6. Kapitel
„Mister Lupin.... Remus...“
Der ehemalige Werwolf wandte sich um, lächelte den
Neuankömmlingen schwach zu. „Ich habe euch irgendwie erst morgen erwartet,“
stellte er fest, doch er wandte sich in seinem Stuhl herum. „Ihr wollt wissen,
was los war und Charlie war zu vage?“
„In Etwa, er erwähnte etwas von wegen Granger.“
„Setzt euch,“ seufzte Remus nur. Er fühlte sich müde,
gerädert und selbst bis in die Knochen erschüttert. Als die Rotschöpfe endlich
saßen, bat er einen der Hauselfen um Kaffee. Tee würde es dieses Mal nicht tun.
Am liebsten hätte er Alkohol gerufen, doch er wollte lieber nicht damit
anfangen, er wusste, er würde nicht aufhören, bevor er nicht drei bis vier
Flaschen intus haben würde. Er griff nach einer der Tassen, die auftauchte.
„Also – stellt eure Fragen. Der Tag kann gar nicht noch schlimmer werden.“
„Granger! Wo ist sie! Ich will ihr höchstselbst ein paar
Ohrfeigen verpassen!“, knurrte Molly.
„Ich gedenke, noch viel Schlimmeres zu tun – ich habe sie
Snape zur Befragung überlassen! Ich war mir nicht sicher, ob ich sie nicht
direkt umbringen werde... ich war versucht, ihren Hals zu brechen.“
„Was war mit Harry los? Der Junge ist schneeweiß gewesen und
er ist immer wieder zusammengezuckt!“
Remus schüttelte den Kopf, hob eine Hand. „Ich habe gewusst,
was sei mit ihm getan haben, aber das will ich nie wieder sehen. Ich weiß auch
nicht, was gewesen wäre, wäre Charlie nicht da gewesen. Er hat geschrieen, er
hat gebettelt, er saß im Dunkeln und hat sich nicht raus getraut, er dachte,
ich, ausgerechnet ich, würde ihn schlagen und als ich versucht habe, ihn da raus
zu bekommen, ist er so zurückgezuckt, dass er sich seinen Ellenbogen vollkommen
zertrümmert hat!“
„Oh, der arme Junge...“, schniefte Molly. „Ich muss...
Arthur! Ich werde in den Fuchsbau gehen! Ich habe Schokokuchen zu machen!“ Und
wusch – war die Frau verschwunden.
„Etwas sagt mir, wir sollten unserem Bruder eine größere
Küche besorgen,“ stellte Bill nur amüsiert fest. Doch dann fing er sich wieder.
„Also müssen wir zu Snape, habe ich das richtig verstanden?“
„Ja,“ gab Remus zurück. „Wenn ihr zu Granger wollt und zu wem
auch immer, den Severus sich hat holen lassen, ich habe keine Ahnung, ob er die
Namen schon hat, aber ich gehe mal davon aus.“
„Wie geht es ihm?“ fragte Arthur ruhig.
„Ich denke, ihr wart gerade bei Charlie.“
„Ich meine nicht,, wie er psychisch beieinander ist, wie geht
es ihm körperlich? Charlie hat zwar was von Brüchen gesagt, aber er war selbst
zu sehr durch den Wind, um uns wirklich aufzuklären. Und Molly ist nicht da, um
umzukippen. Der Junge ist durch seine Hochzeit mit Charlie zu einem meiner Söhne
geworden, ich will einfach nur wissen, wie es ihm geht, nur ist mein Sohn gerade
zu wütend, um es mir zu sagen.“
Remus rieb sich über das Gesicht. „Ich weiß es selbst nur von
Lucius, Gebrochene und geprellte Rippen, innere Verletzungen, Prellungen, eine
tiefe Fleischwunde am Bein, Schürfungen, gebrochener Ellenbogen, gebrochener
Zeh, aber ich mache mir mehr Sorgen ums seinen mentalen Zustand.“
„Das... ist eine lange Liste,“ stellte Bill fest, der sich
als Erster wieder gefangen hatte.
„Ja,“ gab Remus zurück. „Und der Grund, warum ich mir selbst
nicht zutraue, Granger zu befragen, ohne sie umzubringen.“ Er nahm einen großen
Schluck des starken Kaffees, schloss die Augen. „War es das dann?“, bat er
ruhig. „Weitere Informationen werdet ihr in den Kerkern erhalten und ich bin
wirklich erschöpft. Ich hätte nie gedacht, dass mich Irgendwas mal so fertig
machen könnte,“ fügte er leise an.“
„Ich sehe du bist nicht überrascht, mich zu sehen.“
Karkoff, grinste nur, bevor er wieder ernst wurde. „Nein,
nicht wirklich,“ gab er nur zurück. „Die Zeitung von heut Morgen war ein guter
Anhaltspunkt, dass du kommen würdest,“ entgegnete der Direktor nur. „Ein
Exemplar wurde zu Miss Weasley gesandt, gut getarnt, aber ich war besser. Ich
wollt nicht, dass sie sich daran auch noch aufgeilt, sie ist extrem... unwillig,
die Wahrheit zu sehen.“
„Wundert dich das?“, fragte Rowan nur. „Du weißt, wenn Jemand
gründlich ist, dann der Alte und vergiss nicht, dass es sich um einen Teenager
handelt, der der festen Meinung isst, das Richtige zu tun.“
„Zu tun? Nicht bekommen zu haben, wenn schon. Sie schreit
immer noch rum, dass sie mit Potter verlobt wäre und das Recht auf den Titel als
Lady Potter habe, dass ihr Bruder es aber gewagt hätte, sie zu betrögen, weil er
geldgeil sei. Sie liest weder die Briefe ihrer Mutter, noch die ihres Vaters.
Und sie erzählt Jedem, was für ein Schwein Harry wäre. Ich fand, diese Zeitung
würde ihr generell zu viel Freude machen.“
Rowan nickte. Er sah auf die Zeitung, die mal wieder ein Bild
von Harry Potter auf der Titelseite hatte, dieses Mal aber nicht allein, neben
dem Jungen stand Dumbledore, einen Arm großväterlich um die Schultern des Jungen
gelegt, doch man konnte, nun, wo man es wusste, an Harrys Haltung und an seinem
gequälten Lächeln, erahnen, dass der Alte sicher nicht nett zu ihm gewesen war.
„Bei einigen Ausführungen war mir wirklich schlecht,“ gab der Minister zu. „Ich
verstehe nur nicht, wie das in den Zeitungen landen konnte.“
„Durch ein Loch. Irgendwer, der die Klappe nicht halten
kann.“
„Unwahrscheinlich. Arthur mag unwillig sein, sich in die
Politik verwickeln zu lassen, aber dumm ist er nun wirklich nicht. Und er will
seine Familie schützen.“
„Skeeter!“, rief Karkoff nach einer Weile. „Sie hat damals
beim Turnier auch nur Ärger gemacht! Sie ist ein illegaler Animagus, das hatte
ich im Verdacht, ich denke...“
„Sie hat sich irgendwie in die Befragungen geschmuggelt?“
„Ja.“
Rowan setzte sich. „Großartig, wirklich. „Was ist mit Miss
Weasley? Haben wir irgendwelche Punkte, wo wir ansetzen können? Irgendwo? Das
Mädchen muss doch noch rettbar sein...“
„Vielleicht, aber entweder müssen wir warten, bis das dumme
Ding aus der Pubertät draußen ist, oder wir müssen zu hässlichen Methoden
greifen.“
„Was beinhalten die?“
„Ihr zu zeigen – und sie fühlen zu lassen – was man mit Harry
getan hat.“
„Meinst du, das würde helfen?“
„Ich sehe keine andere Möglichkeit.“
„Allerdings.“
„Schhh,“ hastig setzte Charlie sich wieder auf das Bett,
strich sanft über Harrys Haare. „Es ist Alles in Ordnung, du bist sicher, du
bist in unserem Zimmer, und es ist hell.“ Er hielt den Jüngeren, der sich
vollkommen verkrampft hatte. War ja klar gewesen, die fünf Minuten, die er
gebraucht hatte, um die Drachen in den Außenkäfig zu bringen, musste sein Mann
nutzen, um aufzuwachen. Gut, es waren mehr als fünf Minuten gewesen, weil die
Drachen beschlossen hatten, dass sie aber gar nicht nach Draußen wollten.
Es war so kalt und dunkel, Onkel Vernon, der Schrank... sein
Alptraum. Er war allein... Doch dann wurde es wieder wärmer, er hörte die
ruhige, tiefe Stimme über sich, ließ sich herumrollen. Hände, die über seine
Arme strichen. Sicherheit. Langsam öffnete Harry seine Augen, sah die roten
Haare und das besorgte Gesicht. Er wollte etwas sagen, aber irgendwie kam kein
Ton aus seinem Mund. Oh, und hatte er schon seine höllischen Kopfschmerzen
erwähnt? Das Einzige, was es noch schlimmer machen konnte, wäre eine Vision von
Voldemort. Auf die er nicht wirklich Lust hatte.
Charlie lächelte erleichtert, als die Augen endlich auf
gingen, er hob Harry auf seinen Schoß, küsste ihn auf die Stirn. Was ihn
beunruhigte, war, dass der Junge wieder mal eisig kalt war und kaum hatte er ihn
bei sich, legten sich die zitternden Arme wieder um seinen Hals. Er strich über
Harrys Rücken, zog die Decke hoch und legte sie um Harrys Schultern. „Alles in
Ordnung?“, fragte Charlie leise, als sonst keine Reaktion von seinem Mann kam.
Harry versuchte, zu nicken, doch sofort schoss wieder eine
Schmerzwelle durch seinen Kopf. Er legte ihn wieder auf die Schulter des
Drachenjägers, versuchte, sich wieder zu beruhigen und sich in den Griff zu
bekommen.
„Ah, das hab ich vergessen,“ murmelte Charlie, griff auf
seinen Nachtschrank und packte eine der Phiolen. „Harry, sieh mich bitte an,“
bat er leise. Er wartete, bis der Kopf des Jüngeren sich langsam hob, hielt ihm
die Phiole an die Lippen, wartete, bis er getrunken hatte und stellte sie
beiseite. Er merkte schnell, wie der Schmerz aus den angespannten Zügen glitt.
„Besser.“
„Ja,“ nuschelte Harry. „Danke...“ Ah, Stimme war wieder da.
Wenigstens etwas.
„Dafür nicht,“ gab Charlie nur zurück, küsste den Jüngeren
erneut, strich über dessen Seite. „Vielleicht solltest du langsam was essen;“
schlug er vor.
„ich... ich glaub nicht, dass... ich was... runter bekomme,“
flüsterte Harry erschöpft. Er schloss die Augen, kuschelte sich enger an den
Anderen. Er war so müde... so kaputt...
„Harry, erst essen, dann schlafen,“ erinnerte Charlie ruhig.
„Du kannst es dir nicht leisten, noch mehr Mahlzeiten zu schwänzen. Bitte... Der
Hunger kommt sicher beim Essen. Du bist so schon zu dünn. Ich will nicht, dass
du krank wirst, ich habe versprochen, auf dich zu achten.“
„Ich... tut mir leid, ich... ich sollte nicht so... es tut
mir leid,“ schniefte der Jüngere, sichtlich durch den Wind. Harry verstand
selbst nicht, warum er so drauf war, Charlie wollte ihm helfen, er war nicht in
Gefahr und doch fühlte er sich so schrecklich!
„Es ist gut, du bist einfach nur müde,“ lächelte Charlie, er
hielt den Jüngeren, ließ Diesen einfach etwas weinen, er wusste, meist reichte
das schon, um sich zumindest wieder zu fangen. Zeitgleich rief er eine Hauselfe,
die süßen Griesbrei mit Fruchtkompott brachte, mit dem Hinweis, dass Dobby
gemeint hatte, dass Harry das Zeug mochte. Er legte den Löffel entschieden in
Harrys Hand, in derselben Sekunde, in der eine weitere Hauselfe auftauchte, in
der Hand eine kleine Box und einen Zettel, sie legte beides hastig ab und
verschwand in Rekordzeit.
Charlie sah, wie Harry aufsah, zusammenzuckte, sich dann aber
beruhigte, als die Elfe wieder verschwand, begann, langsam zu löffeln. Mit
spitzen Zähnen und eindeutig ohne den Willen, zu essen. Der Rotschopf strich
sanft über Harrys Bauch, nahm dann den Umschlag und öffnete ihn.
‚Wenn der Bengel nicht genug essen will – gib ihm das. Stark
konzentrierte Nährtränke. Es sind auch zwei Schmerztränke und ein Traumlostrank.
Kein Pepper-Up für dich. Severus’ Charlie musste grinsen, als er das gelesen
hatte. Na, wenigstens Jemand dachte mit. Er beobachtete Harry, der ewig zu
brauchen schien, bis er wenigstens ein Drittel weg hatte, dann blieb der Löffel
auf dem Teller und sein Mann wandte sich ab. Wortlos entkorkte er eine der
Phiolen, die angenommen und geleert wurde. „Harry..“
Der Grünäugige sah auf, er war so müde, ihm war sogar etwas
schlecht, einfach, weil er gegessen hatte. „Alles in Ordnung,“ flüsterte er, er
wollte Charlie nicht noch mehr Probleme machen, als der ohnehin schon hatte.
