn er ein Klassenzimmer oder den großen Saal betrat. Das war schon viel besser, aber noch immer beglotzte man ihn, wie einen Zirkusaffen.

Doch sobald er die kleine Hütte betrat, fiel all das von ihm ab, er konnte diese Dinge hinter sich lassen, das Erste, was er meist tat, war, seine Uniform auszuziehen, sich andere Dinge anzuziehen und dann für eine Weile mit den Drachen zu spielen. Dann wartete er immer auf Charlie, der zuerst in das Freigehege kam und ihn dann mit einem Kuss begrüßte. Dann begann immer die schönste Zeit des Tages, die ihn vergessen ließ, dass die Welt trotzdem um ihn herum sich im Krieg befand. Es war ihm egal, solang er sein kleines Nestchen hatte, in dem er sich so gut und willkommen fühlte.

Nur noch selten wanderten seine Gedanken wieder zum Krieg. Er wusste schon lang nicht mehr, was er davon halten sollte, es schien einfach nicht weiter zu gehen. Ein Mal hatte er selbst Nachforschungen angestellt, er ahnte, wo er Voldemort suchen könnte, aber er wollte nicht unbedingt allein losziehen, als er mit Severus und Lucius geredet hatte, hatten die ihm gesagt, es wäre noch nicht an der Zeit, etwas zu tun. Er solle warten. Er hatte nachgegeben, die Anderen waren die Erwachsenen, sie wussten, was zu Tun war.

Nanu? Als Harry aufsah, war es schon dunkel geworden. War Charlie etwa noch nicht wieder zurück? Das konnte er sich nicht vorstellen. Rasch erhob er sich, sehr zum Frust der Drachen, ging wieder ins Haus. Die Kleinen brachte er in ihr eigenes Zimmer, noch waren die Nächte zu kalt, um sie draußen zu lassen, aber der Schlag für die Tiere war bereits erbaut und wenn es nachts nicht mehr so kalt war, würden sie draußen bleiben. „Charlie?“, fragte er, ging ins Wohnzimmer.

Ah, da saß er, am Kamin, neben sich einen ganzen Stapel Aufsätze, die er korrigierte. „Charlie! War dein Tag sehr anstrengend?“, fragte er, setzte sich auf den Boden und legte seinen Kopf auf die Knie des Älteren. „Du hast gar nicht Hallo gesagt..“

„Ich hatte Besseres zu tun,“ kam es kalt zurück.

„Was...?“, Harry zuckte regelrecht zurück. Hatte er sich verhört? Warum war Charlies Stimme so schrecklich kalt? „Was hast du, Charlie? Hab ich was falsch gemacht?“, fragte er verwirrt.

„Ich habe zu Tun,“ knurrte der Ältere, schubste ihn auf ein Mal weg. „Verschwinde!“

Was...?! Mit großen Augen sah Harry seinen Mann an, er spürte, wie sich Alles in ihm verknotete. Verschwinden? Er sollte verschwinden. „Was.. hab ich falsch gemacht?“, fragte er.

„Du nervst! Ich hab dich aus der Scheiße geholt, du hast deine Ruhe, der Alte ist weg und jetzt will ich meine Ruhe! Geh!“

Ohne etwas zu sagen, wandte Harry sich um, wie ein Schlafwandler, ging in ihr Schlafzimmer, er merkte kaum, wie er mit mechanischen Bewegungen einige Sachen in seinen Rucksack stopfte, vollkommen wahllos. Als Letztes zog er seine Lieblingsjacke an, die Charlie ihm zu Weihnachten geschenkt hatte, dann setzte er sich auf das Bett, schrieb einen Brief und zog sich unter Tränen den Ring vom Finger, was sich anfühlte, als würde er sich selbst das  Herz heraus reißen, legte es auf den Brief, anschließend stand er auf, nahm den Rucksack, er ging zu den kleinen Drachen, verabschiedete sich, bat sie, immer rauf Charlie zu hören, trat erneut ins Wohnzimmer, seinen Zauberstab verkrampft in der Hand. „Charlie,“ flüsterte er, sah den Mann, der ihn nur kalt, fast abwesend musterte.

„Was?“, fragte der Rotschopf.

„Ich... werde dich nicht stören,“ flüsterte er, obwohl ihm fast das Herz brach. „Danke... für Alles... such dir Jemanden, den... du liebst...“, ohne auf eine Antwort zu warten, rannte er aus dem Haus, lief immer weiter. Erst am Ende des Weges, kurz vor der Apparationssperre, wandte er sich noch mal um, zu dem kleinen Haus, wo er so glücklich gewesen war. Dann aber wandte er abrupt um und rannte weiter.

Was war nur mit Charlie los? Warum war er so? Warum sagte er, dass Alles nur eine Schutzmaßnahme gewesen war, die er als beendet ansah? All die Stunden, die sie gekuschelt hatten? Die gemeinsamen Abendessen, wenn sie zusammen geschlafen hatten? Das Alles –  es sollte nur für eine Zeit lang gewesen sein? War Charlie seiner überdrüssig?

Das war es sicher, denn er war so kompliziert, dauernd weckte er den Anderen mit seinen kindischen Alpträumen, er brachte nur Probleme, hatte Charlie auf die Abschussliste von Voldemort gesetzt, zusammen mit dem Rest seiner Familie. Und vielleicht hatte der Ältere nun doch begriffen, dass seine Aufnahme in die Familie mit dem Verstoßen seiner Schwester Hand in Hand gegangen war...

Harry wusste nicht, wo er hin ging, wohin seine Beine ihn brachten, er lief einfach nur, ohne aufzusehen, die gesamte Nacht, ohne Pause. Erst am Morgen sackte Harry vollkommen erschöpft zusammen, irgendwo mitten im Wald. Er strich über sein Gesicht, merkte jetzt erst, dass er wohl die gesamte Zeit über geweint hatte. Er rollte sich in sich zusammen, schlang die Arme um die Beine und schloss die Augen.

Charlie.

Sein Licht in der Dunkelheit, sein Charlie, sein Mann, sein Retter, er wollte nichts mehr von ihm wissen, hatte ihn weggeschickt, ihn nicht aufgehalten, wie Harry gehofft hatte, ihn nicht begrüßt, ihn nicht geküsst, ihm gesagt, dass er nu ein Störfaktor war. Merlin, er wollte nur zu Charlie zurück, aber er wollte nicht an einen Ort, wo er unerwünscht war. Vor Allem, wenn die schon genug wegen ihm durchgemacht hatten.

Harry wusste nicht, wie lange er so da saß. Er hatte Charlie frei gegeben, doch es war ihm, als wäre er jetzt tot, als wäre er gestorben. Er fühlte sich so leer. Erst, als er ein aufgebrachtes Geräusch hörte, sah er auf. „Schnäbelchen,“ flüsterte er, schloss den Tukan in die Arme. „Du bist mit mir gekommen?“, erneut begannen die Tränen zu rollen. „Du willst mitkommen? Du... solltest hier bleiben,“ bat er. „Ich will nicht, dass du stirbst, wie Hedwig... Ich.. brauche keinen Botenvogel mehr...“

Doch der Tukan blieb stur auf der Schulter seines Jungen Herrn sitzen, rieb sich an dessen Wange wie um ihn zu trösten, manchmal gab er Geräusche von sich, die fast an Schimpfen erinnerten.

Was sollte er tun? Harry kuschelte sich an die Baumwurzel, schniefte leicht. Er konnte nicht zurück, das war ihm klar. Er war gegangen, er hatte kein Recht, den Anderen weiter zu belästigen. Ihre Ehe hatte als ein reines Hilfsprojekt für ihn angefangen und es war Charlies gutes Recht, sie zu beenden. Er hatte kein Recht, sich gegen eine Scheidung zu wehren. Aber er wollte dem Anderen ein letztes Geschenk machen.

Ein Angstfreies Leben.

Ja, das war seine einzige Aufgabe, das Einzige, wozu er gut zu sein schien. Er musste den Krieg beenden und Tom töten. Dann konnte auch Ginny endlich zurück zu ihrer Familie, Remus würde in Ruhe leben können, die Weasleys würden sicher glücklich werden. Er hatte schon immer gewusst, dass er Anderen nur im Weg war, dauernd. Er zerstörte Leben, seine pure Existenz schien schon zu reichen, um Andere umzubringen. Hedwig, Cedric, Sirius. Andere.

Nein, das wollte Harry nicht mehr. Er würde beenden wofür er da war, er würde Tom töten, um Anderen ein gutes Leben zu ermöglichen und wenn er nicht bei der Schlacht starb – nun, nicht mal er konnte den Sprung von einem Turm überleben, der mehr als zehn Stock aufwies, wenn er Kopf voran hüpfen würde. Dann konnte er Niemanden mehr töten.

Harry wischte sich erneut über die Augen. Er musste nur vorher Schnäbelchen weg schicken und er wusste, wo er Diesen hin schicken würde. Zu Severus. Der Einzige, auf den sein Kleiner nicht mehr losging, wie ein Wahnsinniger. Vielleicht, weil sie sich vom Charakter her so ähnlich waren.

Nachdem Harry diesen Entschluss gefasst hatte, ging es ihm wieder etwas besser. Er wusste, er würde sich nicht mehr lange so schrecklich fühlen. Es war nur noch eine Frage der Zeit, er musste dieses grausame Gefühl in seiner Brust nicht mehr lange ertragen, oder das Gewicht auf der Hand, wo sein geliebter Ring fehlte, den er immer gedreht hatte, wenn er nachdachte. Nur wenige Monate, aber sie waren sein Leben gewesen. Die einzige, einfach nur glückliche Zeit, an die er sich erinnern konnte.

Doch er konnte auch nicht mehr in sein altes Leben zurück. Darum würde er sein Leben beenden, wenn seine Aufgabe erfüllt waren. Dann würde der Druck verschwinden und er war Niemandem im Weg. Charlie musste sich noch nicht mal mit einer Scheidung herum schlagen und am Ende Geld dafür bezahlen, für ihn. Der Andere würde sein Geld bekommen, mehr konnte er diesem nicht geben...

Immer noch wie in Trance erhob er sich wieder, lief einfach immer weiter, bis er auf eine Straße traf. Also rief er den Night-Bus und sagte dem Fahrer, dass er nach Loch Inverness wollte. Dort, irgendwo, vermutete er Toms geheimen Unterschlupf. Er würde den Anderen stellen und es beenden. Mehr blieb nicht mehr zu Tun.

Als der Bus hielt, steig Harry aus, inzwischen waren seine Augen rot, aber seine Tränen waren versiegt. Er hatte einfach keine mehr. Unwillig trat er in das Licht des Tages und sah sich um. Ja, hier war ein kleines, abgeschiedenes magisches Dorf. Er fand einen Gasthof, in dem er sich ein Zimmer nahm, dann setzte er sich auf das Bett und nahm den Rucksack ab. Er fühlte sich so tot, schlafen kam nicht in Frage, er würde nur grausame Alpträume bekommen. Also packte er seine Sachen aus und legte sie auf das Bett. Er brauchte einen Plan, um Tom zu finden, danach würde er alles in die Wege leiten. Und erst mal würde er jetzt einige Briefe schreiben, vor Allem an Remus.

 

 

Stirnrunzelnd sah Severus über den Esstisch. Harry war nicht im Unterricht gewesen und auch hier konnte er Diesen nicht entdecken. Was ihn beunruhigte. Niemand hatte ihm gesagt, dass der Junge heute nicht kommen würde, denn auch sein Legethimetiktraining in der Freistunde hatte er einfach so sausen lassen. Natürlich, wenn was passiert wäre, war das eine Sache, aber er hatte Charlie heute gesehen, er hatte seinen Unterricht abgehalten, wie immer, so hatte es zumindest gewirkt, also konnte keine Katastrophe geschehen sein, sonst würde der Rotschopf entweder bei Harry sein, oder mit mörderischem Blick hinter irgendwem her rennen, um denjenigen zu verprügeln.

Er beugte sich zu Remus:“ Wo ist Harry?“, fragte er mit seinem üblichen, ausdruckslosen Gesicht, er käme nie auf den Gedanken, Anderen zu zeigen, dass er sich vielleicht Sorgen machte, sprich, Gefühle hatte.

„Harry? Bei Charlie vermutlich. Du weißt, dass er es nicht mag, in der Halle zu essen,“ gab Remus zurück, der selbst aus irgendeinem Grund nervös war.

„Harry war nicht beim Frühstück und nicht im Unterricht, Draco hat ihn seit gestern Mittag nicht mehr gesehen.“

„Was ist mit Charlie?“, fragte in dem Moment Lucius, der das Gespräch gehört hatte.

„Das ist ja das Komische, er hat seinen Unterricht regulär gehalten,“ erklärte Severus. „Aber Harry würde nicht einfach so schwänzen, ohne sich z u entschuldigen.“

„Aber Charlie hätte doch Alarm geschlagen, wenn etwas gewesen wäre,“ versuchte Lucius, einzulenken. „Vielleicht hat er wirklich nur geschwänzt! Er ist ein Teenager, Sev, vergiss das nicht.“

„Nein, Harry würde nicht schwänzen,“ stimmte Remus los und erhob sich abrupt. „Ich gehe zu Charlie.“

Severus erhob sich ebenfalls. „Ich gehe mit,“ erklärte der Tränkemeister und folgte dem Wolf hin zu der kleinen Hütte, wo Charlie in aller Ruhe saß und etwas aß.

„Charlie.“

Der Rotschopf sah seelenruhig auf. „Was gibt es?“, fragte er.

„Wo ist Harry? Er war nicht im Unterricht.“

„Und?“, fragte der Drachenzähmer, zuckte mit den Schultern:“ Geht mich nichts an,“ fügte er an, packte sein Essen zusammen.

„Bitte – was?!“, fragte Remus ungläubig, sicher, sich verhört zu haben. Hatte Charlie gerade gesagt, dass es ihm egal war, wo Harry sich befand?! „Habt ihr euch gestritten?“, fragte er ratlos. „Das habt ihr doch bisher auch nicht getan!“

Charlie sah die Anderen an, doch Severus sah, wie sich für den Bruchteil einer Sekunde sie Augen des Rotschopfes umnebelten, bevor Dieser die Schultern zuckte. Ohne zu zögern, war fast wie ein angeborener Reflex, sprach er in rascher Reihenfolge zwei Schlafzauber, drei Bindezauber und einen Stasiszauber.

„Severus? Was...?!“

„Seine Augen,“ erklärte der Tränkemeister, als der Mann zusammensackte und auf dem Boden aufkam. „Immer, wenn Harrys Name fiel, haben sie sich vernebelt. Er steht unter einem Zauber.“

„Bei Merlin!“, entsetzt und abrupt fuhr Remus herum, stürmte durch das Haus.

„Was tut er?“

„Er vermutet, dass der Zauber Charlie dazu gebracht hat, Harry was anzutun und ihn einzuschließen.“

„Und du nicht?!“

„Nein,“ entgegnete Severus, dem langsam etwas schwante. „Ich denke, er ist weggelaufen.“

„Warum? Wieso hätte er das tun sollen?“

Der Tränkemeister verdrehte die Augen. „Stell dir vor, du bist ein verstörter, misshandelter Junge, der zum ersten Mal Jemanden liebt, der immer für dich da ist und auf ein Mal behandelt er dich wie Luft, dann stell dir vor, du bist Potter, der dann denkt, es ist seine Schuld. Was würdest du tun?“

Lucius verdeckte seine Augen mit der Hand, atmete tief ein, erst dann sah er auf. „Hilf mir, ihn hochzuheben und ihn ins Bett zu bringen, dann suchen wir nach Spuren.“

Severus nickte, doch er dachte gar nicht daran, den Rotschopf anzufassen, wer wusste schon, was das für ein Zauber war, er würde kein Risiko eingehen, dafür bewahrte ihn seine notorische Paranoia. Er sprach einen Schwebezauber, dirigierte den Mann so in dessen Schlafzimmer. In einem Nebenzimmer hörte er Fluchen und Wühlen, Remus war also gut beschäftigt. „Wenn wir was finden, dann in diesem Zimmer,“ erklärte er schließlich, begann, sich umzusehen.

