4. Kapitel
Am nächsten Morgen erwachte Charlie schließlich gegen halb
Acht, er wusste, es wurde Zeit, er konnte Ron schon im Bad hören. Er musste auch
Harry wecken und auf ihn wartete ebenfalls die erste Klasse um Neun. Er sah in
seine Arme herab, wo Harry lag, immer noch tief schlafend, vollkommen entspannt
und mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen. Er strich leicht über die Züge des
Jungen, der sich an seiner Brust vergraben hatte, küsste ihn auf die Stirn.
„Harry, komm wach auf. Du willst doch Snape heut mit deiner Anwesenheit
beglücken.“
Harry grummelte, er wollte nur schlafen, aber der Ältere war
hartnäckig, also gab er nach und öffnete seine Augen, lächelte aber dann, als er
sah, wer da war. „Morgen...“
„Guten Morgen,“ grinste Charlie und setzte sich selbst auf.
„Komm, du hast Unterricht,“ meinte er nur. „Dein Stundenplan liegt auf dem
Schreibtisch nebenan. Ich habe mir herausgenommen, deine Tasche zu packen.“
Harry nickte, sah dann auf. „Tränke? Gleich morgens?“
„Wie immer in den letzten sechs Jahren, wie Ron mir bestätigt
hat. Gefolgt von Transfiguration, Magischer Geschichte und Kräuterkunde,“ half
der Rotschopf dem Anderen aus. „Und heut Nachmittag ist das Treffen für die
Quiddichmanschaft, noch ohne Besen und Übungen, aber ihr macht eure Termine
aus.“
„Wow, hast du das auswendig gelernt?“, fragte Harry
überrascht.
„Mir war langweilig zwischen Dumbledores Tiraden,“ gab der
Ältere amüsiert zu. „Ich dachte, ich kann die Zeit auch sinnvoller nutzen.“ Mit
den Worten stieg Charlie aus dem Bett und zog auch Harry auf seine Füße. „Also
los, ihr Müsst in einer Stunde spätestens beim Essen sein.“
„Aye,“ seufzte Harry und schlüpfte in seine Uniform, nahm
seinen neuen Zauberstab, sah dann auf den Alten, er hatte ihn mitgenommen, ohne
zu verstehen, warum. Na ja, das stimmte nicht ganz. Er hatte ihn dabei, um
Dumbledore zu täuschen. Niemand musste wissen, wie gut er geworden war, wirklich
nicht. Oder, dass er inzwischen die einfachen Standartsachen ohne Stab und
Kopfweh auf die Reihe bekam. Also steckte er auch den alten Zauberstab ein, ohne
jegliche Intentionen, ihn zu nutzen. Als er fertig war, half er Charlie noch,
sich um die Eier zu kümmern, dann packte er seine Tasche und ging mit Ron in die
große Halle.
Doch da begann es schon, wie am Abend vorher, mit Seamus’
dummen Kommentaren und dessen wirklich platter Anmache, so, dass Harry sich nur
schnell ein Brot belegte und die Flucht ins Tränkezimmer antrat, dort sein
Frühstück beenden wollte. Denn hierhin würde der Irre ihm sicher nicht folgen.
„Ist der Frühstückstisch nicht bequem genug?“, knurrte es in
dem Moment von Vorn.
„Doch,“ gab Harry ungerührt zurück. „Aber die Gesellschaft
ist es nicht.“
Ron, der ebenfalls seine Sachen mit in den Unterricht
genommen hatte, nickte. „Die Einen erzählen Harry, was für ein Schwein er ist,
die Anderen graben ihn an, obwohl sie wissen, dass er mit meinem Bruder
verheiratet ist!“
„Gryffindors,“ meinte Severus nur abfällig, doch er ließ die
Beiden weiter essen, er hatte ja selbst gesehen, was gestern abgegangen war,
auch wenn er nicht gewusst hatte, um was es gegangen war. „Wie ihr Beide es in
meine Klasse geschafft habt, ist mir ohnehin ein Rätsel.“
„Och, einfach Glück;“ grinste Ron mit vollem Mund.
„Das befürchte ich, davon habt ihr Löwen ohnehin zu viel,“
mit dem Kommentar bewertete Severus noch einige Dinge, die er vorbereitet hatte
und begann, ein Rezept an die Tafel zu schreiben. Etwas einigermaßen Leichtes
für den Anfang. Und immerhin musste er sich zumindest nicht mehr mit Longbottom
herumschlagen.
Langsam füllte sich die Klasse, wobei die Slytherins wieder
recht spät kamen. Die erste Überraschung für die Schüler war es auch gleich,
dass feste Paare gebildet wurden, die für den Rest des Jahres zu halten hatten.
Und irgendwie wunderte es Harry wenig, dass er mit Malfoy zusammenarbeiten
musste. Er sagte nichts, stellte sich einfach zu dem Blonden, sah dann Ron zu,
der über beide Ohren grinste, weil er zu Millicent Bullstrode konnte, für die
hatte er schon im Vorjahr einen weichen Punkt entwickelt.
Doch schon nach der Hälfte des Trankes sah Harry den ersten
Gegenstand fliegen, der aber von Snape selbst abgefangen wurde und natürlich
hagelte es Punktabzug von Gryffindor. War ja klar gewesen. Er selbst arbeitete
ruhig mit Draco weiter, Hand in Hand, bis der Trank fertig war, dann füllten sei
ihn ab und brachten ihn nach vorn, für diesen Tag mit ihren Aufgaben durch.
Doch schon auf dem Weg zu McGonagall ging es weiter. Granger.
Auf ein Mal stand sie vor ihm. Mit zornigen Augen und starrem Gesicht. „Da ist
sie, die Schwuchtel! Dieser Feigling, der sich vor seiner Aufgabe versteckt und
der uns Alle umbringen wird! Der neue dunkle Lord! Da haben wir ihn! Ein Wunder,
dass du noch nicht Alle aus deinem alten Schlafsaal durch hast! Wo du es nicht
nur mit einem, sondern mit zwei Weasleys treibst!“
Harry hob eine Augenbraue. Er überlegte sich, ob es den Ärger
wert wäre, etwas zu sagen, sah aber dann davon ab. Er wollte weitergehen, doch
schon standen zwei Jungs vor ihm, die eine Stufe höher waren, als er selbst,
drängten ihn gegen die Wand.
„Da hast du noch mehr Leute zum Ficken! Die werden es dir
schon beibringen, gegen Dumbledores Order zu gehen!“, hämisch grinsend sah das
brünette Mädchen zu, dich sei war entsetzt, dass die auf ein Mal gegen die
gegenübergelegene Wand gedrückt wurden und Harry sie anfunkelte.
„Noch ein Mal, Granger, und du wirst dir wünschen, fliegen zu
können!“, knirschte er und ging einfach weiter. Doch auch das war es nicht
gewesen, er war gerade auf dem Rückweg von Herbologie, als er von Seamus gepackt
wurde, der ihn angrinste.
„Komm schon! Ich bin auch rothaarig! Küss mich! Ich steh auf
dich!“
Hatten die Wirklich Alle den Verstand verloren? Er wandte
sich ab, entschloss sich spontan, seine kurze Mittagspause bei Charlie zu
verbringen und ging einfach, nicht überrascht, den Anderen bei den Eiern zu
finden. Er hatte ja nicht so viele Kurse und Viele mit gemischten
Jahrgangsstufen, so, dass dessen Unterricht vorbei war. „Charlie?“, fragte er.
„Ah, Harry!“, strahlte der Ältere. „Schnell, komm her! Die
Eier fangen an, zu schlüpfen!“
„Cool!“, lachend warf der Jüngere seine Schultasche von sich
und beschloss, den letzten Unterricht für heut zu schmeißen, setzte sich zu
Charlie und sah auf die vier Eier, auf denen nun ein feines Netz von Rissen sich
breit machte. Bei dem größten Ei sah man auch von Zeit zu Zeit eine kleine, noch
fast durchsichtige Kralle, die wirkte, wie farbiges Glas, durchstechen. „Ich
dachte, sie werden erst im Oktober schlüpfen!“
„Das dachte ich auch,“ erklärte Charlie nur und sah auf die
dunkelgraue Schale das Tropendrachen, die immer schneller aufsprang, bis ein
kleines Köpfchen sich hob und sich suchend umsah. „Mieeeeeeeeeep!“, fiepte das
Junge, strampelte, schnüffelte und wurde immer hektischer. Erst da begann
Charlie, die Eierschale vorsichtig von dem kleinen Kopf abzunehmen und auf ein
gesondertes Tuch zu legen, auch die anderen Stücke, die das Jungtier losschlug,
bis es nur noch auf dem Boden seines Eies saß und die Beiden ansah. Es atmete
schwer von der Anstrengung, fiepte wieder.
Dieses Mal streckte Harry die Hand aus, strich leicht über
den Kopf, der mit einer feinen Schuppenplatte überzogen war und er lachte, als
die Nase gegen seine Hand stupste. „Er ist ganz zutraulich!“
Charlie lächelte nur und hob das Jungtier heraus, mit dem
Handtuch. Erst als es auf dem Boden vor ihm lag, hob er es auf ein weiteres
Tuch, legte die letzten Schalensplitter beiseite und setzte das Junge dann in
eine Schale mit warmem Wasser, was sichtlich Gefallen fand, da das Kleine ein
Geräusch von sich gab, was einem Schnurren ähnelte.
„Mieeeeeeeeeeeep!“, machte da aber schon das nächste Tier auf
sich aufmerksam. Rasch wandte Harry sich zu dem Kleinen um und begann, was er
bei Charlie gesehen hatte. Er sammelte die Schalenstücke auf einem Tuch, hob das
Kleine in eine weitere Schüssel und lachte, als es ihm über die Hand leckte und
selbst zu schnurren begann. Dann hob er das Kleine auf ein weiteres Handtuch,
tupfte es ab und setzte es dann wieder in den Korb, deckte es zu.