„Musst du nicht in den Unterricht?“, fragte er erschöpft. „Ich will dich
nicht... aufhalten...“
„Das tust du nicht, ich habe mir die nächsten beiden Tage
frei genommen.“ Charlie strich einfach durch Harrys Haare. „Mach dir nicht immer
um Andere Gedanken. Man darf auch durchaus mal an sich denken.“ Er lächelte,
wurde aber dann wieder ernst. „Bitte erzähl mir, was passiert ist. Wer es war.
Wer, außer Granger. Und was haben sie getan, um dich so zuzurichten? Du warst
ernsthaft verletzt.“
„Nein!“, automatisch zuckte Harry zusammen. „Nein, bitte
nicht....“
„Doch,“ gab Charlie bestimmt zurück. „Hör auf, so was in dich
hinein zu fressen, das sind die Sachen, die auf den Magen schlagen. Ich bin da,
die gesamte Zeit über.“ Er küsste seinen Mann sanft. „Ich weiß, dass es schwer
ist, aber indem du es endlich mal erzählst, wird es... besser. Du wirst dich
besser fühlen.“
Harry merkte, wie er wieder anfing, unkontrolliert zu
zittern, doch Charlie hielt ihn, sicher, warm. Obwohl er sich benahm, wie der
letzte Idiot. Er lehnte sich wieder gegen den Drachenzähmer. „Sie.. haben mich
Alle angestarrt und.. nicht mal Draco wollte mir sagen, was los ist,“ flüsterte
er, er spürte, wie eine große Hand Seine umfasste, sie drückte, während die
Andere über seinen Rücken strich. „Ich... wusste nicht, was los war, ich...
wollte nur weg von dem Gestarre...Ich bin in Richtung Tränke gegangen, aber...
dann waren sie auf ein Mal da...“
„Wer?“, fragte Charlie leise. Er wollte den Jüngeren
eigentlich nicht unterbrechen, doch er ahnte, dass der diesen Punkt sonst
einfach überspringen würde.
„Hermine, sie... sie war die Anführerin, Dean,“ Harry merkte,
wie sein Zittern heftiger wurde, er verriet die, die ihm das angetan hatten,
die, die versucht hatten, sein Freak sein aus ihm hinaus zu prügeln, doch er
konnte Charlie nicht enttäuschen! „Zwei... zwei Ravenclaws, ein paar
Gryffindors, die einen Jahrgang über uns sind, ich... ich kannte die Meisten
nicht! Sie...w aren auf ein Mal da, Hermine ist vorgetreten, sie hat gefragt, ob
ich zufrieden wäre, ob ich jetzt.. genug Aufmerksamkeit bekäme, dann... dann...
sie... sie hat mich geohrfeigt, ich... hätte nie gedacht, dass sie so viel Kraft
hat, ich... bin zurück gekippt. Sie... hat so fest zugeschlagen, ich... konnte
kaum noch was sehen, alles... Alles war schwarz, sie... haben mich weggezerrt,
ich... wusste nicht, wohin...bis... bis... ich hab einfach nichts mehr
mitbekommen, mein Kopf... er hat so weh getan, sie.. haben
mich einen Freak genannt, auf... auf mich eingeschlagen, gesagt, dass...
dass ich abartig bin, dass... ich dich... dich verdorben hätte, dass ich dein
Leben kaputt gemacht habe, ich... sie... sie haben sich angehört wie... Onkel
Vernon... und... ich... sie... einer, Dean... er hat an meinen Sachen gezerrt,
aber... ich glaub, ich hab ihn gebissen, er... hat geschrieen, sie.. haben noch
heftiger getreten, dann... sie haben mich gepackt... der Schrank, es... war so
kalt...“
Oh....! Charlie wollte nichts Anderes, als loszurennen, um
einige Leute umzubringen, allen voran Granger und Thomas! „Du hat mein Leben
nicht ruiniert,“ erklärte er sehr bestimmt, er hob Harrys Kinn, sah ihm in die
tränengefüllten Augen. „Was ich getan habe, habe ich getan, weil ich dich liebe
und ich würde es jederzeit wieder tun. Du bist kein Freak, du bist der sanfteste
Mensch, den ich je kennen gelernt habe.“ Ohne auch nur darüber nachzudenken,
küsste er die Tränen weg. „Die einzigen Freaks, die ich kenne, sind die, die das
getan haben und dein verdammter Onkel.“
„Warum?“, fragte Harry nach einigen Minuten, als das Zittern
langsam nachgelassen hatte und er nur halb schlafend gegen den Drachenzähmer
lehnte.
„Warum was? Warum sie das getan haben? Weil sie....“
„Warum haben alle so gestarrt? Sogar... Draco. Was hab ich
getan?!“
„Nichts,“ antwortete Charlie. „Es ging... um etwas, was
gestern aus Versehen in die Zeitungen gekommen ist, vermutlich dank Skeeter.
Mein Vater jagt sie bereits und lass dir gesagt sein, sie sollte lieber schnell
und weit rennen.“
„Ich.. verstehe nicht...“
„Die Verhörprotokolle von Dumbledore...“
„Nein! Nein, nein...!“
„Ruhig!“ Automatisch verstärkte Charlie den Griff um den
Jüngeren. „Es ist gut, es ist ohnehin schon zu spät.“
„Sie wissen es, sie wissen es Alle,“ flüsterte Harry tonlos.
„Sie wissen es....“
„Und?“, fragte Charlie leise. „Dann wissen sie wenigstens,
was sie von diesem Monster zu halten haben! Dann hören sie auf, ihm zu folgen,
Harry, hör auf, dir Vorwürfe zu machen, bitte. Es ist gut, du bist hier sicher,
der Einzige, der sonst noch hierher kommt, ist Ron. Niemand wird hier sein, nur
wir Beide.“
„Aber.. sie wissen es, alle... alle wissen es..“, das
erklärte zumindest, warum Hermine an dem Tag so auf ihn losgegangen war, sie
hatte vermutlich gedacht, dass es nicht genug gewesen war. Sie hatte es
schlimmer machen wollen. Das Einzige, was ihn gerade daran hinderte, zu
flüchten, war der eiserne Griff des Älteren.
Charlie drückte seinen Mann an sich. „Ich weiß, dass es dir
nicht gefällt, mir gefällt es genauso wenig, aber es ist passiert. Es wird
Folgen für Skeeter geben.“
„Ich... will nicht in die Schule,“ flüsterte Harry dumpf.
„Gar.... gar nicht mehr. Sie... werden mich nur noch anstarren, ich...!“
„Vorerst kannst du hier lernen,“ versprach Charlie sanft. „Du
musst erst Mal nicht zurück in den Unterricht. Mach dir nicht so viele Gedanken.
Ich habe dir versprochen, dass das jetzt mein Job sein wird.“ Er hob Harrys
Kinn, küsste ihn sanft. „Willst du schlafen?“
Harry nickte schwach, vorläufig vollkommen zufrieden. Er
kuschelte sich an den Anderen, genoss die Wärme. Er brauchte nicht lange, bis
er, immer noch auf dem Schoß des Älteren, eingeschlafen war.
Charlie seufzte leise, küsste den Jüngeren, legte ihn dann
sanft auf die Kissen, blieb bei ihm, bis er sich sicher war, dass Harry ruhig
schlief. Erst dann stand er auf, um nach den Drachen zu sehen, doch schon schob
sich eine Schnauze in das Zimmer. „Irgendwie war das klar,“ murmelte der
Drachenzähmer. „Ihr seid schrecklich... wie bitte seid ihr ohne Hilfe da rein
gekommen? Ihr... nein, antwortet besser nicht,“ murmelte er. „Es gibt Dinge, die
will ich gar nicht wissen.“ Er deckte Harry zu, deutete dann den Drachen, sich
zu benehmen, bevor er nach einem seiner Bücher griff, es sich bequem machte und
las. Viel lieber hätte er Severus kontaktiert, aber gerade jetzt brauchte Harry
die Nähe und der war ihm wichtiger, als all diese Irren. Nur, wie er seinen Mann
davon überzeugen sollte, wieder in die Schule zu gehen, er hatte keine Ahnung.
Der Grünäugige hatte viel zu große Panik, Hogwarts in nächster Zeit zu betreten.
„Hallo?“
Charlie sah auf, es war gerade zehn Uhr morgens. Der letzte
Tag war ruhig vorbei gegangen, Harry hatte die meiste Zeit einfach nur
geschlafen, beide Male, wenn er aufgewacht war, hatte er Angst gehabt, aber er
hatte sich jedes Mal schnell gefangen, wenn er gesehen hatte, dass keine Gefahr
drohte. Er schlief noch ruhig, die Drachen waren versorgt und vorerst etwas im
Außengehege, um sich auszutoben. Also trat der Rotschopf in das offene
Wohnzimmer. „Remus,“ nickte er dem ehemaligen Werwolf zu. „Severus, Lucius, was gibt es?“
„Wir wollten wissen, ob es Harry besser geht,“ gab der
Goldäugige zurück und ließ sich auf dem Sofa nieder.
„Nicht sonderlich,“ gab Charlie zurück. „Er schläft wieder
viel, er hat Angst, er ist verstört – und er weigert sich strikt, auch nur
wieder einen Fuß in den Unterricht zu setzen. Er hat Angst, davor, dass sich das
wiederholen könnte. Ich habe nicht vor, ihn zu zwingen. Er kann hier in Ruhe
lernen. Noch mehr nervliche Belastungen macht er nicht mit.“
„Aber die Gefahr ist viel zu groß, dass er sich abschottet
und einigelt,“ gab Luicus zu Bedenken. „Das ist auch nicht gesund. Am Ende denkt
er, dass Jeder ihm nur schaden will und macht sich selbst nur noch
unglücklicher. Nein, das wäre nicht fair. Meinst du nicht auch?“
Der Drachenzähmer zuckte mit den Schultern. „Er hat Angst,
ich werde ihn zu Nichts zwingen, es ist seine Entscheidung. Und zumindest bis
Weihnachten werde ich ihn sicher nicht bedrängen, er soll sich erst mal wirklich
wieder erholen, ohne angestarrt zu werden, wo immer er auftaucht, nur, weil er
verheiratet ist oder sonst was. Ich habe nichts dagegen, wenn Draco hierher
kommt und er hat Ron, ich gehe davon aus, dass die Beiden zu verhindern wissen,
dass er sich zu sehr einigelt.“
Severus schloss kurz die Augen und zählte langsam bis Zehn.
Gut, er verstand, dass Potter nicht wieder in
den Unterricht wollte, aber das war auch keine Lösung! Nun gut,
Weihnachten, bis Weihnachten, danach würde er sich den Bengel höchstselbst
vornehmen. Aber vielleicht war es tatsächlich einfach nur eine Auszeit, die der
Beste brauchte. „Isst er?“
„Ein paar Bissen pro Mahlzeit, es wird wieder besser. Ich
denke, in ein, zwei Tagen ist er wieder auf den Beinen. Er ist physisch bei
weitem nicht so verletzt, wie psychisch. Er hat konstante Alpträume, selbst,
wenn ich da bin.“ Charlie setzte sich auf die Lehne seines Sessels, immer auf
dem Sprung, um zu seinem Mann zu kommen, sollte er etwas hören.
„Das ist immerhin etwas,“ stimmte Lucius zu. „Vielleicht wird
es nach Weihnachten besser. Es ist vermutlich nur die Ruhe, die er braucht.
Vielleicht sieht im neuen Jahr Alles schon besser aus.“
„Das hoffe ich,“ nickte Charlie.
„Was ist mir seinem Training?“, fragte Severus, wie immer
sehr, sehr direkt.
„Ich rede mit Harry, wenn ich denke, dass er körperlich
wieder in der Lage dazu ist,“ versicherte Charlie. „Ist sonst noch was? Ich
denke, er wacht gleich auf und dann sollte ich da sein.“
Remus lächelte etwas. „Nein, wir wollten nur wissen, wie es
ihm geht. Oh, und deine Eltern haben ihre Anwesenheit zu Mittag schon angedroht,
Molly sagte etwas von Kochen für alle, das sei besser, als das, was Hauselfen
fabrizieren.“
„Oh Merlin, dann kann ich mir wieder was über meine Ordnung
anhören,“ stöhnte Charlie nur, nickte aber dann. „Dann denke ich, werde ich euch
wohl Alle zu Mittag wieder sehen,“ stellte er nur fest, dann deutete er zur Tür.
„Dann sehe ich euch sicher nachher, ich muss meinen Mann auf eine Invasion
vorbereiten.“ Mit den Worten ging Charlie wieder ins Schlafzimmer, er sah, wie
Harry unruhiger wurde., hörte im Hintergrund die Türen schließen. Ah, sie waren
allein. Umso besser. Er bezweifelte, dass sein Mann gerade gut auf Gesellschaft
beim Aufwachen reagieren würde. „Harry... komm, wach auf.“
Nur ungern öffnete Harry die Augen. Wach war er schon etwas
länger gewesen, er hatte Stimmen gehört und Leute, die gegangen waren, doch er
wollte sich eigentlich nicht dem Tag stellen. Nun sah es allerdings so aus, als
habe er keine Wahl mehr. Er richtete sich etwas auf, lächelte Charlie an. „Hi,“
flüsterte er, kuschelte sich in die wartenden Arme des Älteren, in denen er sich
so sicher fühlte.