Lucius nickte, er ging auf die Knie, begann, den Boden systematisch abzusuchen, denn auch hier hatte Remus schon gewütet, er hatte die Schranktür regelrecht herausgerissen. Überall lagen Sachen herum, vollkommen unübersichtlich.

Severus rutschte auf der anderen Seite herum, wühlte sich durch die Sachen, stockte dann aber, als ihm unter einem Pullover ein schlanker, schlanker Ring entgegen rollte, der aussah, wie eine Ranke. Das war kein gutes Zeichen, das war gar kein gutes Zeichen. „Ich habe Harrys Hochzeitsring,“ sprach er leise.

Lucius schoss nach oben, in seiner Hand ein zerknüllter Zettel. „Und ich einen Brief, den du lesen solltest,“ gab er immer noch schockiert zurück. „Ich... Merlin, ich habe keine Ahnung, wie ich das Draco sagen soll. Wir müssen diesen Jungen finden! Schleunigst!“

Ruhig streckte Severus die Hand aus, den Ring steckte er ins eine Brusttasche, er würde ihn Charlie zurück geben, wenn der Mann wieder zu Verstand gekommen war. „Heb die Floosperre auf und bestell die Weasleys hierher. Molly ist gut im Recherchieren, Percy auch und Bill ist ein Fluchbrecher. Und Charlie wird seine Familie brauchen, wenn ihm klar wird, was passiert ist.“

„Warum ich?!“

„Weil ich den Wisch noch nicht gelesen habe,“ knurrte Severus und deutete auf die Tür zum Wohnzimmer, sah, wie Lucius davon schlich. Niemand würde sich darüber freuen, Molly eine solche Nachricht zu überbringen.

Severus hingegen faltete das zerknitterte Papier auseinander. Das Erste, was ihm auffiel, war, dass ein Teil der Schrift von Wasser, von Tränen verwischt. Dummer Junge! Warum war er nicht erst zu ihnen gekommen, um ihnen zu sagen, dass Charlie sich komisch verhielt?! Nein, was tat der dumme Junge? Er rannte weg!

Mein geliebter Charlie

Es tut mir so leid, ich wusste nicht, wie dich das hier stört, hätte ich es gewusst, hätte ich nicht zugelassen, dass du mich heiratest. Es tut mir so leid! Ich wollte dir doch nicht im Weg stehen, ,ich liebe dich, du bist der Einzige, den ich je so geliebt habe und du wirst der Einzige bleiben.

Aber ich werde dich nicht halten. Du willst gehen, das verstehe ich. Ich bringe nur Unglück, das war schon immer so, eine Freundschaft zu mir kostet einfach zu viel, und wie viel schlimmer muss das hier dann sein? Wegen mir ist Ginny vollkommen durchgedreht. Ich wollte deine Familie doch nicht kaputt machen!

Mach dir keine Sorgen, wenn du dich scheiden lassen willst, musst du es tun, ich werde Alles unterschreiben, ich will, dass du glücklich bist, ich werde Alles tun, was geht.

Darum ziehe ich jetzt los, ich bringe ihn um, ich bringe Dumbledore um, ich werde das Einzige tun, wofür ich gut bin, ich werde den Tod bringen. So, dass du mit einer neuen Familie in Ruhe leben kannst.

Ich habe deinen Ring hier gelassen, ich hoffe, du kannst ihn Jemandem geben, den du liebst, mehr als mich. Ich will dir trotzdem danken, du hast mir die schönste Zeit meines Lebens gegeben. Keine Angst, ich werde dich nicht suchen, dich nicht belästigen, weder dich noch irgendwen sonst.

Sag Ron bitte, dass es mir Leid tut

Ich liebe dich,

Harry

Toll! wirklich! Nur Potter konnte sich so einen Müll einreden! Er würde den Tod bringen! Und wie viele Leben hatte dieser Torftrottel schon gerettet? Unzählige! Aber das hatte in dieser lächerlichen Selbstanklage natürlich keinen Platz gefunden. Er war sich auch ziemlich sicher, dass das hier noch etwas Anderes bedeutete. Für Potter war Charlie sein Lebensinhalt, sein Fels in der Brandung, der einzige Anker, den er noch hatte. Wenn er dachte, Diesen verloren zu haben... was würde Potter tun, wenn er seine Schlacht beendet hatte? Merlin, sie mussten diesen kleinen Trottel finden! Und er würde Diesem eigenhändig zuerst den Hintern versohlen, ihn dann an Molly weiter geben! Zusammen mit Charlie, der sich wie ein blutiger Anfänger von Irgendwem hatte verhexen lassen!

„Was? Was ist mit meinen Beiden!?“, dröhnte in dem Moment auch schon Mollys Stimme durch die Räume, während Remus mit hängendem Kopf ins Schlafzimmer schlich.

Severus verdrehte die Augen: „Dir müssen Potter finden,“ erklärte er knapp. „Der Junge will irgendwas Dummes tun.“ Er drückte Remus das Papier in die Hand. „Charlie hat ihm körperlich wohl eher nichts getan, er hat ihn nur... ich weiß nicht, beleidigt vielleicht.“

Remus starrte auf den Brief, er roch die Tränen seines Welpen und er war stinksauer. „Ich bring ihn um! Ich habe ihn gewarnt, ich habe...!“

Hastig griff Lucius nach dem rasenden Werwolf und zum Glück half auch Bill, der gerade aus dem Kamin stieg, den Männern, erst mal, ohne Fragen zu stellen. „Er hat das nicht getan! Er steht unter einem Zauber oder Fluch, Lupin!“, brüllte der Aristokrat. „Du musst ihn nicht umbringen! Das macht er schon selbst, wenn er erfährt, was er getan hat!“

Es dauerte mehrere Minuten, bevor Remus’ Widerstand nachließ und der ehemalige Werwolf sich beruhigt hatte.

„Was ist mit Harry und was hat Charlie damit zu Tun?“, fragte Arthur schließlich so ruhig wie möglich. Er verstand das nicht, er wusste, sein Sohn liebte seinen Mann, er würde nie etwas tun, das Diesem schadete. Die Beiden waren füreinander bestimmt!

„Charlie wurde von irgendeinem Zauber getroffen,“ erklärte Severus. „Ich weiß nicht von Welchem, das müssen wir rausfinden, der Zauber hat ihn wohl dazu gebracht, Harry zu sagen, dass er ihn nicht liebt oder sonst was in der Art. Harry ist verschwunden.“

„Nein!“, brachte Molly irgendwie raus, hielt sich eine Hand vor den Mund, während Percy aschfahl wurde. Gerade er hatte ja viel mitbekommen, noch vor drei Tagen hatte er mit Charlie geredet, bei einem Glas Wein, nachdem Harry auf dessen Schoß eingeschlafen war. Sein Bruder hatte gesagt, dass er so froh war, dass sein Mann sich einigermaßen von all den Vorkommnissen erholt habe und das es ihm gut ging, das er sich nur noch Sorgen um dessen manchmal etwas mitgenommene Psyche machte. Denn Charlie hatte beobachtet, dass der Jüngere manchmal vor sich hin brütete und nachts hatte er ein paar Mal Angstattacken bekommen, vor Allem, wenn er nicht da gewesen war.

Niemals hätte Charlie Harry dann mit voller Absicht so einen Tiefschlag versetzt. Er wusste auch, wenn dem Jüngeren was passieren würde Charlie sich das nie verzeihen. Das hier würde die Hölle für seinen Bruder werden, die sich kaum von der seines Mannes unterscheiden dürfte.

„Ich helfe, den Spruch zu finden,“ erklärte Bill auf ein Mal. „Ich habe die meiste Erfahrung und ich bin gut.“

„So war es geplant,“ gab Lucius zurück, wandte sich an die Zwillinge. „Ihr sollt Harry suchen und...“

„Ich mache das!“, knurrte Remus, der sich endlich wieder etwas gefangen hatte. Er wusste, da draußen lief ein vollkommen verstörter Junge herum, der sich leicht etwas antun könnte, ein Kind, das er zu schützen geschworen hatte. „Ich kann seine Spur aufnehmen!“ Er war noch nie so dankbar dafür gewesen, dass er den Geruchsinn eines Werwolfes hatte, noch immer, obwohl er keiner mehr war.

„Gehen wir direkt los,“ schlug George ruhig vor.

„Bevor die Spur sich in Wind auflöst,“ ergänzte Fred.

 

 

Harry wusste nicht, wie lang er nur hier gesessen hatte, am Fenster, ohne etwas zu tun, ohne Essen, ohne Trinken, teilweise auch ohne zu denken, er hatte nur da gesessen, die Sonne war zumindest ein Mal unter und wieder auf gegangen, doch er hatte sich nicht überwinden können, sich zu bewegen. Es war, als würde jeder Atemzug höllisch brennen und schmerzen. Das Wissen, dass da Niemand sein würde, wann er die Schlacht geschlagen hatte, keine Arme, in die er sich verkriechen konnte. Er hatte wohl auch immer wieder geweint. Er wusste, er konnte nicht mehr weiter machen, nicht funktionieren.

Kurz bewegte Harry sich und sah auf die Ruine der Burg von der er sich sicher war, dass Tom sich hier versteckte. Nur hier konnte es sein. Er hatte einen Monat nachgeforscht, nur um sicher zu sein, eigentlich mit dem Ziel, dass Severus und Lucius endlich den Angriff planen konnte, damit er mit Charlie nach Bulgarien konnte. Nun war es einfach nur noch der Wunsch, Tom zu beseitigen, damit Charlie einen anderen Mann finden konnte, mit der er wirklich glücklich sein konnte. Und er musste es bald tun, damit er es zuende bringen konnte. Er mochte sich umbringen wollen, aber er durfte die Anderen nicht sterben lassen, das war nicht fair, sie hofften doch so auf ihn.

Mühsam rutschte Harry vom Fenster und rieb sich die Augen. Er hätte einige Tränke mitnehmen sollen, doch das war jetzt auch egal. Er musste los, er konnte nicht viel länger warten. Er hatte schon zu viel Zeit vertrödelt. Mehr als vierundzwanzig Stunden, da war er ziemlich sicher.

Er wollte die Ruine in Augenschein nehmen, einen Eingang finden und Tom eine Weile beobachten. Dann musste er nur noch zuschlagen und es anschließend beenden. Für sie beide, für Tom und ihn. Die Prophezeiung hatte gesagt, dass keiner leben konnte, solang der Andere noch da war. Nun, es passte, dass sie zusammen sterben würden.

„Siri,“ flüsterte er in die Dunkelheit, die wieder herrschte. „Ich... hoffe, ich sehe dich dann wieder, bitte, sei nicht enttäuscht, aber... ich kann einfach nicht mehr, erst bist du gestorben, dann.. Charlie, er... muss mich hassen, er war so kalt, seine Augen, sie... er hat mich angesehen, wie Dreck unter seinen Füßen! Ich... kann einfach nicht mehr...“

Er sah auf den Rucksack, überlegte kurz, ob er sich umziehen sollte, doch er tat es nicht, er nahm nur den Dolch seines geliebten Patenonkels, es war seine einzige Waffe, doch sich mit ihr umzubringen kam nicht in Frage, er wollte die wenigen Dinge, die er von Sirius hatte, nicht so beschmutzen. Das schien ihm falsch.

Es dauerte einige weitere Momente, bevor er sich dazu aufraffen konnte, sich wieder in Bewegung zu setzen. Er ging in das kleine Bad, trank etwas Wasser, füllte mehr davon in eine Flasche, die er sich aus seinem Pullover transfigurierte, dann verließ er das Zimmer, lautlos, um Niemanden zu wecken. Den Rucksack ließ er, wo er war. Der würde ihn nur behindern. Im Grunde wusste er nicht mal, warum er Diesen mitgenommen hatte. Er war nur unnötiger Ballast. Einfach nicht mehr nötig. Wozu brauchte er auch frische Wäsche?

Als Harry draußen stand, spürte er den kühlen Wind, doch viel kälter, als ihm war, konnte ihm gar nicht mehr werden. Nicht mal bei seiner Reise durch den Schnee hatte er so erbärmlich gefroren, doch der Einzige, der ihn auftauen konnte, wollte ihn nie wieder sehen. Er hob den Kopf erst, als er spürte, wie Schnäbelchen sich auf seine Schulter setzte. „Hi du,“ flüsterte er.

Er hielt seinen Zauberstab in der Hand, lief dann los. Den menschenleeren, nur vom Mond erhellten Weg entlang, immer auf die Ruine zu, ohne sich noch ein Mal umzuwenden. Es gab kein Leben mehr, auf das er zurückblicken konnte oder wollte, da war nur Schmerz und da vorn, da lag die Erlösung. Das Ende, das Licht am Ende des Tunnels. Mehr konnte und durfte er wohl nicht erwarten. Nur noch das Nichts.

Aber das war es was nun einmal übrig war, er wusste, er würde nie wieder einen Anderen lieben können, Charlie war der Einzige gewesen und der hatte ihn verstoßen. Er lief weiter, den immer unwegsameren Pfad entlang, den seine Füße wählten. Es war ihm gleich, er lief einfach, er wurde von Büschen an den Händen zerkratzt, seine einfache Jeans bekam auch Einiges ab, sowie die denkbar ungeeigneten Sportschuhe. Es war nur ein weiterer Weg, sich von den Schmerzen in seiner Brust abzulenken, von dem Gewicht, das seine Hand herab zerren zu schien. Er wischte sich über die Augen, stellte, wenig verwundert fest, dass er wieder weinte, lief dann weiter.

Sterne.

Ob man, wenn man tot war, zu den Sternen kam? Er hatte diese kleinen, funkelnden Himmelskörper schon immer geliebt, sie beobachtet, wenn er konnte. Dort zu sein war sein Traum gewesen, weit weg von all den Dingen, die ihm hier auf der Erde passiert waren.

 

 

„Hallo, was...?“, überrascht sah Karakoff auf, direkt in zwei absolut identische Gesichter. „Ihr müsst Fred und George sein, rote Haare, absolut identisch und... mir fehlt das Grinsen,“ diagnostizierte der Direktor ruhig. „Das hier ist kein Anstandsbesuch bei eurer sturen Schwester, oder?“

George schüttelte den Kopf. „Ganz und gar nicht,“ gab er zu.

„Es ist...“

„... um Einiges schlimmer.“

„Regel Nummer eins – ihr beendet nicht die Sätze des Anderen,“ befahl der Druide ruhig. Er musterte die beiden jungen Männer. Sie sahen vollkommen fertig aus, als hätten sie schon seit einer Weile nicht mehr geschlafen. „Gut, es ist nicht eure Schwester – darf dann erfahren in welchen Schwierigkeiten der junge Harry nun schon wieder steckt?“

Fred räusperte sich, riss sich zusammen. „Charlie ist unter einen Fluch gesetzt worden,“ erklärte er dumpf. „Ein Fluch, der Liebe in Hass verwandelt. Er hat was Dummes zu Harry gesagt und... Harry ist... weggerannt, wir können ihn nicht finden und Bill braucht Hilfe, um den Fluch zu brechen. Wenn Jemand Harry finden kann, dann nur Charlie!“

„Liebe in Hass?“, fragte Karakoff entsetzt, er stand auf, ging in das rechte Eck des Zimmers und holte seinen langen Druidenstab. Er konnte sich nur zu gut vorstellen, was das wohl für Folgen für den fragilen Jungen gehabt hatte. Die Anderen hatten Glück, dass der Grünäugige sich nicht direkt umgebracht hatte.