Dann kümmerten sie sich um die letzten beiden Eier, wobei
Harry von dem kleinen Eisdrachen schwer fasziniert war. Er war wunderschön mit
den eisblauen Schuppen, die aber am Unterbauch, statt wie sonst, heller, dunkler
wurden, bis sie die Farbe einer klaren Nacht hatten. Auch fiepte dieses Tier
nicht, sondern es trillerte. Harry lächelte, versorgte den Kleinen, der sich als
Mädchen erwies, und setzte sie dann nach ihrem ersten Bad in das letzte freie
Körbchen, streichelte den noch so kleinen Kopf, während die dunkel aus dem
hellen Gesicht stechenden Augen langsam zufielen.
„Wie wollen wir sie nennen?“, fragte Harry, seine Hände in je
einem der Körbe, wobei er mit der Einen immer wieder wechselte.
Charlie lächelte, er war regelrecht froh, dass Harry vorbei
geschaut hatte, allein wäre das hier echt stressig geworden. Er hätte ja mit
Allem gerechnet, aber nicht, dass die alle auf ein Mal schlüpfen würden. „Was
schlägst du vor?“, fragte er nur. Er sah, dass Harry seinen Liebling bereits
gefunden hatte und das Kleine war auch eine Schönheit. Was ihn überraschte war,
wie zutraulich sie bei dem Jüngeren waren. Denn ihn hatten die beiden Kleinen,
die er versorgt hatte, schon gebissen. Auch, wenn es keine große Sache war, da
sie ja noch keine Zähne hatten, die würden erst in den nächsten Tagen aus dem
Kiefer treten.
„Hmmm,“ Harry betrachtete die Tiere: „Wie wäre es mit Kheleka
für die Kleine hier? Das bedeutet...“
„Eis,“ nickte Charlie beeindruckt. Es wunderte ihn, dass
Harry elfisch zu lernen schien. Aber vielleicht war es auch nur ein einzelnes
Wort, das er behalten hatte, von woher auch immer. „Ich finde es gut, es passt
zu dieser kleinen Prinzessin,“ er lächelte, füllte somit den ersten Bogen aus.
Ein Zauber verriet Gewicht, Farbe und Maße. Dann sah er zum Nächsten. „Galen für
den Tropendrachen,“ bestimmte er dann und machte das nächste Deckblatt für die
zweite Akte fertig. Was meinst du
zu dem Hornschwanz? Sie ist auch ein Weibchen.“
„Thalia, die Starke.“
„Dein Wunsch sei eingetragen,“ lächelte Charlie und sah dann
auf den gemeinen Drachen, das Kleine hatte die Augen noch halb offen, sein Kopf
lag auf dem Handtuch, das als Decke diente, während es sich streicheln ließ, wie
eine Hauskatze. „Rùnya, wo wir schon bei Elfisch sind,“ bestimmte er dann. „Das
bedeutet rote Flamme. Und da ihre Schuppen rötlich sind...womit wir bei drei
Mädchen und einem Jungen wären, armer Kleiner, hoffnungslos in der Unterzahl...“
Harry lachte nur leise und strich den Kleinen weiter über die
Köpfe. „Was machst du jetzt mit den Eierschalen?“, fragte er aber das war
immerhin Einiges.
„Sie trocknen und dann pulverisieren,“ erklärte Charlie. „Das
sind wichtige Trankzutaten, je nach Schale haben sie andere Wirkungen. Die von
deinem kleinen Liebling zum Beispiel wird in Brandsalben verwendet, die sehr
teuer sind, aber auch hervorragend wirken, die von Rùnya hat eine kosmetische
Wirkung in exklusivem Make-up, Schale eines bengalischen Eies ist besonders
hilfreich im Zusammenspiel mit besonderen Zaubern, um andere magische Geschöpfe
anzulocken und die Schale eines Hornschwanz wird bei Runenschmuck wie Ringen mit
einem Schutzzauber verbunden, der dann besonders stark ist. Auf dem Ring, den du
mir gegeben hast zum Beispiel,“ lächelte Charlie. „Ich spüre es, die Schutzzauber darauf sind mit
diesem Pulver verstärkt worden.“
„Das heißt also, dass Alles wertvoll ist,“ stellte Harry
fest.
„Ja, vor Allem, wenn es freiwillig gegeben wird,“ erklärte
Charlie. „Dadurch steigert sich der Wert von Zutaten noch um Einiges und darum
sind viele Drachen so bedroht, es ist leichter, sie zu töten, als sie zum
Kooperieren zu bringen.“
„Das gehört verboten!“
„Das ist es, aber es gibt viele Wilderer und man kann nicht
viel dagegen tun, da die ihre Sachen auf dem Schwarzmarkt zu Wahnsinnspreisen
los werden können.“ Charlie reihte die Schalen auf der Fensterbank auf, setzte
sich dann wieder zu seinem Mann, beobachtete fasziniert, wie der mit den kleinen
Drachen umging. Der isländische Eisdrache hatte sich regelrecht um die Hand des
Jungen geschlungen und hielt sie mit den noch kleinen Pfoten fest, damit Harry
ja nicht abhauen konnte und auch die Anderen begannen, zu schnurren, sobald der
Grünäugige sie streichelte. „Diese Reaktion ist außergewöhnlich,“ erklärte er
leise. „Normalerweise sind selbst frisch geschlüpfte Drachen nur bis zu einem
gewissen Punkt bereit, menschliche Hilfe zu akzeptieren. Aber sicher keine
Streicheleinheiten.“
„Sie sind doch nur so klein;“ erklärte Harry nur, lächelte
dann. „Sie sind gerade mal so groß, wie ein Hund. Sie wollen sicher etwas.. oh,“
stellte Harry fest, als er sah, wie Charlie einem davon seine Hand hinstreckte
und der sofort nach ihm schnappte. Bis Harry ihm vorsichtig gegen die Nase
schnippte. „Charlie wird nicht gebissen, Thalia! Er will dir auch nur helfen!“
Der Drachenzähmer lachte leise. „Etwas sagt mir, dass das
Reservat dich mit offenen Armen empfangen wird,“ meinte er nur.
Albus wusste nicht mehr, was er tun konnte oder sollte, die
Situation entglitt ihm jeden Tag mehr, da Potter nicht mal mehr im
Gryffindorturm schlief und meist lief er auch nur mit Ron durch die Gänge.
Einzige Ausnahme war es, wenn der Bengel zu Extrastunden bei Poppy ging, die
auch kein Wort mehr mit ihm wechselte, das über das Berufliche hinausging, seit
sei gemerkt hatte, dass er sie mehr als ein mal verzaubert hatte, um Potters
Zustand nicht preis geben zu können.
Auch Granger hatte eine Kampagne in Gang zu bringen, um
einige Gryffindors dazu zu bekommen, den Bengel zu belästigen, aber aus
irgendeinem Grund hatten auch die noch Nichts zusammengebracht, weil sie ihn nur
selten allein antrafen, dabei hatte er Strafimmunität und Alles angeboten. Rein
rechtlich konnte er Nichts gegen die Farce von einer Hochzeit machen, nicht bis
zum einunddreißigsten Dezember und so lange war er einfach nicht bereit zu
warten. Er hoffte nur, dass er die Situation wirklich richtig eingeschätzt
hatte, war sich aber ziemlich sicher.
Diese Idioten hatten einen einfachen Bund geschlossen, doch
wurde dann die Ehe binnen einiger Monate nicht vollzogen, konnte man sie
annullieren. Und das hatte er vor, als letzten Ausweg, wobei er ja hoffte, dass
das nicht nötig sein wurde, sondern das er diese Stümper innerhalb der nächsten
paar Wochen bis spätestens Oktober die Hochzeit selbst auflösen wollten, denn
dann musste Potter hierher kommen und ihn anbetteln! Und das würde ihm die Macht
über ihn geben!
Er war nicht blind, er wusste, Charlie war dumm genug, diese
Ratte zu lieben. Nur wie würde er wohl darauf reagieren, betrogen zu werden?
Sicher mit einem Gewaltausbruch wie bei Granger. Ja, und dann... würde Potter
angekrochen kommen! Daran hatte er keinen Zweifel! Der dumme Bengel vertrug ja
nicht mal eine Ohrpfeife, ohne umzukippen und einen auf krank zu machen!
Oh, wenn dieser Weasley ausrastete, würde er sich sicher
zurück zu seinem maßvollen Onkel wünschen und dann würde er sich auch selbst
etwas von Potter holen!
Niemand, Niemand nahm ihm weg, was er als sein Eigentum
ansah, ohne mit einer schrecklichen Rasch rechnen zu müssen! Er ließ es nicht
zu! Niemals! Und sicher würde Niemand die Jungfräulichkeit des Bengels bekommen,
als er! Voller Wut packte er ein Tintenfass und warf es durch das Fenster, das
sich wie immer selbst reparierte. Es war nicht das Erste, das flog.
Denn nicht nur Potter machte nichts als Ärger. Man hatte ihm
Ginny weggenommen, obwohl sei eine seiner besten Karten gewesen war. Ein
wirklich hübsches Mädchen, ein Reinblut aus einer durchaus geachteten Familie,
wenn auch nicht zu reich, eine dumme Träumerin, die es bis vor einigen Wochen
eigentlich auch verstanden hatte, Potter zu begeistern und die er als eine
Fürsprecherin seines Weges bedingungslos gewonnen hatte, nur mit Kleinigkeiten,
ein neuer Rock hier, ein Termin bei einem guten Frisör da. Mädchen, Kinder,
waren ja nun immer leicht zu ködern.
Weswegen er auch wenig für sie übrig hatte, er würde sie
auch, entgegen dem, was er Granger erzählt hatte, nie in einer Machtposition
dulden. Das Höchste, was eine Frau erreichen konnte, war eine Familie und hätte
Molly Weasley es nicht gewagt, sich von ihm abzuwenden, er hätte sie als
Rollenmodell eingesetzt. Aber das hatte sie sich selbst zuzuschreiben!