„Guten Morgen du, fühlst du dich etwas besser?“, fragte
Charlie sanft, strich durch die dichten, wüsten Locken.
„Ja,“ nickte Harry, er wollte den Anderen nicht enttäuschen.
„Ich.. es ist Allein in.. Ordnung.“
„Gut, dann solltest du dich anziehen und ich mache uns ein
leichtes Frühstück,“ schlug der Drachenzähmer vor. „Denn zu Mittag gedenkt
unsere Mutter zu kochen, Vater und sie kommen vorbei, Remus auch. Und ich denke,
der miesepetrige Tränkemeister wird uns auch belästigen, nicht zu vergessen, Ron
und die beiden Malfoys.“
„Was?!“, automatisch schoss Harry in die Höhe. „Nein, nein,
bitte...!“
„Ruhig! Harry, Niemand wird dir etwas tun, beruhige dich, es
ist nur unsere Familie und ein paar Freunde.“ Er küsste den aufgebrachten Jungen
sanft, sah ihm dann in die Augen. „Keine Gefahr. Sie wollen wissen, wie es dir
geht, mehr nicht.“
„Muss... muss das sein?“
Charlie lächelte ermunternd. „Ich denke, es würde dir gut
tun,“ erklärte er und reichte Harry ein Bündel mit einfachen Klamotten. „Draußen
warten außerdem noch vier kleine Monster darauf, von dir bespielt zu werden.“
„Sie sind draußen?“
„Ja, und das auch nur, weil ich die Tür dieses Mal
zugezaubert habe,“ erklärte Charlie grinsend. „Na los, bevor sie sich einen
Tunnel hier rein gegraben haben.“
Das brachte auch Harry zum Lächeln. Ja, er benahm sich
kindisch. Niemand hatte verlangt, dass er in die Schule sollte, aber er hatte
den Kleinen doch versprochen, sich immer um sie zu kümmern und er hatte Charlie
versprochen, diesem bei der Aufzucht zu helfen. Und was tat er stattdessen? Er
lag hier herum und jammerte. Rasch griff er nach dem Stapel Kleidung, der ihm
hingehalten wurde, verschwand dann im Bad.
Charlie sah seinem Mann erleichtert hinterher. Offensichtlich
hatte Harry beschlossen, wenigstens zu versuchen, sein Leben wieder in die Hand
zu nehmen, statt sich weiter in Ecken zu verstecken, wie es an seiner Stelle
vermutlich jeder Andere getan hätte. Und der Rotschopf war froh darum. Er
wollte, dass Harry endlich leben konnte, für sich, glücklich, weit weg von all
den Orten, die ihm Schmerz bereiteten. Aber dafür mussten sie leider erst noch
etwas Anderes schaffen. Den verdammten Krieg. Sein Geliebter konnte sich nicht
entziehen, so gern er das auch sehen würde, Charlie ahnte, dass man dem Jüngeren
folgen würde. Denn dieser Krieg konnte, dank der Prophezeiung, ohne Harry weder
gewonnen noch verloren werden. Man würde ihn immer jagen, ihn zu einer Leitfigur
machen wollen, um ihn umzubringen oder ihn als Galleonsfigor zu nutzen, es würde
nie ein Ende nehmen und das konnte er dem Grünäugigen genauso wenig antun.
Aber er wusste schon, wie er Harry aufheitern konnte. Zu
Weihnachten wollte er dem Jüngeren seine neue Heimat zeigen, den Ort, an den sie
einst ziehen würden, wenn das Alles um war, den Ort, wo sie leben und arbeiten
würden. Das kleine, schöne Haus mitten in Rumänien, bei der Drachenkolonie, weit
weg von der verhassten Politik und all den Blicken, mit denen der Jüngere immer
tormentiert wurde. Dann konnte Harry auch endlich all die anderen Drachen kennen
lernen und die Anderen, die dort arbeiteten. Und Weihnachen selbst konnten sie
dann in Frankreich feiern, wie geplant, bei Fleurs Familie, damit sie die auch
kennen lernen konnten. Das konnte er dann heute mit seinem Vater besprechen.
Er wurde aus diesen Gedanken gerissen, als die schlanken Arme
sich um seinen Hals legten. „Na?“, fragte der Drachenjäger, zog Harry auf seinen
Schoß, küsste ihn. „Das Bad hat gut getan, oder?“
Harry lächelte etwas, nickte dann. „Ja,“ stimmte er zu.
„Kommst du mit zu den Kleinen raus?“
„Ich muss den Ansturm der Anderen managen,“ erklärte Charlie
seufzend. „Aber ich komme nach, nachdem ich Ma gezeigt habe, wo ich die Töpfe
versteckt habe.“ Der Rotschopf grinste. „Na los, raus mit dir an die frische
Luft!“, er hob seinen Zauberstab, sprach einen Wärmezauber und scheuchte Harry
hinaus.
Er beobachtete aus dem Fenster, wie der Jüngere sich erst mal
zögerlich umsah, dann aber auf die tatsächlich aufgeregt auf und abspringenden
zuging und sich enthusiastisch begrüßen ließ. Nun, da durfte sich wohl Jemand
noch mal duschen, bevor es Essen geben würde! Spätestens in zwei Minuten würde
Harry selbst einem Golem gleichen! Aber es war einfach toll zu sehen, wie der
Andere so endlich seine Scheu wieder verlor und sich im Schlamm wälzte. Ohne
Angst und Erinnerungen, die ihn jagten.
Als er sich sicher war, dass es Harry gut ging, wo er gerade
war, trat er zum Kamin und hob die Floosperre, rief den Fuchsbau. Er musste auch
nicht lang warten, bevor seine Mutter den Kopf durch die Flammen hielt. „Wenn
ihr kommen wollt, ,die Verbindung ist offen,“ schlug er vor.
„Woher..?“
„Ihr habt es Remus erzählt und der hat mich netterweise
vorgewarnt, Ma,“ lächelte Charlie.
„Wie geht es Harry?!“
„Du kannst gern kommen und ihn selbst fragen, sobald ich
nachher den Matsch und Schlamm von ihm gekratzt habe.“
„Wir sind sofort da!“
Charlie nickte und trat zurück, setzte sich in seinen Sessel.
Er musste nicht lange warten, bis das Feuer das erste Mal röhrte. „Percy! Du
hast Zeit? An einem regulären Arbeitstag?“
Der Jüngere lächelte nur und setzte sich. „Ich habe sie mir
genommen,“ gab er nur zu Wissen. Es hat Vorteile, die alten Sitze eingefordert
zu haben, ich habe das Recht auf einen eigenen Stab, der für mich arbeitet. Die
machen gerade meine Aufgaben, bis ich wieder da bin, Bruderherz. Man hat ein
tolles Leben, wenn man den Status eines Malfoy hat,“ fügte er grinsend hinzu,
wurde aber dann wieder ernst. „Alles in Ordnung bei euch? Hat Harry sich endlich
wieder beruhigt? Geht es ihm wieder besser?“
„Es geht ihm besser, aber allein die Vorstellung, dass heute
Jemand kommen wollte, hat ihn fast an die Decke gehen lassen. Aber ich denke,
das wird sich wieder beruhigen. Er braucht nur etwas Zeit, fern ab der Blicke
Anderer, er kann so lange hier lernen und sich erst mal wirklich mit der neuen
Situation auseinander setzen.“
„Er tut dir gut, Bruder,“ lächelte Percy einfach. „Und du
ihm. Ich habe dich nie zuvor so beherrscht erlebt. Du hast noch nicht mal diesen
einen Bengel tot geschlagen.“
Charlie lachte leise. „Ja,“ gab er zu. „Es ist... ich weiß
nicht, die Meisten würden ihn als anstrengend empfinden, ich bin froh, ihn zu
haben. Er will immer nur Dinge für Andere tun, aber er denkt nicht an sich, ganz
Anders, als der Rest der Welt.“
Percy musste grinsen, als er diesen ungewohnt sanften
Ausdruck auf dem Gesicht seines sonst so harten Bruders sah. Oh ja, Harry hatte
dem Anderen endlich gezeigt, dass man nicht immer der Kälteste sein musste.
Allerdings wurde ihr kurzes Gespräch unterbrochen, als ihre Mutter durch die
Flammen in das Zimmer stürzte, beladen mit mehreren Töpfen und Tüten.
„Mutter, auch in diesem Hause gibt es Töpfe und
Lebensmittel!“, stöhnte Charlie, als er das sah, er nahm der überladenen Frau,
die ihn irgendwie an ein Muggelkinderspiel namens Packesel erinnerte, die Tüten
ab und half ihr, die Sachen in die Küche zu schaffen.
„Ja, aber was für Welche! Kind, die sind doch viel zu klein!
Damit kann ich nicht arbeiten! Oh, zeig deinem Vater, wo ich bin, der hat den
Rest der Sachen.“
„Noch mehr?!“
„Na, hör mal! Der arme Junge braucht ein Festessen und du
kommst mir auch vor, als hättest du schon wieder abgenommen! Nicht zu vergessen
Severus! Der arme Mann! Er erinnert mich jedes Mal an eine halbe Hungersnot!
Seine Nase sähe nicht halb so gefährlich aus, wenn etwas Fleisch darauf wäre!“
„Ein Grund für mich Frau, sicher nicht zuzunehmen!“, knurrte
es von der Tür. „Ich bestehe auf meine dürre, hässliche Hakennase!“
„Was machst du denn schon hier? Du bist doch gerade erst
gegangen!“, stöhnte Charlie, während er seinem armen Vater half, seine Last in
der Küche so zu verteilen, die inzwischen irgendwie richtig klein geworden war.
Das waren Lebensmittel für mehrere Tage! Nicht für ein einziges Essen, auch,
wenn sie ein paar mehr Leute waren! Vermutlich würde es für ein Mittagessen in
der Schule selbst reichen!
„Ich hatte vergessen, die Tränke abzustellen,“ knurrte der
Mann und reihte mehrere Phiolen auf der Arbeitsfläche auf, dem einzigen Ort, der
nicht vollgestellt war mit irgendwelchen Sachen. „Sonst überlebt der Bengel
dieses Essen mit Sicherheit nicht und vielleicht sollt eich selbst auch
einen...“
„Severus Sebastian Snape!
Ich
warne dich!”, rief Molly sofort, eine Hand in der Hüfte aufgestützt, in der
Anderen den Kochlöffel. „Du wirst deinen Teller leer essen! Und zwar den, den
ich vorbereite! Suppe, Hauptessen und Nachtisch! Und davor wirst du dich hier zu
mir stellen und mir vorbereiten helfen! Alle Anderen – raus!“
Lachend und gröhlend verzogen Percy und Charlie sich mit
ihrem Vater aus der Küche, nicht glauben könnend, dass ihre Mutter soeben den
gefürchtetsten Lehrer der Schule nicht nur zwang, ihr zu helfen, sondern auch
über sein Essverhalten wachen würde. Oh, das war so herrlich! Irgendwie ging
ihnen gerade der Respekt vor dieser Person flöten, aber vollkommen. Nach immer
um Luft japsend setzten sie sich im Wohnzimmer auf die Sessel. „Dad, welche
Armee will Ma bekochen? Nur, damit ich weiß, wie viel ich nachher irgendwo
unterbringen muss?“, fragte Charlie, als er wieder sprechen konnte.
„Ich habe keine Ahnung, sie hat den gesamten gestrigen Tag
nur mit Einkaufen zugebracht und nur vor sich hingeredet, was sie alles kochen
will. Von wie viel war leider nie die Rede, den Mut, sich ihr in den Weg zu
stellen, wenn sie dabei ist, etwas auszuhecken, habe ich beim besten Willen auch
nicht.“
Percy lachte nur: „Wer hätte das bitte? Nicht mal Snape traut
sich doch, ihr zu widersprechen! Ich wette, nicht mal Malfoy Senior würde so
etwas Dummes tun!“
„Wo ist Harry?“, fragte Arthur auf ein Mal. „Bei dem Lärm
wäre er doch sicher schon lange aufgewacht.“
Charlie lächelte, er stand auf und trat erneut zu dem
Fenster, dass zum Gehege der kleinen Drachen zeigte. „Hier,“ erklärte er. „Da
draußen sind fünf Lehmklumpen, einer davon ist mein Mann, wer ist gerade
schlecht zu sagen.“
„Ich würde sagen, es ist der Rechte, der mit den fünf Fingern
statt der Krallen,“ grinste Percy, der sich das ansah, es stimmte, es war
wirklich schwer zu sagen, wer da draußen wer war. „Ma würde die Krise bekommen,
wenn...“
„Wenn was, junger Mann?!“, fragte in dem Moment Molly, das
Ohr ihres Sohnes zwischen zwei Fingern. „Nur weiter, Percy, wenn ich was wissen
würde?“
„Äh... wie.. Harry aussieht?“
„Warum? Ist er krank? Ich dachte, er liegt im Bett!“
„Liegen stimmt, Bett nicht,“ schaltete Arthur sich ein. „Eher
sich im Matsch wälzen... es scheint ihm gut zu gehen, Molly, er spielt mit den
Drachen...“
„mit den Drachen?! Das sind doch keine Kuscheltiere! Charlie!