George nickte. „Remus sucht ihn wie ein Verzweifelter, aber wir haben schon vorgestern seine Fährte verloren. Ohne Charlie haben wir keine Chance und dann... Merlin, Charlie wird sich schreckliche Vorwürfe machen! Warum ist er nicht zu einem von uns gekommen, als er angefangen hat, sich komisch zu benehmen?!“

„Weil er sich die Schuld gibt,“ gab der Direktor, ohne zu zögern, zurück. „Los, gehen wir, brechen wir den Zauber, dann können wir den Jungen suchen!“ Er machte sich Sorgen, er mochte Harry sehr gern und wollte ihn nicht verletzt sehen, so wenig, wie Charlie, das hatten sie Beide nicht verdient.

Die Zwillinge nickten und gingen durch den Kamin zurück, dicht gefolgt von dem Druiden, sie landeten wieder im Wohnzimmer, dass Arthur schon leer geräumt hatte, während Bill gerade einen Kreis um seinen Bruder und das Pentagramm zog. Überall standen schwarze und rote Kerzen, Charlie lag bewusstlos und mit magischen Seilen gefesselt auf dem Boden, Severus streute gerade ein Pulver um den Kreis. Er erkannte die Vorbereitungen und er wusste, selbst mit all diesen Helfern würde das hier Kraft kosten, seine und die von Charlie. Nun, zumindest wusste er, dass der Drachenzähmer um Harry würde kämpfen wollen und dass sie das Alles nicht umsonst taten. Und solange er die Hauptkraft war, blieb den Anderen genug, um Harry zu suchen. Das war das Wichtigste, denn sonst war ohnehin alle Mühe vergeblich.

Ruhig stellte Karakoff sich an den Kopf des Pentagramms, wo auch Charlies Kopf war, er betrachtete den Mann, der vollkommen ruhig zu schlafen schien, nur die Fesseln machten das Bild etwas härter. Er seufzte etwas, sah dann auf und studierte die Leute, die da waren. Malfoy kannte er natürlich, Severus auch, er hatte schon oft versucht, den Tränkemeister abzuwerben, doch der Mann hing an dem Wenigen, was er in England noch zu haben schien und wollte es nicht verlieren, indem er von dort verschwand. Und natürlich eine Flotte von Rotschöpfen, allen Voran der Älteste, der sich selbst gerade vorbereitete und der, der nach Charlie kam und der neben Diesem saß, leise mit dem Schlafenden redete. Der Druide wartete ruhig, bis alle Vorbereitungen abgeschlossen waren, dann wandte er sich an den Fluchbrecher. „Muss ich ein Ritual durchführen, oder brauchst du nur mehr Kraft, um den Zauber zu brechen?“, fragte er direkt.

„Ein Ritual,“ erklärte Bill. „Hier bin ich machtlos. Das ist ein sehr alter Spruch, nur ein Druide kann ihn ausführen, nur ein Druide soll ihn kennen, es ist Armor con Odium, so viel konnte ich herausfinden und es hat ihn hart getroffen,“ fügte er leise an.

„Liebe zu Hass,“ sinnierte Karakoff traurig. „Eine grausame Welt, die diesen Spruch überhaupt erst ins Leben gerufen hat, dumme Leute, die keine Ahnung haben, was sie zerstören,“ sprach er leise, nahm seinen Druidenstab in beide Hände und befahl mit wenigen Andeutungen vier andere Leute an die Füße des Pentagramms. Bill, Severus, die Zwillinge und Arthur, dann nickte er. Ja, das war ausgeglichen. „Ich werde das Ritual beginnen und egal, was passiert, keiner wagt es, den Kreis zu betraten, oder Charlie zu helfen, sollte er aussehen, als stirbt er, macht das gar nichts!“

Erst, als Alle zustimmend genickt hatten, atmete Karakoff tief durch, begann dann mit einem unverständlichen Singsang in einer alten, fast vergessenen Sprache, die nur noch von Druide zu Druide weiter gegeben wurde. So, wie dieses nicht ungefährliche Ritual, dass nur zu häufig von eifersüchtigen Männern angewandt worden war, um zu bekommen, was sie wollten und um Leben zu zerstören. Aber Charlie konnte noch nicht lang unter diesem Einfluss stehen, denn es dauerte nicht lange, bevor der Gefesselte sich aufzubäumen begann.

„Mein Sohn, mein Sohn, mein Sohn,“ flüsterte Molly  immer wieder, sie wollte zu ihm, doch der blonde Aristokrat hielt sie erbarmungslos und vermutlich zurecht fest. Doch das war ein Anblick, den keine Mutter je sehen sollte, er war grausam und sie hatte das Gefühl, als würde man ihr das Herz heraus reißen.

Severus spürte, wie ein Teil seiner Kraft ihm entzogen wurde, doch er gab ihn gern, denn auch, wenn er es nie zugeben würde, er hatte Harry lieb gewonnen, seit er begriffen hatte, dass der Sohn nicht der Vater war und seit der Grünäugige die Stärke bewiesen hatte, sich Dumbledore zu verweigern, mit dem einzigen Mittel, dass er gehabt hatte. Sein Blick war fest auf einen Punkt über dem eingeschlossenen Körper gerichtet, er empfand kein Mitleid, er wusste, es war falsch, aber er gab Weasley die Schuld daran. Natürlich, der hatte unter einem Zauber gehandelt, aber er war an erster Stelle dumm genug gewesen, sich verzaubern zu lassen! Er war unvorsichtig geworden, obwohl er gewusst hatte, dass er ein Hauptziel war, allein durch sein Beziehung zu dem Jungen. Das war für Severus schon genug Schuld. Daher empfand er die Schreie, die nun folgten, auch eher als gerechte Strafe für die se grenzenlose Dummheit, denn er selbst hatte den Mann noch vor zwei Wochen gewarnt. Offensichtlich war seine Warnung ein Mal mehr auf taube Ohren gestoßen! Sollte der Dummkopf doch leiden! Er hatte es nicht besser verdient!

Karakoff spürte den Wiederstand, der da war, er war enorm. Der Sprecher musste stark gewesen sein und er kannte diese Magie nur zu gut. Der Dunkle Lord. Also stimmte das, was Lucius erzählt hatte, darüber, dass der Lord auf ein Mal Harry für sein Bett haben wollte, etwas, das er kaum fassen konnte, doch der Beweis lag vor ihm. Und er hatte so einen einst unterstützt! Nun, auch ihm war ein Moment Blindheit verziehen, das hier war seine Wiedergutmachung, seine Hilfe dabei, den Mann zu stürzen.

Dann, endlich, spürte der Druide, wie die Barriere brach, er musste nicht hinsehen, um zu wissen, dass das Toben des gefesselten Mannes aufgehört hatte und er wieder da lag, er zuckte immer noch herum, aber nur, weil er gefesselt war und das offensichtlich nicht sonderlich toll fand. „Disaparo,“ befahl er, und er sah, wie ein großer, schwarzer Ball sich immer weiter von dem Raum entfernte, schließlich von der anderen Magie im Raum gefressen wurde. Es war vollbracht. Der Zauber gelöst.

Als Karakoff das bewusst wurde, erlaubte er sich den Luxus, zu schwanken, er fühlte, wie er auf einen Stuhl gedrückt wurde, Jemand nahm seinen Stab, vermutlich, um ihn irgendwo gegen zu lehnen. Er schloss die Augen, wartete, bis er das Schwarz einer drohenden Ohnmacht zurück gedrängt hatte. Erst dann sah er wieder auf, erkannte Percy, der neben seinem aufgebrachten Bruder kniete, ihm half, sich aufzurichten, ihn aber nicht losband. Er beobachtete. Zu allem Anderen war er schlicht zu erschöpft.

„Charlie! Charlie beruhige dich!“, befahl Percy, er saß inzwischen so auf dem Älteren, dass er Diesem ins Gesicht sehen konnte. „Dann kann ich dir auch erklären, warum du gefesselt bist und ich kann die Seile lösen! Aber erst beruhigst du dich, verdammt noch mal! Jetzt!“

Das verfehlte seine Wirkung nicht. Charlie hörte auf, sich zu wehren, musterte seinen Bruder ruhig. „Was ist hier los?“, fragte er. „Warum zum Henker bin ich gefesselt und... wo ist Harry?!“

„Er ist offensichtlich wieder bei Verstand,“ stellte der ebenfalls erschöpfte Bill erleichtert fest. Wenn sein Bruder nach seinem Mann fragte, konnte er Diesen nicht mehr hassen.

„Bei Verstand? Wo ist Harry, verdammt noch mal?!“

„Du hast ihn vergrault,“ gab Severus kalt zurück und noch bevor Jemand ihn hätte hindern können, begann er, auf den Ahnungslosen einzubrüllen. „Du Idiot, du Arschloch hast dich verhexen lassen! Du wusstest, du bist ein Hauptziel, aber das Wort Vorsicht scheinst du trotzdem nicht kennen gelernt zu haben! Du hast den Jungen verletzt, er ist weggerannt, Niemand hat auch nur eine Ahnung, wo der Junge ist, aber eines wissen wir: er will sich umbringen, um deinem glorreichen Arsch nicht mehr im Weg zu stehen!“

„Was?!“, Charlie wurde schneeweiß. „Ich würde Harry nie auch nur ein Haar krümmen! Ich liebe ihn!“ Er erinnerte sich nur daran, dass er einen Brief mit Sigel aus dem Drachenhorst bekommen hatte, er hatte ihn geöffnet...

„Charlie, er hat Recht,“ gab Bill leise zurück. „Irgendwie hat Voldemort es geschafft, dich zu verhexen, deine Liebe in Hass zu verwandeln. Wir wissen nicht, was passiert ist, aber das hier hat Lucius gefunden...“, er gab seinem Bruder den zerknitterten Briefbogen, hielt ihn so, dass der immer noch Gefesselte ihn lesen konnte. 

„Was...?“, fragte Charlie, nun tödlich bleich. Er zerrte an den Fesseln, wie ein Wahnsinniger und er schaffte es tatsächlich fast, sie zu sprengen. „Wo ist er? Wo ist Harry?!“, fragte er entsetzt, denn er konnte sich selbst nicht erinnern, was er getan haben könnte, um Harry so weit zu treiben. Er musste ihn finden, er musste seinen Mann finden, bevor der wirklich was Dummes tat, etwas, das auch er nicht verkraften würde!

„Rede ich türkisch?“, fragte Severus entnervt. „V-E-R-S-C-H-W-U-N-D-E-N!“

„Wohin?!“

„Sag mal, glaubst du nicht, dass wenn wir das wüssten, wir ihn schon längst wieder eingesammelt hätten?“, fragte Lucius, leicht irritiert. „Wir sind nicht ganz blöd,“ fügte er an. „Wir hatten gehofft, dass du eine Ahnung hast, wo er sein könnte.“

„Woher... soll ich das wissen? Er hat mir nichts gesagt, ich... ich erinnere mich nicht, ich... da war nur der Brief aus Rumänien, dann... ist Alles... weg...!“

Lucius verdrehte die Augen: „Dann war das hier Zeitverschwendung,“ stellte er frustriert fest.

„Nicht unbedingt,“ gab Percy zurück, er strich seinem Bruder tröstend über die Arme. „Er schreibt doch, er will Charlie helfen, Irgendwen zu finden und in Frieden zu leben, ohne den Krieg – ohne Voldemort. Finden wir ihn, finden wir mit Sicherheit auch Harry!“, kam es dem drittältesten Weasley auf ein Mal. „Das ist doch vollkommen logisch!“

„Nein!“, brüllte Charlie. „Nein! Er...kann doch nicht allein gegangen sein! Warum hat er das getan! Er wird sterben!“

„Er WILL sterben, du Idiot!“, brüllte Severus, holte aus und klatschte dem Mann erst mal eine. „Er will nicht überleben, er denkt, er hat Alles verloren! Was hat er denn noch zum Kämpfen, wenn er der festen Überzeugung ist, dich verloren zu haben? Er muss sich doch verarscht vorkommen! Erst scheinst du ihm die Familie zu geben, die er immer gewollt und gesucht hat, dann nimmst du sie ihm wieder weg! Merlin, da würde Jeder sich umbringen wollen! Dazu kommt, dass er nun mal labil ist! Das wusstest du ach von Anfang an! Du kannst froh sein, dass er sich immer nur gegen sich selbst wendet, statt wie bei Anderen den zu killen, der ihm weh getan hat!“

„Es reicht,“ brüllte Percy, als der Tränkemeister endlich mal Luft holen musste. „Charlie kann nichts dafür, er würde Harry nie von sich aus weh tun!“ Natürlich fand auch er es dumm, dass sein Bruder sich so hatte hinters Licht führen lassen, mit dem Brief, doch das hier brachte sie nicht weiter. „Wo können wir Harry finden?“, wiederholte er die einzig wichtige Frage. „Wir dürften nicht mehr viel Zeit haben, bedenkt man, dass er schon seit fünf Tagen weg ist.“

„Fünf Tage, von denen wir wissen,“ korrigierte Severus schlecht gelaunt. Er vermutete, dass es mehr Zeit war, doch er sagte nichts dazu. Dumm nur, dass er nicht wusste, wo der Lord sich gerade aufhielt.

„Ich ’abe eine Spur!“, rief auf ein Mal Fleur, die eins Haus gerannt kam, aufgeregt, heftig atmend, sie sah sich um, merkte die gespannte Stimmung, etwas wag geschehen. Oh, und Charlie schien wieder er selbst zu sein, dem bleichen Gesicht nach und der Tatsache nach zu schließen, dass er nicht mehr gefesselt herumlag

„Eine Spur?“, fragte Bill erleichtert.

„Der Knight-Bus! Der Fahrer konnte sich erinnern, er ’at den Jungen nach Loch Inverness gebracht!“

Augenblicklich sprang Charlie auf. „Los!“

„Loch Inverness?“, fragte Lucius überrascht. „Die Ruine?“

„Etwas Magie macht Alles bewohnbar,“ knurrte Severus nur ungehalten. Auch er stand auf. „Gehen wir los, bevor dieser Junge etwas sehr, sehr Dummes tut!“

 

 

Es war soweit. Harry wusste nicht mehr genau, wie lang er schon hier in der Ecke saß, aber es war schon seit einiger Zeit. In seiner Animagusform, mit der er tatsächlich in jede Ritze zu passen schien, wie Charlie ihm damals gesagt hatte. Erneut musste Harry schlucken, er starrte auf das Zimmer, in dem er sich befand. Praktischerweise befand es sich im einzig noch stehenden Turm. Einem hohen Turm, der direkt auf einer Felsplatte stand. Ein schneller, kurzer Weg nach Unten, in seinen Augen.

Denn Harry wollte das hier nicht spektakulär oder sonst was machen. Tom hatte sich das Recht auf ein Duell verspielt, außerdem wollte er nicht das Risiko eingehen, zu unterliegen. Er musste den Anderen umbringen, denn der war wirklich irre, vollkommen. Einen Tag hatte er den Mann beobachtet. Er war verrückt.