Überhaupt dieses Theater! Er wollte nur sein Recht, der Krieg
war ihm scheißegal! Es war immer nur darum gegangen, einige Familien aus dem Weg
zu räumen, um an sein Eigentum zu kommen, das man ihm weggenommen hatte, nur
weil er eben ein Kind aus der Linie der Unehelichen von Merlin war! Pah! Aber er
war ein Kind Merlins! Wie man es da wagen konnte, den Potters den Vortritt zu
geben, dieser dummen, idiotischen, arroganten Familie, war ihm unbegreiflich!
Und dann noch Toms Verrat! Tom, dieser dumme Bengel, selbst
nur Nachkomme einer Bastardfamilie, weil auch Salazar Slytherin seine Finger
nicht nur an seiner Frau behalten hatte, hatte auch etwas gewollt, doch statt
auf ihn zu hören, hatte er es anders machen müssen! Und das, weil er beschlossen
hatte, dass sein Anspruch größer sei! Dass er mehr Rechte darauf hatte! Nun, er
würde diesem dummen Blage, das einfach nicht verrecken wollte, schon noch sagen,
was es zu Tun hatte und was nicht!
Er würde sterben, langsam und grauenhaft, sobald Potter ihn
weit genug heruntergekämpft hatte, dass er müde werden würde! Dann würde er erst
Potter killen und dann Tom“ Er hatte sein leben lang für das hier gearbeitet! Er
würde es sich weder von einem Weasley noch von einem Potter kaputt machen
lassen!
Es machte wirklich Spaß, das Heilen zu lernen, hatte Harry
für sich beschlossen und Poppy hatte ihm betätigt, dass er für die Grundlagen
auch durchaus Talent habe. Für Heute war er dann auch fertig und er freute sich
darauf, gleich wieder zu den inzwischen eine Woche alten Drachenbabys
zurückzukehren, die ihn immer schon mit freudigem Fiepen und Schwanzwackeln
begrüßen, wie Hunde, wie Charlie immer amüsiert meinte.
Auf Harrys Anraten hin hatte er sich sogar bereiterklärt,
statt der Körbchen eine Art Laufstall anzufertigen, er hatte nicht angezweifelt,
als Harry gemeint hatte, dass sie sich vertragen würden. Also hatten sie eine
Matratze mit einem kniehohen engmaschigen Gitter umgeben, in das die Kleinen
gesetzt worden waren. Sie hatten die erste Zeit fast immer nur unter
verschiedenen Decken geschlafen oder sich mit einer speziellen Milch füttern
lassen, nun aber begannen sie, auch zu laufen und zu spielen.
Dass sie Flügel auf dem Rücken hatten, hatten sie allerdings
noch lange nicht bemerkt. Charlie meinte, dass das auch noch dauern würde. Vor
ihrem ersten Geburtstag würden sie die nicht benutzen können, da sie noch keine
Muskeln in den kleinen Lederlappen hatten.
Die Kleinen waren so anhänglich, sie versuchten auch schon,
ihnen Beiden hinterher zu laufen, doch dazu arbeiteten ihre Beine noch nicht
synchron genug, es war lustig, das zu beobachten. Charlie zog ihn immer gern
liebend gern auf, dass es in einigen Jahren sehr lustig aussehen würde, wenn die
Kleinen, dann aber ausgewachsen, wie Hündchen hinter ihm her tapsen würden und
dass er es auch noch schaffen würde, einen Wildfang zu zähmen.
Es war eine schöne Vorstellung, dann konnte er den Drachen
vielleicht überleben helfen, die sonst bald aussterben würden.
So in Gedanken versunken lief Harry weiter, durch die Gänge,
er ging durch, was noch zu Tun war. Unterricht hatte er für heute keinen mehr,
Quiddch war erst morgen, aber Hausaufgaben würde er noch machen müssen, also auf
in die Bücherei, er brauchte ein bestimmtes Buch für seine Arbeit bei Poppy und
eines über die Theorie über Einhörner, die Hagrid ihnen in den nächsten Stunden
zeigen wollte. Außerdem hatte McGonagall ihnen einen langen Aufsatz gegeben,
weil natürlich Gryffindor und Slytherin mal wieder im Unterricht einen Streit
angefangen hatte, oh und nicht zu vergessen, dass er auch bei dem Tränkeaufsatz
weiter machen musste. Er war zwar noch nicht fällig, aber fertig war fertig und
er wollte das Wochenende für sich, mit Charlie und den Drachen.
Die Bücherei war praktisch leer, wie Harry ohne viel
Verwunderung feststellte. Es war nie viel los hier, die Meisten arbeiteten nur
mit den Schulbüchern, da sei kein Interesse daran hatten, die Themen zu
vertiefe. Das hätte ja auch Arbeit bedeutet.
Harry aber hatte festgestellt, dass es sich lohnte zu lernen,
da so Dinge erfuhr, die man ihm nur zu gern verschwieg und das war etwas, dass
er wirklich zu hassen gelernt hatte. Freundlich grüßte er Madame Prince, die ihn
anlächelte, dann machte er sich auf die Suche nach seinen Sachen.
Doch auf ein Mal wurde er gepackt, so schnell, dass er nicht
mal auf die Idee kam, sich zu wehren und sein alter Zauberstab schlug auf dem
Boden auf. Er wurde auf einen Tisch gedrückt, und da erst merkte er etwas.
Verdammt! Ein Zauber! Er war von Irgendwas getroffen worden! Er konnte sich kaum
noch bewegen! Mit aller Kraft versuchte er, sich zu bewegen, sich wieder
aufzurichten und seinen Angreifer zu treten, aber Seamus hielt ihn fest auf den
Tisch gedrückt.
„Nicht wehren, ich weiß doch, dass du drauf stehst,“ lächelte
der Junge, strich über Harrys Gesicht. „Nun komm schon, ich bin doch dein Typ!
Ich bin größer, rothaarig und ein Kerl,“ er grinste nur, strich über den
Oberkörper seines Opfers. Ja, der Zauber, den Granger ihm gegeben hatte war
wirklich, wirklich gut. Rasch riss er dem Jungen das Hemd aus der Hose, grinste
dann. „Aber du könntest ein paar mehr Muskeln vertragen. Nun, das wird sich
geben, denn ich werde dich als meinen Freund führen, von heute an!“, Mit der
Zunge leckte er über die Wange des Jüngeren. „Und Dean und ich werden dir
zeigen, dass wir besser sind, als die Weasleys!“
Verzweifelt schüttelte Harry den Kopf, er fühlte sich
angeekelt, merkte, wie der Brechreiz in ihm hochkam. Er konnte nicht mal
schreien und zu seinem Entsetzen merkte er, wie Seamus tatsächlich seine Hose
öffnete. Nein! Nein, das wollte er nicht! Weg! Der Andere sollte weg!
Was hatte er Seamus denn getan? Er hatte den Anderen nie auch
nur angesehen und wollte doch nichts Anderes, als seine Ruhe! Warum tat Seamus
das? Der fasste ihn an! Charlie! Wo war Charlie! Charlie! Bitte! Er wollte doch
nur den Anderen! Er liebte den Mann doch und jetzt... nein! Seine Boxer!
Erneut versuchte er, sich zu wehren, aber es war ihm
unmöglich. Er kam nicht gegen die Lähmung an. Noch schlimmer wurde es, als
Seamus, dem er mal vertraut, den er als Freund gesehen hatte, begann, ihn zu
befummeln und er war offensichtlich sauer, dass er keinen Erfolg hatte, denn
dann begann der auch noch, auf ihn einzuschlagen – Harry schloss die Augen. Lass
es vorbei sein, bitte... das war das Einzige, was der denken konnte.
Erst das Krachen, gefolgt von einem lauten Knall brachte
Harry dazu, wieder seine Augen zu öffnen, er hörte schreckliches Geschrei und
langsam ließ diese grausige Lähmung nach. Hastig riss er seine Sachen hoch,
glitt unter den Tisch und rollte sich dort zusammen. Charlie würde sauer sein,
so sauer, dabei hatte er es nicht gewollt! Aber wie hatte das denn ausgesehen,
als er da gelegen hatte?
Charlie wusste nicht, warum, aber auf ein Mal hatte er ein
wirklich schlechtes Gefühl und ohne zu überlegen, lief er los, er wusste, etwas
stimmte nicht und durch Harry und seine Art mit den Drachen umzugehen, hatte er
gelernt, auf seinen Bauch zu hören. Er war ohne nachzudenken gelaufen und in der
Bücherei gelandet, hatte sie abgesucht und Harry gefunden – auf einen Tisch
gedrückt, mit geschlossenen Augen und Tränen, die seine Wangen herabrannen,
während ein Junge über ihm lag und... ihn befummelte und ihn schlug! Voller Wut
packte er den Bengel, dessen Hose an seinen Knien hing und warf ihn voller Wut
gegen das Regal, dass wegen des Schwungs auch noch nachgab und mit dem
kreischenden Möchtegernvergewaltiger einfach umkippte, zwei weitere Regale
mitriss. Er wusste, dass der Lärm zweifellos Andere anlocken würde, was ihn aber
nicht daran hinderte, den Fastvergewaltiger seines Mannes weiter zu verprügeln,
bis dessen Gesicht nur noch einer blutigen Masse glich.
Erst dann schaffte Hagrid es, ihn von dem Jungen weg zu
ziehen. Da sah er erst, dass er wirklich eine große Zuschauerschaft gefunden
hatte.
„Was ist hier los?!, donnerte Albus aufgebracht, der
ebenfalls gerufen worden war. „Mister Weasley! Ich werde Sie feuern lassen!“
Charlie lächelte kalt: „Bitte, bitte,“ gab er eisig zurück.
„Dann nehme ich Harry und gehe! Er wird sicher froh sein, wenn wen nie wieder
hierher muss, wo er fast vergewaltigt worden wäre! Und Niemand fasst dieses
Stück Scheiße an, bevor die Auroren hier sind!“
„Ich lasse mir doch in meiner Schule keine Befehle
erteilen!“, donnerte Albus, der nicht verstand, was nun wieder schief gegangen
war! Er hatte Seamus doch von Granger einen Zauber geben lassen, der den Bengel
vollkommen lähmen würde, solang der Junge in seiner direkten Nähe war!