Hol ihn rein! Nicht, dass ihm noch was passiert! Kommt gar nicht in frage! Seit
wann bist du so...?!“
„Ma, sieht er wirklich so aus, als wäre er in Gefahr? Und
kennst du mich nicht gut genug, um zu
wissen, dass ich ihn nie einer Gefahr aussetzen würde? Die Drachen gehen
Kommando, wenn Harry etwas sagt. Sie gehorchen ihm, wie trainierte Hunde. Sieh
sie dir an, er hat einfach nur Spaß. Aber ich hole ihn gleich rein, damit er
sich noch duschen kann, bevor wir essen und die Drachen müssen auch gleich
gefüttert werden.“
Molly sah ihren Sohn prüfend an, dann noch mal aus dem
Fenster, wo die fünf Figuren sich weiter im Schlamm wälzten. Charlie hatte
Recht, es sah nicht aus, als wäre Harry in Gefahr, aber es gefiel ihr einfach
nicht, sie machte sich Sorgen um den fragilen Jungen. „Dann hol ihn schnell
rein, es ist kalt, es soll heut Nacht sogar schneien.“
„Keine Sorge,“ lächelte Charlie. „Ich habe einen Wärmezauber
auf ihn gesprochen und wie gesagt, die Drachen müssen auch gleich gefüttert
werden. Übrigens würde ich in die Küche zurück, sonst massakriert Severus das
Huhn, was ich da drin gesehen habe.“
„Mein Huhn!“, mit diesen Worten jagte Molly wieder in die
Küche.
„Oh und Dad, wegen Weihnachten – ich möchte bald mit Harry
zum Drachenhorst nach Rumänien, aber wir kommen pünktlich nach, zu Fleurs
Familie nach Frankreich. Harry soll ein richtiges Weihnachten haben. Mit Familie
und allem Anderen dazu.“
Arthur lächelte sanft. „Das finde ich gut...“
Seit dem Überfall auf Harry waren inzwischen drei Wochen
vergangen und es war Ende November. Der erste Schnee war schon gefallen und es
herrschte eine angenehme Ruhe, doch der Grünäugige fürchtete, dass das nicht
lange so bleiben würde. Es blieb nie lange friedlich, das war immer schon das
Problem an solchen Zeiten. Dann traf ihn Irgendwas anschließend nur umso härter,
wie Sirius’ Tod...
Er sah zu den kleinen Drachen, die sich gerade im frisch
gefallenen Schnee wälzten und sich geschwisterlich tratzten, sich aber dabei
immer benahmen, sie hörten auf, sobald er es verlangte und sie aßen ihre
Fleischstücke schön manierlich, statt sie quer durch die Wohnung zu zerren.
Er fühlte sich manchmal einfach nur so glücklich, wenn
Charlie kam, wenn sei sich küssten, wenn sie zusammen im Bett lagen. Der
Drachenzähmer machte ihn so glücklich, er war wie ein Traum und seine größte
Angst war es, dass der irgendwann verschwinden würde. Das würde er sicher nicht
verkraften. „Oh, hallo, Schnäbelchen,“ lächelte er, als der Tukan sich auf seine
Schulter setzte, ihn begrüßte und sein Leckerli, heute bestehend aus einigen
Orangenstücken, einforderte.
Harry sah auf, hinüber zu der Schule. Er hatte keine Angst
vor dem Gebäude, schon mehrfach hatte er sich in die Bücherei gestohlen, um sich
Bücher zu holen, doch er ertrug es nicht, Anderen zu begegnen und schon gar
nicht Gryffindors. Sie Alle sahen ihn immer noch an, wie einen Verräter, wenn er
den Fehler machte, sich zu zeigen, also huschte er in Ecken und versteckte sich,
er war auch nur noch draußen, wenn er tagsüber im Freigehege mit den kleinen
Drachen spielte, die auch nachts nicht mehr im Schlafzimmer, sondern in ihrem
eigenen Raum schliefen. Was zu Beginn nur unter heftigsten Protesten hingenommen
worden war.
Überrascht sah Harry allerdings auf, als er eine pechschwarze
Eule auf sich zukommen sah, die Schnäbelchen sichtlich nicht ausstehen konnte
die ihm aber immer wieder sein Bein hinhielt. „Nicht, Kleiner,“ bat Harry daher
sanft, setzte den Tukan auf den Ast, auf dem er saß, nahm dem Botentier sein
Packet ab und sah zu, wie es im weißen Himmel verschwand, der schon wieder
frischen Schnee versprach.
Von wem war das denn? Es war ein auch noch in Schwarz
eingepacktes Kästchen, von dem aber keine Zauber auszugehen schienen. Und mitten
auf den silbernen Bändern leuchtete ein blutrotes Sigel mit einer Schlange
darauf. Von einem der beiden Malfoys? Warum hatten sie es ihm dann nicht einfach
gebracht? Es war nicht so, als würden sie nicht wissen, wo sie ihn finden
konnten. Und immerhin würde Lucius ihn heut Nachmittag auch trainieren!
Kopfschüttelnd erbrach Harry das Sigel – und sprang schreiend
einen Schritt zurück, denn aus der Schachtel fielen drei Dinge: ein Brief, ein
menschliches Herz und eine weitere, kleinere Schachtel. Heftig atmend starrte er
auf das Stück toten, blutigen Fleisches, bevor er mit zitternden Fingern nach
dem ebenfalls versiegelten Brief griff und ihn, mehr als nur widerwillig
öffnete.
---
Harry, oder sollte ich dich schon mein Geliebter nennen?
Ich denke, du weißt von wem dieser Brief ist. Ich habe
gehört, deine Vergangenheit war auch nicht die Schönste und das brachte mich zum
Nachdenken. Ich bin zu einem Schluss gekommen, der uns Beiden entgegen kommen
dürfte – ich werde dich nicht weiter jagen, im Gegenteil, ich werde dich zu dem
Meinen machen, dich in mein Bett holen, unsere Kräfte auf jeder Ebene vereinen.
So werden wir Beide stark sein! Wir Zwei werden die Welt
stürzen und uns untertan machen! Um diese Lachnummer an deiner Seite mach dir
keine Sorgen, ich werde sie zu beseitigen wissen. Ich habe gehört, dieser Bund
ist noch nicht vollzogen – belass es dabei, halte dich rein für mich. Sei meiner
würdig, denn ich biete dir Alles: Macht, Geld, Luxus.
Das Herz gehört zu deinem Onkel, es war gar nicht so einfach,
in Azkaban einzubrechen und ihn umzubringen, aber ich muss sagen, es hat mir
Freude bereitet, den Mann zu Tode zu foltern, er hat geschrieen, wie ein
Spanferkel beim Ausbluten. Es war ein wahrer Genuss. So und schlimmer werde ich
mit Jedem verfahren, der es wagt, Hand an dich zu legen.
Du bist nur mein!
Und ich kann es kaum erwarten, mit meinen Fingern deine Haut
zu liebkosen und dich zu küssen. Anbei liegt eine kleine Aufmerksamkeit. Der
Ring ist ein Familienerbstück, ich hoffe, er trifft deinen Geschmack.
Trage ihn,
voller Liebe,
Lord Voldemort
----
Nein! Nein, das musste ein Alptraum sein, mehr nicht! Harry
spürte, wie die Übelkeit in ihm aufstieg, als er erneut den blutigen Klumpen
Fleisch anstarrte. „Nein! Nein, nein, nein, nein!“, flüsterte er, bevor er seine
Hand hob und das Ding in Flammen aufging, bis nicht mehr übrig war, als ein
Haufen Asche. Danach brachte er die Drachen rein, entschuldigte sich, flüchtete
ins Bad, stellte sich unter die Dusche und drehte den Wasserstrahl an – auf
glühend heiß. Es tat weh, als die Strahlen ihn trafen, aber es tat auch
wirklich, wirklich gut. Allein diese Vorstellung, dass die dürren,
schlangenhaften Knochenfinger ihn anfassen würden oder dass der Mann allen
Ernstes erwartete, Sex mit ihm zu haben, ließ ihn erschaudern.
Nein! Niemals! Nie im Leben würde er sich zu der Hure eines
Verrückten machen lassen! Nie im Leben! Regelrecht hysterisch schrubbte Harry
sich selbst. Er hatte es gewusst, es musste wieder was passieren und es würde
alles Andere als schön sein, wenn es soweit war. Hier war es. Tom wollte ihn.
Nein, nein, nein! Er durfte nicht daran denken! Er.. konnte
es nicht mal Jemandem sagen. Charlie würde durchticken und etwas Dummes tun, wie
sich Tom stellen und getötet werden, etwas, das er nie zulassen würde, Lucius
und Severus würden es sicher den Weasleys erzählen und der gesamte Clan, der
wegen ihm schon eine Tochter verloren hatte, würde auf Kriegspfad gehen! Und wer
wusste, was sie dieses mal verlieren würden. Remus würde ebenfalls durchdrehen
und etwas Dummes tun. Er musste das hier für sich behalten und hoffen, dass der
Irre nichts weiter von sich hören lassen würde...
Harry wusste nicht, wie lang er schon da gesessen hatte, er
hatte nicht mal mitbekommen, dass er sich hingesetzt hatte, doch seine Haut war
feuerrot und hatte an einigen Stellen Blasen geworfen. Entschlossen stand Harry
auf, sprach einige einfache Heilzauber, froh um Poppys Unterricht und zog sich
frische Kleidung an, auch wenn er immer noch das Gefühl hatte, überall Blut zu
riechen.
Lange stand Harry dann vor dem Spiegel, bevor er sich
zusammenriss und die Badezimmertür wieder öffnete. Er sah sich immer wieder um,
bevor er hinaus trat, vor die Hütte. Da! Da kam er! Unverletzt und sichtlich
erleichtert, dass sein Unterricht fürs Erste vorbei zu sein schien. „Charlie!“,
ohne nachzudenken, lief Harry ihm entgegen, klammerte sich an den Rotschopf.
„Harry?“, überrascht sah der Drachenzähmer zu seinem Mann,
der sich an ihn klammerte, als ging es um sein Leben. „Ist was passiert?“,
fragte er sofort besorgt. Er sah die stark gerötete Haut, der Jüngere hatte
gebadet, mal wieder viel zu warm und auch noch vor dem Mittagessen...
Harry schüttelte den Kopf. „Nein,“ murmelte er. „Nur froh,
dass du da bist...“
„Schön, das zu hören,“ lächelte der Drachenzähmer, auch, wenn
er etwas verwundert war. Er küsste seinen Mann einfach, nahm dann dessen Hand in
seine und lief zurück zu ihrem Haus. „Kommt Ron heut mal wieder zu Mittag
vorbei?“, fragte er schließlich.
„Nein, er ist heut wieder mit Milli unterwegs,“ erklärte
Harry und er war froh darum. Er brauchte Charlie nach diesem Vormittag eine
Weile für sich selbst. Um sicher zu gehen, dass Dieser da war und nicht
beseitigt worden war, von einem Irren, der von einer Sekunde auf die Andere
beschlossen hatte, statt ihn töten zu wollen, ihn zu ehelichen. Nein! Allein die
Vorstellung war ihm unerträglich! Er steckte seine Nase an Charlies Hals, sog
dessen Geruch in sich auf. Ja, das war schon viel besser.
Überrascht sah Charlie seinen Mann an. Spätestens jetzt
wusste er, dass etwas nicht stimmte, aber Harry sah nicht so aus, als wolle er
sich zu dem Vorfall äußern und ihn zu zwingen war auch keine Lösung. Der Jüngere
würde es ihm sagen, wenn er bereit war. Vielleicht war es einfach nur ein
Alptraum gewesen. „Na, dann komm du. Dann lass uns mal essen, bevor wir unsere
Untermieter füttern müssen!“
Harry nickte, er wartete, bis Charlie sich an den Tisch
gesetzt hatte, der schon gedeckt worden war, setzte sich dann einfach auf dessen
Schoß. Er musste aufpassen, er musste Charlie beschützen und das konnte er nur,
indem der Andere nichts von diesem Brief erfahren würde, wer wusste, was dann
geschehen würde.
Charlie lächelte, er küsste den Jüngeren immer mal wieder,
hielt ihn und genoss so seinen Feierabend. Heute hatte er keine Hausaufgaben zu
korrigieren, sondern konnte sich nur auf seinen Mann konzentrieren, vor Allem,
da morgen Samstag war. Die wenigen Tage an denen sei tun und lassen konnten, was
sie wollten. Hogwarts würde so gut wie leer sein, da Hogsmsaedewochenende war.
Also würde Harry vermutlich wieder in die Bücherei verschwinden, für eine Weile
und am Sonntag würde er den Jüngeren mitnehmen nach London, auf den
Weihnachtsmarkt. Das würde Harry ablenken und er würde wieder von Menschen
umgeben sein, allerdings dieses Mal von welchen, die ihn nicht kannten und von
denen er nichts zu befürchten hatte. Er sollte einfach nur die Weihnachtszeit
genießen und auf andere Gedanken kommen.
„....und ich sag dir, man ist sie eine Bombe! Wir haben...!