Der dachte allen Ernstes, dass er zu Diesem kommen würde, dass er diesen Irren lieben könnte, dass er sich von Tom anfassen lassen und neben sich noch so etwas wie Lustsklaven dulden würde, da der Ältere ja ein Recht darauf habe. Dass er dem Mann helfen würde, die Welt zu unterjochen und zu Sklaven zu machen.

Und dann die Pläne, die der Irre hatte! Alle, die ihm nicht passten, umbringen lassen, inklusive der Reinblüter, die ihm nicht in den Kram passten – der gesamte Weasleyclan. Was er nicht zulassen konnte. Charlie hatte ihm eine Zeit in seinem Leben geschenkt, er würde den Anderen nicht enttäuschen und sein schriftlich gegebenes Versprechen brechen.

Kurz ballte Harry seine kleine Pfote, dann sah er wieder auf den Mann, der sich auf den Weg in sein Bett machte. Nein, als Mann konnte man das da nicht bezeichnen. Das Gesicht ohne Nase, die weißlichen Schuppen einer Albinoschlange. Das hier war nur ein Monster, mehr nicht. Ein Grausames noch dazu.

Er hatte ja gesehen, wie der Mann die Leute behandelte, die ihm helfen und die von ihm abhängig waren, wie er behandelt worden war von seinen Verwandten, mit Brutalität und Bosheit, vor Allem dann, wenn er nicht schnell genug gewesen war. Automatisch rollte Harry sich noch etwas weiter zusammen, als er an all das denken musste. Nein, das war nur ein Grund mehr, nicht in ein anderes Leben zurück zu kehren, denn er wusste, wenn Charlie nicht da war, würde es ihm wieder so ergehen und das wollte er nicht. Nein, der Tod hatte seinen Schrecken für Harry schon vor langer Zeit verloren, es war nur noch das Leben, das er fürchtete.

Er wartete noch eine Weile, bis er sich sicher war, dass der Mann schlief, erst dann erhob Harry sich, segelte durch das Zimmer. Er wusste, das, was er tat, hatte nichts mit einer glorreichen Schlacht zu tun, nichts mit dem Kampf, den man von ihm erwartete und nichts mit dem, auf das er vorbereitet worden war, aber es ging schnell, es war einfach und es sollte angeblich sicher sein, laut Charlie. Der Andere hatte gesagt, wie tödlich sein Gift sein konnte, wenn er es nur wollte.

Er wollte diesen Mann töten, der ihm so viel angetan hatte, der Anderen so viel angetan hatte, wegen dem so viele gestorben hatten oder schrecklich litten! Wozu ihm eine Chance geben, sich zu verteidigen, aufzuwachen und seinen Tod zu verhindern? Nein, er wollte es nur beenden. Er musste nicht als Mörder weiter leben, er konnte es auch beenden und Charlie würde frei sein, vollkommen, ohne je wieder in Gefahr zu geraten, nur weil er immer Unglück brachte.

Tief so Harry die Luft ein, dann begann er, wie wild mit den Flügeln zu schlagen, er konzentrierte sich auf alles Schlechte in seinem Leben, das geschehen war, nur, weil Tom aufgetaucht war und seine Zukunft zerstört hatte. Denn hätte der nicht seine Eltern umgebracht, wäre Harry nie zu seinen Verwandten gekommen und Charlie hätte sein Leben nicht weggeworfen, um ihm zu helfen.

Schwarz. Im Gegensatz zum letzten Mal war das Pulver, dass aus seinen Flügeln zu regnen schien, tiefschwarz, es sah schon schrecklich auf. Zu dumm, dass es ihn selbst nicht auch umbringen konnte, er war sich sicher, dass das nicht möglich war, sein Körper sagte es ihm.

„Raaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa!“, mit diesem Schrei fuhr Tom auf, unter schrecklichen Schmerzen, er sah, dass seine Haut an der Hand und dem Verband mit einem feinen, schwarzen Pulver bedeckt war, dass sich immer weiter in sein Fleisch zu fressen schien. Was war das?! An einer Stelle konnte er sogar Knochen sehen! Er versuchte, Hilfe zu rufen, schlug wild um sich, doch es hatte keinen Sinn.

Harry hingegen beobachtete das, sicher versteckt auf dem Gebälk sitzend. Es wunderte ihn, dass Niemand hoch gerannt kam, doch im Grunde kümmerte es ihn nicht wirklich, umso einfacher würde es sein. Praktisch ungerührt sah er zu, wie der ohnehin hässliche Schlangenmensch sich auflöste, er konnte nichts mehr fühlen, ihm war so kalt. Er sah zu, wie das, was einst ein starker Magier gewesen war, zu einem Haufen Pulver wurde, mitten auf dem Bett, egal, wie der sich wehrte. 

Und dann war es einfach vorbei. Der gesamte Spuk hatte sein Ende gefunden. Auf dem vollkommen zerwühlten Bett lag nur noch ein Haufen, der aus schwarzem und weißem Pulver bestand. Das war es, was vom Dunklen Lord übrig war, der so viele Leben beendet, so viele Menschen gequält hatte. Aber Für sein Leben war es zu spät.

Langsam erhob Harry sich, verwandelte sich knapp über dem Boden zurück, strauchelte und landete übel auf seinem Arm, er wusste, dass der gebrochen sein musste, aber er fühlte noch nicht mal den Schmerz, nur die Kälte, die ihn seit Tagen begleitete. Er hätte sich vermutlich in eine Flamme setzen können, ohne, dass ihm warm wurde. Trotzdem, es blieb noch etwas zu Tun. Er nahm das Pulver, zusammen mit dem Bettzeug, eben nur mit einem Arm, warf es dann in den Kamin und sah zu, wie die Flammen Alles verschlangen, das Gift für Andere unschädlich machten und die letzten Überreste des Irren auslöschten. Das reinigende Feuer tat seine Pflicht.

Und damit hatte Harry den Sinn und Zweck seines Lebens erfüllt. Noch vor wenigen Tagen hatte er gehofft, dass das der Zeitpunkt sein würde, wo er England verlassen und mit Charlie nach Rumänien reisen konnte, um mit den Drachen zu arbeiten. Er hatte sich gefreut, seine Kleinen wachsen zu sehen, mit dem Anderen Sonnenuntergänge zu genießen und einfach in dessen Nähe sein zu können, aber...

Erneut begannen die Tränen zu fließen: Woher sie noch kommen konnten, wusste Harry nicht. Er hatte kaum getrunken und noch mehr geweint, er hätte ausgetrocknet sein sollen. Doch offensichtlich war er es noch nicht ganz.

Ohne lange nachzudenken, kletterte Harry wieder auf den Rahmen des Fensters an dem er sich schon so lang versteckt hatte, vor Toms Blicken. Wo er gewartet und gelauert hatte. Er öffnete es, sah dann nach Unten. So tief. Es ging weit nach Unten. Doch das war Harry nur recht, da konnte er nicht überleben und es würde relativ schnell gehen. Er bezweifelte, dass er Zeit haben würde, Schmerzen zu empfinden. Oder, dass er sie spüren würde, selbst wenn. Er sah, dass sein Arm gebrochen sein musste, aber fühlen konnte er es nicht, da war immer noch nur der Schmerz in seiner Brust und das schwere Gewischt auf seinem leeren Ringfinger.

Ein leichtes Lächeln spielte auf Harrys Gesicht, als er, mit einem Mal, herunter sprang. Bald würde er bei Sirius sein, bei seinen Eltern, dann konnte er sicher mit Cedric Quiddich spielen. Es würde vorbei sein, all die Schmerzen und die Angst. So hatte er sich schon immer den Tod vorgestellt. Ohne Schmerzen, mit seinen Freunden, warm. Das war immer das Wichtigste gewesen. Warm. Und bei den Sternen, damit er die Lebenden beobachten konnte.

Harry spürte den schneidenden Wind während er fiel, er merkte, wie sein Körper langsam abschaltete, auch, weil er so lang nichts mehr gegessen hatte, er sah, wie sich schwarze Flecken vor seinen Augen bildeten, dann hörte er auf, zu fühlen...

 

 

„Verdammt,“ zischte Severus, der einen weiteren Todesser in den seligen Schlaf schickte. Irgendwie hatten sie einen Alarm ausgelöst und der war mehr als hinderlich, denn statt Harry aufzuhalten, bis sie da waren, gaben sei ihm gerade die Gelegenheit, zu tun, was er wollte, wer wusste, vielleicht hatte sich der Dummkopf schon die Pulsadern aufgeschnitten. Rasch wandte er sich um, stunnte zwei weitere Todesser und sah Charlie, der wütete, wie ein Werwolf bei Vollmond, um den Rotschopf herum fielen die Leute wie Fliegen und er war sich ziemlich sicher, dass ein großer Teil davon nie wieder aufstehen würde.

Er runzelte die Stirn, kämpfte dann weiter, hoffte nur, dass sie eine Chance hatten, Potter zu retten, denn ihn jetzt zu verlieren, wäre nicht fair. Vor Allem für Harry, der nun ein Leben.. oh. Er spürte es, so, wie Alle es merkten. Ein Sog. Eine magische Druckwelle, die gewaltig war, die er das letzte Mal vor fünfzehn Jahren gespürt hatte. Nur war diese hier entschieden stärker.

„Er ist tot!“, rief Lucius, er sah, wie die, die das Mal noch trugen, einfach umkippten, sich vor Schmerzen wälzten. Er selbst wusste, wie sich das angefühlt hatte. Automatisch griff er nach seinem rechten Arm, wo er selbst das Zeichen einst getragen hatte. Er sah, wie der Kampf, der so ungleich gewesen war, ein abruptes Ende fand, zu Beginn hatten sie eigentlich keine Chance gehabt, nun aber waren sie es, die die Nase vorn hatten. Sie standen.

Hastig rannte Charlie weiter, auf die Ruine zu, irgendwo hier musste er sein, irgendwo musste Harry sein! Er musste den Jüngeren finden! Er durfte nicht zulassen, dass der etwas Dummes tat Er würde es nicht ertragen! Er liebte den Grünäugigen doch so sehr! Harry durfte sich nicht selbst umbringen! Er hatte die gesamte Zeit nicht mehr geschlafen, ein Schock war es schon gewesen, seinen verlassenen Rucksack in dem heruntergekommenen Gasthof zu finden. Es hatte so viel ausgesagt, dass er Diesen zurückgelassen hatte.

„Bitte,“ schickte er ein Stoßgebet zum Himmel. „Bitte, lass mich ihn nicht verloren haben,“ brachte er heraus, wie so oft in letzter Zeit. Wie? Wie hatte er nur grausam zu dem Jungen sein können, den er mehr liebte, als sein eigenes Leben? Warum hatte er nicht besser aufgepasst? Er hatte sich verfluchen lassen, wie ein verdammter, blutiger Anfänger, eingelullt durch die verführerische Ruhe der letzten Wochen! Er hatte versprochen, Harry immer zu schützen und er hatte mehr als kläglich versagt! Er selbst hatte Harry in einen Selbstmord getrieben!

Gut, ganz ruhig, wo könnte Harry sein? Irgendwo im Gebäude, da, wo dieser Irre gewesen war! Aber wo war Voldemort gewesen, als Harry hin umgebracht hatte?! Er wusste nicht, warum, doch auf ein Mal hatte er das dringende Bedürfnis, nach Oben zu sehen – und fast hätte sich sein Herz aus seinem Brustkorb frei geklopft. „Nein!“, brüllte Charlie entsetzt. „Harry, nein!“, was natürlich extrem viel Sinn hatte, da der Körper sich schon lange im freien Fall befand.

Das allerdings brachte alle Anderen dazu, ebenfalls aufzusehen. Sie sahen, wie Charlie zu einer Seite der Ruine hetzte, dann da mit ausgestreckten Armen hin und her rannte. „Merlin, hat der das Denken auch noch ganz verlernt?!“, fragte Severus entnervt. „Lucius! Mit mir!“ Er hob seinen Zauberstab, sprach hastig einen Polsterzauber, während Lucius einen Schwebezauber sprach.

Erleichtert sah Charlie, wie der Körper seines Mannes auf ein Mal gebremst wurde, schließlich sanft in seine Arme glitt. Er drückte den Jüngeren nur an sich, hielt ihm verzweifelt fest. „Harry,“ flüsterte er. „Harry, geht es dir gut? Harry! Antworte!“

„Offensichtlich geht es ihm nicht gut,“ knirschte Severus, riss dem Anderen seine leichte Last aus den Armen und legte den Jungen erst mal auf das feuchte Gras, betrachtete ihn. Von der Hose waren nur Fetzen übrig, die schienen an den Ginsterbüschen zugrunde gegangen sein, an einem der Schuhe hatte sich die Sohle vollkommen gelöst. Überall war er von blutigen Schrunden überzogen, aber es schienen keine schweren Verletzungen zu sein.

„Was...?!“, Charlie wollte seinen Mann zurück, nach dem Tränkemeister schlagen, doch es war sein eigener Vater, der ihn mit hartem Griff zurückhielt. „Lass mich los! Ich muss zu ihm!“

„Er muss erst mal versorgt werden;“ gab Arthur ruhig zurück, deutete auf Severus. „Lass ihn sehen, ob Harry verletzt ist!“

„Natürlich ist er verletzt! Ich will....!“

„Das Schlimmste scheint ein gebrochener Arm zu sein,“ erklärte Severus ruhig, als er schließlich aufsah. „Wir müssen ihn zur Krankenstation...“

„Nein! Ich bringe ihn nach Hause! Weg von hier! Weg von England! Ich bringe ihn nach Rumänien!“

„In dem Zustand wird er sicher nicht außer Landes verschifft!“; zischte Severus. „Wer weiß, was er hat, das ich nicht gefunden habe! Ich bin kein verdammter Heiler! Er gehört auf eine Krankenstation, du Hohlkopf! Oder soll er deine Dummheit ausbaden, weil du zu dumm bist, ein paar einfache Vorkehrungen zu treffen?!“

„Ich...!“

„Hört auf, zu streiten,“ gab Bill zurück. „Severus hat Recht, Charlie. Wir wissen nicht, was Harry noch hat, du kannst ihn nicht so lange transportieren. Er braucht einen Heiler, in der nächsten Zeit. Denn er ist bewusstlos, obwohl angeblich nur der Arm gebrochen ist. Du willst ihn nicht nach Hogwarts bringen, gut, dann bring ihn in den Fuchsbau, die alten Schutzzauber sind schließlich wieder aktiv, da seid ihr sicher. Sei vernünftig.“

Charlie knirschte regelrecht mit den Zähnen, doch er sah, dass die Anderen Recht hatten, Harry regte sich nicht, seine Augen waren fest geschlossen, er schien auch sehr flach zu atmen. Bitte! Er musste aufwachen! Was hatte er sich selbst nur angetan?! Entschlossen riss er sich von seinem Vater los, trat zu seinem Mann, hob ihn sanft auf die Arme, drückte ihn an sich und apparierte den Anderen vor der Nase weg. Er hastete in den Fuchsbau, in sein Zimmer, legte Harry dort auf das Bett, strich ihm sanft über die Haare des Jüngeren. Harry sah so bleich aus...