„Ach nein?“, fragte Charlie eisig, dann wandte er sich zu den
anderen Lehrern um: „Muss ich es so verstehen, dass das bedeutet, dass hier die
Vergewaltigung eines auch noch verheirateten Schülers nicht für ernst genommen
wird?!“
Es war Minerva, die entsetzt ihren Kopf schüttelte. „Ich...
rufe die Auroren,“ brachte sie nur heraus, denn sie hatte Harry entdeckt, in
sich zusammengerollt, unter dem Tisch. Sie war einfach nur entsetzt, dass es
Jemand aus ihrem Haus war.
„Nein!“, donnerte Albus. „Auroren sind nicht nötig! Ich weiß
doch, wie sehr Potter in letzter Zeit mit dem armen Seamus geflirtet hat!
Vermutlich, weil er nicht befriedigt....!“
Charlie packte den Direktor beim Bart, vor allen Leuten:
„Sollten Sie nur noch ein einziges Wort verlieren und meinen Mann weiter
beleidigen, schwöre ich Ihnen, werden Sie die Konsequenzen nicht mögen!“
„Sie können mir nichts!“
Charlie lachte nur eisig, ließ den Mann sichtlich angewidert
los. „Sehen Sie gut hin,“ gab er nur zurück. Er beobachtete, wie immer mehr
Lehrer entgeistert hier herein rannten und Lucius und Severus versuchten, seinen
Mann unter dem Tisch hervor zu bekommen, mit eher mäßigen Ergebnissen. Er trat
zu den Beiden. „Kümmert euch um dieses vergewaltigende Stück Scheiße,“ befahl er
knapp, dann berührte er Harry, der ihn kurz angsterfüllt ansah. Es tat weh, das
zu sehen, doch darum würde er sich gleich kümmern. „Harry, komm hierher,“ bat er
leise. „Du bist hier sicher.“ Er zog den Jüngeren zu sich, hob ihn auf seine
Arme und machte sich auf den Weg zu ihrer Hütte, er sah, dass Ron ihm folgen
wollte, schüttelte aber den Kopf. „Ich will von dir nachher ganz genau wissen,
was los war,“ erklärte er. „Und informier Percy, wer weiß, ob die ihn nicht
sonst sofort frei lassen... und sag Vater, Percy und Bill, dass ich sie sofort
sehen will, noch heute Abend, Dasselbe gilt für Lucius und Severus.“ Dann ging
er los.
Erst in der Hütte setzte er Harry vorsichtig auf dem Bett ab,
strich ihm sanft über das schneeweiße Gesicht. „Es ist Alles in Ordnung,“
erklärte er leise. „Du bist sicher.“
Harry sah den Älteren mit großen Augen an: „Ich... ich wollte
das nicht! Aber... ich konnte mich nicht mehr bewegen! Er hat Irgendwas mit mir
getan! Ich wollte das einfach nicht! Ich mag ihn nicht, nicht so und ... ich hab
nie mit ihm geflirtet! Er... er hat sich immer an mich geworfen! Aber... ich...
ich... ich liebe doch nur dich,“ brach es aus Harry hervor, ohne, dass er es
verhindern konnte. Sein sorgsamst geschütztes Geheimnis war Keines mehr und ihm
war noch nicht mal bewusst, dass er es ausgeplaudert hatte.
Charlie setzte sich zu dem Jüngeren, hielt ihn einfach nur
fest. „Ich weiß, dass du es nicht wolltest,“ gab er leise zurück, er versuchte,
Harry zu beruhigen, der sich immer weiter für etwas entschuldigte, worüber er
offensichtlich keinen Einfluss gehabt hatte. Und dann hörte er diese kleinen
Worte, die Harry immer und immer wieder wiederholte, während er sich an seinem
Hemd festkrallte.
Hatte Charlie das gerade gehört? Was war das? Harry liebte
ihn? Sanft hob er Harrys Kopf an, wischte über dessen Wange, wischte die Tränen
weg. „Harry, ich weiß, dass du nichts damit zu Tun hattest,“ wiederholte er nur,
sah in dessen Augen. Er überlegte, doch dann tat er es doch, er küsste Harry.
Sanft und liebevoll, hielt ihn anschließend, bis der sich wieder beruhigt hatte.
„So ist es besser,“ lächelte Charlie, küsste ihn erneut. „Ich mag es nicht, wenn
du weinst.“
Verdattert sah Harry den Älteren an, als der ihn das erste
Mal seit der Hochzeit küsste, diesen einen Kuss, von dem er nachts so oft
geträumt hatte. Er hatte nie gedacht, dass es einen Weiteren geben würde. „Aber
ich dachte...“
Charlie lächelte nur, küsste Harry erneut, spielte etwas mit
dessen Fingern. „Ganz ehrlich – ich hätte dich nicht einfach so geheiratet,“ gab
er leise zu. „Ich hätte dich im Ausland versteckt, aber nicht einfach so
geheiratet. Das Dumme ist nur, dass ich mich in dich verliebt hatte und ich
nicht wollte, dass du allein jahrelang versauerst. Darum bin ich auf Anaeruin
gekommen.“ Er küsste Harry ein weiteres Mal, hielt ihn dann wieder, während die
Drachenjungen lautstark um Aufmerksamkeit grölten, als würden sie merken, dass
es ihrem Lieblingspflegevater nicht gut ging.
„Warum hat Seamus das getan?“, fragte Harry nach einer Weile
leise.
„Das werde ich rausfinden,“ versprach Charlie nur und
streichelte Harrys Rücken. „Schlaf etwas,“ bat er leise. „Ich bin da, ich passe
auf.“
Charlie beobachtete, wie sein Mann, eng an ihn gekuschelt,
tatsächlich erschöpft in den Schlaf abglitt. Der Rotschopf war immer noch
wütend, wie nie, aber nicht auf Harry. Er fragte sich, wie Albus es wagen
konnte, so ein Verhalten noch zu entschuldigen, selbst wenn Harry nicht so
abweisend gewesen wäre! Er ließ sich auch von Ron umarmen und die Beiden redeten
viel miteinander, aber zwischen ihnen lief nichts! Er hielt Harry lange, bevor
er Diesen vorsichtig unter die Decke verfrachtete. Er küsste den Jüngeren auf
die Stirn, fütterte die aufgebrachten Drachen und ging dann zur Tür – gerade,
als Ron mit Arthur, Bill und Severus, sowie Lucius ankam.
„Wie geht es ihm?“, fragte Arthur, als er im Wohnzimmer auf
dem Sofa Platz genommen hatte. Er wusste, Percy wohnte einer Befragung bei und
würde erst später auftauchen.
Charlie blickte zu der nur angelehnten Schlafzimmertür. „Er
ist vollkommen durch den Wind, wäre ich auch nur ein paar Sekunden später
gekommen, hätte dieser Irre ihn vergewaltigt und Dumbledore hat mir noch allen
Ernstes gedroht!“, sein Blick verdunkelte sich: „Und ich habe ihm Folgen
versprochen, was ich einzuhalten gedenke.“
„Etwas sagt mir, dass du schon eine Idee hast,“ stellte
Lucius ruhig fest. Er wusste ja, was geschehen war und er war wirklich wütend.
Sein Sohn übrigens auch. Das war etwas, dass einfach nicht duldbar war. Es war
ein Schwerverbrechen, das es zu sühnen galt und das immer schwere Strafen nach
sich zog. Vergewaltigung an sich war nicht entschuldbar, aber auch noch die
eines verheirateten Jungen?
„Ja,“ gab Charlie zurück und wandte sich an seinen Vater.
„Und es beinhaltet, dass wir alle unsere Sitze einfordern.“
„Was hast du vor, Bruder?“, fragte Bill ruhig. Er war
aufgebracht und wütend, wie man es wagen konnte, ihre Familienehre so zu
beschmutzen?
„Wir werden ihn seiner Stellung entheben und dafür sorgen,
dass die Geschichte in die Zeitungen kommt. Dan werden wir die Sitze im
Wizgamont beanspruchen und dafür sorgen, dass er auch seine letzte
Einnahmequelle versiegt. Wir werden ihn ruinieren! Er wird zertreten! Voldemort
ist schlimm genug, aber ich weigere mich, zuzulassen, dass Harry auch noch hier
dauernd Angst haben muss! Ich weiß, der Alte hatte seine Hände hier im Spiel! Er
hat gemeint, Harry hätte das verdient!“
Arthur rieb sich die Stirn. Er hätte all die Sitze schon
lange fordern können, doch die damit verbundene Arbeit hatte ihn immer
abgeschreckt. Nun aber ging es um eines seiner Kinder. „Also gut,“ nickte er
dann und gab sich somit geschlagen. „Ich werde noch heute den Schulrat
kontaktieren, um zuzusehen, dass ich unsere Sitze bekomme.“
„Und die von Harry,“ befahl Charlie ruhig. „Damit haben wir
fast alle Ursitze des Schlosses bis auf Ravenclaw.“
„Den habt ihr auch,“ meldete Severus sich nur. „Der gehört
zur Familie Prince und ich besitze ihn.“
Charlie hob eine Augenbraue, nickte aber dann. „Gut, dann
sollte es kein Problem sein, die Mehrheit zu bekommen, um den verdammten
Direktor ein für Allemal abzusägen, aber es wäre mir wirklich lieb, wenn der
Alte das erst erfährt, wenn es schon zu spät ist! Er soll aus allen Wolken
fallen, wenn der Rat vor ihm steht und ihn aus der Schule und den alten
Schutzzaubern wirft!“
„Und ich dachte, du bist der Sadist,“ stellte Severus in
Richtung Lucius fest, dann grinste er Charlie an. „Du weißt, dass das wirklich
böse ist?“
„Das hoffe ich doch,“ gab der Drachenzähmer eisig zurück. „Er
hat meinen Ehemann zu Tode erschreckt und ihn übelst mitgenommen! Er liegt da
drin und schläft, nachdem er sich die Augen ausgeheult hat! Und ich hasse es,
wenn Harry weint!“
Die Augenbrauen von praktisch jedem Anwesenden schossen in
die Höhe, während Severus wirklich alle Mühe hatte, sich ein dummes Grinsen zu
verkneifen. Ob der Junge auch nur eine Ahnung über die Macht hatte, die er
unbewusst über den Drachenzähmer hatte? Und wann die Beiden begreifen würden,
dass sie sich gegenseitig liebten? Und dann aufhören würden, umeinander herum zu
tanzen, wie Storche in der Balz?