He, Harry! Kuck mal, was da liegt!“
Harry sah auf, sah zu seinem Entsetzen, wie Ron eine kleine,
schwarze Schachtel aufhob, die er vollkommen vergessen und verdrängt hatte. Sie
musste da inzwischen seit zwei Wochen herumliegen: „Nein! Nein, fass das nicht
an!“, ohne nachzudenken, oder ohne auch nur auf Dracos komische Blicke zu
achten, schlug Harry dem Anderen die geöffnete Schachtel aus der Hand. Der
silberne Ring rollte über den Schnee, blieb unschuldig im frisch gefallenen Weiß
liegen.
„Was...? Harry, was hast du denn? Es ist doch nur ein Ring!“
„Einer mit einem Totenkopf,“ stellte Draco ruhig fest, er
hatte das Schmuckstück aufgehoben, hielt ihn zwischen seinen behandschuhten
Fingern. „Und einer Schlange. Harry, wo hast du das her?“
„Ich habe es nicht! Ich habe es nicht! Ich will es nicht!
Ich... tu es weg! Mach es kaputte!“, Harry schüttelte heftig mit dem Kopf, ließ
sich in den Schnee fallen und rollte sich in sich selbst zusammen.
„Harry?“, fragte Ron, vollkommen von diesem Anfall
überfordert. Egal, was je geschehen war, so hatte der Jüngere sich noch nie
verhalten! Hastig kniete er sich zu seinem besten Freund.
„Harry, was ist los?
Was ist passiert? Wie kommst
du an einen Todesserring?”
Harry schniefte, er wollte den Anderen abschütteln, aber Ron
war schon immer hartnäckig gewesen, so hatte er ja auch, nach ihrem lächerlichen
Streit im vierten Schuljahr, herausgefunden, was sein Onkel mit ihm tat. Doch er
wollte das nicht erzählen. Es hatte seit zwei Wochen keine weiteren Briefe
gegeben, er hatte sich so sehr darum bemüht, das Alles zu verdrängen und da fand
Ron diesen dummen Ring und Draco erkannte ihn als das, was er war.
„Harry, du kannst es uns doch sagen,“ versuchte es nun auch
Draco, denn er sah, dass das nicht die normalen Ringe waren, die der Dunkle Lord
so ausgab, der hier war ungleich viel wertvoller, besser gearbeitet und in ihm
gab es mehr als vier hochwertige
Edelsteine. „Was hat der Lord dir geschrieben, wenn er dir so einen Ring
schickt?“
Kurz sah Harry auf den dummen Ring, der immer noch zwischen
Dracos Fingern war, wischte sich dann die Tränen aus den Augen. „Er... will
mich,“ flüsterte er. „Bitte... bitte, sagt es Niemandem! Sie würden Alle, Alle
nur was Dummes tun! Ich will nicht, dass Irgendwer stirbt! Das darf nicht sein!
Es... ist ja noch nichts passiert!“
„Er will dich?“, fragte Ron verwirrt. „Was meinst du damit?
Er wollte dich schon immer töten...“
„Ron, du bist wirklich dämlich! Er will Harry als Faustpfand
an seiner Seite! Als Ehemann, um es für ganz Dumme auszudrücken! Schau dir doch
mal den Ring an! Das ist ein verdammter Verlobungsring!“
„Aber... he, Jeder weiß, dass du schon verheiratet bist!“
„Er... hat geschrieben, dass er sich um dieses... kleine
Problem... kümmern würde und dass.. ich nur ihm gehöre...
„Oh, Harry,“ flüsterte Ron nur,,
nahm den Jüngeren in seine Arme. „Du hast Angst, dass Charlie etwas Dummes
macht, wenn er davon erfährt, oder?“, fragte er dann. Er tauschte einen
besorgten Blick mit Draco. „Aber du hättest doch mit uns darüber reden
können...“
„Ich... wollte Niemanden damit belasten,“ flüsterte Harry müde, doch er fühlte
sich besser, nun, wo es noch Jemand außer ihm wusste. „Und... ihr dürft es
Niemandem sagen! Bitte! Charlie, er... er würde vielleicht was Dummes tun und
ich will ihn doch nicht verlieren! Er.. ich... ich liebe ihn doch...“
Draco
hob eine Augenbraue. Der Jüngere hatte Recht. Wenn dieser Weasley erfahren
würde, was der Andere durchmachte, würde er auf eigene Faust Voldemort gegenüber
treten und es würde zu einem Desaster werden, vor Allem eben für Harry. „Wir
werden Niemandem etwas sagen, nicht wahr Draco?“
Draco
sah lange auf den Ring, dann auf Harry, der ihn erwartungsvoll ansah. Er
seufzte, legte das Ding wieder in seine Schachtel und zauberte ein tiefes Loch
in die Erde, warf den Schmuck hinein und zauberte es wieder zu. „Ich finde es
falsch, Niemandem was zu erzählen, aber ich werde es nicht tun,“ fügte er an.
„Gut,“ flüsterte Harry erleichtert, sah dann zum Himmel auf. Es war falsch, er
hatte in den letzten Zwei Wochen sehr wohl noch ein Päckchen bekommen. Mit
langstieligen, schwarzen Rosen. Den Brief hatte er nicht mal mehr geöffnet,
sondern Alles, wie es war, verbrannt. Und noch hatte Niemand ihm vom Tod seines
Onkels berichtet, er nahm an, entweder man hatte es noch nicht entdeckt, oder
was wahrscheinlicher war, man wollte es ihm ersparen, nicht wissend, dass man
ihm sogar dessen Herz geschickt hatte. Noch ein paar Kleinigkeiten, die er nicht
erzählen konnte und wollte. Ron und Draco sollten damit nicht weiter belastet
werden, sie wussten jetzt schon zu viel.
Draco
sah den Grünäugigen an, der sich inzwischen wieder erhoben hatte und sich den
Schnee aus seiner Kleidung klopfte. Er wusste, da war mehr, der gehetzte Blick
sagte schon Alles, die Tatsache, dass der Jüngere sich immer weiter von Allen
und Jedem abkapselte. In diesen Briefen von dem Irren war sicher mehr gestanden
und das nahm Harry schrecklich mit. Vielleicht sollte er doch mit irgendeinem
Älteren reden. Mit Jemandem, der überlegen und nicht kopflos losstürmen würde.
Auch, wenn er Harry etwas Anderes versprochen hatte, aber es war wichtig dass
Irgendwer bescheid wusste, eben um im Notfall eingreifen zu können, um bescheid
zu wissen, denn Ron hatte mehr als ein Mal bewiesen, dass er nicht wusste, wann
man mit der Sprache herauszurücken hatte.
Und
ja, er wusste, mit wem er reden konnte. „Also, Leute. Ich gehe dann mal wieder,
mein Alter will noch was mit mir besprechen. Ron, kommst du nachher auch noch?
Milli würde sich sicher freuen.“
Der
Rotschopf grinste. „Zu Mittag bin ich da...“
„Ja?“, fragte Percy, als es klopfte und sein Sekretär den Kopf hinein steckte.
Er sah nicht mal von der Akte auf, die er gerade bearbeitete. Eine der
Vorbereitungen, die der Prozess gegen Dumbledore nun ein Mal erforderte. Er
würde nicht denselben Fehler machen, wie der Alte, auch, wenn der wenigstens
schuldig war. Es würde eine öffentliche Verhandlung geben, ein Luxus, den der
Alte Sirius Black nicht zugestanden hatte.
„Sir,
Draco Malfoy bittet darum, mit Ihnen sprechen zu dürfen, er beharrt darauf, dass
es wichtig wäre...“
„Draco?“, fragte Percy überrascht. Was wollte denn Lucius’ Sohn von ihm? Und das
auch noch ein einem regulären Schultag zur Unterrichtszeit, wenn er das mal so
anmerken durfte! War etwa etwas geschehen? Nein, unwahrscheinlich, dann hätte er
schon längst einen hysterischen Charlie hier. „Sicher, bring ihn rein, besorg
uns was zu Trinken und etwas Gebäck,“ fügte er noch an, dann beugte er sich ein
weiteres Mal über die Akte, markierte mit einem bunten Stift einen Teil einer
Aussage, dann schloss er sie und schob sei beiseite, gerade, als Draco eintrat.
„Draco. Ich bin überrascht, wenn ich das mal so sagen darf. Setz dich. Was gibt
es? Du siehst... ernst aus.“
Der
Blonde seufzte leise und setzte sich gegenüber dem Weasley, mit dem er zu reden
gedachte, erneut erinnerte er sich selbst daran, wie wichtig es war, dass
wenigstens Irgendwer bescheid wusste und dass das hier kein Verrat war, sondern
eine bitterlich erforderliche Vorsichtsmaßnahme, die Irgendwer treffen musste,
bevor etwas Schreckliches geschah. „Es ist ernst,“ erklärte er ruhig, wartete,
bis der Mann, der ihn rein gebracht hatte, mit den Getränken hinein kam und sie
ausschenkte. Er nahm seine Tasse entgegen, spielte mit ihr. „Es ist etwas
geschehen und ich halte es für besser, dass Jemand bescheid weiß.“
„Etwas geschehen – ich gehe einfach mal davon aus, dass es sich um Harry handelt
und das Charlie es nicht weiß, weil er es nicht will, um ihn zu schützen oder
aus einem anderen, falschen grund. Liege ich richtig?“
„Ziemlich,“ stimmte Draco zu: „Wobei er Recht hat, es Charlie nicht zu sagen, es
wäre wie Mord. Dein Bruder neigt dazu, erst zu handeln und dann zu denken, man
hat es ja bei Finningan gesehen. Es wunder mich, dass er mit dem zermatschten
Gesicht noch eine Aussage machen konnte.“
„Wir
haben ihn oberflächlich geheilt,“ räumte Percy ohne viel Mitleid ein. Der Bengel
hatte verdient, was er bekommen hatte und noch Einiges mehr, aber ja, Charlie
war durchgedreht. Immerhin hatte es einen Halbriesen und einen Mann mit
Werwolfstärke gebraucht, um seinen älteren Bruder von seinem Opfer zu trennen.
„Und um was genau geht es dieses Mal?“, fragte er daher.
„Harry – er bekommt Briefe...“
„Drohbriefe? Ich dachte, die würden Alle abgefangen werden! Wir haben einen
Zauber verwendet, der keine Briefe mit verletzendem Inhalt zustellen würde. Die
kommen Alle hierhin – und glaub mir, es waren Einige. Ein paar der Heuler haben
uns wirklich unterhalten.“
„Es
sind keine Drohbriefe, nicht im eigentlichen Sinne, auch, wenn Harry sich mehr
als bedroht fühlt. Man muss ihn mit Gewalt von der Seite deines Bruders
pflücken, er lässt Charlie nur ungern aus den Augen und er hat dauernd Angst.“
„Keine Drohbriefe und er hat trotzdem Angst? Das brauche ich, fürchte ich, doch
etwas genauer.“
„Voldemort.“
„Äh... der würde aber unter Drohbrief fallen...“
Draco
schüttelte nur den Kopf. „Nein, dass, was er Harry wohl in letzter Zeit schickt,
sind keine Drohungen, es.. sind Liebesbriefe.“
„Entschuldige mich, bitte WAS?“
„Liebesbriefe, er will Harry an seiner Seite, als Mann, als Märesse, als
Unterstützer. Ich kenne den genauen Inhalt nicht, das hat er uns nicht erzählt,
aber er hat panische Angst, dass Charlie von ihm umgebracht wird oder das
Charlie es erfahren und durchticken könnte, dass er sich hinreißen lassen würde,
was Dummes zu tun und das er dabei ins Gras beißt. Darum hat er es Niemandem
gesagt. Nicht ganz zu Unrecht.“
Percy
starrte Draco ungläubig an. Diese Geschichte klang einfach abartig, so abartig,
dass Niemand sie sich ausdenken konnte. Sie musste also wahr sein. Großartig, so
was konnte auch nur Harry passieren, nur dieser Junge geriet vom Regen in die
Traufe ins Güllesilo und ja, Charlie hätte etwas Dummes gemacht und wäre
vermutlich getötet worden, hätte er von den Briefen gewusst. Merlin, ihm selbst
fiel es schwer, nicht etwas gegen die Wand zu werfen! „Allein die Vorstellung,
dass diese Kreatur Sex haben kann,“ murmelte er, während er schauderte. Er hatte
Voldemort gesehen, den schlangenähnlichen Körper, das Gesicht ohne Nase, die
schuppenbesetzte, krankhaft fahle Haut und diese grausigen, langen, knochigen
Finger! Da würde Jeder Alpträume bekommen!
„Danke! Das waren Bilder, die ich wirklich nicht gebraucht hätte!“, stöhnte
Draco, der sichtlich grün wurde, dann aber fortfuhr: „Er hat Harry sogar einen
Verlobungsring geschickt und ich weiß nicht, ob das Alles war. Es war zumindest
Alles, was er uns gesagt hat – weil wir das Ding durch einen Zufall gefunden
haben.“
„Einen...? Oha,“ seufzte Percy und nippte an der Tasse, die vor ihm stand. „Das
ist nicht gut, das ist gar nicht gut. Wenn Charlie das wüsste...“
„Würde er durchticken, ja,“ nickte Draco. „Darum habe ich dich gewählt, Jemand
muss bescheid wissen, sollte etwas geschehen, aber es durfte Niemand sein, der
unbedacht handelt und in dem Fall glaub ich auch nicht, dass dein Vater
sonderlich viel ruhiger geblieben wäre. Du warst die sicherste Option.“
„Du
hast den politischen Verstand deines Vaters geerbt,“ stellte Percy lächelnd
fest. „Du hast Recht, Jemand muss es wissen, aber etwas zu unternehmen, wo noch
nichts geschehen ist, ist Wahnsinn. Du hast richtig gehandelt... wer weiß es
noch?“
„Danke,“ lächelte Draco etwas, zuckte dann die Schultern: „Ron.“
„Ron?