Er brauchte eine Weile, doch dann riss er sich zusammen. Vorsichtig schälte er Harry aus der Jacke, es war die, die er Diesem zu Weihnachten geschenkt hatte. Es war auch das Einzige, was nicht in Fetzen herunter hing. Auch das Oberteil, ein eher dünner Pullover, zog er Diesem aus, allerdings schnitt er den an dem kaputten Arm auf, um diesen nicht noch weiter zu verletzen. „Du bist eiskalt,“ stellte Charlie leise fest, rieb die Hand am unverletzten Arm etwas in dem Versuch, ihn etwas zu wärmen, bevor er Harry vorsichtig die Hose von den zerkratzten Beinen zog und sie zu dem zerschnittenen Pullover auf die Erde warf. Vorsichtig deckte er dem Jüngeren zu, strich immer wieder über dessen wirre Haare und bat ihn, doch endlich aufzuwachen.

„Das wird auch nicht helfen,“ blaffte Severus ungnädig, als er die Tür zu Charlies Zimmer aufriss. „Wenn er nicht aufwacht, hat das andere Gründe!“, hinter ihm trat der Heiler ein, der Harry schon ein Mal versorgt hatte. „Also lass einen Profi ran!“

Charlie starrte die Eindringlinge an, er hätte sie am Liebsten Alle raus geworfen, doch dann beherrschte er sich doch und ließ den Heiler und Snape näher an das Bett treten, doch er ließ die schmale Hand in seiner nicht los, einen Finger auf Harrys Gelenk, um dessen Puls zu fühlen, wie eine beruhigende Gewissheit, dass der bleiche Junge noch nicht tot war. Dass sie ihn rechtzeitig gerettet hatten, in dem Fall vor sich selbst. „Beeilung,“ blaffte er ungnädig, er wollte Harry für sich, ihn halten, ihn wieder warm bekommen – ihn duschen. Ihn von dem Blut und dem kalten Schweiß befreien.

Der Heiler seufzte leise und begann einige Diagnosezauber, runzelte dann die Stirn, richtete den Bruch, was wirklich nicht die Welt war, auch die Kratzer verschwanden einer nach dem Anderen spurlos.

„Nun?“, fragte schließlich Severus. „Was ist der Grund, warum Dornröschen dieses Mal beschließt, uns den Anblick seiner Augen zu verweigern?“

Der Heiler schüttelte den Kopf. „Sein Körper ist am Ende,“ erklärte er ruhig. „Er ist vollkommen ausgetrocknet, er muss seit mehr als vierundzwanzig Stunden nicht mehr getrunken haben und er hat tagelang nichts gegessen, was mit seinen Organschäden eine mehr als dumme Idee ist. Er ist bewusstlos, weil sein Körper abgeschaltet hat.“

„Oh Merlin,“ flüsterte Charlie. Er wusste ja nur zu gut, dass Harry nichts essen konnte, wenn er sich schlecht fühlte. Was, wenn er seit seiner Flucht nichts mehr gegessen hatte?! Und wie konnte man nur nichts trinken?! Was hatte der Jüngere sich dabei gedacht?! Automatisch packte er das Glas, dass ihm gegeben wurde, vorsichtig flößte er ihm Wasser ein, froh, dass der ausgedürstete Körper begann, gierig zu schlucken. Wenigstens etwas. Danach gab er das Glas weiter. „Sonst noch was?“, fragte er leise.

„Ein Transport ist auf keinen Fall zu empfehlen, bis er wieder zu sich kommt, er brauch stark konzentrierte Nährtränke, damit er, wenn er aufwacht, normal essen kann. Sonst geht es ihm wieder gut, er hatte einen gebrochenen Arm und ein paar entzündete Kratzer. Nichts wirklich Schlimmes.“

„Merlin sei dank,“ flüsterte Charlie, er hob Harry wieder auf seinen Arm, drückte ihn an sich. Wenigstens nichts Irreparables. Nichts, was seinen Mann umbringen würde. Er würde ihn wieder auf die Beine bekommen, es war nicht Harrys Schuld, der Jüngere musste so verzweifelt gewesen sein... noch jetzt hatte er das dringende Bedürfnis, sich selbst zu schlagen und zwar ausgiebig.

Der Heiler betrachtete den Rothaarigen, der den Jungen eng an sich hielt, er wusste nicht, was passiert war, aber es musste wohl heftig gewesen sein, denn Alle sahen mitgenommen aus, nicht nur Severus und Lucius, sondern auch die Rotschöpfe und die junge Veela. Es musste wohl auf seine Art heftiger gewesen sein, als beim letzten Mal, auch wenn die Verletzungen nicht ganz so gravierend gewesen waren.

Lucius räusperte sich nach einer Weile. „Severus, Arthur, begleitet ihr mich?“

„Wohin?“, fragten Beide ruhig.

„Eine Presseerklärung geben,“ gab Lucius zurück. „Bekannt geben, dass Harry den Irren für die Anderen gekillt hat und nur noch seine Ruhe von all den Irren will und keine Lust hat, auch nur ein Wort mit ihnen zu reden. Karakoff muss sich erholt haben, er kann uns helfen, einen Portschlüssel für die Beiden zu besorgen, dass sie ohne aufzufallen, verschwinden können.“ Sie liefen schon die Straße herunter. „Und Remus sagen, dass Harry in Ordnung ist.“

Charlie sah den Anderen kurz hinterher, dann legte er Harry aufs Bett, zog sich selbst aus, befreite den Jüngeren von Socken und Boxern, suchte frische Sachen für sie zusammen und verschwand ins Bad, wo er mit einer schnellen Bewegung die Wanne mit heißem Wasser füllte und dann einstieg. Er musste Harry irgendwie wieder warm bekommen.

Kaum lag Harry im Wasser, rollte er sich zusammen, versuchte, sich vollkommen zu verkriechen. Ob in der Wärme oder wegen der Schmerzen, die er vielleicht hatte, weil er so kalt war, wusste er nicht. Er hielt Harry nur sicher fest, wusch ihn vorsichtig mit einem Schwamm und anschließend wusch er auch die verklebten Haare.

„So,“ lächelte Charlie sanft, strich leicht über Harrys Seite. „Ich denke, jetzt fühlst du dich besser, nicht wahr?“, fuhr er fort, hob seinen Mann wieder aus der Wanne und trocknete ihn ab, zog ihn wieder an, brachte ihn anschließend ins Bett. Er wartete eine Weile, wusste nicht so recht, was er tun sollte, dann aber zog er sich selbst einen Schlafanzug an und legte sich dazu. Er war erleichtert, als Harry sich zu ihm rollte, sich wie immer an ihn kuschelte. „Ich bin da,“ bestätigte er leise.

 

 

„Merlin,“ grummelte Karakoff, der mit Remus, Lucius und Severus sowie einigen Weasleys im Büro des Direktors saß, vor sich eine Tasse starken Kaffee. Sie hatten gerade eine hässliche Pressekonferenz hinter sich gebracht, auf der auch der entgültige Tod von Voldemort bekannt gegeben wurde.

Da hatte es doch tatsächlich Leute gegeben die geschrieen hatten, dass sie Harry herausgeben und nach Azkaban bringen müssten, dass der Junge offensichtlich zu mächtig sei und nur ein neuer dunkler Lord werden würde, dass man das Risiko direkt bannen sollte, indem man ihn umbringen würde, oder doch zumindest wegsperren! Doch kaum hatten einige das gesagt, war Remus ausgerastet, aber so richtig. Ob die Leute wüssten, was sie denn gern hätten, ob sie lieber Voldemort (allgemeines, heftiges, lächerliches Zusammenzucken) wieder haben würden und sie hätten nicht vor, den armen Jungen ihnen raus zu rücken. Er hätte bei Weitem genug gelitten. „Ich glaube das nicht! Die Menschen in diesem Land haben doch allesamt einen wirklich heftigen Schatten!“

Severus machte ein abfälliges Geräusch. „Was hast du erwartet von einem Land, dass seine Schlachten von einem verstörten Kind austragen lässt?“, entgegnete er. Er nippte an seinem Tee. Er hatte heimlich einige gemeine kleine Zauber gesprochen, die dazu geführt hatten, dass die Betreffenden sich wohl immer noch kratzten, wie ein paar räudige Hunde. Und das würde noch wochenlang so weiter gehen. Seine Sprüche waren schon immer nachhaltig gewesen und gemein.

„Es ist vermutlich wirklich das Beste, dass Harry direkt mit Charlie nach Rumänien geht,“ stellte Arthur fest. „Da kann Harry sich erholen, ohne all das hören zu müssen, ausgerechnet er, der doch nie etwas Anderes wollte, als Menschen zu helfen, soll zu einem dunklen Lord werden, Merlin, das ist ein Unsinn!“

Remus knurrte irgendetwas Unverständliches in seinen Kaffee. Er hatte noch nicht mal nach Harry sehen können, er hatte nur gehört, dass sein Welpe, der doch so schon so viel durchgemacht hatte, versucht hatte, sich mit einem Sprung in die Tiefe umzubringen. Er wollte nur sehen, dass der Junge in Ordnung war, aber da draußen wartete eine Horde Journalisten und er konnte nicht gehen, nicht, dass einer von denen auch noch auf das Grundstück gelangte.

„Remus, du kannst jederzeit kommen, das weißt du...“

„Natürlich, aber ich kann doch schlecht weggehen...“

„Nein, aber später kommen,“ gab Arthur zurück. „Harry wird nicht gehen, ohne sich von dir zu verabschieden. Dazu liebt er dich zu sehr, nicht wahr?“

Remus sah auf die Vogelstange, wo Schnäbelchen mit hängendem Kopf saß. Das arme Tier hatte ihm vor drei Tagen den Abschiedsbrief von Harry übergeben und hing seither da, wie ein Schluck Wasser in der Kurve. Er stand auf, ging zu dem Tier, strich über seinen Kopf. „Dein Herrchen lebt,“ erklärte er, nahm es und trat zum Fenster. „Na los, flieg zu ihm, er würde dich sonst sicher vermissen!“

Alle sehen zu, wie das Tier sich auf ein Mal aufrichtete, einen lauten Schrei ausstieß und sofort verschwand.

„Harry hat keine Ahnung, was er Anderen mit der Drohung von seinem Tod angetan hat...“

„Das war keine leere Drohung,“ gab Severus zurück, fasste in seine Brusttasche und holte den Rankenring hervor, übergab ihn Arthur. „Gib ihn deinem unmöglichen Sohn, er soll ihn Harry wiedergeben, der Bengel würde ihn vermissen. Er wollte sich umbringen,“ fuhr er fort. „Für Harry macht es keinen Sinn, ohne den Idioten zu leben.“

Arthur lachte leise über den Tränkemeister. Sie Alle wussten, dass der Mann es nicht so meinte, dass er sich einfach Sorgen um Harry machte, den er lieb gewonnen hatte, obwohl er es leugnete. Er nahm den Ring aber erleichtert, er wusste, mit wie viel Liebe Charlie Diesen ausgesucht hatte und wie Harry den Ring liebte. Er steckte ihn ein. „Vielleicht findet Harry bei den Drachen seine Ruhe...“

„Apropos Drachen! Was ist mit den vier Ungetümen?!“

„Sie sind im Fuchsbau, im Garten,“ erklärte Lucius. „Fleur hat sie dahin gebracht und Molly ist begeistert, die Vier vertreiben die Gnome, aber sie wimmern auch viel, sie werden wohl auch unser Dornröschen vermissen.“

„Ah,“ nickte Remus. Dann musste er sich wenigstens nicht um wild herumrennende Drachen kümmern, die Fressen suchten.. Nicht auch noch das zu den vollkommen durchgetickten Menschen und Reportern.

Arthur erhob sich schließlich und trat zum Kamin. „Ich werde nach Hause gehen, ich will Charlie informieren, dass er Harry auf keinen Fall mit raus nehmen soll, weil ich nicht weiß, ob die aufgebrachte Masse ihn aus Liebe zu Tode trampelt oder ihn steinigt, weil sie Angst vor einem neuen dunklen Lord haben.“

Remus nickte. „Ja,“ nickte er. „Tu das, ich versuche, die Hyänen da draußen los zu werden.“

Lucius stand auf. „Ich Gehe ins Ministerium, mal sehen, ob ich nicht einige Auroren finde, um das Gelände zu räumen. Und ich muss meinen hysterischen Sohn beruhigen, dass sein Freund es nicht geschafft hat, tot zu sein und dass er ihm selbst erzählen kann, was er von Harrys Dummheit hält.“

 

 

Charlie erwachte, als die Tür sich leise öffnete. Automatisch schloss er Harry in seine Arme, um ihn im Notfall zu schützen, während er seinen Zauberstab ausstreckte. Dann aber sah er, wer es war, erinnerte sich, dass sie sicher waren. Er legte den Stab wieder auf seinen Nachtschrank. „Dad?“, fragte er erschöpft. „Wie lang hab ich geschlafen?“

„Drei, vielleicht vier Stunden,“ erklärte Arthur, er lächelt etwas, trat ein, als sein Sohn den Stab weglegte und sah die Beiden an. Charlie hielt den Jüngeren fest in den Armen, der wohl immer noch nicht aufgewacht war. „Ich komme gerade von der Pressekonferenz,“ erklärte er. „Ich muss dich informieren.“

Charlie rieb sich kurz den Kopf, nickte aber dann. „Über was?“, fragte er, strich dabei leicht über Harrys Haare, damit der nicht gerade jetzt aufwachen würde.

„Du darfst dich auf keinen Fall irgendwo mit Harry sehen lassen. Selbst Remus ist dafür, dass ihr so schnell wie möglich nach Rumänien geht.“

So, jetzt war er wach. „Warum?“, fragte er lauernd.

„Weil diese Idioten denken, Harry muss umgebracht werden, weil er ein neuer dunkler Lord werden könnte.“

„Was?!“, fragte Charlie entsetzt, er drückte seinen Mann fester an sich. „Harry? Ein dunkler Lord? Eher würde er sich umbringen! Er würde nie...!“

„Das wissen wir, aber die Leute hier haben eben den Arsch offen und das will ich Harry ersparen. Er wurde den Hass nicht verkraften und selbst, wenn sie ihn mit anderen Zurufen belästigen, würde er eingehen. Auch, wenn sie ihm vielleicht nur danken wollen.“

Charlie ließ sich zurück in die Kissen sacken. „Sie können ihn nicht einfach in Ruhe lassen, oder?“, fragte er genervt.

„Offensichtlich nicht. Sie brauchen was, um sich das Maul zu zerreißen und Harry scheint nun mal ihr Lieblingsopfer zu sein.“

„Ich bringe ihn so schnell wie möglich weg,“ stimmte Charlie mit hartem Gesicht zu. „Ich habe es ihm ohnehin versprochen. Er kann seine Examen, wenn er sie machen will, auch in Durmstrang machen, da wird er wenigstens nicht gejagt.“

Arthur lächelte und nickte. „Du solltest dich auch noch etwas hinlegen, die hast tagelang nicht geschlafen, er ist da, er ist bei dir, er ist in Sicherheit.“ Rasch griff er in seine eigene Tasche. „Und das hier solltest du ihm zurück geben, Severus hat es gefunden.“ Vorsichtig legte er den Ring in die Hand seines Sohnes.