Auch Bill hatte alle Mühe, ein ruhiges Gesicht zu wahren.
„Wer soll die Sitze übernehmen?“; fragte er dann ruhig. „Abgesehen von Vater?“
„Ich,“ gab Charlie ruhig zurück. „Ich werde stellvertretend
für Harry hingehen, er ist nach der Geschichte in keinerlei Verfassung sich
ausfragen zu lassen und er hasst die Öffentlichkeit, aber ich wollte, dass wir
alle Sitze unter uns vieren aufteilen, du, Bill, Dad, ich und Percy. Denn ich
will den Sitz nicht ewig und Harry will auch seine Ruhe, wenn das Alles vorbei
ist,“ erklärte er.
„Gut,“ nickte Arthur, wandte sich dann an Lucius. „Ich denke,
wir haben Einiges zu organisieren, nicht wahr? Ich habe keine Ahnung, wen ich
sonst bitten soll, die Versammlung schnell einzuberufen, denn soweit ich weiß,
bist du der Einzige, der schon aktiv im Rat sitzt, nicht wahr?“
Lucius lächelte etwas. Er hatte Arthur erst vor Kurzem das Du
angeboten. „Ich bin nicht der Einzige, Severus hat seinen Stuhl schon vor einer
Weile angefordert, er lässt sich nur meist von mir vertreten, er will nicht,
dass Dumbledore weiß, dass er im Ausschuss sitzt und noch sein Familienerbe
besitzt, der Alte würde es ihm nur wegnehmen wollen.“
Die Anderen nickten nur verstehend.
„Wie lang braucht es, Alles in die Wege zu leiten?“
„Montag,“ gab Lucius ruhig zurück. „Heute rufe ich den Rat
zusammen, dann werde ich die Sitze authentifizieren lassen und Montag wird der
Rat tagen, das Urteil kann die nächsten beiden Tage vollstreckt werden. Ich
denke, das festzustellen, wird nicht schwer sein.“
„Dann los,“ befahl Charlie. „Ich will zu Harry zurück!“
Die Anderen nickten nur, verabschiedeten sich und gingen,
Charlie lächelte seinem jüngsten Bruder nur zu. „Mach deine Hausaufgaben,“ riet
er, dann ging er zurück in ihr Zimmer, wenig überrascht zu sehen, dass Harry
offensichtlich einen Alptraum hatte. Er setzte sich dazu, begann, über Harrys
Haare zu streicheln, bis der sich wieder beruhigte.
Percy saß auf einem Stuhl im Verhörraum, die Arme auf der
Lehne, vor sich der immer noch lädiert aussehende Schüler, aber das Schlimmste
war geheilt worden, vor Allem der säuberlich zertrümmerte Kiefer, denn sonst
wäre das Sprechen ja nicht möglich. Das war auch der einzige Grund, warum er
zugelassen hatte, dass der Heiler geholt wurde. Er wollte das der Bengel litt
für die Dummheit, die er begangen hatte. Einen anderen, eindeutig unwilligen
Jungen zu begrabschen, war das Dümmste, was man in der magischen Welt tun konnte
und Percy ahnte, dass der Beste nur am Leben war, weil Charlie gern einige
Antworten hätte. Sonst hätte auch Hagrid seinen in Rage geratenen Bruder nicht
stoppen können und Finningan wäre tot gewesen. Gründlich. Nicht mal seine Mutter
hätte ihn dann noch an den Resten identifizieren können.
Er selbst hatte auch das dringende Bedürfnis, den Bengel zu
verprügeln, doch er wurde von zwei Auroren beobachtet und er würde sich so eine
Blöße niemals geben. Er machte ein kurzes Zeichen, einer der Auroren trat vor,
zwang den Sechzehnjährigen seinen Mund zu öffnen und tröpfelte ihm das
Wahrheitsserum ein. Er hatte nicht die Geduld für eine peinliche Befragung und
für dumme Lügen. Er wollte nur die Verbindungen zu Dumbledore, der seine Familie
nicht nur beleidigt, sondern auch bedroht hatte.
„Name, Alter, Status,“ begann Percy, als die Augen sich
verschleierten, gab zeitgleich einem Auror mit einer magischen Feder ein
Zeichen, der Diese los ließ und sie über einige Pergamente glitt.
„Seamus Finningan, sechzehn, Schüler des sechsten Jahres in
Hogwarts.“
„Hat Harry James Potter Weasley je mit Ihnen geflitet?“
„Nein.“
„Hat er je Andeutungen gemacht, eine Beziehung mit Ihnen zu
wollen?“
„Nein.“
„Haben Sie ihn zum Sex aufgefordert?“
„Ja.“
„Wie oft?“
„Zehn mal.“
„Wollte er das?“
„Nein.“
„Warum haben Sie ihn dann belästigt?“
„Weil ich es sollte:“
„Wer hat Ihnen das befohlen?“
„Albus Dumbledore und Hermine Granger.“
„Warum?“
„Um einen Keil zwischen Potter und seinen Pseudomann zu
treiben.“
„Was sollte das bringen?“, Percy ballte seine Fäuste, er
musste sich wirklich zurückhalten.
„Weasley sollte ihn verprügeln,“ kam es tonlos zurück.
„Warum?“
„Damit er zu uns zurückgekrochen kommt und sich wieder den
Befehlen beugt, er darf sich nicht aus der Verantwortung stehen.“
„Wollten Sie etwas von Harry, bevor Sie auf ihn angesetzt
wurden?“
„Ja.“
„Wie haben Sie ihn dazu gebracht, sich nicht mehr zu wehren?“
„Ein Zauberamulett, das Granger von Dumbledore für mich
geholt hat. Es wirkt lähmend, wenn ich es will.“
„Also haben Sie auf Dumbledores Befehl gearbeitet?“
„Ja.“
Percy machte dem Auror wieder ein Zeichen, so, dass der dem
Bengel das Gegengift gab, wesentlich gröber, als zuvor. Niemand hatte mehr
Mitleid. Dann sah er dem Iren in die Augen: „Dummer Bengel,“ lächelte er eisig.
„Es war dumm, sich mit einer alten Familie anzulegen, wirklich dumm. Bringt ihn
weg.“
„Er ist eine Nutte! Er fand es toll! Er will nichts von
deinem Drecksbruder!“
„Das erklärt, warum er keine Erektion bekommen hat,“ lächelte
Percy kalt, dann sah er auf die Aufzeichnungen: „Eine Kopie davon geht an meinen
Vater, eine Weitere zu meinem Bruder Bill,“ erklärte er. „Die wollen einige
Dinge einfordern, bevor das öffentlich wird.“
„Was soll das?“, fragte einer der Auroren. „Warum keine
weiteren Anzeigen?“
„Das wird kommen. Aber erst hat meine Familie einige
Vorrechte.“
„Natürlich, Mister Weasley,“ lächelte einer der beiden
Auroren, selbst ein Vollblut mit alter Familie. Damit verließen sie mit ihrem
Gefangenen den Raum.
Mit einem Japsen fuhr Harry nach oben, er zitterte noch von
dem Alptraum, doch sofort schlossen sich die sicheren Arme um ihn, er wurde an
einen warmen Körper gezogen.
„Es ist gut,“ sprach Charlie leise. Er hatte neben dem
Jüngeren gesessen, hielt ihn eng an sich gedrückt. „Es war nur ein Alptraum, du
bist sicher.“
Erleichtert sackte Harry gegen den Älteren, sog dessen
inzwischen vertrauten Geruch in sich auf. Kein Seamus. Keine Bücherei, nur
Charlie. „Tut mir Leid,“ murmelte er. „Hab ich... lang geschlafen?“
„Nur ein paar Stunden;“ gab Charlie zurück. „Du bist
pünktlich zum Abendessen aufgewacht.“ Er lächelte, sah Harry eine Weile an und
küsste ihn dann. Er genoss dieses Gefühl mehr als alles Andere.
„Liebst.. liebst du mich wirklich?“, fragte Harry leise. Er
konnte es sich einfach nicht vorstellen.
„Ja,“ war die simple Antwort. „Ich war auch nur in der
Bücherei, weil ich das Gefühl hatte, dass du mich rufst,“ fügte er an. Er strich
durch die vom Schlafen wirren Haare. „Glaub mir, das tue ich,“ fügte er nach
einer Weile an.
„Seamus?“, fragte Harry, er hatte Angst, dem Anderen noch ein
Mal begegnen zu müssen.
„Verhaftet,“ gab Charlie hart zurück. „Und du wirst ihm hier
nie wieder begegnen, mach dir keine Sorgen.“
Der Grünäugige
nickte, sichtlich erleichtert. Er fühlte sich noch immer so fertig, irgendwie
richtig krank. „Kann... ich morgen hier bleiben?“, fragte er daher. „Es ist
ohnehin nur Verteidigung, den Stoff kenn ich schon, und McGonagall...“
„Natürlich,“ stimmte Charlie zu. „Du kannst bis zum
Wochenende hier bleiben,“ fügte er an. „Bis dahin haben wir auch etwas getan, um
Dumbledore aus dem Weg zu räumen,“ versprach er.
„Wie? Was habt ihr vor?“
„Dumbledore aus der Schule jagen,“ gab Charlie zurück. „Ich
habe gesagt, dass wir die Sitze in den Räten fordern werden, wir werden ihn
demontieren. Der Alte ist mehrere Schritte zu weit gegangen. Wir setzen deinen
Plan in Bewegung.“
Harry lächelte einfach nur. Vermutlich sollte er sich
bevormundet vorkommen, doch stattdessen fühlte er sich einfach nur geschützt und
geliebt. Er kuschelte sich an den Älteren, hielt sich an ihm fest. Bis ein
Trillern ihn an einige andere Mitbewohner erinnerte. „Ich glaub, da hat wer
Hunger,“ stellte er fest, trennte sich, wenn auch nur ungern von dem Älteren und
kniete sich vor den Laufstall, was dazu führte, dass die Kleinen sich auf ihre
Hinterpfoten stellten und mit den Schwänzen wackelten.