Dann weiß es doch eh bald die gesamte Schule.“
„Ron
wusste seit dem vierten Jahr, was Harrys Onkel mit ihm getan hat. Er hat Harry
versprochen zu schweigen,“ erinnerte er nur. „Dein Bruder wusste noch nie, wo
Loyalität an Mord grenzt.“
Ja,
da hatte Draco natürlich Recht. In der Sache hatte Ron auch jahrelang
geschwiegen, er konnte also die Klappe halten – wenn es der falsche Zeitpunkt
war. Aber das war nur eine der Sorgen, die er hatte.
„Ist
was?“, fragte Draco nach einem kurzen Moment.
„Ich
hab eine unerklärbare Leiche ohne Herz am Hals, die ich totschweigen muss.“
„Hö?“
„Vernon Dursley.“
„Die
Drecksau, die Harry so zugerichtet hat? Tot?“
„Ja,
mausetot. Zu Tode gefoltert, das Herz, die Zunge, die Genitalien abgeschnitten,
letztere haben wir in der Speiseröhre gefunden, er ist daran erstickt. Er war
außerdem geblendet, ein Teil seiner Haut ist abgezogen worden und seine
Fußsohlen wurden verbrannt. Das Herz war spurlos verschwunden. Und dabei sitzt
er in Azkaban, in einem scharf bewachten Trakt!“
„Wow!
Da hatte aber Jemand eine Wut auf ihn,“ stellte Draco überrascht fest.
„Ja,
aber es war Niemand von uns. Wäre es Charlie gewesen, wüsste ich es, außerdem
hätten wir dann nur blutige Masse gefunden. Aber das war eine professionelle
Folter, von der auch Niemand was mitbekommen haben will. Das ist wirklich
unheimlich.“
„Wer
weiß davon?“
„Nicht Viele. Dad natürlich, dein Vater, Snape, Remus. Wir haben entschieden, es
Harry nicht zu sagen, denn der Junge würde sich die Schuld an all dem geben. Er
ist psychisch in keinerlei Fassung, das zu verkraften. Er mag so wirken, als
habe er den letzten Angriff gut überstanden, aber...“
„Das
hat er nicht, er schauspielert,“ kam es überzeugt von Draco. „Ich kenn ihn, er
bekommt einen gejagten Ausdruck in den Augen, wenn er denkt, Niemand kuckt hin,
er hat Angst, wenn es klopft, vor Allem, wenn Charlie nicht da ist und allein in
die Nähe der Schule zu gehen ist für ihn wie eine schwere Arbeit. Selbst, wenn
praktisch Niemand da ist.“
Percy
lächelte und nickte. „Ja, leider ist es so,“ stimmte er zu, nahm sich eines der
Gebäckstücke. „Und das ist vollkommen normal, jetzt, wo er nicht mehr
misshandelt wird, holt das Trauma ihn erst richtig ein und Charlie ist der
einzige Anker, den er hat.“
„Darum hat er ihm auch nichts gesagt,“ nickte Draco. „Er hat Angst.“
Percy
machte ein zustimmendes Geräusch, er betrachtete den Blonden, fragte sich, warum
er Diesem Alles erzählte, aber er wusste, es war kein Fehler, sondern vermutlich
ganz gut. Draco war alles Andere als dumm und wusste, dass er Nichts weiter
erzählen konnte. „Er hat mehr Ängste, als du dir ausmalen kannst, sie brechen
nur das erste Mal richtig durch.“
Draco
lächelte. „Ron und ich sind da,“ versprach er. „Wir haben ein Auge auf ihn und
Charlie tut es auch. Nicht zu vergessen, seine Schoßdrachen, die ihn kaum aus
den Augen lassen. Aber ich dachte, dass trotzdem Jemand davon wissen sollte.
Harry ist zwar nicht in Lebensgefahr, aber durchaus in Gefahr von Voldemorts
Seite aus, vielleicht in Größerer, als je zuvor.“
„Allerdings. Aber ich habe ein Auge darauf. Ich werde den Zauber um Harrys Post
noch mal verändern, vielleicht kann ich verhindern, dass er weiter aufgewühlt
wird,“ murmelte Percy, mehr zu sich selbst, als zu seinem Gast. „Das würde ihm
vermutlich Einiges ersparen, denn wenn uns bei dem Gedanken schon schlecht ist,
wie ist es dann wohl für den Jungen?“
„Allerdings,“ nickte Draco. „Er reagiert panisch. Das hat Ron gemeint. Er hat
den Verdacht, dass gestern wieder was gekommen ist, Harry hat sich danach
glühend heiß geduscht und hatte dann Sex mit Charlie- Mehrfach. Laut.“
Das
brachte Percy zum Lachen. „Es gibt Einzelheiten aus dem Leben meines Bruders, an
denen ich kein Interesse habe!“, grinste er, wurde dann aber wieder ernst. „Ich
finde einen Weg, sie gefahrlos zu beobachten...“
Wo
war denn...? Ah! Da hinten! Gut versteckt, auf einigen anderen Büchern lag es,
das Werk über Heilzauber, dass er brauchte. Zufrieden kletterte Harry auf die
Leite rund holte es herunter, froh, dass Remus ihm erlaubt hatte, sich frei in
der Bücherei zu bewegen. Ohne für jedes einzelne Buch eine Erlaubnis einholen zu
müssen, was zwar an sich kein Problem sein würde, aber was doch reichlich nervig
sein konnte. Rasch legte Harry auch dieses Buch auf seinen wachsenden Stapel.
Der würde ihn wieder für eine ganze Weile beschäftigen.
So,
jetzt brauchte er noch das Buch für die Transfigurationshausaufgaben und das
neue Werk über die Gifte und ihre Aufhebung oder Nützlichkeit in Tränken, dann
hatte er erst mal wieder für mindestens eine Woche Alles. Rasch kletterte er von
der Leiter, sah sich suchend um. Also erst mal ein weiterer Ausflug in die
verbotene Abteilung. Also alle Bücher einsammeln, bei Madame Prince abstellen
und weiter suchen. Er nahm die Bücher, stellte sie bei der Frau ab, die ihn kurz
anlächelte und wieder die Nase in ihr Buch steckte, es war ja nicht der erste
Stapel, dann lief er – zum vierten Mal heute – in die verbotene Abteilung.
Vielleicht sollte er doch mal einen Plan machen, wo er welches Buch suchen
musste.
Genau
in dem Moment, als er in die Abteilung gehen wollte, hörte er den spitzen
Schrei, den Madame Prince aufschreckte, da es sich sichtlich nicht um einen
Schüler handelte. Hastig rannte auch Harry los, seinen neuen Zauberstab in der
Hand – und er musste lachen.
Arme Miss
McGonagall.
Sie stand auf einem Stuhl, schrie hysterisch, als habe sie
eine Ratte vor sich und zitterte am gesamten Leib, während Kheleka sich an einem
der Stühle hochgezogen hatte, da stand und die Beste anzischte. Und nicht nur
McGonagall stand da oben, hinter ihr versteckte sich Professor Flitwick, weiß
wie eine frisch gekalkte Wand. „Also Kheleka!“, rügte Harry, sichtlich um ein
ernstes Gesicht bemüht. „Pfui! Das tut man doch nicht! Und wie bist du hier
überhaupt rein gekommen? Du warst doch bis eben noch mit den Anderen in deinem
Gehege, du Ausbüchser!“
„Mister Potter! Weg da! Das ist ein Drache! Und er ist gefährlich!“
„Professor,“ lächelte Harry beruhigend. „Kheleka ist eine friedliche Seele und
ganz harmlos. Sie hat vermutlich nur mich gesucht. Sie ist doch kaum mehr, als
ein Baby. Komm her, Kleines.“
Sofort stieß der eisblaue Drache sich vom Stuhl ab und tapste zu dem Jungen,
fiepte stolz, als wolle er sagen: ‚Siehst du, ich hab dich doch gefunden!’ und
legte ihren Kopf in die Hände von Harry, der sie auch streichelte.
„Sehen Sie?“, fragte Harry freundlich. „Sie ist ganz harmlos. Ich suche nur noch
ein Buch, dann nehme ich sie mit zurück. Und Kheleka, du setzt dich jetzt und
bleibst da, bis ich fertig bin!“
Mit
einem Fiepen nickte die Kleine eifrig, ließ sich dann fallen
und leckte ihre kleinen Pfoten, während die Professoren sich doch langsam
wieder vom Tisch trauten und an der Bestie vorbei huschten, die sich nicht mal
nach ihnen umdrehte und stattdessen lieber ihr Herrchen im Auge behielt.
Zumindest schien der Drache Harry als solches anerkannt zu haben.
Harry
beeilte sich, seine letzten Bücher zusammen zu tragen, er wartete, bis Madame
Prince sie eingetragen hatte, dann schrumpfte er sie und steckte sie in die
Tasche, froh, dass es immer noch leer war. Nur zwei Erstklässler und wenige
Zweitklässler, die noch nicht nach Hogsmaede durften, saßen inzwischen an den
Tischen um ihre Hausaufgaben zu machen. Sie starrten ihn wie immer mit offenem
Mund an, während er, in Khelekas Begleitung, seine Hand auf ihrem Kopf, wieder
zurück ging, aus dem Gebäude, in dem er sich immer noch so unwohl fühlte.
All
die Blicke, und obwohl die Decken hoch und die Räume weit waren, fühlte er sich
eingeschlossen. Bedroht. Vor Allem, wenn er die rote Uniform von Gryffindor sah.
Aber Charlie war ja auch noch da. Auch, wenn er dass erste Mal ein Geheimnis vor
dem Älteren hatte. Eines, dass ihm so zu Schaffen machte, dass er hasste, wie
nichts Anderes auf der Welt und gegen das er doch nichts tun konnte. Es dem
Anderen zu sagen, wäre, wie ihn in den Tod zu schicken.
Und
das, wo erst an diesem Morgen wieder ein Päckchen angekommen war, gefüllt mit
mehr schwarzen Rosenblättern, auf denen eine Totenkopfkette gelegen hatte, die
er bei dem Ring begraben hatte, auf das sie nie wieder auftauchen möge.
Rasch
überquerte Harry die Wiese, erleichtert, ihr kleines, von Außen so windschief
wirkendes Haus wieder zu sehen. Es war wie eine Befreiung. Rasch und leise
öffnete er die Tür, doch er stockte, als er eine fremde Stimme hörte.
„...
Nummer vier denn nun? Es war der Seltenste, verdammt noch mal! Willst du mir
allein Ernstes erzählen, du hast ausgerechnet den Seltensten von ihnen verloren,
Charlie?! Das ist Wahnsinn!“
„Sie
ist sicher nicht weg! Sie ist nur ausgebüchst und...!“
„Ein
Drache ist kein Hund, den man rufen kann! Was soll das? Diese laxen
Sicherheitsvorkehrungen, das ist doch ein Witz! Und komm mir nicht wieder mit
deinem Mann! Das ist nur übertr...!“
„Hören Sie gefälligst auf, Charlie so anzuschreien! Er hat nichts Falsches getan
und allen Drachen geht es gut! Auch Kheleka! Sie war bei mir! Ich habe einen
Spaziergang mit ihr gemacht!“, erboste Harry sich, stellte sich neben Charlie
und nahm dessen Hand. „Sie haben doch von Nichts keine Ahnung!“
Verdattert wandten beide Männer sich um, nur, um Harry zu sehen, noch mit Jacke
und Rucksack, eine Hand auf dem Kopf der Drachendame, die empört zischte.
„Kheleka ist ein liebes, kleines Mädchen, dass nie Jemandem etwas tun würde und
ob Sie es glauben oder nicht, ICH habe diese Tiere im Griff! Also hören Sie auf,
Charlie anzufauchen!“
Diese
Aussage brachte Charlie nun doch zum Lachen. Sanft hob er Harrys Kopf, küsste
den Jüngeren, bis der sich wieder etwas beruhigt hatte. „Schon gut, er macht
sich nur Sorgen,“ erklärte Charlie, dem es mehr als peinlich war, dass seine
kleine Ausreißerin schon wieder entwischt war.
„Na
und? Er hat dich nicht anzuschreien! Du hast nichts falsch gemacht!“
„Ähh...“, sprachlos starrte der Mann auf den Knirps, der sich mit wütend
lodernden Augen zwischen sie geschoben hatte und ihn böse anstarrte. Ohne Angst
ohne Respekt und mit einem Drachen, der sich für einen Schoßhund zu halten
schien!
„Darf
ich vorstellen, Sir?“. Fragte Charlie belustigt. „Das ist Harry, mein Mann. Ein
natürlicher Drachenzähmer, soweit ich das beurteilen kann. Er hat die Vier dazu
gebracht, miteinander zu spielen, statt zu versuchen, sich gegenseitig
umzubringen. Und wie Sie sehen,
kann er sogar Drachen einfach so mit sich führen, ohne, dass sie Irgendwen
angreifen. Sie haben ihm sogar ihre Milchzähne gegeben. Ich habe auch die
geriebenen, getrockneten Eierschalen hier.“
„Stimmt das?“, fragte der Mann.