Erleichtert sah Charlie, was der Andere ihm da gab. „Merlin sei Dank,“ stellte er fest. „Harry liebt diesen Ring.“

„Allerdings,“ lächelte Arthur. „Und jetzt schlaft noch etwas, deine Mutter wird nachher sicher was zu Essen hoch bringen.“

Charlie nickte nur, als ihm etwas Anderes einfiel. „Dir Drachen! Ich hab sie vergessen!“

„Aber wir nicht, Molly bringt sie mit hoch, wenn sie das Essen bringt. Sie jagen gerade im Garten Gnome und ersparen Ron eine Menge Ferienarbeit.“

„Gut,“ nickte Charlie erleichtert. Er wusste, wie Harry die Tiere liebte, der Jüngere würde todtraurig sein, wenn eines davon verhungerte. Er nickte seinem Vater zu, bevor der die Tür schloss und ihn so wieder mit Harry allein ließ. Er küsste seinen Mann auf die Stirn, legte den Ring dann auf den Nachtschrank. Er beobachtete, wie Harry kurz seine Nase rümpfte, sich dann tiefer unter die warme Decke kuschelte und ruhig weiter schlief. Er lächelte etwas, schloss dann selbst wieder die Augen. Er war wirklich müde, hatte sie die gesamte Zeit keine Sekunde Ruhe gegönnt, nur verzweifelt nach seinem Mann gesucht.

Er wusste auch nicht, wie lange er geschlafen hatte, als er das nächste Mal erwachte – weil Jemand ihn anstieß. Wenig sanft, nebenbei bemerkt. Er öffnete seine Augen – und stöhnte. „Kheleka,“, stellte er fest, schubste den Drachen vom Bett. „Lass mich und ihn schlafen, bitte... es ist viel zu früh, um mich zu nerven!“

Doch natürlich ließ sich gerade dieses dickköpfige Vieh gar nichts sagen. Es machte sogar einen zweiten Anlauf auf das Bett zu kommen, so, dass Charlie sich aufrichtete und den Versuch, noch etwas zu schlafen, aufgab. Es war ohnehin... ups. Es war zehn Uhr. Morgens. Er hatte mehr als zwölf Stunden geschlafen. Noch ein Mal sah er in das Gesicht des Jüngeren, der aber noch keine Zeichen davon zeigte, in nächster Zeit aufwachen zu wollen. Was ihn doch auch beunruhigte. Doch er kam gar nicht dazu, einen Weckversuch zu starten, weil in dem Moment seine Tür schon wieder aufging. Schließzauber, war das Erste, was seine Gedanken kreuzte. Vor Allem, als er seine Mutter eintreten sah.

„Ah, das wurde aber auch Zeit, dass einer von euch endlich mal wieder aufwacht!“, lachte Molly erleichtert und stellte das Tablett ab. Wäre Charlie nicht wach gewesen, hätte sie zumindest Diesen auf ihre Art heute geweckt.

„So lang liegen wir auch nicht hier!“, knurrte der unausgeschlafene Torschopf, während er beobachtete, wie seine Mutter einige Tränke aus ihrer Schürzentasche fischte.

„Nur zwei Tage,! Gab Molly unberührt zurück. „Wärest du nicht wach, hätte ich dich jetzt irgendwie geweckt.“

„Zwei...?!“

„Ja, mein Sohn,“ grinste die mollige Frau amüsiert. „Ich habe euch die Drachen auf den Hals gehetzt, damit wenigstens einer von euch wach wird, vorzugsweise du. Die Kleinen haben mir geholfen, nicht wahr?“, sofort nickten die Drei, wurden dafür mit kleinen Fleischstückchen von Molly belohnt.

„Oh Merlin! Harry hat die gesamte Zeit geschlafen? Aber er sollte doch trinken! Er...!“

„Junge!“, unterbrach Molly ungehalten. „Ich habe sieben Kinder groß gezogen und Jeder einzelne von euch hatte Krankheiten, die beinhaltet haben, dass ihr das Essen verweigert habt, was meint ihr wohl, wer euch beim Schlafen gezwungen hat, Tränke zu schlucken? Harry hat es mir gegen dich richtiggehend leicht gemacht.“ Sie lächelte etwas. „Keine Sorge, ich habe mich um euch Beide gekümmert,“ fügte sie an.

„Danke,“ lächelte Charlie erleichtert, strich leicht über Harrys Haare. „Er ist noch nicht wieder wach...“

Molly seufzte etwas: „Ich weiß,“ gab sie zu. „Aber ich denke, wenn du wieder wach bist, wird er auch nicht mehr lange brauchen. Morgen kommt auch der Heiler, um zu sehen, ob Harry transportfähig ist,“ erklärte sie ihrem Zweitältesten, dann öffnete sie erst mal die zugezogenen Vorhänge, sah eine Weile hinaus auf die scheinbar leere Straße.

„Schon so früh?“, fragte Charlie verwundert. „Hat es was mit dieser Konferenz zu tun, die Dad erwähnt hat?“

„Allerdings! Diese dummen, dummen Menschen! Schreien, dass Harry nur eine Gefahr wäre und beseitigt gehört! Das muss man sich mal vorstellen! Sie verlangen seinen Tod, nur zur Vorbeugung! Als würde er je etwas tun, wie der dunkle Lord! Als würde er Interesse an Macht haben! Er will doch nur seine Ruhe, der arme Junge! Lucius hat gestern daraufhin Fudge gestürzt und ist selbst auf dessen Posten gekommen, mit Percy als seinem Stellvertreter und Helfer, sie konnten verhindern, dass einige Auroren tatsächlich versuchen, uns zu überfallen und zu zwingen, Harry heraus zu geben, aber überall gärt es,“ gab die Frau traurig zu.

Automatisch verstärkte sich Charlies Griff um den Körper seines Mannes. „Die haben sie wirklich nicht mehr alle,“ stellte er fest. „Erst trauen sie sich nicht, selbst etwas zu unternehmen, dann wollen die Leute umbringen, weil sie etwas stärker sind, als sie selbst!“

„Allerdings,“ nickte Molly, setzte sich zu Charlie ans Bett, strich kurz über Harrys Gesicht. „Als könnte unser Kleiner Irgendwem ein Härchen krümmen... Lucius meinte, es kann noch Monate dauern, bis der Mob endlich Ruhe gibt und Harry sich gefahrlos hier in England bewegen könnte. Sie müssen zeigen können, dass Harry kein Interesse an Macht hat und den Leuten klar machen, dass ihre Angst lächerlich ist.“

„Sprich, im Grunde ist es gar nicht so sicher, ob Harry sich hier je wieder normal bewegen kann.“

„Ich fürchte,“ stimmte Molly leise zu. „Allein kann er es auf jeden Fall nicht. Ich will euch eigentlich nicht gehen lassen, schon gar nicht so weit weg, aber in dem Fall muss sogar ich euch drängen,“ gab sie zu. „Ich will nicht, dass Harry hier in einem Käfig sitzen muss. Karakoff hat sich mit deinem Vorgesetzten unterhalten und ihm gesagt, was passiert ist, er rechnet sozusagen jeden Tag mit dir.“

Charlie nickte einfach nur, erleichtert, dass Harry ohnehin nicht hatte hier bleiben wollen. „Unsere Sachen?“, frage er schließlich. „Die Klamotten und Bücher?“

„Alles schon hier, die Sachen stehen an eurem Schrank, die Hütte in Hogwarts ist abgebaut.“

Erneut nickte Charlie. Er wollte Harry nur noch wegbringen, sobald er irgendwie konnte. In Sicherheit, wo er er selbst sein konnte, zu den Drachen, die ihn schützen würden, mit Allem, was sie hatten. „Ich versuche, Harry zu wecken,“ erklärte er dann.

Molly lächelte etwas. „Tu das,“ nickte sie. „Oh, und wenn was ist, ruf Dobby oder Winky, die Beiden sind eine Art Geschenk von Remus, sie wollten unbedingt bei Harry bleiben und da ihr viel arbeiten werdet, könnt ihr durchaus ein paar fleißige Hauselfen gebrauchen:“

„Oh,“ stellte Charlie fest, lächelte dann aber. Er kannte Dobby, der Kleine würde nicht zulassen, dass Harry sich selbst zu einem Hauself machte, weil er es nun mal gewöhnt war. Ja, das war gut. „Kannst du dann gehen, Mom,“ bat er. „Sollte Harry aufwachen, muss ich mit ihm reden... allein.“

Molly nickte, sie verstand nur zu gut. „Gib ihm seine Tränke,“ meinte sie daher nur. „Und zu Mittag will ich euch unten am Tisch sitzen haben!“

Charlie lächelte und nickte, wartete dann, bis seine Mutter wieder gegangen war, bevor er sich dem Jungen zuwandte, der immer noch tief in den Decken begraben lag und nicht so aussah, als habe er auch nur im Geringsten vor, irgendwann in nächster Zeit aufzuwachen. Sanft strich er über die leicht geröteten Wangen, erleichtert, dass Harry sich im Schlaf näher an ihn drückte und die Berührung suchte. Er war immer noch über diesen Brief erschüttert, darüber, wie gering Harry sich selbst schätzte und dass er sich nicht für liebenswert hielt. Über seinen Wunsch zu sterben, um ihm, Charlie, nicht im Weg zu stehen. Nur diese verdammten Muggel waren Schuld an diesem Dilemma! Wenn es die nicht gäbe, hatte Harry vielleicht erst Andere über sein seltsames Verhalten informiert und man hätte erkannt, dass er verflucht worden war. Stattdessen hatte Harry still vor sich hin gelitten.

Sanft beugte Charlie sich über seinen Mann, küsste ihn, strich über dessen Seite: „Harry, komm schon, wach bitte auch, du musst doch was essen....“ Er war erleichtert, als Harry tatsächlich reagierte, wenn auch nur damit, dass er sich tiefer an seiner Brust vergrub, weil er nicht aufwachen wollte.  „Komm schon;“ bat Charlie weiter. „Ich würde gern mit dir reden und deinen kleinen, sturen Kopf wieder mal zurecht rücken...“

Ihm war warm. Das war das Erste, was Harry erleichtert feststellte. So schön warm. Er kuschelte sich weiter dahin, wo die Wärme am größten war. Über ihm schwebte eine Stimme, doch er verstand nicht, was sie sagte, dazu fühlte er sich nicht wach genug. Und er war nicht willens, zu sehen, ob er aufwachen konnte, oder etwas Anderes. Hier war er ganz zufrieden, umgeben von dem Geruch seines Geliebten.

Geliebter?! Charlie! War dem Anderen etwa was passiert? Nein! Das konnte, das durfte doch nicht sein! Er hatte doch Alles getan, um diesem ein gutes Leben zu ermöglichen! Warum war er dann tot? Und bei ihm? Charlie hatte doch gesagt, dass... er ihn nicht mehr liebte...

Er musste Charlie noch mal sagen, dass er gehen konnte, dass er nicht bei ihm zu bleiben brauchte, schon gar nicht für den Rest der Ewigkeit! Das brachte ihn schließlich doch dazu, die Augen zu öffnen, auch, wenn Alles in ihm dagegen protestierte, eben weil er noch so müde war. Es dauerte eine ganze Weile, bis er endlich klar sehen konnte, stockte aber, als er erkannte, was da vor ihm war. Er hob seine Hand, ließ sie dann aber wieder sacken. „Ich... du... du kannst... gehen,“ flüsterte er, schloss seine Augen wieder.

„Ich werde sicher nicht Irgendwo hin verschwinden,“ gab Charlie ruhig zurück, froh, dass Harry offensichtlich wach war. Nun ja, mehr oder weniger wach, denn die dumpfen Augen schlossen sich direkt wieder. „Harry, sieh mich bitte an.“ Um zu verhindern, dass er tatsächlich wieder einschlief, richtete er seinen Mann auch auf, hielt ihn an sich gedrückt und bemühte sich, seine Stimme ganz ruhig zu halten.

Was? Was war hier los? Warum war Charlie auch hier?! Warum war der Andere tot? Und warum war er auf ein mal wieder so zu ihm? Als wäre nie etwas gewesen? So sanft und... als würde es ihn kümmern, wie es Harry ging! Warum? Was ging ihr vor? Warum spielte man, selbst jetzt, noch so mit ihm?! Hoffnungslos sah er den Rotschopf wieder an, bemühte sich, Diesen nicht mehr zu berühren als nötig, er wollte Charlie nicht belästigen.

Charlie merkte, wie Harry sich versteifte und am liebsten hätte er sich selbst geschlagen, er wusste, was an diesem Verhalten Schuld war – das, was er getan und gesagt hatte, das, an das er sich einfach nicht erinnern konnte. Die zwei Tage, von denen ihm jede Erinnerung fehlte. „Harry, ich liebe dich,“ flüsterte er leise, strich leicht über die Seiten des Jüngeren. „Ich weiß nicht, was ich dir gesagt habe, als du weggerannt bist, aber ich habe es sicher nicht gemeint. Ich stand unter einem Fluch, Harry. Man hat mich verflucht, dass ich verletze, was ich am meisten liebe! Dich!“, er hob den kopf des Jüngeren, sah ihn sanft an. „Ich liebe dich mehr als Alles Andere und ich käme nie auf die Idee, dich irgendwo hin gehen zu lassen, ich will keinen Anderen. Ich könnte diese Person nie lieben.“

Verwirrt starrte Harry den Anderen an. Was hatte der da gerade gesagt? Charlie liebte ihn? Immer noch? Obwohl er weggerannt war? Und er hatte das Alles nicht sagen wollen? Er hatte es missverstanden? Er hätte nicht weggehen müssen? Charlie wollte ihn nicht verstoßen? Er spürte, wie schon wieder Tränen aus seinen Augen rannen, doch im Gegensatz zu den letzten Malen spürte er einen Finger, der die Feuchtigkeit wegwischte. Und das er gegen den Älteren gedrückt wurde. Automatisch wandte er sich umklammerte sich an den Älteren. „Warum.. hast du... dich umgebracht?“, fragte er schließlich, voller Schuldgefühle. Er konnte sein Glück kaum glauben, dass der Andere ihn wieder hielt.

Charlie war froh, als er fühlte, wie sein Mann sich endlich wieder gegen ihn sinken ließ. Er spürte, wie Harry sich an ihn klammerte, hielt ihn, doch dann hob ein eine Augenbraue. „Tot?“, fragte er, strich leicht durch Harrys Haare. „Ich bin nicht tot und du auch nicht, nebenbei bemerkt,“ lächelte er, küsste die Stirn des Jüngeren. „Wir haben dich erwischt, bevor du deine Bruchlandung hinlegen konntest,“ fügte er an.

„Nicht.. nicht tot?“, fragte Harry verwirrt. Warum war er nicht tot? Wie bitte hatten sie ihn retten können?!

„Nein,“ gab Charlie sanft zurück, strich eine weitere Träne aus dem bleichen Gesicht und griff zu dem Tablett und nahm eine Tasse mit Kaba, gab sie Harry. „Hier, du solltest was trinken,“ sprach er sanft, froh, dass seine Mutter, wohl auf Verdacht, auch Harrys Lieblingsgetränk mit hoch gebracht hatte. „Wir leben und Voldemort ist tot,“ bekräftigte er seine Aussage. „Du hast es geschafft, er wird uns nie wieder...wow! Vorsicht!“ Gerade noch rechtzeitig bekam er die fallende Tasse zu fassen. „Was ist?“

„Tot...? Ich... ich hab... ihn umgebracht!“, brachte Harry heraus, begann, zu zittern. Er war doch noch zu einem Mörder geworden, wie Dumbledore es immer gewollt hatte. Er wollte das nicht! Es war so schrecklich, er hatte das nie gedacht! Er wollte nicht...“

Sanft strich Charlie über Harrys Haare. Und von diesem Jungen dachten sie, dass er ein dunkler Lord werden konnte? Gott, waren die alle dämlich! „Du bist kein Mörder, du hast etwas getan, was du tun musstest, mehr nicht, er hätte dich sonst nie in Ruhe gelassen und wer weiß, wen er sonst noch umgebracht hätte.“ Er küsste Harry sanft, hielt ihm die Tasse hin. „Bitte trink etwas, du bist vollkommen ausgetrocknet, du hast viel zu lange nichts getrunken. Wie konntest du nur das Trinken vergessen?!“

Harry starrte den Anderen an. Wie konnte der das nur so locker nehmen? Es war schon wieder Jemand wegen ihm gestorben! Hatte Charlie denn gar keine Angst?! Er starrte auf die Tasse und erst jetzt merkte er, wie viel Durst er hatte und jetzt, wo er daran erinnert wurde, wusste er wirklich nicht mehr, wann er das letzte Mal gegessen oder getrunken hatte. Doch er griff nicht nach dem Getränk.