„Ja, das denke ich auch,“ nickte Charlie, er trat zu einem
Schrank und holte das Milchpulver, rührte es an und erwärmte es mit einem
Zauber, gab zwei der Flaschen ab und half Harry, zwei der Drachen auf den Schoß
zu nehmen, während er die Anderen nahm. Es war einfach zu süß zu sehen, wie die
Tiere sich an seinem Mann rieben, bevor sie die Nuckel schnappten.
„Sie bekommen sicher bald das erste Fleisch, oder?“, fragte
er dann. Denn in einem der Bücher hatte gestanden, dass Drachen nur in den
ersten Wochen Milch tranken und schon sobald die ersten Zähne waren, zusätzlich
Fleisch brauchten.
„Ja, in einer Woche, denke ich,“ erklärte Charlie. „Dann
werden sie zu zahnen beginnen und ich werde kleine Fische und Mäuse mitbringen.
Oder Eintagsküken, die verkaufen die Muggel kistenweise, weil sie die männlichen
Küken nicht brauchen können.“
Harry nickte, er wusste, es waren Notwendigkeiten und er
wusste ja, wie die Muggel ihre Hühnereier bekamen. Er lachte leise, als Kheleka
seine Hand anstupste und begann, daran zu nuckeln, obwohl sie eigentlich satt
war. Sie tat es einfach so. Er war vor Allem froh, dass er erst mal nicht in den
Unterricht musste. „Nimmst du eigentlich immer Alle mit in den Unterricht?“
„Was? Nein, ganz sicher nicht!“, lachte Charlie. „Das kleine,
blaue Ekel, dass du da hast und das gerade einen auf ganz harmlos macht, beißt
und kratzt, nur Galan und Thalia sind einigermaßen verträglich, zumindest noch.
Aber anfassen lassen sie sich von den Anderen sicher nicht. Ich meine, sie
lassen sich von dir anfassen, aber nicht von mir, nur, wenn ich sie füttere. Du
bist ihre Bezugsperson.“
„Sie ist kein Ekel!“, verteidigte Harry seine Kleine. „Nur...
etwas schüchtern.“
„Okay,“ grinste Charlie.
„Wie
du meinst, es sei dir gelassen, aber wir Beide gehen jetzt was essen.“ Er
brachte erst seine beiden Schützlinge zurück in den Laufstall, die ohnehin schon
wieder geübt hatten, ihre Beine zu koordinieren, erst dann nahm er die anderen
Beiden hoch, die wenig begeistert knurrten, sich aber wohl oder übel in ihr
Schicksal fügen mussten. Noch. Solange sie zu klein waren, um sich zu wehren.
Harry nickte und stand auf, erleichtert, als eine Hauselfe
ihnen das Essen wohl hierher gebracht hatte, er wollte um Nichts in der Welt
zurück und er war unendlich froh, nicht ins Schloss zu müssen, denn das war im
Moment purer Horror für ihn.
Es gab einfachen Eintopf, dazu Brot und es schmeckte einfach
nu köstlich. Als er selbst satt war, lehnte er sich an seinen Mann, der ihm
gesagt hatte, dass er ihn auch liebte. Und es war ein unglaubliches Gefühl. Ein
Glück, mit dem er nicht mehr gerechnet hatte.
„Du bist immer noch vollkommen erschöpft,“ stellte Charlie
leise fest. „Komm, zieh dich um, dann kannst du dich wieder hinlegen.“
„Warum bin ich so müde, ich hab doch nicht mal trainiert...“
„Psychische Erschöpfung,“ gab Charlie nur zurück. Er küsste
den Jüngeren. „Geh einfach ins Bad, dusch dich und komm dann ins Bett, ich setze
mich dazu, ich muss ohnehin noch einige Dinge für den Unterricht vorbereiten.“
Ruhig betrachtete Arthur die zwölf Menschen, die in einem
Halbkreis um ihn und seine beiden anwesenden Söhne standen. Es war früher Morgen
und Charlie hatte erklärt, dass er bei Harry bleiben würde, damit der nicht
allein aufwache, nach dem, was sich am Vortag ereignet habe, es ginge ja heut
nur um die Anerkennung und die Beweislage, zum Urteil würde er
selbstverständlich anwesend sein. Und das würde wohl sicher nicht vor übermorgen
fallen, so verlangte es die Tradition. In seiner Hand hielt er die Erinnerungen
von Charlie, als der Harrys Rücken das erste Mal gesehen hatte.
„Das sind viele Stühle und somit sehr viele Stimmen,“ sprach
schließlich die Vorgesetzte. „Nicht nur hier, sondern auch in den anderen
Räten.“
„Wir haben ein Recht darauf,“ gab Arthur, als das
Familienoberhaupt, zurück. „Die Rollen liegen vor euch. Bisher haben wir
verzichtet, doch etwas ist geschehen, dass diese Handlung erfordert. Wir
verlangen, was seit Jahrhunderten das Unsere ist.“
Es war Lucius, der sich ruhig erhob. „Die Ansprüche sind
gerechtfertigt,“ sprach er ruhig. „Und ich weiß, dass Harry James Weasley nichts
dagegen hat, von diesen Leuten vertreten zu werden, bis er sich selbst in der
Lage sieht, seine Urplätze einzunehmen, unter Anderem den Sitz Merlins. Wir
sollten stolz sein, den letzten wahren Erben unter uns zu begrüßen, oder
stellvertretend dessen Familie.“
Die restlichen Anwesenden berieten sich leise, während er zu
Severus sah, der ausnahmsweise selbst mal da war, mit ausdruckslosem Gesicht in
einem der Stühle sah, vor sich seine beiden Stimmkarten, ja oder nein. „Die
müssen aber auch aus Allem einen riesigen Zinnober machen...“
„Würdest du auch, wenn dir klar wird, dass du kaum noch was
ohne die Zustimmung einer einzigen Familie erreichen kannst,“ gab der
Tränkemeister trocken zurück. „Ich meine, überleg mal, allein vier der fünf
ältesten und schwer wiegendsten Stimmen sind soeben weg, Merlin und drei der
Gründer. Ich habe den anderen Gründerstuhl, die zwei Weitere und wir sind auf
deren Seite, sie haben aber noch drei weitere Stimmen. Ich würde sagen, das
bringt hier an ganz neues Gleichgewicht rein.“
„Allerdings,“ nickte Lucius und grinste. „Es könnte endlich
mal interessant werden und statt die neuen Schlüsse nur zu blockieren, können
wir endlich selbst Sinnvolle beschließen. Das ist doch mal was.“
Severus lächelte etwas zynisch. „Und du meinst, die Anderen,
die magische Wesen aus Hogwarts ausschließen wollten, sehen das auch so?“
„Nein, aber sie werden keine Wahl haben,“ grinste Lucius
hämisch. „Rache für Jahre voller Dummheit und Idiotie!“
„Toll,“ murmelte Severus nur, heftete sein Augenmerk wieder
auf die Vorsitzende, die sichtlich wenig begeistert die Pergamente erneut
untersuchte, bitter enttäuscht, sie nicht als Fälschungen outen zu können.
Niemand teilte gern Macht. Schon gar nicht, wenn man erst Alles hatte und auf
ein Mal nichts mehr zu bleiben drohte.
„Die Papiere sprechen die Wahrheit,“ musste die Vorsitzende
nach einer Weile eingestehen. Sie war wenig begeistert von dieser neuen
Entwicklung, doch sie konnte nicht verwehren, was die Leute forderten. Und wenn
sie es noch so gern täte. Sie musste damit leben, dass auf ein Mal die uralten
Sitze alle weg waren, wo Albus Dumbledore doch immer wieder betont hatte, dass
er Anspruch darauf habe, dem sie schon mehr als ein Mal fast nachgegeben hätte.
Der Mann war immerhin alt und weise und es war eigentlich eine Schande, ihm
seinen Sitz zu verweigern, aber er hatte nie die Papiere bringen können. Diese
Leute aber hatten sie. „Die Ansprüche sind gerechtfertigt. Ich muss fragen, wie
diese Sitze nimmt.“
„Meine ältesten drei Söhne und ich,“ erklärte Arthur ruhig.
„Sowie mein Schwiegersohn, wenn er wieder in der Lage dazu ist, wir werden uns
auch gegenseitig vertreten, so es uns notwenig scheint. Ich als Oberhaupt der
Familie habe die entsprechenden Papiere bereits vorbereitet.“ Wie gesagt, er
mochte eigentlich keine Ambitionen haben, aber verdammt noch mal, er wusste sehr
wohl, was er zu Tun hatte und hätte er gewollt, hätte er schon früh befördert
werden können, doch das hätte mehr Politik bedeutet, was er nie gewollt hatte.
Andere Dinge waren ihm immer wichtiger erschienen. Und nun steckte er doch
mittendrin, zum ersten Mal bereit, seine Familie zu rächen und Wiedergutmachung
zu fordern, nach einigen wirklich üblen Beleidigungen.
„So sei es,“ gab die Vorsitzende schließlich nach und fünf
Stühle erschienen, auch, wenn nur drei Leute anwesend waren. Sie hatte keine
Wahl, sie musste sich den alten Gesetzen beugen, die nie geändert worden waren.
Nun, das war ein guter Punkt, um neue Gesetze zu machen, dann das war wirklich
ein Ungleichgewicht! So viele Stimmen aus nur einer einzigen, verdammten
Familie!
Lucius grinste einfach nur und deutete mit dem Kopf auf die
Sitze, so, dass die Drei sich setzten, vor Allem Percy schien voll in seinem
Element, doch er hielt sich zurück, immerhin war nicht er sondern sein Vater das
Oberhaupt und damit der Wortführer.
„Mir wurde gesagt, es geht hierbei nicht nur um die
Ernennung, sondern auch um eine Dringlichkeitssitzung, die sich vielleicht über
einige Tage hinziehen könnte,“ fragte die Vorsitzende, während sie selbst ihren
Platz wieder einnahm.