„Ja,
aber Sie sind unhöflich. Es ist üblich, sich vorzustellen,“ verlangte Harry
stinkig.
„Ich
bin Theon Abbas, Leiter des Drachenreservats!“; knurrte der Mann unwillig,
musterte den Jungen weiterhin und musste sagen, er hatte durchaus Respekt vor
ihm. „Beweis mir, dass sie dich Alles machen lassen!“
Harry
verdrehte die Augen, er warf seinen Rucksack ab, sah zu Charlie, dann ging er in
die Knie. „Dieser Mann will sehen, wie brav du bist,“ erklärte er Kheleka,
strich sanft über ihren Kopf, hörte sie gurren. „Ich wird dir eine Schuppe aus
dem Schwanz ziehen, ist das in Ordnung?“
Die
kleine Drachendame legte ihren Kopf schief, nickte aber dann und gab Harry ihren
Schwanz, ließ zu, dass der mit einer schnellen Bewegung eine der Schuppen
herauszog, dann küsste Harry sie auf den Kopf. „Tapferes Mädchen,“ lobte er
leise und gab ihr ein Obststück, dass Charlie ihm reichte. „Reicht das, Mister
Abbas?“, fragte er dann ruhig.
„Ich.. glaub das nicht,“ murmelte Theon, er starrte zu seinem rothaarigen
Mitarbeiter: „Wie bitte ist das möglich? Ich habe noch nie gehört, dass ein
Drache sich, egal, wie alt, so behandeln lässt! Als... wäre sie ein Schoß...
he!!“, er starrte auf das Tier, dass mit einem Ratsch seine Hose zerfetzte.
„Kheleka! Pfui! Das macht man nicht! Geh hin und entschuldige dich! Gib ihm
deine Pfote! Marsch!“
Kheleka starrte den Jungen eine Weile an, grummelte, tapste aber dann zu dem
Mann, streckte ihm die Pfote entgegen, sah aber demonstrativ weg.
„Wow,“ flüsterte Theon. Er nahm die Pfote, die sofort wieder weggezogen würde,
bevor der eisfarbene Drache wieder zu seinem Herrchen verschwand und sich seine
Belohnung abholte. „Junge, was muss ich tun, um dich an unser Reservat zu
binden?“, fragte der Mann. „Dich gehen zu lassen, wäre das mit Abstand Dümmste,
was ich je getan hätte! Merlin, Charlie! Du hast nicht übertrieben!“
Charlie lachte nur leise. „Das hab ich doch gleich gesagt. Harry ist ein
natürlicher Zähmer und das gilt nicht nur für Drachen. Sehen Sie doch mal zur
Eulenstange.“
Der
Blick des Mannes folgte dem Fingerzeig, bevor er schneeweiß wurde. „Das
Suppenhuhn...“; stöhnte er, als er den Tukan sah, der ihm schon mal ein
Ohrläppchen abgebissen hatte.
„He!
Das ist Schnäbelchen!“, knurrte Harry. „Und wenn Sie meine Tiere beleidigen,
machen Sie sich nicht gerade beliebt! Komm her, Kleiner!“ Er beobachtete, wie
Schnäbelchen sich erhob und sich auf seine Schulter setzte, sich manierlich eine
Traube aus seinen Fingern klaubte und seinen Kopf an Harrys Wange rieb.
„Wow...“
„Und
wenn Sie mich wollen – befördern Sie Charlie und ich will nicht kritisiert
werden, wenn ich was tue. Ich will freie Hand haben, wie ich mit den Drachen
umgehe, ich denke, das wird zum Vorteil Aller sein. Das sind meine Bedingungen!“
Theon
starrte den Grünäugigen sprachlos an, dann musste er doch lachen. „Merlin, der
Junge isst herrlich, aber weißt du was, Charlie? Ich geh darauf ein! Ihn zu
verlieren kommt nicht in Frage! Und welchen Posten, Junge, möchtest du für
deinen Mann?“
„Oberaufseher über die Drachen,“ gab Harry ohne eine Regung im Gesicht zurück.
Charlie hatte mal erwähnt, dass es das war, was er sein wollte, mit Schlüsseln
zu jedem Gehege und Zugang zu allen Bereichen des Hortes, da der, der den Job im
Moment machte, ein schrecklicher Schlamperer sein sollte. „Und ich arbeite mit
Charlie und sonst mit Niemandem.“
„Harry...,“ flüsterte der Rotschopf gerührt.
„Nun,
ich habe wohl keine Wahl, es sieht aus, als würdest du befördert werden,
Charlie.“
Der
Rothaarige lächelte, hielt Theon seine Hand hin. „Sie werden es nicht
bereuen...“
„Das
weiß ich, sonst hätte ich mich nicht darauf eingelassen,“ grinste Theon, der
genau wusste, dass er den besseren Teil des Deals getroffen hatte. „Und lass
mich raten, der kleine Frechdachs hier wird dein Stellvertreter sein?“
Charlie zog Harry an sich, küsste ihn sanft. „Wer sonst?“, fragte er. „Ich
vertraue ihm, die Drachen vertrauen ihm, wer wäre wohl besser geeignet?“
„Bleibt es dabei? Der Besuch?“
„Ja,“
nickte Charlie. „Am letzten Schultag will ich per Portschlüssel zu meinem Haus,
die nächsten beiden Tage bis Weihnachten werden wir dann im Reservat verbringen.
Ich wollte es Harry zeigen. Und ich denke, nach diesem Jahr können wir dann
wieder dort arbeiten. Harry hat kein Interesse, länger als nötig in England zu
bleiben. Und die Schule kann man auch im Fernstudium abschließen.“
Theon
nickte und grinste, sah dann auf die vielen Gefäße, die vor ihm aufgereiht
wurden. Sie waren mit ordentlicher Schrift und damit nicht von Charlie
beschriftet worden. Erst war da der Name des Drachen, von dem es stammte, dann
die Art des Drachen darunter, danach um was es sich handelte. Geriebene
Eierschalen, Milchzähne, was noch nicht viele waren, ein paar Schuppen von
Jedem. Krallen, die der Junge wohl abgezwickt hatte, damit sie nicht zu lang
wurden. Alles in Allem ein Wert von weit über zehntausend Galleonen, da Alles
freiwillig gegeben war.
Harry
beobachtete den Mann misstrauisch, während der notierte, was sie bisher
gesammelt hatten. „Ich freu mich schon, das Reservat zu sehen und Norbert wieder
zu begegnen,“ lächelte er, lehnte sich an Charlie. „Du hättest McGonagall sehen
sollen, sie ist auf den Tisch gesprungen, als sie Kheleka gesehen hat und hat
geschrieen, wie ein abgestochenes Schwein...“
Charlie lachte nur leise, küsste Harry erneut, tief und innig. „Und? Hast du die
Bücherei wieder mal geleert?“
„Jap.
Und ich hab alle Sachen hier. Was gibt es zu Essen?“
Der
Rotschopf lachte, froh, dass Harry essen wollte. „Steak, Kartoffeln, Maiskolben,
Kräuterbutter,“ gab er zurück. „Und als Nachtisch ein Stück Eistorte von Ma, sie
hat es vor zwei Stunden vorbei gebracht.“
„Cool,“ freute Harry sich, wandte sich dann zu ihrem Gast um: „Wollen Sie mit
uns essen? Lohnen würd es sich!“
„Ich
denke, dazu lasse ich mich überreden...“
„Wow!“, strahlte Harry, als er sich umsah. Sie waren durch einen kleinen Flur in
das Landhaus eingetreten, das auch nicht wirklich klein war. Charlie hatte
maßlos unertrieben. Es war ein wunderschönes Has mit großen Fenstern. Im
Eingangsbereich lag ein bunter Läufer mit Drachenmotiv., das in eine Art Halle
führte, die mit Parkett ausgelegt war. Von dort kam man ins Treppenhaus und in
mehrere andere Zimmer, Ins Wohnzimmer mit einem riesigen Kamin und flauschigen
Sesseln und Sofas, in eine große Küche mit Essbereich, einen Salon, um Gäste zu
empfangen.
Und
hier oben befanden sich vier Schlafzimmer, das Hauptzimmer, in dem sie gerade
standen, war auch das Größte, mit eigenem Bad und einem Ankleideraum, einem
großen, weichen Bett und einem Arbeitsbereich.
Charlie beobachtete seinen Mann. Es war wie eine Verwandlung. Kaum war er weg
von England, blühte er auf, er rannte durch die einzelnen Räume, wie jeder
andere neugierige Teenager es auch tun würde. Die Drachen spielten unten in der
Halle, die für Empfänge oder Ähnliches da war. Standartausstattung bei so einem
Haus. Es war bis auf das Schlaf und Arbeitszimmer ja noch nicht mal fertig
eingerichtet. Nun, dann konnten sie ja noch was gemeinsam machen. „Es freut
mich, dass es dir gefällt. „Und es hat einen großen Garten, in dem du Tiere
anschleppen kannst,“ fügte er an. „Wir werden im Frühjahr mal vorbei kommen,
damit du ihn bewundern kannst.“
Harry
nickte begeistert, stellte seine Tasche ab: „Gehen wir jetzt ins Reservat?“,
fragte er neugierig.
„Natürlich,“ nickte Charlie, nahm die Hand des Jüngeren in Seine. „Komm, ich
wette, Mister Abbas steht sich schon die Beine in den Bauch.“
„Nehmen wir die Kleinen mit?“
„Tun
wir, damit wir sie rechtzeitig füttern können.“
„Dann
los!“
Lachend folgte Charlie seinem aufgeregten Mann, der den Drachen einfach befahl,
ihm zu folgen, was die auch wie Gänseküken alle Vier taten, wieder hinaus ins
Freie, die Straße nach oben, zu dem großen, runden Steintor, in dem statt einer
Tür eine Art Membran schimmerte. Er trat dorthin, legte seine Hand auf die
Membran und sah zu, wie sie sich trennte, holte dann Harry und winkte ihn und
die Drachen hindurch, bevor er selbst eintrat.
„Ah,
endlich! Ich hab schon auf euch gewartet!“, tönte es von Theon, der gerade um
die Ecke kam. „Harry, komm hierher, dann binde ich dich gleich in die Membran
und... bist du sicher, dass die nicht gleich angreifen?“, fragte der Mann,
sichtlich unsicher, als er die Kleinen sah, die ihn misstrauisch musterten.
Harry
kicherte nur: „Sie sind ganz harmlos, sie tun Niemandem was...“
„Solang sie wissen, dass Harry sie beobachtet,“ vervollständige Charlie den Satz
und half Theon, Harry in die Membran einzubinden, bevor sie den ausgetretenen
Weg entlang liefen. Noch deutete eigentlich nichts darauf hin, dass hier
Hunderte von Drachen leben sollten.
„Wo
sind sie denn Alle?“, fragte Harry schließlich, nachdem sie eine ganze Weile
gelaufen waren. „Ich seh nicht einen einzigen Drachen.“
„Sie
verstecken sich, in den Wäldern oder sie sind in der Futterzone. Die Kleinen
sind in der Aufzuchtstation,“ erklärte Charlie geduldig. „Ah, kuck mal, da
hinten! Da ist einer und.. was ist denn hier los?“, fragte er auf ein Mal, als
er sah, wie aggressiv das Tier war, dass direkt auf sie zuhielt. Automatisch zog
er seinen Stab, schob Harry hinter sich. Doch da drehte das aufgebrachte Tier
auch schon ab
Theon
rieb sich sein Nasenbein. „Sagen wir einfach, Michaelson ist nicht wirklich gut
im Umgang mit Irgendwem, der noch atmet, sei es Mensch oder Tier,“ erklärte
Theon. Der Idiot war in den letzten drei Tagen sieben Mal auf der
Krankenstation. Ich will ihn nur noch feuern.“
„Was
hindert Sie daran?“
„Nun,
ich möchte ihm so was wie eine letzte Chance geben.“
„Sieht nicht sehr erfolgreich aus,“ stellte Charlie nur fest, zuckte aber dann
die Schultern und setzte seinen Gang mit Harry an der Hand fort, während die
kleinen Drachen immer wieder auf und ab hüpften. „Ah, kuck dahin, Harry! Da
hinten sind die großen Ställe!“
Sofort folgte Harry mit den Augen dem ausgesteckten Arm, klatschte lachend. „Die
sind riesig! Und so viele! Ich dachte, die Meisten schlafen in ihren eigenen
Horten!“
„Einige mögen auch die Ställe und ein paar der Gebäude sind auch Lager,“
erklärte Charlie geduldig. „Außerdem sind da auch Unterkünfte für Pfleger, da
Viele aus dem Ausland kommen und nicht so lange bleiben wollen, haben sie hier
keine eigenen Häuser. Ich übernachte da auch von Zeit zu Zeit, wenn es zu spät
geworden ist um heim zu gehen.“
„Na
endlich!“, lachte Harry nur, packte den Andere und rannte los. „Na los Ich will
Norbert weidersehen! Zeig mir, wo er ist!“
Der
Rotschopf konnte nur über diese Begeisterung lache, doch er ließ sich nur zu
gern ziehen, übernahm aber dann die Führung, brache den Jüngeren zu einem
abgetrennten Gatter, wo die Drachen immer hin kamen, wenn sie Futter wollten.