„Harry,“ erinnerte Charlie sanft, hielt die Tasse weiter unter dessen Nase. „Du musst was trinken. Bitte – für mich,“ spielte er seine beste Karte aus, denn er bezweifelte, dass der Jüngere es für sich selbst tun würde.

Harry starrte den Älteren an, ließ sich aber dann die Tasse geben und trank sie leer, es hatte gut getan, er hatte wirklich Durst gehabt, aber... er hatte doch gemordet! Warum versorgte Charlie ihn dann? Warum ging er nicht einfach? War das nicht besser für den Älteren? Er hatte es nicht verdient, sein Leben mit einem labilen Mörder zu verbringen, der es nicht mal schaffte, sich selbst umzubringen! „Es... tut mir leid,“ brachte er irgendwie heraus, rieb über seinen ringlosen Finger.

„Wofür entschuldigst du dich?“, fragte Charlie sanft, er nahm Harry die Tasche ab und stellte sie ab, drückte seinen Mann wieder an sich. Warum hatte er nur das dumpfe Gefühl, dass der Junge sich für etwas sehr Dummes entschuldigte?

„Ich... du musst... den Rest ... ich bin ein Mörder, du... musst bleiben... und.. ich...wenn du nicht bleiben willst, ich...“

Ja, er hatte gewusst, es war etwas Dummes, stellte Charlie nur fest. „Harry, ich bin hier, weil ich es sein will, ich liebe dich, du Holzkopf! Und außerdem gibt es in der magischen Welt so etwas wie eine Scheidung nicht, schon gar nicht bei einem Blutritual. Ich wusste das von Anfang an,“ erinnerte er Harry. „Und Karakoff hätte das Ritual nicht durchgeführt, wenn er nicht gesehen hätte, dass ich dich wirklich liebe, also sag so was nie wieder.“ Rasch griff er nach dem Ring, der immer noch auf dem Nachttisch lag, hielt seine andere Hand auf: „Gib mir deine rechte Hand,“ bat er leise.

Verwirrt streckte Harry seine Hand aus, versteckte sein Gesicht an der Brust des Anderen. Er konnte nicht begreifen, warum Charlie ihn behielt. Er sah erst auf, als er etwas spürte, sah verdattert zu, wie der Ältere ihm den schlanken Ring wieder überstreifte, den er zur Hochzeit bekommen hatte. „Der... der Ring...!“

Charlie lachte leise, er hob Harrys Kopf an, küsste ihn sanft. „Er gehört dir,“ erinnerte er nur. „Willst du was essen, oder lieber bis zum Mittagessen warten? Ich habe das Gefühl, dass Ma groß aufkochen will. Sozusagen als eine Art Abschiedsessen.“

„Abschiedsessen?“, fragte Harry. Er klammerte sich automatisch fester an den Älteren.

„Ja;“ nickte Charlie, strich über den Rücken des Jüngeren. „Es wird Zeit, dass wir nach Rumänien gehen,“ erklärte er. „So, wie du es wolltest. Du kannst deinen Abschluss von da aus machen, Karakoff ist auch bereit, sie abzunehmen. Du kannst jeden Tag mit mir zu den Drachen,“ fuhr er sanft fort. „Und wir können das Haus fertig einrichten. Sogar Dobby und Winky wollen uns begleiten, weil sie dich so gern haben.“

„Wir... wir können weg?“, fragte Harry mit großen, hoffnungsvollen Augen. Er konnte es nicht fassen, dass er tatsächlich ein Mal Glück haben könnte. Und das der Andere ihn immer noch mitnehmen wollte.

„Ja,“ lächelte Charlie. „Übermorgen, denke ich. Morgen kommt der Heiler und sagt, ob du eine Portschlüsselreise gut überstehen wirst,“ erklärte er. „Und danach geht es los.“ Er strich Harry eine Strähne aus dem Gesicht, küsste ihn erneut und gab ihm seine Tränke, die der Jüngere ohne ein Widerwort trank, dann gab er ihm etwas Saft zum Nachspülen.

Harry nickte, er kuschelte sich an den Anderen. Raus aus England, weg von all den Blicken. Das war für ihn ein Traum. Er fragte nicht, was draußen los war, es interessierte ihn nicht wirklich. Er ahnte, dass es nichts Schönes war. Die Menschen hatten ihn schon zu oft schlecht gemacht.

„Harry...“, sanft strich Charlie dem Jüngeren über die Haare, hielt dessen Hand und spielte mit dessen Fingern. Er wartete, bis sein Mann ihn ansah. „Kannst du mir sagen, was passiert ist?“, fragte er leise. „Wie du ihn...? Wir haben keine Leiche gefunden, wenn ich mich nicht irre.“

Harry schluckte, er schloss die Augen. Irgendwann hatte diese Frage ja mal kommen müssen. Doch er nickte. „Ich.. habe... du hast mal gesagt, meine Animagusform kann töten und habe einfach... das Flitterzeug aus meinen Flügeln benutzt. Er... es hat ihn aufgefressen, am Ende war er nur ein Haufen Staub, ich habe das, was... übrig war, ins Feuer geworfen,“ endete er. „Er hat so geschrieen, es muss weh getan haben... und ich... hab gar nichts gefühlt! Ich hätte doch was fühlen müssen!“

Charlie hielt den Jüngeren einfach nur im Arm, küsste den Jugendlichen immer mal wieder, wischte ihm die Tränen weg. Obwohl es Harry so schlecht gegangen war, hatte er an Alles gedacht, sogar an die Restebeseitigung. „Das hast du toll gemacht,“ flüsterte er. „Ich bin stolz auf dich.“

„Warum?! Ich... ich habe Jemanden umgebracht und noch nicht mal was gefühlt!“

„Du warst selbst vollkommen am Ende,“ erinnerte Charlie sanft. „Du hast über eine Woche nichts gegessen und mindestens einen Tag, und wie ich dich kenne, länger, nichts getrunken... Und ganz ehrlich, ich würde bis jetzt nichts dabei empfinden. Dieses Drecksschwein hat dein Leben zerstört.“

Harry schniefte nur, klammerte sich weiter an den Anderen. Er konnte nicht glauben, dass der Andere das einfach so sagte. „Halt mich,“ flüsterte er einfach nur.

„Immer,“ versprach Charlie ohne zu zögern, drückte den Jüngeren noch näher an sich. Immer mal wieder küsste er den Jüngeren, streichelte beruhigend über dessen Seite. „Ich werde immer da sein,“ versprach er mit fester, ruhiger Stimme. „Wir werden zusammen sein,“ redete er leise weiter. „Und all unsere Freunde können uns bei uns besuchen. Wir werden Weihnachten bei uns feiern, mit Allemann, wie ich es dir letztes Jahr versprochen habe und du darfst den Baum schmücken.“

„Ich freue mich,“ flüsterte Harry einfach nur. Er wusste nicht, wie lange sie so da gesessen hatten. Immer mal wieder gab der Ältere ihm etwas Saft und Harry trank, fast schon etwas mechanisch. Er war beruhigt, dass der Andere ihn hielt, ihn streichelte und immer wieder küsste, er konnte das Herz des Anderen schlagen hörten und von Zeit zu Zeit versicherte Charlie ihm, dass das Alles kein Traum war, auch, wenn es ihm so vorkam. Dass der Andere ihn wirklich liebte und bei ihm bleiben wollte war für ihn unfassbar.

„Essen ist fertig!“

Die Stimme brachte Harry dazu, zusammen zu fahren und erst jetzt fiel ihm etwas ganz Anderes auf:“ Wir... das ist nicht Hogwarts,“ stellte er fest.

Charlie lachte leise, küsste den Jüngeren auf die Nase: „Das hat aber gedauert,“ stellte er nur fest. „Nein, das ist nicht Hogwarts. Wir sind im Fuchsbau.“

Harry sagte nichts, er hatte nicht auf seine Umgebung geachtet, da war nur Charlie gewesen, sie hätten vermutlich in Azkaban sitzen können und er hätte es nicht gemerkt, solang der Andere ihn in den Armen hielt. Er kuschelte sich tiefer in die Brust des Älteren, wollte einfach nur da bleiben.

„Komm schon,“ lächelte Charlie, richtete sich etwas mehr auf. „Remus ist sicher auch da, du hast dem armen Mann fast einen Herzinfarkt eingejagt. Außerdem musst du etwas essen,“ erklärte der Rotschopf entschieden. Er strich leicht über Harrys Haare. „Komm, sonst kommt Ma hoch und die ist nicht sehr zimperlich, wenn sie uns runter prügeln will.“

Harry wollte sich nicht bewegen, er wollte nur bleiben, wo er war, wo es schön warm war. Doch da Charlie ihn vorsichtig von sich runter hob und allein hier zu liegen gefiel ihm eh nicht, es wurde fast augenblicklich wieder richtig kalt. Automatisch stand er auf, stellte aber fest, dass er schwankte. Doch sofort spürte er, wie ein Arm sich um seine Taille legte, er wurde wieder aufs Bett gesetzt.

„Warte kurz,“ bat Charlie, zog sich selbst schnell etwas an. Es wunderte ihn nicht, wie Harry beisammen war, wenn er wochenlang nichts zu Essen bekommen hatte. Besser gesagt, es sich selbst in seiner Selbstzerstörung verweigert hatte. Klar, dass Harrys Kreislauf das nicht richtig mitmachte. Als er angezogen war, half er Harry in eine frische Hose und ein einen der Weasleypullover, da er aussah, als würde er frieren. Dann hob er Harry einfach hoch.

„Ich kann selbst...“

„Unsinn,“ gab Charlie nur zurück. „Du hast viel zu lange nichts gegessen,“ erinnerte er. „Du könntest auf der Treppe umkippen. Das muss nicht sein. Außerdem trage ich dich gern durch die Gegend,“ grinste er und küsste den Jüngeren, brachte ihn nach Untern.

„Harry!“

Der Jüngere sah auf, lächelte den Werwolf an und ließ sich, auch, wenn er nicht begeistert war, von Charlie auf dessen Schoß setzen. Na ja, der Andere setzte sich neben ihn, also war es in Ordnung.

„Harry,“ flüsterte Remus erleichtert, er drückte seinen Welpen an sich, strich ihm über die Haare. „Gut, dass du endlich wach bist,“ brachte er schließlich heraus. Er war auch nicht sehr begeistert, als der Junge ihm wieder abgenommen wurde, aber er sah, dass Harry sich bei seinem Mann wesentlich wohler zu fühlen schien. Er klammerte sich auch sofort an Diesem fest.

Charlie lächelte, als der dünne Arm sich um seinen Hals legte, er verstand, dass der Jüngere im Moment so extrem anhänglich war. Er wäre es in der Situation auch. Gerade, als Harry sich auf seinem Schoß zurecht gerückt hatte, röhrte auch das Feuer auf und Lucius Malfoy sowie Percy, Fleur und Bill. Severus saß schon am Tisch, er beobachtete Harry, doch er sagte nichts. Er war schon froh, dass der Junge aufgewacht war.

Die Anderen nickten Charlie zu, sie sahen, dass Harry wohl auch nicht angesprochen werden wollte, er versteckte sich an der Brust seines Mannes, er sah wieder mal knochendürr aus, aber er war wach und sie wussten, es würde besser werden. Vor Allem, wenn Harry von Allem weg war, was ihn immer so mitnahm.

„Ah, Charlie!“, stellte Molly fest, sie strahlte, als sie sah, dass ihr Sohn nicht allein unten war, sondern auch seinen Mann wach bekommen hatte. „Und Harry! Ich bin froh, dass es dir gut geht, Junge!“, strahlte sie, wuschelte durch die Haare ihres achten Kindes. „Aber eines sag ich dir, versuch so was Dummes noch ein einziges Mal und ich zieh dir die Hosen straff!“ Dann lächelte sie. „Aber jetzt wird gegessen! Charlie, setz ihn auf einen Stuhl und....!“

Charlie spürte, wie die Arme um seinen Hals sich fester klammerten. „Ma, er kann auch hier essen, lass ihn, er ist kaum wach und es geht ihm noch nicht so sonderlich. Er bleibt hier.“

Molly runzelte die Stirn, doch sie gab nach, zur Feier des Tages sozusagen. Sie stellte den Topf auf den Tisch und begann, das Essen zu verteilen.

Harry ließ sich mehr oder weniger füttern, darum bemüht, Niemanden anzusehen, er wollte eigentlich nur mit Charlie allein sein. Er nahm die Tränke, die ihm gegeben wurden, rollte sich dann auf dem Schoß des Älteren zusammen und döste einfach wieder weg.

„Charlie, wie geht es ihm?“, fragte Remus, als er sah, dass Harry fest schlief.

Der Rotschopf sah nicht mal von dem Anderen auf, strich weiter über dessen Haare. „Er will weg von England, dabei habe ich ihm gar nicht gesagt, was die Leute hier reden. Und ich glaube, er hat Angst, dass Alles nur ein Traum ist. Aber das wird sich geben, wenn er hier weg ist, ich wette, Weihnachten ist Alles wieder in Ordnung.“

Lucius sah auf den Jüngeren, der sich zusammengebrezelt hatte, schlimmer, als jede Katze. „Draco hat gesagt, ich soll ihn grüßen,“ sprach er ruhig. „Draco kommt Harry auf jeden Fall besuchen, ich habe ihn nicht mitgenommen, ich dachte, das wäre zu viel für den Jungen, ich denke, ich hatte mit der Annahme auch Recht.“

„Ja,“ nickte Charlie, küsste Harry sanft. „Das hier war schon hart an Harrys momentanen Grenzen.“

„Du hast nicht zufällig gefragt, wie genau er den Lord außer Gefecht gesetzt hat, oder?“, fragte Severus auf ein Mal, während er dankend einen selbst gemachten Eierlikör kredenzt bekam.

„Ja,“ gab der Drachenzähmer zurück. „Gift.“

„Gift? Welches Gift? Er war doch gegen fast Alles immun!“

„Nicht gegen Pixidrachengift. Nur hält er sich jetzt für einen Mörder,“ erklärte er seufzend, nahm die Decke, die seine Mutter ihm gab und legte sie um den Jungen auf seinem Schoß. „Er braucht wirklich Ruhe und die wird er in England nicht finden.“

„Pixidrachengift,“ sinnierte Lucius, grinste dann. „Zumindest schließt das wohl eine neue Wiederbelebung aus. Das ist beruhigend, der Junge ist intelligent.“

„Natürlich ist er das,“ gab Charlie ruhig zurück.

 

 

„Harry,“ sprach Charlie sanft, schüttelte den Jüngeren sanft an der Schulter. „Harry, wach auf.“ Er selbst saß angezogen am Bettrand, Alles war vorbereitet für ihre Abreise. Draco und Ron hatten gestern von Harry Abschied genommen, Beide mit dem Versprechen, in den Sommerferien auf einen längeren Besuch vorbei zu kommen und sich das Haus genauer anzusehen. Auch der Heiler war da gewesen und hatte grünes Licht gegeben, nachdem er eine lange Liste an Tränken und Anordnungen übergeben hatte. Er hatte auch einen Weg gefunden, etwas gegen den Organschaden zu unternehmen, auch, wenn es ein langviriges Unternehmen sein würde.