Arthur nickte, er stand wieder auf, ging nach Vorn. „Alle
Stimmen meines Hauses gehen dazu, Albus Percival Wuflric Dumbledore seines
Postens zu entheben und ihn aus der Schule zu jagen!“, erklärte er mit ruhiger
Stimme.
„Wieso?“, begehrten die Alten sofort auf: „Der Mann ist weise
und er kämpft für das Licht! Er ist ein guter Direktor!“
„Sanktioniert ein guter Direktor die Misshandlung eines
Schülers und stiftet Andere an, ihn zu vergewaltigen?“, fragte Arthur
seelenruhig weiter. „Dieser Mann hat meine Familie beleidigt und noch bevor es
meine Angelegenheit wurde hat er einem Jungen ein Schicksal ausgesetzt, unter
dem er vermutlich immer leiden wird! Das kann und werde ich nicht dulden! So ein
Mann darf in keiner Position bleiben, weitere Kinder so zu behandeln und Andere
einer Gehirnwäsche zu unterziehen, wie er es mit meiner einzigen Tochter getan
hat!“
„Das sind schwere Anschuldigungen,“ meldete Joe Lovegood sich
zu Wort. „Man kann solcherlei Dinge nicht einfach in den Raum stellen, sie
zerstören den Ruf einen unbefleckten Mannes und ohne Beweise ist das eine
Straftat.“
Arthur lächelte zynisch. „Ich habe einen Zeugen und mehrere
Beweise,“ gab er ruhig zurück. „Und man kann weitere Zeugen holen,“ fügte er an.
„Unter Anderem die Beauftragte im Ministerium, Dolores Umbridge. Tränkemeister
Severus Snape hat sicher Wahrheitsserum dabei, um jeglichen Verdacht einer Lüge
zu unterbinden. Ich bin auch bereit, es selbst zu nehmen, so es nach allen
Aussagen noch erforderlich scheint.“
Severus nickte knapp und stellte zwei Phiolen heraus, das
Serum und das Gegenmittel.
„Nun denn,“ forderte die Vorsitzende auf, ohne an die
Unterstellungen zu glauben. „Beginnen Sie mit Ihren Ausführungen, wobei ich mir
sicher bin, dass das nur ein riesiges Missverständnis sein kann! Ich vertraue
Albus Dumbledore! Bisher wollte er immer nur das Beste für die Gesellschaft!“
„Ich denke, nach dem, was ich zu sagen und zu zeigen habe,
werden Sie Ihre Meinung schnell ändern,“ gab Arthur ruhig zurück. Und dann
aktivierte er, ohne weitere Vorwarnung die Erinnerungen, die ihm der Tukan heute
Morgen erst gebracht und die er selbst nicht gesehen hatte. Er beobachtete
selbst mit Entsetzen, wie Charlie auf den vollkommen blutigen Rücken starrte,
wie Harry nur darum bettelte, Niemandem etwas zu erzählen und sein zweitältester
Sohn seine Hilfe zusagte. Anschließend verteilte er die Dokumente, die Harrys
Verletzungen aufzählten, die der Heiler, der Harry in Bulgarien untersucht
hatte, angefertigt hatte. Mit dem Schluss, dass man Harry vermutlich von dem
Augenblick misshandelt hatte, als er an der Türschwelle seiner Verwandten
abgelegt worden war, wie ein Beutel Müll.
Es folgten Stellungnahmen von Karkoff und einigen Anderen,
die bestätigten, dass man Harry für die Aufgabe, zu der man ihn drängte, bei
weitem nicht genug unterrichtet hatte, dass dessen Zauberstab nur gut war, seine
Magie zu verstümmeln und dann die Aussage, dass der Direktor selbst Harry jedes
Jahr unendlichen Gefahren ausgesetzt und ihn im letzten Jahr auch selbst
verflucht habe. Gekrönt wurde es von der Aussage von Finningan, der zur
Vergewaltigung aufgerufen worden war, um eine Ehe zu zerstören.
Lucius war überrascht, wie schnell dieses betretene Schweigen
einkehrte, diese absolute von Entsetzen und Unglaube durchzogene Stille, während
ein Bild aus dem Denkarium angehalten worden war, das, in dem Charlie sich den
geschundenen Rücken ansah. Dazu die medizinischen Berichte.
Die Vorsitzende starrte auf all die Berichte, die
zertifiziert worden waren, von einer Regierung, zwar einer Ausländischen, aber
das spielte ja keine Rolle, von höchster Stelle auf jeden Fall. Dann sah sie auf
den rothaarigen Mann, der ihren Blick ruhig begegnete, ohne auch nur zu
blinzeln. Der hier war, um ein Mitglied seiner Familie zu rächen. Und sei musste
ehrlich sein, wenn das stimmte, war Dumbledore eine Bedrohung für die Schule und
sicher kein Segen.
Aber sie konnte das nicht sehen! Der Mann hatte schon sie
unterrichtet, er war ihr immer geduldig erschienen und voller Verständnis. Wie
ließ sich das mit dem Bild vereinbaren, dass sich nun immer deutlicher
abzuzeichnen begann? Wie sollte sie das akzeptieren? „Was hat das mit Madame
Umbridge zu Tun?“, fragte sie daher, verzweifelt nach einer Lücke in der
Beweisführung suchend.
„Sie hat mit vollem Wissen und Zustimmung des Direktors eine
Blutfeder gegen meinen Schwiegersohn verwendet, die ihm eine Narbe einbrachte,
‚ich darf nicht lügen’, wobei inzwischen Jeder weiß, dass seine Berichte über
Voldemorts Rückkehr keine Lüge waren und dass der Direktor das auch sehr wohl
wusste. Die Verletzung und ihre Tiefe sind mit aufgeführt.“
„Warum ist Harry Potter dann nicht hier, um selbst
auszusagen?!“, fragte eine andere Frau, die ebenso ungläubig aussah.
„Weil ich nicht wünsche, dass er noch weitere Traumata zu
erleiden hat,“ gab Arthur eisig zurück. „Wenn ein anderes Kind vergewaltigt und
geschlagen wird, wird es nicht vor Gerichte gezerrt, die Aussagen der Familie
werden akzeptiert. Sollte das bei ihm nicht auch der Fall sein? Er wäre fast
vergewaltigt worden, er wurde sein Laben lang geschlagen! Ich werde ihn sicher
nicht auch noch so einer Befragung aussetzen!“
Stille. Absolute Stille. Noch nie hatte man Arthur Weasley so
aggressiv erlebt und zum ersten Mal sah auch Lucius, dass der Mann von altem
Blut war. Er war es schließlich auch, der sich erhob. „Ich beantrage, dass Albus
Dumbledore seiner Ämter in Hogwarts enthoben und sein Gehalt gestrichen wird,
was er getan hat, sind schwere Verbrechen. Er muss verhaftet und hier, vor uns
Allen, befragt werden, so, wie das Gesetz es will, dass auch Harry Potter vor
einem Auftritt hier schützt,“ fügte er an.
Arthur nickte dem Blonden erleichtert zu und setzte sich
wieder auf seinen Platz zu seinen Söhnen, die die Anderen mit auffordernden
Blicken in die Enge zu treiben schienen.
„Zugestimmt,“ meldete Severus sich ruhig und auch Lovegood
nickte.
„Wenn etwas an dieser Sache drin ist, will ich nicht wissen,
wie viele unserer Kinder in konstanter Gefahr geschwebt haben,“ meldete sich ein
anderer Mann zu Wort. „Albus Dumbledore soll verhaftet und hierher gebracht
werden. Egal, wie das Kind nun heißt, ein Direktor darf Dinge wie eine Blutfeder
nie sanktionieren! Des Weiteren fordere ich eine peinliche Befragung von Dolores
Umbrige.“
Harry erwachte, als etwas Feuchtes über seine Wange glitt.
Mehrfach. Verwirrt sah er auf – direkt in nachtblaue, große, unschuldige Augen.
Verwirrt blinzelte er, sah dann erneut hin. Nein, er irrte sich nicht. Kheleka
saß, stolz mit ihrem Schwanz wedelnd, auf dem Bett und leckte ihn gerade ab. Er
richtete sich auf, sah zu dem abgegitterten Stall – und erkannte, dass auch
Galen seine Barriere fast überwunden hatte und nun dann auf den Boden plumpste,
um anschließend seinen Weg zum Bett zu machen. „Was tut ihr denn da?“, fragte
er, immer noch erschöpft, aber ein Blick auf die Uhr sagte ihm, dass er
eigentlich wirklich wach sein sollte, immerhin war es weit nach Zehn. Morgens,
sollte man zufügen.
„Was ist denn hier los?“, fragte Charlie, der in dem Moment,
voll angezogen, ins Schlafzimmer kam. Er hatte gleich Unterricht und er musste
hin, aber Harry hatte noch geschlafen, als er ins Bad verschwunden war. Nun
allerdings saß sein Mann, sichtlich verwirrt, auf dem Bett, während der kleine
Eisdrache schnurrte und sich streicheln ließ. Er blickte zu dem Stall und wurde
verdattert Zeuge, wie auch Nummer Drei und Vier es irgendwie schafften, nach
Oben zu kommen und dann nach Unten zu purzeln, sie rollten sich ab, dann machten
sie sich auf den Weg zum Bett.
„Völkerwanderung,“ meinte Harry nur trocken, während er
gerade Nummer zwei auf das Bett half. „Etwas sagt mir, dass wir das Gitter
erhöhen sollten.“
„Allerdings,“ stimmte Charlie zu, er trat zum Bett und küsste
seinen Mann sanft. „Nur fürchte ich, dass das deine Fans auch nicht lange
aufhalten würde,“ meinte er nur, während er beobachtete, wie auch die letzten
Beiden das Bett bezwangen und sich zufrieden bei Harry zusammen rollten.
Harry lächelte etwas, wurde aber dann wieder ernst. „Musst du
los?“, fragte er leise.