Und sie hatten Glück – Norbert war tatsächlich da, er hatte das Bein einer Kuh
in den Pfoten und riss sich gerade sichtlich genüsslich einige Fleischstreifen
heraus.
„Norbert! Norbert, bist das wirklich du!? Merlin, bist du groß geworden?
Erinnerst du dich? Ich bin’s, Harry! Norbert, komm hierher!“, denn auch wenn
Harry nichts lieber getan hätte, als die Umzäunung zu stürmen, doch er wurde von
Charlie zurückgehalten. Vermutlich wegen der anderen drei Drachen, die da noch
herum standen. Er sah, wie der Kopf des Angesprochenen herum zuckte, dann fiel
die Keule zu Boden und der inzwischen eindrucksvoll gebaute Drache kam zum
Gatter, senkte seinen Kopf und schnüffelte an Harry, sichtlich vorsichtig,
während mehrere Pfleger das Ganze fassungslos verfolgten. Sie konnten nur
zusehen, wie dieser Junge das riesige Tier streichelte, dass auch noch so
vorsichtig war und das, wo es jeden Anderen sonst immer angefallen hatte.
Norbert galt hier durchaus als aggressiv, wie alle Drachen es nun mal waren.
„und
wie du aussiehst! Norbert!
Na los!
Hopp!
Wisch dir das Blut mal von der Schnauze!“, tadelte Harry
spielerisch.
Der
Drache blinzelte, dann wischte er sich tatsächlich mit der Hand die Schnauze ab,
leckte dann mit der Zunge das Blut weg und legte seinen Kopf schief und gab ein
Geräusch von sich, dass an ein Schnurren erinnerte, als Harry ihn zur Belohnung
wieder streichelte.
„Weißt du was, Norbert?“, fragte Harry lachend. „Bald bin ich immer hier, hier
bei dir und deinen Freunden! Dann arbeite ich hier mit Charlie! Und kuck mal,
ich hab auch schon ein paar Drachen. Sie sind noch ganz klein! Und du, du wirst
sie sicher irgendwann beschützen, nicht wahr?“ Er kicherte, als das Tier wieder
nickte, küsste Norbert auf die Nase.
„Na los
du!
Geh! Geh spielen! Ich komm sicher bald wieder!“
Charlie lächelte, er sah, dass Nichts weiter geschah, also wandte er sich um, zu
den anderen Pflegern, grüßte sie grinsend und beobachtete, wie sie sich
ungläubig ansahen, immer wieder auf Harry deuteten und sich sichtlich fragten,
wie so etwas denn sein könne.
„Charlie!“, lächelte in dem Moment eine Frau. „Dich hätten wir hier nicht
erwartet und ist das der Junge? Der, von dem Andrew erzählt hat?“
Der
Rotschopf lächelte die Frau an, von der er erst von Anaeruin erfahren hatte.
„Ja,“ gab er zurück, sah zu Harry, der noch immer am Zaun stand und die anderen
Drachen beobachtete. „Er ist mein Mann. Er ist erstaunlich, oder? Die Drachen
hören auf ihn, sogar die Erwachsenen. Schau sie dir an, wie sie zu ihm herüber
kucken. Oder wie die Kleinen neben ihm stehen und Alles beobachten, ohne
Irgendwen anzufallen...“
„Ich
bin erstaunt,“ stimmte sie nur zu. „Ich habe so etwas noch nie gesehen und auch
noch nie von etwas Vergleichbarem gehört. Es ist der Wahnsinn. Wie er das..
Merlin! Nein! Nein, Charlie!!“
Erschrocken wandte Charlie sich um, nur um den sichtlich wild gewordenen Drachen
von eben wieder zu sehen – fast genau vor seiner Nase und immer noch auf
direktem Flug zu ihm, mit irre glänzenden Augen und Schaum vor dem Mund. Was war
denn hier los? Wie dumm musste ein Pfleger sein, um einen Drachen in Rage zu
bekommen?! Er wusste, er hatte keine Chance, er konnte noch nicht mal einen
Zauberstab ziehen.
„Neeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeein!“
Dieser Ruf brachte Charlie dazu, sich umzusehen – direkt in Harrys grün
funkelnde, weit aufgerissene Augen. „Nein! Lass ihn!“
„Harry! Bleib, wo du bist! Blieb da! Mach...! was...?!“, verdattert sah er, wie
sein Mann sich veränderte, wie sein Körper schrumpfte, die Augen sich zu
Schlitzen zusammenzogen, Schuppen überall sprossen und aus den immer weiter
schrumpfenden Händen kleine, aber messerscharfe Krallen wuchsen.
Harry
wusste nicht, was geschah, nur dass zu seinem Frust sein Körper nicht größer,
sondern immer kleiner Wurde! Was hatte das denn nun schon wieder zu bedeuten?!
Das war so was von nicht fair! Er wollte das nicht! So konnte er Charlie nicht
helfen! Es tat weh, als die Flügel aus seinem Rücken schossen. Was bitte hatte
Flügel, Schuppen und war so erbärmlich klein, wie er?! Egal! Erst Charlie, dann
wundern! Ohne nachzudenken oder sich von einer Hand, die nach ihm griff
aufhalten zu lassen, schoss er zwischen den riesigen Drachen und Charlie und tat
das Einzige, was ihm einfiel: er holte tief Luft und pustete.
Aber
nicht mal Flammen kamen aus seinem Maul! Na toll! Das war so was von gar nicht
fair! Wütend flatterte er vor dem aufgebrachten Drachen herum, er war kaum so
groß, wie dessen Schnauze! Aber immerhin hatte der aufgehört, so böse zu kucken.
‚Weg!’, befahl er aufgebracht, als der irre Blick sich wieder fokussierte und
sich auf ihn richtete. ‚Mein Charlie! Weg! Oder.. oder.. ich tu dir ganz
schrecklich weh! Ich weiß vielleicht noch nicht wie, aber verdammt noch mal, ich
werd es tun!’ Auf ein Mal merkte er, wie Irgendwelcher Glitzerstaub von seinen
Flügeln fiel. Oh, super, es wurde wirklich immer besser! Was zum Henker war er?
Ein verdammter Flitterdrache? Eine Witzfigur! Aber zu seinem Erstaunen schienen
seine Worte Wirkung zu zeigen. Das aufgebrachte Tier machte ein seltsames
Geräusch, wandte sich um und ging.
Harry
dagegen sah sich um, machte Charlie aus, flog auf ihn zu und krallte sich in
seinem Hemd fest. ‚Nicht fair, nicht fair, nicht fair, nicht fair! Ich bin eh
nur so klein und dann hab ich noch nicht mal eine tolle Animagusfigur! Ich.. ich
bin ein Witz! Charlie, tu was!’
Charlie hingegen starrte verdattert auf den Winzling, der sich an seine Jacke
krallte und an den kleinen, aber mit Dornen bewehrten Schwanz, der aufgeregt hin
und her schwankte. Und er konnte sich ja irren, aber waren das da Tränen? Nein,
noch mal auf Anfang zurück. Harry war ein Animagus? Ein Drachenanimagus und dazu
noch ein Pixidrache? Ein Feendrache? Das giftigste und gefährlichste Wesen, dass
es überhaupt auf der Welt gab?! Der Junge musste aber auch immer noch einen
drauf setzen! Rasch strich er über die Schuppen auf dem Rücken. „Ich will dich
ja nicht enttäuschen, aber ich versteh nicht ein Wort,“ versuchte er, seinen
aufgebrachten Mann zu beruhigen. „Ich bin unverletzt, die Anderen auch, du
würdest es uns Allen einfacher machen, wenn du dich transformieren würdest...“
‚Wie
denn?!’, versuchte Harry den Älteren um Rat zu fragen. Er wusste doch nicht mal
so, was er da eigentlich getan hatte oder wie er in dieser peinlichen Form
gelandet war!
„Wir
sollten vielleicht ins Warme,“ schlug Theon vor. „Da können wir Alles
besprechen.“ Der Leiter des Drachenhorstes war selbst schneeweiß. Er hatte es
immer nur für ein Gerücht gehaltne, die Existenz der Pixidrachen, er hatte
gedacht, dass sie ausgestorben waren. Aber es erklärte das glückliche Händchen
des Jungen mit Tieren. Und einige andere Dinge. Aber vor Allem musste er seine
Leute zum Stillschweigen verdonnern. Das hier durfte den Horst nie verlassen,
nicht auszudenken, was man für eine Jagd nach dem Jüngeren veranstalten würde,
sollte das je bekannt werden. Er selbst sorgte dafür, dass Jeder, wirklich Jeder
ihm folgte, der das gesehen hatte, schloss dann die Türen des Raumes und
beobachtete Charlie, der versuchte, den aufgebrachten Jungen, der gar nicht so
genau zu wissen schien, was ihm gerade geschehen war, zu beruhigen.
Charlie musterte die Anderen, die immer noch nicht fassen konnten, was sie
gerade gesehen hatten, dann sah er, wie Theon seinen Zauberstab zückte, er
wandte sich etwas ab, bedeckte auch Harrys Augen, dann spürte er den Zauber, der
über ihn wusch, bevor einer der Pfleger nach dem Anderen verschwand. „Sir?“
„Ich
habe ihnen das Gedächtnis gelöscht,“ erklärte der Ältere ruhig. „Was meinst du,
was geschehen würde, sollte Jemand erfahren, dass ein Pixidrachenanimagus
existiert? Er würde gejagt werden, nicht nur in England, sondern weltweit. Das
hier war die sicherste Lösung. Du weißt es, ich weiß es, das ist mehr als
genug.“
„Danke,“ seufzte Charlie, während er beobachtete, wie Harry sich langsam
beruhigte und sich von der Jacke pflücken ließ, er ließ sich auf den Tisch
setzen, sah die anderen Beiden fragend und erwartungsvoll an, hob regelrecht
bettelnd die Pfoten. „Harry, konzentrier dich auf dein Aussehen, mach die Augen
zu und wünsch dir, wieder so auszusehen,“ wies der Rotschopf seinen Mann an, als
ihm klar wurde, dass Harry einfach keine Ahnung hatte, wie er wieder zu sich
selbst werden sollte.
Harry
sah den Anderen misstrauisch an, nickte aber dann und versuchte es. Und selbst
jetzt, mit Gebrauchsanweisung, brauchte er drei Anläufe, um sein Ziel zu
erreichen. Er sah erleichtert, wie seine Hände wieder unter den Schuppen
sichtbar wurden, sah dann zu Charlie und warf sich ihm in die Arme. „Gemein!
Gemein, gemein, gemein, gemein! Ich bin eh schon so klein und dann bin ich schon
ein Drache, ha, ha, da bin ich nur eine Lachnummer von einem Drachen! Der ist
doch nur geflüchtet, weil er kurz davor war, sich über mich tot zu lachen! Und
nicht mal Feuer spucken kann ich!“
„Öh...“, brachte Theon gerade mal so eben heraus. Der Junge war wirklich
ahnungslos.
„Harry,“ lachte Charlie.
“Du…
magst etwas kleiner sein, aber ich garantiere dir, sie hatten Angst vor dir! Du
bist klein, aber das Gefährlichste, was überhaupt lebt! Das Pulver, dass aus
deinen Flügeln kam, kann tödlich giftig sein oder sogar Tote wieder ins Leben
zurück holen. Und außerdem – du bist klein, wendig, flink und passt durch jede
Ritze. Kannst du dir vorstellen, dass ein Drache wie Norbert sich hinter einem
Baum verstecken kann?“, schlug er vor. „Du dagegen wärest praktisch unsichtbar!“
„Ich
bin klein!“, jammerte Harry nur weiter, genoss aber auch die Streicheleinheiten,
die er so einheimste. Erst eine ganze Weile später sah er auf. „Das genau bin
ich überhaupt?!“
„Ich
gebe dir heut Abend ein Buch,“ versprach Charlie. „Darin ist Alles, was wir über
diese Kreaturen wissen. Sollte ich erwähnen, dass sie eigentlich seit
Jahrhunderten als ausgestorben gelten?“
Harry
stöhnte nur und versteckte seinen Kopf an der Brust des Älteren: „Sprich, ich
hab wieder den Vogel abgeschossen?“, fragte er.
„Ja,
so könnte man es ausdrücken,“ lächelte Charlie. Dann aber wurde er ernst und sah
zu Theon. „Ich glaube, das war genug Chaos für einen Tag,“ schlug er vor. „Ich
denke, ich verfrachte Harry nach Hause und in ein Bett und erkläre ihm Alles.
Morgen werden wir dann noch mal durch gehen, denke ich. Oh, und noch was, der
Drache, der durchgedreht ist, er hatte eine Verletzung in der Halsgegend, wie
sei von den Drachenlanzen kommt – ich würde den Besten endlich feuern.
Gründlich. Sonst geht es das nächste Mal ins Auge, denn noch arbeitet Harry hier
nicht fest.“
„Ja,
das sehe ich auch so, sammelt eure Drachenbrut ein und verschwindet erst mal,
macht euch einen ruhigen Tag, zeig Harry den Rest vom Drachendorf, macht eure
Weihnachtseinkäufe...“
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