Die Drachen hatte Bill schon nach Rumänien gebracht, zusammen mit dem Gepäck und den Hauselfen, die sicher schon Alles aufgeregt vorbereiteten und Listen mit fehlenden Möbeln erstellten. Und mit Vorräten. Und all den anderen Dingen, die er dann bezahlen durfte. Aber das machte ihm nichts. Nicht, wenn er damit endlich Harry ein normales Leben schenken konnte, ein Leben, vor dem er keine Angst haben musste.

Langsam wachte Harry auf, zu der beruhigenden Stimme des Mannes, den er liebte. Er schlug die Augen auf, lächelte etwas. Er war noch nicht wirklich wach, doch er setzte sich etwas auf, rieb sich die Augen und rutschte etwas näher an den Älteren.

Charlie lächelte einfach nur und küsste Harry, strich über dessen Seite. „Wir wollten gleich los,“ erklärte er. „Die Drachen sind schon weg, Bill und Fleur haben auch schon unsere Sachen weggebracht, wir müssen nur noch hinterher, nachdem du dich von Ma, Percy und den Anderen verabschiedet hast. Theon und Rowan werden schon auf uns warten und vorher musst du noch frühstücken.“

Harry strahlte. Ja, heute würde es aus England weggehen. Natürlich würde er es vermissen, jederzeit zu Remus gehen zu können, aber viel wichtiger war, dass er dort nicht mehr angestarrt werden. Er stolperte aus dem Bett, ließ sich von Charlie wieder in frische Klamotten helfen, sah ihn dann erwartungsvoll an.

Charlie lachte nur leise, nahm den Jüngeren an die Hand und brachte ihn nach unten, wo Schnäbelchen gerade die Fruchtschale malträtierte und dann stolz mit seiner Beute auf Harrys Schulter flog. Er setzte Harry an den Tisch, füllte dessen Teller und sah zu seiner Mutter, die mit Tränen in den Augen an der Tür stand, auch nicht anders, als damals, als er zur Ausbildung weggezogen war. Wie eine typische Mutter eben. Aber das Wichtigste war, dass sie aus dem Haus starten konnten, ohne, dass Harry sich dem Mob stellen musste, der auch ganz in ihrer Nähe Stellung bezogen hatte, nur wenige Schritte von ihrem Haus entfernt, nur deswegen versteckt, dank der alten, immer noch aktiven Schutzzauber.

Harry aß und trank, strahlte dann und umarmte erst Molly, dann Arthur, die Zwillinge und Percy, dann trat er zu Charlie, der ihn in den Arm schloss, es dauerte nicht lang, als er das Ziehen des Portschlüssels spürte und wenige Minuten später landeten sie, mitten in dem vertrauten Saal, der sich aber doch etwas verändert hatte, er sah... bewohnter aus, durch ein paar kleine Tische, die da standen, wie in einem Cafe. Oh, und dank der Drachen, die zwischen den Stuhlbeinen, sehr zu Dobbsys Frust, der verzweifelt hinterher rannte und Galen anbrüllte, dass er doch aufhören sollte.

„Galen, ärgere den armen Dobby nicht!“, befahl Harry sofort, lachte, als alle vier Drachen auf ihn zurannten und ihn jubelnd auf ihre Weise begrüßten. Indem sie ihn zu Boden warfen und abschlabberten.

Charlie konnte nur zusehen und lächeln, es war wie eine vollkommene Wende, der Junge wirkte jetzt schon viel lockerer und nicht mehr so schrecklich verspannt. Er spielte immer noch mit den Jungdrachen, als Bill, Fleur, Theon, Rowan und Karakoff die Treppe herunter kamen. Er nickte ihnen zu, sah aber dann wieder zu seinem Mann. Und er wusste, hier würden sie eine Heimat haben.

 

 

 

 

EPILOG

Zehn Jahre später

 

„Kheleka!“, rief Harry lachend, wandte sich um, als der inzwischen ausgewachsene Eisdrache direkt über ihm zu einer Landung ansetzte. Er wartete, bis sein nicht wirklich kleiner Liebling gelandet war, trat zu ihr und streichelte ihr sanft über die Schnauze, lachte, als das kleine Händchen des Kindes in seinen Armen auch auf die Nase patschte, im Versuch, seine Bewegung nachzumachen und der Drache ließ es sich, wie fast Alles, einfach gefallen, pustete dem kleinen Mädchen sogar durch die Haare. „Na, du?“, fragte er dann, tätschelte das Tier am Hals. „Geht es deinen Kleinen gut?“

Ja, der seltene Drache hatte Nachwuchs bekommen, Khelekas Erster und sie kümmerte sie liebevoll um ihre drei Jungen, die Harry auch immer wieder besuchte. Er kümmerte sich um die Jungdrachen, die nur selten in der Aufzuchtsstation landeten, da sie von ihren Eltern groß gezogen wurden. Und doch bekam Harry die Eischalen und alle anderen Dinge. Er durfte sie sich holen, die Drachen vertrauten ihm vollkommen. Er lächelte auch, als Kheleka eifrig nickte und seine Hand abschleckte. „Dann ist gut,“ freute er sich, gab seinem Liebling ein Stück Honiggebäck, was sie heiß und innig liebte, dann sah er ihr hinterher, als sie davon stampfte, nach schnell eine halbe Kuh mitnahm, die auf dem Futterfeld aufgespießt war.

„na, meine Süße?“, fragte er seine Tochter liebevoll. Ihr Kopf lag auf seiner Schulter und sie spielte mit ihrem Stofftier – einer Drachenpuppe, die sie von ihrem Paten, Theon, kurz nach ihrer Geburt bekommen hatte.

„Da!“, strahlte das kleine Mädchen und gab ihrem Daddy einen feuchten Kuss.

Harry lächelte nur und drückte seine Tochter an sich. Sie war eineinhalb Jahre alt und sein zweites Kind. Das Erste war eine Überraschung für Charlie und ihn gewesen. Dem war eine Art Rolligkeit vorausgegangen, die Harry noch immer rot werden ließ. Eine Woche hatten sie es nicht aus dem Bett geschafft, Job hin oder her. Und vier Monate später, nachdem ihm wochenlang jeden Morgen hundeelend gewesen war, hatte er einen Heiler aufgesucht – und den Schock seines Lebens bekommen, als er erfahren hatte, dass er schwanger war und das nicht erst seit Kurzem. Charlie war einfach mal eben schnell umgekippt.

Erst nach langen Nachforschungen hatten sie herausbekommen, dass es mit der Animagusgestalt von ihm und der Tatsache zu Tun hatte, dass sie einen Seelenbund teilten. Er wurde tatsächlich in regelmäßigen Abständen so was ähnliches wie rollig und somit fruchtbar und wie seine Tochter bewies, klappte die Sache mit der Verhütung nicht unbedingt immer. Denn Elena war, so, wie ihr Bruder, sicher nicht geplant gewesen, aber sie war geliebt, Charlie verehrte seine beiden Kinder. Aidan, mit seinen feuerroten Weasleyhaaren und den grünen Augen, der zu Severus’ Begeisterung Tränke über Alles liebte und Elena, die noch zu klein war, um schon auszumachen, wo ihre Stärke lag, auf jeden Fall aber liebte sie die Drachen und wollte immer mit. Sie hatte seine schwarzen Haare, die ihr in kleinen Löckchen an ihrem Gesicht herab hingen und die großen, blauen Augen hinter den langen Wimpern sahen sich immer neugierig um.

Harry hatte sich nie so glücklich gefühlt, als in dem Moment, wo er erfahren hatte, dass er eine normale Familie haben konnte. Dass Charlie und er nicht auf eigene Kinder verzichten mussten.

Als er an seinen Mann dachte, musste er dann doch verträumt lächeln. Charlie war so sanft gewesen, hatte sich so viel Zeit genommen, gerade das erste Jahr, wo er dauernd noch Alpträume gehabt hatte und den Anderen nie aus seiner Sicht gelassen hatte. Der Rotschopf hatte ihn verstanden, ihm Zeit gelassen. Danach war es langsam besser geworden und kurz darauf war er ja auch das erste Mal schwanger geworden. Was Molly begeistert hatte, denn auch Fleur hatte zu dem Zeitpunkt ihr erstes Kind erwartet und Percy und Penelope hatten in dem Jahr geheiratet.

Ron hatte sich seinen Traum verwirklicht und arbeitete als Auror, mit Draco als Partner, sehr zum Frust von dessen Vater, der entsetzt war, weil sein Sohn nicht in die Politik gegangen war. Außerdem hatte Ron seit einem Jahr eine feste Freundin, eine Kollegin, die zwei Jahre jünger war.

Draco war schon seit vier Jahren verheiratet und hatte sein erstes Kind, seine Frau stammte aus Rumänien, er hatte sie bei einem seiner Besuche hier kennen gelernt und ihr gemeinsamer Sohn war fasziniert von Elena gewesen.

Remus hatte auch sein Glück gefunden, er war immer noch Direktor in Hogwarts und glücklich als Solcher. Die Schule hatte sich erholt, sie hatte wieder einen guten Ruf und Remus war auch Aidans zweiter Pate, versorgte den siebeneinhalbjährigen Jungen mit lauter alten Büchern, die der auch noch begeistert verschlang.

Aber auch Elena kam sicher nicht zu kurz – nicht mit Lucius Malfoy als zweitem Paten, der das Kind nach Strich und Faden verwöhnte. Allein bei ihrer Geburt hatte sie von ihm mehr Kleidchen bekommen, als sie hätte tragen können.

„Daddy!“, Sekunden später schlangen sich zwei Kinderarme um seine Taille.

„Aidan!“, lächelte Harry. „Und? Hast du Beute gemacht?“, fragte er freundlich. Er war der Einzige, der seine Kinder einfach mit zur Arbeit bringen konnte, da die Drachen einzig und allein seine Kinder sogar Babysitteten. Norbert und Kheleka zum Beispiel hatten Aiden geholfen, das Laufen zu lernen. Er war in Drachennestern zwischen kleinen Drachen aufgewachsen, während er selbst die Tiere versorgt hatte. Darum hatte er auch nie so was wie Mutterschaftsurlaub beantragt. Er liebte seinen Job zu sehr, um mehr als einen Monat nicht hier zu sein.

„Ja, Daddy!“, rief Aidan stolz und hielt ein Beutelchen auf, dass bis zum Rand mit Drachenschuppen in verschiedenen Farben gefüllt war. „Und Papa hat mir mit den Krallen geholfen! Runya war cool!“

Harry lächelte und wuschelte seinem Sohn durch dei chaotischen Haare, die Locken hatte der Junge von ihm geerbt, kein Zweifel möglich. Dann sah er zu Charlie, trat etwas näher. „Und? Hat sie sich benommen...?“

Charlie lachte leise, nahm seinen Mann in die Arme und küsste ihn sanft. „Ich sehe, Elena ist wieder dabei zu versuchen, dem armen Drachen den Schwanz abzubeißen?“

„Zumindest ist es nicht Khelekas oder meiner,“ gab Harry trocken zurück, denn ja, sein gediegenes Töchterlein hatte versucht, ihm in seiner Animagusfigur den Schwanz zu amputieren. Sie hatte voll rein gebissen und ja, es hatte weh getan, auch, wenn sie zu dem Zeitpunkt nur zwei Zähnchen gehabt hatte – zu seinem Glück, sonst hätte sie vielleicht auch noch Erfolg gehabt.

Charlie lachte nur, er strich seinem Mann über die Wange. Harry hatte sich verändert. Er war aufgeblüht, von Anfang an, ja, das erste Jahr war nicht ganz einfach gewesen, weil der Jüngere schreckliche Schuldgefühle gehabt hatte und darum auch ständig Alpträume, vor Allem, als er erfahren hatte, dass die Engländer ihn am liebsten tot gesehen hätten, weil sie so viel Angst vor ihm hatten. Aber das hatte sich gegeben, durch den Respekt, den man ihm hier immer entgegen gebracht hatte, nicht wegen seiner Verdienste in England, sondern einzig und allein wegen seiner Erfolge mit den Drachen und wenn es möglich war, liebte er seinen Mann noch mehr, als früher.

Harry war nicht mehr der verängstigte Junge, sondern ein ruhiger, junger Mann. Er war nicht mehr dürr oder kränklich, er aß vollkommen normal und auch sonst hatte er sich gut entwickelt. Er trug seine Haare inzwischen halblang, so, dass er sie schnell zurückbinden und somit zähmen konnte, was dank der wilden Locken mit kurzem Haar schwer war. Er hätte auch nie damit gerechnet, dass sie eigene Kinder bekommen würden, aber Harry hatte mal wieder das Unmögliche möglich gemacht. Bei Aidan hatte es ihn aus den Schuhen gehauen, Elena hatte sie dann überrascht, wenn auch nicht so sehr.

„Draco, Lucius und Severus haben wieder zugesagt,“ erklärte Charlie dann. „Sie werden am Dreiundzwanzigsten ankommen, damit wir Weihnachten genießen können. Sie freuen sich schon auf deine Plätzchen,“ fügte er amüsiert hinzu.

„Dann kann ich ja die nächsten Tage backen, was Aidan? Und du hilfst mir wieder?“

„Ja, Daddy!“, strahlte der Junge.

„Dann lauf,“ lächelte Harry, gab dem Jungen einen Beutel. „Der hier ist für Onkel Theon, bringst du ihn zu ihm?“

„Ja!“, strahlte Aidan, rannte los.

Charlie dagegen nahm Harry ihre Tochter ab, legte dann seinen Arm um den Jpngeren, der sich wie eine Katze an ihn kuschelte und küsste ihn anschließend. „Hast du Severus schon den Pixistaub geschickt?“

Harry lachte leise. „Ja,“ meinte er nur. „Fast ein Kilo davon Damit kann er sicher einige Werwölfe heilen.“ Er lehnte sich an Charlie, wurde dann wieder traurig. „Hat Ginny sich gemeldet?“, fragte er leise. Er hatte immer noch ein schlechtes Gewissen, denn die Jüngste des Weasleyclans war nie zu ihrer Familie zurückgekehrt, noch immer sah sie in ihm nur einen Verräter und ja, sei war auch dafür, dass er eigentlich nach Azkaban gehöre, da er ihr die Familie genommen habe. Er hatte sie noch zwei Mal gesehen, beim zweiten Weihnachtsfest hier in Rumänien und vor drei Jahren, als sie Geld gewollt hatte, da sie sich in Probleme gebracht hatte.

Kurz wurde Charlies Gesicht hart. Er hasste seine dumme, kleine Schwester für das, was sie Harry antat, für die dummen Schuldgefühle, die er ihr einredete. Und für das, was sie ihrer eigenen Familie antat. Doch dann riss er sich zusammen. „Nein,“ gab er ruhig zurück. „Mach dir keine Gedanken,“ meinte er nur. „Vergiss sie, wir haben unsere Kinder, um die wie uns kümmern müssen.“

Harry lächelte etwas, doch dann nickte er. Ja, der Andere hatte Recht. Es brachte Nichts, sich zu wünschen, dass etwas anders war, außerdem hatte er auch so gut zu Tun, er lächelte, küsste den Älteren ein weiteres Mal. „Also los, gehen wir zu Theon, laden ihn ein und dann muss ich an den Backofen, sonst hab ich nie genug Plätzchen für Alle fertig!“

 

zurück abgeschlosen