„Ja, ich muss Unterricht halten, sonst fängt es an,
aufzufallen, Severus und Lucius sind schließlich schon weg. Du siehst nicht sehr
wach aus,“ stellte Charlie dabei leise fest.
„Ich bin auch noch... müde,“ gab Harry zu. „Ich versteh
einfach nicht, warum!“
„Schlaf noch etwas,“ gab Charlie nur zurück. „Dann wird es
sich sicher geben,“ meiner er. „Ich wecke dich spätestens zum Mittagessen. Und
an Gesellschaft mangelt es dir offensichtlich nicht,“ grinste er, als er sah,
wie alle Vier sich eng an Harry kuschelten. Sie hatten eindeutig die Absicht, zu
bleiben.
„Braust du nicht einen... für den Unterricht?“
Charlie musterte die Kleinen, wobei einer nach dem Anderen
warnend die Zähne fletschte. Nein, keiner würde ihm heute eine große Hilfe sein.
„Nein, heute nicht,“ gab Charlie nur zurück. „Heute sollen sie etwas über
Körperbau lernen, da reichen Bilder und Karten.“ Er strich über Harrys Haare,
beobachtete, wie der Jüngere sich wieder in die Kissen legte und um die Drachen
zusammenrollte. „Schlaf einfach...“
Erst, als Harry wieder schlief, ging er, immer noch sauer
über das, was man dem Jungen angetan hatte. Und er würde noch richtig auf den
Putz hauen. Harry war mental so erschöpft, dass er jetzt noch schlief, weil er
nicht wach bleiben konnte. Aber das würde Folgen haben! Jeder, der etwas damit
zu Tun gehabt hatte, würde leiden! Schrecklich! Und er würde Ron bitten, den
Jüngeren nicht noch mal aus den Augen zu lassen, sein Bruder machte sich ja auch
so schon Vorwürfe.
Harry schlief tatsächlich bis zum Mittagessen, bis ihn eine
Hand auf der Schulter weckte. Er rollte sich erst mal unwillig um die Drachen
zusammen, die immer noch da lagen, wie er feststellte, dann aber öffnete er die
Augen. „Hi...“
Charlie lächelte etwas und setzte sich zu seinem Mann, der
sich nun langsam entspannte und sich doch noch herumdrehte. „Na,
ausgeschlafener?“, fragte er und hielt die vier Flaschen hoch.
Harry lächelte etwas und setzte sich auf, rieb sich die
Augen. „Noch etwas müde, aber es geht,“ erklärte er. „Warum bin ich so müde?“
„Das wird sich sicher bald geben,“ lächelte der Rotschopf und
half Harry, sich aufzusetzen, bevor er sich an die vier Okkupanten seines
Bettes. „Aber nur im eines festzustellen, das hier ist eine Ausnahme, das hier
ist das Menschenbett, eures ist da hinten!“ Die Drachen beschränkten sich
darauf, sich demonstrativ abzuwenden.
„Er hat Recht, wisst ihr?“, lächelte Harry nur. „Aber keine
Sorge, wir machen euer Bett größer und wenn ihr schon so aktiv seid, geh ich
morgen für eine Weile mit euch raus – wenn ihr versprecht, in der Nähe zu
bleiben.“
Charlie hätte fast losgegrölt, als alle Vier sich wieder zu
Harry wandten und eifrig nickten. Erst, als er sich wieder einigermaßen beruhigt
hatte, schnappte er sich zwei der Tiere und hielt ihnen die Nuckel hin, auf die
sie sich sofort stürzten.
Auch Harry hatte sich inzwischen aufgerichtet und gab seinen
Beiden die Nuckel, beobachtete, wie die ihre Pfoten auf die Flaschen legten,
damit ja Niemand die wegnahm, während noch ein einzelner Tropfen darin war. Als
die Vier allerdings satt waren, begann Charlie, sie wieder in ihren Käfig zu
setzen, wobei er Diesen dann aber vergrößerte, das Gitter erhöhte und nach Innen
knickte, so, dass die Vier so schnell eine weiteren Ausflüge mehr machen würden
– wie er wohl hoffte.
„So, und nun zu dir,“ lächelte Charlie. „Komm, raus aus dem
Bett, zieh dich an und dann gibt es Essen für uns.“
Harry nickte und verabschiedete sich entgültig von den warmen
Laken, er wollte gerade aus dem Raum, als er die große Hand spürte, die sich um
sein Gelenk schloss. Überrascht sah er auf, lächelte aber dann, als Charlie ihn
zu sich zog und ihn noch mal heiß küsste. Bis sie sich, wohl oder übel, trennen
mussten, um wieder Luft zu bekommen. Er lächelte Charlie nur an, wurde von einem
weiteren Kuss auf die Nasenspitze belohnt.
„Na los,“ forderte Charlie den Jüngeren auf. „Geh.“ Er
beobachtete, wie Harry aus dem Raum verschwand und musste sich beherrschen,
nicht einfach hinterher zu laufen, seit er wusste, dass er mit seinen Gefühlen
nicht allein dastand. Aber er wusste, sie brauchten Beide etwas Zeit, um sich
auf dese neue Situation einzustellen, die nur durch einen mehr als unschönen
Zwischenfall überhaupt erst klar geworden war. Er wollte Harry nicht überfallen,
er wollte, dass der sich hier sicher fühlte, auch, wenn der Rest der Welt sich
gegen ihn verschwor. Das war das Wichtigste überhaupt.
Mit einem Lächeln auf den Lippen stand Charlie auf und rief
eine Hauselfe, der er befahl, das Mittagessen hierher zu bringen. Er hörte das
Wasser aus dem Bad – und das frustrierte Protestieren aus dem Schlafzimmer, wo
seine hauseigene Rasselbande gerade feststellte, dass der nächste
Ausbruchversuch wohl doch etwas mehr Planung kosten würde, als ihr erster. Aber
das gehörte eben dazu. Es war ohnehin das erste Mal, dass er so zahme
Drachenbabys gesehen hatte und es waren nicht die Ersten, bei deren Aufzucht er
geholfen hatte. Er wurde das Gefühl ohnehin nicht los, dass der einzige Grund,
warum es so einfach war, sein Mann zu sein schien. Harry war ein so natürlicher
Zähmer, dass es einfach nur erstaunlich war. Er hatte bereits mehrere Berichte
zu seinem Vorgesetzten geschickt, die der nicht glauben konnte, doch dann hatte
er einige seiner Erinnerungen dupliziert, in ein Fläschchen abgefüllt und seinem
Boss mitgeschickt. Per Tukan. Schon allein, weil der ihm nicht geglaubt hatte.
Nun aber wollte sein Boss bald hierher kommen, um das selbst zu sehen. Na, er
war schon gespannt auf dessen Gesicht...
Harry lächelte, er lehnte verträumt in der Dusche, während
das Wasser auf ihn herunter prasselte. Er konnte es immer noch nicht fassen, es
war wie ein Märchen, dass Charlie ihn auch liebte. Ihn, gerade ihn, der kaum
Fett auf den Knochen hatte und der eigentlich verdammt klein war. Und doch hatte
Charlie sich ihn ausgesucht. Erst nach einer ganzen Weile trat er wieder aus der
Dusche, trocknete sich ab und zog sich an, bevor er in das Wohn und Esszimmer
trat, wo Charlie schon am gedeckten Tisch wartete. „Hmmm...“, er wurde
allerdings etwas rot, als sein Magen auch noch lautstark knurrte. Dann blickte
er zum Schlafzimmer.
„Denk dir nichts, sie haben nur festgestellt, dass ihr Käfig
fürs Erste ausbruchsicher ist. Und jetzt setz dich, du hast Hunger,“ lächelte
der Rotschopf und füllte einen der Teller, den er dann weiter gab.
„Danke,“ lächelte Harry nur und begann, gierig zu essen. Er
merkte, dass er das Frühstück vollkommen verpasst hatte und nun musste er das
wieder nachholen, vor Allem, wo es so lecker schmeckte. Es gab Steak,
Folienkartoffeln und Kräuterbutter, Mais und Salat. Und Harry langte zu. Oft.
Charlie, der nach dem zweiten Teller satt war, beobachtete
fasziniert, wie Harry immer weiter aß. Er war froh dass der Jüngere sich nach
den Ereignissen gestern wieder einigermaßen gefangen zu haben schien, es hätte
auch gut sein können, dass er Nahrung verweigert hätte. Das war bei Opfern von
Vergewaltigung eine natürliche und eine mögliche Reaktion, aber zum Glück hatte
sein Mann sie nicht. Vermutlich einfach auch, weil er rechtzeitig da gewesen
war, um es zu verhindern.
Erst beim vierten Teller sah Harry auf – und wurde rot, als
er sah, dass Charlie ihn beobachtete.
Charlie lachte leise. „Na los, iss weiter. Und künftig wirst
du keine Mahlzeit mehr verpassen...“
Der Grünäugige sah den Anderen an, wurde noch etwas röter, aß
aber dann weiter. Er hatte nun mal Hunger! Was konnte er denn dafür?
Der Drachenzähmer lächelte nur und enthüllte dann den
Nachtisch. Heißer Fruchtstrudel mit Vanilleeis. Er nahm sich eine Schale, gab
eine Weitere an Harry, der begeistert weiter aß. Nun, zumindest bestand so die
Chance, dass der tatsächlich bald eine etwas gesündere Figur bekommen würde.
Nach dem Essen lehnte Harry sich zurück und tätschelte seinen
Bauch. „Ich glaub, ich bin voll,“ grinste er dann.
„Das möchte man meinen,“ gab Charlie trocken zurück, lachte
aber dann. „Nun, zumindest ist nicht viel übrig geblieben,“ meinte er in seiner
gutmütigen Art. „Ron kommt sicher auch bald, um dir die Hausaufgaben zu
bringen.“
Hausaufgaben?“, fragte Harry empört. „Aber...!“
Der Ältere lachte. „Na ja, kein Unterricht ist eine Sache,
aber keine Hausaufgaben leider eine Andere und Poppy hat angekündigt, dass sie
morgen vorbei kommt, um dir deine Stunden zu geben.“
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